L'Abri
L'Abri ist eine 1955 von Francis und Edith Schaeffer in Huemoz/Schweiz begonnene Missionsarbeit unter Menschen, die sich mit dem intellektuellen und geistlichen Wahrheitsanspruch des sich in der Bibel offenbarenden Gottes im Verhältnis zu gegenwärtigen Fragen redlich auseinandersetzen wollen. Die in englischer Sprache durchgeführte Arbeit besteht in Vorträgen, Diskussionen und praktischem Zusammenleben von Christen und Nichtchristen verschiedener Nationalität mit dem Ziel, die Wirklichkeit des biblischen Gottes zu erkennen und zu erfahren. Weitere L'Abri- Gemeinschaften gibt es in Holland, England, Italien.
Lit.: E. Schaeffer, L'Abri, 1972 - F. Schaeffer, Gott ist keine Illusion, i9684,-ders.. . . und er schweigt nicht, 1976 — ders., Wie können wir denn leben? 1977 - ders., Jeder kann es wissen, 1974 - Middel- mann, Pro Existenz, 1975
Middelmann
Ländli Diakonieverband
Mit drei Schweizer Diakonissen aus den Mutterhäusern Hebron (Marburg) und Hen- soltshöhe (Bayern), die in Zürich Privatpflegen machten, wurde 1923 der »Schweizerische Gemeinschafts-Diakonie-Verband« gegründet, 1934 in »Diakonieverband Ländli in Oberägeri« umbenannt. Die von der christlichen Ärztin Minna Popken dort geführte Kuranstalt wurde 1926 erworben und der Kurbetrieb fortgesetzt. Erst 1949 wurde ein eigenes Mutterhaus eingeweiht, dem 225 Schwestern angehören. Sie arbeiten in Krankenpflege (Kurhaus), Seelsorge, Kinder- und Jugendarbeit, Altersheim, Haushaltungsschule, Erholungs- und Ferienheimen, —» Blaukreuzarbeit, auf zehn eigenen Stationen in der Schweiz. Außerdem: Äußere Mission, früher China, seit 1952 in Zaire und Rwanda (Afrika).
Lit.: »Mit Gott gewagt», 50-Jahr-ßcricht, 1973
Möller
Laientum —» Priestertum aller Gläubigen Landeskirchen Ev. Kirche in Deutschland —» Volkskirche
Landeskirchliche Gemeinschaften -►
Gemeinschaftsbewegung
Langensteinbacherhöhe
Die L. ist eine 1959 gegründete Bibelkonferenzstätte am Fuße des Nordschwarzwaldes, südlich Karlsruhe. Es finden während des ganzen Jahres Jugendkonferenzen, Rüstzeiten für jung und alt und Brüderkonferenzen und prophetische Wochen statt. Seelsorge und brüderlich-ärztliche Beratung wird an- geboten. Es treffen sich Bibelgläubige aus allen Kreisen und Ländern. Angegliedert ist eine staatlich anerkannte Haustöchterschule.
Grundlage aller Konferenzen und Rüstzeiten ist die ganze Hl. Schrift. Die L. versteht sich als ein Glaubenswerk auf dem Boden der Ev. Allianz. Die Verkündiger kommen aus vielen christlichen Kreisen und verkündigen unverkürzt die ihnen vom Herrn aufgetragene Botschaft. Geistige Väter der L. waren vor allem die Lehrer Karl Geyer und Adolf Heller. Beide waren als hervorragende Bibellehrer und —» Evangelisten rastlos im Einsatz. Das Werk wurde vom ersten Hausvater Robert Schadt und von Dr. Hartmut W. Maier entscheidend geprägt. Der heutige Leiter ist Dr. Erich Lubahn. Würfel
Lausanne 1974^ Internationaler Kongreß für Weltevangelisation
Lebensstil —» Nachfolge —» Askese —> Mitteldinge
Lechler, Paul, *28.11.1849 Böblingen, f24.
