Evangelisches Gemeindelexikon



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Erbsünde —► Sünde

Erfahrung (Erlebnis)



  1. Die Begriffe sind seit dem Pietismus gebräuchlich, um besonders gegenüber or­thodoxer Kirchlichkeit auszudrücken, in welcher Weise das Verhältnis zu Gott ge­geben ist, nämlich nicht als Anerkennung dogmatischer Lehren oder durch spekulati­ves Nachdenken, sondern eben als E. der Einwirkung Gottes auf unser Leben.

  2. Als zentrale E. gilt die —» Wiedergeburt. Sie steht aber nicht für sich, sondern eröffnet ein durch weitere E.en charakterisiertes Gottesverhältnis. Als Inhalte der E. werden die biblisch bezeugten Gegebenheiten christlicher Existenz wie —> Heilsgewißheit, Friede, Freude, —> Gebetserhörungen, —» Geistesleitung, —» Liebe zum Bruder und zum Feind wiedererkannt. Dabei wird nüch­tern gesehen, daß dies Gottesverhältnis die Anfechtung durch Leiderfahrung und rät­selhafte Führungen Gottes einschließt.

  3. Der Begriff Erlebnis meint stärker die in­dividuelle, subjektive Art und Weise der E. Sicher ist er damit gefährlicher als der erste- re, aber nach W. de —» Boor doch geeignet, um darauf hinzuweisen, daß die Wirklich­keit Gottes so gegeben wird, daß sie zum In­halt des je eigenen Lebens wird.

  4. Eine doppelte Abgrenzung ist nötig zur Erlebnisfrömmigkeit älterer (-» Schleierma­cher) und neuerer Prägung, a.) Gott zu erle­ben ist keine religiöse menschliche Fähig­keit, die es zu entwickeln und zu steigern gilt, sondern eine Wirklichkeit, die von Gott her durch den Heiligen Geist aus Gnaden gegeben werden muß. b.) Das Erlebnis selbst ist kein Maßstab dafür, wer oder was Gott für einen Menschen oder für eine Gruppe von Menschen ist. Maßstab der E. ist die ge­schichtliche Christusoffenbarung, wie sie uns biblisch bezeugt ist. Zu recht lehnen protestantische Theologen, besonders Ver­treter der dialektischen Theologie (K. -» Barth), die subjektivistische Erlebnisfröm­migkeit ab. In ihrer Ablehnung jeglicher E. aber verkennen sie das biblische Gottesver­hältnis. Unter den Theologen haben sich be­sonders A. -*• Tholuck, M. -* Kähler, K. -> Heim und auch E. —> Brunner darum be­müht, das mit E. bezeichnete Gottesver­hältnis als das biblisch gemeinte auch theo­logisch zu verdeutlichen.

  5. In die heutige Situation eines neuen Su- chens nach E. hinein, besonders unter der jüngeren Generation, hat —» evangelikale Theologie und Verkündigung eine mehrfa­che Aufgabe: a.) Hilfestellung, daß die Suche nach Gotteserfahrung sich an der Schrift orientiert, b.) Hilfestellung, daß nicht indi­viduell bedingte Erlebnismuster zur Lehre erhoben werden, c.) Vor allem aber ist es ihre Aufgabe, nicht aus Angst vor Schwärmerei oder theologischer Zensur biblische E. mit Gott zu minimalisieren, sondern zu ihr zu ermutigen.

Lit.: K. Heim, Glaube und Denken, 1938 - E. Brun­ner, Wahrheit als Begegnung, 19632

Liebschner



Erkenntnis (-frage)

Unter E. verstehen wir einen der Prozesse, in denen der Mensch der ihn umgebenden Wirklichkeit begegnet. In der E. nimmt der menschliche Geist die Vielfalt des Wirkli­chen in sich auf, ordnet sie sich zu und macht sie sich in seinem Bewußtsein ver­fügbar. Gewonnene Erkenntnis (= Wissen) ist zudem durch die Sprache vermittelbar und darum auch für andere aneignungsfähig und nachvollziehbar. (Inwieweit in der E. tatsächlich die ganze Wirklichkeit aufge­nommen wird, inwieweit sie also »wahr« ist, und was an methodischen Kriterien vor­geschaltet werden muß, damit sie »wahr« wird, ist eine in der philosophischen Gat­tung »Erkenntnistheorie« seit eh und je ver­handelte und nie eindeutig entschiedene Frage). Deutlich ist jedenfalls: Im Prozeß der E. gibt es ein erkennendes Subjekt, das Ich des Erkennens, und zu erkennende Objekte, das Du, das Es oder das Sie dessen, was er­kannt werden soll.

