Kindergottesdienst -* Sonntagsschule Kindersegnung
Die K. wird vornehmlich, wenn auch nicht überall, in Gemeinden praktiziert, die die Gläubigentaufe üben. Aber auch da, wo den Eltern das Recht der Entscheidung über die —» Taufe ihres neugeborenen Kindes zugestanden wird, ist die K. oftmals Bestandteil der gottesdienstlichen Ordnung geworden (z.B. —» Methodisten). In beiden Fällen wird streng darauf geachtet, daß die K. nicht als »Taufersatz« mißverstanden wird. Biblisch knüpft die K. vor allem an Mk 10,13-16 an. Theologisch werden dabei von der Segnung her zwei Aspekte besonders betont: 1. Der Gedanke des Dankes und der Fürbitte für das Neugeborene. Oftmals auch ergänzt durch Dank für die glückliche Geburt und Fürbitte für die Mutter und die Familie. 2. Der Gedanke der Weihe, im Sinne einer Darbringung. Das Kind, das als Gabe Gottes von den Eltern empfangen worden ist, soll nun dem Herrn in der Gemeinde anbefohlen werden. Beide Aspekte wollen deutlich machen, daß auch die Gemeinde ein Stück Mitverantwortung für die christliche Erziehung dieses Kindes übernimmt. Aus diesem Grunde soll die K., wo immer möglich, im Rahmen des sonntäglichen Gottesdienstes vollzogen werden. Die liturgische Form wird meistens frei gestaltet. Die Agende der Ev.-methodi- stischen Kirche enthält auch einen schlichten liturgischen Vorschlag für die Segnung der Kinder. Seelsorgerlich bietet die K. die gute Möglichkeit zu einem Vorgespräch mit den Eltern, das in größeren Gemeinden oft auch mit einer ganzen Eltemgruppe abgehalten wird.
Lit.: Agende der ev.-methodistischen Kirche, 1973, Seite 42f.
Rott
King, Martin Luther, *15.1.1929 Atlanta, 15.4.1968 Memphis, baptistischer Prediger und führender Kopf der Bürgerrechtsbewegung. Beeinflußt von W. Rauschenbusch, R. Niebuhr, P. Tillich und Mahadma Gandhi, trat er nach seiner Promotion an der Boston University als Gemeindepastor an die Spitze der Protestbewegung gegen Rassendiskri
minierung. Durch prophetische Predigten, gewaltlose Aktionen und zivilen Ungehorsam versuchte er für eine Integration der Schwarzen in der weißen Gesellschaft zu kämpfen. K.'s »Integrationismus« ist als für die Sache der Schwarzen unangemessen kritisiert worden, doch hat er wie kein anderer dazu beigetragen, die Indentitätskrise und politische Apathie vieler Schwarzer zu überwinden.
Lit.: Vf.u.a., Freiheit, 1964 - Warum wir nicht warten können, 1964 - C. S. King, Mein Leben mit M.L.K., 1970 - D. Lewis, K. - A Critical Biography, New York 1970- H. Grosse, Die Macht der Armen, 1971
Geldbach
Kirche -* Gemeinde Kirche und Staat
Die christlichen Gemeinden lebten von Anfang an in Spannung zum Römischen Reich. Hauptgrund dafür war die Ablehnung des Kaiserkultes. Es kam zu gewaltsamen Eingriffen des Staates, zu denen die Erlasse der Kaiser Trajan und Hadrian rechtliche Handhabe boten. Christen sahen dieses als Gottes Ratschluß an und nahmen (trotz Offb 13) keine staatsfeindliche Haltung ein. Erst das Mailänder Edikt 313 verkündet Toleranz. Mit Konstantins Alleinherrschaft kommt es zum Umschwung. Die Kirche soll die Reichseinheit sichern. Die Kaiser sorgen für die Kirche in äußerer Hinsicht (Staatskirche seit Theodosius d. Gr.), verhelfen ihr auch mittels der Reichssynoden zu innerer Einheit (seit Nicäa 325). Synodalbeschlüsse werden Reichsgesetzen gleichgestellt und bestimmen ihrerseits die Gesetzgebung. Die Kirche gewinnt an Wirkungsweite auf Kosten ihrer Unabhängigkeit. Die Theorie, daß K.u.S. sich die Waage halten (Symphonia), konnte selten verwirklicht werden, da der Staat immer das Übergewicht hatte. Die von Päpsten des Frühmittelalters entwickelte Zweischwertertheorie (nach Lk 22) blieb zunächst stummer Protest. Seit dem 11. Jh. gewann die Auffassung, daß die Kirche über dem Staat stehe (Augustins Vorstellung vom Gottesstaat) an Durchschlagskraft. Kaiser und Papst (Imperium und Sacerdotium) treten zum Kampf an (Gregor VII., Kaiser Heinrich IV.: Canossa). Bernhard von Clairvaux bestimmt das Verhältnis von K.u.S. als das von Sonne und Mond. Die Macht der Päpste führt zum Untergang der Staufer, sinkt aber bald selbst von ihrer Höhe. Rechtsgelehrte sprechen dem Papst das Recht ab, die Politik zu bestimmen.
Der Niedergang des Papsttums bereitet seit dem 15. fh. dem landesherrlichen Kirchenregiment und damit später auch dem Lan- deskirchentum den Weg: Luthers Auftreten führt zur Lösung der alten Verbindung von K.u.S. Luther wünscht eine selbständige Kirche, kann sie aber nicht durchsetzen. Es kommt zur »Vermischung« der Gewalten, vor der er immer gewarnt hatte. Was schon Melanchthon vorbereitet, setzt sich im Zeitalter des Absolutismus durch: der Landesherr nimmt die Wahrung beider Tafeln des Gesetzes (Pflichten gegen Gott und Pflichten gegen den Nächsten) für sich in Anspruch. An die Stelle des Episkopalsystems setzen die Juristen (J.H.Böhmer und Chr.Thomasius) das Territorialsystem. Das naturrechtlich unterbaute Staatsrecht dominiert in allen europäischen Staaten.
