V. Session Sitzung am 30. November 1977



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Ich darf meinen Dank - es wird auf ihn nicht ankommen, aber er soll ausgesprochen werden - an alle Beteiligten dieser Kooperation, dieser großen Kooperation richten. Sie geht darauf aus, nach einer Zeit, in der vor allem der materielle Zuwachs unser Leben besonders bestimmt hat und unser Augenmerk auf den Ausbau des Systembereiches, des Produktionsbereiches, gerichtet war, eine Möglichkeit zu geben, zu einem gestalteteren und einem erfüllteren Leben zu kommen.

Und daher wird jeder gerne seine Zustimmung zu diesem Kapitel geben! (Beifall bei der ÖVP.)


PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt der Abg. Stangl.
Abg. STANGL: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ober weite Strecken der Ausführungen meines Vorredners könnte man glauben, wir hätten uns gemeinsam Gedanken gemacht und uns vielleicht in manchen Passagen sogar gemeinsam vorbereitet. Nur in einigen Teilen bin ich nicht der Meinung meines Vorredners.

Wenn man nämlich den Zuwachs oder die Zuwächse, wie Sie es genannt haben, genauer betrachtet, liegen sie zum Teil wohl durch dazugehörige Verpflichtungen, die wir übernommen haben, am Personalsektor. Ich denke hier vor allem an die 4 Millionen Schilling für das Tonkünstlerorchester; ich will sie nicht kritisieren, damit ich nicht in irgendeiner Schrift als Gegner des Niederösterreichischen Tonkünstlerorchesters aufscheine. Ich möchte aber nur rein sachlich aufzeigen, daß wir hier, ich möchte fast sagen den normalen Personalaufwand und die Zuwächse in den Personalkosten mitberücksichtigen müssen, und daß man eben von 26 Millionen Schilling dann auf die 30 Millionen Schilling für das Jahr 1978 aufgestockt hat.

Dasselbe gilt für eine Menge von Personalkosten im Sammelbegriff der Gruppe 3, wo wir etwa um 5,6 Millionen Schilling aufgestockt haben, und dann natürlich - das ist richtig - für eine Reihe von kulturellen Initiativen, die auf Grund von verschiedenen Jubiläen auf der einen Seite und auch auf Grund einer bescheidenen Erweiterung des kulturellen Lebens auf der anderen Seite zeitgebunden sind.

Mir hat es nicht sehr gefallen, daß der Finanzreferent in seiner Einbegleitungsrede bei den Schwerpunkten des Budgets natürlich nicht die Kultur genannt hat, und ich glaube, dies wäre auch vermessen. Der Budgetanteil ist zum Gesamtkapital 0,676. Wenn ich jetzt nur das Kapitel 3 betrachte, so kommen wir hier bereits zur Problematik des Begriffes des Umfanges und der meiner Meinung nach Unabgrenzbarkeit des Gebietes Kultur an und für sich.

Mein Vorredner hat einige Dinge aus dem Kulturbereich genommen, die gar nicht in dem zuständigen Budgetkapitel aufscheinen, wie zum Beispiel die Erwachsenenbildung, die unter Bildungseinrichtungen zu finden ist. Ich glaube, unter den landesüblichen Einreihungen in die Kultur selbst kommt man mit dem Begriff „Kulturelles Leben“ ja gar nicht aus, denn auch gewisse zivilisatorische Erscheinungen, zivilisatorische Einrichtungen, müssen wir in die Kultur mit einreihen. Ich denke jetzt nur, um einen Bogen zu spannen, von der Schulbildung über die Erwachsenenbildung, über Filme, wenn Sie wollen, bis zur Wohnkultur, die wir in den Begriff Kultur mit einbinden müssen.

Im Vorjahr habe ich mich anläßlich des Budgets mit besonderen Aufgaben, also mit Ausgrabungen und mit den wissenschaftlichen Instituten, beschäftigt, weil ich auch von der Wichtigkeit ihrer Förderung, von der Wichtigkeit der Tätigkeiten auf diesem Gebiet im kulturellen Rahmen überzeugt bin.