Diese allgemeine Definition des Erkennt­nisvorgangs läßt sich auf das, was im bibli­schen Sinne »Erkennen« ist, kaum übertra­gen. Denn die Erkenntnis, um die es hier geht (Gotteserkenntnis, Erkenntnis des Wil­lens Gottes, Sündenerkenntnis), ist nicht die des erkennenden Subjektes, sondern die des Glaubenden und darin Erkennenden. Das bedeutet aber, daß Erkennen im biblischen Glauben existenziell besonders qualifiziert ist: Es ist durch seinen »Gegenstand« (der das eigentliche Subjekt ist) betroffen, ergrif­fen, erkannt und in Dienst genommen. Die­ses letztere aber vollzieht sich auf dem Weg der Offenbarung, in der Gott aus seiner Verborgenheit heraustritt und sich dem

Bräumer

Menschen erkennbar und in Entscheidung stellend begegnet. Von daher ist es sachlich angemessener, von -> Erfahrung Gottes zu sprechen. Dieser grundlegenden Erkenntnis Gottes sind die sogenannten »Erkenntnis­fragen» nach- und unterzuordnen. Sie sind theologische Fragen, die um ein angemesse­nes Verstehen und um eine sachgemäße Anwendung der gegebenen Offenbarung Gottes kreisen.

Betz


Erlanger Theologie

Erlanger Theologie ist der Name für eine theologische Bewegung, die ab 1833 für ein halbes Jahrhundert die theologische Fakul­tät der Universität Erlangen bestimmte und von dort aus über die Grenzen Frankens, Deutschlands und Europas wirkte.



  1. Die Entstehung der Erlanger Theologie Die E.T. wurzelt in der —» Erweckungsbewe­gung, die in Franken vor allem durch den Er­langer reformierten Pfarrer und außeror­dentlichen Professor für reformierte Theo­logie Johann Christian Gottlob Ludwig Krafft (1784-1845), durch Johann Tobias -> Kießling und seinen Nürnberger Kreis der Erweckten und durch den Ansbacher Dekan Adam Theodor Albrecht Franz Lehmus (1777-1837) getragen wurde. Krafft grün­dete 1819 in Erlangen einen Missionsverein und 1824 einen Bibelverein, in dem eine Zeitlang der Philosoph Schelling den Vorsitz führte. Durch Kraffts Predigten kam Johan­nes von Hofmann (1810-1877), der der be­deutendste Theologe seit der Gründung der Erlanger Universität genannt wird, zum le­bendigen Glauben an Jesus Christus. Nach einem ersten Besuch einer Vorlesung Kraffts über Dogmatik sagte er, er verdanke ihr das Beste der Erlanger Zeit: »Die Erkenntnis un­seres Herrn und Heilandes Jesus Christus«. An dem »Wiedererwachen des evangeli­schen Lebens in der lutherischen Kirche Bayerns« - so der Titel einer Schrift, die der Erlanger Theologe Gottfried Thomasius (1802-1875) 1867 veröffentlichte - waren besonders akademische Lehrer außerhalb der theologischen Fakultät Erlangens betei­ligt, u.a. der Naturphilosoph Gotthilf Hein­rich von Schubert (1773-1824), der Orienta­list Johann Arnold Kanne - beide kamen 1816 im Nürnberger Kreis der Erweckten zum Glauben - und der Professor für Mine­ralogie Karl von Raumer (1783-1865).

  2. Die E.T. in der Zeit ihrer Entfaltung Gründer der E.T., einer sachlich und perso­nell ziemlich einheitlichen theologischen Schule, war Adolf Harleß (1806-1879). Har- leß, der bei —* Tholuck in Halle seine Bekeh­rung erlebte, hat als erster die Grundgedan­ken der E.T. ausgesprochen: Das Leben des Christen ist begründet in -> Bekehrung und Wiedergeburt; allein vom Erlebnis der Wiedergeburt her kann der ganze Komplex der lutherischen Lehre angeeignet werden. Seit 1838 gibt Harleß als Organ der neuen Richtung die »Zeitschrift für Protestantis­mus und Kirche« heraus. Mit Harleß eng be­freundet wirkte von 1833-1852 der prakti­sche Theologe Johann Wilhelm Friedrich Höfling (1802-1853). Er wurde aufgrund ei­ner Verteidigungsschrift der Erweckten, die er 1832 schrieb, nach Erlangen berufen. Er nennt in dieser Schrift die Bekehrten »die durch den Geist Gottes, welcher über die dürren Totengebeine auf dem Leichenacker der fast erstorbenen Kirche hinfuhr, wieder erweckten, lebendigen evangelischen Chri­sten«.

Zug um Zug wurden in Erlangen die ordent­lichen und außerordentlichen Lehrstühle sowie die Stellen der Privatdozenten mit be­kehrten und wiedergeborenen Professoren und Lehrern besetzt. Der bedeutendste unter ihnen war der bereits erwähnte Johannes von Hofmann. Sein Einfluß ist noch spürbar in der Theologie Karl -» Barths und des Alt- testamentlers Gerhard von Rad (1901-1971). Durch seine Konzeption der -*• Heilsgeschichte gelingt ihm eine Verknüp­fung von —» Biblizismus und Historismus. Die Einheit der Schrift liegt in der von ihr be­richteten Heilsgeschichte. Der vielseitigste Theologe der Erlanger Schule war der weni­ger bekannte Franz -» Delitzsch.

