Evangelisches Gemeindelexikon



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Heil

  1. Biblischer Befund

  1. und Rettung des Menschen ist die zen­trale Botschaft der ganzen Bibel. Zunächst handelt es sich um H. für Israel, dann als Verheißung und Auftrag der Evangeliums­verkündigung um H. für alle Völker (—» Heilsgeschichte).

  2. altes Testament: Israel ist zum Gottesvolk geworden durch die Rettung aus Ägypten und den Bundesschluß am Sinai. Die Israeli­ten erkennen als Volk und als einzelne in Gott ihren alleinigen Retter (Jes 45,21; 63,9; Jer 14,8; Ps 34,7.19.20). Sofern äußere Nöte durch Feinde, Hunger und Krankheit unmit­telbare Folge der —» Sünde sind, gehören Ret­tung aus Sünde und aus solchen Bedrängnis­sen zusammen (Jes 33,24). Das H. besteht in der Lebensfülle (Schalom, Friede, nicht indi­vidualistisch oder einfach als innerer Friede zu verstehen) vor Gottes Angesicht. Wie das

  1. , so kommt auch alles Unheil von Gott (Jes. 45,7; Am 3,6). Nachdem Israel den Bund gebrochen und den Frieden verloren hat, wird ihm in der messianischen Verheißung ein neuer Bund des Friedens und der Verge­bung angekündigt (Ez 36,24-38; 34,25; 37,26; Jes 60,17). Gott wird durch seinen Knecht, den Bundesmittler, H. für Israel und für die Welt geben (Jes 49,6.8; 52,7; Gen

  1. . Das messianische Kind wird Frie­denskönig sein (Jes 9,5; Sach 9,9) und wird selbst H. genannt (Mich 5,5).

2. das neue Testament hat den H.sbegriff we­der einfach verinnerlicht, noch einfach ver­geistigt, wohl aber radikalisiert. Hinter dem äußeren Feind und mit ihm keineswegs identisch erscheint der letzte Feind, die Macht der Sünde, des —» Teufels und des —» Todes (Eph 6,12). Hinter und über irdischem Wohlsein und mit ihm keineswegs einfach verbunden, sondern meist im Gegenteil un­ter irdischer Bedrängnis, erscheint das ewige

  1. und Leben in der Gemeinschaft mit Gott und mit Christus. Es ist gegenwärtiges und endzeitliches Gut zugleich. Der Grundge­danke bleibt, nämlich daß Gott selber und allein H. ist und gibt, und daß er allein auch verderben kann (Mt 10,28). Aber Rettung bedeutet nun radikal, daß man aus der Sphäre des Todes in die des Lebens überge­führt wird (Jak 4,12; Joh 11,25). Es ist Ret- tung vom Verderben (Phil 1,28), vom Satan und den bösen Mächten (Kol 1,13; Apg

  1. , vom Zorn Gottes (Joh 3,36; iThess

  1. 10). Das Verlorene muß gerettet werden (Mt 18,14; Joh 3,16). Das H. bedeutet Verge­bung der Sünden (Mt 1,21). Es ist Gemein­schaft des Friedens und der Liebe mit Gott und Christus und untereinander (Röm 5,1.5; Joh 17,21.23). Gott ist der Gott des Friedens, und Gerettete sind Menschen des Friedens (Röm 16,20; Mt 10,13). Die Heilungstaten Jesu weisen darauf hin, daß der neue H.s- und Friedensbund ein vollständiges H.sein des ganzen Menschen meint und darum erst in der Auferstehung und Verherrlichung sein Ziel erreicht (Mk 5,34; iKor 6,14; Röm 8,23.24.30). An diesem Endheil soll die ganze Schöpfung teilhaben (Röm 8,19-22). Christus ist der Heiland oder Retter, eine Bezeichnung, die aus dem AT stammt (Lk 2,11.30; Joh 4,22.42; ijoh 4,14). Auch Gott selber wird Retter genannt (Tit 1,3; 2.10). Das entscheidende H.sereignis ist der Süh­netod Jesu am Kreuz (Röm 3,24; iKor 15,1-3,- ijoh 1,7). Das Wort vom Kreuz ist Evangelium des Friedens und der Rettung (Eph 2,14-18; 1,13). Gerettet wird der, wel­cher glaubt (Mk 16,16; —»Bekehrung). Die—» Taufe ist nicht heilsnotwendig, wird aber doch mit der Rettung und Reinigung von den Sünden in Verbindung gebracht (Tit 3,4h; iPetr 3,21; Eph 5,25). Betont sei, daß Gott das H. aller Menschen will (iTim 2,4; 2Petr

  1. .