Auf calvinistischem Boden war die Distanz von K.u.S. zeitweise größer. Die —» Freikirchen konnten sich dort stärker entfalten (England, USA). Dennoch ist auch da die Staatsräson bestimmend. Die Forderung der Trennung von K.u.S. breitet sich indes seit dem Ende des 18. Jh.s immer mehr aus (USA 1787, Französische Revolution). Trotz der Aufhebung des entsprechenden Gesetzes durch Napoleon (1802) blieb diese Tatsache im Bewußtsein der Menschen des 19. Jh.s. Die deutsche Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche (1848) forderte daher in ihren Grundrechten die Trennung von K.u.S. Die Preußische Verfassung von 1850 bahnte den Weg dazu, ohne ihre Tendenz zu verwirklichen. Die an die staatliche Leitung gewöhnten Kirchen vermochten mangels äußerer Voraussetzungen ihre Verwaltung nicht selbst zu übernehmen. Die Möglichkeiten der liberalen Ära wurden nicht genutzt. Der —» Bismarcksche Staat erhob erneut im »Kulturkampf« den Anspruch auf Überwachung der Kirchen. Die neuere Entwicklung im Verhältnis von K.u.S. greift auf Maßnahmen zurück, die das späte Mittelalter in Konkordaten geübt hatte. Die äußeren Beziehungen werden in Staatsverträgen geregelt. Der Kirchenkampf während des »Dritten Reiches« deckte die alten Probleme wieder auf. Der Staat begann mit verschärften Mitteln einen neuen Kulturkampf. Die Kirche wurde in die Illegalität gedrängt. Mit dem Zusammenbruch des totalitären Staates konnte ein Neuanfang in der Bestimmung des Verhältnisses von K.u.S. gemacht werden. Seitdem erkennen die Staatsregierungen die Eigenständigkeit der Kirchen an, obwohl die Abgrenzung schwere und bisweilen unlösbar erscheinende Probleme aufwirft. Aus der Weimarer Verfassung übernahm das Bonner Grundgesetz die staatskirchenrechtlichen Artikel. Der Staat erkennt den Kirchen einen öffent- lichkeitsauftrag zu. Das Verhältnis von K.u.S. wird entinstitutionalisiert und auf die Wirkungsbereiche reduziert. K.u.S. begegnen sich auf allen Lebensgebieten, vor allem im kulturellen Bereich (Schule, Bildungsund Sozialwesen). Sie tragen beide die Verantwortung vor Gott für den einzelnen Menschen wie für die menschliche Gemeinschaft.
Freikirchliche Bestrebungen gingen in den letzten 3 Jh.en meist von England aus. Der Grundsatz des —» Independentismus wurde in verschiedenen Richtungen vertreten. —> Baptisten und —*■ Quäker wirkten von dort aus mit Erfolg in den USA und setzten in der Verfassung das freikirchliche Prinzip durch. Im 19. Jh. regten sich in der Schweiz ähnliche Kräfte. Dort war A. —» Vinet Vorkämpfer der freien Kirche. Unter stark dogmatischem Einfluß entstanden in den Niederlanden fundamentalistisch eingestellte Freikirchen. Auch in Preußen hatten konfessionelle Gründe dazu geführt, das staatskirchliche Prinzip zu durchbrechen. 1845 wurde die Generalkonzession für die Lutherische Freikirche (—> Altlutheraner) erlassen. Auf derselben Grundlage konnten sich später die —» Altreformierten absondern und nach 1866 die renitenten Gemeinden in Hessen.
Von England aus wirkten independentisti- sche Motive immer stärker nach Deutschland herüber. Seit den vierziger Jahren des 19. Jh.s kam es in einigen Städten zu Gründungen baptistischer Gemeinden. Doch machten sie nur langsam Fortschritte. Seit den achtziger Jahren hat unter dem Einfluß des Neupietismus die Predigt der —» Methodisten an Wirkung gewonnen.
Freikirchliche Gemeinden standen anfangs öfter in Spannung zum Staat, da dieser immer noch das Hoheitsrecht beanspruchte. Auseinandersetzungen hielten darum im Laufe des 19. Jh.s auch in der Öffentlichkeit noch an. Nach 1918 änderte sich vielfach die Lage.
Quellen: R. Mirbt, Quellen zur Geschichte des Papsttums, I9325 - E. Eichmann, K.u.S. (Quellensammlung zur kirchlichen Rechtsgeschichte), 19Ö22 - H. Raab, K.u.S. von der Mitte des r 5. Jh.s bis zur Gegenwart, dtv-Dok., 1966 Lit.: K. Holl, Das Verhältnis von S.u.K., Kl. Sehr, hg. v. R. Stupperich, 1966 - P.W. Fuchs (Hg.) S.u.K. im Wandel der Jahrhunderte, 1968 - H. Scheuner,
K.u.S. in der neueren deutschen Entwicklung, (Zs. f. ev. Kirchenrecht 7,. 1959/61) - K. Perutz, Das Verhältnis von S.u.K. nach der Weimarer Verfassung, 1928 - P. Mikat, Das Verhältnis von K.u.S. in der Bundesrepublik, 1964 - G. Westin, Die Geschichte des Freikirchentums, 1956 - E. Friesenhahn und K. Scheuner, Handbuch des Staatskirchenrechts der BRD, 2 Bde. 1974/75 - Axel v. Campenhausen, Staatskirchenrecht, 1973
Stupperich
Kirchenkampf
Der Begriff K. bezeichnet die Auseinandersetzung zwischen Nationalsozialismus und ev. Kirche 1933-1945.
I. Der von den Deutschen Christen (DC) INSZENIERTE ANFANG
Nicht Hitler und die Partei begannen den K., sondern die innerkirchliche Gruppe der DC, die freilich schon vor 1933 z.B. in Preußen von Parteistellen tatkräftige Unterstützung erhielten. Nach der Machtübernahme Hitlers Jan./März 1933 versuchten die DC mit Gewalt, die ev. Kirche nicht nur politisch, sondern auch weltanschaulich der Parteiideologie gleichzuschalten. Sie erstrebten ein sog. arteigenes, völkisches Christentum (Verzicht auf AT und jüd. Bestandteile des NT, Übernahme des Arierparagraphen, also Ausschaltung von sog. Nichtariern aus kirchlichen Ämtern, Einführung der Reichskirche und des Führerprinzips).