IQ. Das Erbe der Erlanger Theologie Der Einfluß der Erlanger Theologie war mit dem Tode ihres letzten klassischen Reprä­sentanten Franz Hermann Reinhold von Frank (1827-1894), nicht zu Ende. Sie wirkte weiter in Theodor von Zahn (1838-1933), in Christoph Emst Luthardt (1823-1902), in Reinhold Seeberg (1859-1935) und Ludwig Ihmels (1858-1933).

Lit.: F. W. Kantzenbach, Die Erlanger Theologie, i960



Erlebnis -> Erfahrung Erlösung Heil

Erlösungsplan

I. Grundsätze des Erlösungsplanes Wenn man von einem E. Gottes mit unserer Welt spricht, geht man in der Regel von drei Grundsätzen aus:

  1. GOTT IST DER HERR DER SCHÖPFUNG UND IHRER Geschichte. Darum läuft die Welt nicht in zufälligen Bahnen. Sie steht unter Gottes Plan und Regiment.

  2. DIE WELTGESCHICHTE HAT EINEN ANFANG: Schöpfung und Sündenfall - und einen Ab­schluß: Die Ausbreitung und Vollendung der Gottesherrschaft im ganzen All durch Je­sus Christus (Eph 1,9). Der —»Teufel und das —» Böse können Gott an diesem Ziel nicht hindern.

  3. GOTT WEISS DEN GANG DER -> GESCHICHTE IM voraus. An diesem Wissen läßt er den Glau­ben durch die Offenbarung seines Wortes teilhaben.

  1. DIE ÄONENLEHRE

In Anlehnung an die Schrift wird der Erlö- sungs- oder Heilsplan Gottes in bestimmten Zeitstufen der Geschichte dargestellt, soge­nannten Äonen (Zeitalter oder »Ökonomi­en«, vgl. Eph 1,10; Kol 1,25; iTim 1,4 wörtl. Haushaltungen). Jedes dieser Zeitalter hat seinen bestimmten Charakter und seine be­sondere Aufgabe. Es beginnt mit einem in der Schrift besonders herausgestellten Gna­denakt Gottes und schließt mit einer auf diesen Gnadenakt bezogenen Katastrophe. Eine gebräuchliche Zählung der Zeitalter ist folgende:

  1. Das Zeitalter des Paradieses von der Er­schaffung des Menschen bis zum Sünden­fall.

  2. Das Zeitalter der Selbstbestimmung vom Sündenfall bis zur Sintflut.

  3. Das Zeitalter der menschlichen Herr­schaft von der Sintflut bis zur Sprachenver­wirrung.

  4. Das Zeitalter der Patriarchen von Abra­ham bis Mose.

  5. Das Zeitalter des Gesetzes von Mose bis Christus.

  6. Das Zeitalter der Kirche oder Gemeinde Christi von Pfingsten bis zur —> Wieder­kunft.

  7. Das Zeitalter des Königsreiches (tausend). Reich) von der Wiederkunft bis zum Weltge­richt, dem die Vollendung in Ewigkeit folgt.

In diesen Zeitaltern erfüllen sich die drei

Hauptstücke des E.es:

die Heilsvorbereitung (1. bis 5. Zeitalter)

die Heilserfüllung (6. Zeitalter)

die Heilsvollendung (7. Zeitalter und die

Äonen nach der Zeit.)



  1. Die Erkenntnis und ihre Grenzen Gott kommt in seiner Offenbarung dem menschlichen Erkenntnistrieb weit entge­gen. Auf unfruchtbare Neugier allerdings gibt Gott keine Antwort. Er gewährt ein Wissen, das dem Glauben nützt und Gott zur Ehre gereicht. Daraus ergeben sich Grenzen der Erkenntnis, die eingehalten werden müssen.

Der biblisch-prophetische Einblick in den E. bietet keinen Fahrplan, aus dem man Zeit und Stunde jeweiliger Erfüllung voraus er­rechnen könnte. Wohl aber bietet er eine heilige Architektonik vom Aufbau und von der Vollendung der Zielgedanken Gottes mit seiner Schöpfung, an der die Hoffnung sich dankbar und froh orientieren soll.

—> Heilsgeschichte

Lit.: E. Sauer, Offenbarung Gottes und Antwort des Glaubens (im Anhang Heilskarte mit Erläuterun­gen) 1969 - ders., Morgenrot der Welterlösung, 1976* — Fr. Hubmer, Der Heilsplan Gottes, 1968’ - ders., Weltreich und Gottesreich in Prophetie und Erfüllung, 197is Hubmer

Erwählung

E. ist ein Grundwort biblischer Lehre. Die ganze in AT und NT bezeugte —> Geschichte kann geradezu als Geschichte der E. durch Gott verstanden werden. Grundlegend ist die E. —=►Israels zum Volk Gottes als Zeugnis unter den Völkern (Gen 12,2,- Ex 19,6). Diese Aussonderung ruht ausdrücklich nicht auf besonderen Vorzügen Israels (Dtn 7,7), son­dern ausschließlich auf der freien Barmher­zigkeit Gottes (Ex 34,6). Innerhalb des Got­tesvolkes erwählt Gott sich besondere Werkzeuge zur Rettung und Leitung des Volkes (z.B. Saul, iSam 10,24; David, iKön 8,16), wobei immer wieder betont wird, daß die E. nicht die in den Augen der Menschen Großen, sondern die Geringen trifft (iSam 9,21; 16,7 ff). In dieser Linie steht im NT auch Jesus, als Sohn der Erwählte schlecht­hin (Mt 3,17 parr). In der Wiedergeburt er­eignet sich E. (-* Prädestination) zum end­zeitlichen Volk des neuen Bundes (1 Petr 1,3; 2,9 f.; iKor 1,26 ff).