Ich möchte mich heute doch mit einigen Dingen im Kulturbereich beschäftigen, die mehr auf der Leiter der darstellenden Kunst liegen. Ich glaube überhaupt, daß die Kunst im Rahmen der Kultur fast ein Sonderkapitel darstellt, bzw. ein gewisser Höhepunkt allein durch die Gegebenheit der Freiwilligkeit sowohl der Vereinigung - ich zähle auch die Gebietskörperschaften hinzu - als auch der Einzelperson vorhanden ist.

Im Kulturbereich tun wir uns vielleicht etwas schwerer, und zwar alle Beteiligten. Ich nehme hier natürlich den Kulturschaffenden genauso dazu wie den Kulturvermittler, den Kulturkonsumenten, wenn Sie das Wort haben wollen, bzw. wenn ich es so bezeichnen darf. Die Kultur kann man nicht mit den üblichen Maßstäben messen. Es gibt eben keine, von mir aus Zeiteinheit oder sonst irgend welche Einheiten, womit man sowohl die Kulturausübung als auch die Kulturaufnahme, das Kulturerlebnis, messen kann. Über weite Strecken ist es gar nicht meßbar, weil die Persönlichkeit des einzelnen, sein Kulturempfinden, aber auch sein Kulturschaffen und sein Kulturerlebnis auf Grund seiner Vorbildung, seiner charakterlichen Eigenschaften eben in verschiedener Hinsicht beeinflußt wird.

Ich möchte sagen, daß das Interesse an der Kultur nicht immer ein echtes Interesse ist. Daher kann ich auch nicht immer mit Zuschauerzahlen oder mit Besucherzahlen messen. Ich glaube auch, daß die Bemessung der Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen - ich denke jetzt an den Kulturkonsumenten im schlechteren Sinne, denn es gibt auch Kulturbeflissene, die nur hingehen, daß sie gesehen werden - eine sehr differente ist, daß die Teilnahme am kulturellen Geschehen auch nicht immer eine echte Kulturaufnahme, ein echtes Kulturerlebnis ist.

Dazu, habe ich schon gesagt, kommt natürlich, daß eine Abgrenzbarkeit der Kultur an und für sich nicht möglich ist. Wenn ich nun in die Kultur auch das zivilisatorische Denken, die zivilisatorischen Einrichtungen, die zivilisatorischen Veränderungen einbeziehe, dann bringt uns natürlich die Kultur an und für sich, aber auch die Kunst dasselbe, was wir uns hinsichtlich der Bildung vornehmen. Das muß ein Prozeß des immerwährenden Aufnehmens, des Verarbeitens und natürlich des Erlebens sein. Das gilt aber auch für alle an der Kultur Interessierten, die Kulturschaffenden genauso wie für den Kulturvermittler bzw. für den, der bereit ist, Kultur aufzunehmen.

Wir leben außerdem in einer Zeit, ich möchte fast sagen der Problemsetzungen - die hat es vor allem für die Kunst und für die Kultur immer gegeben - und des Suchens. Schauen Sie, die Gesellschaft bzw. das gesellschaftliche Erleben, das gesellschaftliche Zusammensein mit allen seinen Problemen bringt immer wieder wichtige Faktoren und auslösende Momente, natürlich sowohl für den Künstler als auch für den Genießer.

Ich glaube daher, daß es im besonderen die Aufgabe des Landes ist, mit unserer Kulturtätigkeit dem kultursuchenden Menschen, der sich Kulturempfinden angeeignet hat, aber auch dem Künstler die Möglichkeit zu schaffen, sich mit gewissen Problemkreisen im Land selbst neben der herkömmlichen Art der Ausstellungen - wenn ich sie jetzt als alte oder ältere Kunst bezeichne, dann bitte ist das vielleicht nicht gerade ein Fachausdruck - mit der zeitgenössischen, die ja auch wieder ihre verschiedenen Strömungen hat, vor allem mit der darstellenden Kunst, bekanntzumachen und besonders die Konfrontation herbeizuführen.

Ich finde es, rückblickend auf 1977, besonders wertvoll, daß man in den Tullner Kulturbasar die Geometrica 1977 mit eingeschlossen hat, weil hier doch ein Kunstzweig vorhanden ist, der in seiner geometrischen Abstraktion, ich möchte fast sagen den Konstruktivisten nachfolgt. Auf der anderen Seite wird aber durch diese Sammlung aller bedeutenden oder erreichbaren bedeutenden österreichischen Künstler dieser Zeiterscheinung in der darstellenden Kunst den Beschauern, den Kunstinteressierten die Möglichkeit gegeben, sich mit der echten Problematik, mit der Zielrichtung dieser Kunstform auseinanderzusetzen.