Um ihnen zuvorzukommen, bereiteten die Landeskirchen die Verfassung einer Deutschen Ev. Kirche (DEK) vor und wählten am 27-5-33 F. v. Bodelschwingh zum designierten Reichsbischof. Unter dem Eindruck der von den DC ausgehenden Proteste trat er nach einem Monat wieder zurück. Die für Juli vom Staat ausgeschriebenen Reichskirchenwahlen brachten, nach massiver Unterstützung durch die Partei und Hitler selbst, einen überwältigenden Sieg der DC über die jungreformatorische Gruppierung »Evangelium und Kirche««. Die Reichssynode wählte nun den Vertrauensmann Hitlers, L. Müller, zum Reichsbischof. In fast allen Landeskirchen übernahmen die DC die Leitung (außer in den sog. intakten Kirchen Hannover, Bayern und Württemberg sowie den kleinen reformierten Landeskirchen). Zu den schwerwiegendsten Maßnahmen dieser Zeit gehörte die Überführung des Ev. Jugendwerks mit seinen 700000 Jugendlichen in die Hitlerjugend Dez. 1933. Viele Verbände entzogen sich diesem Schritt durch Selbstauflösung (-* CVJM, E. —> Stange) und gingen in kirchliche Gemeindejugend über.
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Der Widerstand regt sich Die Gegenwehr in den Kirchen wie überhaupt in allen christlichen Kreisen begann unsicher. Hitler scheint nicht ganz unbegründet eine kurze Zeit geglaubt zu haben, daß sich zumindest der Protestantismus bereitwillig auf die NS-Weltanschauung werde umschalten lassen. Jedenfalls sahen viele Christen, Pfarrer wie Laien, auch verschiedene geschlossene Gruppen in den —» Freikirchen und in Teilen der -» Gemeinschaftsbewegung, in Hitler den »frommen Kanzler«, den von Gott gesandten Retter vor dem Bolschewismus. Der NS war dem deutschen Volk auch nicht einfach als etwas geistig und emotional Fremdes aufgezwungen worden. Typisch nationale, ja selbst nationalsozialistische Parolen wurden bis hinein in das »Ev. Allianzblatt« schon vor der Machtübernahme akzeptiert, sehr deutlich auch in der Judenfrage. Ein erster Widerstand formierte sich als Reaktion auf die Maßnahmen der DC-Kirchenleitungen (Arierparagraph) Herbst 1933 im Pfarrernotbund, dem sich unter der Leitung von M. Niemöller (*1892) in kurzer Zeit ca. 7000, d.h. 40% aller Pfarrer anschlossen. Allerdings hatte man auch hier zunächst keinen klaren politischen und theologischen Durchblick (Grußtelegramm an Hitler anläßlich des Austritts Deutschlands aus dem Völkerbund Okt. 1933), bis K. Barth hinzustieß, der durch seine Schrift »Theologische Existenz heute« (Juni 1933) ein richtungweisendes Signal gesetzt hatte. Gleichzeitig setzte der selbstverschuldete Niedergang der DC ein. Die radikalen Kräfte in ihr drängten über die bisherigen kirchenpolitischen Erfolge hinaus auf völlige Gleichschaltung der Kirche mit der NS-Ideo- logie. In der berüchtigten Sportpalastkundgebung am 13.2.1933 proklamierten sie ihre Ziele so unverhüllt, daß ein Sturm der Entrüstung in der Öffentlichkeit einsetzte. Viele, die im nationalsozialistischen »Aufbruch« zunächst gutgläubig eine große volksmissionarische Möglichkeit gesehen hatten, wandten sich jetzt von den DC ab. Auch der vorher unsichere Vorstand des Gnadauer Verbandes entschied sich jetzt unter der Leitung von W. -*• Michaelis gegen Zusammenarbeit mit den DC (Dez. 1933; der —» Deutsche Gemeinschafts-Diakonieverband trennte sich daraufhin von Gnadau; Gnadau seinerseits sah sich 1937 genötigt, die Zusammenarbeit mit der —»Blankenbur- ger Allianzkonferenz und der Ev. —> Allianz aufzukündigen). Der Versuch des Pfarrernotbundes und einiger Kirchenführer, in einem Gespräch mit Hitler (25.1.1934) die Abberufung des Reichsbischofs zu erreichen, scheiterte allerdings, so daß dieser seine Politik der Eingliederung aller Landeskirchen in die Reichskirche fortsetzen konnte.
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Die Entstehung der Bekennenden Kirche (BK)
Im Frühjahr 1934 schlossen sich einige freie Synoden aus Rheinland, Westfalen und Brandenburg mit den Landeskirchen Bayern und Württemberg zur »Bekenntnisgemeinschaft der DEK« zusammen. Die daraufhin einberufene Barmer Synode vom 30./31. 5. 1934 wurde die Geburtsstunde der BK. Sie nahm einmütig die von K. Barth entworfene und von H. —> Asmussen erläuterte Barmer Theologische Erklärung an, in der gegen jede Einmischung staatlicher Interessen Jesus Christus als einziges Wort Gottes und alleinige Quelle kirchlicher Verkündigung bekannt wurde. Als der Reichsbischof im Herbst 1934 die Eingliederung der beiden intakten Kirchen Bayern und Württemberg sowie die Absetzung ihrer Bischöfe Meiser und Wurm anordnete, proklamierte die 2. Bekenntnissynode in Dahlem das kirchliche Notrecht (die Ordnung der Kirche geht nicht mehr vom Kirchenregiment, sondern von der Synode aus). Die Aktion des Reichsbischofs scheiterte allerdings bald am spontanen, breiten volkskirchlichen Protest. Auf Drängen der beiden intakten Kirchen wurde nun, um der BK gegenüber der Reichsregierung mehr Gewicht zu verleihen, eine »Vorläufige Kirchenleitung« (VKL) gebildet. Sie wurde von der Regierung aber nie anerkannt.
