Mitteldinge (Adiaphora)
Im NT wird von »>M«.n, die an sich als Gottesgaben nicht sündig sind, nur indirekt gesprochen (1 Kor 6,12; 10,23; 1 Kor 8-io; Röm 14 - Rücksicht auf die Schwachen - iTim 4,3h). Es ist alles erlaubt, aber nicht alles frommt. Der —> Pietismus hat in der Ablehnung von Theater, Tanz, Tabak- und Alkoholgenuß, Gasthausbesuch wie Kleiderluxus für die Gläubigen eine seelsorgerliche Antwort auf die gefahrvolle und immer schnellere Wandlung einer sich entchristli- chenden Gesellschaft versucht. Wenn daran die Echtheit christlichen Lebens in pharisäischer —> Gesetzlichkeit beurteilt wird und sich eine unevangelische, unfreie Skrupel- haftigkeit und Kulturfeindlichkeit entwik- kelt, wird die neutestamentliche Linie nicht durchgehalten.
Grundsätzlich ist daran festzuhalten, daß für den Christen kein Bereich seines Lebens neutral sein kann (iKor 6,19L). Maßstab bleibt in allem die Frage nach dem Willen Gottes für unser Leben und der Dienst am Mitmenschen. Aus dieser Grundhaltung kann über eine bloße Vermeidungstaktik hinaus auch ein Impuls zur Neugestaltung von Brauchtum und Kultur kommen.
Beyreuther
Mitternachtsmission
Die M. erwuchs aus Impulsen christlicher und sozialer Verantwortung im 19. Jh. Die Großstädte mit ihren Vergnügungszentren und der öffentlichen Prostitution sind das Feld der M., deren Anliegen sowohl Bewahrung der Männer wie Rettung der Prostitu
Ernst Modersohn
Modersohn, Ernst, *14. 2. 1870 Soest, 12.2.1948 Bad Blankenburg, Theologe, Schriftsteller, Evangelist. In der Studienzeit, von —»liberaler Theologie geprägt, fand er im Vikariat in der Begegnung mit der —» Gemeinschaftsbewegung im Siegerland zum Glauben. In Mühlheim/Ruhr erlebte er im gemeinsamen Dienst mit Pastor Girkon Pfingsten 1905 eine —> Erweckung. Mehr als 3 000 Menschen saßen sonntags unter seiner Kanzel. Ab 1900 begann er seine schriftstellerische Arbeit mit dem Wochenblatt »Sab- batklänge». 1906 gab er das Pfarramt auf und
wurde in —» Blankenburg Allianzhaus-Leiter. Er gab jetzt das Wochenblatt »Heilig dem Herrn« heraus. (1940 Auflagenhöhe wöchentlich 42000, Versand in 46 Länder der Welt). Ab 1918 wöchentliches Verteilblatt »Der Weg zum Glück« (1940 Auflage von 130000). Ab 1910 freier Schriftsteller und —» Evangelist. 1919 Gründung einer eigenen Druckerei mit Verlag und Versandbuchhandel. Die Reinerträge flössen dem Thüringer Gemeinschaftsbund zu. 1913 maßgeblich beteiligt an der Gründung des Pfarrergebetsbundes (—» Pfarrer-Gebets-Bru- derschaft), auf seinen Rüstzeiten vielfältiger Seelsorgedienst an Pfarrern. Das Besondere des Evangelisten M.: seine Predigten waren einfach, markant, durch Disposition (3 Teile) leicht einprägsam, bilderreich und von ausstrahlender Überzeugungskraft. 1940 erfolgte Verhaftung sowie Reise-Rede-
Schreibverbot. 1945 Wiederbeginn der Evangelistentätigkeit, 1947 gelingt ihm die Veranstaltung der 1. Allianzkonferenz nach dem Krieg.