Ich würde empfehlen, man sollte es sich - ich weiß, daß es nicht immer möglich ist - fast zur Aufgabe setzen, in einem gewissen Zeitabschnitt, wie bei der Geometrica 1977, alle österreichischen Künstler, die auch einen internationalen Ruf haben, in einer derartigen Ausstellung zu vereinen. Es könnte Aufgabe sein, in bestimmten Zeitabschnitten gewisse Kunstrichtungen neben den übrigen schon traditionellen und wertvollen Ausstellungen in Niederösterreich mit einzuführen.

Neben der Förderung - ich glaube, ist uns allen bekannt, wir haben uns mit Kulturgeschehen in diesem Land vor allem in den letzten zwei, drei Jahren immer wieder beschäftigt - vielleicht auch ein Vorschlag, der als Diskussionsgrundlage zu überlegen wäre. Wir haben in Niederösterreich eine Reihe von Galerien mit den verschiedensten Rechtsträgern, von Vereinen bis zu Privatpersonen oder Gebietskörperschaften. Ich würde fast sagen, man sollte sich mit den Galeriebesitzern - ich weiß schon, daß ich auch den Künstler dazu brauche - einmal zusammensetzen und die Frage ventilieren, ob es möglich wäre, daß der ausstellende Künstler in seiner Ausstellung zu gewissen Zeitpunkten mit Kindern, Jugendlichen und sonstigen Interessierten, von mir aus im Rahmen eines Workshops arbeitet. Und zwar deswegen, weil die Kultur eines demokratischen Staates nicht nur von den Leistungen des Kulturaktivisten, wenn ich ihn so nennen darf, abhängig ist, sondern weil sie natürlich – wenn ich doch versuche, eine Wertgrenze zu setzen - in einer gebildeten Gesellschaft, in einer demokratischen Gesellschaft auch im Hinblick auf die Aufnahmebereitschaft, auf das Verständnis des Menschen, auf die Beziehungen zu den kulturellen Gütern mit ausgerichtet werden muß. Und die Bindung des Künstlers zum Publikum bzw. Beschauer oder Besucher, wie immer Sie es nennen wollen, glaube ich, ist eines der wertvollsten Dinge, die wir herstellen sollten.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich warne davor, wenn das Publikum in verschiedenen Ausstellungen, wo man den Künstler zwar sieht, wie er seine Werke erklärt, selbst keine Beziehung zu dem Menschen, dem Kunstschaffenden, in irgendeiner Form herstellen kann. Vielleicht wäre dann auch das Verständnis der Öffentlichkeit für verschiedene Probleme, die die heutige Zeit auch auf dem künstlerischen Gebiet bringt, besser und, worum es mir vor allem geht, die Anerkennung, das Verarbeiten, das Erlebnis von kulturellen Veranstaltungen größer. Es wurde heute bereits gesagt, daß man vor allem auch neue Wege gehen müsse und daß man neben der alten Kunst auch die zeitgenössische Kunst zur Präsentation bringen muß, um sie zum Verständnis der Menschen zu führen. Hier bin ich wieder einmal nicht der Meinung meines Vorredners. Wenn ich jetzt den Personalstand im zuständigen Referat rein hinsichtlich der darstellenden Kunst betrachte, dann besteht dort eine große Lücke. Es wurde heute schon der Name Hofrat Feuchtmüller genannt. Der Herr Hofrat ist am 1.1.1977 in den wohlverdienten Ruhestand getreten. Ich weiß, wie entscheidend er mitgearbeitet hat, um die Form unserer Landesausstellungen, wie sie sich bis heute darstellt, zu prüfen.

