Evangelisches Gemeindelexikon


Kindergottesdienst -* Sonntagsschule Kindersegnung



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Kindergottesdienst -* Sonntagsschule Kindersegnung

Die K. wird vornehmlich, wenn auch nicht überall, in Gemeinden praktiziert, die die Gläubigentaufe üben. Aber auch da, wo den Eltern das Recht der Entscheidung über die —» Taufe ihres neugeborenen Kindes zuge­standen wird, ist die K. oftmals Bestandteil der gottesdienstlichen Ordnung geworden (z.B. —» Methodisten). In beiden Fällen wird streng darauf geachtet, daß die K. nicht als »Taufersatz« mißverstanden wird. Biblisch knüpft die K. vor allem an Mk 10,13-16 an. Theologisch werden dabei von der Segnung her zwei Aspekte besonders betont: 1. Der Gedanke des Dankes und der Fürbitte für das Neugeborene. Oftmals auch ergänzt durch Dank für die glückliche Geburt und Fürbitte für die Mutter und die Familie. 2. Der Ge­danke der Weihe, im Sinne einer Darbrin­gung. Das Kind, das als Gabe Gottes von den Eltern empfangen worden ist, soll nun dem Herrn in der Gemeinde anbefohlen werden. Beide Aspekte wollen deutlich machen, daß auch die Gemeinde ein Stück Mitverant­wortung für die christliche Erziehung dieses Kindes übernimmt. Aus diesem Grunde soll die K., wo immer möglich, im Rahmen des sonntäglichen Gottesdienstes vollzogen werden. Die liturgische Form wird meistens frei gestaltet. Die Agende der Ev.-methodi- stischen Kirche enthält auch einen schlich­ten liturgischen Vorschlag für die Segnung der Kinder. Seelsorgerlich bietet die K. die gute Möglichkeit zu einem Vorgespräch mit den Eltern, das in größeren Gemeinden oft auch mit einer ganzen Eltemgruppe abgehal­ten wird.

Lit.: Agende der ev.-methodistischen Kirche, 1973, Seite 42f.

Rott


King, Martin Luther, *15.1.1929 Atlanta, 15.4.1968 Memphis, baptistischer Prediger und führender Kopf der Bürgerrechtsbewe­gung. Beeinflußt von W. Rauschenbusch, R. Niebuhr, P. Tillich und Mahadma Gandhi, trat er nach seiner Promotion an der Boston University als Gemeindepastor an die Spitze der Protestbewegung gegen Rassendiskri­

minierung. Durch prophetische Predigten, gewaltlose Aktionen und zivilen Ungehor­sam versuchte er für eine Integration der Schwarzen in der weißen Gesellschaft zu kämpfen. K.'s »Integrationismus« ist als für die Sache der Schwarzen unangemessen kri­tisiert worden, doch hat er wie kein anderer dazu beigetragen, die Indentitätskrise und politische Apathie vieler Schwarzer zu überwinden.

Lit.: Vf.u.a., Freiheit, 1964 - Warum wir nicht war­ten können, 1964 - C. S. King, Mein Leben mit M.L.K., 1970 - D. Lewis, K. - A Critical Biography, New York 1970- H. Grosse, Die Macht der Armen, 1971

Geldbach


Kirche -* Gemeinde Kirche und Staat

Die christlichen Gemeinden lebten von An­fang an in Spannung zum Römischen Reich. Hauptgrund dafür war die Ablehnung des Kaiserkultes. Es kam zu gewaltsamen Ein­griffen des Staates, zu denen die Erlasse der Kaiser Trajan und Hadrian rechtliche Hand­habe boten. Christen sahen dieses als Gottes Ratschluß an und nahmen (trotz Offb 13) keine staatsfeindliche Haltung ein. Erst das Mailänder Edikt 313 verkündet Toleranz. Mit Konstantins Alleinherrschaft kommt es zum Umschwung. Die Kirche soll die Reichseinheit sichern. Die Kaiser sorgen für die Kirche in äußerer Hinsicht (Staatskirche seit Theodosius d. Gr.), verhelfen ihr auch mittels der Reichssynoden zu innerer Ein­heit (seit Nicäa 325). Synodalbeschlüsse werden Reichsgesetzen gleichgestellt und bestimmen ihrerseits die Gesetzgebung. Die Kirche gewinnt an Wirkungsweite auf Ko­sten ihrer Unabhängigkeit. Die Theorie, daß K.u.S. sich die Waage halten (Symphonia), konnte selten verwirklicht werden, da der Staat immer das Übergewicht hatte. Die von Päpsten des Frühmittelalters entwickelte Zweischwertertheorie (nach Lk 22) blieb zunächst stummer Protest. Seit dem 11. Jh. gewann die Auffassung, daß die Kirche über dem Staat stehe (Augustins Vorstellung vom Gottesstaat) an Durchschlagskraft. Kaiser und Papst (Imperium und Sacerdotium) tre­ten zum Kampf an (Gregor VII., Kaiser Hein­rich IV.: Canossa). Bernhard von Clairvaux bestimmt das Verhältnis von K.u.S. als das von Sonne und Mond. Die Macht der Päpste führt zum Untergang der Staufer, sinkt aber bald selbst von ihrer Höhe. Rechtsgelehrte sprechen dem Papst das Recht ab, die Politik zu bestimmen.

Der Niedergang des Papsttums bereitet seit dem 15. fh. dem landesherrlichen Kirchen­regiment und damit später auch dem Lan- deskirchentum den Weg: Luthers Auftreten führt zur Lösung der alten Verbindung von K.u.S. Luther wünscht eine selbständige Kirche, kann sie aber nicht durchsetzen. Es kommt zur »Vermischung« der Gewalten, vor der er immer gewarnt hatte. Was schon Melanchthon vorbereitet, setzt sich im Zeitalter des Absolutismus durch: der Lan­desherr nimmt die Wahrung beider Tafeln des Gesetzes (Pflichten gegen Gott und Pflichten gegen den Nächsten) für sich in Anspruch. An die Stelle des Episkopalsy­stems setzen die Juristen (J.H.Böhmer und Chr.Thomasius) das Territorialsystem. Das naturrechtlich unterbaute Staatsrecht do­miniert in allen europäischen Staaten.