Hinter dem Licht der E. erhebt sich auch immer wieder der drohende Schatten der Verwerfung: beim einzelnen wird sie z.B. bei Saul vollzogen (iSam 15), selbst beim Got­tesvolk ist sie gelegentlich als Vorhaben Gottes ausgesprochen (aber durch Moses' Fürbitte abgewendet, Ex 32,9 f.; vgl. auch bei den Propheten, z.B. Hos 1,9, bis zu Johannes d.T. Mt 3,9 f.). Röm 9-11 bezeugt zwar, daß auch die Ablehnung Jesu durch Israel Gottes Treue zu seiner E. dieses Volkes nicht auf­hebt. Sie ist jedoch relativiert durch die E. des einen Sohnes Gottes, in dem allein und unumstößlich -> Heil im endzeitlichen Gericht ist (Apg 4,12). Verwerfung einzelner ist auch im neuen Bund nicht ausgeschlos­sen. Aber sie wird nur wirksam bei aus­drücklicher Absage an die jedem, auch dem •■größten« Sünder zugewandte Gnade (Hebr I2,i5; Heilsgewißheit).

Die E.slehre ist seit jeher einem allein auf allgemeine Wahrheiten ausgerichteten Denken ein Stein des Anstoßes gewesen. Sie war bereits in der vorchristlichen Antike der eigentliche Ursprung des Antijudaismus. Auch die -> Aufklärung bedachte den Glau­ben daran, daß Gott sich in der E. an ein be­stimmtes Volk gebunden haben sollte, mit ihrem Spott, den sie bald auch auf Christus übertrug, da es nicht die Art der Gottheit sei - so sagte man -, ihre Fülle auf ein Exemplar auszugießen (D.F. Strauß). Überall, wo der E.sglaube preisgegeben wird, ist der erste Schritt zum Abfall von biblischem Glauben und Denken getan. So wird es auch für die gegenwärtig in der Dritten Welt überall sich entwickelnde einheimische Theologie eine Existenzfrage sein, ob es ihr gelingt, am bi­blischen E.sdenken, d.h. konkret auch und zuerst an der E. Israels, festzuhalten (Röm 11,17 ff ) und so dem Sog des —> Synkretis­mus zu entgehen.

Allerdings darf nicht übersehen werden, daß die Kritik am E.sglauben auch Reaktion auf bestimmte Fehlformen ist: überhöhtes

Selbstbewußtsein (Verwechslung der E. mit Besitz von eigenen Qualitäten) statt Lob Gottes, Abkapselung gegen die Umwelt statt Dienst an ihr. Diskreditierend wirkten auch bestimmte Übertragungen des E.sge- dankens auf moderne Völker (»God's own country«). Die Endgültigkeit der E. Jesu und seiner Gemeinde macht aber nach bibli­schem Zeugnis die E. Israels als Volk defini­tiv einmalig.

Lit.: A. Schiatter, Das christliche Dogma (§ 118), 1911 - O. Weber, Grundlagen der Dogmatik II, S. 458-563, 1962

Burkhardt

Erweckung



  1. Biblischer Befund:

Das Hauptwort »Erweckung» findet sich nicht in der Bibel, dagegen aber das Tätig­keitswort »erwecken«, das im Hebräischen bedeuten kann: Jemanden erwecken, auf­wecken, aufregen, zu etwas antreiben, auf- treten lassen (kum, heil und hekim). Immer ist es Gott, der erweckt, z.B. Führergestalten in hoffnungslosen Situationen (Ri 2,18 - Prophet, Priester, König, Hirte-Dtn 18,15; 2Sam 2,35; 2Sam 7,12; iKön 14,141 Hes 34,23). Der Gott Israels ist so souverän, daß er auch einen heidnischen König zur Hilfe für das Volk Gottes e. kann (Jes 45,13; iKön

  1. 14 + 23). Gott kann die Neubelebung ei­nes ganzen Volkes herbeiführen (Hag 1,14). Die Glaubenden beten: »Erwecke deine Gewalt« (Ps 80,3; 44,24)-

Im NT ist E. im wesentlichen als ein »vom Tode e.« gemeint (egeirein), daneben auch »aus dem Schlaf e.« (Mt 1,24) und aus »Krankheit e.« (Jak 5,15). Gott erweckt Jesus aus dem Tode (Mt 28,6; Mk 16,6; Lk 24,6; Joh 2,22; Apg 3,15; Röm 4,24; iPetr 1,21). Auch die Jünger erhalten den Befehl: Weckt Tote auf! (Mt 10,8). Das Ereignis der Aufer­weckung Jesu ist gleichzeitig Angeld für un­sere Auferweckung aus dem Tode (Röm 8,ii; iKor 6,14; 2Kor4,i4). Die Gewißheit, »Gott kann vom Tode e.«, steht in enger Be­ziehung zur Gabe des neuen Lebens und bil­det die Basis für den Glauben an den Gott, der Sünde vergibt und den Gottlosen gerecht macht (Röm 4,24h; Eph 1,20). Diese Gewiß­heit ist auch grundlegend für das Vertrauen zu Gott in der Anfechtung |2Kor 1,9; Hebr

