Masarykova univerzita


Dubletten der geschlechtsspezifischen Phraseologismen



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Dubletten der geschlechtsspezifischen Phraseologismen

Bei den Phrasemen, deren Geschlechtsspezifik in der Bildlichkeit zu begründen ist, können die doppelten Formen vorkommen. Es handelt sich um Idiome, die morphologisch-lexikalisch ähnlich und semantisch identisch sind. Gleichzeitig müssen die Idiome die Bedingung erfüllen, dass sie gerade nur eine der beiden Geschlechtsgruppen betreffen können.


Als Paradebeispiel gelten die Dubletten:
Im Evaskostüm X im Adamskostüm

(„ugs. scherzh.; nackt“)


Eine Frau von Welt X ein Mann von Welt

(„jemand mit gewandtem Auftreten, ein vielseitiger Mensch, Kosmopolit“)


Die Idiompaare können wieder in drei Felder eingeteilt werden – nach der Gliederung der Bildlichkeitseinschränkungen - biologisch-physiologisches Gebiet, soziokulturelles Gebiet und Tierwelt. Es kommen nicht nur Phraseologismen mit gegensätzlichen Relationen männlich X weiblich vor, sondern auch neutral X männlich. In diesem Fall entfällt natürlich die oben eingeführte Bedingung, dass sich das Phrasem nur auf eine der beiden Geschlechtsgruppen beziehen muss.


  1. biologisch-physiologisches Gebiet

Zu diesem Bereich werden die Doppelformen eingereiht, die die primären und sekundären Geschlechtsmermale als Konstituente enthalten.


Sie schmieren ihr/ ihm Honig ums Maul. x Sie schmieren ihm Honig um den Bart.

(„ugs.; jmdm. schmeicheln, um ihn günstig für sich zu stimmen“)



Das geht ihr/ihm auf den Geist. x Das geht ihm auf den Sack.

(„ugs./derb; jmdm. äußerst lästig werden“)



  1. soziokulturelles Gebiet

Dieses Gebiet repräsentieren Dubletten, deren eine Form als Bestandteil des Phrasems typische Kleidung oder Berufe hat.


Man hat ihm/ihr auf die Zehen getreten. X man hat ihm auf den Schlips getreten.

(ugs.; jmdm. zu nahe treten; jmdn. beleidigen)



Sie/er frisst wie ein Wolf. X Er frisst wie ein Scheunendrescher.

(„salopp; unmäßig viel, große Portionen essen“)





  1. Tierwelt

Für die Doppelformen aus der Welt der Tiere wird nur ein Beispiel gefunden:


Ihm/ihr schwillt die Zornader. X Ihm schwillt der Kamm.

(„geh./ugs.; jmd. wird sehr zornig“)


Der Kamm funktioniert hier als Vertreter des Hahns.
Abschließend zu der phraseologischen Dubletten: Man beschäftigte sich in der Phraseologie noch nicht mit dieser Thematik, die Ansätze von E. Piirainen sind ganz neu. Es gibt einige Einschränkungen zu dieser Auffassung: „die Idiome sind hinsichtlich ihres Geläufigkeitsgrades oder unter stilistischen Markierungen nicht immer völlig identisch“10.


Semantische Divergenz bei einigen geschlechtsspezifischen Phrasemen
Bei einer kleinen Menge der geschlechtsmarkierten phraseologischen Wortverbindungen kann man (am meisten zwei) eindeutig differente Bedeutungserklärungen finden.
In voller Kriegsbemalung („scherzh.; 1. [von Soldaten] mit allen Orden u. Ehrenzeichen geschmückt. 2. [von Frauen] sehr stark geschminkt.“).
Es ist üblich, dass eine kosmetische Pflege nur die Frauen benutzen und Orden nur Männer tragen. Die Auseinandersetzung der semantischen Interpretationen beruht auf dem physiologischen Gesichtspunkt.
Zu dumm sein, um ein Loch in den Schnee zu pinkeln („sehr dumm “)
Die unterschiedliche Interpretation dieses Idiom kann in der Bildlichkeit gesehen werden. Was die Männer betrifft, erklärt man die Bedeutung, dass jemand zu dumm ist, um eine einfache Sache zu ausüben. Auf die Frauen bezogen lässt sich die Bedeutung interpretieren, dass sie (eine Frau) unfähig ist eine Handlung auszuüben, weil sie eine Frau ist, d.h. sie hat keine physiologischen Voraussetzungen es zu machen. Nach E. Piirainen ist die körperliche Unfähigkeit mit der geistigen auf Grund der verschiedenen Bilder verbunden: „weil sie eine Frau ist, ist sie zu bestimmten Verrichtungen zu dumm; weil sie eine Frau ist, trägt sie gewisse Körperliche Defizite als geistige Behinderungen mit sich“ 11.