Auf calvinistischem Boden war die Distanz von K.u.S. zeitweise größer. Die —» Freikir­chen konnten sich dort stärker entfalten (England, USA). Dennoch ist auch da die Staatsräson bestimmend. Die Forderung der Trennung von K.u.S. breitet sich indes seit dem Ende des 18. Jh.s immer mehr aus (USA 1787, Französische Revolution). Trotz der Aufhebung des entsprechenden Gesetzes durch Napoleon (1802) blieb diese Tatsache im Bewußtsein der Menschen des 19. Jh.s. Die deutsche Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche (1848) forderte da­her in ihren Grundrechten die Trennung von K.u.S. Die Preußische Verfassung von 1850 bahnte den Weg dazu, ohne ihre Tendenz zu verwirklichen. Die an die staatliche Leitung gewöhnten Kirchen vermochten mangels äußerer Voraussetzungen ihre Verwaltung nicht selbst zu übernehmen. Die Möglich­keiten der liberalen Ära wurden nicht ge­nutzt. Der —» Bismarcksche Staat erhob er­neut im »Kulturkampf« den Anspruch auf Überwachung der Kirchen. Die neuere Ent­wicklung im Verhältnis von K.u.S. greift auf Maßnahmen zurück, die das späte Mittelal­ter in Konkordaten geübt hatte. Die äußeren Beziehungen werden in Staatsverträgen ge­regelt. Der Kirchenkampf während des »Dritten Reiches« deckte die alten Pro­bleme wieder auf. Der Staat begann mit ver­schärften Mitteln einen neuen Kultur­kampf. Die Kirche wurde in die Illegalität gedrängt. Mit dem Zusammenbruch des to­talitären Staates konnte ein Neuanfang in der Bestimmung des Verhältnisses von K.u.S. gemacht werden. Seitdem erkennen die Staatsregierungen die Eigenständigkeit der Kirchen an, obwohl die Abgrenzung schwere und bisweilen unlösbar erschei­nende Probleme aufwirft. Aus der Weimarer Verfassung übernahm das Bonner Grundge­setz die staatskirchenrechtlichen Artikel. Der Staat erkennt den Kirchen einen öffent- lichkeitsauftrag zu. Das Verhältnis von K.u.S. wird entinstitutionalisiert und auf die Wirkungsbereiche reduziert. K.u.S. begeg­nen sich auf allen Lebensgebieten, vor allem im kulturellen Bereich (Schule, Bildungs­und Sozialwesen). Sie tragen beide die Ver­antwortung vor Gott für den einzelnen Men­schen wie für die menschliche Gemein­schaft.

Freikirchliche Bestrebungen gingen in den letzten 3 Jh.en meist von England aus. Der Grundsatz des —» Independentismus wurde in verschiedenen Richtungen vertreten. —> Baptisten und —*■ Quäker wirkten von dort aus mit Erfolg in den USA und setzten in der Verfassung das freikirchliche Prinzip durch. Im 19. Jh. regten sich in der Schweiz ähnli­che Kräfte. Dort war A. —» Vinet Vorkämpfer der freien Kirche. Unter stark dogmatischem Einfluß entstanden in den Niederlanden fundamentalistisch eingestellte Freikir­chen. Auch in Preußen hatten konfessio­nelle Gründe dazu geführt, das staatskirch­liche Prinzip zu durchbrechen. 1845 wurde die Generalkonzession für die Lutherische Freikirche (—> Altlutheraner) erlassen. Auf derselben Grundlage konnten sich später die —» Altreformierten absondern und nach 1866 die renitenten Gemeinden in Hessen.

Von England aus wirkten independentisti- sche Motive immer stärker nach Deutsch­land herüber. Seit den vierziger Jahren des 19. Jh.s kam es in einigen Städten zu Grün­dungen baptistischer Gemeinden. Doch machten sie nur langsam Fortschritte. Seit den achtziger Jahren hat unter dem Einfluß des Neupietismus die Predigt der —» Metho­disten an Wirkung gewonnen.

Freikirchliche Gemeinden standen anfangs öfter in Spannung zum Staat, da dieser im­mer noch das Hoheitsrecht beanspruchte. Auseinandersetzungen hielten darum im Laufe des 19. Jh.s auch in der Öffentlichkeit noch an. Nach 1918 änderte sich vielfach die Lage.

Quellen: R. Mirbt, Quellen zur Geschichte des Papsttums, I9325 - E. Eichmann, K.u.S. (Quellen­sammlung zur kirchlichen Rechtsgeschichte), 19Ö22 - H. Raab, K.u.S. von der Mitte des r 5. Jh.s bis zur Gegenwart, dtv-Dok., 1966 Lit.: K. Holl, Das Verhältnis von S.u.K., Kl. Sehr, hg. v. R. Stupperich, 1966 - P.W. Fuchs (Hg.) S.u.K. im Wandel der Jahrhunderte, 1968 - H. Scheuner,

K.u.S. in der neueren deutschen Entwicklung, (Zs. f. ev. Kirchenrecht 7,. 1959/61) - K. Perutz, Das Verhältnis von S.u.K. nach der Weimarer Verfas­sung, 1928 - P. Mikat, Das Verhältnis von K.u.S. in der Bundesrepublik, 1964 - G. Westin, Die Ge­schichte des Freikirchentums, 1956 - E. Friesen­hahn und K. Scheuner, Handbuch des Staats­kirchenrechts der BRD, 2 Bde. 1974/75 - Axel v. Campenhausen, Staatskirchenrecht, 1973

Stupperich

Kirchenkampf

Der Begriff K. bezeichnet die Auseinander­setzung zwischen Nationalsozialismus und ev. Kirche 1933-1945.



I. Der von den Deutschen Christen (DC) INSZENIERTE ANFANG

Nicht Hitler und die Partei begannen den K., sondern die innerkirchliche Gruppe der DC, die freilich schon vor 1933 z.B. in Preußen von Parteistellen tatkräftige Unterstützung erhielten. Nach der Machtübernahme Hit­lers Jan./März 1933 versuchten die DC mit Gewalt, die ev. Kirche nicht nur politisch, sondern auch weltanschaulich der Partei­ideologie gleichzuschalten. Sie erstrebten ein sog. arteigenes, völkisches Christentum (Verzicht auf AT und jüd. Bestandteile des NT, Übernahme des Arierparagraphen, also Ausschaltung von sog. Nichtariern aus kirchlichen Ämtern, Einführung der Reichskirche und des Führerprinzips).



