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übergroßen Unter­schieden zwischen den Ländern begründet wird) würden kontraproduktive Effekte provoziert wer­den, wurden integrationskritische Positionen eingenommen. Diese Positionen konnten sowohl von links (vgl. z.B. Busch 1991 und 1994) als auch von rechts (vgl. Krause 1992) motiviert sein. Gefor­dert wurde immer wieder (und wird auch heute noch) die stärkere Angleichung der ökonomischen Verhältnisse in den verschiedenen Staaten vor einer weiteren politischen Integration.

16Obwohl auch hier – im Sinne der etablierten Sprachformel – von gesamteuropäischer Integration die Rede ist, sollte die sich darin ausdrückende westeuropäische Sichtweise nicht ignoriert werden. Selbst wenn alle Staaten Westeuropas (also auch die Nicht-EU-Staaten Island, Norwegen, die Schweiz und die verschiedenen Kleinstaaten) und alle für eine Aufnahme in die EU gehandelten Staaten Süd-, Mittel- und Osteuropas (also Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern) zusammengenommen werden, repräsentieren doch noch nicht einmal die Hälfte der geografischen Fläche Europas. Von gesamt­europäischer Einigung kann also eigentlich nicht wirklich gesprochen werden.

17So führte Volker Rußig vom ifo Institut für Wirtschaftsforschung in einem Referat anlässlich einer von der IG BAU Mitte 2001 in Berlin veranstalteten Tagung zu den aktuellen Problemlagen der Bauwirtschaft aus, dass die politisch gewollte Öffnung der Grenzen und die Osterweiterung der Eu­ropäischen Union insgesamt zwar zu Wohlfahrtsgewinnen führe, diese aber keineswegs gleichmä­ßig verteilt seien. Gerade die Bauwirtschaft befinde sich in problematischer Lage, weil sie zualler­erst dem neuen Wettbewerbsdruck ausgesetzt sei. Gerade für die Arbeitsplätze in der deutschen Bauwirtschaft entstünde so eine ganz massive Verdrängungsgefahr.

18Vgl. dazu die Beiträge auf der Konferenz "Bauarbeitsmärkte im Wandel" des IAT in Gelsenkirchen im Oktober 2000 (IAT 2000), die demnächst in Buchform veröffentlicht werden. Obwohl es impli­ziter Gegenstand der Tagung war, wurden mögliche Konsequenzen in dieser Hinsicht nicht disku­tiert. Womöglich lag das in diesem konkreten Fall aber auch am internationalen Charakter dieser Veranstaltung und der in anderen Ländern weniger dringlichen Lage am Bauarbeitsmarkt.

19Mit dieser – sicher überspitzten – Behauptung soll der neoliberale politische Mainstream ausge­drückt werden, nach dem – Globalisierung zum Globalismus machend – der Staat sowieso keine Handhabe mehr habe, im internationalen Geschäft eigene Bedingungen zu formulieren. Die Gruppe von Lissabon (1997) unterstützt auf allgemeiner Ebene diese Auffassung: "Im Gegensatz zur Inter­nationalisierung – in deren Rahmen der Nationalstaat seine grundlegende Funktion als Bezugsgrö­ße und Machtquelle erhalten konnte – setzt die Globalisierung den von der Multinationalisierung begonnenen Prozeß fort, nämlich die Entstehung des globalen Unternehmens als dem Schlüsselak­teur in Wirtschaft und Gesellschaft. Zunehmend wird erkannt, daß das globale Unternehmen den Staat und seine Instanzen bei der Führung und Gestaltung der Weltwirtschaft ablöst ... Zudem ha­ben die Globalisierungsprozesse zur Entstehung und Verbreitung der Vorstellung geführt, daß die Macht staatlicher Behörden weitgehend kontraproduktiv sei, da sie ein Hindernis auf dem Weg zu einer vollkommen frei funktionierenden Marktwirtschaft auf internationalem und globalem Niveau darstellen würden" (99). Weiter heißt es, "daß die meisten Faktoren und Prozesse, die die wirt­schaftliche Entwicklung eines Landes bestimmen (wie die Beschäftigungslage), auf einer Ebene wirksam sind, die nationale Regierungen und Institutionen nicht kontrollieren können" (101).

20Allerdings ist innerhalb der Europäischen Union ein gegenläufiger Trend erkennbar: Dort gehen be­reits seit den achtziger Jahren die grenzüberschreitenden Wanderungen zurück. Gross (1992, 47) interpretiert dies als Ausdruck zurückgegangener ökonomischer und kultureller Disparitäten bzw. Angleichung der Lebensverhältnisse im Sinne der Integrationstheorie. Seit die volle Freizügigkeit auch für Arbeitnehmer aus Spanien und Portugal gilt, ist die Zahl der von dort z.B. nach Deutsch­land wandernden Menschen sehr stark angestiegen. Aber diese Entwicklung scheint inzwischen ihren Höhepunkt überschritten zu haben (jedenfalls gehen die Zahlen seit einiger Zeit wieder er­kennbar zurück), so dass die Argumentation von Gross weiter gilt.

21Diese nicht vorhandene Determinierung der betrieblichen Strategie durch die Position in der Bran­chenhierarchie wurde schon in einem Projekt unter dem Titel "Betriebliche Arbeitskraftprobleme in der Bauwirtschaft" vor einiger Zeit in der ersten Hälfte der neunziger Jahre bestätigt (vgl. Stroink 1992, 82f – und: Pahl u.a. 1995).