II Kirchengeschichte

  1. DIE KATHOLISCHE KIRCHE Wollte Selbst

  1. sverwalter und H.sspender sein (—» Sa­kramente). Sie mutete dem Menschen Mit­wirkung an der Rettung durch gute Werke zu (Synergismus). Christus blieb aber unver­gessen, und Anselm von Canterbury (1033 —1109) zeigte die Notwendigkeit der Genugtuung durch den Gottmenschen (Sa­tisfaktionslehre).

  1. Reformation: a) Luther bindet das H. an Christus allein und entreißt Wort und Sa­krament der geradezu magischen Macht der Kirche (—» Rechtfertigung), b) Für Calvin hängen Unheil und Heil streng an Gottes Stellung zu uns und an unserer Stellung zu ihm und zu Christus. Der Stand des unerlö- sten Menschen vor Gott ist schlechterdings h.los, und ohne Christus gibt es weder h.bringende Gotteserkenntnis, noch h.vol­len Gottesdienst. Gott selber hat seinen Sohn als Mittler gegeben, und der Gott­mensch trägt Zorn und Strafe am Kreuz und gewinnt Gottes Wohlgefallen. Das H.sge- schehen in Tod und Auferstehung Jesu wird stets in seiner unmittelbaren Notwendig­keit für uns betrachtet. Es fordert auf zur

  1. saneignung im Glauben und zur -» Heili­gung im Geist, beides im Vertrauen auf Je­sus, der allein uns ans Ziel bringt.

  1. neuere zeit: a) —> Schleiermacher kennt weder den Zorn Gottes, noch die Verskla­vung an die Mächte. Gerettet werden wir von der Gottesvergessenheit durch das Le­ben (nicht durch das Kreuz!) des Erlösers, der uns aufnimmt in die Kräftigkeit seines Got­tesbewußtseins. b) Der Neupietismus findet in Jesus und seinem Blut Frieden für die ru­helose Seele und Rettung von Satan, Sünde und Eigenwillen. H.ssehnen und persönli­ches Ringen sind unerläßlich, c) —» Kähler steht in der lutherischen Tradition und un­terstreicht das subjektive Moment in H.sbe- dürfnis und H.sgewinn des Menschen. Wie bei —> Cremer gibt es für ihn keine —» H.sge- wißheit ohne vorangehende Unheilsgewiß­heit, d) —> Schiatter gehört dem reformierten Denken an. Durch die Rettung wird vor al­lem ein neues Wollen geschenkt. Wir wer­den erlöst vom selbstzerstörerischen natür­lichen Willen und damit von den gottfeind­lichen Mächten und werden so willig und tüchtig, den Willen Gottes zu tun.

III Grundsätzlich

Die Existenzphilosophie hat die Unheilsi­tuation des Menschen in Angst, Schuld und Scheitern deutlich gemacht. Die Botschaft vom H. Jesu kann eine Antwort darauf sein. Stattdessen ist ein starker Trend innerhalb der ev. Theologie bemerkbar, den um Gott und damit auch um das Jenseitige kreisen­den H.sgedanken des NT preiszugeben zu­gunsten eines rein diesseitig und kollektiv verstandenen »Heils« als sozialer und politi­scher Gerechtigkeit. Demgegenüber muß wieder verkündigt werden, daß Gott allein durch das Kreuz seines Sohnes rettet. Nicht Armut, sondern Gottverlassenheit macht das Unheil der Menschen aus. Einseitiger



  1. sobjektivismus (Karl —» Barth) ist ebenso zu vermeiden, wie falscher H.sindividua- lismus, der für die sozialen und politischen Auswirkungen des H.s kein Verständnis hat.

Lit.: E. Sauer, Der Triumph des Gekreuzigten, 1975 - J. Stott, Gesandt wie Christus, 1976

  1. Schmid

Heiliger Geist ->Geist

Heiligung



  1. Biblischer Befund

  1. Gottes Heiligkeit ist Voraussetzung und Inhalt der H.

  1. im at. a) Der Begriff heilig (hebr. qadosch) wird nur auf —> Gott und das, was Gottes Ei­gentum ist oder von ihm beansprucht wird, angewandt (Ex 15,11; Jos 24,19; iSam 2,2; Lev 19,2; 23,2; 27,9; 1 Chr 22,19). Vom Wort­stamm her (qadasch = absondern, abtren­nen) ist mit dem Prädikat heilig sowohl auf die Majestät Gottes als auch auf den Abstand von allem Geschaffenen bzw. von aller gefal­lenen Kreatur hingewiesen (Jes 6,1 ff.; 40,25; Ez 20,39; s. bes.: der »Heilige Israels« - Jes 12,6; 41 ,i4ff.).

b) Alles, was Gott für sich beansprucht oder in seinen Dienst nimmt, heiligt er (Gen 2,3; Ex 31,13; Lev 20,8; 22,9; Ez 20,12). Gottes Anspruch an das Volk Israel beruht auf sei­ner Rettungstat (Ex 19,5), der die Beschlag­nahmung (Lev 20,26) und der Ruf zur H. (Lev 19,2ff.) entsprechen. Es ist dann nur konse­quent, wenn Menschen sich und ihre Gaben Gott heiligen (Ex 13,2; 19,22; Jos 3,5; iKön 9,3; iChro 26,26-28).

