Viele vergebliche Zeugungsversuche erhöhen die Chance auf männlichen Nachwuchs Je später es bei einem Paar mit Kinderwunsch mit der ersehnten Schwangerschaft klappt, desto eher wird es ein Sohn: Pro Jahr vergeblicher Zeugungsversuche steigt die Wahrscheinlichkeit für männlichen Nachwuchs um fast vier Prozentpunkte an, entdeckten niederländische Wissenschaftler.
Die Forscher werteten für ihre Studien Daten von rund 5.300 niederländischen Frauen aus. 500 davon hatten länger als ein Jahr versucht, mit ihrem Partner ein Kind zu zeugen, einige davon sogar bis zu drei Jahre. Die Frauen, bei denen die Empfängnis schließlich doch auf natürlichem Weg klappte, bekamen häufiger Söhne als Töchter, entdeckten die Forscher. Dagegen zeigte das Geschlechterverhältnis bei den Nachkommen der Frauen, die nur mit medizinischer Hilfe schwanger geworden waren, keine Auffälligkeiten.
Die Ursache dieses unerwarteten Zusammenhanges sehen die Forscher in der Zähigkeit des Gebärmutterschleims: Je zäher er ist, desto schwieriger ist es für eine Samenzelle, die Eizelle zu erreichen – und je länger dauert es, bis die Frau schwanger wird. Spermien mit einem männlichen Y-Chromosom bewegen sich im zähen Schleim jedoch schneller als die, die ein weibliches X-Chromosom tragen. Aus diesem Grund sind Kinder von Frauen mit Problemen bei der Empfängnis auch eher Jungen, so die Wissenschaftler.
Wegen der besseren Beweglichkeit der Y-Spermien im Körper der Frau ist auch bei problemlosen Schwangerschaften die Wahrscheinlichkeit, einen Jungen zu empfangen, etwas größer als die für ein Mädchen: Auf 49 geborene Mädchen kommen 51 Jungen.
Luc Smits (Universität von Maastricht) et al.: British Medical Journal, Bd. 331, S. 1437
ddp/wissenschaft.de – Martin Schäfer Schwangerschaft
01.09.2004 - Psychologie
Ähnlichkeit macht nicht begehrenswert Menschen finden Gesichter von Menschen gleichen Geschlechts besonders attraktiv, wenn deren Züge den eigenen ähneln. Bei Gesichtern des anderen Geschlechts legen sie dagegen keinen Wert auf Ähnlichkeit. Das hat die kanadische Psychologin Lisa DeBruine von der McMaster-Universität in Hamilton herausgefunden. Sie beschreibt ihre Studie in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2004.2824).
DeBruine ließ bei ihrer Studie 112 Probanden die Attraktivität von Gesichtern bewerten, die zum Teil so verändert waren, dass sie den eigenen Gesichtern der Testpersonen ähnelten. Eine solche Veränderung erhöhte deutlich die Attraktivität von Gesichtern des gleichen Geschlechts, fand die Psychologin heraus. Sie hatte jedoch überhaupt keinen Einfluss darauf, wie anziehend die Probanden Gesichter des anderen Geschlechts fanden.
Diese Bevorzugung habe sich wahrscheinlich im Lauf der Evolution entwickelt, da Ähnlichkeit ein Hinweis auf eine potenzielle Verwandtschaft sei, schließt DeBruine. Eine solche Verwandtschaft sei beim Knüpfen sozialer Kontakte ein sehr positiver Faktor gewesen, da sie ein harmonisches Zusammenleben garantiert habe. Bei der Partnerwahl war sie dagegen vollkommen unerwünscht, da der Nachwuchs enger Verwandter schwere Defizite haben kann. Daher habe sich die fehlende Anziehungskraft eines potenziellen Partners mit ähnlichen Gesichtszügen wahrscheinlich als Schutzmechanismus vor inzestuösen Beziehungen entwickelt, schreibt die Psychologin.