Lit.: E.M., Er führet mich auf rechter Straße (Autobiographie), 1972
Zottmaier
Mönchtum Mittelalter
Möttlinger Gemeinschaft
Der Gründer, Friedrich Stanger
(1855-1934), wurde nach dem Besuch einer Gemeinschaftsstunde durch den Glauben von Trunksucht geheilt. Er hatte die besondere Gabe der Seelsorge, übersiedelte 1907 nach Möttlingen und baute 1909 die Rettungsarche, ein Gäste- und Seelsorgeheim, wo neben der Wortverkündigung Seelsorgesprechstunden mit persönlichem Gebet und Handauflegung durchgeführt werden in der Gewißheit, daß die Heilung von Seele und Leib zusammengehören (-» Krankenheilung). - Die Rettungsarche ist ein Laien- und Glaubenswerk innerhalb der Landeskirche und hat Freunde aus allen Bevölkerungsschichten, die sich in »Möttlinger Versammlungen« treffen, die in Süddeutschland und Westfalen, der Schweiz, Holland und dem Elsaß zu finden sind. Monatsblatt: »Der Bote aus der Rettungsarche«. Vorsitzender: Karl Becker.
Lit.: K. Wirt, Im Anbruch einer neuen Zeit, 19322- N.N., Ist dieser nicht ein Brand, der aus dem Feuer gerettet ist, o.J.
Egelkraut
Adolphe Monod
Monod, Adolphe, *21.1.1802 Kopenhagen, 16.4.1856 Paris; einer der bedeutendsten Prediger und Theologen des französischen Protestantismus und vor allem des »Reveil«. Studium in Genf, 1826 Begründer der französischen Gemeinde Neapel, 1828 Pfarrer der reformierten Kirche Lyon, 1832 Gründer der Eglise evangelique de Lyon, die H.H. -h> Grafe kennenlernte. 1836 Professor an der ref. Fakultät Montauban, ab 1849 Pfarrer der reformierten Gemeinde Paris. Beeinflußt von den Reformatoren und der englischen und schottischen Erweckungsbewegung blieb M. seit seiner Bekehrung 1827 in kritischer Treue zur Kirche Prediger des »Reveil«. 1846 nahm er an der Gründungsversammlung der Ev. -h» Allianz teil. Hauptanliegen: Rückkehr zum Bekenntnis der Reformation, bibeltreue Predigt statt religiöser Vorträge, Vertrauen auf die Gnade statt anständige Moral, sozialer Auftrag der Kirche gegen Unrecht und soziale Mißstände, Mitarbeit und Mitverantwortung der Laien.
Lit.: Les Adieux, 1856, 1956,6; deutsch seit 1858
Wettach
Monotheismus ->Gott
Moody, Dwight Lyman, *5. 2. 1837 Northfield, Mass., \ 22. 12. 1899 Chicago, Laienberufsevangelist. Ursprünglich Schuhverkäufer war er nach seiner —> Bekehrung 1856 als Organisator von —> Sonntagsschulklassen und im —> Christlichen Verein Junger Männer, Chicago, tätig, organisierte dann —> Großevangelisationen nach dem Muster erfolgreicher Geschäftsmethoden. Viele Geschäftsleute der Mittel- und Oberschicht unterstützten seine Arbeit. Mit dem Sänger Ira D. Sankey (1840-1908) bereiste er die USA und Großbritannien, von wo aus sein Einfluß auch in Deutschland spürbar wurde. Uber die Northfield Studentenkonferenzen beeinflußte er viele christliche Führungskräfte (u.a. J. -> Mott). Das Moody Bibelinstitut in Chicago sorgt bis zum heutigen Tage für Nachwuchs in der Reichsgottesarbeit. - Seine Verkündigung faßte er in die »three R's« zusammen: »Ruin by sin, Redemption by Christ, and Regeneration by the Holy Ghost« (Verdorben durch Sünde, erlöst durch Christus und wiedergeboren durch den Hl. Geist).