  1. im nt. a) Daß Gott heilig ist (griech. hagios), wird nur vereinzelt ausgesagt; deutlich knüpft das NT beim AT an (1 Petr 1,15L; Joh 17,11; Offb 4,8).

  1. -» Jesus Christus wird als »das Heilige« angekündigt (Lk 1,35) und als »der Heilige« bezeugt (Mk 1,24; Joh 6,69; Apg 3,14; 4,27.30).

  2. In bes. Maße ist heilig das Prädikat des —» Geistes Gottes, durch den Offenbarung Got­tes gewirkt und Anteil am vollbrachten Heilswerk Jesu Christi geschenkt wird (Joh 14,26; Eph 1,13; iKor 12,3,- 3,16f.; 6,19; 2Kor I3,i3)-

  3. Entsprechend betont das NT, daß H. so­wohl dem Wirken Gottes, des Vaters (Joh 17,17; iThess 5,23), als auch dem Jesu Chri­sti (Joh 17,19; Apg 26,18; iKor 1,2; Hebr 10,10.29) und des Heiligen Geistes zuzu­schreiben ist (Röm 15,16; Hebr 10,29; iPetr

  1. 2).

  1. In der H. verwirklicht sich der Anspruch Gottes an das Leben seines Volkes, seiner Gemeinde oder des einzelnen Menschen (Lev 22,9.32h iPetr 1,1 sff.; iThess4,3.7). In bezug auf das NT gilt:

  1. H. IST GOTTES WERK IM MENSCHEN a) aufgrund des durch Jesus Christus vollkommen voll­brachten —> Heils (iKor r,2.30; 6,11; Joh 17,19; Eph 5,26; Hebr 10,10.14.29). b) Sie prägt und gestaltet das Leben derer, die durch den Glauben an Jesus Christus ge­rechtfertigt worden sind (2Kor 5,17-21; Röm 5,1; 6,3 ff) und durch den Heiligen Geist das neue Leben aus Gott in der Wiederge­burt empfangen haben (iPetr i,2ff.; Röm 15,16; iKor 6,11; 2Thess2,13; vgl. »Heilige« - Apg 9,13; iKor 6,2; Eph 4,12; Phil 1,1).

  2. H. IST ABER AUCH ANTWORT DES GLÄUBIGEN AUF GOTTES TAT UND BERUFUNG (iTheSS 4,7). Sie besteht in der dauernden dankbaren An­nahme der Heilsgaben Gottes und in der Hingabe des Lebens als »heiliges Opfer« (Röm 12.if; 6,11.19.22; iPetr 2,5). Diese Hingabe schließt die Abkehr von der Sünde ein (Röm 6,12h iThess 4,3h Hebr 12,14), aber nicht aus Kräften der »Selbstheili­gung«, sondern aus der Kraft, die in der Le­bensgemeinschaft mit Jesus Christus emp­fangen wird (Röm 8,1 ff).

  1. Kirchengeschichtlicher Überblick.

1. im älteren Protestantismus hat man die

  1. vielfach streng von der —> Rechtfertigung abgegrenzt, weil man in der röm.-kath. Lehre die Gefahr der Vermengung von Rechtfertigung und H. erkannt hatte, in der durch die Überbetonung der H. das Streben nach eigener Gerechtigkeit begünstigt wor­den ist. Diese Akzentuierung führte in der Orthodoxie dazu, daß der rechtfertigende —» Glaube kräftig hervorgehoben, die Lehre und Praxis der H. aber bedenklich vernachlässigt worden ist.

  1. der Pietismus versuchte darum, die Rechtfertigung aus dem Glauben und die Wiedergeburt als den Beginn der H. in glei­cher Weise zu betonen; denn der Glaube an die rechtfertigende Gnade Gottes kann nicht gesund bleiben ohne das Leben in der H. Eine Möglichkeit der Uberakzentuierung der H. entstand durch die H.slehre des —» Metho­dismus und später der —> H.sbewegung, die im Gegensatz zu einer gesetzlichen H. die »H. durch den Glauben« lehrte. Gefahr be­stand dort, wo der Glaube zu stark auf die einmalige Glaubenstat angelegt war, wäh­rend das Glaubensleben eher vernachlässigt worden ist. Im Extrem mußte diese Lehre zum —» Perfektionismus führen.

