3. Ablr. Inf. (+ 1. P. Sg.) Sg. Prät. Pl. Prät. Part. Prät.
-
Ide.
|
e
|
o
|
i, ‚, C, 31
|
i, ‚, C, 3
|
Ger.1mit NK5 Germ. 2 mit LK6
|
i2
e
|
a
a
|
um, un, ul, ur
um, un, ul, ur
|
um, un
ol, or
|
Got. 1
G.2 mit Brechung i > e vor h, r
|
i
bindan (binda)
aí (= e)
waīrþan
|
a
band
a
warþ
|
u
bundum
aú (= o)
waūrþum
|
u
bundans
aú
waūrþans
|
Ahd.1 mit NV
Ahd.1 mit GW
Ahd.2 mit LV
Ahd.2 mit GW
|
i
bintan (bintu)
findan (findu)
ë
hëlfan (hilfu)
wërdan (wirdu)3
|
a
bant
fand
a
half
ward
|
um, un, ul, ur
buntum
funtum
um, un, ul, ur
hulfum
wurtum
|
um, un
gibuntan
funtan
ol, or
giholfan
wortan
|
Mhd. 1-mit NV
Mhd.2-mit LV
Mhd. 2 mit GW
|
i
binden (binde)
ë
hëlfen (hilfe)
wërden
|
a
bant
a
half
wart
|
u
bunden
u
hulfen
wurden
|
um, un
gebunden
ol, or
geholfen
worten
|
Nhd. 1a mit NV
1b mit NV
Nhd.2 mit LV
|
i
binden (binde) beginnen
e
helfen (helfe)
|
a
band
begann
a
half
|
a4
banden
begannen
a
halfen
|
um,un (om, on)
gebunden
begonnen
ol, or
geholfen
|
Bemerkungen: Ad 1: Es handelt sich um die sog. Sonanten.
Ad 2: Die Hebung e > i tritt vor den Nasalverbinungen ein.
Ad 3: Zu dem Verb werden vgl. noch….
Ad 4: a ensteht durch den Ausgleich der präteritalen Formen zugunsten des Singulars.
Ad 5: NK = Nasal + Konsonant.
Ad 6: LK = Liquid + Konsonant.
4. Ablautreihe
Im Ahd. und Mhd. werden zwei Untergruppen unterschieden:
A: v. a. diejenigen Verben, deren Wurzel auf l, r, m, n ausgeht, z. B: ahd. bëran „tragen“, zëman „ziemen“, zëran „zehren“ > mhd. bëren (im Nhd. existiert es nicht mehr, nur in den Präfixbildungen, z. B: entbehren, gebären), zëmen, zëren > nhd. ziemen, zehren.
B: die Verben auf ch, z. B: ahd. sprehhan, rehhan > mhd. sprëchen, rëchen > nhd. sprechen, rächen (mit a wegen der Veranschaulichung der etymologischen Verwandtschaft mit Rache).
Der Ausgleich des Präteritums wird zugunsten des Plurals durchgeführt. Das lange a des Plurals wird auch auf den Singular übertragen.
Seit dem Fnhd. tritt eine neue Trennung ein, es entstehen folgende zwei Untergruppen: 1: der lange Pluralvokal dringt lautgesetzlich in den Sg. derjenigen Verben ein, bei denen ck, ch oder ff dem Wurzelvokal folgt. Im Präsens und Part. Prät. bleibt der kurze Vokal erhalten, z. B: brechen - brach - brachen - gebrochen.
2: Vor einfachem r, l wird die mhd. offene Wurzelsilbe im Präs. und Part. Prät. gedehnt (fnhd. Dehnung), wobei die Länge im ganzen Paradigma durch das in einige Verben eingeschobene h verdeutlicht wird, z. B: stehlen - stahl - stahlen - gestohlen; gebären - gebar - gebaren - geboren.
1. Vollst. (NS) 2. Vollst. (ANS)Dehnst. Schwundst.
4. Ablr. Inf. Sg. Prät. Pl. Prät. Part. Prät.
-
Ide.
|
e
|
o
|
ē
|
i, ‚, C, 3
|
Germ.
|
e
|
a
|
ē
|
u > ō1
|
Got.
|
i
niman (nima)
|
a
nam
|
ē
nēmum
|
u
numans
|
Ahd.
|
ë,i
nëman (nimu)
|
a
nam
|
ā
nāmum
|
o
ginoman
|
Mhd.
|
ë, i
nëmen (nime)
|
a
nam
|
â
nâmen
|
o
genomen
|
Nhd.1
Nhd.2
|
ē
nehmen (nehme)
stehlen (stehle)
|
ā2
nahm
stahl
|
ā
nahmen
stahlen
|
o, ō
genommen
gestohlen
|
Bemerkungen: Ad 1: Die Senkung u > o wird vor a, e, o der Folgesilbe durchgeführt, unterterbleibt dagegen vor Nasalverbindungen.