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1925 Stuttgart. Der Fabrikant L. legte von früh an zehn Prozent des Gewinns in eine Reichsgotteskasse und schuf vielfältige Sozialwerke, so das Dt. Institut für ärztliche Mission (1898), aus dem das Tropengenesungsheim (heute Paul-Lechler-Kranken- haus) in Tübingen hervorging, das Kurhaus »Palmenwald« in Freudenstadt und einen Verein für Hilfe in außerordentlichen Notständen.
Rothenberg
Lehmann, Gottfried Wilhelm, *23. 10. 1799 Hamburg, 1.2.1882 Berlin; Kupferstecher, Baptistenprediger. In Berlin aufgewachsen, bei den Erweckten in der Böh
misch-lutherischen Kirche {—» Goßner) geistlich beheimatet, durch seine Frau der Herrnhuter -> Brüdergemeine verbunden, gründete er nach seiner Taufe durch J. G. —> Oncken 1837 die erste —> Baptistengemeinde in Preußen. Pietistische Frömmigkeit, Lieder, Gemeinschaftsformen und Liebe zur Heidenmission brachte L. in den deutschen Baptismus ein. Seine mehr lutherische Sakramentsauffassung konnte er dem Calvini- sten Oncken gegenüber nicht durchsetzen. Mitbegründer der Ev. —> Allianz und ihres deutschen Zweiges führte er im Kampf um religiöse Duldung seiner —> Freikirche, die trotz der Fürsprache Chr. C. J. von —» Bun- sens in Preußen erst 1875 gesetzlich verankert wurde, die nach baptistischen Grundsätzen selbständigen Gemeinden 1848 in einer »Preußischen Vereinigung« zusammen, das Vorbild für den 1849 gegründeten Bund der Baptistengemeinden.
Lit.: H. Luckey, G.W.L. und die Entstehung einer deutschen Freikirche, 1939
Balders
Lehre
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Der Begriff L., wie wir ihn aus dem Griechentum kennen, meint vorwiegend Mitteilung von Kenntnissen, bzw. Ausbildung von Fähigkeiten. Vom AT herkommend geht es dagegen im Judentum in erster Linie um den Gehorsam gegenüber Gott in den Fragen des täglichen Lebens. Da man Gottes Willen erfüllen möchte, braucht man die L., die zum Gott wohlgefälligen und von ihm verordneten Tun anleitet. Fundament ist dabei der in der Schrift (AT) niedergelegte Wille Gottes (Tora). Da nicht alle Fragen darin beantwortet werden, entwickelte man Auslegungsmethoden, um für alle Einzelfälle Weisung geben zu können (mündliche Tora). Jesus tritt äußerlich wie ein Schriftgelehrter auf. Neu bei ihm ist nicht die Methode, sondern der Inhalt seines Lehrens (Mk 1,22.27). Lebte das Judentum in der Erwartung des baldigen Anbruchs des —» Reiches Gottes, so besteht Jesu Lehre in der vollmächtigen Ansage, daß diese Heilszeit mit ihm anbricht (Mk 1,15a), sowie in der Anweisung, welches neue Verhalten dieser neuen Zeit entspricht (Mk 1,15b; Mt 5—7). In der Urchristenheit werden diese beiden Elemente übernommen, wobei die Ansage mit der Kunde vom geschichtlichen Kommen des Christus Jesus verbunden wird. In dieser Form wird L. als verbindliche Überlieferung weitergegeben. Dazu kommt die Entfaltung der Bedeutung Jesu Christi für -> Welt und —> Gemeinde. Als neues Element erweist sich die Auseinandersetzung mit falschen Lehren, die zu genauem Durchdenken, exaktem Formulieren und damit zur Abgrenzung führt. Diese vier Elemente, Ansage (Überlieferung, Verkündigung), Entfaltung (Dogmatik), Anweisung (Ethik) und Abgrenzung sind bis heute bestimmend.