Um ihnen zuvorzukommen, bereiteten die Landeskirchen die Verfassung einer Deut­schen Ev. Kirche (DEK) vor und wählten am 27-5-33 F. v. Bodelschwingh zum desi­gnierten Reichsbischof. Unter dem Ein­druck der von den DC ausgehenden Proteste trat er nach einem Monat wieder zurück. Die für Juli vom Staat ausgeschriebenen Reichskirchenwahlen brachten, nach mas­siver Unterstützung durch die Partei und Hitler selbst, einen überwältigenden Sieg der DC über die jungreformatorische Grup­pierung »Evangelium und Kirche««. Die Reichssynode wählte nun den Vertrauens­mann Hitlers, L. Müller, zum Reichsbischof. In fast allen Landeskirchen übernahmen die DC die Leitung (außer in den sog. intakten Kirchen Hannover, Bayern und Württem­berg sowie den kleinen reformierten Lan­deskirchen). Zu den schwerwiegendsten Maßnahmen dieser Zeit gehörte die Über­führung des Ev. Jugendwerks mit seinen 700000 Jugendlichen in die Hitlerjugend Dez. 1933. Viele Verbände entzogen sich diesem Schritt durch Selbstauflösung (-* CVJM, E. —> Stange) und gingen in kirchliche Gemeindejugend über.

  1. Der Widerstand regt sich Die Gegenwehr in den Kirchen wie über­haupt in allen christlichen Kreisen begann unsicher. Hitler scheint nicht ganz unbe­gründet eine kurze Zeit geglaubt zu haben, daß sich zumindest der Protestantismus be­reitwillig auf die NS-Weltanschauung werde umschalten lassen. Jedenfalls sahen viele Christen, Pfarrer wie Laien, auch verschie­dene geschlossene Gruppen in den —» Frei­kirchen und in Teilen der -» Gemein­schaftsbewegung, in Hitler den »frommen Kanzler«, den von Gott gesandten Retter vor dem Bolschewismus. Der NS war dem deut­schen Volk auch nicht einfach als etwas gei­stig und emotional Fremdes aufgezwungen worden. Typisch nationale, ja selbst natio­nalsozialistische Parolen wurden bis hinein in das »Ev. Allianzblatt« schon vor der Machtübernahme akzeptiert, sehr deutlich auch in der Judenfrage. Ein erster Wider­stand formierte sich als Reaktion auf die Maßnahmen der DC-Kirchenleitungen (Arierparagraph) Herbst 1933 im Pfarrernot­bund, dem sich unter der Leitung von M. Niemöller (*1892) in kurzer Zeit ca. 7000, d.h. 40% aller Pfarrer anschlossen. Aller­dings hatte man auch hier zunächst keinen klaren politischen und theologischen Durchblick (Grußtelegramm an Hitler an­läßlich des Austritts Deutschlands aus dem Völkerbund Okt. 1933), bis K. Barth hin­zustieß, der durch seine Schrift »Theologi­sche Existenz heute« (Juni 1933) ein rich­tungweisendes Signal gesetzt hatte. Gleichzeitig setzte der selbstverschuldete Niedergang der DC ein. Die radikalen Kräfte in ihr drängten über die bisherigen kirchen­politischen Erfolge hinaus auf völlige Gleichschaltung der Kirche mit der NS-Ideo- logie. In der berüchtigten Sportpalastkund­gebung am 13.2.1933 proklamierten sie ihre Ziele so unverhüllt, daß ein Sturm der Ent­rüstung in der Öffentlichkeit einsetzte. Vie­le, die im nationalsozialistischen »Auf­bruch« zunächst gutgläubig eine große volksmissionarische Möglichkeit gesehen hatten, wandten sich jetzt von den DC ab. Auch der vorher unsichere Vorstand des Gnadauer Verbandes entschied sich jetzt un­ter der Leitung von W. -*• Michaelis gegen Zusammenarbeit mit den DC (Dez. 1933; der —» Deutsche Gemeinschafts-Diakonie­verband trennte sich daraufhin von Gnadau; Gnadau seinerseits sah sich 1937 genötigt, die Zusammenarbeit mit der —»Blankenbur- ger Allianzkonferenz und der Ev. —> Allianz aufzukündigen). Der Versuch des Pfarrer­notbundes und einiger Kirchenführer, in ei­nem Gespräch mit Hitler (25.1.1934) die Ab­berufung des Reichsbischofs zu erreichen, scheiterte allerdings, so daß dieser seine Po­litik der Eingliederung aller Landeskirchen in die Reichskirche fortsetzen konnte.

  2. Die Entstehung der Bekennenden Kir­che (BK)

Im Frühjahr 1934 schlossen sich einige freie Synoden aus Rheinland, Westfalen und Brandenburg mit den Landeskirchen Bayern und Württemberg zur »Bekenntnisgemein­schaft der DEK« zusammen. Die daraufhin einberufene Barmer Synode vom 30./31. 5. 1934 wurde die Geburtsstunde der BK. Sie nahm einmütig die von K. Barth entworfene und von H. —> Asmussen erläuterte Barmer Theologische Erklärung an, in der gegen jede Einmischung staatlicher Interessen Jesus Christus als einziges Wort Gottes und allei­nige Quelle kirchlicher Verkündigung be­kannt wurde. Als der Reichsbischof im Herbst 1934 die Eingliederung der beiden in­takten Kirchen Bayern und Württemberg sowie die Absetzung ihrer Bischöfe Meiser und Wurm anordnete, proklamierte die 2. Bekenntnissynode in Dahlem das kirchliche Notrecht (die Ordnung der Kirche geht nicht mehr vom Kirchenregiment, sondern von der Synode aus). Die Aktion des Reichsbi­schofs scheiterte allerdings bald am sponta­nen, breiten volkskirchlichen Protest. Auf Drängen der beiden intakten Kirchen wurde nun, um der BK gegenüber der Reichsregie­rung mehr Gewicht zu verleihen, eine »Vor­läufige Kirchenleitung« (VKL) gebildet. Sie wurde von der Regierung aber nie anerkannt.