Ad 2: Das lange a entsteht aufgrund des Ausgleiches der präteritalen Formen.
Das in die 4. Ablr. gehörende Verb kommen < mhd. komen, kömen, quëmen < ahd. quëman, bzw. seine Flexion stellt einen Sonderfall dar, darum wird es abgetrennt behandelt.
Präsens
Ahd: Sg. 1. quimu, kumu1 Mhd. kume Nhd. komme
2. quimis, kumist kumst, kümest2 kommst
3. quimit, kumit kumt, kümet kommt
Pl. 1. quëmamēs, koman komen3, kumen kommen
2. quëmet, komet komet kommt
3. quëmant, koment koment kommen
Bemerkungen: Ad 1: Die Formen kumu, kumist usw. werden ab dem 10. Jhd. häufiger gebraucht. Im Fnhd. Kommt es zur Rundung u > o.
Ad 2: Das Schwanken u - ü wird erst im Fnhd. abgeschafft.
Ad 3: o dringt zuletzt auch in den Sg. ein, auf Grund dessen es zu dem Ausgleich des Präsens kommt. Noch im älteren Nhd. kommen jedoch auch umgelautete Singularformen vor: köme, kömst, kömt. Während des Nhd. Wird die Wurzelkonsonanz verdoppelt, was die Kürze der Wurzelsilbe andeuten soll. Die Doppelung betrifft sowohl das Präsens, als auch das Part. Prät.:kommen – gekommen. (Vgl. dagegen das Verb nehmen.)
Präteritum
Ahd. quam, quāmum, Part. Prät. quëman (perfektiv, daher ohne ge-)
Mhd. quam - quâmen -quëmen - md.
kom - kômen - komen - obd.
kam - kâmen - komen - alem. und fränk.
Nhd. kam - kamen - gekommen
5. Ablautreihe
Diese Ablr. umfasst diejenigen Verben, die ë, i in der Wurzel im Präsens aufweisen, denen andere (immer nur einfache) Konsonanten als in der 3. oder 4. Klasse folgen - keine Liquida oder Nasal, in Frage kommen daher nur ide. Plosiva (=P) oder Spiranten (=S), z. B: ahd. gëban, wëban, trëtan, gëtan (g für j), wësan > mhd. geben, weben, treten, jeten, geten, wësen > nhd. geben, weben, treten, jäten (ahd. wësan im Nhd. nicht mehr gebraucht).
Es gehören hierher auch einige der starken jan- Präsentien, vgl6.1.2., z. B: ahd. bitten, siµµen, liggen > mhd. bitten, sitzen, ligen > nhd. bitten, sitzen, liegen.
Schwach werden im Nhd: jäten, pflegen, weben, bewegen; bei weben und bewegen werden auch starke Formen - mit semantischer Differenzierung gebraucht.
Das Präteritum wird zugunsten des langen Vokals im Plural ausgeglichen.
Der grammatische Wechsel wird im Nhd. meistens abgeschafft, bleibt aber z. B. bei war - gewesen erhalten.
Die neue Spaltung ergibt sich aus dem Vorhandensein oder Fehlen des langen Vokals im Inf. und Part. Prät., der bei einigen Verben auf Grund der fnhd. Dehnung eintritt: geben - gegeben - lang; essen - gegessen - kurz.
1. Vollst. (NS) 2. Vollst. (ANS) Dehnst. 1. Vollst.
5. Ablr Infinitiv Sg. Prät. Pl. Prät. Part. Prät.
-
Ide.
|
e + P/S
|
o + P/S
|
ē + P/S
|
e+ P/S
|
Germ.
|
e + P/S
|
a + P/S
|
ē + P/S
|
e + P/S
|
Got.1
|
i
giban
|
a
gaf
|
ē
gēbum
|
i
gibans
|
Ahd. mit GW
Ahd.
j- Präsentien
|
ë
wësan2 (wisu)
ë
gëban (gibu)
bitten4 (bittu)
|
a
was
a
gab
bat
|
ā
wārum
ā
gābum
bātum
|
ë
*giwëran >*-san3
ë
gigëban
gibëtan
|
Mhd. mit GW
Mhd.
j-Präsentien
|
ë
wësen (wise)
ë
gëben (gibe)
bitten (bitte)
|
a
was
a
gap5
bat
|
â
wāren
â
gâben
bâten
|
ë
gewësen
ë
gegëben
gebëten
|
Nhd.