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Die Zeit des Reichskirchenausschusses (RKA)
Wenn Hitler auch nicht bereit war, L. Müller offiziell fallenzulassen, so sah er jetzt doch ein, daß Müller die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht erfüllte, stattdessen die inneren Auseinandersetzungen nur verstärkt
hatte. Deshalb wechselte er die Taktik und setzte Herbst 1935 H. Kerrl als Minister für kirchliche Angelegenheiten ein mit der Aufgabe, die kirchliche Szene zu beruhigen. Dazu berief Kerrl den RKA aus Männern der Mitte. In der Frage der Zusammenarbeit mit dem RKA zerbrach die Einheit der BK. Die Lutheraner formierten sich zum »Rat der Ev. Luth. Kirche Deutschlands« (März 1936). Die an kirchlichen Interessen ausgerichtete Arbeit des RKA blieb zwar nicht ohne Erfolge (Neuordnung verschiedener Kirchenleitungen unter Ausschaltung von DC-Füh- rern). Aber eben damit beschwor er zunehmend den Widerstand der Partei herauf, der im Febr. 1937 schließlich zum Rücktritt des RKA führte.
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Geschlossener Angriff der nationalsozialistischen Weltanschauung auf die Kirche
Jetzt wurde von Seiten der Partei die schon früher angelaufene antichristliche Propaganda massiv verstärkt, vor allem durch A. Rosenberg (»Mythos des 20. Jahrhunderts«). Kirchenmitgliedschaft und Parteimitgliedschaft wurden als sich ausschließend erklärt. Eine große Kirchenaustrittswelle setzte ein. Mehr als 1 Million Menschen verließen allein in den Jahren 1937-39 die Kirche. Die Verhaftungen von Pfarrern und auch Laien nahmen zu, oft im KZ endend, wo viele umkamen (P. —» Schneider). Auch M. Niemöller wurde Ende 1937 verhaftet und Anfang 1938 nach einem Prozeß trotz faktischen Freispruchs in ein KZ gebracht und damit der BK eine treibende Kraft genommen. Die kirchliche Verwaltung hatte der Staat bereits früher durch Einrichtung von staatlichen Finanzabteilungen in den Landeskirchenämtern weitgehend unter seine Kontrolle bekommen. Der Kampf der BK verlagerte sich jetzt stärker auf die Gemeindeebene. I
denen Ev. Kirche im Warthegau wurde das Kirchensteuer- und Sammlungsrecht verwehrt. Sie wurde unter Vereinsrecht gestellt. Offensichtlich sollte hier ein Grundmodell für die Zeit nach dem Sieg ausprobiert werden.
Auf Seiten der Kirche kam es jetzt mehr als vorher zu mutigem Eintreten nicht nur für kirchliche, sondern auch allgemeinmenschliche Belange (Proteste Bischof Wurms gegen die Euthanasie und Judenverfolgung; —> Bodelschwinghs erfolgreicher Widerstand gegen die Euthanasie in Bethel; Hilfe für Juden durch das »Büro Grüber«). Die Erkenntnis der verbrecherischen Natur des Regimes führte schließlich eine Reihe engagierter Christen trotz schwerer Gewissenskämpfe (Röm 13; Problem des Tyrannenmords) in den aktiven Widerstand gegen Hitler (—» Bonhoeffer).
Die gemeinsame Not der Kirche ermöglichte endlich seit 1943 von Wurm ausgehende neue Einigungsversuche, die über die BK hinaus auch die kirchliche Mitte erreichten. Hier konnte dann nach dem Krieg wieder angeknüpft werden (—> EKiD).
Lit.: E. Beyreuther, Die Geschichte des Kirchenkampfes in Dokumenten, 1966 (als Einführung, mit Lit.) - ders., Der Weg der Ev. Allianz in Deutschland, 1969 (S. 85-112) - E.G.Rüppel, Die Gemeinschaftsbewegung im Dritten Reich, 1969 - K. Scholder, Die Kirchen und das Dritte Reich, 1978
Beyreuther
Kirchentag, Deutscher Ev.
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Gründung und Zielsetzung: Gründer des K.es war der Jurist R. von —» Thadden-Trieg- laff. - Nach der Rückkehr aus Sibirien rief er am 1.8.1949 auf der Ev. Woche in Hannover als »Mann ohne Amt und Auftrag« zur Gründung eines K.es auf, bei dem das verantwortliche Laienchristentum sich deutlich zu Wort melden sollte und bei welchem die Christen für ihren Sendungsauftrag in der Welt zugerüstet werden sollten. 1950 kam in Essen der erste K. (28000 Dauerteilnehmer) zustande. Seitdem versammelte man sich jährlich, seit 1959 alle zwei Jahre. R. v. Thadden wurde erster Präsident, 1964 löste Richard von Weizsäcker ihn ab.
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losung und Thematik: Die Losungen des K.es sind zumeist biblisch formuliert: Berlin
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»Wir sind doch Brüder!«, Stuttgart
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»Wählt das Leben!«, Hamburg 1953 »Werft euer Vertrauen nicht weg!«, Leipzig 1954 »Seid fröhlich in Hoffnung!«, Berlin 1961 (kurz vor Abriegelung des Ostteils der Stadt) »Ich bin bei euch«, Berlin 1977 »Einer trage des anderen Last«. - In der Thematik gab es neben der seelsorgerlich-missionari- schen stets eine diakonisch-politische Dimension. Mehrere Arbeitsgruppen (Kirche und —» Gemeinde, —> Familie und -» Erziehung, Volk und Politik, —» Arbeit und Wirtschaft, Gesunde und Kranke, Christen und Juden u.a.) klären, welche Themen brennend sind. Das Sekretariat in Fulda koordiniert die thematische und organisatorische Planung. Obgleich der K. finanziell von den Landeskirchen abhängig ist, ist er keine kirchliche Institution, sondern ein freies Werk innerhalb der Kirche.