  1. Die Zeit des Reichskirchenausschusses (RKA)

Wenn Hitler auch nicht bereit war, L. Müller offiziell fallenzulassen, so sah er jetzt doch ein, daß Müller die in ihn gesetzten Hoff­nungen nicht erfüllte, stattdessen die inne­ren Auseinandersetzungen nur verstärkt

hatte. Deshalb wechselte er die Taktik und setzte Herbst 1935 H. Kerrl als Minister für kirchliche Angelegenheiten ein mit der Auf­gabe, die kirchliche Szene zu beruhigen. Dazu berief Kerrl den RKA aus Männern der Mitte. In der Frage der Zusammenarbeit mit dem RKA zerbrach die Einheit der BK. Die Lutheraner formierten sich zum »Rat der Ev. Luth. Kirche Deutschlands« (März 1936). Die an kirchlichen Interessen ausgerichtete Arbeit des RKA blieb zwar nicht ohne Er­folge (Neuordnung verschiedener Kirchen­leitungen unter Ausschaltung von DC-Füh- rern). Aber eben damit beschwor er zuneh­mend den Widerstand der Partei herauf, der im Febr. 1937 schließlich zum Rücktritt des RKA führte.



  1. Geschlossener Angriff der nationalso­zialistischen Weltanschauung auf die Kir­che

Jetzt wurde von Seiten der Partei die schon früher angelaufene antichristliche Propa­ganda massiv verstärkt, vor allem durch A. Rosenberg (»Mythos des 20. Jahrhunderts«). Kirchenmitgliedschaft und Parteimitglied­schaft wurden als sich ausschließend er­klärt. Eine große Kirchenaustrittswelle setzte ein. Mehr als 1 Million Menschen ver­ließen allein in den Jahren 1937-39 die Kir­che. Die Verhaftungen von Pfarrern und auch Laien nahmen zu, oft im KZ endend, wo viele umkamen (P. —» Schneider). Auch M. Niemöller wurde Ende 1937 verhaftet und Anfang 1938 nach einem Prozeß trotz faktischen Freispruchs in ein KZ gebracht und damit der BK eine treibende Kraft ge­nommen. Die kirchliche Verwaltung hatte der Staat bereits früher durch Einrichtung von staatlichen Finanzabteilungen in den Landeskirchenämtern weitgehend unter seine Kontrolle bekommen. Der Kampf der BK verlagerte sich jetzt stärker auf die Ge­meindeebene. I

denen Ev. Kirche im Warthegau wurde das Kirchensteuer- und Sammlungsrecht ver­wehrt. Sie wurde unter Vereinsrecht ge­stellt. Offensichtlich sollte hier ein Grund­modell für die Zeit nach dem Sieg auspro­biert werden.

Auf Seiten der Kirche kam es jetzt mehr als vorher zu mutigem Eintreten nicht nur für kirchliche, sondern auch allgemein­menschliche Belange (Proteste Bischof Wurms gegen die Euthanasie und Judenver­folgung; —> Bodelschwinghs erfolgreicher Widerstand gegen die Euthanasie in Bethel; Hilfe für Juden durch das »Büro Grüber«). Die Erkenntnis der verbrecherischen Natur des Regimes führte schließlich eine Reihe engagierter Christen trotz schwerer Gewis­senskämpfe (Röm 13; Problem des Tyran­nenmords) in den aktiven Widerstand gegen Hitler (—» Bonhoeffer).

Die gemeinsame Not der Kirche ermög­lichte endlich seit 1943 von Wurm ausge­hende neue Einigungsversuche, die über die BK hinaus auch die kirchliche Mitte erreich­ten. Hier konnte dann nach dem Krieg wie­der angeknüpft werden (—> EKiD).

Lit.: E. Beyreuther, Die Geschichte des Kirchen­kampfes in Dokumenten, 1966 (als Einführung, mit Lit.) - ders., Der Weg der Ev. Allianz in Deutschland, 1969 (S. 85-112) - E.G.Rüppel, Die Gemeinschaftsbewegung im Dritten Reich, 1969 - K. Scholder, Die Kirchen und das Dritte Reich, 1978

Beyreuther



Kirchentag, Deutscher Ev.

  1. Gründung und Zielsetzung: Gründer des K.es war der Jurist R. von —» Thadden-Trieg- laff. - Nach der Rückkehr aus Sibirien rief er am 1.8.1949 auf der Ev. Woche in Hannover als »Mann ohne Amt und Auftrag« zur Gründung eines K.es auf, bei dem das ver­antwortliche Laienchristentum sich deut­lich zu Wort melden sollte und bei welchem die Christen für ihren Sendungsauftrag in der Welt zugerüstet werden sollten. 1950 kam in Essen der erste K. (28000 Dauerteil­nehmer) zustande. Seitdem versammelte man sich jährlich, seit 1959 alle zwei Jahre. R. v. Thadden wurde erster Präsident, 1964 löste Richard von Weizsäcker ihn ab.

  2. losung und Thematik: Die Losungen des K.es sind zumeist biblisch formuliert: Berlin

  1. »Wir sind doch Brüder!«, Stuttgart

  2. »Wählt das Leben!«, Hamburg 1953 »Werft euer Vertrauen nicht weg!«, Leipzig 1954 »Seid fröhlich in Hoffnung!«, Berlin 1961 (kurz vor Abriegelung des Ostteils der Stadt) »Ich bin bei euch«, Berlin 1977 »Einer trage des anderen Last«. - In der Thematik gab es neben der seelsorgerlich-missionari- schen stets eine diakonisch-politische Di­mension. Mehrere Arbeitsgruppen (Kirche und —» Gemeinde, —> Familie und -» Erzie­hung, Volk und Politik, —» Arbeit und Wirt­schaft, Gesunde und Kranke, Christen und Juden u.a.) klären, welche Themen brennend sind. Das Sekretariat in Fulda koordiniert die thematische und organisatorische Pla­nung. Obgleich der K. finanziell von den Landeskirchen abhängig ist, ist er keine kirchliche Institution, sondern ein freies Werk innerhalb der Kirche.