Nhd. mit GW
j-Präsentien
|
ē
geben (gebe)
ē
bitten (bitte)
|
ā6
gab
ā
war
bat
|
ā
gaben
ā
waren
baten
|
ē
gegeben
ē
gewesen
gebeten
|
Bemerkungen: Ad 1: got. waīrþan, das dem ahd. wësan entspricht, gehört in die 3. Ablr.
Ad 2: Zu dem Verb wësan vgl. ….
Ad 3: s in der Endung -san < -ran entsteht im Wetstgerm. duch den sog. Rhotazismus.
Ad 4: Bei den jan-Präsentien tritt im Präsens die Hebung e > i ein.
Ad 5: Die p-Schreibung spiegelt die mhd. Auslautsverhärtung wider.
Ad 6: Das lange a wird aus dem Plural Prät. übertragen.
6. Ablautreihe
Die 6. Ablr. war zunächst rein quantitativ (entw. o - ō, oder a - ā), durch den im Germ. durchgeführten Lautwandel wurde sie zur qualitativ - quantitativen Ablr. - ide. o - ō > germ. o – ā. Die Verben dieser Ablr. weisen meistens einfache Konsonanten in der Wurzel auf.
Beispiele der Verben: ahd. graban, wahsan, tragan, wascan > mhd.nhd. graben, wachsen, tragen, waschen.
Schwach werden im Nhd: nagen, waten, mahlen (im Part. noch gemahlen), backen (buck oder backte - gebacken).
Die 6. Ablr. umfasst auch einige der jan-Präsentien, z. B: ahd. swerien, hevan, heffan, skepfen > mhd. swerigen, heben, schepfen > nhd. schwören ( das nhd. ö geht auf die in einigen Dialekten bereits im Mhd. durchgeführte Rundung zurück), heben, schaffen.
Die fnhd. Monophtongierung der Vokale uo > ū im Prät. bringt dieselben Vokalqualitäten, sowohl im Sg. Prät., als auch im Pl. Prät. Die Wurzelsilben des Sg. Prät. und Pl. Prät. stimmen bereits im Ahd. überein.
Die fnhd. Dehnung bringt die langen Vokale des Präsens und Part. Prät. Bei einigen Verben tritt diese Dehnung jedoch nicht ein, und das ganze Paradigma wird dann zugunsten der kurzen Vokale ausgeglichen, z. B. waschen - wusch - wuschen - gewaschen.
1. Vollst. (NS) Dehnst. Dehnst. 1. Vollst. (NS)
6. Ablr. Infinitiv Sg. Prät. Pl. Prät. Part. Prät.
-
Ide.
|
a / o
|
ā / ō
|
ā / ō
|
a / o
|
Germ.
|
a
|
ō
|
ō
|
a
|
Got.
|
a
faran (fara)
|
ō
fōr
|
ō
fōrum
|
a
farans
|
Ahd.
Ahd. mit GW
j-Präsentien28
|
a
faran (faru)
a
slahan (slahu)
e
skepfen (skepfu)
|
ō > uo1
fuor
ō > uo
sluog
uo
skuof
|
ō >uo
fuorum
ō > uo
sluogum
uo
skuofum
|
a
gifaran
a
gislagan
a
giskaffan
|
Mhd.
Mhd. mit GW
j- Präsentien
|
a
varn (vare)
a
slahen (slahe)
schepfen (schepfe)
|
uo
vuor
uo
sluoc
schuof
|
uo
vuoren
uo
sluogen
schuofen
|
a
gevarn
a
geslagen
geschaffen
|
Nhd. 1
Nhd.2
Alte j-Präsentien
|
ā2
fahren
a
waschen (wasche) schaffen4
(schaffe)
|
ū3
fuhr
u
wusch
schuff
|
ū
fuhren
u
wuschen
schuffen
|
ā
gefahren
a
gewaschen
geschaffen
|
Bemerkungen: Ad 1: ō > uo geht auf die ahd. Diphtongierung zurück.
Ad 2: ā entsteht durch die fnhd. Dehnung.
Ad 3: ū tritt als Folge der fnhd. Monophtongierung ein - uo > ū.