  1. . In Eph 5/9 und Röm U/H ist e- gleichnishaft gebraucht. Wer aus dem geist­lichen Schlaf erwacht, der wird auch in das Licht Gottes gerückt (E. und Erleuchtung). In Röm 13,11 heißt »erweckt werden«: Wach werden im Hinblick auf die endgültige Errettung, in der Bewegung auf das uns ge­steckte Ziel hin leben.

Der 2. Petrusbrief erinnert die Gemeinde an das, was ihr von Gott als Erkenntnis gegeben ist, und erweckt so neu ihren Willen, der Wahrheit ganz gehorsam zu sein. Um Neu­belebung der Gnadengabe geht es in 2Tim 1,6 (anazopürein). Paulus fordert Timotheus auf, das ihm verliehene —> Charisma nicht schlummern zu lassen.

II. Kirchengeschichtliche Aspekte Für die Reformatoren nimmt E. keine be­herrschende Stellung ein, sie haben aller­dings die Erfahrung der —> Rechtfertigung auch mit den Worten mortificatio (Tötung) und vivificatio (Lebendigmachung) durch —» Gesetz und Evangelium beschrieben. Die Sündenvergebung kommt einer Totener­weckung gleich. Im frühen —» Pietismus werden die biblischen Begriffe —> Wiederge­burt, —> Bekehrung, Buße, Erleuchtung und —» Heiligung in ihrer Bedeutung neu betont. Es gab hier und da kleine erweckliche Bewe­gungen, aber das Wort E. spielt bei den älte­ren Pietisten (Spener, Francke, Zinzendorf) keine wesentliche Rolle. In der späteren —» Erweckungsbewegung rückt —» Finney E. in den Mittelpunkt geistlichen Denkens (Re­den über religiöse E.). —» Henhöfer sieht den Sinn der Predigt darin, »daß Menschen auf­geweckt werden, denn sie sind alle Schla­fende«. Die Menschen müssen in dem ge­wohnheitsmäßigen Frömmigkeitswesen beunruhigt und aus dem Sündenschlaf auf­geweckt werden. Aus der Fülle der Erschei­nungen lassen sich für die E. folgende her­ausragende Kennzeichen anführen: i. Die Predigt der E. rührt das Herz an und erfaßt oft ganze Ortschaften und Landstriche. 2. Die Buße (Bekehrung, -* Beichte) gewinnt zen­trale Bedeutung. 3. Die Gnade wird in der -» Heilsgewißheit zu einem beglückenden Er­lebnis, oft auch verbunden mit starken seeli­schen Erschütterungen. 4. Es entsteht ein neues Hörvermögen auf Gottes Wort. 5. Die —» Bruderschaft im Leib Christi wird als Freude erfahren. 6. Die missionarische Kraft der Gemeinde wächst (Drang zur —> Mission, Liebe zur -» Diakonie).



Man hat E. als einen festen Bestandteil der Heilsordnung zu bestimmen versucht (G. Thomasius —» Erlanger Theologie, Sulzber­ger, Th. —> Jellinghaus, —> Wacker). E. ist hier ein unentbehrliches Vorstadium der Wie­dergeburt. Die göttliche Berufung zum Heil wirkt einerseits Erleuchtung über —> Gesetz und -> Sünde, andrerseits die E. des Willens, das —> Heil zu suchen. Erleuchtung und E. sind dabei eng verbunden und bewirken ein tiefes Heilsverlangen beim Menschen (—> Berufung - Erleuchtung - E. - Wiedergeburt und Bekehrung). »Niemand bekehrt sich, er sei denn zuvor gründlich erweckt« (Sulzber­ger). Die Einreihung der E. unter die vorlau­fende Gnade ist von der nüchternen Erfah­rung bestimmt, daß Erweckte zwar über der Frage nach der ewigen Errettung stark beun­ruhigt sein können, aber dann nicht zur vol­len —> Heilsgewißheit durchdringen. Inso­fern besteht die Unterscheidung von E. und Bekehrung zu Recht. Es ist jedoch biblisch schwer zu begründen, E. als einen Zustand der Heilsordnung einzustufen. Gott ist in seinem Heilshandeln souverän, er kann E. und Bekehrung auch zeitlich zusammenfal­len lassen. Die Erfahrung von Sünde und Gnade läßt sich schwer in einem System er­fassen.