ddp/bdw – Ilka Lehnen-Beyel
19.09.2007 - Anthropologie
Warum auch Großmütter evolutionär eine Daseinsberechtigung haben Großmütter kümmerten sich um ihre Enkelkinder und sicherten so deren überleben Großmütter trugen in der Frühzeit des Menschen durch ihre Fürsorge für die Enkel zum Überleben der Gruppe bei. Datenmaterial zu dieser These liefern nun britische Forscher, die Lebensgeschichten von Familien aus zwei Dörfern in Gambia verfolgten und schauten, wie die Großmütter dort das Leben ihrer Enkelkinder beeinflussten. Die Ergebnisse könnten die unter Evolutionsbiologen häufig gestellte Frage beantworten, warum Frauen auch nach der Menopause noch weiterleben, obwohl sie sich gar nicht mehr fortpflanzen können.
Die Forscher werteten Daten von 5.500 Menschen aus Gambia aus den Jahren 1950 bis 1975 aus. Deren Lebensbedingungen entsprachen etwa den Bedingungen zu der Zeit in der Evolutionsgeschichte des Menschen, als sich das lange Leben von Frauen nach der Menopause durchsetzte, erklären die Forscher. Da 1975 in einem der Dörfer in Gambia ein Krankenhaus eingerichtet wurde, was zum Überleben von wesentlich mehr Kindern führte, wurden spätere Daten nicht mehr in die Auswertung miteinbezogen. Zwar war vor allem die Mutter wichtig für das Überleben ihrer Kinder, doch auch die Großmutter mütterlicherseits trug zu deren Überleben bei. Im Gegensatz dazu hatte weder der Vater, andere Geschwister noch die Großmutter väterlicherseits statistisch merklichen Einfluss auf die Lebenserwartung der Kinder.
Würden Frauen erst in späteren Jahren in die Wechseljahre kommen, könnten sie zwar länger Nachwuchs in die Welt setzen. Gleichzeitig verringerte das aber die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Kinder mit einer Großmutter aufwachsen, erklären die Wissenschaftler. Nach ihren Berechnungen wurden 58 Prozent der Kinder in Gambia von einer Großmutter betreut, nur 16 Prozent aber wären dies gewesen, wenn die Menopause erst mit 65 Jahren einsetzte.
Allerdings war der Einfluss der Großmütter auf das Überleben ihrer Enkelkinder kleiner als erwartet, so die Forscher. Damit sich das lange Leben nach der Menopause durchsetzen konnte, müssten noch weitere Faktoren eine Rolle gespielt haben. Ausschlaggebend aber sei, dass die Enkelkinder von der Betreuung durch die Großmütter profitierten. Außerdem sorge die Menopause dafür, dass Mütter dann keine Kinder mehr bekommen, wenn die Gefahr zu groß sei, dass sie kurz nach der Geburt wegen ihres hohen Alters sterben und ihre Kinder deswegen auf sich allein gestellt sind.
Daryl Shanley (Universität von Newcastle) et al.: Proceedings of the Royal Society B, DOI: 10.1098/rspb.2007.1028
ddp/wissenschaft.de – Anja Basters
27.12.2007 - Psychologie
Wer Omas und Opas liebste Enkel sind Großeltern ziehen die Kinder ihrer Töchter vor Großeltern mütterlicherseits bemühen sich stärker um den Kontakt zu ihren Enkeln als Großeltern väterlicherseits. Das haben Forscher aus Großbritannien und Belgien herausgefunden, als sie die beim Besuch der Enkel zurückgelegten Wegstrecken miteinander verglichen. Wichtig für den Sozialkontakt sei demnach, ob die Verwandtschaft über die Mutter oder den Vater besteht, schließen die Wissenschaftler aus den Untersuchungen mit mehr als 800 Großeltern.
