Galbraith-Stiles
Anknüpfend an Porter und anschließend an theoretischen Überlegungen zum bilateralen Oligopol differenzieren Galbraith-Stiles nach Wettbewerb:178
der Intensität des Wettbewerbs innerhalb der Branche;
der Rivalität entsprechend Produktsubstitutionen gegenüber nahen Branchen;
Eintrittsbarrieren und Austrittsbarrieren;
der relativen Marktmacht von Zulieferern und Kunden.
Galbraith-Stiles meinen, dass der vierte Punkt im Gegensatz zu den drei ersten wenig empirische Beachtung gefunden hat. „What is lacking, though, is an understanding of the sources of relative firm power. To a large degree, the paucity of research on the economic implications of relative power between buyers an sellers is due to the lack of clarity regarding the power concept itself.”179
Sie betonen die „Essentialität“ und „Exklusivität“ als notwendige Bedingungen zur Ausübung von Marktmacht180 und dass die Ausübung von Macht explizit mit Abhängigkeitsbeziehungen verbunden ist.181 Sie stellen dabei vor allem auf das Vorhandensein von alternativen Bezugsquellen sowie Substitutionsmöglichkeiten ab.
Gegenstrategien zielen auf die Reduktion von vertikaler Exklusivität. Horizontale Diversifizierung oder andere Technologien vermindern die Essentialität. Das Ganze kann mit Transaktionskostenüberlegungen begründet werden.182
Galbraith-Stiles gehören zu den – eher wenigen – Untersuchungen, die ein vertikales Gesamtkonzept mit Profitdeterminanten auf der Input- und Outputseite zugrunde liegen haben und zählen zu den zentralen empirischen Arbeiten.
Galbraith-Stiles verwenden PIMS-Daten, wobei nur US-Firmen-Daten verwendet werden.183 Die Ebene der Betrachtung ist die operative Einheit, die auch ein Teil eines Unternehmens sein kann, welches auf einem relevanten Markt operiert (ca. 1200 Business-Einheiten).
Durch die umfassenden Firmendaten bekommt diese Untersuchung besondere Bedeutung: Während auf Branchenebene das vertikale Marktmachtsphänomen durch die Datenlage in den Input- und Outputbranchen in der Verbindung von gewichteter Konzentration und Branchenanteilskonzentration des Outputs (Dispersität der Lieferbeziehungen) zu sehen ist, kann hier die Konzentration der Zulieferer und Kunden direkt betrachtet werden: also z. B. die 4-größten Zulieferfirmen ( und nicht der gewichtete Durchschnitt der jeweils 4-größten Firmen der Zulieferbranchen).
Sie verwenden in der Profitgleichung Strukturindikatoren für die vertikale Marktmacht:
(zunächst das erwartete Vorzeichen)
für die Inputseite:
- Inputkonzentration: Anteile der Zulieferungen der drei größten Zulieferfirmen am Gesamtinput
+ Bedeutung des Inputs für die Zulieferer: Anteile der Zulieferungen der drei größten Zulieferfirmen an ihrem Gesamtoutput
+ vergleichbare alternative Zuliefermöglichkeiten (0 und 1)
für die Outputseite:
+ „inverse“ Kundenkonzentration (Anzahl der größeren Kunden, die 50 % des Absatzes abdecken)
+ Kundenanzahl
+ Anteil (Bedeutung) des Outputs am Gesamtinput der Kunden: durchschnittlicher Anteil der Lieferung am Gesamtinput eines typischen Kunden
- relative Kundengröße im Vergleich zur Kundenstruktur der Konkurrenten
+ relative Kundenanzahl im Vergleich zur Kundenstruktur der Konkurrenten
für die eigene Branche:
+ CR4
+ Marktanteil
+ Eigentum von Patenten und Vergleichbarem an Produkten
+ Eigentum von Patenten und Vergleichbarem an Prozessen (Technolgie)
Tabelle 4 Bestimmung der Profitabilität durch Marktstrukturvariablen durch Galbraith-Stiles
ErwartungIntermediärg.Invest.güterKonsumgüterfür die Inputseite:Inputkonzentration-- ***- *- *Anteil des Inputs am Gesamtoutput der Zulieferer+-- *-Vergleichbare alternative Zuliefermöglichkeiten++ ***+ ***+ ***Outputseite:Kundenzahl - Kundenkonzentration ++ *+ ***+ ***Anteil des Outputs am Gesamtinput der Kunden+-- ***- ***relative Kundengröße zu Konkurrenten--++relative Kundenanzahl zu Konkurrenten ++ ***+ ***+Eigene Branche:CR4++ ***++ ***Marktanteil++ ***++ ***Eigentum von Patenten und Vergleichbarem - Produkte++ **+ ***+ ***Eigentum von Patenten und Vergleichbarem - Prozesse++ ***++ *Erklärungswert R2.25.16.21*** signifikant 1%
** signifikant 5%
* signifikant 10%
Sie schätzen simultan zwei Gleichungen für Profitabilität (return on sales) und eine Variable für neue Markteintritte. Geschätzt wird nach 2SLS, wobei die Produkte nach Investitionsgütern, intermediären und Endverbrauchsgütern unterschieden werden.
