Evangelisches Gemeindelexikon



Yüklə 7,17 Mb.
səhifə21/76
tarix01.11.2017
ölçüsü7,17 Mb.
#25882
1   ...   17   18   19   20   21   22   23   24   ...   76

Erweckungspredigt

Die —> Erweckungsbewegungen des 18. und 19. Jh.s sind eine Frucht erwecklicher —» Predigt gewesen. Hatten Aufklärung und Rationalismus dem »Kanzelvortrag« eine überwiegend sozialpädagogische und allge­mein belehrende Aufgabe zugewiesen, so brach sich in den Erweckungsbewegungen ein anders geartetes Predigtverständnis Bahn, das sich am Modell der Urgemeinde orientierte. Sieben charakteristische Merk­male der E. lassen sich - bei aller theologi­schen und regionalen Unterschiedlichkeit im einzelnen - erkennen: 1. E. ist schriftge­bundene Rede. Das Zeugnis der Heiligen Schrift ist maßgebend, nicht Erwartung der Hörer oder aktuelle Zeitproblematik. In al­ler Regel ist E. missionarische Bibelausle­gung. 2. E. ist christozentrische Rede. Chri­stus wird als der alleinige Retter aus ewiger Verlorenheit verkündigt, nicht als Vorbild für Unbekehrte. 3. E. ist werbende Rede. Ge­richts- und Gnadenpredigt dienen dem Ziel, »Seelen« für Jesus zu gewinnen. Ohne —» Wiedergeburt und -» Glauben gibt es kein —> Heil. Dazu sollen Menschen aus dem Todes­schlaf der —» Sünde »erweckt« werden. 4. E. ist betende Rede. Da der Glaube allein Got­tes Geschenk ist, kann er nicht durch raffi­nierte menschliche Methoden erreicht, son­dern nur erbeten werden. E. wird getragen und begleitet vom Gebet und leitet zur Bitte um den Heiligen —» Geist an. 5. E. ist persönliches Glaubenszeugnis. Glaubenser­fahrung und Glaubensgehorsam des Predi­gers werden als unentbehrliche Vorausset­zung für die Vollmacht (nicht für den Inhalt) der Verkündigung angesehen. 6. E. ist kon­krete Rede. Nicht allgemeine Richtigkeiten, sondern konkrete Wege werden (missiona- risch-seelsorgerlich-lehrhaft) aufgezeigt, die zur persönlichen —» Heiligung, zum Leben in der Gemeinschaft der Gläubigen, zum Zeugnis und Dienst für Christus (-» Prie­stertum aller Gläubigen) führen sollen. 7. E. ist bevollmächtigte Predigt. Nicht die oft er­staunlich phantasievoll angewandten Me­thoden (field-preaching; erweckliches -► Liedgut; verständliche Sprachgestaltung etc.), sondern das Wirken des Heiligen Gei­stes gibt der —» Predigt —> Vollmacht. E. rechnet mit dieser Verheißung.

Lit.: A. Haarbeck, Ludwig Hofacker und die Frage nach der erwecklichen Predigt, 1961 - O. Riecker, Das evangelistische Wort, 1974I - F. Hauß, Erwek- kungspredigt, 1967

Haarbeck


Erziehung

Begriffsbestimmung

E. im weiteren Sinne ist als eine notwendige Lebenshilfe zur Personwerdung des —> Men­schen zu verstehen und schließt alles päd­agogische Handeln und Geschehen, erzie­hende wie bildende, schulische und außer­schulische Vorgänge, Individual- und So­zialerziehung sowie alle Institutionen, In­halte, Mittel und Methoden, die der E. die­nen, ein. Je nach Ort und Träger bzw. inhalt­lichem Schwerpunkt wird zwischen Famili- en-E., Vorschul-E., Heim-E., schulischer E. (bzw. Bildung), Berufs-E. usw., zwischen sittlicher, musischer, politischer, religiöser E. usw. unterschieden. In der Regel wird Bil­dung als Geistes-Bildung (mit besonderer Nähe zu allen Formen schulischer Bildung) dem Begriff E. untergeordnet.