Ich habe es ein bisserl unfair gefunden, daß man nur dem Finanzreferenten für die Zurverfügungstellung der finanziellen Mittel dankt. Vielleicht war das nur ein Versäumnis, und ich darf auch für die ÖVP-Fraktion, obwohl ich mir nie anmaße, ihr Sprecher zu sein und auch in manchen Belangen gar nicht sein will, jenen, die damals in dem Referat die politische Verantwortung getragen haben, und den Beamten danken. Das war damals der Herr Landesrat Kuntner und ist heute mit sehr viel Engagement - das muß man auch dazusagen - der Herr Landesrat Leopold Grünzweig. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich geben dem Herrn Abgeordneten Wallner recht, wenn er sagt, wir haben im Kulturreferat Beamte, die tüchtig sind, die auf ihrem Gebiet Könner sind. Aber schauen Sie, wenn ich heute die Arbeit - sie kennen sie genauso wie ich oder vielleicht noch besser, ich will mir gar nicht anmaßen, daß ich so viel Kontakt habe - des Herrn Oberrat Weninger betrachte, der jetzt beide Kunstsparten, sowohl die moderne, die zeitgenössische Kunst als auch die alte Kunst in der Präsentation, in der Sammlung, zu betreuen hat, dann scheint es mir auf die Dauer beim besten Willen des zuständigen Beamten nicht möglich, Gleiches zu leisten wie zu der Zeit, wo noch der zweite sachkundige, tüchtige Beamte Feuchtmüller ebenfalls in diesem Rahmen mitgearbeitet hat.

Ich hätte daher wirklich die Bitte, daß sich das zuständige Personalreferat nach etwa einem Jahr endlich entschließt, dort auch auf fachlichem Gebiet den wahren Personalmangel abzustellen. Ich glaube, es ist zu wenig, wenn man sich die gewissen Schriften und Zeitungen zeigen läßt und Künstler besucht. Ich bin auch der Meinung, daß es notwendig ist, äußerliche Aufwertungsfaktoren zu setzen - ich meine jetzt den Künstler, bitte, nicht den Politiker -, denn die Entscheidungen, die man trifft, sind natürlich ein wahres Beurteilungsfeld. Wenn man ein so wichtiges Gebiet der Landesverwaltung über ein Jahr verwaist läßt, dann kann sich jeder selbst seine Gedanken machen, was man davon zu halten hat.

Nun noch zwei Dinge, die mir am Herzen liegen, und zwar deswegen, weil ich den Aufbau innerhalb unseres Landes für richtig halte und auch die Kooperation zwischen dem Amateur auf einem Gebiet und dem Künstler oder - das war jetzt ein schlechter Ausdruck - dem Profi auf dem anderen Gebiet. Bleiben wir vielleicht bei diesen Ausdrücken, denn auch ein Amateur kann ein Künstler sein.

Es ist begrüßenswert, daß wir in Niederösterreich trotz mancher Kritik, die zu üben wäre, das Niederösterreichische Tonkünstlerorchester haben. Darüber gibt es keine Streitfrage. Es wären zwar einige Dinge zu klären, ich habe das letzte Jahr Kritik geübt und will sie heuer nicht wiederholen. Es ist erfreulich, daß wir über Einrichtungen von Vereinen und Gemeinden, ja teilweise auch durch die Tätigkeit von Privatpersonen in den Musikschulen, ich möchte fast sagen die musikalische Grundlage legen und dort auch die Möglichkeit schaffen, die Anlagen des einzelnen selbst zu erkennen und daß diese auch seinen Mitmenschen, von den Eltern bis zu seinen Mitschülern und Geschwistern, qualifiziert zur Kenntnis genommen werden. Von dort ausgehend, Über die verschiedensten musikalischen Vereinigungen - ich bitte, mir nicht böse zu sein, wenn ich eine Einrichtung vergesse, ich meine sie wirklich alle, von den Blasmusikkapellen über die Chöre, über die Orchester, Laienorchester bis zu Quartetten - entsteht durch die eigene Aktivität das Kulturempfinden, denn hier besteht ja eine Wechselbeziehung. Das Kulturempfinden haben dann auch jene Menschen, in deren Lebenskreis der Amateurmusiker lebt und verkehrt, der dadurch, glaube ich, zum echten Kulturträger wird.