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Arbeitsweise: Nach dem Eröffnungsgottesdienst werden an den drei folgenden Tagen angeboten: —» Bibelarbeit, Vortrag, Hearing, Diskussion. An einem »Markt der Möglichkeiten« sind neuerdings viele Initiativgruppen beteiligt (in Berlin T977 knapp 300). Zur Einzelaussprache stehen Seelsorger und Berater bereit. Gegen 18 Uhr versammelt man sich zu einem »Abendgebet zur Sache«, in dem vieles aus den Gesprächen des Tages aufklingt. Abends finden missionarische Treffen, Kirchenmusiken, Bühnenaufführungen u.ä. statt. Mit der Hauptversammlung am Sonntag schließt das Treffen. I II das gemeinsame Singen hatte Gewicht. Ost und West waren noch fest beieinander. Allmählich gerieten die großen Gruppen, die den K. von Anfang an trugen, in eine Polarisierung. Die Konfrontation zwischen bibeltreuen und modern-kritischen Teilnehmern erreichte ihren Höhepunkt in Stuttgart (1969), in der kontrovers angelegten Arbeitsgruppe »Streit um Jesus«. Seitdem zogen sich viele zurück. Die -» Bekenntnisbewegung riet ihren Anhängern, am K. nicht teilzunehmen. Man verurteilte den —> Pluralismus und führt seit 1973 alternative —» Gemeindetage unter dem Wort durch.
Lit.: C. Wolf/H. H. Walz, hören-hoffen-handeln, 30 Jahre Deutscher Ev. K.( 1979 Rothenberg
Kirchenzucht -» Gemeindezucht, Lehrzucht
Kirchliche Sammlung um Bibel und Bekenntnis —> Konferenz bek. Gemeinschaften
Kirchlicher Verein für Evangelisation
Der Verein geht wie auch die Breklumer Mission (1876) auf die Glaubensinitiative Chr. —* Jensens in —> Breklum zurück. Es trieb ihn unermüdlich, seine Heimatkirche zum Dienst freier —> Evangelisation zu erwecken. 1896 beginnt der Verein seine Arbeit. Jensens Brüderanstalt wird Ausbildungszentrum, Pastor Karl Jungclaussen (1850-1924) ihr Leiter. Die Verbindung von Anstaltsleitung und Reisepredigt ist nicht zu halten. 1900 löst sich der Verein von Breklum. Kräftig vertritt nun Pastor Sönke Friedrichsen seine Sache mit den Landesmissionaren Theilig, Händler, Kahrs, Seminaroberlehrer Matthiesen und Schreiber. Schriftenmission liegt in der Hand von Propst Langlo und Pastor H. -» Asmussen. 1933 verliert man den Mut. Die Breklumer Mission trägt die Arbeit weiter in Volksmissionswochen, Studentenfahrten und ausgedehnter Schriftenmission. Jahre hindurch verantwortete P. Otto v. Stockhausen die Arbeit der —> Volksmission. Heute geschieht sie innerhalb des Gemeindedienstes der Nordelb. Ev.-Luth. Kirche. Henschen
Klepper, Jochen, *22.3.1903 Beuthen/ Niederschlesien, fio.12.1942 Berlin-Nikolassee. Ev. Dichter. Der Pfarrerssohn studierte in Breslau und Erlangen Theologie. Emst Lohmeyer und Rudolf Hermann beeindruckten ihn. Vor allem aber zog ihn die
Jochen Klepper
Ursprünglichkeit Martin Luthers an. Sein Weg führte nicht ins Pfarramt, sondern in die Welt der Literatur. Beim Ev. Preßverband angestellt, heiratete er 1931 eine Witwe jüdischer Herkunft, die an seiner Seite Christin wurde. Untergeordnete Aufgaben im Funk- und Verlagswesen sicherten in Berlin die äußere Existenz. Der Schwerpunkt lag beim dichterischen Schaffen. Bekannt machte ihn 1933 sein humorvoller Roman »Der Kahn der fröhlichen Leute« aus dem Leben der Oderschiffer. Unter innerer Belastung entstand 1937 nach sorgfältigen Studien das Werk »Der Vater« (Roman über König Friedrich Wilhelm I.). Unter dem Titel »Der Soldatenkönig und die —> Stillen im Lande« veröffentlichte K. tiefgründige Gespräche des Regenten mit Zinzendorf, Francke, Freylinghausen. Es kam zu gemeinsamen Publikationen mit R.A. —» Schröder, Reinhold Schneider und Kurt Ihlenfeld. Der schmale Gedichtband »KYRIE« (1938) enthält der Bibel abgelauschte Texte. Die Lieder »Die Nacht ist vorgedrungen«, »Ja, ich will euch tragen«, »Er weckt mich alle Morgen«, »Der du die Zeit in Händen hast« sind inzwischen Bestandteil des —» Liedguts vieler Christen. - Dem Dichter mutete Gott einen sehr schweren Weg zu, der in Tagebucheintragungen, zusammen mit der Tageslosung, festgehalten wurde. Der Ausschluß aus der Reichsschrifttumskammer 1937 machte weitere Veröffentlichungen unmöglich. Um seiner jüdischen Frau willen wurde K. 1941 wegen »Wehrunwürdigkeit« aus dem Heer entlassen. Von dem Buch über das Haus Luthers wurde nur ein Fragment fertig (»Die Flucht der Katharina von Bora« 1951). Als das NS-Regime Ende 1942 die Deportation von Frau und Tochter anordnete, schrieb K. in sein Tagebuch: »Wir gehen heute nacht gemeinsam in den Tod. Uber uns steht in den letzten Stunden das Bild des segnenden Christus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet unser Leben.«
Lit.: K.s Tagebücher, 1976 - Rita Thalmann, Jochen Klepper. Ein Leben zwischen Idyllen und Katastrophen 1903-1942, 1972 - Rudolf Wentorf, J. K-' 1964 Rothenberg
Kliefoth, Theodor, *18.1.1810 Körchow, 126.1.1895 Schwerin, zunächst durch —> Neander für die Erweckungstheologie gewonnen, wandte er sich später dem Neuluthertum zu. 1848 Mitglied, 1886 Präsident des Oberkirchenrats Schwerin ist K. streitbarer Lutheraner. 1839 behauptet er, daß die Orthodoxie die Lehre vom Heil abgeschlossen habe, daß aber die Lehre von der Kirche jetzt zu entfalten sei. Dies wollte er als Gegner einer Synodalverfassung unter Betonung des —> Amtes und durch Neubelebung der Liturgie (8 Bde. Liturg. Abhandlungen, i854ff.) im konservativen Sinn erreichen (8 Bücher von der Kirche I, 1854 unvollendet). Er stritt gegen v. Hofmann und -» Wiehern, und hatte großen Einfluß auf die Eisenacher Konferenz und die von ihm mitbegründete ev.-luth. Konferenz.