  1. E. in der Bibel

Vor allem anderen bezeugt die Hl. Schrift Gottes Handeln an seinem Volk und am Menschen zu deren Rettung und Erlösung und enthält deshalb Aussagen über E. (hebr. musär, griech.paideia; erziehen: hebr. jasar, griech.paideuo) nur im Zusammenhang der Führung des Volkes Israel und des Lebens der ntl. christlichen Gemeinden. Gottes Handeln wird immer wieder auch als E. er­fahren und verstanden. II III

  1. . Die Mittel und Wege zu diesem Ziel sind so vielfältig wie das menschliche Leben und Gottes Führungen (2Kor 6,9; 11,23 ff)- Da Gott uns »in Christus« erzieht, tragen seine Wege das Zeichen des Kreuzes (2Kor

  1. . Selbst Christus »lernte Gehorsam an dem, was erlitt« (Hebr 5,8). Dabei dürfen wir für uns und die uns anvertrauten Kinder wis­sen, daß Gottes Fürsorge unser ganzes Le­ben, jeden Tag und jedes Werk umfaßt (Ps 139,16; Eph 2,10), daß er alles prüft, was uns begegnet (iKor 10,13), daß er weiß, was wir bedürfen (Mt 6,32). Und Gottes Treue gibt Zuversicht, »daß er das Werk, das er ange­fangen hat, auch vollenden wird« (Phil 1,6).

  1. Grundlage der biblischen Aussagen über die elterliche E. bildet Eph 6,4: Ihr Väter er­zieht eure Kinder »in der Zucht und Ver­mahnung des Herrn«. In Luthers Auslegung heißt es dazu, beides soll »nach der Art Got­tes« geschehen, »damit die Kinder sich durch die Eltern von Gott erzogen und ge­züchtigt wissen«. So können Eltern und Er­zieher zu Mitarbeitern Gottes werden,- in ih­rer E. sollen Gottes Langmut, Liebe und Barmherzigkeit und zugleich die Autorität und der Ernst seiner Wahrheit und Gerech­tigkeit zur Geltung kommen, von denen ihr eigenes Leben bestimmt ist (Kol 3,21; Tit

    1. ff.; Hebr. 12,7; Spr 13,24; 19,18 f.;

  1. . Kinder und Eltern, Schüler und Leh­rer sind darin gleich, daß sie miteinander von der Vergebung und Verheißung Gottes leben. Kinder sind den Eltern und Erziehern von Gott anvertraut (Ps 127,3; Spr 1,8; 17,6), sie sollen den Kindern die Überlieferung er­zählen (Ex 12,26 ff.), damit sie Gottes Han­deln in ihrem eigenen Leben erkennen und lernen, nicht sich selbst zu leben, sondern Gott im Mitmenschen zu dienen (2Kor 5,15; Joh 13,15).

Weisheit, Wissenschaft und Bildung werden im AT (Spr 1,7) und im NT (iKor 1,19 ff; 2,6 ff; 3,18 ff.) relativiert und der Furcht und Er­kenntnis Gottes unterstellt.

  1. Zur Geschichte der E.

E. und Bildung sind Vorgänge und Aufgaben, die mit dem menschlichen Leben in Natur, —» Geschichte und Gesellschaft selbst gege­ben und deswegen zu allen Zeiten und in al­len Völkern anzutreffen sind; jeweils abhän­gig vom Stand der sozialen und kulturellen Entwicklung. Christlicher Glaube gewinnt Einfluß auf die Erziehung über die Wir­kungsgeschichte der Christusverkündigung, die die Lebenspraxis, die Lebensziele und das Lebensverständnis von Menschen, Gruppen und Völkern verändert hat und prägt. Für die Gegenwart sind drei geschichtliche Ent­wicklungen folgenreich geworden:

  1. Die relative Einheit und Geschlossenheit des mittelalterlichen Weltbildes, das christ­liche Überlieferung und Kirche entschei­dend geprägt haben, ist durch die wirtschaft­liche, soziale, politische und geistige Ent­wicklung der Neuzeit auseinandergebro­chen und von einer wachsenden Autonomie der einzelnen Lebensbereiche, (z.B. auch Er­ziehung - Schule - Hochschule), dib nur ih­rer Sachgesetzlichkeit folgen, abgelöst wor­den. Kirche und Christentum werden auf die Zuständigkeit für das religiöse Leben be­grenzt. Kinder und Heranwachsende erleben die Relativität und Pluralität von Meinun­gen und Einflüssen als Orientierungskrise und als Zweifel an der Wahrheit der christli­chen Botschaft.

  2. Erziehung war in der vorindustriellen Welt (z.T. bis ins 20. Jh. hinein) an Tradition und Sitte orientiert und erfolgte vor allem durch das gemeinsame Leben und Arbeiten der Generationen (—» Familie, Großfamilie) und durch die Weitergabe der Überlieferung der Väter. Unter dem Einfluß von Wissen­schaft, Technik und Industrie haben sich Vorstellungen, Lebensweise und Erwartun­gen der Menschen sowie die Lebensbedin­gungen in Familie, Beruf, Staat und Gesell­schaft in einem Ausmaß geändert, daß die Maßstäbe und Ordnungen der Tradition nicht mehr selbstverständlich gelten, ja von immer mehr Menschen Kritik und Ableh­nung erfahren. Dieser »Traditionsverlust« wirkt unmittelbar auf die Erziehung ein, macht Eltern und Erzieher unsicher und be­lastet das Generationenverhältnis. 3

Schulpflicht ab 17. Jh.). Die damit verbun­dene verstärkte Arbeitsteilung, Spezialisie­rung und Bürokratisierung hat tiefgreifende Rückwirkungen auf die E. Besonders deut­lich wird das in der Entwicklung des moder­nen Schulsystems, das das Lernen der nach­folgenden Generation immer stärker insti­tutionalisiert und an den beruflichen und gesellschaftlichen Erwartungen und Lei­stungsanforderungen ausrichtet und damit die Familien-E. belastet und eine den ganzen Menschen fördernde und begleitende Le­benshilfe erschwert, ja ihr z.T. entgegenar­beitet.

  1. Zur gegenwärtigen Situation

  1. Entwicklung und Erziehung des Klein­kindes, Reifen und Lernen, sind als Wech­selbeziehung zu interpretieren und von kon­tinuierlicher und verläßlicher Zuwendung der Mutter (bzw. einer an ihre Stelle treten­den Bezugsperson) abhängig. Eine Zuwen­dung dieser Art baut ein fundamentales Ge­fühl des Angenommenseins im Kind auf. Es fühlt sich getragen, bejaht, willkommenge­heißen. Es faßt Vertrauen ins Leben und wird fähig, auch Krisen und Konflikte zu be­stehen.

  2. Unter der bestätigenden, ermutigenden, begleitenden Zuwendung der Eltern und na­hestehender Menschen erwacht in jedem Kind Bedürfnis und Kompetenz, unver­wechselbar selbst jemand zu sein, durch Er­fahrung, Entdeckung, Gestaltung der Wirk­lichkeit teilzuhaben und beizutragen am gemeinsamen Leben. Kinder und Jugendli­che müssen fragen, suchen, probieren und widersprechen dürfen; auch in den Fragen des Glaubens. Sie brauchen Raum zum Spie­len, zur Entfaltung und zugleich Aufgaben, an denen sie sich bewähren können. In der Aufbruchsituation, in den Übergangs- und Ablösungsprozessen (z.B. Trotzalter, Kin­dergarten- und Schulbeginn, Pubertät) soll­ten Erwachsene Interesse an den Fortschrit­ten der Selbständigkeit und Eigenverant­wortlichkeit zeigen, Sicherheit gewähren und Grenzen markieren. Gerade um mit der Zeit selbständig werden zu können, bedarf das Kind zunächst der Traditionsvermitt­lung, der Vorgaben, der Autorität.

