Tagebuch ohne Fotos zum Drucken



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Mittwoch, 17.06.2009

Das Aufstehen ist mir wieder schwer gefallen, lag ich doch wieder erst gegen halb eins im Bett. Ich habe mir fest vorgenommen, dass es heute Abend früher wird, damit ich für morgen fit bin. Fitness konnten Masha und ich am heutigen Morgen in jedem Fall gut gebrauchen, denn wir mussten unseren Plan nach Jaroslawl fahren aufgeben: Es war unmöglich, kurz vor der Abfahrt des Express-Zuges eine Fahrkarte zu kaufen. Zunächst haben wir es am Fahrkartenschalter versucht, wo man normale Elektritschka-Karten bekommt, das hat aber nicht geklappt. Wir wurden zu einem anderen Schalter verwiesen, wo dann eine längere Schlange stand, wo uns sämtliche Frauen nicht vorlassen wollten. Letztlich waren wir so spät, dass es nicht mehr geklappt war, da zehn Minuten vor Abfahrt des Zuges keine solchen Tickets mehr verkauft werden. Und im Zug konnte man keine Tickets kaufen. Letztendlich war es so, dass man für die Express-Züge eine Fernverkehrfahrkarte benötigt. So haben wir uns sehr schnell anders entschieden und wollten nach Rjasan fahren. Wir hatten noch gerade genug Zeit bis zur Abfahrt des Zuges, der vom Kasaner Bahnhof gegenüber abfuhr. Das hatte ich übrigens unbewusst einen Abend in meinem russischen Eisenbahnatlas gesehen und mir gemerkt. So sind wir mit Ellenbogenmentalität dorthin gelaufen und haben in der letzten Minuten noch ein Ticket bekommen. Eine Wachfrau hat uns dann noch gezeigt, wo der Zug abfährt und als wir dann im Zug einen Platz gefunden hatten, ging es auch schon los. Uns gegenüber saß ein Mann, der mir irgendwie auffiel. Er schaute insbesondere mich interessiert an und machte ein sehr zufriedenes Gesicht. Irgendwie hat mich der Mann an den Bischof Werth aus Novosibirsk erinnert, aber auch an meinen ehemaligen Mathematiklehrer in Emden. Und nach einer Zeit sprach er mich in gutem Deutsch an und es entwickelte sich ein nettes Gespräch. Er war Lehrer für Geschichte und schreibt jetzt wissenschaftliche Bücher. Nach dreieinhalb Stunden Fahrt sind wir dann in Rjasan angekommen, wo wir uns kurz von ihm verabschiedet haben und uns dann um ein Rückfahrtticket gekümmert haben und zum Fernverkehrsschalter gegangen sind, welcher sich im ersten Stock des Hauses befand, der nur über die Treppe zu erreichen ist. Mit einer Karte bewaffnet ging es dann zum Kreml der Stadt, der sehr schön ist. Es gibt noch ein Rest eines Walles um den Kreml. Dort sind jede Menge Kirchen zu finden, von denen viele derzeit noch repariert werden. Besonders imposant ist die Himmelfahrtskathedrale. Von außen sieht sie mit ihren fünf Kuppeln schon sehr mächtig aus und innen befindet sich eine schier unglaublich Ikonostase aus Holz. Sie hat acht Ikonenreihen mit schönen Verschmückungen aus Holz. Als wir aus der Kirche herauskamen, war es gerade am regnen und der Regen wurde langsam bis zum Ende des Aufenthalts immer mehr. Wir haben dann einen Anleger für Schiffe gefunden und sind dort herunter gegangen und über eine improvisierte Pontonbrücke über den kleinen Fluss gelaufen und haben auf dem Hügel auf der anderen Seite eine kleine Siedlung gefunden, die sich "Insel" nennt. Dort stank es sehr eigenartig nach irgendetwas. Dort sah es zwar etwas trostlos aus, aber dort standen schöne Holzhäuser, die aber teilweise auch verfielen. Hier zeigte sich aber dörfliches Flair und das mehr oder weniger inmitten der Stadt. Hier konnte ich mir gut vorstellen, wie es früher in Rjasan ausgesehen haben mag - vielleicht in etwa in der Zeit, als der Kreml noch "in betrieb" war. Dazu passte dann allerdings schon wieder das Bild, dass sich dann vom Kreml-Wall bot: Dort zog friedlich unten eine Ziegenherde entlang und fraß von dem saftigen Gras. Nach dem Blick ein eine weitere Kirche sind wir dann in einer kleinen Pizzeria essen gegangen. Dort kostete eine kleine runde Pizza mit etwa 20cm Durchmesser keine zwei Euro. Und zum Schluss gab es ein leckeres Eis, das ebenfalls sehr billig war. Außerhalb von Moskau kann man gut das ein oder andere Mal essen gehen, da es wesentlich billiger ist. Anschließend mussten wir durch Regen zum Bahnhof laufen, wo wir dann ziemlich nass angekommen sind. Nach kurzem Warten konnten wir dann auch schon den Zug betreten, der uns dann zurück nach Moskau gebracht hat. Der ist in drei Wagenklassen unterteilt und wir hatten unseren Platz in der dritten - immerhin auf leicht gepolsterten Sitzen, mit Gardinen an den Fenstern und einfach einer ruhigen Atmosphäre. Als der Zug dann losfuhr, floss das Wasser, dass sich auf dem Dach gesammelt hatte, in den Übergang zwischen die Waggons, was wie ein kleiner Wasserfall aussah. Während der Fahrt habe ich dann weiter am Tagebuch geschrieben und mit Masha die Bilder der letzten Tage geschaut.