  1. Erweckung heute Die Frage der E. heute ist vor einem doppel­ten Hintergrund zu sehen: 1. Die kirchliche Entfremdung der Massen macht eine geistli­che E. dringend. 2. Die alten Erweckungsträ­ger sind von Erstarrung bedroht. Von daher ist der Ruf nach permanenter E. für die Ge­meinde Jesu Christi zu begreifen. E. kann aufgehalten werden, wenn die —> Gemeinde nicht der -» Heiligung entsprechend lebt. E. ist jedoch niemals durch menschliche An­strengung zu erreichen, sondern vielmehr schöpferischer Eingriff Gottes, ein nicht zu erklärendes Wunder (Hes 37). Es erhebt sich die Frage, inwieweit die erwecklichen Be­wegungen heute sich in die alten Erwek- kungsträger integrieren lassen. Öffnen sich die alten Erweckungsträger für Neugestal­tung, für einen beweglicheren Stil, zeigen die erwecklichen Bewegungen sich bereit, die geschichtliche Entwicklung der Ge­meinde zu bejahen? In welchem Verhältnis stehen E. und —> Theologie? Theologie ist eine notwendige Funktion der erweckten Gemeinde, so wie Wort und Geist in einem unauflöslichen Zusammenhang zu sehen sind. Vernachlässigt E. die theologische Ar­beit, so ist fremden geistigen Strömungen sowie auch enthusiastischen schwärmeri­schen Bewegungen Tor und Tür geöffnet. Umgekehrt gilt auch: E. kann die theologi­sche Arbeit neu befruchten und die Theolo­gie wieder an die Einfalt des Glaubens sowie an die Realität des Heiligen Geistes erin­nern. In der —» evangelikalen Literatur unse­rer Tage ist nicht so sehr E., sondern —> Evangelisation das beherrschende Thema (Lausanner Dokumente, —> Internationaler Kongreß für Weltevangelisation).

Lit.: Charles Finney, Uber geistliche E. (hg. v. F. Hahn), 1976 - Roy Hession, Das neue Ei wachen, 1959-O. Riecker, E. heute, 1958-ders., Dasevan- gelistische Wort, 19743

Wendel


Erweckungsbewegung

  1. Die Erweckungsbewegung hat die ge­samte protestantische Welt erfaßt und ist in ihren Auswirkungen bis in die Gegenwart greifbar. Dabei sind ihre Zusammenhänge mit dem späten Pietismus des ausgehen­den 18. fh.s nicht zu übersehen. Ganz stark hat auf sie der —> Idealismus und noch stär­ker die Romantik eingewirkt. Besonders letztere hat die -» Aufklärung erschüttert und der E. nicht nur den Weg geöffnet, son­dern sie auch geformt, vor allem ihren späte­ren Übergang aus einer überkonfessionellen E. in eine konfessionelle vorbereitet. Von der Aufklärung sich scharf absetzend über­nimmt die E. auch positive Impulse (Physi- kotheologie, Supranaturalismus) von ihr. Als kritische Emeuerungsbewegung nimmt sie in allen Ländern eine besondere Prägung

an.

  1. Die Anfänge der gesamtprotestantischen E. liegen in England. Sie beginnt in der Kir­che von England seit 1668 (religious socie- ties). Kleine Erweckungsherde bildet die englische -» Brüdergemeine. Doch erst der -> Methodismus als erste Erweckung großen Stils innerhalb des Protestantismus erzeugt jenen anhaltenden religiös-erwecklichen Auftrieb, der schließlich alle Kirchenge­meinschaften Englands erfaßt und sich auf Nordamerika auswirkt. Das Erweckliche verbindet sich hier mit dem typisch calvini- stisch-puritanischen sozialethischen Öf­fentlichkeitswillen. So wird bei beginnender Industriealisierung die Lösung der sozia­len Frage zur ureigenen Angelegenheit der E. Die Aktivierung der Laien ist ein Haupt­kennzeichen der E. Aus dem methodisti- schen Laienpredigerinstitut gehen im 19. Jh. vielfach die Führer der Gewerkschaftsbewe­gung und der britischen Arbeiterpartei her­vor. Politischer —> Sozialismus und Christentum leben sich nicht auseinander wie später auf dem Kontinent. In der Staats­kirche formiert sich die Church Missionary Society. Die Low-Church-Bewegung grün­det mit Freikirchlern zusammen 1804 die »Britische und Ausländische Bibelgesell­schaft« (-*■ Bibel), die »Londoner Mission« u.a. Sehr bald unterstützt die englische E. die kontinentale E., gründet kontinentale Bibel­gesellschaften und hilft ihnen finanziell. Die -» Oxfordbewegung, ein später Ausläu­fer der britischen E., verbindet evangelikale Traditionen mit liturgisch-sakramentalen Anliegen und einem sozialen Verantwor­tungsbewußtsein.

In Schottland setzt die E. später ein und kulminiert in der Gründung der Schotti­schen Freikirche unter der genialen Führung von Thomas Chalmers (1780-1847) mit einer erstaunlichen missionarischen Aktivi­tät. 1929 verbindet sich diese getrennte Freikirche wieder mit der Staatskirche, in die sie ihre evangelikalen Impulse einbringt.