Psychologische Gründe spielen bei diesen Unterschieden in der Fürsorge nach Ansicht der Forscher eine wichtige Rolle. So können Mütter immer davon ausgehen, dass sie mit ihren Kindern und Enkelkindern verwandt sind, während Väter niemals ganz sicher sein können, ob sie tatsächlich die biologischen Väter sind. Genauso sicher können sich auch die Großmütter mütterlicherseits sein, was vermutlich die mit größerer Bereitwilligkeit zurückgelegten Wege zu den Enkelkindern erklärt.
Von Großeltern, die in bis zu 30 Kilometer Entfernung zu ihren Enkeln lebten, hatten 30 Prozent der mütterlichen Seite pro Woche mindestens mehrmaligen wenn nicht sogar täglichen Kontakt zu ihren Enkeln. 25 Prozent der Großväter mütterlicherseits besuchten ihre Enkel in ähnlichen Abständen. Dagegen machten sich die Großeltern väterlicherseits beim Besuch ihrer Sprösslinge rar: Im Mittel statteten nur etwa 15 Prozent der Großeltern von der Vaterseite ihren Enkeln pro Woche einen Besuch ab.
Thomas Pollet (Universität in Newcastle) et al.: Evolutionary Psychology, Band 5, S. 832
ddp/wissenschaft.de – Christina Taraschewski
10.05.2005 - Gesundheit
Was die Großmutter mit der Zuckerkrankheit des Enkels zu tun hat Studie: Schlechte Ernährung während der Schwangerschaft wirkt sich noch in der übernächsten Generation negativ aus Das Risiko für Typ-2-Diabetes wird möglicherweise von der Großmutter mitbestimmt, legen Untersuchungen an Ratten nahe: Hat sich die Großmutter während der Schwangerschaft oder der Stillzeit nicht ausreichend ernährt, haben ihre Enkel ungewöhnlich häufig Probleme mit dem Zuckerstoffwechsel. Besonders der weibliche Nachwuchs der zweiten Generation leidet unter Stoffwechselstörungen wie der so genannten Insulinresistenz, einem Risikofaktor und frühen Merkmal für Diabetes vom Typ 2.
Schon aus früheren Studien ist bekannt, dass eine schlechte Versorgung im Mutterleib oder kurz nach der Geburt sowohl bei Tieren als auch beim Menschen das Risiko erhöht, später im Leben verschiedene chronische Krankheiten zu entwickeln. Bei den meisten dieser Erkrankungen, darunter Fettleibigkeit und Diabetes, spielt der Zuckerstoffwechsel eine zentrale Rolle. Da solche Stoffwechselstörungen auch über mehrere Generationen vererbt werden können, untersuchten die Forscher um Elena Zambrano aus Mexico-City die Frage, ob sich eine Mangelernährung während der Schwangerschaft auch über die nächste Generation hinaus negativ auswirkt.
Dazu reduzierten die Forscher im Futter trächtiger Ratten den Eiweißanteil um die Hälfte. Wie erwartet war der Nachwuchs dieser Tiere im Vergleich zu dem normal ernährter Mütter kleiner und leichter. Dieser Effekt zeigte sich jedoch auch in der zweiten Generation: Obwohl die Nachkommen der Testratten während ihrer eigenen Schwangerschaften mit ausgewogener Kost ernährt wurden, war auch ihr Nachwuchs untergewichtig, entdeckten die Forscher. Außerdem reagierten die Enkel der ursprünglichen Generation entweder zu stark oder zu schwach auf Insulin – ein deutliches Zeichen dafür, dass ihr Zuckerstoffwechsel nicht korrekt arbeitete.
Auch wenn es beim Menschen bislang keine Hinweise auf einen solchen Zusammenhang gibt, halten die Forscher einen ähnlichen Generationeneinfluss für wahrscheinlich. Ihrer Ansicht nach unterstreichen die Ergebnisse außerdem, wie wichtig eine gesunde Ernährung während der Schwangerschaft ist. Weitere Untersuchungen sollen nun den direkten Zusammenhang zwischen einer Mangelernährung und dem Stoffwechsel der nächsten Generationen bestätigen.