Zurück in Moskau haben wir uns eher zufällig noch den Kasaner Bahnhof angeschaut und eine sehr prunkvolle Wartehalle vorgefunden, mit viel Gold und Gemälden an der Decke. Auch in der Haupthalle waren einige Gemälde zu finden, die dem Bahnhof ein edles Flair verleihen. Als wir zurück in der Wohnung waren, haben wir schnell geduscht, ich habe Essen gekocht und wir sind dann schnellstmöglich in unsere Betten gegangen.


 

Donnerstag, 18.06.2009

Der Tag fing genauso an wie der gestrige auch: Das Aufstehen fiel schwer und wieder stand das Vorhaben zur Debatte, am heutigen Abend früher schlafen zu gehen. Gestern ist es doch wieder halb zwölf geworden, bis ich im Bett lag. Damit die kleinen Katzen nicht so herumschreien, habe ich ihnen gleich Milch zu trinken gegeben. Das hat nur zur Hälfte geklappt, da eines der beiden Kätzchen lieber durch die Gegend laufen wollte. Dinka, die ausgewachsene Katze, die wegen Krankheit nicht mit zur Datscha gekommen ist, freute sich dann über den Rest der Milch. Eigentlich schlafen die beiden immer nach einer Milchmahlzeit doch wegen des Bewegungsdrangs hatten wir dann heute nicht ganz unsere Ruhe. Nach ein paar Tomaten-Zwiebelbroten sind wir dann zum Jaroslawsker Bahnhof aufgebrochen, von wo wir dann innerhalb von fast vier Stunden die 281km nach Jaroslawl hinter uns gebracht haben. Wir sind in einem Express-Zug in der zweiten Klasse gefahren, was ganz angenehm war und ruhig war. Der Zug war recht voll, doch mit meinem Fensterplatz konnte ich mich an der wunderschönen vorbeiziehenden Landschaft erfreuen. Bis Sergijew Possad kannte ich die Landschaft ja schon zur Genüge, aber ab dann wurde es interessant. Wir sind durch eine wunderschöne Landschaft gefahren, in der man zeitweise überhaupt keine Häuser sehen konnte. Wir sind an vielen Wiesen mit überwiegend weißen, gelben und blauen Blumen vorbeigefahren, es gab Wälder oder Baumgruppen, leichte Hügel und besonders ist mir eine saftige Wiese in Erinnerung geblieben, auf der das Gras in voller Blüte stand. Und auch bei der Durchfahrt durch Sergijew Possad und Rostov konnte man die schönen Klöster und in letzterer Stadt den Kreml sehen.



