Analytisch-empirische Ergebnisse zur vertikalen Marktmacht – Überblick über Studien



Yüklə 1,51 Mb.
səhifə12/41
tarix03.01.2018
ölçüsü1,51 Mb.
#36849
1   ...   8   9   10   11   12   13   14   15   ...   41

Bradburd

Das Ausgangskonzept ist, dass die Preiskostenmarge einer intermediäre Güter produzierenden Branche mit der „Kostenrelevanz“ variiert. Die „Kostenrelevanz“ („cost-importance“) ist die Bedeutung des Branchenoutputs für die jeweiligen Kunden.

Bradburds Grundüberlegungen gehen auf A. Marshall zurück („The Importance of Being Unimportant“).198
Bradburd geht zunächst davon aus, dass die Elastizität der abgeleiteten Nachfrage mit dem Anteil der Lieferung am Gesamtwert des Inputs einer Firma bzw. einer Branche zunimmt; unter der Vorraussetzung, dass die Nachfrageelastizität größer als die Substitutionsbeziehung zwischen dem betrachteten Input und aller anderen Inputs der beziehenden Firma bzw. der beziehenden Branche ist:
λ = k η + (1-k) σ
λ ist die Elastizität der abgeleiteten Nachfrage,

k ist der Anteil der Kosten des betrachteten Inputs zu den anderen relevanten Inputs der Nachfragerbranche oder –firmen,

η ist die Elastizität der Nachfrage für die Outputs der nachfragenden Branche bzw. Firmen,

σ ist die Substitutionsbeziehung zwischen dem relevanten Input und allen anderen Inputs einer nachfragenden Branche.

Vorausgesetzt sind konstante Skalenerträge
Die spezielle Begründung bei Bradburd ergibt sich aus einer Transaktionskostenbetrachtung:

Sind die Transaktionskosten für das Wechseln des Zulieferers eher hoch, so ist es wenig vorteilhaft, bei geringer Kostenrelevanz zu wechseln.

Sind die Transaktionskosten bezüglich Zuliefererwechsel eher gering, aber eine Preiskoordinierung in der Zuliefererbranche absehbar, so ist ein Wechsel auch eher nicht wahrscheinlich.

Nur im dritten Fall, bei geringen Transaktionskosten und bei absehbar geringer Preiskoordination, kann die Überlegung eines Lieferantenwechsel hinsichtlich günstigerer Konditionen sinnvollerweise Platz greifen.199


Somit kommen die wesentlichen Effekte von Nachfragemacht nicht bei relativ kleinen Transaktions­volumina zur Geltung. Abnehmerbranchen bzw. –firmen werden nach Bradburd vor allem bei den größenmäßig relevanten Inputs hart verhandeln. Daher sei die Wahrscheinlichkeit für Lieferanten mit kleinen Zulieferanteilen hoch, dass sie weniger Preisdruck ausgesetzt seien.
Damit ergibt sich eine Modifikation zu allgemeinen Machtbetrachtungen, nach denen Macht und „Abhängigkeit“ so verbunden sind, dass der Grad der Abhängigkeit (im konkreten Fall hier: Kunden) die Macht derer verstärkt, die Macht ausüben und Abhängigkeit schaffen.200
Bradburd hat einen eigenen Ansatz zum Test der Nachfragemacht entwickelt. Er definiert „Kostenrelevanz“ als Gewicht der Lieferbezüge für die Kunden bzw. Branchen, in Bezug auf den Gesamtinput.
Bradburd verwendet Input-Output-Daten bzw. den Census of Manufacturers. Er berechnet Umsatzanteile der Zwischenbranchenlieferungen jeweils für die Lieferbranche und die Abnehmerbranchen:

Bradburd wählt 85 Branchen aus 496 Branchen der Input-Output-Tabelle für die USA 1972 nach diversen Kriterien aus.

Sein Maß k ist die zeilenweise Summe der Produkte der jeweiligen Anteile am Output und Input:

ki = wijDij.

wij ist der Anteil einer Lieferung der Branche i zur Branche j am Gesamtoutput von i.

Dij ist der Anteil einer Lieferung der Branche i zur Branche j am Gesamtinput von j.


Die einzelnen Zellen der Input-Output-Tabelle werden zunächst so transformiert, dass statt der Lieferung der Branche von i nach j der Anteil dieser Lieferung am Gesamtoutput der liefernden Branchen mit dem Anteil dieser Lieferung am Input der beziehenden Branche multipliziert wird. Die Kostenbedeutung für die jeweilige Lieferbranche ergibt sich durch die Aufsummierung über die Zeile.201

ki entspricht RELj in 1.1.1


Diese Maßzahl ist allerdings - wie schon erwähnt - unvollständig zur Charakterisierung von Nachfragemacht, wenn die Dispersitätsebene (Branchenanteilskonzentration des Outputs) in einer weiteren Variablen nicht gleichzeitig abgedeckt ist: Angenommen, alle Kundenbranchen weisen eine (hohe) Kostenrelevanz von 0,5 auf. Die Maßzahl hat denselben Wert, egal ob es eine Abnehmerbranche gibt, oder 100. Es ist aber offensichtlich, dass dies von der entwickelten Argumentation her etwa hinsichtlich der Transaktionskosten oder bezüglich der allgemeinen Marktmachtrelationen nicht invariant für die Performance ist. Siehe auch 1.1
Bradburd verwendet als weitere Variable gewichtete Preis-Kosten-Margen der Kundenbranchen, wobei die Gewichtung wieder über die Output-Anteile erzielt wird.

