Analytisch-empirische Ergebnisse zur vertikalen Marktmacht – Überblick über Studien



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Ravenscraft

Ravenscraft (1983)187 führte umfassende Querschnittsstudien zur Profit-Struktur Performance durch.

Ravenscraft verwendet zwei Datensätze: einen auf Branchenebene und einen auf der Ebene der FTC-Daten bezüglich „line of business“ (LB). Dies ist eine operative Firmeneinheit einer Firma. Beim Firmensample wurden dabei 250 Firmen aus einer Fortune-Übersicht der 500 größten Unternehmen ausgewählt. Die Auswahl erfolgte mit dem Ziel der umfassenden Branchenabdeckung, es wurden jedenfalls jeweils die zwei größten Firmen einer Branche ausgewählt. Insofern ist keine Zufallsstichprobe gegeben. Allerdings sei diese Stichprobe wesentlich größer als bei etlichen ähnlichen Untersuchungen. Die durchschnittliche Zahl der Line of business pro Branche beträgt 12,3. Im Durchschnitt werden 47,5 % der Branchenumsätze durch die LB-Daten abgedeckt188 Die Daten umfassen 3.186 lines of business in 258 Drei- oder Vierstellerbranchen der Sachgütererzeugung in den USA vor allem für 1975, und auch für 1974 und 1976.
Als zu erklärende Performance-Variablen werden je nach Ebene zwei unterschiedliche Profitvariablen verwendet: für 1975 für die LB-Ebene operating income/sales, wobei

Operating income =

Umsatz


  1. minus Vorleistungen

  2. minus Löhne

  3. minus Werbeausgaben

  4. minus andere Ausgaben inklusive Forschung und Entwicklung

  5. minus Abschreibung.

Übersicht 15 Erklärende Variablen für die Performance bei Ravenscraft 1983 (Das erste Vorzeichen ist das erwartete, das zweite das Ergebnis auf Basis von line of business und das dritte das Ergebnis auf Branchenebene1)

(+) - ~ Angebotskonzentration

+ + Marktanteil

+ + + Skalenökonomie (mindestoptimale Unternehmensgröße)

- +(-) BCR Nachfragekonzentration im engeren Sinn2

- (-) - SCR Lieferantenkonzentration im engeren Sinn2

- (-) - DPO (Branchen)Anteilskonzentration des Outputs2

- - - DPI (Branchen)Anteilskonzentration des Inputs2

+ + + Branchenwachstum

- - - Importe

~ + (-) Exporte

- - - Räumlicher Aktivitätsrahmen - Geographische Konzentration (invers)

- + + Vertikale Integration - line of business

+ - - Vertikale Integration - Branche

+ + Diversifikation – line of business

+ - (+) Diversifikation – Branche

+ (-) Werbe-Intensität – line of business

+ + + Werbe-Intensität - Branche

+ - FE-Intensität – line of business

+ ~ - FE-Intensität - Branche

+ - Kapitalintensität - line of business

+ + + Kapitalintensität - Branche

+ + Auslastung - line of business

+ (+)+ Auslastung - Branche1 Die Varianten nach OLS und GLS unterscheiden sich bei den t- Werten für die Variablen meist nicht wesentlich

2 Terminologie nach 1.1

Quelle: Ravenscraft (1983), p. 26

Leider sind nur in einzelnen Fällen bei den t-Werten die Signifikanzen angegeben.
Auf der Branchenebene wird die zu erklärende Profitvariable zunächst als value added minus Löhne, bezogen auf Umsätze definiert und aus dem „Annual Survey of Manufacturer“ gewonnen. Dann werden Werte für Werbung, Abschreibung und F+E, die aus LB-Daten gewonnen werden, zwecks besserer Vergleichbarkeit abgezogen, ohne dass dies näher beschrieben wird.
Konsequenzen der teilweise auf Business- und auf Branchenebene unterschiedlich definierten Daten inklusive der Performance-Variablen auf die Schätzungen werden nicht problematisiert.189 Dabei dürften sich die Daten insbesondere darin unterscheiden, dass die Businessebene eher „oligopolistische“ Teile der Branchen umfasst und die Branchenebene eben die gesamte Branche.
Die Schätzung wird mit OLS und GLS durchgeführt, wobei die Ergebnisse insgesamt großteils ähnlich sind.
Es werden insgesamt 36 erklärende Variablen verwendet, davon in den Hauptgleichungen 23.
Ravenscraft verwendet eine Variable für vertikale Integration, die auf der LB-Ebene Null und Eins annehmen kann und auf der Branchenebene eine gewichtete Summe des LB-Indikators ist.