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In der Reformation wurde neu die Schrift als alleiniges Fundament und —> Jesus Christus als alleiniger Herr rechter L. erkannt. Das daraus erwachsende »Ich glaube« erforderte die Entfaltung aufgrund der Bibel und schloß damit das klare Nein gegen das, was man als falsch erkannte, in sich. Auch am Beginn des —> Pietismus stand die L. »Zurück zur Schrift« war die Losung, die u.a. zu wissenschaftlichen Bibelkreisen und zum Lernen biblischer Ursprachen führte. So konnte der frühe Pietismus der Anfechtung durch die einsetzende Bibelkritik sowohl auf Gemeindeebene, wie in der wissenschaftlichen Arbeit positiv entgegentreten. In der weiteren Entwicklung zeigte sich jedoch ein verhängnisvoller Rückzug aus der L.arbeit ins Schneckenhaus der Erbaulichkeit, wobei Ausnahmen (—» Kähler, -» Schiatter, Schniewind u.a.) die Regel bestätigen.
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Die heutige Lage ist vielschichtig. Falsche Alternativen, die aus der Verachtung der L. erwachsen und sowohl den heutigen Pietismus (L.-Leben), als auch die Ökumene (L.-Dienst) prägen, müssen in ihrem Irrtum entdeckt und überwunden werden. Verlust der L. führt dazu, daß die Gemeinde falschen
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n ausgeliefert ist und auf die Probleme der Welt keine Antwort hat. Vor allem verliert sie den Zugang zur Ganzheit der Schrift, so daß sie die Stimme ihres Herrn kaum noch vernehmen kann. Die Bewältigung dieser Not ist als Aufgabe unter dreifachem Aspekt zu sehen: Als Begründung und Entfaltung des »Ich glaube«, sowie als Verantwortung dieses Glaubens in der Öffentlichkeit. Daraus folgt:
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Lehre als Entfaltung des »Ich glaube« erfordert den verantwortlichen Bezug zur Gemeinde und damit gleichzeitig das verbindliche, sich unterordnende Hören auf die Schrift.
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Angesichts des Mangels an theologischer Arbeit gilt es, entschlossen die Aufarbeitung anzupacken, sowie um die Neuheit der L. in der Weiterarbeit zu ringen.
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Gesundung von L. und Gemeinde kann nur dort entstehen, wo L. die Gemeinden durchdringt. Für solche Breitenarbeit wird man vorhandene Möglichkeiten ausnützen und neue Wege suchen müssen.
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Die Abgrenzung muß immer nur Konsequenz rechter L. bleiben, darf aber nie zur eigentlichen Aufgabe werden.
Lit.: O. Rodenberg. Was verstehen wir unter Lchr- unterweisung?, in: Th. B. Jg. 1, 1970, S. 4 5ff.
Bittner
Lehrergemeinschaft, christl. Berufsmissionen 7.
Lehrzucht
Der Begriff L. enthält sowohl eine dogmatische, als auch eine kirchenrechtliche und eine seelsorgerliche Komponente. Das Lehrzuchtverfahren wird eingeleitet, wenn der Verdacht auf Irrlehre, bzw. Leugnung einer biblischen Wahrheit besteht. Die Kriterien dafür werden in den Großkirchen aus dem geltenden Dogma, bzw. den Bekenntnisschriften gewonnen; in den —» Freikirchen und —» Gemeinschaften direkt aus der Heiligen Schrift, wobei die Betonung bestimmter biblischer Aussagen gemäß der jeweiligen kirchlichen Tradition oftmals auch eine gewisse Rolle spielt. Die praktische Durchführung des Verfahrens wird in den einzelnen Kirchen unterschiedlich gehandhabt. In der Regel liegt sie in den Händen eines Organs der Kirchen- bzw. der Gemeindeleitung, das im Aufträge und stellvertretend für die Gemeinde tätig wird. In stark kongregationali- stisch geprägten Gemeinden liegt sie auch in Händen der Gemeindeversammlung.
Die großen und zentralistisch geordneten protestantischen Kirchen tun sich mit der Durchführung eines Lehrzuchtverfahrens wesentlich schwerer, als die nach dem Gemeindeprinzip geordneten Gemeinschaften und Freikirchen, vor allem wenn unter ihrer Pfarrerschaft ein theologischer —» Pluralismus herrscht. In der Praxis wird dadurch die
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im volkskirchlichen Raum nahezu unmöglich gemacht und beschränkt sich auf seltene Verfahren gegen Amtsträgei der Kirche.