  3. Ein Miteinanderleben, das gelingen soll, setzt eine gemeinsame Ordnung voraus. Sie hat für das menschliche Zusammenleben grundlegende Bedeutung. Ordnung und Ge­horsam dürfen jedoch nicht zum Selbst­zweck werden, sonst bleiben Kinder unselb­ständig, entwickeln keine Phantasie. Ange­sichts des Traditionsverlustes (s. II2) und der gesellschaftlichen Situation (II1 und 3) soll­ten junge Menschen den Halt guter Ordnun­gen und überzeugender Vorbilder erfahren und zugleich lernen, wie man gemeinsam neue Situationen und Herausforderungen bewältigt. Kinder und Jugendliche, die sich selbst überlassen bleiben, die keine Anforde­rungen, keinen Widerstand kennenlernen, verwahrlosen. Ihre Aggressionen, ihre Lan­geweile, das Gefühl der Sinnlosigkeit sind nicht selten unmittelbare Folgen einer alles gewährenden Haltung von Erwachsenen, die aus eigener Unsicherheit nicht mehr für die Werte eintreten, für die es zu leben erst lohnt.

  4. Die ersten Gottesvorstellungen und Glaubenserfahrungen des Kindes werden wesentlich geprägt durch den Umgang mit seinen Eltern und Geschwistern. Teilhaben am Glauben lernen Kinder und Jugendliche durch Leben und Zeugnis von Bezugsperso­nen und Bezugsgruppen, durch lebendige Sitte und Überlieferung (u.a. -» Gebet, Ge­spräch, Schriftlesung, —»Gottesdienst, Gast­freundschaft, Dienst und Hilfe für andere), dann auch durch das konkrete Angebot in Erziehung, Unterricht und Verkündigung. Auch für den Weg und die eigene Entschei­dung zum Glauben an Jesus Christus gelten dabei die oben (III2 und 3) ausgeführten Ge­sichtspunkte. Kindergottesdienst (-> Sonn­tagsschule) und Konfirmandenunterricht, Kinder- und —> Jugendarbeit der christlichen Gemeinden haben eine wichtige Aufgabe (auch wenn sie sie leider manchmal verfeh­len), die die Erziehung der Familien ergän­zen, aber nicht ersetzen können. Sie können Kindern die Botschaft so nahebringen, daß der Zusammenhang von gegenwärtiger Er­fahrung, biblischer Überlieferung und per­sönlichem Glauben für sie verständlich und nachvollziehbar wird. Christliche Tradition und Sitte sollten deshalb so gelebt und aus­gelegt werden, daß Kinder und junge Men­schen heute ihren Anspruch und ihre Hilfe erkennen können.

  5. Abschließend sei noch einmal auf den Zusammenhang von E.s-ziel und Lebensziel hingewiesen. Erzieherisches Handeln und E.-Konzeption sind nur wirksam, soweit sie in Übereinstimmung mit der Lebensüber­zeugung und Lebenspraxis eines Menschen, einer Gruppe, einer Gemeinschaft stehen. In der E. drückt sich und spricht sich aus, was Menschen sind, was sie glauben, lieben und hoffen. Alle Strukturen, Methoden und Me­dien können dies im günstigsten Falle kon­kreter und faßbarer machen. Es gibt in unse­rer Zeit so viele erdachte und verordnete E.s-ziele, die sich selbst angesichts der Le­benswirklichkeit als Illusion und als Ideolo­gie erweisen. Hier sollten Christen und christliche Gemeinden einerseits achtsam und selbstkritisch sein, andererseits Mitver­antwortung für den Weg und die Zukunft der heranwachsenden Generation übernehmen.