Die Variable für Diversifikation ist – auf Unternehmensebene - ein Herfindahl-Index der Geschäftsanteile eines Unternehmens in einzelnen Branchen.


In den LB-Hauptgleichungen sind 20 von 23 Variablen signifikant in OLS oder GLS, die meisten weisen das erwartete Vorzeichen auf.

Die Ergebnisse sind auf der LB-Ebene teilweise deutlich unterschiedlich zu den Ergebnissen auf Branchenebene. Der Erklärungswert auf der LB-Ebene beträgt bei OLS 0,21 und bei GLS 0,13, auf der Branchenebene jeweils 0,43.

Für einige Variablen wurden Werte aus den LB-Daten einerseits und auf Branchenebene andererseits gebildet, so z. b. bei Diversifikation, Werbeintensität oder Kapitalintensität. Die Ergebnisse mit den Branchenvariablen in den Gleichungen für die LB-Ebene sind nun jedoch sehr unterschiedlich im Vergleich zu den Ergebnisse der entsprechenden LB-Variable: von 12 solchen Variablenpaaren haben nur drei die gleichen Vorzeichen.
Ravenscraft wird hier vor allem hinsichtlich der (vertikalen) Marktmachtvariablen rezipiert:
Es werden sechs Marktmachtvariablen im engeren Sinn verwendet, siehe Tabelle 5 und Übersicht 15.
CR4 für die Konzentration der eigenen Branche (horizontale Konzentration) weist auf der LB-Ebene ein negatives Vorzeichen (signifikant mit GLS) auf, auf der Branchenebene ein positives Vorzeichen (signifikant mit GLS). Dies kann allerdings damit erklärt werden, dass auf Branchenebene im Gegensatz zur LB-Ebene der Indikator Marktanteil verwendet wird (hochsignifikant positiv). Ravenscraft interpretiert dies vorsichtig: „The results… do not support the hypothesis that the simple linear four-firm concentration variable is a proxy for the ability to collude“190. Ravenscraft verwirft die Konzentrations-Profit-Hypothese aber nicht ganz: „this may lead to a richer hypothesis in which concentration plus additional factors leads to collusion”.191

Ravenscraft erklärt das negative Vorzeichen von CR4 im Vergleich zu früheren Studien damit, dass CR4 als proxy für den Marktanteil der führenden Firmen gedient hat. Er weist darauf hin, dass die nichtkonsistenten Vorzeichen bei CR4 im Vergleich zu früheren Studien mit Daten der 60er Jahre eben unstabileren ökonomischen Verhältnissen entsprechen.192

Inkonsistent im Ergebnis ist, dass ein Interaktionsterm zwischen CR4 und Marktanteil nicht das erwartete positive Vorzeichen hat, sondern in OLS sogar signifikant negativ ist.

Das positive signifikante Vorzeichen für den Marktanteil und das negative, jedoch meist insignifikante Vorzeichen für die Konzentration wiederholt sich in diversen Subsamples wie etwa mit Konsumgüter- versus Produktionsgüterbranchen, oder Convenience- versus Non-Convenience-Branchen sowie mit anderen Daten193.


Nicht näher problematisiert wird das konträre Ergebnis bezüglich eines speziellen Kapitalintensitätsindikators ((Assets* Auslastung)/ Sales)) auf LB- und auf Branchenebene. Auf Branchenebene ist die Wirkung dieses Indikators deutlich signifikant positiv, auf LB-Ebene klar negativ. Dabei ist die Kapitalintensität bei Verwendung von Preis-Kosten-Margen als Korrekturfaktor wesentlich, der in den allermeisten Arbeiten positiv und hochsignifikant ist. – Die Komplikation wird noch dadurch größer, das bei Verwendung von Interaktionsvariablen von Marktanteil mit Werbe-, F+E- und Kapitalintensität auf der LB-Ebene die Interaktionsvariable von Marktanteil mit Kapitalintensität signifikant positiv ist, während der Marktanteil selbst insignifikant wird. Ravenscraft resümiert das mit „…remains an open question“194.
Neben dem Hauptergebnis der Ravenscraft-Arbeit bezüglich Marktanteil und horizontaler Konzentration sind hier vor allem die Indikatoren der vertikalen Marktmacht interessant:
Tabelle 5 Wirkung Vertikaler Marktmacht auf die Performance bei Ravenscraft 1983