Nach ijoh 4 erfolgt die entscheidende Abgrenzung gegenüber aller Irrlehre durch die Christusfrage. Wer an Christus als den menschgewordenen Sohn Gottes glaubt, der gehört zu seiner —» Gemeinde. Jede Irrlehre hat letztlich mit der Aufweichung dieses Bekenntnisses zu dem gekreuzigten, auferstandenen und wiederkommenden —» Jesus Christus begonnen. Neben diesem biblischen Zentralsatz haben dann die verschiedenen Denominationen im Verlauf ihrer Geschichte auch noch unterschiedliche Sonderlehren betont, die für ihr Verständnis der biblischen Wahrheit oder der »reinen Lehre« wichtig geworden sind. (z.B. die lutherische und reformierte Abendmahlslehre, oder das baptistische Taufverständnis). Glied der betreffenden Kirchengemeinschaft konnte dann nur sein, wer diese Lehren in der entsprechenden Akzentuierung bejaht hat. Diese Sonderlehren können als die das Gewissen bindende geistliche Erkenntnisse verstanden und geachtet werden, wenn sie im Geist der Liebe Christi die Weite und Mannigfaltigkeit der Gemeinde Jesu in den verschiedenartigen Kulturen und durch die Jahrhunderte ihrer Geschichte hindurch nicht vergessen. Ansonsten werden sie zu einem Zeichen der Spaltung des Leibes Christi und zu einer Quelle der Anfechtung und großer Nöte. So führt gerade im Blick auf die L. und ihren rechten Gebrauch der Weg der Gemeinde immer zwischen den Gefahren eines sektiererischen Exklusivismus und eines liberalen Relativismus hindurch. Streng genommen handelt es sich bei der L. im neutestamentlichen Sinne um einen Spezialfall der —> Gemeindezucht. Wie bei dieser besteht auch die seelsorgerliche Ab- zweckung der L. im Zurechtbringen des Irrenden. Der Ausschluß aus der Gemeinde ist dann nur eine letzte Konsequenz.
Lit.: O. Cullmann, Die Tradition als exegetisches, historisches und theologisches Problem, 19 54 - W. Künneth, Fundamente des Glaubens. Biblische Lehre im Horizont des Zeitgeistes, 197 s - W. Maurer, Pfarrerrecht und Bekenntnis, 1957.
Rott
Leiblichkeit -> Mensch
Lepsius, Johannes, *15.12.1858 Berlin, 13.2.1926 Meran. Ev. Theologe. Der vielseitig begabte Sohn eines Ägyptologen war zuerst Hilfsprediger in Jerusalem, dann zehn Jahre Pfarrer in Friesdorf im Harz. Dort gründete er 1895 ein Missionswerk für den
Orient, das sich Evangeliumsarbeit unter Mohammedanern zum Ziel setzte. Als 1896 die Nachricht von der Verbrennung Tausender von Christen in der Türkei durchsickerte, reiste L. nach Armenien. In Berlin übernahm er dann die Leitung eines Hilfskomitees, aus dem 1900 die »Deutsche Orientmission« hervorging. Sie konnte auf ökumenischer und übernationaler Basis ihren Dienst an Armeniern und Türken tun. 1915 kam es zu neuen blutigen Verfolgungen und zur Vertreibung der Armenier. Lepsius reiste in die Türkei und schrieb die Broschüre »Der Todesgang des armenischen Volkes««. - Durch die Zeitschrift »Reich Christi«* gewann L. Einfluß auf das kirchliche Leben. Seine »Lobrede auf die Bibel« zeigt, wie er mit den Verheißungen Gottes gelebt hat.