Lit.: H. H. Groothoff und M. Stallmann (Hg.), Neues Pädagogisches Lexikon, 1971 - W. Jentsch, M. Kießig und H. Reller (Hg.)', Ev. Erwachsenen Ka­techismus, 197 s — M. Buber, Reden über Erzie­hung, 1953 -A. Fröhlich, Erziehen-aber wie? 1977 - H. B. Kaufmann, Glaubenserziehung im Kinder­gottesdienst, Dt. Pfarrerblatt, 1975, S. 6i6ff. - 1. Köck, Damit sie glauben können, 1971 -M. J. Lan­geveld, Einführung in die Pädagogik, 196^ - Chr. Meves, Erziehen lernen, 19722 - R. Schindler, Er­ziehung zur Hoffnung. Mit Kindern unterwegs zu Gott, 1977 - Die Ev. Kirche und die Bildungspla­nung, 1972

Kaufmann


Eschatologie -» Endzeit(erwartung)

Ethik



E. bedeutet allgemein die Lehre vom sittli­chen Wollen und Handeln des Menschen. Als selbständiges theologisches Lehrfach hat sie sich (in Anlehnung an Disziplinein­teilung der antiken Philosophie) erst nachre- formatorisch eingebürgert, eine Entwick­lung, die u.a. vom —» Pietismus mit seinem Interesse am Wandel des Wiedergeborenen gefördert wurde.

  1. Die Ethik des NT

Das Besondere spezifisch christlicher E. im Unterschied zur philosophischen E. wird deutlich an den verschiedenen Versuchen, sie zutreffend zu benennen, z.B. als Reichs- gottes-E./ —» Nachfolge-E., Heiligkeits-E. oder E. der Neuen Kreatur. Dadurch wird ausgedrückt, daß christliche E. ihr Thema nicht neben dem Evangelium hat. Pauli- nisch ausgedrückt ist ihr Thema das Tätig­sein des Glaubens durch die Liebe (Gal 5,6).

  1. Der Zielhorizont christlicher E. ist, daß Gottes uneingeschränkter Wille wieder auf Erden wie im Himmel getan wird. Mit dem Kommen Jesu ist die E. des »harten Her-





Übersicht über ethische Stichworte des Lexikons

Schöpfungsethik

Reichsgottesethik

7.

Subjekt:

7.

Subjekt:




Mensch, Gewissen




Bekehrung, Wiedergeburt, Nachfolge, Heiligung, Beichte, Geistl. Leben, Geistesleitung, Prophetie, Vollmacht

2.

Norm:

2.

Horizont:




Gesetz, Mitteldinge,




Reich Gottes, Zwei-Reiche-Lehre,




Perfektionismus, Sünde




Kirche und Staat

3.

Felder:

3.

Felder:




im Anschluß an die Gliederung der

a)

Gebet, Gebetsgemeinschaft, An-




Zehn Gebote nach luth. Zählung




dacht, Zungenrede, Handauflegung

a)

Glaube, Aberglaube, Humanismus,

b)

Gemeinschaft, Bruderschaften,




Synkretismus, Religionsfreiheit,




Gemeinde




Toleranz




Gottesdienst, Charismen, Seelsorge,

b)

Eid, Segnen




Predigt, Priestertum aller Gläubi­gen, Amt, Gemeindezucht, Zehnte

C)

Sonntagsheiligung, Freizeit, Sport,







Kunst

c)

Evangelisation, Mission, Apologetik

d)

Erziehung, Religionsunterricht,

d)

Diakonie, Krankenheilung,




Revolution




Exorzismus

e)

Kriegsdienst, Militärseelsorge, Liebe, Suchtkranke, Askese







f)

Sexualethik, Ehe, Familie







9)

Eigentum, Arbeit, Marxismus, Sozialismus, Soziale Frage, Sozialarbeit







h)