Gegen 12:20 Uhr waren wir dann am Ziel und wir haben versucht, eine Rückfahrtkarte zu kaufen. Das war für den heutigen Tag geplant, da die Rückfahrtickets in Jaroslawl günstiger sein sollten. Dies wäre auch der Fall gewesen, wenn wir erstens ein Ticket für die zweite Klasse bekommen hätten, doch die waren schon ausgebucht. Wollten wir 50 Rubel sparen, sind es jetzt 300 mehr geworden. Aber nun, die erste Klasse war letztlich auch bequem mit breiteren Sesseln, Tischen und Fernsehern. Zudem mussten wir sehr lange in der Schlange stehen, bis wir dann die Tickets hatten. Während Masha in drei Schlangen stand, habe ich wie in Tula, Tver und Rjasan auch jeweils Magnet und Stadtplan gekauft. Zudem war noch genug Zeit herauszufinden, wo die Straßenbahn abfährt. Sie war gar nicht so leicht zu finden, da es auf dem Bahnhofsvorplatz jede Menge Trolleybusse und "normale" Busse gab, die Tramway jedoch fuhr etwas versteckt abseits vom Bahnhof. Die Haltestelle war als solche kaum erkennbar, da dort keine Beschriftung war, keine Verkaufsstände und die Gleise waren im hohen Gras nahezu kaum zu erkennen. Auch die Oberleitung bot keinen Anhaltspunkt, da hier ohnehin schon genug Kabel in der Luft herumhängen und die Station zudem in einer kleinen Waldgruppe versteckt war. Nachdem wir die Fahrkarten endlich hatten, sind wir mit einer Uraltstraßenbahn in die Stadt gefahren. Es war ein Typ, wie ich ihn von Irkutsk noch zu gut kenne: Ein sehr steiler Einstieg, Türen, die mit einer gespannten und geölten Kette automatisch geschlossen werden und einfach nur endlos laut klappern und schaukeln. In Jaroslawl hatten wir eigentlich nicht genug Zeit, die ganzen Kirchen anzuschauen, da es viel zu viele sind. In der Altstadt steht an jeder Ecke und Kante eine, doch müssen viele davon noch renoviert bzw. zurückgegeben werden oder befinden sich gerade in der Renovierung. So sind wir beispielsweise an einem alten Kloster vorbeigekommen, das als Kloster zwar noch erkennbar und als Kulturdenkmal ausgeschildert ist, aber derzeit irgendein Industriebetrieb ist - möglicherweise eine Großbäckerei. Dazu bot es einen traurigen Anblick, da es sehr heruntergekommen und völlig ungepflegt wirkte. Zudem ist die Stadt wie die anderen auch sehr alt und doch finden sich überall moderne und amerikanisch wirkende Einrichtungen. Ein Beispiel dafür ist ein altes Haus, auf dem ein großer Werbemonitor angebracht ist. Er blickt dort ein wenig eigenartig heraus und verschandelt in gewisser Form das Stadtbild.