Wir alle kennen aus den verschiedenen Berichten die erfreuliche Entwicklung, wonach sich sehr viele Jugendliche für Musik interessieren, sodaß heute unter den Blasmusikern etwa 42,4 oder 42,5% Jugendliche sind. Wir sehen also, wenn der Jugend Aufgaben gestellt werden, auch in Form ihrer Heranziehung im musikalischen Bereich, dann wird der Jugendliche natürlich auch zu den Aufführungen des Tonkünstlerorchesters, der Philharmoniker und zur Oper eine andere Beziehung haben als ein Konsument, der sich mit diesen Dingen in der Praxis nie auseinandergesetzt hat. Dasselbe möchte ich eigentlich zum Theater sagen, nur mit einem Unterschied. Während wir auf dem Sektor der Musik eine Reihe von Komponisten haben, die ihre Kompositionen speziell der Blasmusik, zum Beispiel Blasmusikorchester, widmen, ist es am Laienspieltheatersektor viel, viel schwieriger. Eine gehobene Laienspielgruppe – entschuldigen Sie jetzt den Ausdruck, er könnte auch wieder zu Auslegungsschwierigkeiten führen -, die ein gewisses Niveau erreicht hat, ist nicht mehr bereit, seichte, nichtssagende Rollen darzustellen oder aufzusagen, sondern sucht natürlich selbst nach dem Erleben der Darstellung, nach dem Kulturleben, dazu sollte die Rolle charakterlich, darstellerisch etwas hergeben. Diesbezüglich haben wir aus der neueren Zeit außer einigen Stücken aus Deutschland, die natürlich auf die deutschen Verhältnisse abgestimmt sind, im österreichischen Raum eigentlich fast nichts, auch nicht im niederösterreichischen Raum.

Hier wieder ein Vorschlag. Ich weiß auch, wie schwer es ist, aber vielleicht könnte man einen Wettbewerb ausschreiben für Schriftsteller, die sich mit den Problemen der heutigen Zeit beschäftigen und sie so beschreiben, wie es ein Nestroy, wie es ein Raimund für seine Zeit getan haben oder wie ein Hochwälder, der es leider verboten hat, daß auch Laienspielgruppen seine Werke spielen, eben in der heutigen Zeit schreibt.

Noch eine Bitte habe ich. In Niederösterreich haben wir die Einrichtung des Landesverbandes für Laienspiele und Schulspiele. Ich bitte Sie, meine Herrschaften der rechten Seite, verpolitisieren Sie mir diesen nicht unter dem Deckmantel der Gesellschaft! Ich habe in der letzten Zeit ein Erlebnis gehabt, das dazu führen muß, daß einige Gruppen, die nicht ausschließlich ÖVP-Gruppen sind, aus diesem Verband austreten werden, und zwar deswegen, weil man sich auf das Amt der Niederösterreichischen Landesregierung beruft; jedoch in Wirklichkeit ist dort der Sitz der Gesellschaft für Kultur und Kunst. Dazu kann ich nur sagen, dann schreibt doch gleich ÖVP-Klub darüber, damit sich jeder auskennt, nicht daß sich die Leute nachher bei den dortigen Funktionären zu beschweren beginnen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Damit habe ich im großen und ganzen mein Herz ausgeschüttet. Wenn ich im Kulturwesen heuer wieder zwei oder drei Probleme aufgegriffen habe, die mir besonders am Herzen liegen, dann bitte ich, sowohl den Vorschlag hinsichtlich der Ausschreibung eines Wettbewerbes für Laienspieler, wo die niederösterreichischen Probleme der Bevölkerung draußen im ländlichen Raum genauso wie in den Ballungszentren behandelt werden, als auch den, betreffend den Workshop der ausstellenden Künstler in Verbindung mit dem Galeriebesitzer, doch etwas zu überlegen.

Wenn wir Sozialisten in unserem Niederösterreich-Plan - es wurde ja in der Generaldebatte bereits davon gesprochen – zum Kulturwesen feststellen: „Ziel jeder Kulturpolitik muß der Mensch und die Entfaltung seiner geistigen, musischen und schöpferischen Kräfte sein. Auf möglichst breiter Basis soll dem Menschen Anregung und Möglichkeit gegeben werden, bewußt am Kulturleben teilzunehmen. Darüber hinaus muß der schöpferische Mensch in Niederösterreich seine wahre Heimat finden können", dann, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist diese Einleitung neben dem detaillierten Katalog der Kulturmaßnahmen eigentlich unser Bekenntnis zur Kultur in diesem Land.