Wahrheitsfrage










zens«, die von vornherein das —> Böse und den ethischen Kompromiß einkalkuliert, überboten. Der schon im AT mitgeteilte Zielhorizont leuchtet auf: heilig wie Gott im ganzen Wandel (iPetr 1,15). Konkreter »Ort« des neuen Handelns ist unumgänglich die Lebensgestaltung des einzelnen (Indivi- dual-E.) Röm 12,1-2. Besonderes Übungs­feld der neuen Gerechtigkeit sind die Aufga­ben, Bedürfnisse und zwischenmenschli­chen Probleme der christlichen Gemein­schaft (Gemeinde-E.) Röm i2,9ff. Darüber hinaus soll die Praxis des Glaubens zu einem neuen Verhalten in der nichtchristlichen Gesellschaft führen, das die Bereitschaft zur Feindesliebe einschließt und das Ziel hat,

den anderen für Gott zu gewinnen (Sozial- E./Missionarische E.) (Röm 12,9f.; iPetr



  1. f.).

  1. Die Verwirklichung christlicher E. be­ginnt folgerichtig mit Umkehr und Befrei­ung des Menschen vom Zwang der Sünde (Röm 6). Ihre Entfaltung geschieht von Gott aus durch die Kraft des Heiligen Geistes, (Röm 8; Gal 5), vom Menschen aus durch ein ganzes Zurverfügungstehen für Gottes Ziele (Röm 6,12ff.; 12,1 f.), und den damit verbun­denen Kampf gegen konkurrierende Eigen­ziele (Röm 8,12.; Gal 5,16f.). Das NT garan­tiert kein perfektes Gelingen der »neuen Kreatur«, verheißt aber der »im Geist« voll­zogenen Lebensgestaltung die Erfahrung der

Freiheit vom Zwangscharakter der alten Existenzweise.



  1. Der Maßstab biblischer E. ist kein Gebo­tekatalog, sondern —» Jesus Christus selbst als das Urbild des neuen Menschen (Kol 3,9h), wie besonders M. —> Kahler und St. Neill herausgearbeitet haben. Maßstab für unsere Lebensgestaltung ist seine Gesin­nung (Phil 2), seine Art zu lieben (Joh 13,34-f.), seine Art zu dienen (Joh 13), kurz, sein ganzer konkreter Lebensvollzug (ijoh

  1. . Wenn auch eine vordergründig-gesetz­liche Nachahmung abgewiesen werden muß, so geht es doch um die geistgewirkte Formung des Menschen nach dem Bilde Christi jKol 1,28). Dieser personale Maßstab ist allerdings kein Gegensatz zum —» Gesetz (Zehn —> Gebote). Als Heilsweg ist es klar abgewiesen, ebenso klar aber ist es als Grundorientierung der Lebensgestaltung für Christen und Nichtchristen und als Maß­stab für Gottes —» Gericht vorausgesetzt. Christen allerdings leben nicht gesetzes- orientiert, sondern unter der Führung des Geistes christusorientiert und erfüllen so die Gerechtigkeit, die dem Gesetz wirklich entspricht (Röm 8,4).

  1. E. IM PIETISTISCHEN UND ERWECKLICHEN BE­REICH

Von der Grundüberzeugung her, daß die —» Rechtfertigung in der Zueignung durch die —» Wiedergeburt den Menschen nicht nur ge­recht erklärt, sondern zu einem gerechten Handeln erneuert, haben pietistische und erweckliche Bewegungen im Unterschied zum übrigen Protestantismus ein zentrales Interesse an der ethischen Frage. Inspiriert durch die angelsächsische —» Heiligungsbe­wegung wurden in einer Vielzahl von Vor­trägen und praktisch-theologischen Schrif­ten die Zentralgedanken von der Möglich­keit des Bleibens in Christus und vom Sieg über alle erkannte Sünde verbreitet. Beson­dere gedankliche Durchdringung leisteten O- —» Stockmayer und Th. —> Jellinghaus. Theologen, die in der Gesamtlinie dieser Po­sition der E. nahestehen, sind A. —» Schlat- ter, R. Luther, E. -> Brunner, A. Köberle, O.