Für die intermediären Güter können die Ausgangshypothesen mehrheitlich bestätigt werden. Nur zwei Variablen haben unerwartete Vorzeichen. Etwas schwächer ist die Untermauerung bei den Konsumgütern. Nur teilweise kann die Hypothese für die Investitionsgüter bestätigt werden.184
Die Konsumgüter und Investitionsgüter unterscheiden sich gegenüber den Intermediärgütenr durch mehr Signifikanz der Nachfragemacht auf der Outputseite. Gegenüber Investitionsgütern weisen Konsumgüter eine klare Bestimmung durch die Marktstruktur der eigenen Branche auf, in Übereinstimmung mit den Ergebnissen einschlägiger Untersuchungen.
Im folgenden sollen die Schätzergebnisse des Artikels jenseits der dortigen Interpretationen genauer gewürdigt werden:
Die relative Bedeutung der vertikalen Lieferung für die vertikalen Partner beim Input wie beim Output liefert nicht nur in jeweils 2 von 3 Branchengruppen insignifikante Ergebnisse, sondern auch unerwartete Vorzeichen: Sowohl auf der Inputseite beim Anteil (Bedeutung) des Inputs für die Zulieferer, wie auf der Outputseite beim Anteil (Bedeutung) des Outputs am Gesamtinput der Kunden entsprechen diese Variablen in allen drei Gruppen nicht dem Modell. Dies deutet darauf hin, dass die gegenteiligen Annahmen und auch die Bestätigungen dazu bei Cowley und Bradburd offenbar mehr für sich haben.
Hat die Inputfirma alternative Zuliefermöglichkeiten, so erhöht dies signifikant die Profitrate.
Nicht geklärt ist, warum der Indikator der relativen Kundengröße mit dem Indikator der relativen Kundenanzahl jeweils im Vergleich zur Kundenstruktur der Konkurrenten nichtkonsistent ist, wobei die Kundenanzahl zwar wie erwartet wirkt, aber im vergleich mit der durchschnittlichen Kundengröße eher eine geringere Aussagekraft hat.
Die Kundenzahl insgesamt ist jedoch durchgehend (mehr oder weniger) signifikant.
Dass die (im Vergleich mit Konkurrenten) relative Kundenanzahl bei den Investitionsgüter relevant ist, bei Konsumgüter jedoch nicht, kann hypothesenimmanent nicht eindeutig beurteilt werden.
Dass sowohl Konzentration wie Marktanteil– wie von den Autoren erwartet - positiv auf die Performance wirken, überrascht, da dies nicht konsistent mit anderen Arbeiten ist185. Die hohe Signifikanz bei Konsumgütern, und die Nichtsignifikanz bei Investitionsgütern dürfte der Nichtberücksichtigung von Werbevariablen zuzuschreiben sein.
Die Variable bezüglich Eigentum von Patenten und Vergleichbarem an Produkten verhält sich erwartungsgemäß; sie ist signifikanter als die Variable für Eigentum von Patenten und Vergleichbarem an Prozessen. Dies könnte so interpretiert werden, dass Produkte marktnäher sind.
Der Erklärungswert der Gleichungen für die Profitratenvarianz beträgt um die .20, wobei Galbraith-Stiles anmerken, dass sie eben nicht alle Profitindikatoren als Variablen verwendeten, sondern sich besonders auf die Marktmacht orientierten.186
Zur Erklärung der Varianz tragen wiederum etwa zur Hälfte Indikatoren aus der eigenen Branche und zur anderen Hälfte Indikatoren der Input- und Output-Branchen bei.
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