IV.

Geschlechtsspezifische Phraseologie

im Text

1. Phraseologismen im Text
In diesem Kapitel werde ich die Phraseme unter dem textuellen Gesichtspunkt behandeln. Zuerst widme ich mich Textsorten, in denen die Phraseme vorkommen können, und auch den Funktionen der Phraseme im Text. Weiter orientiere ich mich auf die Modifikation und ihre Einteilung.
1.1. Phraseologismus und Textsorten
Obwohl die Phraseme ein fester Bestandteil unserer Sprache sind, können nicht alle Typen der Phraseme in allen Textsorten vorkommen. Jeder Text hat seine Funktion und dieser müssen alle Sprachmittel unterstellt werden. In naturwissenschaftlichen Fachtexten ist es fast unmöglich Phraseologismen zu verwenden, weil dort eine gewisse Genauigkeit der Ausdrücke erwünscht ist und eine eventuelle übertragene Bedeutung dort unpassend wäre. Dagegen in juristischen und amtlichen Texten sind nicht- und schwachidiomatische Phraseologismen, vor allem Kollokationen und Funktionesverbgefüge, oft zu finden. Diese erhöhen das Kommunikationsniveau und verleihen dem Text eine gewisse Fachlichkeit. ‚Das gelobte Land’ für die Anwendung der Phraseme sind sicher Textsorten, wo Wert auf sprachliche Mittel der Subjektivität gelegt wird, d.h. im Bereich der Literatur und Journalistik.
In künstlerischen Texten werden die Phraseme zur Erhöhung der ästhetischen Wirkung gebraucht. Literatur nützt Phraseme zu verschiedenen Zwecken aus, z. B.: kommunikative Phraseologismen sollten die Alltagskommunikation vermitteln (Grüsse – Guten Tag), Phraseme mit einer vulgären Färbung charakterisieren eine emotionelle Stimmung der Personen. Die Phraseme dienen auch zum Ausdruck der Handlung, z. B. sein wahres Gesicht zeigen = man macht etwas, was seinen wirklichen Charakter zeigt.

Publizistische Texte stellen ein großes Anwendungsgebiet für Phraseme dar. In Pressetexten sind Phraseme oft in der nicht-ursprünglichen Form zu finden, für diese Zwecke werden Phraseme von Journalisten modifiziert, d.h. dem Text angepasst. Oft kommen die Phraseologismen in meinungsbeeinflussenden Textsorten vor: in Rezensionen, Interviews, politischen Kommentaren, Polemiken usw. Eine reiche Benutzung haben die phraseologischen Wortverbindungen in Werbeslogans, wo vor allem Exklusivität und Witz gefordert werden.
1.2. Funktionen der Phrasemen in Pressetexten
Die Phraseme kommen in den Texten nie zufällig, der Autor hat immer eine Intention. Er will durch die Verwendung des Phrasems ein bestimmtes Ziel erreichen, auf den Leser einwirken:


  • durch die Phraseme kann der Journalist seine persönliche Stellungnahme oder Wertung ausdrücken, z.B. durch die emotionell oder expressiv gefärbten Phraseme

  • der Autor zeigt durch die Verwendung der Phraseme sein hohes sprachliches Niveau

  • die Phraseologismen können als Mittel für die Ironie und Satire verwendet werden

  • wenn man das Phrasem im Text benutzt, kann man dadurch seine Aussage verkürzen: die Phaseme dienen als Schablonen und können ganze Sätze ersetzen

  • in Schlagzeilen sollen sie die Aufmerksamkeit der Leser erwecken, meist durch den Doppelsinn (wörtliche und phraseologische Bedeutung)

(vgl. Burger 1987, Starke 1994)