  1. Arbeitsweise: Nach dem Eröffnungsgottes­dienst werden an den drei folgenden Tagen angeboten: —» Bibelarbeit, Vortrag, Hearing, Diskussion. An einem »Markt der Möglich­keiten« sind neuerdings viele Initiativgrup­pen beteiligt (in Berlin T977 knapp 300). Zur Einzelaussprache stehen Seelsorger und Be­rater bereit. Gegen 18 Uhr versammelt man sich zu einem »Abendgebet zur Sache«, in dem vieles aus den Gesprächen des Tages aufklingt. Abends finden missionarische Treffen, Kirchenmusiken, Bühnenauffüh­rungen u.ä. statt. Mit der Hauptversamm­lung am Sonntag schließt das Treffen. I II das gemeinsame Singen hatte Gewicht. Ost und West waren noch fest beieinander. All­mählich gerieten die großen Gruppen, die den K. von Anfang an trugen, in eine Polari­sierung. Die Konfrontation zwischen bibel­treuen und modern-kritischen Teilnehmern erreichte ihren Höhepunkt in Stuttgart (1969), in der kontrovers angelegten Arbeits­gruppe »Streit um Jesus«. Seitdem zogen sich viele zurück. Die -» Bekenntnisbewe­gung riet ihren Anhängern, am K. nicht teilzunehmen. Man verurteilte den —> Plura­lismus und führt seit 1973 alternative —» Gemeindetage unter dem Wort durch.

Lit.: C. Wolf/H. H. Walz, hören-hoffen-handeln, 30 Jahre Deutscher Ev. K.( 1979 Rothenberg

Kirchenzucht -» Gemeindezucht, Lehr­zucht

Kirchliche Sammlung um Bibel und Bekenntnis —> Konferenz bek. Gemein­schaften

Kirchlicher Verein für Evangelisation

Der Verein geht wie auch die Breklumer Mission (1876) auf die Glaubensinitiative Chr. —* Jensens in —> Breklum zurück. Es trieb ihn unermüdlich, seine Heimatkirche zum Dienst freier —> Evangelisation zu er­wecken. 1896 beginnt der Verein seine Ar­beit. Jensens Brüderanstalt wird Ausbil­dungszentrum, Pastor Karl Jungclaussen (1850-1924) ihr Leiter. Die Verbindung von Anstaltsleitung und Reisepredigt ist nicht zu halten. 1900 löst sich der Verein von Breklum. Kräftig vertritt nun Pastor Sönke Friedrichsen seine Sache mit den Landes­missionaren Theilig, Händler, Kahrs, Semi­naroberlehrer Matthiesen und Schreiber. Schriftenmission liegt in der Hand von Propst Langlo und Pastor H. -» Asmussen. 1933 verliert man den Mut. Die Breklumer Mission trägt die Arbeit weiter in Volksmis­sionswochen, Studentenfahrten und ausge­dehnter Schriftenmission. Jahre hindurch verantwortete P. Otto v. Stockhausen die Arbeit der —> Volksmission. Heute geschieht sie innerhalb des Gemeindedienstes der Nordelb. Ev.-Luth. Kirche. Henschen



Klepper, Jochen, *22.3.1903 Beuthen/ Niederschlesien, fio.12.1942 Berlin-Niko­lassee. Ev. Dichter. Der Pfarrerssohn stu­dierte in Breslau und Erlangen Theologie. Emst Lohmeyer und Rudolf Hermann be­eindruckten ihn. Vor allem aber zog ihn die




Jochen Klepper


Ursprünglichkeit Martin Luthers an. Sein Weg führte nicht ins Pfarramt, sondern in die Welt der Literatur. Beim Ev. Preßverband angestellt, heiratete er 1931 eine Witwe jü­discher Herkunft, die an seiner Seite Chri­stin wurde. Untergeordnete Aufgaben im Funk- und Verlagswesen sicherten in Berlin die äußere Existenz. Der Schwerpunkt lag beim dichterischen Schaffen. Bekannt machte ihn 1933 sein humorvoller Roman »Der Kahn der fröhlichen Leute« aus dem Leben der Oderschiffer. Unter innerer Bela­stung entstand 1937 nach sorgfältigen Stu­dien das Werk »Der Vater« (Roman über Kö­nig Friedrich Wilhelm I.). Unter dem Titel »Der Soldatenkönig und die —> Stillen im Lande« veröffentlichte K. tiefgründige Ge­spräche des Regenten mit Zinzendorf, Francke, Freylinghausen. Es kam zu ge­meinsamen Publikationen mit R.A. —» Schröder, Reinhold Schneider und Kurt Ih­lenfeld. Der schmale Gedichtband »KYRIE« (1938) enthält der Bibel abgelauschte Texte. Die Lieder »Die Nacht ist vorgedrungen«, »Ja, ich will euch tragen«, »Er weckt mich alle Morgen«, »Der du die Zeit in Händen hast« sind inzwischen Bestandteil des —» Liedguts vieler Christen. - Dem Dichter mutete Gott einen sehr schweren Weg zu, der in Tagebucheintragungen, zusammen mit der Tageslosung, festgehalten wurde. Der Ausschluß aus der Reichsschrifttums­kammer 1937 machte weitere Veröffent­lichungen unmöglich. Um seiner jüdischen Frau willen wurde K. 1941 wegen »Wehr­unwürdigkeit« aus dem Heer entlassen. Von dem Buch über das Haus Luthers wurde nur ein Fragment fertig (»Die Flucht der Katha­rina von Bora« 1951). Als das NS-Regime Ende 1942 die Deportation von Frau und Tochter anordnete, schrieb K. in sein Tage­buch: »Wir gehen heute nacht gemeinsam in den Tod. Uber uns steht in den letzten Stun­den das Bild des segnenden Christus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet unser Leben.«

Lit.: K.s Tagebücher, 1976 - Rita Thalmann, Jo­chen Klepper. Ein Leben zwischen Idyllen und Ka­tastrophen 1903-1942, 1972 - Rudolf Wentorf, J. K-' 1964 Rothenberg

Kliefoth, Theodor, *18.1.1810 Körchow, 126.1.1895 Schwerin, zunächst durch —> Neander für die Erweckungstheologie ge­wonnen, wandte er sich später dem Neulu­thertum zu. 1848 Mitglied, 1886 Präsident des Oberkirchenrats Schwerin ist K. streit­barer Lutheraner. 1839 behauptet er, daß die Orthodoxie die Lehre vom Heil abgeschlos­sen habe, daß aber die Lehre von der Kirche jetzt zu entfalten sei. Dies wollte er als Geg­ner einer Synodalverfassung unter Betonung des —> Amtes und durch Neubelebung der Li­turgie (8 Bde. Liturg. Abhandlungen, i854ff.) im konservativen Sinn erreichen (8 Bücher von der Kirche I, 1854 unvollendet). Er stritt gegen v. Hofmann und -» Wiehern, und hatte großen Einfluß auf die Eisenacher Kon­ferenz und die von ihm mitbegründete ev.-luth. Konferenz.