Ad 4: Bei dem Verb schaffen < mhd. schepfen < ahd. skepfen „erschaffen, schöpferisch gestalten“ kommt es bereits im Ahd. zur Vermengung einiger Formen mit einigen ähnlich - oder sogar gleichlautenden Verben. Es geht v. a. um das schwache Verb skaffōn (Prät. schaffete, geschaffet) > mhd. nhd. schaffen „schaffen, tätig sein“ (Prät. schaffte, geschafft). Beide Verben können im älteren Deutschen nicht eindeutig getrennt werden. Sie beeinflussen einander. Neben diesen Verben gibt es noch ein ählich aussehendes schwaches Verb vor - ahd. skepfen > mhd. schepfen, scheffen > nhd. schöpfen „Flüssigkeit entnehmen“, das wohl aus dem Substantiv Schaff mit der Bedeutung „Schöpfgefäß“ abgeleitet wurde. Seiner Bildung, bzw. Entstehungsweise nach hat schöpfen also nichts Gemeinsames mit schaffen. Gewisse Gemeinsamkeit tritt bei ihnen hinsichtlich der Bedeutung ein - im übertragenenen Sinne erhält das Verb schöpfen die Bedeutung des st. Verbs schaffen - „schöpferisch gestalten“.
7. Ablautreihe
In diese Ablautreihe werden diejenigen Verben einbezogen, deren Vergangenheitsformen im Germ. noch mittels der Reduplikation gebildet werden. (Was die Bildung der Reduplikation betrifft, vgl. 5.1.1.3. Die Reduplikation bleibt noch im Gotischen erhalten und wird in den Vergangenheitsformen gebraucht. Dagegen wird sie im Ahd. aufgegeben. Der einzige Beleg der Reduplikation ist wohl an dem Präteritum des Verbs ahd. tuon „tun“ zu betrachten - 1. 3. P. Sg. Ind. Prät. - tëta, vgl. 5.1.2.2. Die in diese Reihe gehörenden Verben passen die Bildung der Vergangenheitstempora den anderen starken Verben an, also mittels des Ablautes. (Auch bei einigen gotischen Verben kommt im Prät. der Ablaut neben der Reduplikation vor. Demnach werden diese got. Verben als reduplizieren - ablautende Verben bezeichnet, vgl. die got. 4. Ablr.)
Die ahd. Verben dieser Ablr. können in zwei Hautgruppen gegliedert werden, wobei die Vokale immer im Präsens und im Part. Prät. übereinstimmen.
1: Verben mit hinteren Vokalen und Diphtongen in der Wurzelsilbe, also mit ō, ou (> nhd. au), uo (> nhd. ū), z. B: ahd. stōµan, loufan, ruofan > mhd. stôµen, loufen, ruofen > nhd. stoßen, laufen, rufen.
2: Verben mit vorderen Vokalen und Diphtongen, also mit a, ā, ei, z. B: ahd. haltan, lāµan, heiµan > mhd. halten, lâµen, heiµen > nhd. halten, lassen, heißen.
Beide Gruppen fallen im Mhd. lautlich zusammen. Eine neue Spaltung tritt im Zusammenhang mit der durch die fnhd. Lautprozesse veränderten Form der Wurzelvokale im Präsens ein. Diese neue Gliderung bringt eine ziemlich große Menge von Varianten.
Gotisch
Infinitiv Sg. Prät. Pl. Prät. Part. Prät.
-
Got. 1
|
aí[ e: ]
haītan /haita /
|
redupliz. Form
haíhait
|
redupl. Form
haíhaitum
|
haítans
|
Got. 2
|
au
aukan
|
aiauk
|
nicht belegt
|
nicht belegt
|
Got. 3
|
a
haldan
|
haíhald
|
nicht belegt
|
nicht belegt
|
Got.4-ohne Ab.
Got. 4 - mit Ab.
|
ē (ō)
slēpan
letan (lēta)
|
saíslēp
laílōt
|
-saíslēpun
laílōtum
|
letans
|
Got. 5
|
´V +j / w
saian (saia)
|
saísō
|
saísōum
|
saians
|
7. Ablautr. Inf. (1.P.Sg.) Sg. Prät. Pl. Prät. Part. Prät.
-
Germ.
|
a, ē, ai, au, ō
|
reduplizierte Formen
|
reduplizierte Formen
|
a, ē, ai, au, ō
|
Ahd.
|
a, ā, ei, ou, ō,uo
fallan (fallu)
heizan (heizu)
loufan (loufu)
|
ia, io
fial
hiaz
liof
|
ia, io
fialum
hiazum
liofum
|
a,ā, ei, ou, ō, uo
gifallan
giheizan
giloufan
|
Mhd.
|
a, â, ei, au, ô,uo
vallen (vallu)
heizen (heize)
loufen (loufe)
|
ie
viel
hiez
lief
|
ie
vielen
hiezen
liefen
|
a, ê ei,ou, ô, uo
gevallen
geheizen
geloufen
|
Nhd.