Lit.: K. Schmaltz, Kirchengeschichte Mecklenburgs III, 1952 Redaktion
Kloth, Marion von, *30.3.1897 Dui- keln/Livland, 122.5.1919 Riga. Als baltische Gutstochter half sie nach fröhlicher Jugend im 1. Weltkrieg bei der Pflege deutscher Soldaten. Beim Einmarsch der Bolschewisten floh sie nicht, sondern blieb zum Schutz ihrer alten Großmutter in der Heimat, wurde aber im April 1919 eingekerkert. In den sechs schweren Wochen ihrer Gefangenschaft wurde das NT ihr Trost. Sie sang täglich den Mitgefangenen H. v. —» Rederns Lied »Weiß ich den Weg auch nicht, Du weißt ihn wohl«. Kurz vor der Befreiung wurde sie mit 36 Gefangenen erschossen. Lit.: F. Hauß, Väter der Christenheit, 19734, S. 789 K. Brandt
Gustav Knak
Albert Knapp
Knak, Gustav, *12. 7. 1806 Berlin, 127.7.1878 Dünnow bei Stolpmünde; ev. Pastor, Liederdichter. K. erlebte als Theologiestudent 1829 im Gebet seinen »eigentlichen, geistlichen Geburtstag«, veranlaßt durch die Frage, ob nicht sein fleißiger Theaterbesuch ein Zeichen seiner Weltliebe sei. Seit 1834 als Pastor in Wusterwitz der herausragende Prediger der pommerschen —> Erweckungsbewegung, hielt er im Gegensatz zu dortigen separatistischen Strömungen betont am lutherischen Bekenntnis fest. Besondere Wirkung ging von den durch ihn bestimmten —> Missionsfesten aus, für die er auch die typischsten seiner geistlichen Lieder verfaßte. Noch in Gebrauch sind »Zieht in Frieden eure Pfade«, »Keiner wird zuschanden« und - in mehr als 30 Sprachen übersetzt - »Laßt mich gehn«. 1849 wechselte K. als Nachfolger —» Goßners an die böhmisch-lutherische Bethlehemskirche in Berlin über. Hier beteiligte er sich führend an verschiedenen kirchlich-missionarischen —» Vereinen, u.a. in der Betreuung des 1850 auf Anregung des Missionars —» Gütz- laff begründeten Frauenmissionsvereins für China.
Lit.: Th. Wangemann, G.K., 1879 (Neubearb. v. S. Knak, 1928) - W. Schulz, Reichssänger. Schlüssel zum deutschen Reichsliederbuch, 1930, 73-76
Balders
Knapp, Albert, *25.7.1798 Tübingen, fi 8.6.1864 Stuttgart; ev. Pfarrer, Liederdichter. K. studierte 1816-1820 in Tübingen Theologie. Seinem Jugendfreund —» Hofak- ker verdankt er die entscheidenden Hilfen zur Gewißheit des Glaubens an Jesus: »Eines wünsch ich mir vor allem andern, ... Ja, mein Jesus, laß mich nie vergessen meine Schuld und deine Huld«. Als Pfarrer in Sulz, Kirchheim/Teck und seit 1836 in Stuttgart vereinte er schwäbische Originalität und Konzentration auf die wesentlichen Aufgaben der Predigt und —> Seelsorge, als Dichter über Württemberg hinaus bedeutend. Unter den 1 200 seiner geistlichen Gedichte sind die für die —» Missionsfeste der Basler Mission verfaßten Lieder besonders beliebt geworden, z.B. »Der du zum Heil erschienen«, »Einer ist's, an dem wir hangen«, »Hier stehen wir von nah und fern«. Durch die Herausgabe der Dichtungen der Pietisten Gottfried Arnold (1666-1714) und Nikolaus von Zinzendorf (1700-1760) erschloß er der Gesangbuchreform des 19. Jh.s wertvolle Schätze, vollends durch seinen »Ev. Liederschatz«, zuerst 1837 mit 3 590 Liedern. In späteren Ausgaben suchte er viele von ihm abgeänderte Texte wieder ihrer Originalgestalt anzunähern. Für die geistliche Erbauung war auch die von ihm 1833-1835 herausgegebene »Christoterpe, ein Jahres-Ta- schenbuch für christliche Leser,« bestimmt.