Elena Zambrano (Salvador-Zubirán-Forschungsinstitut, Mexiko-City) et al.: Journal of Physiology, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1113/jphysiol.2005.086462
ddp/wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel
Diabetes
05.01.2006 - Genforschung
Was Väter und Großväter ihren Nachkommen mitgeben Auch bei Männern können sich Einflüsse des Lebensstils auf Söhne und Enkel auswirken Männer beeinflussen durch ihren Lebensstil nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern auch die ihrer Söhne und sogar die ihrer Enkel. Darauf deuten nach Ansicht eines schwedisch-britischen Forscherteams die Ergebnisse zweier großer Studien hin. So haben Väter, die sehr früh mit dem Rauchen begonnen haben, überdurchschnittlich dicke Söhne, aber normalgewichtige Töchter. Auch eine Hungerperiode in der Jugend kann den männlichen Nachkommen einen Stempel aufdrücken: Die Enkel von Männern, die im Alter von etwa 10 Jahren hungerten, haben eine ungewöhnlich hohe Lebenserwartung. Einen solchen Effekt über mehrere Generationen kannten Wissenschaftler bislang nur aus der weiblichen Linie, berichtet das Wissenschaftsmagazin "New Scientist".
Marcus Pembrey vom University College in London und seine schwedischen Kollegen analysierten für ihre Untersuchung die Daten einer groß angelegten britischen Studie an Eltern und Kindern aus den 90er Jahren und historische Berichte aus einer abgelegenen schwedischen Region. In beiden Fällen fanden die Forscher einen Zusammenhang zwischen der Lebensweise eines Mannes vor seiner Pubertät und der Gesundheit seiner Nachkommen: Frühes Rauchen beeinflusste das Gewicht der Söhne und frühes Hungern die Lebensspanne der Enkel.
Dass der Lebensstil von Müttern und Großmüttern einen Einfluss auf ihre weiblichen Nachkommen haben kann, war bereits aus früheren Studien bekannt. Die neuen Ergebnisse seien jedoch der erste Hinweis auf eine Vererbung solcher Gesundheitseffekte über die männliche Linie, kommentieren die Forscher. Verantwortlich dafür sind ihrer Ansicht nach so genannte epigenetische Veränderungen des Erbguts: Im Lauf des Lebens werden an die Erbsubstanz verschiedene chemische Schalter und Kontrollmoleküle angelagert, die ganze Abschnitte dauerhaft aktivieren oder auch stilllegen können. Die Folgen dieser Veränderungen sind vielfältig und können von einer erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten bis zum Ausbruch einer Krebserkrankung reichen.
Die neuen Ergebnisse legen nun nahe, dass solche Modifikationen entgegen bisheriger Annahmen von Generation zu Generation weitergegeben werden können, so die Forscher. Sollte sich diese Annahme bestätigen, hätten epigenetische Faktoren einen weit größeren Einfluss auf die öffentliche Gesundheit als bislang vermutet. Möglicherweise könne sogar die extreme Zunahme an Übergewichtigen und Diabetesfällen darauf zurückgeführt werden, kommentiert der Epigenetiker Rob Waterland die Ergebnisse.
New Scientist, 7. Januar, S. 10
13.12.2007 - Biologie
Warum Schwangere nicht umkippen US-Forscher haben entdeckt, warum schwangere Frauen nicht vornüberfallen: Um die Belastungen einer Schwangerschaft besser ausgleichen zu können, hat sich die Wirbelsäule bei Männern und Frauen unterschiedlich entwickelt. Das geht aus einer Untersuchung von amerikanischen Anthropologen hervor. Demnach ist die typische S-Kurvenform namens Lordose im Lendenwirbelbereich bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern. Schwangere Frauen profitieren von dieser stärkeren Krümmung der Wirbelsäule, weil andernfalls durch das zusätzliche Gewicht des heranwachsenden Kindes an der Vorderseite verstärkt Belastungen auf die Rückenmuskeln entstehen würden.