Lit.: K. Schmaltz, Kirchengeschichte Mecklen­burgs III, 1952 Redaktion



Kloth, Marion von, *30.3.1897 Dui- keln/Livland, 122.5.1919 Riga. Als baltische Gutstochter half sie nach fröhlicher Jugend im 1. Weltkrieg bei der Pflege deutscher Sol­daten. Beim Einmarsch der Bolschewisten floh sie nicht, sondern blieb zum Schutz ih­rer alten Großmutter in der Heimat, wurde aber im April 1919 eingekerkert. In den sechs schweren Wochen ihrer Gefangen­schaft wurde das NT ihr Trost. Sie sang täg­lich den Mitgefangenen H. v. —» Rederns Lied »Weiß ich den Weg auch nicht, Du weißt ihn wohl«. Kurz vor der Befreiung wurde sie mit 36 Gefangenen erschossen. Lit.: F. Hauß, Väter der Christenheit, 19734, S. 789 K. Brandt




Gustav Knak




Albert Knapp

Knak, Gustav, *12. 7. 1806 Berlin, 127.7.1878 Dünnow bei Stolpmünde; ev. Pa­stor, Liederdichter. K. erlebte als Theologie­student 1829 im Gebet seinen »eigentli­chen, geistlichen Geburtstag«, veranlaßt durch die Frage, ob nicht sein fleißiger Thea­terbesuch ein Zeichen seiner Weltliebe sei. Seit 1834 als Pastor in Wusterwitz der her­ausragende Prediger der pommerschen —> Erweckungsbewegung, hielt er im Gegen­satz zu dortigen separatistischen Strömun­gen betont am lutherischen Bekenntnis fest. Besondere Wirkung ging von den durch ihn bestimmten —> Missionsfesten aus, für die er auch die typischsten seiner geistlichen Lie­der verfaßte. Noch in Gebrauch sind »Zieht in Frieden eure Pfade«, »Keiner wird zu­schanden« und - in mehr als 30 Sprachen übersetzt - »Laßt mich gehn«. 1849 wech­selte K. als Nachfolger —» Goßners an die böhmisch-lutherische Bethlehemskirche in Berlin über. Hier beteiligte er sich führend an verschiedenen kirchlich-missionari­schen —» Vereinen, u.a. in der Betreuung des 1850 auf Anregung des Missionars —» Gütz- laff begründeten Frauenmissionsvereins für China.

Lit.: Th. Wangemann, G.K., 1879 (Neubearb. v. S. Knak, 1928) - W. Schulz, Reichssänger. Schlüssel zum deutschen Reichsliederbuch, 1930, 73-76

Balders

Knapp, Albert, *25.7.1798 Tübingen, fi 8.6.1864 Stuttgart; ev. Pfarrer, Liederdich­ter. K. studierte 1816-1820 in Tübingen Theologie. Seinem Jugendfreund —» Hofak- ker verdankt er die entscheidenden Hilfen zur Gewißheit des Glaubens an Jesus: »Ei­nes wünsch ich mir vor allem andern, ... Ja, mein Jesus, laß mich nie vergessen meine Schuld und deine Huld«. Als Pfarrer in Sulz, Kirchheim/Teck und seit 1836 in Stuttgart vereinte er schwäbische Originalität und Konzentration auf die wesentlichen Aufga­ben der Predigt und —> Seelsorge, als Dichter über Württemberg hinaus bedeutend. Unter den 1 200 seiner geistlichen Gedichte sind die für die —» Missionsfeste der Basler Mis­sion verfaßten Lieder besonders beliebt ge­worden, z.B. »Der du zum Heil erschienen«, »Einer ist's, an dem wir hangen«, »Hier ste­hen wir von nah und fern«. Durch die Her­ausgabe der Dichtungen der Pietisten Gott­fried Arnold (1666-1714) und Nikolaus von Zinzendorf (1700-1760) erschloß er der Ge­sangbuchreform des 19. Jh.s wertvolle Schätze, vollends durch seinen »Ev. Lieder­schatz«, zuerst 1837 mit 3 590 Liedern. In späteren Ausgaben suchte er viele von ihm abgeänderte Texte wieder ihrer Originalge­stalt anzunähern. Für die geistliche Erbau­ung war auch die von ihm 1833-1835 her­ausgegebene »Christoterpe, ein Jahres-Ta- schenbuch für christliche Leser,« bestimmt.
Lit.: A.K.s Ev. Liederschatz für Kirche, Schule und Haus. In 4. Ausgabe hg. v. J. Knapp, 1891 - A.K. Le­bensbild. Eigene Aufzeichnungen, fortgeführt und beendet von seinem Sohne Joseph K., 1897 - Hand­buch zum Ev. Kirchengesangbuch II/1, 1957, 280L

Balders


Knobelsdorff, Curt von, *31.1.1839 Ber­lin, 1^4.1.1903 Berlin. Der preußische Offi­zier bekehrte sich aus einem Leben militäri­scher Tüchtigkeit, bürgerlich-kirchlicher Wohlanständigkeit und gesellschaftlicher Pflichten, bei denen der Alkoholgenuß eine große Rolle spielte, radikal zu Jesus. Er gab die militärische Laufbahn auf und wurde als Mann von 48 Jahren Gastschüler in der Pre­digerschule St. —> Chrischona. Seine Le­bensaufgabe fand er im Auf- und Ausbau der —» Blaukreuzarbeit in Deutschland. Als sich die einzelnen Vereine zum »Deutschen Bund vom Blauen Kreuz« zusammenschlos­sen, wurde er der erste Vorsitzende. Er ent­faltete eine ausgedehnte Evangelisationstä­tigkeit und betonte mit großem Nachdruck, daß Jesus, der Retter, und nicht die Enthalt­samkeit an erster Stelle steht. Als überzeug­ter Vertreter der —> Allianz leitete K. eine Reihe von Jahren hindurch die —» Blanken- burger Konferenzen. —