|
a, ā, ae, ao, ō, ū
fallen (falle)
heißen (heiße)
laufen (laufe)
|
ī
fiel
hieß
lief
|
ī
fielen
hießen
liefen
|
a, ā, ae, ao, ō, ū
gefallen
geheißen
gelaufen
|
6.3. Die Modi
6.3.1. Konjunktiv Präsens der starken und schwachen Verben
Das Hauptkennzeichen des Konjunktivs im Nhd. stellt der Vokal -e- dar, der an den Präsensstamm tritt. Bei den starken und schwachen Verben der 1. Klasse geht dieses e (< mhd. e < ahd. ē) auf germ. ai < ide. *-oi- zurück, wobei o dieses Diphtonges den Themavokal des Präsensstammes eines Verbs repräsentiert, das um das ide. Optativsuffix *-ī- erweitert wird (in diphtongischer Verbindung wird -ī- zu -i- verkürzt.
Die Flexion des Konjunktivs der starken und schwachen Verben unterscheidet sich nicht wesentlich, darum werden beide Gruppen zusammen behandelt. Einige Bemerkungen zu der Flexion der schwachen Verben:
1. Die schwachen Verben der 1. Klasse werden wie die starken Verben flektiert.
2. Die schwachen Verben der 2. Klasse weisen den Optativstamm auf germ. *–ō- auf, z. B: salbō, salbōs(t) usw. Die Endungen stimmen mit den Endungen der starken Verben und der jan- Verben überein.
Daneben kommen auch längere Formen (v. a. im Alem. und Bair.) – salbō(j)e, salbō(j)est usw. vor. Die ältesten Formen sind mit j (auch als g oder i geschrieben, was von der Lautumgebung abhängt) belegt, das jedoch allmählich aufgegeben wird.
3. Die Verben der 3. Klasse weisen -ē in dem Stamm auf, das als Konjunktivzeichen dienen soll: habe, habēs(t) usw. Daneben gibt es auch bei diesen Verben die längeren Formen des Konjunktivs: habē(j)e, habē(j)es(t). Diese v. a. im Alem. und Bair. verwendeten Formen stellen Analogiebildungen zu den Formen der schwachen Verben der 2. Klasse dar.
Die Entstehung der Konjunktivformen der 2. und 3. Klasse ist noch nicht eindeutig erklärt. Man weiß auch nicht genau, welche Formen (die langen oder kurzen) die ursprünglichen sind.
Allgemeine Bemerkungen zu den Konjunktivendungen:
Althochdeutsch: 2. P. Sg. - seit dem 10. Jhd. erscheint -t in der Endung, wohl unter dem Einfluss des Indikativs.
1. P. Pl. - die ursprüngliche Endung -ēm half der Unterscheidung des Indikativs von dem Konjunktiv. Bereits im Ahd. kommt es jedoch zu der Vermischung der Formen beider Modi. Die Konjunktivformen setzen sich zuletzt als Indikativformen durch.
Mittelhochdeutsch: Wegen der Vokalabschwächung und der Synkope entsteht eine einzige Form für alle Verben (=starke und schwache Verben). Einige Personen fallen mit denen des Indikativs zusammen. Die einzelnen Formen hängen z. T. auch von den einzelnen Dialektsgebieten ab. Die Unterscheidung liegt bei den starken Verben weiter in der Endung der 3. P. Sg. nim(e)t (Ind. Präs.) : nëme (Konj. Präs.) und in der Stammsilbe im Sg. der starken Verben - nime, nim(e)st (Ind. Präs.) : nëme, nëmest (Konj. Präs.). Diese Differenzierung bleibt bis heute erhalten.
Der Konjunktiv Präsens der schwachen Verben aller Klassen unterscheidet sich vom Indikativ nur in der 3. P. Sg: suoche, salbe, volge (Konj. Präs.) : suochet, salbet, volget (Ind. Präs.). Neben diesen Formen können auch die längeren gebraucht werden, die aber nicht ins Nhd. eingehen.
Neuhochdeutsch: Die Formen des Konj. Präs. treten im Nhd. stark zurück (wegen der Formengleichheit wird Konjunktiv Präteritum oder periphrastische Formen bevorzugt).
Die Differenzierungen zwischen dem Indikativ und Konjunktiv Präsens bleiben v. a. in der 3. P. Sg. erhalten: er geht - er gehe. Die Unterscheidung der übrigen Personen :
1. P. Sg. - die Formen beider Modi weisen keine Unterschiede auf.
2. P. Sg. - kann unterschieden werden: du gehst (Ind.) : du gehest (Konj.), dagegen: du redest (Ind.) - du redest (Konj.), wobei -e- in den Ind. wegen der Aussprache eingeschoben wird.