Rothenberg
Le Seur, D. Paul, *15.7.1877 Berlin, 113.3.1963 Potsdam. Als Student kam L.S. durch den Vorsitzenden des Berliner —» CVJM, v. —» Rothkirch, zum Glauben. Von 1905 an war er zwanzig Jahre lang - außer während des 1. Weltkrieges, als er 1914-18 Garnisonspfarrer in Brüssel war, - Missionsinspektor der —» Berliner Stadtmission und Nachfolger A. —> Stoeckers auf der Kanzel der Stadtmissionskirche. Er sammelte eine große Personalgemeinde, zu der auch hohe Offiziere und Beamte gehörten. Seine edle Sprache und seine evangelistische Botschaft zog viele an. Als Gründer und Leiter des CVJM Berlin-Süd, den er »Freie Jugend« nannte, wurde er der Seelsorger vieler junger Menschen. Durch offene Diskussionsabende mit sozialistischer und kommunistischer Jugend erreichte er Kirchenfremde. Als Schüler Stoeckers vertrat L.S. einen biblischen, christlichen —> Sozialismus. Durch Freundschaft mit Erzbischof Söder- blom-Uppsala und durch den christlichen Studentenweltbund (-» Studentenarbeit) hatte er weltweite Beziehungen. Durch Sö- derbloms Vermittlung wurde er 1925 Leiter der ev. Jugendhochschule Hainstein bei Eisenach. Als die Schule durch den Nationalsozialismus geschlossen wurde, blieb. L.S. ein gern gehörter —» Evangelist.
Lit.: Herrscher, herrsche, 19243 - Die Anklage gegen die Christen, 1925- Nach dem Sterben, 1974** - Aus meines Lebens Bilderbuch, 1953 — ab 1913 Herausgeber der Zeitschrift »Der Hochweg-
Brandenburg
Liberale Theologie
Unter liberaler Theologie im weitesten Sinne versteht man eine Theologie, die sich einerseits bewußt freimacht von der Autorität der Hl. Schrift als der alleinigen Offenbarungsquelle Gottes und die andererseits von humanistischen, d.h. rein menschlichen und innerweltlichen Voraussetzungen aus Theologie betreibt. Es ist jedoch nicht ihre erklärte Absicht, den christlichen Glauben zu zerstören, sondern sie gibt sich der Illusion hin, ihm von ihrer humanistisch-philosophischen Voraussetzung aus eine neue, für den modernen Menschen akzeptable Basis zu schaffen.
Nachfolgende Aufgliederung unternimmt den Versuch, die l.Th., die alles andere als eine einheitliche Größe ist, unter dem Gesichtspunkt der jeweils wirksamen philosophischen Einflüsse differenziert aufzuzeigen und auf diese Weise auch die Entwicklung deutlich zu machen, die sie von etwa der Mitte des 19. Jh.s bis in unsere Tage genommen hat. Die vorliegende Auswahl hat exemplarischen Charakter, da eine Gesamtdarstellung wegen der gebotenen Kürze unmöglich ist.
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Die von -»Hegel beeinflusste l.Th. 1M19.JH. A) FERDINAND CHRISTIAN BAUR (1792-1860) Baur suchte nach der geschichtlichen Bewegung in der Kirchengeschichte, insbesondere im Urchristentum. Er war so weit Anhänger der hegelschen Philosophie, daß für ihn feststand, daß diese Bewegung nur durch die Verwirklichung der Idee in der Geschichte zustande kommen konnte. Diese Bewegung mußte eine logische sein und in den Formen der hegelschen Dialektik verlaufen, also These, Antithese und Synthese. Damit wollte Baur das übernatürliche Element aus der Kirchengeschichte entfernen und auch ihr Anfang, Christus, sollte nicht mehr wunderbar erscheinen. Jesus wird für Baur zum Träger der Universalidee gegenüber dem Partikularismus seiner jüdischen Gegner. Aber viel mehr als an der Person Jesu ist Baur an Paulus interessiert, der die universale Idee seines Herrn weiterträgt und gegenüber dem —» Judenchristentum eines Jakobus verteidigt. Das Ergebnis dieses Kampfes ist dann die frühe katholische Kirche. Der Inhalt der Idee der Kirche ist die Einheit Gottes und des Menschen. Die Einheit Gottes mit uns Menschen wird in der Person Christi angeschaut und in dieser Anschau-
II. Die von Kant beeinflusste l. Th. des ausgehenden 19. UND BEGINNENDEN 20. JH.S A) ALBRECHT RITSCHL (1822-1889) Für Ritschl bedeutet die kantische Philosophie »die Er-
ung wird sie zu einer Tatsache unseres christlichen Bewußtseins.
