Evangelisches Gemeindelexikon


Theodizee -» Gott Theologie



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Theodizee -» Gott Theologie

Nach dem Wortsinn heißt T. »Lehre von Gott«. Innerhalb dieser allgemeinen Um­schreibung sind aber verschiedene Differen­zierungen üblich, insbesondere:



  1. NATÜRLICHE THEOLOGIE.

Die Vertreter 'der n.T. nehmen an, der Mensch sei mittels seiner —» Vernunft einer gewissen Gotteserkenntnis fähig, ebenso seien ihm bestimmte Gewissenforderungen (oft mit den —> Geboten gleichgesetzt) ange­boren. Die vom Platonismus abhängigen altkirchlichen Theologen sprachen von ei­ner abbildenden Teilhabe an den ewigen Ideen (Gottes), welche die Seele erlange, wenn sie sich denkend oder in mystischer Versenkung zur Berührung mit dem ewigen Licht erhebe. Die aristotelische T. (Thomas v. Aquin) hielt die Teilhabe an den ewigqn Ideen dagegen für angeboren, ebenso eine gewisse Kenntnis des ewigen Gesetzes (S. d. T. I/n 91,2). Aufgrund der Annahme einer »natürlichen Teilhabe am ewigen Gesetz in der rationalen Kreatur« schufen die spani­schen Spätscholastiker (Suarez, Vasques) ein umfassendes System der natürlichen Got­teserkenntnis und des natürlichen Rechts, das dann von der Aufklärungsphilosophie aus dem theologischen Zusammenhang ge­löst wurde (Grotius, Pufendorf) und in letz­ter Konsequenz die Offenbarung überflüssig machte (Rousseau). Durch die Kritik Kants, welcher der Vernunftreligion nur noch ethi­sche Postulate zuerkannte, wurde die Posi­tion der n.T. erschüttert, und weitgehend aufgehoben wurde sie durch den Natur- und Wissenschaftsbegriff der modernen Wissen­schaft, die den Bereich des natürlich Er­kennbaren auf die welthafte Wirklichkeit beschränkt. Abgelehnt wurde die n.T. auch durch die »dialektische T.« (K. -> Barth). Man verweist darauf, daß Paulus zwar in Röm i,i8ff. eine ursprüngliche Erleuchtung des Geschöpfs voraussetzt, derzufolge dieses den Schöpfer aus seinen Werken erkennen

Zum Artikel: Theologie



Übersicht über dogmatische Stichworte des Lexikons

  1. Vorfragen der Dogmatik:

Theologie, Wahrheitsfrage, Vernunft, Apologetik, Ideologie, Pluralismus,

Bibel, Biblische Theologie, Biblizismus, Fundamentalismus

  1. Erster Glaubensartikel

Gott, Atheismus, Säkularismus, Synkretismus,

Schöpfung, Geschichte, Weltbild, Wunder,

Mensch, Wille, Seele,

Böse, Sünde, Teufel, Krankheit, Tod

  1. Zweiter Glaubensartikel

Jesus Christus, Jungfrauengeburt, Auferstehung, Wiederkunft

  1. Dritter Glaubensartikel

Geist, Charismen,Bibel,

Erlösungsplan, Heil, Heilsgeschichte, Gnadenzeit,

Erwählung, Prädestination, Erweckung, Berufung, Bekehrung, Wiedergeburt, Rechtfertigung, Glaube, Heilsgewißheit, Sakramente, Taufe, Abendmahl, Bibel, Predigt, Gemeinde, Endzeit, -erwartung, Reich Gottes, Antichrist, Wiederkunft, Auferstehung,- Allversöhnung, Universalismus




konnte. Wegen der Sünde aber wurden die Menschen einem »unverständigen Sinn« dahingegeben und ihr Herz verfinsterte sich (i,21). Demzufolge wäre eine T. der Schöp­fung erst in der Erleuchtung durch den Glauben wieder möglich.