Durch eine Schwangerschaft nimmt das Gewicht des weiblichen Rumpfes um etwa 31 Prozent zu und der Schwerpunkt verlagert sich nach vorne. Dieses Ungleichgewicht kann zwar durch Muskeln im unteren Rücken ausgeglichen werden, dadurch entstehen jedoch häufig Müdigkeit und Rückenschmerzen, erklären die Forscher. Um diese Probleme zu minimieren, verlagern schwangere Frauen ihren Schwerpunkt, in dem sie sich im Stehen nach hinten lehnen, entdeckten die Wissenschaftler bei Untersuchungen an 19 schwangeren Frauen. Erleichtert wird diese Haltung dadurch, dass die drei letzten Lendenwirbel der Frau stärker nach außen gekippt sind und so zu einer stärkeren Biegung der Wirbelsäule führen. Im männlichen Lendenwirbelbereich sind nur die letzten zwei Wirbel derart gekippt. Gleichzeitig macht die Form der Wirbel die Wirbelsäule flexibler. So können die Frauen trotz veränderter Schwerpunktlage eine stabile aufrechte Haltung bewahren, erklären die Forscher.
Fossile Wirbel eines frühen Vorfahren des Menschen, dem Australopithecus, zeigen ähnliche Anpassungen wie beim heutigen Menschen. Wahrscheinlich halfen die geschlechtsspezifischen Unterschiede der Wirbel den Frauen schon vor mindestens zwei Millionen Jahren: "Ohne diese Anpassung wäre eine Schwangerschaft eine schwere Last für die Wirbelsäule. Neben Schmerzen und Erschöpfung wäre sie wahrscheinlich bei der Nahrungssuche und bei der Flucht vor Feinden hinderlich gewesen", erklärt die Anthropologin Liza Shapiro, eine der beteiligten Wissenschaftler. Bei Schimpansen gibt es keinen solchen Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Lendenwirbeln. Die Anpassung muss daher mit der Entwicklung des aufrechten Gangs einhergegangen sein.
Daniel Lieberman (Harvard-Universität in Cambridge) et al.: Nature, Bd. 450, S. 1075
ddp/wissenschaft.de – Christina Taraschewski
16.01.2007 - Natur
Warum es keine Riesenlöwen gibt Britische Biologen haben herausgefunden, warum Raubtiere wie Löwen und Bären nicht so groß werden wie Elefanten: Ab einem Gewicht von etwas mehr als einer Tonne ist es für die Tiere nicht mehr möglich, die Bilanz zwischen aufgenommener und benötigter Energie auszugleichen. Sobald die Räuber nämlich größere Beutetiere jagen, um ihren Kalorienbedarf zu decken, benötigen sie auch mehr Energie, um ihren Körper für die Jagd in Bewegung zu setzen. Je größer sie dabei werden, desto schwieriger wird es, dieses Dilemma zu lösen. Aus diesem Grund sind sehr viel mehr Arten großer Raubtiere in der Vergangenheit ausgestorben als kleinere.
Ausgangpunkt der neuen Studie war die Beobachtung, dass es unter den Raubtieren zwei Gruppen gibt: Kleine Vertreter mit einem Gewicht von weniger als fünfzehn bis zwanzig Kilogramm jagen fast ausschließlich sehr kleine Beutetiere, deren Gewicht weit unter ihrem eigenen liegt. Größere Räuber mit einem Gewicht von mehr als zwanzig Kilogramm bevorzugen dagegen Beutetiere mit einem Gewicht, das ihrem eigenen ähnelt.