Kultur ist Ausdruck und Erscheinung der geistigen Wünsche und Freiheit im gesellschaftlichen Zusammenleben. Unsere Aufgabe als Gebietskörperschaft, als Landesparlament, ist es, die Voraussetzungen zu schaffen, daß der Mensch die Möglichkeit hat, würdig und in voller persönlicher Freiheit sowohl die schöpferische Kraft und die Anlagen zu entwickeln sowie das künstlerische Schaffen aller, auch der sogenannten Nicht-Anerkannten, zu gestalten. Die schöpferische Kraft und die Gestaltung unserer Jugend, die wir heute wecken, wird morgen das Ansehen und das Zusammenleben der künftigen Gesellschaft formen und auch das Image unseres Landes in der Welt von morgen prägen. (Beifall bei der SPÖ.)
PRÄSIDENT Dipl.-Ing. ROBL: Zum Worte gelangt der Herr Landesrat Grünzweig.
Landesrat GRÜNZWEIG: Herr Präsident! Meine Damen und Herren des Hohen Hauses! Subsidiarität kann auch eine Tugend sein, die aus der Not geboren wird, das möchte ich fast sagen, wenn ich die Situation im Kulturreferat des Landes Niederösterreich betrachte. Obwohl sie eine Tugend an sich ist, die ich in diesem Fall sehr schätze, ist sie sicherlich nur sekundär. Es ist ja so, daß sehr viel, was vom Kulturreferat des Landes Niederösterreich initiiert wird, gar nicht durchgeführt werden kann, weil eben die personellen Voraussetzungen in keiner Weise vorhanden sind, und aus dem Grund versteht sich das Kulturreferat in erster Linie als Initiator, als Förderer der Kultursituation. Es wurden einige Probleme angeschnitten, ich darf kurz darauf Bezug nehmen.

An sich steht das Ausstellungsprogramm im wesentlichen schon bis 1986 fest. Neben den schon genannten Ausstellungen im nächsten und in den weiteren Jahren bis 1980/81 gibt es dann noch Absichten, etwa in Grafenegg, einem interessanten Bauwerk aus der Zeit des Historismus, dem markantesten in Niederösterreich, die Zeit zwischen 1848 und 1914 in drei Etappen darzustellen, und zwar durch das Land Niederösterreich, eventuell gemeinsam mit dem Bund. Das wird voraussichtlich 1982, 1984 und 1986 sein, und 1983 wirft ja auch schon das Türkenjahr seine Schatten voraus. Auch hier gibt es Verhandlungen, die mit dem Bund zu führen sein werden, weil dieser bereits sein Interesse an dem Projekt angekündigt hat. 1983, wurde schon gesagt, wird Melk voraussichtlich Schauplatz einer Ausstellung über Maria Theresia sein, wobei ich allerdings anmerken muß, daß der Hauptschwerpunkt in Wien, voraussichtlich in Schönbrunn, liegen wird. Melk wird ein Thema im Zusammenhang mit Maria Theresia behandeln.

Es wurde auch das Schubertjahr erwähnt. Es ist eine umfassende Ausstellung geplant. Ich müßte hier bekanntgeben, was alles beabsichtigt ist. Wir haben schon mehrere Beratungen im Kulturreferat durchgeführt, um dieses Jahr gebührend zu begehen: von den Kirchen, in denen Messen aufgeführt werden - es sollen möglichst alle Pfarrkirchen in Niederösterreich sein -, über die Musikschulen, die einen Wettbewerb durchführen, bis zu großen Landesfeierlichkeiten. Am 11. Juni soll ja in St. Pölten eine große Schubertfeier von der Niederösterreichischen Landesregierung abgehalten werden. Darüber hinaus sollen vom Kulturreferat im Zusammenhang mit den Wiener Festwochen im Raum um Wien an den musikhistorischen Gedenkstätten Serenaden veranstaltet werden, vor allen Dingen auch im Haydn-Geburtshaus in Rohrau, in Perchtoldsdorf, in Baden und auch in den Schubertorten, in Atzenbrugg, auf jeden Fall in der Kirche in Heiligeneich sowie in der Ochsenburg in St. Pölten. Aber auch die Kirchenmusiktage in Lilienfeld, St. Pölten und Herzogenburg sowie die Internationalen Musikwochen in Breitenegg werden darauf Bezug nehmen. Also das Schubertjahr wird im nächsten Jahr sicherlich das Musikleben Niederösterreichs sehr stark dominieren.