Weiters verwendet Bradburd einen Interaktionsterm CR.k, der die gemeinsame Wirkung der Angebotskonzentration und von k als vertikalem Nachfrageindikator abbildet.


Regressiert wird mit gewichteten LS. Als Gewicht wird der Handelswareneinsatz nach Dreistellergütern gewählt. In ihm ist die Handelsspanne noch nicht enthalten und so kann er als relativ bestes Maß für das Liefervolumen angesehen werden.
Der Erklärungswert liegt bei insgesamt vier Spezifikationen zwischen .47 und .50.
Tabelle 6 Schätzungen der Preis-Kosten-Marge nach Bradburd

(Ausgewählte Variablen)

GleichungsvarianteVariante 1tVariante 2tKonstante,22 ,21 CR-0,000010,180,00030,87k (=Kostenrelevanz)-0,1972,77**0,0340,21CR*k  -0,0051,58*WTM (=PCM Kunden)-0,1631,97**-0,1792,17**KO (=Kapitalintensität)0,1276,36***0,1175,57***ADV (=Werbeintensität)2,101,60*2,081,58*Bradburd 1982, p. 410
Bei der Erklärung der Preis-Kosten-Margen kommt Bradburd u. a. zu folgenden Ergebnissen: die Erklärung durch die Angebotskonzentration ist insignifikant. Die übliche Korrektur um die Kapitalintensität (KO) ist signifikant, ebenso der Faktor der Werbeausgaben (ADV).

Die Erklärung durch den Indikator k (=Kostenrelevanz) ist signifikant negativ am 1 %-Niveau. Wird der Interaktionsterm CR*k eingeführt (Variante 2), so ist dieser signifikant negativ am 10 %-Niveau, k selbst wird insignifikant. (Dies kann etwa so interpretiert werden: hohe Kostenrelevanz führt gepaart mit hoher Angebotskonzentration - und damit zunächst mehr Wahrscheinlichkeit für Kollusion - zu einem „Anknabbern“ der an sich wahrscheinlich überdurchschnittlichen Anbieterprofite durch die Nachfrager).

Die Ergebnisse bezüglich Kostenrelevanz werden in einer weiteren Untersuchung bestätigt.202
Die gewichteten Preis-Kosten-Margen der Abnehmerbranchen (WTM) als gleichzeitiger Nachfragemachtindikator ist in jedem Fall signifikant negativ am 5 %-Niveau.

Für Bradburd ist das negative signifikante Vorzeichen bei den gewichteten Preis-Kosten-Margen der Kundenbranchen als erklärende Variable für PCM der Erzeugerbranche allerdings überraschend. Da er ursprünglich aufgrund von Überlegungen, die auf Elastizitäten basieren, ein positives Ergebnis erwartet. Das negative Ergebnis erklärt er unter anderem mit der Möglichkeit, dass eine Wertschöpfungskette eine gewisse „Rente“ aufweise, die unterschiedlich verteilt sein kann. Wobei der Profitzuwachs einer Branche vertikal den Rückgang einer anderen Branche bewirke.

Die Ergebnisse bezüglich gewichteter Preis-Kosten-Margen der Abnehmerbranchen werden in einer weiteren Untersuchung bestätigt.203
Übersicht 16 Ausgewählte erklärende Variablen für die Performance bei Bradburd(+) ~ Anbieterkonzentration

+ (+) Konzentrationsschwellenwert

- (-) Kostenrelevanz für Kundenbranchen

- - Interaktionsvariable Anbieterkonzentration-Kostenrelevanz

- - Interaktionsvariable Konzentrationsschwellenwert-Kostenrelevanz

(+) - Performance der Kundenbranchen

+ + Kapitalintensität

+ + Werbeintensität

Eine spezielle Berechnung eines Indikators der Nachfragemacht im Sinne der Konzentration der Nachfragebranchen ergibt keine signifikanten Ergebnisse. Allerdings verwendet Bradburd nur gewichtete Nachfragekonzentrationswerte, ohne die Branchenanteilskonzentration der Geschäftsbeziehungen zu berücksichtigen.204
Bradburd verwendet als speziellen Indikator auch eine Variable für einen Konzentrations­schwellen­wert, die den Wert 1 annimmt, wenn CR4 höher ist als 48 % (den Wert 48 wählt er, weil bei seiner Verwendung der höchste t-Wert auftritt). Bei CR4-Werten unter 48 % erhält D den Wert 0.

Ebenfalls verwendet er eine Interaktionsvariable D.k, welche die gleichzeitige Wirkung der Schwellenüberschreitung zusammen mit dem Anteil der relevanten Input-Kosten an den gesamten Kosten angibt. Die Überlegung dahinter ist, dass das Potential für oligopolistisches Verhalten erst ab einem Schwellenwert relevant wird.

Tatsächlich ergibt die Verwendung von D als dichotome Variable für die Konzentration etwas bessere Werte als CR4. Insbesondere wenn gleichzeitig die Interaktionsvariable Dk verwendet wird: Dann ist D signifikant positiv (am 5 %-Niveau), Dk ist signifikant negativ (am 10 %-Niveau).



      1. Yüklə 1,51 Mb.

        Dostları ilə paylaş:
1   ...   8   9   10   11   12   13   14   15   ...   41




Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©muhaz.org 2024
rəhbərliyinə müraciət

gir | qeydiyyatdan keç
    Ana səhifə


yükləyin