Um das zu verstehen, stellten die Forscher eine einfache Energiebilanz auf: Die Energie, die ein Raubtier täglich benötigt, setzt sich aus der in Ruhephasen verbrauchten und der bei der Jagd aufgewendeten Energie zusammen. Die Größen dieser Werte hängen vom Körpergewicht, dem Stoffwechsel und der Durchschnittsgeschwindigkeit bei der täglichen Bewegung ab. Zur Verfügung steht den Räubern dagegen die Energie, die dem Kaloriengehalt aller erbeuteten Tiere entspricht. Als die Biologen diese Rechnung auswerteten, erhielten sie eine Kurve, in denen sich die beiden Gruppen widerspiegelten: Bis zu einem Körpergewicht von 14,5 Kilogramm ist die Energiebilanz günstiger, wenn die Tiere ständig sozusagen im Vorbeigehen kleine Beutetiere einfangen. Bei größeren Raubtieren kehren sich die Verhältnisse jedoch um, und der höhere Energiebedarf kann nur noch nur das aufwändige Jagen großer Beutetiere gedeckt werden.
Tiere wie Luchse oder Schakale, deren Gewicht genau im Übergangsbereich liegt, können beide Taktiken nutzen, schreiben die Forscher. Doch auch die Grenzen dieser Strategien zeigten ihre Daten: Oberhalb eines Gewichts von 1.100 Kilogramm wird der für die Jagd benötigte Energieaufwand so groß, dass die Tiere ihn auch mit großen Beutetieren nicht mehr decken können. Aus diesem Grund sind große Raubtiere wie Eisbären und Löwen auch stärker vom Aussterben bedroht als kleine – sie können Veränderungen in der Zusammensetzung ihrer Beutetiere nur sehr schlecht ausgleichen und reagieren daher empfindlicher, so die Wissenschaftler.
Die errechneten Werte erklärten auch, warum selbst die größten Raubtiere aller Zeiten – der Säbelzahntiger, das Urraubtier Megistotherium und der fast eine Tonne wiegende Kurznasenbär – ein bestimmtes Gewicht nicht überschritten, berichten die Forscher. Doch auch unterhalb dieses Maximalgewichts müssen große Raubtiere Einschränkungen in Kauf nehmen: Löwen etwa sparen Energie, indem sie viel Zeit in Ruhe verbringen, und Eisbären legen immer wieder kurze Schlafphasen ein.
14.01.2004 - Physik
Die Formel der Kurven Körpervolumen, Beinlänge, Taille und Hüfte bestimmen Attraktivität weiblicher Körper Das Geheimnis attraktiver weiblicher Körper lässt sich in einer einzigen trockenen mathematische Formel fassen. Das Körpervolumen geteilt durch das Quadrat der Körpergröße vom Boden bis zum Kinn gibt demnach schon beim ersten Blick Auskunft darüber, wie fruchtbar und gesund - und damit attraktiv - eine Frau ist, sagen chinesische Wissenschaftler. Beim zweiten Blick entscheidet dann das Verhältnis anderer Körperproportionen. Die Forscher stellen ihre Thesen in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences vor (Online-Vorabveröffentlichung vom 14. Januar).
Jintu Fan und Kollegen von der polytechnischen Universität in Hong Kong scannten die Körper von 31 Frauen mit den unterschiedlichsten Figuren. Anschließend sollten
29 junge Männer und 25 junge Frauen die Attraktivität der Körper auf einer Skala von 1 bis 9 beurteilen. Bei der mathematischen Auswertung der Studie stellten die Wissenschaftler fest, dass nicht Größe oder Gewicht selbst, sondern die Verhältnisse von beispielsweise Taillen- zu Hüftumfang oder Gesamtgröße zu Beinlänge die Attraktivität der Frauen bestimmten.
Der eigentlich entscheidende Faktor, so die Forscher, sei der so genannte Body-Mass-Index (BMI). Zu seiner Ermittlung wird das Gewicht durch das Quadrat der Körpergröße geteilt. Der attraktivste BMI sei auch der, bei dem Frauen sehr fit und gesund seien, schreiben die Wissenschaftler. Da jedoch kein Mensch den BMI alleine durch Hinschauen berechnen könne, müssten offensichtlichere Merkmale und Verhältnisse einen Körper attraktiv erscheinen lassen.