  1. OFFENBARUNGSTHEOLOGIE.

Christliche T. gründet auf Offenbarung, d.h. auf der Selbstmitteilung Gottes in seinem Wort. Dieses Wort ist geschichtliches Wort, überliefert im Zeugnis der Apostel und Pro­pheten, d.h. in der Hl. Schrift Neuen und Al­ten Testaments. Aber weil das geschichtli­che Ereignis immer auch als Gottes Handeln verkündet wird, ist das Zeugnis davon zu­gleich theologische Aussage. Indem z.B. Paulus den Tod Jesu als Sühnetod »für uns« verkündet, ist das Wort vom Kreuz zugleich Botschaft von der —» Rechtfertigung des Sünders. Von der —» Auferstehung Jesu Chri­sti her wird unsere eigene Auferstehungs­hoffnung theologisch begründet (iKor 15). Die Evangelien verkünden, indem sie Jesu Taten berichten, daß er der Sohn Gottes ist. Gerade die historische Forschung hat ge­zeigt, daß den Evangelien Kerygma (Bot­schaft), nicht Biographie zugrunde liegt. Da­her sind die biblischen Berichte schon T., wenn auch noch nicht als reflektierte Lehre, sondern als Zeugnis vom Handeln Gottes. Der Schritt zur reflektierten Lehre und zum Dogma ist von hier aus berechtigt. Der An­fang findet sich bereits in den thematischen Ausführungen der Paulusbriefe oder in den Bekenntnisformeln wie Röm 1,3-4; 10,9; iKor 8,6; 15,3-7; Phil 2,6-11; iTim 6,13; iPetr 3,18, die dann im sog. Apostolikum münden und weiterführen zur vollen Aus­bildung des trinitarischen und christologi- schen Dogmas im 5. Jh. Das Interesse der T. war ursprünglich ein praktisches: Taufun­terricht, Bekenntnis, Polemik und Verteidi­gung (Apologie). Problematisch wurde die Sache, als die vom Platonismus und Aristo- telismus abhängigen Theologen die T. in den vorgegebenen Rahmen einer allgemeinen ontologischen Wissenschaft integrierten: Gott ist nun das höchste Allgemeine (Sein an sich, Erstursache, ewiges Gesetz), als sol­ches Basis eines Systems von Wesensbegrif­fen, die in Analogie zum höchsten Sein ge­bildet sind (Allgemeinheit, Möglichkeit, Zweckbestimmung, Aktualisierung). In die­ses System wird dann auch die als Lehrtradi­

tion interpretierte Offenbarung eingebaut: Christus ist ewiger Logos, sein Werk wird zum Verdienst, welches sich mit dem Schulddefizit verrechnen läßt und so die Seinsordnung wieder herstellt. Die Ontolo­gie ist der Rahmen der T. im —» Mittelalter, dann wieder in der Orthodoxie und in der Aufklärungst. Erst im 19. Jh. suchte die hi­storische T. dann die Lehre geschichtlich zu begründen {—» liberale T.). Aber man ging von einem allgemein-wissenschaftlichen Geschichtsbegriff aus und fragte nach all­gemeinen, in der —> Geschichte zu eruieren­den Vernunftwahrheiten (Wesen der Reli­gion, des Christentums, des Menschen). Die großen wissenschaftlichen Leistungen der historischen T. sind unbestreitbar. Anderer­seits ist kaum zu verkennen, daß die dem allgemeinen Wissenschaftsbegriff verpflich­tete Hochschultheologie (—» Wahrheitsfrage) eigentlich immer das Denken und die Wis­senschaft der Zeit in die Kirche hineingetra­gen hat - weil sie die Diener der Kirche aus­bildet -, wogegen biblische Erneuerungsbe­wegungen weithin eher aufgehalten bzw. von der theologischen -» Ausbildung fern­gehalten wurden. T. ist Lehre der Kirche, trotzdem ist auch heute, nach dem Ende des Staatskirchentums, die staatliche Hoch­schule immer noch Ausbildungsstätte der Theologen. Die Frage stellt sich, ob nicht zumindest als Alternative ein neues, kirch­liches Ausbildungskonzept geprüft werden müßte, in dem praktische Lehre und Ein­übung in das christliche Leben vereinigt wä­ren.

Lit.: O. Weber, Grundlagen der Dogmatik I, 1955 —


  1. J. Iwand, Glauben und Wissen, 1962 - W. Pan­nenberg, Grundfragen systematischer T., 1967 - J. Moltmann, Perspektiven der T., 1968 - G. Sauter (Hg.), T. als Wissenschaft, 1971 - K. Schwarzwäl- ler, Die Wissenschaft von der Torheit, 1976

Flückiger


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