1.3. Modifikationen der Phraseme
Die Modifikation entsteht meistens durch die Veränderung der internen Struktur des Phraseologismus. Durch das Verfahren wird ein Effekt hervorgerufen, der den Leser u. a. anlocken und unterhalten soll. Der Rezipient muss aber im Stande sein den Kontrast zwischen der normalen und modifizierten Verwendung zu entdecken. Oft kommt es zur Modifikation im Bereich der Presse, Belletristik und der Werbung.
Verschiedene Autoren bieten verschiedene Klassifikationen der Modifikationen an. Harald Burger (Burger 2003) unterscheidet zwei Typen der Modifikation:


  1. Modifikation, die die äußere Form verändert (morphosyntaktische Struktur und semantische Besetzung)




  1. Modifikation, die die Bedeutung des Phrasems verändert

Unter dem 1. Typ sind noch drei Möglichkeiten zu unterscheiden:


  1. formale Modifikation ohne semantische Modifikation

Dieser Typ der Modifikation ist nicht häufig, weil es ganz schwierig ist, den Phraseologismus so zu verändern, dass es (fast) keine Einwirkungen auf die semantische Ebene gibt. Oft handelt es sich um eine Ellipse, eine Verkürzung des Ausdrucks, die meistens in Schlagzeilen vorkommt.



  1. formale und semantische Modifikation

Die doppelte Modifikation kann z.B. durch die Ergänzung einiger Elemente oder Umformulierungen von Plural zu Singular (und umgekehrt) entstehen. Wenn die formale Modifikation die Bedeutung beeinflusst, kommt es zur sog. Ambiguierung. Es gibt also zwei Möglichkeiten der Interpretation: wörtliche und phraseologische. Wichtig bei diesem Effekt ist, dass der Kontext die doppelte Darstellung regelt.
Oft wirkt sich diese Modifikation in der Form der Substitution aus. Es wird eine Komponente des Phrasems durch eine andere ersetzt.


  1. semantische Modifikation ohne formale Modifikation

Bei der Semantischen Modifikation geht es um ein Spiel mit der wörtlichen und phraseologischen Bedeutung der phraseologischen Wortverbindung. Am Anfang des Textes wird ein Phraseologismus verwendet, der zuerst im übertragenen Sinne verstanden wird und später entdeckt sich auch sein wörtlicher Sinn.
Einen älteren Klassifikationstyp benutzen die Autoren Burger, Buhofer und Sialm (Burger-Buhofer-Sialm 1982). Sie orientieren sich auf die Art und Weise der Entstehung der Modifikation. Die kann durch folgende Veränderungen entstehen: durch lexikalische Substitution, Hinzufügung eines Adjektivs, Determinativkomposition, Hinzufügung eines Genitivattributes, Abtrennung, durch Verkürzung, Wechsel Affirmation – Negation usw.

2. Charakteristik der Zeitschrift ‚DER SPIEGEL’
Der Spiegel ist ein Nachrichtenmagazin, der wöchentlich in Hamburg herausgegeben wird. Er bringt Informationen sowohl aus Deutschland als auch aus der ganzen Welt und orientiert sich auf anspruchsvollere Leser, auf sog. Bildungsbürger. Die Zeitschrift vertritt einen seriösen, kritischen und investigativen Journalismus. Jede Ausgabe hat durchschnittlich 200 Seiten. Nach der Statistik lesen ‚DER SPIEGEL’ fast 6 Millionen Leser. Die Zeitschrift besitzt auch eine elektronische Version, die unter www.spiegel.de abrufbar ist.
Die erste Ausgabe des Nachrichtenmagazins kam zur Welt am 4. Januar 1947 unter der Leitung von Rudolf Augstein. Zum Vorbild des Nachrichtenmagazins wurden die US-amerikanischen und britischen ‚News Magazines’. Der Name ‚Der Spiegel’ stammt von Lion Feuchtwanger, der noch vor dem ersten Weltkrieg eine gleichnamige Zeitschrift herausgab. Zum wichtigen Punkt in der Geschichte des Magazines gehört die sog. Spiegelaffäre. 1962 erschien ein Artikel, in dem es behauptet wurde, dass die NATO und Bundesrepublik nicht im Stande sind sich einem sowjetischen Angriff zu wehren. Gleich wurde das Redaktionsbüro von der Polizei besetzt und der verantwortliche Radakteur verhaftet. Dies führte zu großen Protesten, weil diese Handlung als Angriff gegen Freiheit des Wortes wahrgenommen wurde.
In jeder Ausgabe kommen folgende Rubriken vor: Titel, Deutschland, Gesellschaft, Wirtschaft, Medien, Ausland, Sport, Wissenschaft - Technik, Kultur, Briefe, Impressum/Leserservice, Register, Personalien, Hohlspiegel/Rückspiegel.
Im Web des Nachrichtenmagazins sind nicht nur aktuelle Artikel, sondern auch ein umfangreiches kostenloses Online-Archiv (1947-2009) zu finden. Daneben kann man dort auch Videos anschauen, an Diskussionen teilnehmen oder Artikel im Englischen lesen.