  2. DIE -* GEMEINSCHAFTSBEWEGUNG hat durch die H.sbewegung starke Impulse erhalten. Dadurch war sie aber auch gefordert, die Lehre von der H. zu klären und in ihr die Spannung zwischen dem »Jetzt« und dem »Noch-nicht« genauso sorgfältig durchzu­halten wie auch die Spannung, daß die H. Gabe Gottes und Aufgabe des Gläubigen ist (vgl. iKor 1,30 mit 2Kor 7,1; Hebr 10,10 mit 12,14).

  1. Schwerpunkte biblischer Lehre

  1. EINE TRENNUNG VON RECHTFERTIGUNG UNDH. ist nicht möglich: »Beide Gaben haben ei­nen Inhalt, nämlich die Gemeinschaft mit Christus. Beide Gaben gehören unlöslich zueinander. Aber sie sind eben darum auch nicht ein und dasselbe. Während die Recht­fertigung dem Christen Gottes geschehene Tat zuspricht, verheißt die H. Gottes ge­genwärtiges und zukünftiges Handeln« (D. Bonhoeffer, Nachfolge, S. 198).

  2. die H. hat nicht allein individuellen Cha­rakter; sie ist vor allem auf die —> Gemeinde bezogen, in die der Geheiligte eingegliedert ist (»Gemeinschaft der Heiligen«; s.a. iKor 3,16f.; Hebr 12,14h).

  3. H. DARF NIE NUR NEGATIV ALS ABWEHR DER SUNDE verstanden WERDEN; sie umfaßt im­mer auch neben der Reinigung von der Sünde die Ermächtigung zum Leben in der Gemeinschaft mit Gott und d.h. zum Leben aus der Kraft und den Gaben Gottes.

  4. DIE H. IST IN DOPPELTER HINSICHT BEDROHT,

a) durch oberflächliche Leichtfertigkeit, die die Heiligkeit Gottes außer acht läßt und die

  1. geringachtet, und b) durch drängerisches Streben, das in eigener Anstrengung die H. zu wirken sucht.

  1. DIESER GEFAHR KANN NUR ENTGEHEN, wer durch den Glauben mit Jesus Christus ver­bunden ist, durch den H. geschehen ist und der zum Leben in der H. ausrüstet (iPetr

  1. -10).

Lit.: A. Köberle, Rechtfertigung, Glaube und neues Leben 1965-0. Bonhoeffer, Nachfolge, 197110 — J. Schniewind, Heiligung, in: Zur Erneuerung des Christenstandes, 1966

Haag


Heiligungsbewegung

Eine H. entstand in Amerika und England in den 60er und 70er Jahren des 19. Jh.s. Unter dem Thema »Heiligung aus dem Glauben« trat vom 29.8.-7.9.1874 eine Konferenz in Oxford zusammen, an der führende Vertre­ter der deutschen —» Erweckungsbewegung teilnahmen, so -» Wameck, —> Jelling- haus, -> Rappard, —> Stockmayer u.a. Haupt­redner dieser »Segenstage von Oxford« war der amerikanische Fabrikant R. P. —> Smith. Es ging um die »schriftgemäßen Möglich­keiten« des täglichen Wandels in bezug auf a) die Gemeinschaft mit Gott und b) den Sieg über alle erkannte —» Sünde. Smith hielt nach einer Reise auf den europäischen Kon­tinent 1875 in Brighton eine zweite Ver­sammlung ab, auf der nicht weniger als 50 deutsche Pfarrer anwesend waren. In der all­jährlichen —> Keswick-Konferenz fanden diese Anfänge der H. in England bis heute ihre Fortsetzung.

In Deutschland wurde die —> Gemein­schaftsbewegung nachhaltig von Smith und der H. beeinflußt. Durch eine Begegnung Smiths mit E. —> Gebhardt entstand das »Lied der H.«: »Jesus errettet mich jetzt«. Jellinghaus faßte in seinem Buch »Das völli­ge, gegenwärtige Heil durch Christus« (1880, 19035) die Grundsätze der H. zusam­men: »In sich ist jeder Christ ein Glied der sündigen Menschheit und zur Sünde ge­neigt. Nur durch die Einpflanzung in Christi Tod und Auferstehung kann er heilig sein und bleiben. Losgelöst von Christo und sei­nem reinigenden Blute ist er sündig und hat Sünde.« —> Heiligung wird als Folgeschritt der —» Rechtfertigung gefaßt. Manche hiel­ten die Heiligung für eine »zweite Gnade« oder für den Weg zur sündlosen Vollkom­menheit (-* Perfektionismus). Diesem ha­ben sich sowohl der —> Gnadauer Verband wie die —> Blankenburger Konferenz wider­setzt, wohl aber betonen sie, daß Rechtferti­gung einerseits und Heiligung als neuer Le­benswandel andererseits unauflösbar zu­sammengehören.