3. P. Sg. - kann bei allen Verben unterschieden werden, vgl. oben.
1. P. Pl. - die Form bleibt bei allen Formen gleich.
2. P. Pl. - kann unterschieden werden: ihr geht (Ind.) : ihr gehet (Konj.), dagegen: ihr rechnet (Ind.) : ihr rechnet (Konj.), vgl. die 2. P. Sg.
3. P. Pl. - die Form beider Modi stimmt überein.
Konjunktiv Präsens
ahd. mhd. nhd.
-
Sg.
1. P.
|
nëme
suoche
salbo, salbōe
habe, habēe
|
nëme
suoche
salbe, salbeie
habe, habeie
|
nehme
suche
salbe
habe
|
2. P.
|
nëmēs(t)
suochēs(t)
salbōs(t), salbōēs(t)
habēs(t), habēēs(t)
|
nëmes(t)
suoches(t)
salbes(t), salbeies(t)
habes(t), habeies(t)
|
nehmest
suchest
salbest
habest
|
3. P.
|
nëme
suoche
salbo, salbōe
habe, habēe
|
nëme
suoche
salbo, salbôe
habe, habêe
|
nehme
suche
salbe
habe
|
Pl.
1. P.
|
nëmēn
suochēen
salbōn, salbōēn
habēn, habēēn
|
nëmen
suochen
salben, salbeien
haben, habeien
|
nehmen
suchen
salben
haben
|
2. P.
|
nëmēt, nëmēnt
suochēt
salbōt, salbōēt
habēt, habēēt
|
nëmet, nëment
suochet, suochent
salbet, salbeiet, salbent
habet, habeiet, habent
|
nehmet
suchet
salbet
habet
|
3. P.
|
nëmēn
suochēn
salbōn, salbōēn
habēn, habēēn
|
nëmen
suochen
salben, salbeien
haben, habeien
|
nehmen
suchen
salben
haben
|
6.3.2. Konjunktiv Präteritum der starken
und schwachen Verben
Die starken und schwachen Verben bilden den Konjunktiv Präteritum gleich, was auch die Personalendungen betrifft.
Die Ausgangsform stellt der Stamm des Plurals dar, der um das ide. Suffix *-ī (>germ. –ī) erweitert wird. Das Suffix wird im absoluten Auslaut zu -i verkürzt, falls es zum lautgesetzlichen Schwund der ursprünglich anwesenden Endung gekommen ist, z. B: 3. Sg. germ. -ī[ > got., as., ahd., -i; 1. Sg. germ. *-ī(n). > as., ahd. -i.
Was die Endungen anbelangt, entsprechen sie denen des Konjunktivs Präsens. Die einzelnen Dialekte (v. a. das Alemanische) weisen jedoch gewisse Unterschiede auf.
Ein paar Bemerkungen zu einigen Endungen:
Althochdeutsch: 2. P. Sg. - noch während des Ahd. kommt es zum Antreten von -t im Auslaut.
1. P. Pl. - in einigen Quellen erscheinen auch Formen auf -īmes, die nach dem Vorbild des Konj. Präsens gebildet werden.
Mittelhochdeutsch: Im Mhd. kommt es zu der Abschwächung der Endungen: -ī, -i > mhd. -e. Nur das Alemanische behält -i, das verkürzt wird. Die Vokalabschwächung führt zu dem Zusammenfall der Endungen des Indikativs Präteritum und des Konjunktivs Präteritum.
Die Wurzelsilbe der umlautsfähigen starken Verben wird im Mhd. oft umgelautet, was durch den ahd. Endungsvokal i (> mhd. -e) bewirkt wird. Auch einige der schwachen Verben weisen den Umlaut der Wurzelsilbe auf. Dies betrifft diejenigen Verben, denen der germ. Bindevokal -i- fehlt. (Das Partizip und das Präteritum dieser Verben wird von Anfang an ohne Zwischenvokal gebildet.)
Beispiele: denken - Prät. dâhte - Konj. Prät. dæhte - Part. Prät. - gedâht
dünken, dunken - Prät. - dûhte - Konj. Prät. - diuhte - Part. Prät - gedûht
Die umgelauteten Formen dringen allmählich auch in Verben mit junger Synkope ein, z. B. brante - Konj. Prät. brente und bleiben bis ins 18. Jhd. erhalten. Sie wurden als ein Unterscheidungsmerkmal vom Indikativ Präteritum aufgefasst, dessen Endungen sich von denen des Konj. Prät. seit dem Mhd. nicht mehr unterschieden haben. Im Nhd. setzen sich diese Formen jedoch nicht durch.