Lit.: E. Bunke, C.v.K., der Herold des Blauen Kreu­zes, 19512

Pagel

Köbner, Julius, *11.6.1806 Odense (Dä­nemark), 12.2.1884 Berlin; Baptistenpredi­ger, Liederdichter. Sohn eines Rabbiners, wird K. durch den reformierten Erwek- kungsprediger Lübecks, Johannes Geibel (1776-1853), mit dem christlichen Glauben vertraut und schließt sich 1826 in Hamburg der luth. Kirche an. Unter dem Eindruck der Verkündigung Onckens wird er 1836 durch die Taufe Glied der —» Baptistenge­meinde. K. veröffentlichte 1848 ein »Mani­fest des freien Urchristentums an das deut­sche Volk« mit der Forderung nach —» Reli­gionsfreiheit, 1849 mit vielen eigenen Lie­dern das baptistische Gesangbuch »Glau­bensstimme der Gemeine des Herrn«, 1861 die erste deutsche Übersetzung einer Schrift des dänischen Theologen Sören —> Kierke­gaard (1813-1855), dessen Kampf gegen die bestehende Christenheit sich in manchen Einzelheiten mit der »baptistischen Frage« zu berühren schien. Nachhaltig wirkten K.s Dienst als Prediger in Hamburg, Wupper-




fulius Köbner


tal-Barmen, Kopenhagen und Berlin (als Nachfolger G.W. ->• Lehmanns), sowie seine Lehr- und Verteidigungsschriften. Seit sei­ner Teilnahme an der Londoner Konferenz 1851 ein eifriger Förderer der Ev. —> Allianz kam es andererseits während K.s Barmer Zeit aber nicht zu einer Verständigung mit



  1. H. —» Grafe über das Verhältnis von Ge­meindezugehörigkeit und Taufe.

Lit.: J. K., Wasser aus dem Heilsbrunnen. Eine Sammlung von Predigten, 1906 - Um die Gemein­de. Ausgewählte Schriften, 1927 - R- Baresel, J.K. Sein Leben, 1930 - H. Lenhard, Die Einheit der Kinder Gottes. Der Weg H. H. Gräfes zwischen Brüderbewegung und Baptisten, 1977, S. 79ff.

Balders


Kohlbrügge, Hermann Friedrich, *15.8. 1803 Amsterdam, 15.3.1875 Elberfeld. Ref. Theologe. Vom Vater ins AT, von dem be­kehrten Juden Isaak da Costa ins NT einge­führt, drang K. mit 23 Jahren vom Zweifel zur Gewißheit hindurch und wurde ein Jahr später Hilfsprediger einer luth. Gemeinde. Wegen seiner Verkündigung ausgeschlossen und von den Reformierten abgewiesen, stu­dierte er in der Stille weiter. Als Hauptlinien der Bibel erkannte er unser völliges Elend, die Allmacht des Geistes und die einzig gel­tende Gerechtigkeit in Christus, so daß für das »fromme Fleisch« nichts übrigbleibt. Von da an hatte er ein großes Sendungsbe­wußtsein. 1833 predigte er im Wuppertal;




Hermann Friedrich Kohlbrügge


eine Gemeinde erhielt er jedoch nicht. 1847 ermöglichte ein Toleranzedikt des Königs die Gründung einer freien ref. Gemeinde in Elberfeld (später »Niederländisch-refor- mierte Gemeinde« genannt), die rasch an- wuchs. Durch familiäres Leid und durch immer neue Erlebnisse mit der Bibel geprägt, wurde K. ein eifernder Prediger gegen alle Selbstgerechtigkeit und Heuchelei, ein Bote jener —» Heilsgewißheit, die gerade da er­wacht, wo man die von außen zugespro­chene Vergebung glaubt. - Die einzeln ge­druckten Predigten machten K. in ganz Deutschland bekannt. Seine Theologie wirkte vor allem in Holland nach. In neuerer Zeit fand sie in der dialektischen Theologie (K. —» Barth) besondere Beachtung.

Lit.: H. Klugkist-Hesse, H. F. Kohlbrügge, 1935 -E. Moltmann-Wendel, Theologie und Kirche bei


  1. F.K., 1975

Rothenberg

Kolportage —» Literaturarbeit Kommunismus -» Sozialismus -* Mar­xismus

Kommunitäten -» Bruder- u. Schwestern­schaften

Konferenz

(1. als Zusammenkunft, Glaubenskonfe­renz, Jahresfest; 2. als Zusammenschluß)


  1. Seit dem 19. Jh. mehren sich die Zusam­menkünfte einzelner Christen verschiede­ner Konfessionen aus verschiedenen Orten, von Gruppen oder auch von Kirchenvertre­tern auf Initiative solcher, die ein bestimm­tes Anliegen mit Gleichgesinnten erörtern wollen, z.B. Fragen der —» Evangelisation, —» Mission, Förderung der Erweckung, —> Heiligung, -» Ausbildung, —» Diakonie, des -»Gottesdienstes. Durch Vorträge und Bera­tungen sucht man eine gemeinsame Zielset­zung zu finden oder zu festigen. Einige K.en sind dadurch geschichtlich bedeutsam ge­worden, daß sie den Beginn besonderer Be­wegungen darstellen (-» Allianz, -» Oxford­bewegung, —» Keswick-K., —» Gnadauer Ver­band); viele K.en sind durch meist jährliche Wiederholung Zentrum und Höhepunkt im Leben der sie tragenden Kreise geworden (-* Blankenburg, —» Hammerhütte, -» Hofak- ker-K., —» Tersteegen-K., Berliner und Köln- -Elberfelder Glaubens-K.en der christlichen —» Versammlung). Neben solchen, die aus­schließlich der geistlichen Zurüstung und inneren Auferbauung der Teilnehmer die­nen wollen, gibt es solche, die zugleich auch organisatorische Arbeit leisten (etwa durch Gründung und Beaufsichtigung verschiede­ner —» Vereine, Evangelistenschulen, z.B. des —»Johanneum, —> Zeitschriften; vgl. die An­fänge mancher Missionsgesellschaften und die K.en der Gemeinschaftsbewegung und —» Freikirchen). - Allen K.en gemeinsam ist die zentrale Bedeutung der Schriftauslegung in Andacht, Bibelarbeit und in den Vorträ­gen, deren Themenstellung, über die Jahr­zehnte verfolgt, ein getreues Spiegelbild der jeweils vorherrschenden geistlich-theologi­schen Problematik bietet, besonders deut­lich in Erweckungs- oder Krisenzeiten. Das Abendmahl wird nicht auf allen K.en gefei­ert, zumal selten, wenn Teilnehmer aus ver­schiedenen Konfessionen anwesend sind. -

Die Jahresfeste von Missionsgesellschaften (—» Missionsgeschichte; —> Licht im Osten) und Werken der Diakonie haben eine ähnli­che Ausrichtung wie andere K.en und sollen zugleich die Verbundenheit mit der Unter­nehmung selbst und deren Mitarbeitern (re­präsentiert etwa durch Missionare im Hei­maturlaub) stärken.