Lit.: W. G. McLoughlin, Modern Revivalism. Charles Grandison Finney to Billy Graham, 1959 - G. Geiss, D. L. M. Vom Kaufmann zum Evangelisten, 196s
Geldbach
Moralische Aufrüstung (MRA)
Die MRA wurde 1921 durch Dr. F. —> Buch- man ins Leben gerufen. Bei Abrüstungskonferenzen sah er, daß Haß, Gier und Neid Kriege verursachen und wie Friede dort beginnt, wo Menschen über sich ehrlich werden (Änderung), Gottes Geist Raum geben (Führung) und Christi Maßstäbe im Zusammenleben anwenden (4 Absolute in Anlehnung an die —> Bergpredigt: Selbstlosigkeit, Reinheit, Wahrhaftigkeit, Liebe). Ausbildung einer Christus hingegebenen Mannschaft aus allen sozialen Schichten. Der ersten »Houseparty« in Cambridge folgen Studenten-Erweckungen in Kanada, USA und internationale Konferenzen in Oxford (»Oxford Gruppe»). - Der Gedanke revolutionären Lebens nach Gottes Plan überwand die jungen Skeptiker der 1. Weltkriegs-Generation. - Feldzüge für Gottes Herrschaft in Süd-Afrika, England, Skandinavien, Holland und der Schweiz. - Als deutscher Zweig entsteht seit 1931 (Augustabad) um Pfr. J. F. Laun die »Gruppenbewegung», ab 1937 (in politisch erzwungener Distanz zum internationalen Team) die deutsche »Arbeitsgemeinschaft für Seelsorge«. 1938 hat Buch- man in Freudenstadt - als christliche Alternative zum militärischen Wettrüsten - die Schau einer geistlichen und ethischen Erneuerung der Völker (MRA = Moral and Spiritual Re-Armament).
Das 1946 erworbene europäische MRA-Zen- trum in Caux/Schweiz, ist untrennbar mit der deutsch/franz. Aussöhnung (Schu- man-Adenauer) verbunden. Im Geiste Christi finden »Gespräche am runden Tisch der Dekolonisation«, mit bleibender Frucht für Afrika und Asien, statt. Neue Zentren entstehen in Fernost, Indien, Südamerika und Afrika. Der Schwerpunkt der Aktion verlagert sich in die Kontinente der Dritten Welt. 1957 löst sich ein Teil der deutschen Freunde von der MRA-Weltarbeit, mit ihrer gesellschaftspolitischen Dimension »Ideologie der Antwort«, und bildet den -> »Mar- burger Kreis«. Nach Buchmans Tod 1961 kommt es zur weltweiten Ausbreitung durch den Engländer Peter Howard (20.12.08), einem einst atheistischen politischen Journalisten, der zu radikaler Jesusnachfolge durchbrach. Nach dessen Tod (2 5.2.65) tritt ab 1967 in einigen Ländern die Sing-Out-Bewegung auf, die den Anschluß an Buchmans geistliches Erbe verliert und - nach hoffnungsvollen pädagogischen Experimenten - in Resignation oder Idealismus versandet. t97r für die BRD neuer Trägerverein: Frank-Buchman-Gesellschaft für MRA e.V. Koblenz-Güls. Inzwischen kommt die dritte Generation in die Verantwortung und setzt den MRA-Einsatz chri- stozentrisch fort, um weltweit Gemeinde und Gesellschaft unter die Führung Gottes zu rufen.
Lit.: K. Bockmühl, Buchmans Botschaft und ihre Bedeutung für die Prot. Kirchen, Bern 1963 - F. Buchman aktuell, Reden, Luzern 1978
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K. Hofmann
Mormonen
Häufig Bezeichnung der »Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage« nach dem Buch Mormon.
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Geschichte
Das Buch Mormon kam zustande, als der Visionär Joseph Smith (1805-1844) die Anleitung erhielt, im Hügel Cumorah/New York goldene Platten auszugraben und die dort verzeichnete Geschichte mit Hilfe einer Prophetenbrille zu übersetzen. Das Buch erzählt, daß Amerika nach dem Turmbau zu Babel und dann wieder um 600 v.Chr. von Israel aus (verlorene ro Stämme) besiedelt wurde und daß Christus vor seiner Himmelfahrt auch dort erschienen ist. Amerika hat also Teil an der Heilsgeschichte. Wie in der Alten, so ist auch in der Neuen Welt die Geschichte durch Verfall und Abfall gekennzeichnet; die Gottlosen erhielten eine dunkle Hautfarbe (= Indianer). Erst durch Smith wird r83o die wahre Kirche wiederhergestellt. - Infolge harter Verfolgungen wichen die M. 1846/7 unter Führung von Brigham Young in die Ebene des großen Salzsees aus, wo sie die Wüste in blühendes Land verwandelten. Salt Lake City ist seitdem Zentrum der M., der Staat Utah Hauptverbreitungsgebiet der auf der Welt 3,5 Mill. zählenden M. (BRD: 32 ooo; Schweiz: 3 000). Der Versuch, einen mormonischen Kirchenstaat Deseret zu errichten, der bis zum Pazifik reichen sollte, scheiterte, weil der Goldrausch die M. überraschte. I