Neuhochdeutsch:
Im Nhd. stimmen die Formen des Ind. Prät. und des Konj. Prät. der schwachen Verben völlig überein. Die starken Verben mit dem Stammvokal a, ou, u, au werden in allen Personen des Konj. Prät. umgelautet. Vom Ind. Prät. unterscheiden sich die starken Verben auch durch das in der Endung des Konj. Prät. vorkommende alte e.
Wegen den historischen Ablautsverhältnissen, die im Nhd. an den starken Verben nicht mehr zu erkennen sind, gibt es bei einigen Verben zwei Möglichkeiten der Bildung des Konj. Prät.: entweder wird der „regelmäßige” Vokal des nhd. Indikativs Präteritum umgelautet (z. B. kommen – Ind. Prät. ich kam – Konj. Prät. ich käme), oder wird ein „historischer“ Vokal der Wurzelsilbe gebraucht, der im Ahd. und Mhd. (also noch vor dem Anfang der Ausgleichsprozesse) im Indikativ Präteritum stand. Im Nhd. wird dieser Vokal im Konj. Prät. umgelautet: Inf. helfen, Ind. Prät. - ich half : Konj. Prät. - ich hälfe (jünger, aber seltener) oder ich hülfe; Inf. beginnen, Ind. Prät. ich begann : Konj. Prät. - ich begönne oder ich begänne (seltener); Inf. empfehlen, Ind. Prät. - ich empfahl : Konj. Prät. - ich empföhle oder ich empfähle (jünger, aber seltener).
Konjunktiv Präteritum
ahd. mhd. nhd.
-
Sg.
1. P.
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nāmi
suohti
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næme
suohte
|
nähme
suchte
|
2. P.
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nāmīs(t)
suohtīs(t)
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næmes(t)
suohtes(t)
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nähmest
suchtest
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3. P.
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nāmi
suohti
|
næme
suohte
|
nähme
suchte
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Pl.
1. P.
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nāmīm, -īn
suohtīm, -īn
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næmen
suohten
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nähmen
suchten
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2. P.
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nāmīt
suohtīt
|
næmet
suohtet
|
nähmet
suchtet
|
3. P.
|
nāmīn
suohtīn
|
næmen
suohten
|
nähmen
suchten
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6.3.3. Der Imperativ
Der Imperativ stellt den Ausdruck des Befehls, einer Aufforderung oder Warnung dar, er wird direkt an die angesprochene Person gerichtet. Die Formen des Imperativs gelten in diesem Sinne nur für die 2. P. Sg. und 2. P. Pl. Präs. Akt. Die Personalpronomina werden bei Personen, die man dutzt, meistens ausgelassen. Wenn man sich an eine Person (oder mehrere) wendet, die man sietzt, wird im Nhd. die Höflichkeitsform gebraucht: 3. P. Pl. Ind. Akt. + das Personalpronomen Sie. (Dem Ursprung nach handelt es sich um das Pronomen der 3. P. und stand bis zum 16. Jhd. nur neben einem pluralischen Titel, der für hoch gestellte Personen bestimmt war. Im 17. Jhd. wurde Sie auch selbstständig gebraucht und im 18. Jhd. verbreitete sich die Anrede mittels dieser Form allgemein - auch unter den Bürgern und verdrängte das ältere Ihr aus dieser Funktion.)
Die „Imperativform“ der 1. P. Pl. entspricht in der Verbform der 1. P. Pl. Ind. Akt., unterscheidet sich nur durch die Spitzenstellung des Verbs.
Die 3. P. Sg. und Pl. wird meistens durch andere Verbalformen ersetzt, z. B. durch den Konjunktiv Präsens. (Die direkte Aufforderung in der 3. P. Sg. -Konj. Präs. + das Personalpronomen, z. B: Störe er nicht! ist bereits als veraltet empfunden und daher auch nicht mehr gebraucht. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass das Gotische auch für die 3. P. Sg. und Pl. besondere, vom Indikativ unterschiedliche Formen entwickelt hat. Aber auch im Gotischen werden sie oft durch den Konj. Präs. ersetzt.
Für den Ausdruck des Imperativs können auch einige umschreibende Formen verwendet werden.
Althochdeutsch
Die Imperativform der 2. P. Sg. wird bei den starken und schwachen Verben unterschiedlich gebildet. Während der weiteren Entwicklung wird diese Differenzierung aufgegeben.
Die 2. P. Sg. der starken Verben endet im Ahd. immer konsonantisch, 2. P. Sg. der schwachen Verben geht dagegen vokalisch aus (-i, -o, -e).