Wichtigster, aber nicht allein bestimmender Faktor ist demnach das Verhältnis des Körpervolumens zur Körpergröße. Zusätzlich würden jedoch auch Taillenumfang, Hüftform und Beinlänge eine Rolle spielen, geben die Forscher zu: Ein röhrenförmiger Körper könne zwar ein günstiges Volumen-zu-Größe-Verhältnis haben, sei aber niemals so attraktiv wie ein wohlgerundeter Frauenkörper.
ddp/bdw – Ilka Lehnen-Beyel
14.12.2005 - Biologie
Warum Menschenkinder so langsam wachsen Das Wachstumsmuster ermöglicht es den Eltern, ihre Nachkommen ausreichend zu versorgen Die typische Wachstumskurve eines Kindes mit langsamem Größerwerden in jungen Jahren und einem Wachstumsschub in der Pubertät hilft den Eltern, die Kinder optimal mit Nahrung zu versorgen. Das haben zwei amerikanische Forscher am Beispiel von zwei Jäger- und Sammlerkulturen nachgewiesen. Nur beim menschlichen Wachstumsmodell stimmt demnach die Kosten-Nutzen-Rechnung auch dann, wenn Eltern von ihnen abhängige Nachkommen verköstigen müssen.
Das Wachstum des Menschen unterscheidet sich von dem aller anderen Primaten: Menschenkinder wachsen in der Zeit zwischen dem Abstillen und dem Einsetzen der Pubertät im Verhältnis sehr langsam und erreichen dann in einem Wachstumsschub relativ schnell ihre endgültige Größe. Während dieses verzögerten Wachstums müssen die Eltern genügend Nahrungsenergie besonders für das Gehirnwachstum und das Erlernen verschiedener Fähigkeiten bereitstellen, die sich später in erhöhter Produktivität auszahlen - was lange Abhängigkeit des Nachwuchses für die Eltern zu einer Belastung macht.
Das ungewöhnliche Wachstumsmuster hat sich wahrscheinlich im Lauf der Evolution entwickelt, um diese Kosten zu minimieren, glauben die Forscher. Sie berechneten, wie viele Kalorien Eltern in ihren Nachwuchs investieren müssen und verglichen dabei die Kosten-Nutzen-Rechnung bei unterschiedlichen Wachstumskurven: der typisch menschlichen, einer linearen, in der der Nachwuchs immer gleich schnell wächst, und einer schimpansenartigen, bei der es sehr früh bereits einen Wachstumsschub gibt. Das Ergebnis: Die menschliche Wachstumskurve ist eindeutig die, bei der die Eltern die meiste Energie sparen. Abhängig von der Kindersterblichkeit und der Fruchtbarkeit müssten Eltern bei einem linearen Wachstum mit bis zu 6 Prozent und bei einem schimpansenähnlichen mit bis zu 44 Prozent mehr Energiebedarf ihrer Kinder rechnen.
Beim Menschen mit seiner aufwändigen und komplexen Jagdstrategie zahlt es sich nicht aus, sehr früh sehr groß zu sein, schreiben die Forscher. Ein größeres Gehirn und längere Zeit zum Lernen seien dagegen sehr von Vorteil. Sie vermuten, dass sich die menschliche Wachstumskurve im Lauf der Evolution als optimal für die Kombination dieser Bedingung mit einer maximalen Fruchtbarkeit erwiesen hat. Diese Theorie werde beispielsweise dadurch gestützt, dass sich in Hungerperioden das Wachstum noch länger verzögere und der pubertäre Schub noch ausgeprägter sei als bei ausreichender Nahrungszufuhr.
Michael Gurven (Universität von Kalifornien, Santa Barbara) & Robert Walker (Universität von New Mexico, Albuquerque): Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2005.3380)
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