Mensch ist, war Gott einst; wie Gott ist, kann der Mensch einst werden.« Die präexistenten Geister müssen durch die Geburt eine Verleiblichung erfahren, um sich weiter vervollkommnen zu können. Um möglichst vielen Geistern und den vor Aufrichtung der wahren (Mormonen)-Kirche Verstorbenen Zugang zur Entwicklung zu eröffnen, wurde zu Beginn die Vielehe praktiziert (1890 widerrufen), wird heute Geburtenkontrolle verworfen und, sofern persönliche Daten vorhanden (genealogische Forschung), die stellvertretende Taufe für Tote im Tempel durchgeführt. - Die Taufe wird an Erwachsenen durch Untertauchen vollzogen, das Abendmahl als Erneuerung der Bündnisse gefeiert. - Die Pflege der Familie steht im Mittelpunkt der mormonischen Frömmigkeit (Familienheimabende, Sportprogramme, Tanzfeste u.ä.). Ein strenger Lebenswandel, der oft zu Reichtum führt, Verzicht auf Stimulantia wie Kaffee, Tee, Alkohol und Tabak, Opferfreudigkeit (-»Zehnte) und großer missionarischer und kultureller Eifer (Mormon Tabernacle Choir, Schulen und Hochschulen) kennzeichnen die M.. - Sie sind streng hierarchisch gegliedert, mit dem Präsidenten, der auch neuer Offenbarungsträger sein kann, und den 12 Aposteln an der Spitze einer riesigen Zahl melchisedekscher und aaronitischer Priester. - Die M. sind ihrer Lehre wegen eindeutig als —» Sekte zu bestimmen.
Lit.: Das Buch Mormon - P. Meinhold, Die Anfänge des amerikanischen Geschichtsbewußtseins, Saeculum 5, 1954, 65-86 - R. Müllen, Die M., 1968 - J. B. Allen und G. M. Leonard, The Story of the Latter-Day Saints, 1976
Geldbach
Mott, John Raleigh, *25.5.1865 Living- ston Manor, New York, t31 -1 -195 5 Orlando, Florida, ein im Dienst der -> Mission, -» Evangelisation und —» ökumenischen Bewegung die Welt von Kontinent zu Kontinent durcheilender methodistischer Laie. Unter dem Einfluß D. L. —» Moodys gehörte er zu den ersten Hundert Freiwilligen der Studentenmissionsbewegung (Student Volunteer Movement). 1888 wird er Reisesekretär des -» Christlichen Vereins Junger Männer, dem er 60 Jahre in verschiedenen Eigenschaften verbunden blieb, 1895 Begründer des Christlichen Studentenweltbundes (-» Studentenarbeit), zunächst dessen Generalsekretär und später Vorsitzender; Vorsitzender der
fohn Raleigh Mott
Weltmissionskonferenzen von Edingburgh, Jerusalem und Tambaram sowie der Konferenz in Oxford 1937. Beseelt von der Aufgabe, das Evangelium der ganzen Welt zu bringen, richtete M. sein Augenmerk besonders auf Studenten als den zukünftigen Führungskräften in Kirche, Staat und Gesellschaft. Seine Gabe als -> Evangelist und glänzender Organisator stellte er in den Dienst weltweiter christlicher Zusammenarbeit. 1946 bekam er den Nobel-Friedenspreis.
Lit.: H. R. Flachsmeier, J. R. M., Baumeister der Ökumene, 1962 - Biographie in Vorbereitung durch Charles H. Hopkins
Geldbach
Müller, Christoph Gottlob, *11.11.1785 Winnenden/Wttbg., 117.3.1858 daselbst. Metzgermeister, Laienevangelist, Begründer des wesleyanischen —» Methodismus in Deutschland. 1806 nach London ausgewandert. 1807 Bekehrung in der methodisti- schen Great-Queen-Street-Gemeinde, in der 13 Jahre später auch J. G. —» Oncken zum Glauben fand. M. wurde methodistischer -Klaßführer« und »Ermahner« und kehrte 1830/31 als Laienmissionar in die Heimat zurück. Unter seiner Tätigkeit brach eine anhaltende -» Erweckung aus, die zur Bildung wesleyanischer Gemeinschaften im Rahmen der Landeskirche führte, denen bei seinem Tode ca. 1 000 Glieder angehörten. Erst in den folgenden 15 Jahren kam es dann schrittweise zur Bildung einer wesleyanischen —»Freikirche in Deutschland, die sich 1897 mit der Bischöflichen Methodistenkirche vereinigte.