S. v. Bibra. Gefährdungen der pietistischen E. sind a) eine Neigung zur Beschränkung auf die Lebensgestaltung des einzelnen (Indivi­dualethik), b) eine Überlagerung der wichti­gen Themen der E. durch eine zu starke Be­obachtung von Randfragen (—» Mitteldinge),



  1. gelegentliche perfektionistische Töne beim Ringen um das biblische Niveau einer E. Ihr Hauptvotum aber, das wohl nirgends so schwer zu formulieren war wie im deut­schen Protestantismus, bleibt dies, daß es im Evangelium um das Tun des Willens Got­tes geht, und daß die Gnade dazu ermächtigt.

  1. Gegenwärtige Tendenzen

  1. Die E. der dialektischen Theologie und des Existentialismus hat ihre Zuspitzung in der sog. Situationsethik erfahren, deren An­schauungen wie ein Sauerteig fast alle ge­genwärtigen Konzepte der E. durchsetzen. Danach kann es außer dem Gebot der Näch­stenliebe keine verbindlichen Maßstäbe mehr geben. Nur so ist das Ziel dieser E. ga­rantiert, daß der einzelne in der jeweiligen Situation aufgrund vernünftigen Abwägens in Freiheit entscheidet, was richtig ist. Diese E. möchte gegenüber jeder —> Gesetzlichkeit die individuelle Wegführung wahren, schafft aber nicht nur die Gesetzlichkeit, sondern das sittliche Gesetz selbst ab und ist darin ein Ausdruck der gesamtgesellschaftlichen Demontage verbindlicher Maßstäbe. Die christliche Gemeinde reagiert auf dies ethi­sche Allgemeinklima teils mit einer ver- christlichten Situationsethik, teils mit neuer Gesetzlichkeit, zum größten Teil aber mit Ratlosigkeit.

  2. Die Unterweisung zur E. hat heute eine mehrfache Aufgabe: a) In der allgemeinen Normenkrise muß sie die bleibende Bedeu­tung des Gesetzes erhellen, b) In der harten Auseinandersetzung um die menschliche Freiheit muß sie deutlich machen, daß der Mensch seine wirkliche Identität erst da­durch findet, daß er sich Gott und seinen gu­ten Zielen zur Verfügung stellt, c) Notwen­dig ist dazu aber eine klare Einführung der Funktion des Heiligen Geistes als der Kraft zur Identifizierung mit Gottes Zielen und zum Tun des Guten, d) Wenn die Reichweite des biblischen Konzeptes der E. weitergehen soll als bis zu einer richtigen ethischen Theorie und zur redlichen Mühe einzelner hochmotivierter Christen, dann ist christli­che —» Gemeinde nötig, wo Gottes Wille miteinander erfahren und eingeübt wird und so der Mut entsteht, auch im säkularen All­tag Gottes neue Gerechtigkeit zu leben

Lit.: M. Kahler, Die Wissenschaft der christlichen Lehre, 19663 - A. Schiatter, Die christliche E., 19614 - K. Heim, Die christliche E., 1955 - N. H. Soe, Christliche E., 1965-1 - O. S. v. Bibra, Die Be­vollmächtigten des Christus, 19698 - St. N^fll

Heiligkeit, 1962 -K. Bockmühl, Gott im Exil, 197 s - ders., Evangelikale Sozialethik, 1976

Liebschner


Yüklə 7,17 Mb.

Dostları ilə paylaş:
1   ...   17   18   19   20   21   22   23   24   ...   76




Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©muhaz.org 2024
rəhbərliyinə müraciət

gir | qeydiyyatdan keç
    Ana səhifə


yükləyin