B) david Friedrich strauss (1808-1874) Der Vater der sogenannten historisch-kritischen Theologie ist nicht so sehr F.C. Baur, sondern vielmehr D. F. Strauß. Der Grundsatz der historischen Kritik, daß alles Geschehen, auch das in der Bibel berichtete, in Analogie zu anderem Geschehen in der Welt stehen muß, wenn es als historisch echt angesehen werden soll, ist von ihm als erstem ausgesprochen worden. Alle Wunderberichte der Bibel werden von ihm radikal ausgemerzt. »Das —» Wunder ist das Merkmal des Ungeschichtlichen“. Er, der den biblischen Wundern nicht glaubt, glaubt mit Hegel an die Macht der Idee und bezichtigt seine Gegner des Unglaubens. Die Idee, aus der seiner Meinung nach der christliche Mythos entstanden ist, ist die messianische Erwartung. Sie hat ein Christusbild erzeugt, daß die Gemeinde dann auf Jesus übertragen hat. Als Aufgabe der Theologie sieht er die Entmythologisierung des Neuen Testamentes und die Unterscheidung zwischen dem dogmatischen Christus und dem geschichtlichen Jesus von Nazareth.
neuerung der sittlichen Weltanschauung der Reformation«. Karl —» Barth hat recht, wenn er behauptet, daß Ritschl im Rückgriff auf Kant das Christentum als die Verwirklichung eines praktischen Lebensideals verstehen zu können meinte. Ritschl hat es als erster ausgesprochen, daß der moderne Mensch vor allem vernünftig leben will und daß es die Aufgabe des christlichen Glaubens ist, ihn darin zu bestärken. »Die geistige und sittliche Bestimmung der Menschen«, wird für Ritschl »in der Lebensführung Jesu und in seiner Absicht des Reiches Gottes offenbar«. Gott ist der liebende Vater und Jesus Christus sein Offenbarer, der uns Menschen durch die sittlich-religiöse Ordnung des Handelns zur Versöhnung mit Gott führt.
B) adolf von harnack (1851-1930) Harnack ist der bedeutendste Schüler Ritschls. Nach seiner Meinung besteht ein unlösbarer Zusammenhang von Christentum, Kultur und Bildung. Somit ist er der Vater des sogenannten Kulturprotestantismus. Die einzige wissenschaftliche Disziplin innerhalb der Theologie ist für ihn die Kirchengeschichte. Die spätere Geschichteter Kirche beurteilt er »vom Standpunkt des ursprünglichen Christentums«. Das Wesen des Christentums sieht er im Gang des Evangeliums Jesu Christi durch die —> Geschichte. Was aber
Roensch
wollte Jesus Christus? »«Selbständiges religiöses Leben wollte er entzünden, und hat es entzündet; ja das ist ... seine eigentliche Größe, daß er die Menschen zu Gott geführt hat, auf daß sie nun ihr eigenes Leben mit ihm leben««.
Im i. Weltkrieg geriet die l.Th. in eine tiefe Krise und wurde in ihrer die Theologie beherrschenden Stellung durch die neuaufbre- chende Dialektische Theologie (K. —» Barth) abgelöst bzw. bei -> Bultmann und seiner Schule in neuer Form weitergeführt.