Lit.: L. Rott, Die englischen Beziehungen der Erweckungsbewegung und die Anfänge des wesleyanischen Methodismus in Deutschland, 1968
Rott
Müller, Georg, *27.9.1805 Croppenstedt b. Halberstadt, f 10.3.1898 Bristol/England. Während des Theologiestudiums in Halle bekehrte er sich in einer Erbauungsstunde, gewann durch —» Tholuck Interesse an der —» Mission und ging zur Vorbereitung auf die Judenmission nach London. Er schloß sich aber der Christlichen —> Versammlung an und ging 1832 nach Bristol, wo er unter dem Eindruck der Lebenserinnerungen A. H. Franckes (—» Pietismus) sich um die schulische Versorgung armer Kinder kümmerte und 1834 die Scriptural Knowledge Institution for Home and Abroad (bibl. Lehranstalt für In- und Ausland) gründete, die zahlreiche Schulen unterhielt und 280 000 Bibeln und 2 Mill. Bibelteile verbreitete. 1836 wurden nach Franckes Vorbild die Waisenanstalten in Bristol begonnen, die, nur von freiwilligen Spenden getragen, zum Schluß über 2000 Waisen eine Heimat boten. - 1848 kam es
Georg Müller
zum Bruch zwischen M. und —» Darby; M. wurde der eigentliche Sprecher der »offenen Brüder«. - Nachdem er 187 5 die Leitung der Anstalten seinem Schwiegersohn übertragen hatte, unternahm der »betende Waisenvater von Bristol« Evangelisationsreisen durch insgesamt 42 Länder aller Kontinente. In Deutschland wurde Ludwig -* Doll (Neukirchen} stark von M. beeinflußt.
Lit.: Autobiographie, hg. v. G. F. Bergin und A. T. Pierson, London 1905; dt. (Auszug): Und der himmlische Vater ernährt sie doch, 1985
Geldbach
Mut zur Gemeinde
Mut zur —» Gemeinde ist eine Überdenominationelle Bewegung zur geistlichen Erneuerung christlicher Gemeinden und entstand 1970 in der Schweiz. Leitung: Hans Bürgi, früher CVJM-Jugendsekretär. Arbeitsweise: Gemeinde-Wochenend-Veranstaltungen mit Gruppengesprächen unter Leitung einer Mannschaft auswärtiger Gemeindeglieder. Schulungskurse für -» Hausbibelkreise und Gemeindeaufbau. Ausbreitung: In der Schweiz und Süddeutschland über 200 Tagungen in Gemeinden der Landes- und Freikirchen. Ca. 30 freiwillige Tagungsleiter und über 600 Gemeindeglieder, die zu gelegentlichen Team-Einsätzen bereit sind. Eigenes Schulungsmaterial und Schriften für Hausbibelkreis und Gemeinde, z.B. »Ein Weg zur Erneuerung«.
Bürgi
Mystik —> Mittelalter
N
Nacharbeit, Nachversammlung
Unter N. versteht man im allgemeinen die weiterführende —> Seelsorge zum Abschluß oder im Gefolge einer —» Evangelisation. Häufig werden für entscheidungswillige Hörer der evangelistischen Botschaft Nachversammlungen unmittelbar nach einer evangelistischen Versammlung durchgeführt, in denen Gelegenheit zur seelsorgerlichen Aussprache gegeben wird. Das erste Gespräch eines erweckten Menschen mit einem Seelsorger oder Seelsorgehelfer ist der Beginn der N., die als Aufgabe bleibt, damit der Schritt von der persönlichen Entscheidung für Christus zur Einführung in eine —> Gemeinde von Glaubenden erfolgen kann. B. -* Graham ist der Meinung, daß etwa i o% der evangelistischen Arbeit auf die Gewinnung eines Menschen für Christus zu richten sei, 90% der Arbeit darauf, die Neugewonnenen in der Gemeinde zu halten. Das Problem der Eingliederung neuer Christen in die Gemeinschaft der Gemeinde ist vielschichtig. Mit der Überwindung der Hindernisse und der Bereitstellung echter Hilfe hat es die N. zu tun.