Nun - zunächst sind wir also in der Sommerkirche gewesen, die dem Hl. Dmitri von Thessaloniki geweiht ist und sind dann anschließend in die Gotteserscheinungskirche gegangen. Nach einem Abstecher auf eine Brücke, die über die Kotorosl führt und die ziemlich baufällig ist, da sie Löcher auf dem Fußgängerweg hat, sind wir in den Kreml bzw. das Christi-Verklärungskloster gegangen und haben ihn uns angeschaut für ein Eintrittsgeld von zehn Rubel. Man hätte dort auch in verschiedene Museen und Kirchen herein gehen können, haben es aber gelassen. Zum einen, weil wir nicht sehr viel Geld dabei hatten und die Tickets teurer waren und zudem war die Zeit sehr knapp für uns. Dort gab es auch einen Bären, den man für zwölf Rubel anschauen konnte. Das arme Tier war in einem recht kleinen Käfig gefangen mit einem Autoreifen als Spielzeug, einem überdachtem Schlafplatz, auf dessen Dach er klettern konnte. Und dann wurden ihm mit einem spitzen Stock von der Aufseherin vor den Käfig Fruchtstückchen gelegt, die er sich dann aus den Gitterstäben heraus nehmen konnte  mit seinen eindrucksvollen Tatzen. Deutsche Tierschutzvereine hätten hier die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und so lange protestiert, bis die Bedingungen besser geworden wären. Anschließend sind wir zur Erzengel-Michael-Kirche gegangen, die heute eine Armee-Kirche ist. Auch sie war kaum zu besichtigen, da sie wegen Renovierung geschlossen war, danach waren wir bei der Alexander-Nevskij-Kapelle, die zwar eine Kirche mit Ikonostase ist, der Gemeinderaum aber durch zwei große Verkaufsstände völlig eingenommen wird. Bei unserem weiteren Gang durch die Stadt kam dann irgendwann der Höhepunkt, nämlich die Prophet-Elija-Kirche, die heute ein staatliches Museum ist aber dennoch als Bischofskirche benutzt wird. Nach einem Eintritt von 40 Rubel sind wir mehr oder weniger von einer Touristengruppe überholt worden, so dass ich frei in der Kirche fotografieren konnte, da es nicht weiter aufgefallen ist (es hätte sonst 100 Rubel gekostet). Die ganze Kirche hat wunderschöne Fresken und eine ebenso schöne Ikonostase. Doch de touristische Nutzung der Kirche zerstört das ganze Flair, da es dort einfach laut und rumpelig ist. In einer Seitenkirche fand ein kleines Konzert statt und auch hier wurde die Atmosphäre durch die vielen Menschen gestört, die eine solche Kirche nur als Museum kennen lernen. Für eine weitere Tour durch die Stadt war nun nur noch sehr wenig Zeit und nach einem Marsch durch den Siegespark, in dem drei Mädchen Geld aus einem Springbrunnen fischten, sind wir an der Mündung von der Kotorosl in die Wolga angekommen - eine sehr schöne Stelle in der Stadt. Dort wird eine große Kirche (wahrscheinlich) neu gebaut und direkt daneben steht eine alte Kirche, die noch zurückgegeben und renoviert werden muss. Sieht auf den ersten Blick noch gut aus und hat außen nur noch schwach erkennbare Fresken, dennoch scheinen die Säulen über dem Eingang mit dem Dach langsam vom Kirchengebäude abbrechen wollen. Auf dem Weg zur Tramway haben wir noch zwei weitere Kirchen gesehen und während Masha Blinis gekauft hat, habe ich noch eine weitere Kirche gesucht. Auf dem Weg dorthin habe ich mich auf einen Markt verlaufen und als ich ihn auf einem anderen Weg verlassen wollte, wurde mir eine "Diskussion" von einem Wachmann angedroht. Letztendlich habe ich sie eine Straße weiter in einer Einkaufsstraße gefunden, schnell fotografiert und bin dann flugs zur Tramway-Haltestelle gekommen.

Auf der Rückfahrt habe ich in der ersten Klasse der "Luxus"-Elektritschka das Tagebuch geschrieben und ein paar neue Bilder eingefügt. Am Abend sind wir möglichst früh ins Bett gegangen, um am nächsten Tag wieder fit zu sein. Vorher haben wir uns noch etwas zu Essen gemacht und haben den nächsten Tag vorbereitet.



Freitag, 19.06.2009

An meinem fünften Reisetag rund um Moskau sollte es mich mit Masha und ihrer Familie nach Peresawl Salesskij führen. Die Reise war schon so lange geplant, seitdem ich von dem dortigen Eisenbahnmuseum gehört und gelesen habe. Am gestrigen Abend hieß es noch, dass wir gegen halb acht aufstehen werden und dass Mashas Vater uns wecken wird, dann ist es aber doch eine Stunde später geworden. Nach dem Frühstück sind wir gegen halb elf losgefahren und nach etwa 140km dort angekommen. Die Fahrt dorthin war am Stadtrand von Moskau interessant, weil dort Tagelöhner standen - ähnlich wie sie in der Bibel beschrieben sind. Sie sie stehen am Straßenrand in Gruppen zusammen und hoffen, dass sie jemand mitnimmt und Arbeit hat. Ich konnte sie nicht zählen, aber am Straßenrand werden sicherlich zwischen 50 und 100 Menschen gestanden haben. Auf der Rückfahrt am Abend standen dort immer noch einige Gruppen. Gegen Mittag sind wir in die Straße zum Museum abgebogen - ein Sandpiste mit vielen Löchern, die eine schnelle Fahrt nicht zuließ. Und dort bekamen wir die Folgen des Unwetters zu sehen, das vor etwa zwei Wochen über das Gebiet gezogen ist: In einem Waldgebiet von etwa 50ha ist jeder Baum abgeknickt - vorher schon konnte man sehen, dass jede Menge Bäume auf die Straßen und Oberleitungen gefallen sind. Das Bild, was sich hier bot, war erschütternd - der Tornado hat mächtig gewütet. Im direkt daran angrenzenden Eisenbahnmuseum musste wohl aufgeräumt werden, Schäden waren zum Glück aber nicht mehr sichtbar. Auch an den umstehenden Häusern konnte ich keine Schäden entdecken.