Lit.: R. Steiner, Pearsali Smith im Wuppertal, 1973 Geldbach



Heiligungsversammlung Heiligungs- bewegung

Heilsarmee

Die Heilsarmee (Salvation Army), 1877-78 von W. —> Booth unter Mithilfe seiner Frau Catherine gegründet, ist eine nach militäri­schem Muster mit Dienstgraden, Unifor­men, Fahnen und Wappen straff organisierte Missions- und Sozialhilfeorganisation. Ent­standen in den Elendsvierteln und unter dem Industrieproletariat Londons, wandte sich die H. der Missionierung der entkirch­lichten Massen zu und kämpfte gegen Kri­minalität, Trunksucht, Prostitution und so­ziales Elend. Gepredigt wurde in Zelten, auf offenen Plätzen, an Straßenecken, in Schup­pen und Wirtschaften. Frauen waren von Anfang an den Männern gleichgestellt. Durch die bürgerliche Gesellschaft und die Kirchen anfänglich verspottet, breitete sich die H. dennoch schnell in England und sei­nen Kolonien, in Nordamerika, Australien, Südafrika und auf dem europäischen Konti­nent aus. In Deutschland, wohin Booth 24 Missionsreisen unternahm, begann die Ar­beit 1886. Hier war vor allem ein ehemaliger Direktor eines Industriebetriebes im Ruhr­gebiet, Jakob Junkers (t 1901) für die Aus­breitung verantwortlich. Heute wirkt die H. in 82 Ländern und Territorien in 109 Spra­chen. Das internationale Hauptquartier, von wo aus der General die Arbeit der ca. 17 000 aktiven Offiziere auf der ganzen Welt leitet, ist in London. Etwa 1400 Kadetten werden auf den Schulen der H. für die Arbeit in ca. 16 500 Corps und Außenposten ausgebildet. Der soziale Dienst der H. ist beeindruckend. So wurden 1975 3 1/2 Mill. Menschen mit Essen versorgt (12 Mill. Mahlzeiten), n 1/2 Mill. Übernachtungen registriert, 250000 Gefangene besucht, 600000 Alkoholikern und fast 2 Mill. Familien geholfen; dazu kommt die Unterhaltung von Alten- und Frauenheimen, Blinden- und Taubstum­menschulen, 3000 Schulen, Einrichtungen der Seemannsmission und der Selbstmord­vorsorge.

Die Lehre der H. findet in ihrem Motto »Blut und Feuer« symbolhaften Ausdruck. Jeder kann durch den Glauben an Christi Versöh­nungstat (= Blut) und die —> Wiedergeburt durch den Hl. —> Geist (= Feuer) gerettet werden. Die einfache, direkte Predigt will ebenso wie das Singen und Musizieren die Hörer zu einer plötzlichen —» Bekehrung bringen. Dazu dient auch die Bußbank, auf der die Sünder vor dem versammelten Corps den Durchbruch der Gnade erleben und be­zeugen sollen. Mit der Einreihung in die Armee beginnt ein Leben der —> Heiligung, d.h. der Enthaltung von Vergnügungen, Al­kohol und Tabak. Das Bestehen der H. führte in England zur Gründung der Church-Army, d.h. einer innerkirchlichen Truppe. Die Notwendigkeit, das Evangelium zu den ent­kirchlichten Menschen zu tragen, haben viele Kirchen von der H. gelernt. Die H. ist Mitglied des ökumenischen Rates der Kir­chen (—» ökumenische Bewegung) und ge­hört gastweise zur —» Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland.