Lit.: A.K.s Ev. Liederschatz für Kirche, Schule und Haus. In 4. Ausgabe hg. v. J. Knapp, 1891 - A.K. Lebensbild. Eigene Aufzeichnungen, fortgeführt und beendet von seinem Sohne Joseph K., 1897 - Handbuch zum Ev. Kirchengesangbuch II/1, 1957, 280L
Balders
Knobelsdorff, Curt von, *31.1.1839 Berlin, 1^4.1.1903 Berlin. Der preußische Offizier bekehrte sich aus einem Leben militärischer Tüchtigkeit, bürgerlich-kirchlicher Wohlanständigkeit und gesellschaftlicher Pflichten, bei denen der Alkoholgenuß eine große Rolle spielte, radikal zu Jesus. Er gab die militärische Laufbahn auf und wurde als Mann von 48 Jahren Gastschüler in der Predigerschule St. —> Chrischona. Seine Lebensaufgabe fand er im Auf- und Ausbau der —» Blaukreuzarbeit in Deutschland. Als sich die einzelnen Vereine zum »Deutschen Bund vom Blauen Kreuz« zusammenschlossen, wurde er der erste Vorsitzende. Er entfaltete eine ausgedehnte Evangelisationstätigkeit und betonte mit großem Nachdruck, daß Jesus, der Retter, und nicht die Enthaltsamkeit an erster Stelle steht. Als überzeugter Vertreter der —> Allianz leitete K. eine Reihe von Jahren hindurch die —» Blanken- burger Konferenzen. —
Lit.: E. Bunke, C.v.K., der Herold des Blauen Kreuzes, 19512
Pagel
Köbner, Julius, *11.6.1806 Odense (Dänemark), 12.2.1884 Berlin; Baptistenprediger, Liederdichter. Sohn eines Rabbiners, wird K. durch den reformierten Erwek- kungsprediger Lübecks, Johannes Geibel (1776-1853), mit dem christlichen Glauben vertraut und schließt sich 1826 in Hamburg der luth. Kirche an. Unter dem Eindruck der Verkündigung Onckens wird er 1836 durch die Taufe Glied der —» Baptistengemeinde. K. veröffentlichte 1848 ein »Manifest des freien Urchristentums an das deutsche Volk« mit der Forderung nach —» Religionsfreiheit, 1849 mit vielen eigenen Liedern das baptistische Gesangbuch »Glaubensstimme der Gemeine des Herrn«, 1861 die erste deutsche Übersetzung einer Schrift des dänischen Theologen Sören —> Kierkegaard (1813-1855), dessen Kampf gegen die bestehende Christenheit sich in manchen Einzelheiten mit der »baptistischen Frage« zu berühren schien. Nachhaltig wirkten K.s Dienst als Prediger in Hamburg, Wupper-
fulius Köbner
tal-Barmen, Kopenhagen und Berlin (als Nachfolger G.W. ->• Lehmanns), sowie seine Lehr- und Verteidigungsschriften. Seit seiner Teilnahme an der Londoner Konferenz 1851 ein eifriger Förderer der Ev. —> Allianz kam es andererseits während K.s Barmer Zeit aber nicht zu einer Verständigung mit
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H. —» Grafe über das Verhältnis von Gemeindezugehörigkeit und Taufe.
Lit.: J. K., Wasser aus dem Heilsbrunnen. Eine Sammlung von Predigten, 1906 - Um die Gemeinde. Ausgewählte Schriften, 1927 - R- Baresel, J.K. Sein Leben, 1930 - H. Lenhard, Die Einheit der Kinder Gottes. Der Weg H. H. Gräfes zwischen Brüderbewegung und Baptisten, 1977, S. 79ff.
Balders
Kohlbrügge, Hermann Friedrich, *15.8. 1803 Amsterdam, 15.3.1875 Elberfeld. Ref. Theologe. Vom Vater ins AT, von dem bekehrten Juden Isaak da Costa ins NT eingeführt, drang K. mit 23 Jahren vom Zweifel zur Gewißheit hindurch und wurde ein Jahr später Hilfsprediger einer luth. Gemeinde. Wegen seiner Verkündigung ausgeschlossen und von den Reformierten abgewiesen, studierte er in der Stille weiter. Als Hauptlinien der Bibel erkannte er unser völliges Elend, die Allmacht des Geistes und die einzig geltende Gerechtigkeit in Christus, so daß für das »fromme Fleisch« nichts übrigbleibt. Von da an hatte er ein großes Sendungsbewußtsein. 1833 predigte er im Wuppertal;
Hermann Friedrich Kohlbrügge
eine Gemeinde erhielt er jedoch nicht. 1847 ermöglichte ein Toleranzedikt des Königs die Gründung einer freien ref. Gemeinde in Elberfeld (später »Niederländisch-refor- mierte Gemeinde« genannt), die rasch an- wuchs. Durch familiäres Leid und durch immer neue Erlebnisse mit der Bibel geprägt, wurde K. ein eifernder Prediger gegen alle Selbstgerechtigkeit und Heuchelei, ein Bote jener —» Heilsgewißheit, die gerade da erwacht, wo man die von außen zugesprochene Vergebung glaubt. - Die einzeln gedruckten Predigten machten K. in ganz Deutschland bekannt. Seine Theologie wirkte vor allem in Holland nach. In neuerer Zeit fand sie in der dialektischen Theologie (K. —» Barth) besondere Beachtung.
Lit.: H. Klugkist-Hesse, H. F. Kohlbrügge, 1935 -E. Moltmann-Wendel, Theologie und Kirche bei
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F.K., 1975
Rothenberg
Kolportage —» Literaturarbeit Kommunismus -» Sozialismus -* Marxismus
Kommunitäten -» Bruder- u. Schwesternschaften
Konferenz
(1. als Zusammenkunft, Glaubenskonferenz, Jahresfest; 2. als Zusammenschluß)
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Seit dem 19. Jh. mehren sich die Zusammenkünfte einzelner Christen verschiedener Konfessionen aus verschiedenen Orten, von Gruppen oder auch von Kirchenvertretern auf Initiative solcher, die ein bestimmtes Anliegen mit Gleichgesinnten erörtern wollen, z.B. Fragen der —» Evangelisation, —» Mission, Förderung der Erweckung, —> Heiligung, -» Ausbildung, —» Diakonie, des -»Gottesdienstes. Durch Vorträge und Beratungen sucht man eine gemeinsame Zielsetzung zu finden oder zu festigen. Einige K.en sind dadurch geschichtlich bedeutsam geworden, daß sie den Beginn besonderer Bewegungen darstellen (-» Allianz, -» Oxfordbewegung, —» Keswick-K., —» Gnadauer Verband); viele K.en sind durch meist jährliche Wiederholung Zentrum und Höhepunkt im Leben der sie tragenden Kreise geworden (-* Blankenburg, —» Hammerhütte, -» Hofak- ker-K., —» Tersteegen-K., Berliner und Köln- -Elberfelder Glaubens-K.en der christlichen —» Versammlung). Neben solchen, die ausschließlich der geistlichen Zurüstung und inneren Auferbauung der Teilnehmer dienen wollen, gibt es solche, die zugleich auch organisatorische Arbeit leisten (etwa durch Gründung und Beaufsichtigung verschiedener —» Vereine, Evangelistenschulen, z.B. des —»Johanneum, —> Zeitschriften; vgl. die Anfänge mancher Missionsgesellschaften und die K.en der Gemeinschaftsbewegung und —» Freikirchen). - Allen K.en gemeinsam ist die zentrale Bedeutung der Schriftauslegung in Andacht, Bibelarbeit und in den Vorträgen, deren Themenstellung, über die Jahrzehnte verfolgt, ein getreues Spiegelbild der jeweils vorherrschenden geistlich-theologischen Problematik bietet, besonders deutlich in Erweckungs- oder Krisenzeiten. Das Abendmahl wird nicht auf allen K.en gefeiert, zumal selten, wenn Teilnehmer aus verschiedenen Konfessionen anwesend sind. -
Die Jahresfeste von Missionsgesellschaften (—» Missionsgeschichte; —> Licht im Osten) und Werken der Diakonie haben eine ähnliche Ausrichtung wie andere K.en und sollen zugleich die Verbundenheit mit der Unternehmung selbst und deren Mitarbeitern (repräsentiert etwa durch Missionare im Heimaturlaub) stärken.