Das Museum stellte sich als recht klein, aber dafür umso interessanter heraus. Wir haben uns zuerst ein paar Militärfahrzeuge angeschaut, die überwiegend in einem sehr schlechten Zustand unter einem Dach, aber dennoch nicht ausreichend vom Wetter geschützt dort standen. Das beste erhaltene Fahrzeug war übrigens ein amerikanischer Jeep. Zudem stand dort ein alter Renault-Kleinbus, der vor einiger Zeit wohl in einem Film mitgespielt hat und daher sehr gut erhalten ist. Anschließend haben wir uns erst dem alten Lokschuppen gewidmet, der am Ende der ehemaligen Pereslawler Schmalspurbahn stand. Dort konnten drei Lokomotiven untergestellt werden und heute stehen dort zwei Dampflokomotiven - eine davon wurde 1950 von der Firma Lokomotivbau Karl Marx in Babelsberg gebaut und steht dort in perfektem Zustand und so, als würde sie gleich losfahren können. Daneben stand eine weitere Dampflokomotive etwas hinter eine Hubbühne. Auch ihr Zustand war in Ordnung, aber leider stand sie viel zu weit hinten, als das man hätte schöne Fotos machen können. Und in der dritten Halle wurde gerade der Wasserkasten einer weiteren Schmalspurdampflokomotive hergerichtet. Diese Dampflok wird gerade aufgearbeitet. Im Außengelände steht eine weitere recht gut aufgearbeitete Dampflok sowie ein paar Lokomotiven, die noch zur Aufarbeitung anstehen - sofern dies noch möglich ist. Darüber hinaus kann man dort einige Güter- und Personenwaggons, Baufahrzeuge, Draisinen und andere "Kleinfahrzeuge" besichtigen. Dort ist es auch möglich, auf einer etwa 500m langen Strecke selbst auf einer Handdraisine zu fahren, was sehr viel Spaß gemacht hat und ebenso anstrengend ist. Beim ersten Mal war es ein "Familienausflug" und auf der Rückfahrt haben Mashas Vater und ich so richtig Gas gegeben. Bei einem zweiten Mal bin ich mit Masha alleine gefahren und wir sind ein wenig weiter als die Stopp-Schilder durch das Gras gefahren, bis wir vor einem Sperrbalken dann letztlich stoppen mussten. In dem kleinen Kiosk dort kann man sogar Eisenbahnbücher und -Zeitschriften kaufen. Ich habe mich dort gleich ein wenig eingedeckt, habe ich in Moskau doch bislang nichts dergleichen in einer großen Buchhandlung gefunden. Auf der Fahrt nach Pereslawl Salesskij haben wir am Pleschschewo-See eine kurze Pause eingelegt, weil man dort das erste Schiff von Peter dem Großen bestaunen kann - sofern man dafür recht viel Eintritt bezahlen möchte. Das wollten wir dann doch nicht und wir haben auf dem kleinen Markt, der den Weg dorthin säumte, ein paar Souvenirs gekauft. Ein paar davon werden sicherlich ihren Weg nach Deutschland finden. Von der Anhöhe konnte man sehr schön auf den See sehen und dort ein paar Klöster entdecken, die sich rundherum in Ufernähe befinden. Das nächste Ziel war ein Teekessel-Museum - ein kleines und buntes Holzhaus mit vielen Exponaten aus vergangenen Zeiten. Die Exponate waren bei weitem nicht nur Teekannen und -Zubehör, sondern vielmehr ein Querschnitt durch den Haushalt bis sicherlich Mitte der fünfziger Jahre oder später. So