  1. Die Erweckung in den westeuropäisch­

reformierten Kirchen. Die E. in Frankreich geht wesentlich von der Genfer Erweckung aus, mit ihr verbinden sich schottisch-frei- kirchliche Elemente. A. —> Monod

(1802-1856), der geistesmächtige französi­sche Prediger, wird zur Zentralgestalt. Die Pariser Bibelgesellschaft entsteht 1818, eine Traktatgesellschaft 1822 und im gleichen Jahr die Pariser Missionsgesellschaft. Das 1841 gegründete Pariser Diakonissenhaus wird zu einem steten Erweckungsherd.

In der Schweiz tritt zu der Genfer Erwek- kung im französisch-sprachigen Raum die alemannische, bei der Basel mit dem Sitz der Deutschen -» Christentumsgesellschaft eine besondere Ausstrahlungskraft besitzt. Die 1815 gegründete Basler Missionsgesell­schaft wird zum 1. Sammelpunkt der ale­mannisch-schwäbischen Reich-Gottes-Ar- beit. In den Niederlanden sind es im Grunde genialische Einzelträger wie Willem Bilder- ijk (17 5 9-1831), Guillaume Groen van Prin- sterer (1801-1876) u.a., die die Erweckung vorwärtsführen.



  1. die E. in Deutschland. Sie nimmt in den einzelnen Landeskirchen eine verschiedene Ausprägung an. Verbindungslinien gehen von der E. im Süden auf den Norden aus.

  1. In baden steht die E. in naher Beziehung zur Allgäuer kath. E. Der frühere kath. Prie­ster -» Henhöfer (1789-1862) wie der Fabri­kant -» Mez sind ihre wesentlichen Gestal­ten. In Württemberg wirkt die ununterbro­chene Tradition des schwäbischen pieti- stisch gefärbten -* Biblizismus bahnbre­chend. Im Bereich der Theologie ist hier —* Beck ihr wichtigster Vertreter. Der große Erweckungsprediger ist L. —> Hofacker (1798-1828). Für sich steht J. Chr. —>■ Blum­hardt (1805-1880) in Möttlingen und Bad Boll. Nahe Beziehungen entstehen zur E. im Siegerland und am Niederrhein. Tersteegia- ner und vor allem G. D. —» Krummacher (1774-1837), der Prädestinatianer und Alt­orthodoxe, lassen ihre Konventikel in dem kirchlichen Gemeindeleben aufgehen. Im Minden-Ravensberger Land wirkt J. H. —» Volkening (1796-r877) als der Erwek- kungsprediger. Bremen, vielfach mit der E. am Niederrhein verbunden, wird in der E. von G. —» Menken (1768-1831) geprägt. Hannover und Hamburg haben Kristallisa­tionszentren in —» Hermannsburg auf der ei­nen Seite, in —» Wiehern und J. G. —» Oncken (1800-1884), dem Begründer des neueren —» Baptismus in Deutschland, andererseits. Auch in Schleswig-Holstein sind erweckte Gruppen; in Kiel erregt C. -> Harms (1778-1855) 1817 mit seinen 95 Thesen ei­nen weiten Widerhall. In Hessen fehlt eine kräftige E. Hier wirkt F. Chr. —» Vilmar (1800-r 868), ein leidenschaftlicher Vertre­ter des Neuluthertums,

  2. Im Südosten und Nordosten empfängt die E. von vornherein starke Einschläge der Ro­mantik, die die Wendung der anfänglichen überkonfessionellen E. in eine konfessio­nell-lutherische beschleunigen.

In franken liegen die Zentren der E., in Nürnberg und Erlangen. Ein ökumenisches erweckliches Luthertum vertritt von An­fang an W. —> Löhe (1818 1872), das er mit seinem ganzen Neuendettelsauer Werk bekannte. Vielfach verwoben ist die bayeri­sche E. mit der Allgäuer kath. E., deren füh­rende Gestalten wie M. —> Boos, J. B. —» Goß- ner, der schließlich in Berlin die Goßnersche Missionsgesellschaft gründete, und I. Lindl, in die ev. E. abgedrängt werden. In Berlin wirkte v. —» Kottwitz, durch den -» Tholuck zum Glauben fand. Ein Kreis junger märki­scher und pommerscher Adliger wie A. v. —» Thadden, K. v. Lancizolle, M. A. v. Beth- mann-Hollweg, die Brüder v. —» Gerlach und E. v. Senfft-Pilsach, bewirkt den entschei­denden Durchbruch der E. in die Öffentlich­keit und gewinnt auf König —> Friedrich Wilhelm IV. wesentlichen Einfluß und durch ihn mit auf die Landeskirche und die Universität. Diese Adligen übertragen die E. auf ihre Güter in Hinterpommern. Berühmt wird die Triglaffer Pfarrerkonferenz (1829ff.). In Schlesien, Ostpreußen, Bran­denburg und Provinz Sachsen wie im König­reich Sachsen wirken die einzelnen Erwek- kungsherde befruchtend und umgestaltend auf ein durch die Aufklärung erstarrtes Kir­chenleben. In Schlesien kam es in der kon­fessionell geprägten E. durch die schikanöse Behandlung durch preußische Polizei, die einen entschlossenen Widerstand gegen die Unionskirche zu brechen suchte, zur Grün­dung der altlutherischen Freikirche (—» Alt­lutheraner), die über Schlesien hinaus ein weithin noch schlummerndes konfessionel­les Bewußtsein zu wecken half. In Thürin­gen finden sich nur Kleinstkreise zusam­men.