Sie haben, Herr Abgeordneter Wallner, an den Landtag und an die Verantwortlichen einen eindringlichen Appell im Zusammenhang mit der Theaterfrage gerichtet, und ich höre mit Interesse, daß vielleicht auch die Möglichkeit besteht, aus Raumordnungsmitteln, Maßnahmen der Raumordnung, hier gewisse Akzente zu setzen. Ich glaube auch, daß es höchste Zeit ist, den Ernst der Lage zu erkennen. Dringende Hilferufe seitens St. Pöltens, aber auch seitens Badens machen ja jetzt darauf aufmerksam. Es ist nur sehr schade, daß es nicht möglich war, in der Theaterfrage weiterzukommen. Ich erinnere an die fast abgeschlossenen Verhandlungen, diese Theatergemeinschaft zu erreichen.

Wir haben uns in den letzten Jahren eigentlich gemeinsam finanziell über Wasser gehalten. Jetzt sind wir aber an einem Punkt angelangt, wo es anscheinend nicht mehr weitergeht. Die jeweilige Aufstockung war nicht mehr gegeben, und im kommenden Jahr sind die Erhöhungen auch nicht so, daß damit das Auslangen gefunden werden kann. Ich hoffe, daß es doch möglich ist, durch Einsatz von Mitteln des Finanzreferates oder auch anderer Mittel die Situation etwas zu verbessern. Ich freue mich auch, wenn das Fremdenverkehrsreferat hier mittut.

Die Geometrica wurde positiv beurteilt. Ich glaube auch, daß der Weg, in repräsentativen Darstellungen der zeitgenössischen Kunst eine Übersicht darüber zu veranstalten, was es in Österreich gibt, für Niederösterreich sicherlich sehr günstig ist. Es ist ein Weg, die Bevölkerung dieses Landes bzw. die Besucher auch mit der zeitgenössischen Kunst zu konfrontieren.

Die Anregung, einen Wettbewerb über Laienspiele durchzuführen, müßte aufgegriffen werden. Ich erwarte mir allerdings keinen Nestroy und ähnliche Ergebnisse, sonst würde sich der Bürgermeister von Baden diese Aufführung sofort für sein Stadttheater sichern. (Abg. Wallner: Sofort ein Auftrag!) Aber man kann ja nie wissen! Der Vorschlag ist jedenfalls eines Versuches wert, und ich bin auch überzeugt, daß es in Niederösterreich Autoren gibt, denen man hier unter die Arme greifen kann und die wert sind, gefördert und in das Blicklicht der Öffentlichkeit gehoben zu werden.

Ich darf aber vielleicht doch ein paar Sätze zum Kulturbudget überhaupt, sagen. Es ist ja schon das Zahlenspiel betrieben worden. Ich glaube, man kann die Gruppe 2 nicht miteinbeziehen. Die Vergleichbarkeit der Budgets ist jetzt auf Grund der Umstellung der Gebietskörperschaftenbudgets ohnehin gegeben. Daher muß man halt nun bei der Gruppe 3 bleiben. Hier finden wir zwar eine Erhöhung, die aber prozentuell genau zwei Hundertstel Prozent ausmacht, sechs Hundertstel, bitte um Entschuldigung, nämlich von 0,82 auf 0,88%. Wir liegen also mit unserem Kulturbudget unter einem Prozent. Nun darf ich mit aller Bescheidenheit, aber sehr deutlich darauf hinweisen, daß Niederösterreich hier unter allen Bundesländern an der letzten Stelle, und zwar deutlich an der letzten Stelle, liegt. Vor uns liegt Kärnten mit 1,176 und dann kommt mit 1,3% Wien, wo andere Voraussetzungen vorliegen, und die übrigen Bundesländer sind noch höher dotiert. Die Gründe sind ja wiederholt besprochen worden.


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