Lit.: R. Sandall, The History of the Salvation Army, 3 Bde., London 1947-55 - M. Grüner, Revolutio­näres Christentum, 2 Bde., 1952-54 - Zeitschrift »Der Kriegsruf<< (War Cry) — The Salvation Army Year Book 1977

Geldbach

Heilsgeschichte



  1. Heilsgeschichte und Weltgeschichte

  1. ist nicht eine besondere —> Geschichte neben der Weltgeschichte. Von H. ist viel­mehr zu reden, wenn in bestimmten Situa­tionen der Weltgeschichte das sonst verbor­gene göttliche Handeln, bzw. die sonst ver­borgene göttliche Absicht, durch Offenba­rung in prophetischem Wort erhellt und er­kennbar gemacht wird. Biblische Gotteser­kenntnis impliziert zwar, daß die Ge­schichte aller Menschen Geschichte mit —> Gott ist: Aber nicht in aller Geschichte ist Gottes Tat und Wille auch erkennbar. In bi­blischer Sicht beschränkt sich das heilsg. Verstehen auf den Geschichtsraum —» Isra­els, bzw. —»Jesu Christi und der -» Gemein­de, soweit darin vergangenes, gegenwärtiges oder vorausgesagtes Geschehen prophetisch als Gottes Tat und Absicht erkannt wird. I

sind historische Vorgänge, die aber als heilsg. Geschehen erkannt werden, weil sich darin Gottes geoffenbarter Wille erfüllte (Ex

з, 7ff-; Ex 20,2). Schon die Wanderung Abra­hams erfolgte nach Gen 12,1-3 aufgrund ei­ner Offenbarung, die zugleich Befehl und Verheißung war. Das heilsg. Verständnis, das sich in den Büchern Mose und Josua kundtut, ist die rückschauende Feststellung, daß Israel seine Existenz, seine Befreiung und den Besitz des Landes der Führung und der Treue Gottes zu seinen Verheißungen verdankt (Dtn 6,20-24; 26,6-9; J°s 24>2^-> vgl. Ps 78,1 osf.). Eine weitere heilsg. Tradi­tion ist verbunden mit dem Königtum Da­vids. Sie schließt an den Nathanspruch 2Sam 7 an und führt zu den messianischen Weissagungen der Propheten (Jes 9,7; ii,io; Jer23,5; Ez 34,23; 37,24; Am 9,11; Sach 12,8; vgl. Ps 89,4L; 132,11). Die messianische Verheißung kündet den Heilskönig an, zu­gleich ist sie aber stets auch Hoffnung auf die Befreiung und Wiedergeburt des Volkes Is­rael (Jes 9,2ff.; Jes 11,1 ff.; Jer23,3; Ez37,i sff.,

и. ö.). Letztlich zielt diese Hoffnung auf eine allgemeine Heilszeit (Jes 2,2; 42,1; 45,20; 60,3; 66,i 8; Jer4,2; Sach 2,15; 8,22). Die Zu­kunftsprophetie gibt der heilsg. Betrachtung ein Element der Hoffnung, sie greift als Vi­sion künftigen göttlichen Handelns über die Gegenwart hinaus und gibt der Geschichte eine Zielbestimmung (Teleologie). Prophetie deckt nicht einen unabänderli­chen Schicksalsablauf, ein Fatum, auf, son­dern ist lebendige Begegnung mit Gottes Wort, das dem Menschen eine Zukunft er­öffnet, aber zugleich ein entsprechendes Verhalten fordert, dessen Verweigerung den Verzug oder sogar den Verlust der Verhei­ßung zur Folge haben kann. So hat Gott dem Volk das »Land« gegeben, aber es ist ein Grundmotiv der Gerichtsprophetie, daß Is­rael sein Land, ja seine Zukunft als Gottes Volk verlieren kann, wenn es von seinem Gott abfällt (Dtn 30,15ff.; Jes 5,1-7; Jer


  1. 21; Hos 1,8). Jona muß der Stadt Ninive den baldigen Untergang verkünden. Aber die Buße des Volkes bewirkt, daß das Verhäng­nis aufgehalten wird.

  1. Heilsgeschichte im nt

1. DIE GESCHICHTE JESU ALS HEILSEREIGNIS. Die Geschichte Jesu Christi ist nach dem NT die entscheidende heilsg. Wende. Jetzt ist die Zeit des neuen Bundes (1 Kor 11,25; 2Kor 3,6; Hebr 9,1 sff.). Die Wende beruht auf dem,

was als Gottes Rettungstat in ihm offenbar geworden ist: Sein Tod »für uns« (Mt 26,28; Joh 3,16; Röm 3,25; Hebr 9,15; ijoh 4,10), seine Auferweckung als Grund unserer Hoffnung auf das ewige Leben (Joh 11,25; Röm 6,8; iKor 15,22; Hebr 9,15). Endgültig ist in diesem Geschehen die heilsg. Vollen­dung als neue Schöpfung, Auferstehung und Verherrlichung mit Christus offenbar ge­worden.