gab es beispielsweise Schuhknechte, einen Schnapsbrenner, eine Mückenfalle und allerlei andere Dinge zu sehen. Zum Schluss wurde uns ein alter Plattenspieler vorgeführt. Darauf hin ging es zu einer Stalowaja, in der wir sehr günstig etwas zu Mittag essen konnten. Dort habe ich eine Sommersuppe gewählt und war sehr verwundert, dass sie kalt war. Doch dafür schmeckte sie sehr frisch und sehr gut. Zudem gab es dort frisches und richtig leckeres Brot, von dem wir noch ein wenig nachgekauft haben. Letztlich sind wir alle für 330 Rubel satt geworden und wir Mashas Vater richtig sagte: "Das ist lächerlich." - damit meinte er selbstverständlich den günstigen Preis. Auf der Rückfahrt haben wir erst am alten Kreml angehalten, der in der Nähe des alten Stadtwalls und kleinen Flusses steht. In Russland sind Stadtwälle sehr selten, da viele von ihnen abgetragen wurden. Von dem Kreml sind noch drei Kirchen übrig geblieben, von denen ich jedoch nicht weiß, ob sie zurückgegeben wurden. Eine schien immer noch ein Lager und stark renovierungsbedürftig zu sein. Dort in der Nähe stand die sehr alte Christi-Verklärungs-Kirche, die von 1152-1157 gebaut wurde - sie ist eine der ältesten Kirchen Russlands. Sie ist ein Museum und wir hätten Eintritt bezahlen müssen. Beim Blick durch die Türe konnten wir aber nur eine 08/15-Ikonostase und sonst überhaupt kein Ausstellungsstück sehen, so dass wir dort nicht hineingegangen sind. Nach dem Kremlaufenthalt und dem Blick vom Wall, von dem ich verzweifelt versucht habe, die drei Kreml-Kirchen zusammen zu fotografieren, was aber an einem einzigen Baum gescheitert ist, sind wir in das Nikolskij-Frauenkloster gefahren, dass aus dem 14. Jahrhundert stammt. Es ist ein wunderschön hergerichtetes und renoviertes Kloster, dass mit den Blumen und dem schönen Glockenturm eine wirkliche Augenweide ist. Auch die Kirche ist recht schön von innen. Allerdings sitzt dort eine unfreundliche Nonne im Verkaufsstand, die offensichtlich gerne schimpft und Masha in jedem zweiten Satz gesagt hat, dass sie einen Rock anziehen soll. Zudem wusste sie nicht, wessen Martyrium in mehreren Ikonen auf der Ikonostase abgebildet ist - an der Stelle, an der in der Regel die zwölf großen Kirchenfeste zu finden sind (wenn genug Platz da ist). Aus der Seitenkapelle wurden wir dann herausgeschmissen, obwohl sie vorher noch geöffnet war. Zudem war dort eine Ikone des Hl. Nikolaus von Myrra in orthodoxen Stil gemalt, allerdings mit lateinischen Buchstaben beschriftet - eine weitere Besonderheit, die Masha aufgefallen ist. Nach dem Klosterbesuch haben wir noch einen kleinen Kwaß-Stopp eingelegt und sind dann in Richtung Moskau zurück gefahren. Dort angekommen wurden wir an einer Metro-Station ausgesetzt und Masha und ich haben für mich noch Gummistiefel gekauft, die ich vielleicht im Dorf in der nächsten Woche gebrauchen werde. Sie haben nur 305 Rubel gekostet und nun bin ich sehr gespannt, wo der Haken an der Sache ist. Das Sportgeschäft machte sonst einen eigentlich sehr seriösen Eindruck.