—» Theologie, Neuere
Licht im Osten
Licht im Osten ist ein Missionsbund zur Ausbreitung des Evangeliums unter den Völkern des Ostens. Da die meisten unter atheistischem Druck lebenden Gemeinden in diesen Ländern stark evangelistisch tätig sind, wird alle Kraft darauf gelegt, diese Christen durch Übersetzung und Herstellung wichtiger biblischer Lehr- und Auslegungsschriften zu unterstützen. Die große Nachfrage nach Bibeln vor allem in Rußland macht die Lieferung von Bibeln vorrangig. Daneben werden die verschiedensten christlichen Bücher in 17 Sprachen gedruckt und kostenlos Christen in Osteuropa zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig weiß sich L.i.O. beauftragt, durch Veröffentlichung von Berichten und Zeugnissen der bedrängten Christen die Verbundenheit der Gemeinde Jesu zu festigen und das Gedenken an die um ihres Glaubens willen Leidenden wach zu halten. L.i.O. wurde 1920 von dem Menno- nitenprediger Jakob —> Kroeker und Pastor W. Jack in Wernigerode/Harz gegründet. In einer Bibelschule wurden damals Prediger für die russischen Gemeinden ausgebildet. Nach dem 2. Weltkrieg arbeitete der Missionsbund unter den vielen Emigranten aus osteuropäischen Ländern. Seit 1956 geschieht die Arbeit von —» Korntal aus. Sie beschränkt sich nicht mehr auf die Sowjetunion allein, sondern hat auch die anderen osteuropäischen Staaten in ihr Aufgabenfeld aufgenommen. L.i.O. ist ein freies evangelisches Werk, das allein von einem Freundeskreis unterstützt wird. Arbeitsgrundlage ist die Basis der Ev. —> Allianz. Darüber hinaus wird versucht, die Bibelverbreitung in den orthodoxen Kirchen zu fördern. Der Missionsbund ist Mitglied der —» Arbeitsge
meinschaft evangelikaler Missionen und dem Diakonischen Werk (—> Innere Mission) angeschlossen.
Zeitschrift: Dein Reich komme, zweimonatlich, kostenlos, und Light in the East (in englischer Sprache).
Lit.: H. Brandenburg, Christen im Schatten der Macht, 1974 - W. Scheffbuch, Christen unter Hammer und Sichel, 19734
Scheffbuch
Liebe
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Bedeutungsumfang des Begriffs
Der Begriff L. hat einen breiten Bedeutungsspielraum: Von dem körperlichen Begehren, über die Verbindungen in der —» Familie und Freundschaft, bis hin zu dem Verhältnis zwischen —» Gott und —» Mensch.
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Biblische Aussagen
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im alten Testament. Auch im AT sind die menschlichen und religiösen Bedeutungsinhalte ineinander verwoben. L. als die den Menschen bestimmende Grundkraft ist die selbstverständliche Grundlage der mitmenschlichen Begegnung; sie spricht sich gegenüber dem Nächsten (Lev 19,18; Dtn
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4), den Freunden (Lev 19,34) und sogar dem Feind (Ex 23,4b Spr 25,21) aus. Das Bekenntnis der L. Gottes zu seinem Volk, die sich in der —» Erwählung —» Israels ausdrückt, ist die Grundlage aller Aussagen über die L. (Dtn7,6ff.; 8,5; io,i4f.; Jes43,3o). Gott ist zu dem Volk wie ein liebender, erziehender Vater (Dtn 8,5; Hos 11,1,3). Die-» Gebote sind Ausdruck des Liebeswillens Gottes. Solche L. als ungeteilte, erwählende Zuwendung Gottes zu Israel kann und soll mit der L. Israels zu Gott beantwortet werden. Der Aufruf zur L. ist dabei im täglichen Gebet Israels mit dem Hinweis auf die Lie- bestaten Gottes an Israel verbunden (Dtn
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25). An Israel und durch Israel sollen endlich alle Völker die L. Gottes ablesen und erfahren können (Gen 12,3; Dtn 33,3; Jes 42,6).