Für die Bildung dieser Imperativform wird der reine Präsensstamm ohne Endung gebraucht. Bei den thematischen Verben (= allen starken und den jan-Verben) endet der Stamm auf -e, das im Germ. lautgesetzlich schwindet. Die Imperativform der starken Verben endet daher konsonantisch: nëman – nim, wobei i der Wurzelsilbe nach dem Vorbild des Indikativs Sg. (vgl. 6.2.1.2.) in den Imp. eingeschoben wurde (lautgesetzlich soll e in der Wurzelsilbe des Imp. stehen). Es geht nur um die Analogie, denn die Imperativform verfügt über keine den hohen Vokal -i enthaltende Endung, die (im Falle der 2. P. Sg. des Ind.) den Wechsel ë > i bewirken kann. Damit hängt auch die Tatsache zusammen, dass die Imperativformen der umlautfähigen Verben nicht umgelautet werden: Ind. Sg: faru, feris - Imp: far.
Die Doppelkonsonanz der starken Verben wird in der 2. P. Sg. immer vereinfacht.
Die Imperativform der schwachen jan-Verben geht auf das ide. *-Ôe bei kurzer, *-iÔe bei langer Wurzelsilbe zurück, wobei -e- schwindet im Germanischen (dasselbe betrifft auch die starken Verben). Noch vor dem Abfall des auslautenden -e wird -Ôe zu
-Ôi und zuletzt zu -i. (Dies betrifft auch die 2.3. P. Sg. Ind.) Nach kurzer Stammsilbe kommt es zum i-Schwund. Der Ausgang des Imperativs mit -i bleibt lautgesetzlich bei den langsilbigen bewahrt, wobei er auch auf die kurzsilbigen übertragen wird.
Die schwachen Verben der 2. Klasse, bzw. ihre Imperativform – ahd. –o geht auf älteres –9 zurück, das aus *-ōi, ide. *-āÔe kontrahiert wurde.
Die Entstehung der Imperativform der schw. Verben der 3. Klasse ist nicht eindeutig, es kommen nach den Linguisten zwei Möglichkeiten in Frage:
1. -e (< *-ē) könnte dem germ. ide. *-ēi entsprechen.
2. das ahd. -e könnte auch aus dem germ. -ē entstehen, musste aber bald verkürzt werden, bevor es zu -ā werden konnte, wozu es sonst lautgesetzlich kommen sollte.
1. P. Pl. weist dieselben Formen auf wie der Indikativ (Braune bezeichnet die 1. P. Pl. Imp. als Adhortativ). Sie unterscheiden sich zunächst von denen des Konjunktivs: nëmamēs, nëmemēs = Ind. und Imp. nëmēn = Konjunktiv. Seit dem 9. Jhd. setzen sich zum Ausdruck der 1. P. Pl. Imp. auch die Konjunktivformen auf -ēn durch. Die Formen auf
-mēs werden allmählich verdrängt, was auch den Indikativ betrifft.
2. P. Pl. entspricht völlig der 2. P. Pl. Ind.
Mittelhochdeutsch
Die Unterscheidung der endungslosen Formen der starken Verben und der Form mit –e (< ahd. –i ) der schwachen Verben in der 2. P. Sg. wird zunächst beibehalten. Allmählich kommt es jedoch zur Vermengung beider Formen. So gibt es starke Verben Imp. mit –e: gibe, nime einerseits, schwache Verben Imp. ohne –e: denk, lob, sag andererseits.
Neuhochdeutsch
Es werden die Regeln für die 2. P. Sg. eingeführt. Die Verben mit e/i Wechsel in der Wurzelsilbe haben im Imp. Sg. kein -e im Ausgang: gib, hilf, lies. Es gibt jedoch einige Ausnahmen: werde, sieh(e).
Die anderen Verben weisen -e auf: blase, laufe, fahre.
Die im Ind. Präs. umgelauteten Verben werden auch weiterhin im Imp. nicht umgelautet: Ind. ich fahre, du fährst : Imp. fahre!
ahd. mhd. nhd.
-
Sg.
2. P.
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nim
suochi
salbo
habe
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nim, nëme, var
suoche, suoch
salbe
habe
|
nimm, fahre
suche
salbe
sab(e)
|
Pl.
1. P.
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nëmamēs, -ēm, -ēn
suochemēs, -ēm, -ēn
salbōmēs, salbōn, -ōēn
habbēmēs, habēm, -ēēn
|
nëmen
suochen
salben
haben
|
nehmen wir
suchen wir
salben wir
haben wir
|
2. P.
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nëmet
suochet
salbōt
habēt
|
nëmet
suochet, vart
salbet
habet
|
nehmt
sucht, fahrt
salbt
habt
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