Evangelisches Gemeindelexikon


Synergismus —> Rechtfertigung Synkretismus



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Synergismus —> Rechtfertigung Synkretismus

1. das griechische wort synkretismos be­zeichnet nach Plutarch (50-120 n.Chr.) den Zusammenschluß der sonst miteinander im Streit liegenden kretischen Städte zur Ver­teidigung nach außen. In der Theologie fand der Begriff Eingang, als die Bemühung von G. Calixt (i 586- 1656), die Konfessionen durch Herausarbeitung gemeinsamer »Fundamen­talartikel« des Glaubens einander näherzu­bringen, von seinen Gegnern mit dem Wort S. bedacht wurden. In der im 19. Jh. auf­kommenden Religionswissenschaft wurde der Begriff S. auf das Phänomen der gegensei­tigen Beeinflussung verschiedener Religio­nen übertragen, wobei entscheidend ist, daß eine letzte Wesenseinheit vorausgesetzt wurde (der griech. Gott Zeus ist mit dem röm. Jupiter identisch). Von daher bekam S. den vermutlich auch etymologisch gerecht­fertigten Sinn von Religionsmischung, gele­gentlich auch Theokrasie (Vermischung der Götter) genannt. Besonders die Zeit des Hel­lenismus (von Alexander d.Gr. bis zum Be­ginn des röm. Kaisertums) gilt als klassische Zeit des S. Auch das in dieser Zeit entste­hende Urchristentum wurde als typisches Kind dieser Zeit angesehen und als »synkre- tistische Religion« bezeichnet (H. Gunkel, 1862-1932; nach ihm R. —> Bultmann und seine Schule). Tatsächlich weist das Ur­christentum, insbesondere seit seinem Vor­dringen in die Zentren des Hellenismus in Kleinasien und Griechenland, vielerlei Ein­flüsse hellenistischer Religiosität auf. Be­kanntestes Beispiel ist die Rede des Paulus auf dem Areopag (Apg 17,22-31). Aber ge­rade dieses Beispiel zeigt, daß im NT mit Ernst nicht von S. gesprochen werden kann. Es kommt gerade nicht zur friedlichen Ver­mischung, sondern zur Konfrontation: das fremde Gedankengut wird, gereinigt und an­gepaßt, in den Dienst des Umkehrrufs zu dem einen, wahren —> Gott gestellt, den die Griechen, trotz all ihrer Frömmigkeit (V.22) gerade nicht kennen (V.30). Damit wird im NT die Unverwechselbarkeit des Gottes Is­raels und des Vaters Jesu Christi ebenso fest­gehalten wie im AT, wo der Kampf gegen die Anbetung fremder Götter ein die Geschichte des Volkes Israel von Anfang an begleitender Zug ist (Ex 32; rKön 18 u.ö.). Diese grund­sätzliche Abwehr jeden S. ist ein typischer Zug der biblischen Religion, zu dem es in der Religionsgeschichte kaum Parallelen gibt.



2. das Problem des s. stellt sich vor allem dort immer wieder neu, wo das Christentum in neue Räume vorstößt. Dabei hat es der in dieser Situation liegenden Gefahr nicht im­mer konsequent widerstanden, so daß es vielfach - wie im Heiligenkult - zu synkre- tistischen Zügen kam, ohne daß man doch, aufs Ganze gesehen, von S. sprechen kann (H. Krämer in EKL III Sp. 1250). Besonders akut stellt sich das Problem heute in den »jungen Kirchen« Afrikas und Asiens. Im Gegenzug gegen eine als imperialistische Überfremdung empfundene —> Mission sind sie z.T. in der Gefahr, unkritisch an die ein­heimische Religion wieder anzuknüpfen (vgl. —» Universalismus). In dem hier fälligen Dialog wird es darauf ankommen, auf der ei­nen Seite zwischen biblischer Überlieferung und spezifisch abendländischer Ausprägung der missionarischen Botschaft und Theolo­gie, auf der anderen Seite zwischen der schöpfungsmäßigen und geschichtlichen Eigenart der einheimischen Kulturen und ihren widergöttlichen Zügen zu unterschei­den. Wegweisend in diesem Dialog wird nicht eine konstruierte zeit- und ortlos rich­tige Theorie sein können, sondern das Be­mühen, an der unaufhebbaren geschichtli­chen Kontinuität zum Ursprung unseres Glaubens festzuhalten, von der —> Erwäh­lung Israels bis zur einmalig-endgültigen Of­fenbarung in Jesus Christus, wie sie die Schrift unüberholbar bezeugt.