Gegen Abend bin ich dann zurück ins Wohnheim zu fahren, damit ich meine Sachen waschen kann. Für morgen hatte ich eigentlich zwei Maschinen verplant, doch heute Abend war sie schon frei - machte aber auch wieder Probleme: Sie scheint jetzt einen Programmfehler zu haben und hat anstelle des Halbstundenprogramms ein zweistündiges abgespielt, so dass ich erst gegen ein Uhr ins Bett gekommen bin. Dementsprechend hatte ich genügend Zeit, das Tagebuch für den heutigen Tag zu verfassen.



Samstag, 20.06.2009

Um sieben hat der Wecker schon geklingelt und ich wollte die erste Maschine Wäsche waschen. Das hat nicht geklappt, weil einer kurz vor mir seine Wäsche dort hineingepackt hat. So musste ich bis kurz vor neun warten und habe die Zeit zum schlafen genutzt. Nachdem die Waschmaschine frei war und sie mit meinen Klamotten munter vor sich hinspülte und -schleuderte, bin ich einkaufen gegangen, habe dann gefrühstückt und am Tagebuch geschrieben und Bilder eingefügt. Kurz nach elf Uhr war die Wäsche dann fertig und ich habe sie wie üblich über die Gardinenleiste zum trocknen gehängt und bin dann zur Bahnstation gelaufen. Für den heutigen Tag war ja keine so lange und große Tour geplant, sondern nur Butovo, das etwas außerhalb von Moskau liegt. Der Zug war sehr spät und hatte mehr als 15 Minuten Verspätung. In Zarizino ist Masha zugestiegen und in Butovo angekommen mussten wir uns zunächst orientieren. Nachdem wir eine ganze Menge Leute gefragt haben, wussten wir den Weg dorthin. Er führte durch einen schönen Wald, in dem es zwar recht dreckig aber auch trocken vor dem einsetzenden Regen war, der uns dann den ganzen Tag dort mal mehr und mal weniger stark verfolgen sollte. Dafür hatte der Wald einen anderen Nachteil: Die Mücken dort waren sehr gefräßig und ständig piekste es irgendwo. An der Gedenkstätte der neuen Märtyrer angekommen sind wir erst in die große Kirche gegangen und anschließend auf das Gelände der eigentlichen Gedenkstätte. Dort steht auch eine kleine Holzkirche mit einem Ofen Marke "Bullerjan" drin, doch wegen einer Taufe wurden wir von der Verkaufsdame aus der Kirche hinausgeworfen. Das ist das erste Mal, dass mir das in Russland passiert ist, dass ich aus einem Gotteshaus herausgeworfen worden bin. Auch Masha war schockiert. Eigentlich wollte ich mich noch bei dem Priester beschweren, doch wir hätten dann noch recht lange im Regen warten müssen. Die Gedenkstätte besteht also aus der Holzkirche, einem Holzkreuz und einer Menge Gedenktafeln, an denen überwiegend kirchliche Personen aufgeschrieben sind. Das Feld, das heute wie ein schöner Park aussieht, hat kleine Anhebungen, die die Massengräber symbolisieren sollen oder gar sind. Hier, an dieser Stelle, wurden zu Sowjetzeiten insbesondere in den Jahren 1937/1938 eine große Menge Menschen erschossen, die dem kommunistischen Regime als feindlich galt. Die Wurzeln der Gedenkstätte liegen darin, dass ein Priester dort hingekommen ist, um für seine dort erschossenen Familienangehörigen das Totengedenken, die Panichida, zu beten. Es gesellten sich immer mehr Leute dazu und bald wurde klar, dass sich an diesem Ort viele Menschen eine Gedenkstätte und einen Ort zum beten wünschen. Nach dem Besuch haben wir direkt beim Bahnhof in einem günstigen Restaurant sehr gut und lecker gegessen und sind anschließend mit dem Zug nach Moskau gefahren, wo ich mein Geburtstagsgeschenk, die verzierte Osterikone verpackt habe. Sie ist jetzt schon gut gepolstert, ich will sie aber noch gründlicher verpacken, so dass nichts schief gehen kann. Ich hoffe nur, dass am Flughafen bei der Abreise keiner auf die Idee kommt und möchte das Ding sehen. Dann ist erst einmal eine Zeit lang auspacken angesagt und zudem wäre die Arbeit umsonst, da sie nicht als Kulturgut gilt. Nach dem Verpacken und einem Abendessen war ich kurz in dem Abendgottesdienst in der Nikolaikirche und anschließend noch in der von Vater Alexej, um kurz mit ihm einen Besprechungstermin für meine Hausarbeit auszumachen. Und abends im Wohnheim habe ich weiter meine Sachen verpackt und muss nun doch wieder Angst haben, dass ich Übergewicht habe, weil die Ikone recht schwer ist. Ich kann nur noch 17kg zuladen, das ist nicht sonderlich viel wenn ein Laptop dabei ist. Im Notfall muss ich vielleicht doch noch ein Paket schicken, was ich aber nicht hoffen will.  
 

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