  1. DIE JUDENCHRISTLICHE MISSION. Auch die -» Mission, d.h. die Verkündigung der Heils­botschaft und durch diese die Sammlung der Gemeinde, ist H.; und wie alle Prophetie ist auch das Evangelium Erhellung göttlicher Heilstat und Absicht, aber auch Aufruf zu entsprechendem Verhalten, d.h. zum —> Glauben, zur Buße, zur —>• Heiligung (Joh 14,1; Apg 16,i; Röm 1,16; Apg 2,38; Röm r 2,1 ff.; Eph 4,22ff. u.ö.) Das —» Heil, zu dem alle gerufen sind, wird jenen zuteil, die durch ihren Glauben in Christus mit Gott ver­söhnt sind (Joh 1,12; 3,18; Röm 3,22; Gal 2,t6; Hebr 3,7-19).

Die erste Mission erging an die Juden in Ju­däa, und die erste Gemeinde war juden­christlich. Sie beabsichtigte nicht, sich vom Judentum zu lösen, sondern hoffte auf die Bekehrung ganz Israels (Apg 2,36). Wenn Je­sus den Juden als der Messias gepredigt wur­de, dann war das ein Bekenntnis zur atl. messianischen Hoffnung. Man hoffte auf die Wiederherstellung des Reiches für Israel (Apg 1,6). Die »Wiederherstellung alles des­sen, was Gott durch den Mund seiner Pro­pheten verkündet hat« (Apg 3,21) ist die messianische Wiedergeburt Israels wie Apg 1,6 (vgl. den gleichen Wortstamm für »wie­derherstellen« in 1,6 und 3,21). Die messia­nische Verkündigung der Propheten kennt keine »Wiederherstellung des All«, sondern die Wiedergeburt Israels, die das Werk des »für euch«, d.h. für Israel »bestimmten Mes­sias Jesus« ist (3,20). »Für euch zuerst« hat Gott seinen Knecht auferweckt (3,26), erst nachher wird aus der Nachkommenschaft Abrahams auch den Heiden das Heil ge­bracht (3,25). Apg 9,31 zeigt den Abschluß der Mission in Judäa, Galiläa und Samaria, und wenn Petrus nachher noch in Lydda und der Saronebene wirkt, so sind das Gebiete, die nach Ez47,i3ff.; Ob 19-20 zum wieder­hergestellten Reich Israel gehören.

Das -» Judenchristentum erwartete die Pa- rusie, d.h. die »Ankunft« (—> »Wiederkunft«) des Herrn. Diese Erwartung stützt sich auf die Verheißung, daß der Herr wie einst in der Wüstenwanderung, so auch in der Heilszeit bei seinem Volk, auf dem Gottesberg Zion »wohnen« wird (Jes 4,5; Ez 37,i5ff.; 37,27; 43,7; Zeph 3,16-18; Sach 14,4-5, vgl. Ps



  1. if.). Jesus verhieß den Zwölfen, daß sie die Stämme Israels regieren werden (Lk 22,30 par.). Er verhieß ihnen auch seine An­wesenheit beim messianischen Mahl (Mt 26,29) und erschien ihnen beim Herrenmahl (Apg 1,4; 10,41). Visionär wird in Hebr

  1. 24 die Gemeinde der Erstgeborenen, d.h. die judenchristliche Gemeinde (vgl. Ex 4/33) gesehen, wie sie auf dem Zion in den heiligen Bereich der Anwesenheit der Himmlischen getreten ist. In diesen Zu­sammenhang gehört auch die Vision vom 1000-jährigen Reich und vom neuen Jerusa­lem (Offb 20 und 21). Die Erscheinungen des Auferstandenen (iKor 15,5-6 u.a.) künde­ten die Offenbarung vor dem ganzen Volk an, wie EZ43; Mi 1,4; Sach 14,4 angekündet.

Nach Apg 1,11 erwartete man die Offenba­rung am ölberg. Manche verbanden diese Erwartung mit apokalyptischen Vorstellun­gen von kosmischen Katastrophen, wie schon Nah 1,5; Hab 3,6. So anfänglich auch Paulus (rThess 4,16). Doch wie für alle Ver­heißung, so gilt auch für die Parusie-Erwar- tung, daß sie eine Zukunft eröffnet, aber zu­gleich ein entsprechendes Verhalten ver­langt. Schon im AT ist die Umkehr Bedin­gung des Heils (Jes 55,7; Jer 4,1; 18,8; Hos 14). Jesus droht den Erstgeladenen, daß die Verheißung von ihnen genommen wird, wenn sie dem Ruf nicht folgen (Lk 14,16-24). Petrus macht Apg 2,38ff. -» Be­kehrung zur Voraussetzung für die Rettung des Volkes, und Apg 3,19-20 werden die Ju­den zur Buße aufgefordert, »damit die Zeit der Erquickung vom Angesicht des Herrn kommt. . .« Aber trotz anfänglicher Mis­sionserfolge hat Israel sich nicht zu Christus bekannt, sondern seine Jünger verfolgt und die Gemeinde zuletzt ausgestoßen. Am Ende der Mission in Judäa herrscht in Jerusa­lem nicht der Messias Jesus, sondern Hero- des Agrippa I, ein König, der sich nach Apg 12 von den Heiden als Gott verehren ließ, also eine antichristliche Gestalt. Parusie und Wiedergeburt Israels gehören zusam­men, deshalb gehören auch die Verstockung Israels und die Nicht-Erfüllung der Parusie- Erwartung zusammen.