(t-Werte ausgewählter bestimmender Variabler)

Line of BusinessBrancheOLSGLSOLSGLSCR4-1.34-1.771.311.67Market share4.905.51BCR3.254.48-1.15-0.82BDSP (=DPO)-0.67-0.64-1.18-2.16SCR-1.27-1.39-3.70-4.26SDSP (=DPI)-2.53-2.86-5.14-4.41Quelle: Ravenscraft (1983), p. 26
BCR ist als Nachfragemachtvariable – konträr zur Countervailing-Hypothese - positiv signifikant auf der LB-Ebene und nichtsignikant negativ auf der Branchenebene.

Die Branchenanteilskonzentration des Outputs wie auch des Inputs weist jeweils erwartete negative Vorzeichen auf, wobei dieses auf der Nachfrageebene insignifikant ist. Die Konzentration der Zulieferer SCR weist durchgehend erwartete negative Vorzeichen auf, wobei sie auf der Branchenebene sehr signifikant sind. Wie bei Martin ist die Zuliefermarktmacht wirksamer als die Nachfragemarktmacht. Dies wurde schon bei Lustgarten angesprochen: „... firms are typically sellers in only one market, but buyers in many markets“.195


Die im weiteren Sinn auch im Sinne der Marktmacht zu interpretierenden Variablen weisen mehrheitlich erwartete Vorzeichen auf:

Die Importvariable weist erwartungsgemäß durchgehend negative Vorzeichen auf.

Die Variablen für vertikale Integration und Diversifikation weisen auf der LB-Ebene die erwarteten Vorzeichen auf, nicht oder nur eingeschränkt jedoch als Branchenvariable.

Die Variable für den räumlichen Aktivitätsrahmen hat das von Ravenscraft erwartete negative Vorzeichen, und zwar signifikant.


Die Variablen für Skalenökonomie, Branchenwachstum und Auslastung sind weitestgehend signifkant im erwarteten Sinn. Die Variablen für Exporte, Werbe-Intensität und FE-Intensität sind uneinheitlich oder liefern unerwartete Vorzeichen. So beeinflussen wie bei anderen Studien auf Branchenebene Werbeausgaben die Profite positiv, allerdings bemerkenswerterweise nicht auf LB-Ebene.
Weitere Schätzungen mit LB-Daten aus 1974 und 1976 ergeben ein insgesamt nicht sehr unterschiedliches Bild, nur die Konzentration ist auf LB-Ebene noch deutlich signifikanter negativ. Hier gibt es wenig Übereinstimmung mit Cowley, siehe 1.1.1
Auch andere Studien bestätigen dieses Hauptergebnis, dass der Marktanteil der Firma signifikant positiv mit der Preis-Kosten-Marge verbunden ist, und zugleich CR4 einen negativen Koeffizienten aufweist. Daraus wird geschlossen, dass die Konzentration als Bestimmungsgrund für Profitabilität nicht kausal ist, sondern de facto mit der Aggregation der Daten von der Firmenebene auf die Branchenebene zusammen hängt.196

Allerdings ist der Zusammenhang zwischen Profitabilität und Marktanteil innerhalb einer Branche (der Sachgüterproduktion) nicht so stark wie im Branchenvergleich. Dies legt die Schlussfolgerung nahe, dass Querschnittsuntersuchungen über Branchen hinweg möglicherweise durch unrepräsentative Branchen verzerrt sind.197


Ravenscraft stellt abschließend fest, dass eine Klärung der Widersprüche bzw. eine Antwort auf offene Fragen eine dynamische Sicht und damit Zeitreihen-Analysen erfordern würde.


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