Die deutsche E. besitzt ungeachtet ihrer zeitgebundenen Entstehung eine bleibende Bedeutung durch ihre tiefgehende Wirkung auf die Volksfrömmigkeit, wo sie Fuß fassen konnte, durch ihre volksmissionarischen, diakonischen Werke und durch ihre zentra­len geistlichen Fragen, die sie stellt nach der Wirklichkeit des Glaubens, nach der Rein­heit der Verkündigung, nach der Beglaubi­gung durch Gottes Handeln. Vgl -> Gemein­schaftsbewegung.



5. DIE ERWECKUNGSBEWEGUNG IN SKANDINA­VIEN und Russland. Tiefe Spuren gräbt die E. in Norwegen. H. N. Hauge (1771-1824) ist »Norwegens Spener«. In Schweden ver­binden sich verschiedene Einflüsse von Herrnhut mit denen aus England wie Finn­land. 1815 entsteht die Schwedische Bibel­gesellschaft, 1835 die Schwedische Mis­sionsgesellschaft. Die E. gibt auch den späte­ren großen Gemeinschaften wie der —» Pfingstbewegung und dem »Missionsbund« den Auftrieb. In Finnland lebt die Kirch­lichkeit zu einem großen Teil von den noch sehr lebendigen vier Erweckungsrichtun­gen, die noch treu kirchlich gebunden sind. Nach Rußland dringt die E. auf verschiede­nen Wegen. 1812 wird eine Russische Bibel­gesellschaft in Petersburg gegründet. I. Lindl aus der Allgäuer kath. E. kommt 1819 dort­hin, 1820 Goßner. Eine später erfolgte politi­sche Reaktion hat diese Anfänge unterbun­den. Davon getrennt entwickelte sich die —> Stundistenbewegung in der Ukraine. Starke Anstöße gehen von eingewanderten würt- tembergischen pietistischen Bauern wie von —» Mennoniten aus. Hier entsteht nach dem Bruch mit der Orthodoxen Kirche und im Übergang zum Baptismus diese einzige große protestantische Bewegung unter den Russen im unmittelbaren Zusammenhang mit den Ausläufern der deutschen E. So ist auch bei der kritischsten Beurteilung der E., »das gesamte kirchliche Leben von heute ohne sie nicht vorstellbar«.

Lit.: E. Beyreuther, Die Erweckungsbewegung,

19772 - P. Scharpff, Geschichte der Evangelisation, 1964

Beyreuther

6. erweckungstheologie. Während der frühe Pietismus von profilierten Theolo­gen (Spener, Francke) angeregt und geführt wurde, war die E. stärker eine Gemeindebe­wegung, die erst nachträglich auch auf die Universitätstheologie Übergriff. Man kann deshalb auch kaum von einer einheitlichen Erweckungstheologie sprechen. Gemein­sam war den Theologen der E. zweifellos die Erweckung zu persönlichem Christusglau­ben und eine Frontstellung gegen den Ratio­nalismus der Aufklärung (s.o. unter 1). Darin berührten sie sich mit der Romantik, die vor allem über -> Schleiermacher auch für man­che Erweckungstheologen fruchtbar wurde (C. Harms, -> Neander, -> Erlanger Theolo­gie). Einige kamen auf diesem Wege zu einer bewußt konfessionellen Position, sei es im lutherischen (C. -> Harms, —>■ Löhe, -» Vil­mar, —> Hengstenberg), sei es im reformier­ten (-» Kohlbrügge, Kuyper) Sinne. Dane­ben wurden die von J. G. Hamann ausgegan­genen Anstöße aufgenommen sowie die Tradition der schwäbischen Theosophen (Oetinger) und Biblizisten (Bengel) weiterge­tragen (-» Menken, —» Beck, —> Blumhardt). Als Erweckungstheologen schlechthin aber wird man den besonders als Universitäts­prediger und Studentenseelsorger wirksa­men Tholuck in Halle bezeichnen dürfen. Bevorzugte Themen der Erweckungstheolo­gie waren die -> Wiedergeburt bzw. die Rechtfertigung (mit der Tendenz, über ein bloß forensisches Verständnis hinauszu­kommen, außer bei Kohlbrügge), die —» Heilsgeschichte und das Schriftverständnis (-» Bibel als organische Einheit, pneumati­sche Exegese).

Die von der E. auf die Theologie ausgehen­den Anregungen zeigten sich bis ins 20. Jh. hinein fruchtbar vor allem durch die von Beck beeinflußten -> Schiatter und —> Cre- mer, sowie die Theologen der hallischen Tradition —> Kähler, —» Lütgert, -» Schnie- wind und O. Michel (*1903). Den aus dem schwäbischen Pietismus kommenden -> Heim wird man mehr der -» Gemein­schaftsbewegung zuordnen können (Bekeh­rung durch E. —» Schrenk).

Burkhardt


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