Eine organische Eingliederung von Neubekehrten in die Gemeinde wird behindert durch Mangel an Liebe und geistlicher Kraft der Gemeinde, durch Gleichgültigkeit mancher Gemeindeglieder, durch einen gewissen Anpassungsdruck im Blick auf Verhaltensweisen; aber auch durch überhöhte und unangemessene Erwartungen auf seiten der neuen Christen.
Die Aufgabe der N. muß sich darum auf eine sorgfältige Einführung in die —> Nachfolge Jesu Christi konzentrieren, damit dem einzelnen aus dem Umgang mit der —>• Bibel und unter Hilfe des Heiligen —> Geistes die Fähigkeit zum selbständigen Christsein vermittelt wird.
Die Mittel der N. müssen darum im normalen Gemeindeleben angeboten werden. Die Einübung in die Gemeinschaft geschieht am besten durch Gemeindegruppen oder —> Hauskreise. Die weiterführende Schulung kann für die Anfangszeit in einem Kursus für Neubekehrte erfolgen. Dabei geht es um Grundfragen des -» Glaubens, um Haushalterschaft und Lebensstil, um das Leben in Gemeinde und Welt. Diese Weiterführung im Glauben wird fortgesetzt in der —» Bibelstunde, im Predigtnachgespräch, in der —> Gemeindebibelschule. Für die seelsorgerli- che Begleitung sollte eine Partnerschaft mit einem nach Alter, Geschlecht und Eignung gleichgerichteten erfahrenen Christen angestrebt werden. Auf diese Weise werden Verbindungen zu Gliedern der Gemeinde geknüpft, Hilfe für die persönliche Nachfolge gegeben und eventuell auftretende Krisen im Gespräch und gemeinsamen —> Gebet überwunden.
Da »Gerettetsein auch Rettersinn gibt«, sollte die Ermutigung zum Dienst für Jesus das Ziel jeder N. sein; in der Gemeinde Jesu gibt es keine passive -> Mitgliedschaft.
Lit.: Leben in Christus, Nacharbeitshefte von B. Graham und L. Ford, 4 Hefte mit Titeln Christus kennenlernen, Christus näherkommen, Christus gehorchen, Christus mitteilen - Müller/Erdlen- bruch, Mission, Gemeindearbeit - persönliche Evangelisation, Telos Taschenbuch Nr. 157
Zeiger
Nachfolge
1. der begriff N. kommt als Substantiv in der Schrift nicht vor. An fünf Stellen begegnet in neutestamentlichen Briefen das Wort Nachfolger; aber ansonsten ist immer die Verbform nachfolgen gebraucht. Damit wird deutlich, daß es sich bei der biblischen N. nicht um eine abstrakte Idee handelt, sondern um ein gehorsames, willentliches, praktisches Tun. Jesus benützt das Wort vorwiegend in der Befehlsform: »Folget mir nach!« (Mk 1,17).
Nachfolgen heißt deshalb auch im Neuen Testament zunächst einmal nichts anderes als hintennach- oder hinterher-gehen. Der Rabbi oder Lehrer geht voran, der Jünger oder Schüler folgt ihm nach. Jüngerschaft und N. stehen demnach in einem inneren Zusammenhang. Dabei ist in den Evangelien das Nachfolgen ausschließlich an die Person Jesu gebunden.
Das typisch christliche Verständnis von N. tritt jedoch erst nach der Passion Jesu und nach seiner Auferstehung zutage. Sie wird nun ihrem Inhalt nach voll verständlich als
Leidensn. (Mk 8,34), die in der Kraft der Erlösungstat Christi im Gehorsam des Glaubens vollzogen werden muß. Ihrer Form nach drückt sie sich aus in der Zugehörigkeit zur —» Gemeinde, als Gliedschaft am Leibe des Christus. Und ihrer Quantität nach ist sie seit Pfingsten nicht mehr auf wenige Menschen in Palästina beschränkt, sondern durch das Wirken des Auferstandenen in Wort und Geist werden von ihm seine Nachfolger aus allen Völkern berufen (—> Mission).