K.en haben durch ihre meist mehrtägigen, ganz auf die Pflege des geistlichen Lebens abgestimmten Versammlungen, durch das Erlebnis der die Größe gottesdienstlicher Zusammenkünfte daheim übersteigenden Teilnehmerzahl und nicht zuletzt durch das gemeinsame Singen und Beten einen beson­

deren Charakter, der als Ansporn zu größerer Treue in der alltäglichen Nachfolge Jesu dienen sollte. »Mit etwas K.- und Schönwet­terchristentum führt der Herr seine Sache nicht durch« (Graf —» Pückler auf der Gna- dauer K. 1902). In einer »Arbeitsanweisung für die Boten« der -» Ev. Gesellschaft heißt es (um 1900): »Bei dem Anwachsen der Feste und K.en werden die Boten angewiesen, ihre stille segenbringende Arbeit nicht zu ver­säumen und nicht zu unterschätzen«.

2. K. wird auch gebraucht als Bezeichnung für einen mehr oder weniger fest organisier­ten Zusammenschluß von Kirchen, Ge­meinden, Gemeinschaften, Berufs- oder Dienstgruppen und Institutionen, so z.B. im regionalen Sinn in der Ev. —» methodisti- schen Kirche, ähnlich bei den -> Mennoni- ten (vgl. aber —» Vereinigung), überregional —» Deutsche Evangelistenk., K. beken­nender Gemeinschaften, —» K. bibelgläubi­ger Seminare, -» K. missionarischer Ausbil­dungsstätten.

Balders

Konferenz bekennender Gemeinschaf­ten



In Gegenwehr gegen eine von offizieller lan­deskirchlicher Seite weithin ungehindert zur Gemeindebasis hin vorstoßende moder- dernistischen Theologie {-» Moderne Theo­logie) bildeten sich in den 60er Jahren in Westdeutschland verschiedene Bekenntnis­gemeinschaften: neben der —» Bekenntnis­bewegung sind die beiden konfessionell-lu­therischen Gruppen der »Sammlung um Bi­bel und Bekenntnis« im norddeutschen Raum (Vors.: Landessuperintendent Prof. Dr. J. Heubach) und der »Sammlung um Bi­bel und Bekenntnis in Bayern« (Vors.: Dekan

  1. Höfer) sowie aus dem Bereich der —» Ev. Kirche der Union die »Ev. Sammlung Ber­lin« (Vors.: Sup. R. George) zu nennen. Diese Gruppen schlossen sich am 7.10.70 mit der Ludwig- —> Hofacker-Vereinigung zur »Kon­ferenz bekennender Gemeinschaften in den ev. Kirchen Deutschlands« (KBG) zusam­men. Wenig später schlossen sich ihr der —» G’nadauer Verband und 1975 die von ihrem Ursprung her mehr kulturpolitisch interes­sierte »Ev. Notgemeinschaft in Deutsch­land« (Vors.: A. Evertz) an. Wichtigstes Or­gan ist der zweimal im Jahr tagende Theolo­gische Konvent (Präsident: Prof. Dr. P. Bey­erhaus). Die KBG ist bisher vor allem durch die öffentliche Verantwortung von im Theol. Konvent erarbeiteten theologischen Erklärungen hervorgetreten wie durch aktu­elle Stellungnahmen z.B. zur Strafrechtsre­form. Im Mai 1974 fand in Berlin auf Einla­dung der KBG ein »Europäischer Bekennt­niskonvent« statt, auf dem in der von ihm verabschiedeten »Berliner Ökumene-Erklä­rung« (-» Berliner Erklärung II) scharfe Kri­tik am Kurs des Weltkirchenrats (—»ökume­nische Bewegung) geäußert wurde.

Lit.: Informationsbrief der Bekenntnisbewegung Nr. 31, 44,45 und 50- Künneth/Beyerhaus, Reich Gottes oder Weltgemeinschaft? 1975 - H. Strat- mann, Kein anderes Evangelium. Geist und Ge­schichte der neuen Bekenntnisbewegung, 1970.

George/Burkhardt

Konferenz bibeltreuer Ausbildungs­stätten

I. Entstehung

Am 5.12^963 fand auf Anregung von Pastor



  1. Jochums, Direktor des Bibelseminars Wuppertal, ein Treffen zwischen Lehrern des Bibelseminars und der Bibelschule Brake statt. Aufgrund der ermutigenden Erfahrun­gen dieser ersten Begegnung wurde die re­gelmäßige Einrichtung solcher Treffen und eine Ausweitung auf Lehrer anderer gleich- gesinnter Seminare beschlossen. An der zweiten »Konferenz bibelgläubiger Semina­re« nahmen bereits Lehrer von 13 Ausbil­dungsstätten teil. Als gemeinsame Lehrba­sis wurde das Bekenntnis von Trans- World-Radio (—> Evangeliums-Rundfunk) festgelegt. Alle Teilnehmer verbindet der persönliche Glaube an Jesus Christus, das Vertrauen auf die Bibel als das irrtumslose und unfehlbare Wort Gottes und der Wille zum missionarischen Zeugnis. Weitere Kon­ferenzen folgten. 1975 wurde der Name in »Konferenz bibeltreuer Ausbildungsstät­ten« (K.b.A.) geändert.

n. Anliegen

Angesichts der an den Hpchschulen, aber auch kirchlichen Ausbildungsstätten um sich greifenden Bibelkritik sollen die Lehrer bibeltreuer Ausbildungsstätten sich besser kennenlernen, ihre Erfahrungen austau- schen und unter Gottes Wort und Gebet sich Wegweisung für ihren Dienst schenken las­sen.



III. Bestand

Zur K.b.A. gehören zur Zeit (1977) 26 Aka­demien, Predigerseminare und Bibelschulen





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