(vgl. Das Online-Archiv DER SPIEGEL [spiegel.de], Bundeszentrale für politische Bildung [bpb.de].)





  1. Die Analyse der Verwendung der geschlechtsspezifischen

Phraseme in Pressentexten

Für die textorientierte Analyse wählte ich das Magazin DER SPIEGEL aus, der große Vorteil dieses Mediums ist, dass es ein sehr gut konzipiertes Online-Archiv den Lesern zur Verfügung stellt. Dank des Umfangs dieser Artikelsammlung (1947 - 2009) habe ich die Möglichkeit auch die zeitlichen Zusammenhänge bei Phraseologismen zu beobachten. In einigen Fällen wird auch das Online-Archiv der Süddeutschen Zeitung verwendet. Dieses ist aber zeitlich mehr begrenzt, es bietet die Artikel von Jahren 2006 bis ungefähr 2009.


Der folgenden Analyse unterziehe ich 30 phraseologische Wortverbindungen, die als Beispiele im III. Kapitel Geschlechtsspezifische Phraseologie im System vorkommen.
Nach jedem Textausschnitt, in dem sich der behandelte Phraseologismus befindet, folgt immer die genaue Quellenangabe und die Schlagzeile des Artikels. Man kann dann einfach den Artikel finden und lesen um sich den breiteren Zusammenhang zu verschaffen. Die Schlagzeile hat auch die Funktion das Thema des Artikels zu vermitteln, was auch zum besseren Verständnis des Textes führt.


auf Brautschau gehen

Brautschau halten

„ugs., scherzh.; eine Ehefrau suchen“



  • In den Artikeln des Spiegel-ONLINE-Archivs kommt dieser Phraseologismus in der ursprünglichen Form nicht besonders oft vor. Aus vier Artikelauschnitten ist es offenbar, dass er sich auf Männer bezieht:


Drei ist einer zuviel: Ein alterndes Muttersöhnchen geht auf Brautschau in Rumänien und erzürnt so seine Mama.
SPIEGEL ONLINE vom 21.11.2008

Ödipus auf Shopping-Tour


Noch als Rentner ging er in Altenheimen auf Brautschau und arbeitete als Model für mehrere Werbeagenturen.
Die Akte Birnbaum

DER SPIEGEL 28/2005 vom 11.07.2005, Seite 79


Dann müsste er abends nicht immer mit seinen vier Freunden - alle zwischen 20 und 30 - rumhängen, sondern könnte sich endlich leisten, auf Brautschau zu gehen.
DER SPIEGEL 46/2003 vom 10.11.2003, Seite 128

Frisches Blut im Gottesstaat




  • Bei dieser phraseologischen Wortverbindung kann es aufgrund des Schminken zur Verwechslung mit der weiblichen Person kommen. Aus dem Inhalt des Artikels ist es aber klar, dass es sich um einen kranken Soldaten handelt, der zu blass ist:


Nun legte ich etwas Schminke auf: Ich hatte ein Stück rotes Papier gefunden und färbte damit meine blassen Wangen. Ein Kamerad fragte mich, ob ich auf Brautschau gehen wolle.