K.en haben durch ihre meist mehrtägigen, ganz auf die Pflege des geistlichen Lebens abgestimmten Versammlungen, durch das Erlebnis der die Größe gottesdienstlicher Zusammenkünfte daheim übersteigenden Teilnehmerzahl und nicht zuletzt durch das gemeinsame Singen und Beten einen beson
deren Charakter, der als Ansporn zu größerer Treue in der alltäglichen Nachfolge Jesu dienen sollte. »Mit etwas K.- und Schönwetterchristentum führt der Herr seine Sache nicht durch« (Graf —» Pückler auf der Gna- dauer K. 1902). In einer »Arbeitsanweisung für die Boten« der -» Ev. Gesellschaft heißt es (um 1900): »Bei dem Anwachsen der Feste und K.en werden die Boten angewiesen, ihre stille segenbringende Arbeit nicht zu versäumen und nicht zu unterschätzen«.
2. K. wird auch gebraucht als Bezeichnung für einen mehr oder weniger fest organisierten Zusammenschluß von Kirchen, Gemeinden, Gemeinschaften, Berufs- oder Dienstgruppen und Institutionen, so z.B. im regionalen Sinn in der Ev. —» methodisti- schen Kirche, ähnlich bei den -> Mennoni- ten (vgl. aber —» Vereinigung), überregional —» Deutsche Evangelistenk., K. bekennender Gemeinschaften, —» K. bibelgläubiger Seminare, -» K. missionarischer Ausbildungsstätten.
Balders
Konferenz bekennender Gemeinschaften
In Gegenwehr gegen eine von offizieller landeskirchlicher Seite weithin ungehindert zur Gemeindebasis hin vorstoßende moder- dernistischen Theologie {-» Moderne Theologie) bildeten sich in den 60er Jahren in Westdeutschland verschiedene Bekenntnisgemeinschaften: neben der —» Bekenntnisbewegung sind die beiden konfessionell-lutherischen Gruppen der »Sammlung um Bibel und Bekenntnis« im norddeutschen Raum (Vors.: Landessuperintendent Prof. Dr. J. Heubach) und der »Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern« (Vors.: Dekan
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Höfer) sowie aus dem Bereich der —» Ev. Kirche der Union die »Ev. Sammlung Berlin« (Vors.: Sup. R. George) zu nennen. Diese Gruppen schlossen sich am 7.10.70 mit der Ludwig- —> Hofacker-Vereinigung zur »Konferenz bekennender Gemeinschaften in den ev. Kirchen Deutschlands« (KBG) zusammen. Wenig später schlossen sich ihr der —» G’nadauer Verband und 1975 die von ihrem Ursprung her mehr kulturpolitisch interessierte »Ev. Notgemeinschaft in Deutschland« (Vors.: A. Evertz) an. Wichtigstes Organ ist der zweimal im Jahr tagende Theologische Konvent (Präsident: Prof. Dr. P. Beyerhaus). Die KBG ist bisher vor allem durch die öffentliche Verantwortung von im Theol. Konvent erarbeiteten theologischen Erklärungen hervorgetreten wie durch aktuelle Stellungnahmen z.B. zur Strafrechtsreform. Im Mai 1974 fand in Berlin auf Einladung der KBG ein »Europäischer Bekenntniskonvent« statt, auf dem in der von ihm verabschiedeten »Berliner Ökumene-Erklärung« (-» Berliner Erklärung II) scharfe Kritik am Kurs des Weltkirchenrats (—»ökumenische Bewegung) geäußert wurde.
Lit.: Informationsbrief der Bekenntnisbewegung Nr. 31, 44,45 und 50- Künneth/Beyerhaus, Reich Gottes oder Weltgemeinschaft? 1975 - H. Strat- mann, Kein anderes Evangelium. Geist und Geschichte der neuen Bekenntnisbewegung, 1970.
George/Burkhardt
Konferenz bibeltreuer Ausbildungsstätten
I. Entstehung
Am 5.12^963 fand auf Anregung von Pastor
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Jochums, Direktor des Bibelseminars Wuppertal, ein Treffen zwischen Lehrern des Bibelseminars und der Bibelschule Brake statt. Aufgrund der ermutigenden Erfahrungen dieser ersten Begegnung wurde die regelmäßige Einrichtung solcher Treffen und eine Ausweitung auf Lehrer anderer gleich- gesinnter Seminare beschlossen. An der zweiten »Konferenz bibelgläubiger Seminare« nahmen bereits Lehrer von 13 Ausbildungsstätten teil. Als gemeinsame Lehrbasis wurde das Bekenntnis von Trans- World-Radio (—> Evangeliums-Rundfunk) festgelegt. Alle Teilnehmer verbindet der persönliche Glaube an Jesus Christus, das Vertrauen auf die Bibel als das irrtumslose und unfehlbare Wort Gottes und der Wille zum missionarischen Zeugnis. Weitere Konferenzen folgten. 1975 wurde der Name in »Konferenz bibeltreuer Ausbildungsstätten« (K.b.A.) geändert.
n. Anliegen
Angesichts der an den Hpchschulen, aber auch kirchlichen Ausbildungsstätten um sich greifenden Bibelkritik sollen die Lehrer bibeltreuer Ausbildungsstätten sich besser kennenlernen, ihre Erfahrungen austau- schen und unter Gottes Wort und Gebet sich Wegweisung für ihren Dienst schenken lassen.
III. Bestand
Zur K.b.A. gehören zur Zeit (1977) 26 Akademien, Predigerseminare und Bibelschulen
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