  1. PAULUS UND DIE ZEIT DER HEIDENMISSION. Pau­lus wirkte anfänglich in der hellenistisch­judenchristlichen Diaspora-Mission, die schon früh auch Nichtjuden in die Ge­meinde aufnahm (Apg 11,20). Die Apg schil­dert das Ringen um die Juden im »Lande« durch die Jünger-Mission, und in der Dia­spora durch Paulus. Aber mehrmals (Apg 13,46h, 18,5h, 28,26ff.) wird angekündet, daß das Heil den Heiden zuteil wird, wenn Israel sich verstockt. In Rom wendet Paulus sich nur an die Juden (Apg 2 8,17ff.), kündet aber die endgültige Hinwendung zur Hei­denmission an, die damit erst voll einsetzt. Jetzt ist die Zeit der Heidenmission, in der die Gemeinde aus den Völkern gesammelt wird, die nicht unter das —> Gesetz (Israels) getan ist. Nach Röm 9-11 bleibt Israel ver­stockt, bis die Vollzahl der Heiden eingegan­gen ist (11,25), einst aber wird ganz Israel sich bekehren (11,26) und so die Verheißung der Propheten in Erfüllung gehen (vgl. auch Lk 2,32; 21,24; Apg 3,21; Offb 21).

  1. Heilsgeschichtliche Theologie Alle Theologie weist in dem Maß, als ihr Elemente der biblischen H., insbesondere der Geschichte Jesu Christi zugrundeliegen, heilsgeschichtliche Aspekte auf. Die wis­senschaftliche Theologie ist jedoch schon seit dem Altertum stärker durch Prinzipien der platonischen, aristotelischen, später der rationalistischen, idealistischen oder exi- stentialistischen Philosophie geprägt, weil diese eine theologische Systembildung er­möglichten, was für die H. nicht zutrifft. Oft wurden heilsg. Aussagen spekulativ ^u einer theologischen Totalitätsanschauung aus­geweitet. Irenäus sah in der Erlösung in Christus die Wiederherstellung des Urzu­standes. Augustinus sieht die Geschichte im Spannungsfeld von Bürgerschaft Gottes und (gottfeindlicher) Welt. Joachim von Floris erwartete um 1200 den Anbruch eines neuen heilsg. Zeitalters, des Zeitalters des Geistes.

Die altreformierte Bundestheologie ver­stand die Zeit vor und nach Christus im Ge­gensatz von Werkbund und Gnadenbund. Im —> Pietismus übte Joh. Albrecht Bengel (t 1752) durch seine heilsg. Bibelauslegung einen sehr starken Einfluß aus. In einem spekulativen Sinn wurden seine Gedanken dann weitergebildet in der Theosophie von

  1. Chr. Oetinger (f 1782). Heilsgeschichtli­che Theologen im 19. Jh. waren Gottfried —>

Menken und Joh. Chr. Konrad Hofmann (—> Erlanger Theologie), Biblizisten, die heilsg. Theologie als Schriftauslegung betrieben.

Eine in gewissem Sinn heilsg. Theologie re­präsentiert heute Wolfhart Pannenberg, für den die Geschichte Offenbarung ist, aller­dings mehr im Sinn von Hegels Ge­schichts-Universalismus als im biblischen Sinne. In Christus ist für ihn vorwegneh­mend schon sichtbar geworden, was das Ziel der Menschheitsentwicklung sei.

Aber der eigentliche Ort heilsg. Theologie ist nicht die Systematik, sondern die Erzäh­lung biblischer Geschichte, die Schriftaus­legung und die Predigt. Im Raum —> bibli­scher Theologie und Exegese ist denn auch das heilsg. Denken der Bibel am meisten fruchtbar gemacht worden, etwa durch G. von Rad, H. Gese, O. Cullmann, O. Michel und den auch im deutschen Sprachgebiet bekannten Engländer F. F. Bruce.

Lit.: F. F. Bruce, Zwei Testamente - eine Offenba­rung, 1972 - F. Flückiger, Theologie der Geschich­te, 1970-H. Gese, Zur biblischen Theologie, 1977 Flückiger


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