2. IN DER ALTEN KIRCHE UND IN DER MISSIONSGESCHICHTE hat, unter dem Eindruck der latent stets vorhandenen Verfolgungen durch den römischen Staat und andere Obrigkeiten, der Gedanke der Kreuzes-N. eine besondere Ausprägung erfahren. Der Bekenner Christi mußte bereit sein zum Martyrium, und er tritt damit auch in die Fußstapfen der Apostel Petrus und Paulus. Es entwickelt sich eine besondere Märtyrertheologie, im Sinne heilsgeschichtlich bedeutsamer Leiden um Christi und der Kirche willen, deren Anfänge sich bis in das Neue Testament zurückverfolgen lassen (Kol i,24ff.; Offb
-
11). Das Blut der Märtyrer wurde als Saat der Kirche verstanden. Unter dem Einfluß des asketischen Mönchtums und seinen Idealen von Armut und Ehelosigkeit, in denen auch ein deutlicher Protest gegen Luxus der Gesellschaft und Verweltlichung der Kirche zum Ausdruck kommt, hat dann im —> Mittelalter die Imitatio Christi sehr stark den Gedanken der N. geprägt. Franz von Assisi ist hier zweifellos der beeindruckendste Repräsentant dieser Frömmigkeit, die vor allem auch durch die Predigt der Bettelorden sich rasch im Abendland ausgebreitet hat. Die wesentlichen Elemente der Nachahmung Christi haben dann in ihrer Verbindung mit der Christus-Mystik die religiöse Erbauungsliteratur des Mittelalters und darüber hinaus entscheidend geformt. Die »Nachfolge Christi» des Thomas a Kempis ist ein köstliches Zeugnis dafür (—» Erbauungsschrifttum IIIi).
In der —> Reformation wurde im Rückgriff auf die Bibel N. Jesu vor allem als Glau- bensn. beschrieben, die in der reformierten Tradition sehr stark mit der Botschaft von der biblischen Lebensheiligung verschmolzen worden ist. I verschiedenen Ausprägungen des —> Pietismus und der Erweckungsbewegung alle diese Akzentuierungen des N.gedankens zusammengeflossen sind und reiche Früchte getragen haben. Dieser Prozeß, der auch stets eine kritische Überprüfung mit einschloß, hat sich bis in unser Jahrhundert hinein fortgesetzt. »Nachfolge« ist geradezu zu einem Zentralbegriff pietistisch-evange- likaler Verkündigung, Frömmigkeit und Theologie im weitesten Sinne geworden. Der Bogen ließe sich hier von Spener, Zin- zendorf und Wesley bis hin zu —» Tholuck, —» Kierkegaard und B. -> Graham schlagen. John Bunyans -Pilgerreise« repräsentiert die beste Tradition des puritanischen, erweckli- chen Schrifttums und der pietistisch-evan- gelikale Liedschatz enthält zahlreiche Kleinode, die die Größe, Herrlichkeit und Notwendigkeit der N. Jesu beschreiben.
Angesichts der technischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit, der Probleme von Umweltverschmutzung und der Spannungen zwischen reichen und armen Ländern im Nord-Süd-Konflikt; angesichts der ungeheuren Möglichkeiten und Dringlichkeit der christlichen Mission und der Unterdrückung und Verfolgung der Gemeinde Jesu in weiten Gebieten der Erde, hat in Europa und Nordamerika die Verpflichtung zur N. Jesu die Frage nach einem christlichen Lebensstil in unserer Zeit wach werden lassen. Es geht dabei um die Frage: Wie bezeugt der Christusnachfolger durch die Übereinstimmung von Wort und praktischem Verhalten im Alltag glaubwürdig im Überfluß einer Wohlstandsgesellschaft das Evangelium? Die bis jetzt gefundenen Antworten, die größtenteils noch den Charakter von vorläufigen Modellen an sich tragen, machen doch bereits klar, daß biblische Christus-N. in unserer Zeit ohne ein gewisses Maß an —> Askese, Opfer und Verzicht um der Brüder und des Evangeliums willen nicht möglich sein wird. Nur dann wird auch die eschatologische Dimension der N. Jesu wieder überzeugend aufleuchten. Denn
N. geschieht ja auf ein Ziel hin, und das ist die Vollendung und Bürgerschaft in Gottes Reich.
Lit.: D. Bonhoeffer, Nachfolge, 19648 - E. Schweizer, Erniedrigung und Erhöhung bei Jesus und seinen Nachfolgern, 19622 - M. Hengel, Nachfolge und Charisma, T968
Rott
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