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im neuen Testament. Die griechische Sprache des NTs verwendet entsprechend der vielfältigen Ausprägungen verschiedene Worte, um die L. zu beschreiben. Philia wird dabei hauptsächlich für die Zuneigung verwandtschaftlicher Art gebraucht, sowie für den ganzen Bereich der Liebe zu Sachen. Eros bezeichnet die sinnliche Liebe zwischen Mann und Frau, wobei aber im Laufe der
Vergeistigung der griechischen Philosophie auch das Streben nach mystisch-geistiger Vereinigung mit der Gottheit beschrieben werden kann. Am allgemeinsten ist das Wort Agape. Die zwei Hauptmerkmale des Liebesbegriffes im AT werden im NT vertieft. Die Agape ist personal, also zuerst L. von Person zu Person, (auch Gott ist nach der Bibel Person) und am Tun sichtbar und erfahrbar (Joh 3,16). [esus ist die menschgewordene L. Gottes, an ihm und durch ihn wird erfahren, was L. ist. Sie ist über Israel hinaus auf alle Völker ausgeweitet. Jesus übt
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; das ist der Hintergrund seiner einladenden Verkündigung, seiner zusprechenden Vergebung der Sünden, seiner —» Wunder und Heilungen, ja selbst seines Todes (Mt 1,21-23; 4,23ff.; 9,13; 11,28-30; 15,22ff.; 26,26ff.; Mk 1,32ff.; 37ff*; 10,45; Röm
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5ff.; Gal 2,20 u.a.). An der Person Jesu wird offenkundig, daß Voraussetzung aller
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das erwählende Liebeshandeln Gottes ist. Auf dieser Tat fußend, wird auch der Mensch zur L. aufgerufen, zur Nächsten- und Bruderliebe (iJoh 4,9 + 19). Dabei ist L. ein zentraler Begriff, der den gesamten Inhalt des —> Glaubens enthält und entfaltet (iKor 13, besonders V.13). Daher ist die Nächstenliebe in der Bruderliebe begründet; diese ist ermöglicht durch die L. Gottes, die in Jesus Christus Wirklichkeit geworden ist (Gal 5,6; iKor 8,i; Eph.4,16; Kol 2,2; Röm 5,5; 1 5,30). Als der von Gott geliebte Sünder wird der Glaubende zur Liebe befreit (Röm 8,37; Gal 5,6; rThess3,6), bis hin zur Feindesliebe (Mt 5,43ff.). Das Doppelgebot der Liebe ist als antwortende L. des Menschen zu Gott tiefster Inhalt und Erfüllung des Gesetzes. I
werden (-»Wiehern, -» Oberlin, -» Goßner, —»Sieveking, —»Fliedner, —> Bodelschwingh).
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Orientierungshilfen In fünf Thesen lassen sich Fragen und Entwicklungen heute ansprechen:
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Was L. ist, wird an der Offenbarung der L. Gottes in der Bibel erkannt. Menschliche Vorstellungen von L. greifen zu kurz und öffnen oft gefährliche Irrwege der Liebe Gottes L. geht unserer L. vorauf.
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Unsere L. ist stets antwortende L. und steht immer im Dienst der Versöhnung. Als Versöhnte bitten wir in Wort und Tat »an Christi Statt: Lasset euch versöhnen mit Gott«* (2Kor 5,19-20). Somit ist L. »Frucht des Heiligen —» Geistes« (Gal 3,22).
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Liebe unterliegt recht verstanden nicht unseren menschlichen Gefühlen, Sympathien und Abneigungen. Sie ist vielmehr helfende Tat, die sich an der Bedürftigkeit des »Nächsten« ausrichtet und dessen zeitliches Wohl und ewiges —» Heil im Auge hat.
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Die heutigen Schlagworte —» Humanismus, —» Toleranz, Nächstenliebe sind zwar ohne den biblischen Hintergrund nicht zu denken; sie tragen aber verwirrende ideologische Züge und haben sich vom tragenden Grund der versöhnenden L. Gottes gelöst. L. ist immer daran zu messen, ob sie der uns zugewendeten L. Gottes entsprechen will.
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Liebe ist in der Bibel nicht ein Prinzip, sondern stets konkret.
Lit.: H. Thielicke, Theologische Ethik, Bd. II, 1955 - K. Bockmühl, Gott im Exil. Zur Kritik der neuen Moral, 1975
Krimmer
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