DER SPIEGEL 33/1967 vom 07.08.1967, Seite 52

Doch die Mörder leben


  • In einer Filmrezension erscheint auch die vom Duden angebotene Variante mit dem Verb ‚halten‘:



Emerenziano, mittlerer Finanzbeamter und Veteran des Zweiten Weltkrieges mit heiklen Verwundungen (Ugo Tognazzi), will in den Ehestand und hält deshalb Brautschau unter den drei reichen. verwaisten Schwestern Fortunata.
DER SPIEGEL 21/1971 vom 17.05.1971, Seite 163

Schlag bei Jungfern




  • In den Artikeln sind auch andere Modifikationen des Phrasems zu finden, z. B. die Verben ‚gehen’ und ‚halten’ werden durch das Verb ‚sein’ ersetzt.( In diesem Fall handelt es sich um einen Kater. Die veränderte Anwendung der Phraseme ist häufig, ich werde es noch später behandeln.)


Die gesamte Familie war in Aufruhr, als Frances am Samstag nicht zum Frühstück erschien. "Mein Mann dachte, er sei auf Brautschau.
SPIEGEL ONLINE vom 11.10.2005

Röntgenbeweis soll Python überführen




  • Wie es schon erwähnt wurde, verwenden die Jornalisten das Phrasem nicht nur für das Suchen der Braut bei Menschen sondern auch für die Brautwerbung in der Tierwelt. Bei dem ersten Phraseologismus kam es zu einer Modifikation - anstatt des Verbs ‚gehen’ oder ‚halten’ wurde das andere Verb ‚sich begeben’ benutzt.


Sie fuhr, wie sie immer fahren wird, und dort, am Horizont, wohin ihre Mitreisenden blickten, standen Reiher und fahndeten nach Fröschen, dort schossen in aller Ruhe Weiden empor, dort begab sich ein Biber auf Brautschau, und dort saß ich und sah all die müden Wanderer erwachen, die in dieser unruhigen Nacht auf die Fähre gewartet hatten.
SPIEGEL ONLINE vom 26.03.2005

Schlafen am Fluss


Dabei gehören sie nicht zu den Singvögeln, die wie Kolkraben oder Amseln normalerweise virtuos Geräusche ihrer Umwelt imitieren und mit den neuen Gesängen auf Brautschau gehen.
SPIEGEL ONLINE vom 13.05.2005

Junge Kanarienvögel dürfen singen, wie sie möchten





  • In den journalistischen Texten gehen auf Brautschau nicht nur Lebewesen, sondern sehr oft wird das Phrasem für die Allianz der Firmen gebraucht. Der geschlechtsspezifische Aspekt ist dabei irrelevant:


Der Zeitschriftenkonzern Gruner+Jahr geht in Frankreich auf Brautschau: Die Tochter des Medienriesen Bertelsmann prüft den Zukauf des börsennotierten Konkurrenten Emap.
SPIEGEL ONLINE vom 04.04.2006

Gruner+Jahr will Frankreich erobern


"Der Versuch, Fusionen von außen aufzuzwängen, ist mit uns nicht zu machen. Wir sind nicht auf Brautschau, und eine Zwangsehe lehnen wir sowieso ab", betonte Möllring.
SPIEGEL ONLINE vom 15.11.2008

BaFin drängt Landesbanken unter Rettungsschirm


Reicher, alter Mann sucht junge, schöne Frau: Microsoft ist auf Brautschau.
SPIEGEL ONLINE vom 08.05.2008

Microsoft flirtet mit Facebook




  • Oder das Phraseologismus kann auch äussern, dass eine Partei nach einem Koalitionsparter sucht:

Der SPD-Vorsitzende kann nicht einerseits öffentlich Koalitionstreue beschwören, während einige seiner Leute auf Brautschau gehen“, sagte Pofalla.


sueddeutsche.de vom 24.09.2006  

Müntefering attackiert Unions-Länderchefs


Künast: Schwarz-Grün ist eine Debatte, die auf uns zukommt. Die müssen wir auch führen. Wir sind aber nicht auf Brautschau.
DER SPIEGEL 22/2006 vom 29.05.2006, Seite 48

"Wir haben Fehler gemacht"





Mauerblümchen

„ugs.; 1. Mädchen, das beim Tanzen nur selten aufgefordert wird“

„ugs.; 2. unscheinbares Mädchen, das von Männern kaum beachtet wird“



  • Das Einwortphrasem in seiner ursprünglichen Bedeutung – beim Tanzen nicht beachtet werden - ist nur selten in Spiegel-ONLINE-Archiv zu finden. Man kann die Beziehung auf Frauen sehr leicht beobachten:


Sie gestand Alice Schwarzer: „In der Tanzschule war ich ein Mauerblümchen.
SPIEGEL special 4/2007 vom 07.08.2007, Seite 66

Rivalen fürs Leben




  • Die weitere Bedeutung – Mädchen, das nicht beachtet wird- ist ganz oft vertreten. Wieder die geschlechtsspezifische Markierung ist offenbar:


"Sie wird im Weißen Haus kein Mauerblümchen sein", prophezeit Politikprofessor Leonard Steinhorn von der American University in Washington.
SPIEGEL ONLINE vom 05.11.2008

First Lady mit Mission


Ob Betty in der Serie die Wandlung von Mauerblümchen zu Stil-Ikone vollzieht, wie es in der deutschen Version "Verliebt in Berlin" der Fall war, ist übrigens noch offen.
SPIEGEL ONLINE vom 29.07.2008

Von "Ugly Betty" zum schönen Schwan


Er vereint die rabiaten Nehmerqualitäten eines Berlusconi mit Schröders breitbeinigem Auftritt, wie Blair sucht er die Nähe zu Pop und People, und nun, mit seiner neuen Assistentin Carla Bruni zur Seite, möbliert er die erotischen Phantasien der Welt noch viel schöner, als es Bill Clintons Affäre mit dem dicklichen Mauerblümchen namens Lewinsky je vermocht hätte.
DER SPIEGEL 4/2008 vom 21.01.2008, Seite 92

Die Staatsaffäre


Mauerblümchen Ellen wohnt in einer großen Villa, schreibt meist Sechsen und schaut machtlos der schleichenden Entfremdung ihrer Eltern zu.
SPIEGEL ONLINE vom 04.07.2007

Auf den Schlachtfeldern der Jugend




  • Das Einwortphrasem Mauerblümchen kann nach Duden auch auf die Person oder Sache, der wenig Aufmerksamkeit zuteil wird, bezogen werden. In den Spiegel-Artikeln betrifft es Gebäude, Städte und Staate.Auf die Geschlechtsspezifik muss bei solcher Bedeutung verzichtet werden:


Der Bremer Flughafen ist ein Mauerblümchen unter den Flughäfen.
SPIEGEL ONLINE vom 17.01.2009

Berufsstart mit Tempo 280


Keine Frage, das Reihenhaus hat ein Imageproblem. Es ist das Mauerblümchen der Architektur.
SPIEGEL ONLINE vom 15.01.2009

Bye-bye, Herr Biedermeier!



Lange galt Saragossa als Mauerblümchen unter Spaniens Großstädten, jetzt soll sich das ändern: König Juan Carlos hat die Weltausstellung 2008 eröffnet.
SPIEGEL ONLINE vom 14.06.2008

Wasser marsch!


Doch wenn die Fachwelt vom 31. August bis 5. September nach Berlin kommt, wird Deutschland noch immer zu den Mauerblümchen auf dem europäischen IPTV-Markt zählen.
SPIEGEL ONLINE vom 23.08.2007

Mit Tippelschritten zum Internetfernsehen





  • Bei folgendem Phraseologismus betrifft der Begriff Mauerblümchen sogar einen Mann. Es ist so zu erklären, dass es in der Bedeutung um die allgemeine Person und Sache geht und deshalb ist es möglich sich auch auf Männer zu beziehen ohne dass den frauen-spezifischen Konzept zu stören:


Aus dem altbackenen Mauerblümchen mit dem hohen Dach und dem langweiligen Gesicht ist ein flotter Charmeur geworden, den die Designer im hessischen Oberursel elegant geschminkt haben.
SPIEGEL ONLINE vom 13.06.2007

Leichtgewichtiger Charmeur



aufgedonnert sein

„salopp, abwertend, ugs.; sich geschmacklos und übertrieben zurechtmachen, kleiden“




  • Das Phrasem in dieser morphosyntaktischen Konstruktion ‚Kopulaverb sein mit Prädikativ’ ist in Spiegelartikeln selten verteten. Die Beziehung auf Frauen ist erkennbar:


Ihre Outfits seien zu extrem, ihre Frisur sei aufgedonnert, ihre Stimme aufdringlich.
Vier Oktaven Liebesleid

SPIEGEL ONLINE vom 05.01.2009


Deutsche Männer kommen in diesem Leben über den Schlips nicht hinaus und deutsche Frauen wollen alles, nur nicht "aufgedonnert" sein.
SPIEGEL ONLINE VOM 05.10.2007

Alm-Ochs für die Prominent


Auch sei sie "aufgedonnert" gewesen, dick geschminkt und mit Perlen behängt.
DER SPIEGEL 12/2000 vom 20.03.2000, Seite 92

Der ungesühnte Tod der Anna B.




  • Die Modifikationen, in denen das Verb ‚sein’ z.B. duch das Verb ‚aussehen’ ersetzt wurde kommen ganz oft in Spiegel-ONLINE-Archiv. Es ist auch die Modifikation zu finden, in deren das Verb ‚sich aufdonnern’ verwendet wurde:


So wie ich aussah - aufgedonnert in Hot Pants und Push-up -, wäre niemand auf die Idee gekommen, mir ein seriöses Angebot zu machen.
Kultur SPIEGEL 1/2004 vom 29.12.2003, Seite 46

"Es war ein Weg aus dem Nichts"


Westernhagen: Alles, was provozierte, Halstücher und lila Samthosen. Zur damaligen Zeit war man als Mitglied einer Band ein Outlaw.

SPIEGEL: Haben Sie dafür Prügel bekommen, dass Sie so aufgedonnert rumliefen?
"Ich musste mich neu erfinden"

DER SPIEGEL 44/2002 vom 28.10.2002, Seite 212


Sie pfiffen wie freche Gören hinter der Prinzessin Michael von Kent her, die sich wieder einmal ganz besonders aufgedonnert hatte.
DER SPIEGEL 28/1987 vom 06.07.1987, Seite 133b-136a

Fast wie Dallas




  • Von Journalisten wurde in vielen Fällen zu der Konstruktion ‚augedonnert + Verb’ die Vergleichsphrase hinzugefügt. Diese Ergänzug soll das Bild verstärken und die Art der Übertriebenheit spezifizieren. Immer wieder handelt es sich um die Charakteristik der Frauen:


Um den reaktionären Pomp der Wagner-Festspiele zu unterlaufen, erschien sie aufgedonnert wie ein Weihnachtsbaum in Bayreuth; Friede Springer fragte sie, wo sie sich die Haare machen lässt; andere sagten, sie habe nicht mehr alle Tassen im Schrank.
DER SPIEGEL 47/2001 vom 19.11.2001, Seite 98

Mutter Beimer in Not


Walküren als Blitzmädels, Alberich als Wermutbruder, Wotan in Nadelstreifen und Frau Gemahlin Fricka, die hochhackige Furie, aufgedonnert wie für eine Galapremiere bei den Salzburger Festspielen?
DER SPIEGEL 16/1985 vom 15.04.1985, Seite 232-236

Walhall hinter Stacheldraht


Cathy Berberian, 54. Aufgedonnert wie eine Vorstadt-Diseuse, umgeben von kitschigen Requisiten, präsentierte die Amerikanerin armenischer Herkunft dem Publikum ihre Vokalartistik:
DER SPIEGEL 11/1983 vom 14.03.1983, Seite 236

Register Gestorben


Da kommen Frauen aus dem U-Bahn-Schacht, mit Federn, Schleifchen und Rüschchen aufgedonnert wie trunkene Pfauen.
Der große Karneval

DER SPIEGEL 04/1953 vom 21.01.1953, Seite 32





  • Einmal erschien das Phrasem nicht genau auf die Frauen bezogen. Es wird die Rede von Piraten sein, die meistens Männer sind:


Ein anderes Klischee bestätigten Cliffords Funde allerdings: Ausgesehen haben Piraten tatsächlich wie im Film, aufgedonnert wie zum Tuntenball.
SPIEGEL special 3/2006 vom 09.05.2006, Seite 78

"Reise mit der Zeitmaschine"




(ein) Heimchen am Herd

„eine naive, nicht emanzipierte Frau, die sich mit ihrer Rolle als Hausfrau und Ehefrau zufrieden gibt“

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