Lit.: A. Schiatter, Christliche Ethik, 1911 (S. 204ff.) - M. P. Nilsson, Geschichte d. gr. Religion II, 1974’ (S. 581 ff.) - H. Burkhardt (Hg.), Absolutheit des Christentums?, t974 - C. Colpe, Art. Synkretis­mus, in Der kleine Pauly 5, 197 S - J- Stott, Gesandt wie Christus, 1976 (S. 57».) Burkhardt


T

T aschenbibelbund

Der Taschenbibelbund für Deutschland e.V. ist Teil einer internationalen Bibel- und Missionsbewegung. Der Hauptsitz ist in den USA. Gründerin: Helen Cadbury, Birming­ham, die um 1890 einen Schülerbibelkreis um sich sammelte und als Bedingung für die Mitgliedschaft drei Regeln herausstellte: a) das Beisichtragen der Bibel, b) regelmäßiges Lesen der Bibel, c) die Bereitschaft zum Wei­tergeben der Bibel. - Die Bewegung breitete sich unter ihrem Einfluß über die ganze Erde aus. - Der T. will keine eigene Gruppierung neben den verschiedenen Kirchen und Ge­meinschaften sein, sondern in ihnen Chri­sten zum konkreten Leben und Missionie­ren mit der Bibel ermuntern. Arbeitsweise: Bibelmission und Evangelisation in Schulen und Gemeindekreisen, bei Großveranstal­tungen (Olympiaden), Konferenzen. Finan­zierung: Durch Spenden eines Freundeskrei­ses und Bibelverkauf. Alle Mitarbeit ge­schieht nebenamtlich. Organisatorisch ist die deutsche Zentrale im Diakonissen-Mut- terhaus »Kinderheil««, Bad Harzburg, veran­kert.

Lit.: »Kleiner Wegweiser in die Heilige Schrift«« - Gebetshilfe »Das ewige Leben haben», »Gottes Wort ist nicht gebunden» (Selbstdarstellung) - »Suchet in der Schrift» (T.-Nachrichtenblatt)

Flake


Taufe

Die von Jesus Christus eingesetzte (Mt 28,

18-20) Taufe ist die Handlung, durch die ein Mensch in die christliche Gemeinde aufge­nommen wird. Sie wird im Namen des Va­ters und des Sohnes und des Heiligen Geistes (im NT auch einfach im Namen Jesu) durch Eintauchen in oder Besprengung mit Wasser am Täufling vollzogen.

A) Das volkskirchliche Taufverständnis 1. grundsätzliches: T. ist Zeichenhandlung. Der Begriff »Zeichen«« aber fordert Näherbe­stimmung. Dreierlei läßt sich unterschei­den: a) das Hinweiszeichen (kognitiv): Ein Verkehrszeichen ist nicht die Sache selbst, sondern nur Abbild, Hinweis, Gleichnis, will »bedeuten««; b) das Wirkzeichen (kausa­tiv): Ein Kuß ist selbst der Vollzug von Liebe,

das Zeichen wirkt, was es zeigt; c) das Pflicht- und Bekenntniszeichen (ethisch): der Ehering bekennt nach außen, verpflich­tet nach innen. — Entsprechend lassen sich die verschiedenen Taufverständnisse ord­nen: a) Die reformierte Tradition lehrt ko­gnitiv (Calvin, Heidelberger Katechismus): »Wie der Schmutz des Leibes durch Wasser, so werden unsere Sünden durch Blut und Geist Christi hinweggenommen« (Abbild, Gleichnis!), b) Luther versteht die T. kausa­tiv: Sie »wirkt Vergebung der Sünden, erlöst vom Tode und Teufel und gibt die ewige Se­ligkeit«. In, bei der T., durch sie geschieht's! c) Die rein ethische Sicht - T. ist nur Bekenntnisakt! - hat sich volkskirchlich nicht durchgesetzt (vgl. K. —» Barths Posi­tion: Glaube muß dem Taufakt vorangehen, Kindertaufe ist somit ganz unangemessen). - Vom AT (»Zeichen« als wirkmächtiger Vollzug, nie nur Illustration) wie vom NT her läßt sich die notwendige Zusammenge­hörigkeit und Einheit der drei Aspekte auf­zeigen: So sagt Paulus (Röm 6): »Durch die

T. seid ihr in Christi Tod hineingetauft« (kausativ) - »Haltet euch dafür« (kognitiv) - »Wandelt in einem neuen Leben« (ethisch): Das neue Sein ruft nach einem neuen Be­wußtsein und neuem Aktiv-(Gehorsam)- Sein. Isoliert man das kausative Verständnis (T. ohne bewußten Glauben und Gehorsam), so droht magisches Denken; isoliert man die bloß kognitive Sicht (nur Gleichnis!), so bleiben nur Bilder (Intellektualismus); iso­liert man das ethische Verständnis (nichts als Bekenntnisakt), besteht die Gefahr, den Christenstand auf den eigenen Glauben zu gründen, statt allein auf Christus und seine Gnade. Zusammenfassung: Die T. ist eine Gestalt des Wortes Gottes, des einen Jesus- Christus-Evangeliums. Gottes Wort aber ist in jeder Gestalt wirkmächtig, neuschöpfe­risch, es tut, was es sagt.




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