22Eine ganz ähnliche Erfahrung konnte bereits während der siebziger und achtziger Jahre in Großbri­tannien gemacht werden, als sich Bauarbeiter massenhaft selbstständig machten und zu so ge­nannten "self-employed" wurden. Ihr Marktwert wurde (abgesehen von weiterhin wirksamen Kon­kurrenzmechanismen) allein aus ihrer bereits vorhandenen Qualifikation abgeleitet. Der am Markt zu erzielende Preis berücksichtigte nicht die kategorialen Interessen der Branche oder gar der Ge­sellschaft, d.h. es gab keinen Mechanismus, der den Erhalt der zur künftigen Erledigung von Bau­arbeiten erforderlichen Qualifikation sicherstellte. Entsprechend brach das quantitative Qualifizie­rungsniveau ein; die vorhandene Qualifikation wurde lediglich verzehrt, aber nicht reproduziert.

23Selbst in von kritischem Duktus geprägten Arbeiten sind solche Positionen schon vorgedrungen. Bosch und Zühlke- Robinet (2000, z.B. 23f; auch: 140f und 264f) referieren zunächst: "Aus der Sicht mancher Unternehmen ist das umfangreiche Regulierungssystem zu einer Fessel im zwi­schenbetrieblichen Wettbewerb mit in- und ausländischen Konkurrenten geworden". Dann aber kommen sie zu der – argumentativ nicht weiter belegten – Überzeugung: "Da die Sozialpartner nicht völlig gegen den Markt regulieren und gegenüber dem Anpassungsbedarf resistent sein kön­nen, werden sie ihre Interessen neu arrangieren und ausbalancieren müssen" (24; auch: 265). Im Spannungsverhältnis der beiden Zitate, die in unmittelbarem räumlichen und argumentativen Zu­sammenhang stehen, wird die Richtung, in der das neu zu findende Arrangement zu suchen ist, prädeterminiert.

24Zum Beispiel beginnen Gerhard Bosch und Klaus Zühlke-Robinet (2000, 31) ihre Untersuchung zur Soziologie und Ökonomie der Baubranche mit der Feststellung: "Ohne genaue Kenntnis ihrer wirt­schaftlichen Situation kann man die Arbeitsmarktsituation in einer Branche nicht verstehen. Diese Selbstverständlichkeit gilt für das Baugewerbe wegen einer Reihe von Besonderheiten noch mehr als in anderen Branchen."

25So vermerkt Sebestyén (1998, 1) ausdrücklich: "Construction is an economic sector in the same way as, for example, car manufacturing or electric generation" (zit. nach Syben 1999b, 59, wo üb­rigens auch darauf hingewiesen wird, dass die Herausstellung der Besonderheiten der Bauproduk­tion vor allem in Deutschland – nicht aber in den Arbeiten aus der ehemaligen DDR – betrieben werde, während sie in anderen Ländern keine oder wenigstens keine so explizierende Rolle spiele).

26In dieser Position kommt aber auch sehr gut die Auffassung zum Ausdruck, nach der es eine über­geordnete Rationalisierungslogik nicht nur bezüglich der prinzipiellen kapitalistischen Verwertungs­notwendigkeit gibt, sondern auch bezüglich des historischen Fortgangs der Rationalisierungswei­sen. So heißt es in der gleichen Quelle weiter: "Diese Ungleichzeitigkeiten der technischen Entwick­lung finden vor allem darin ihren Ausdruck, daß heute in der Industrie Produktionsmittel unter­schiedlichster technischer Reifegrade nebeneinander bestehen" (19). Wesentlich dafür seien die prozessualen Bedingungen, die sich durch spezifische Mechanisierungsbedingungen auszeichneten (63). Die Debatte ob der Haltbarkeit der Auffassung, es existiere eine alle Sektoren umfassende Rationalisierungsfolge, wonach einfach nur zu unterscheiden sei zwischen entwickelteren und we­niger entwickelten Sektoren, wird weiter unten noch geführt.

27Obwohl die Verwendung des Begriffs "Lebenszyklus" inzwischen üblich ist, um die Gesamtnut­zungsdauer eines Bauwerks von der Errichtung bis zum Abriss auszudrücken, darf doch nicht die Unsinnigkeit dieses Begriffs kommentarlos übergangen werden, ist sie doch Zeichen einer nicht nur sprachlichen, sondern auch inhaltlichen Unausgegorenheit in der bezüglichen Literatur. Richter (2001, 46f) distanziert sich demnach richtigerweise von der Verwendung wenigstens des Teilbe­griffs "Zyklus", weil damit eben nicht eine Gesamtnutzung, sondern nur verschiedene Phasen wo­möglich unterschiedlicher Nutzung sprachlich gemeint sein können. Als Ingenieur versäumt er al­lerdings, die Distanzierung auch auf den anderen Teil des Begriffs, also "Leben", zu beziehen. In dieser Arbeit werden in kritisch-polemischer Distanzierung von beiden Wortteilen für die zu unter­scheidenden Phasen der Nutzung der Begriff in Anlehnung an Richter "Nutzungsphasen" und für die als "Leben" fehlbezeichnete Gesamtnutzung der Begriff "Gesamtnutzungsdauer" verwendet.

28Als Rückbau wird das Ende der Nutzbarkeit oder der Nutzungsdauer eines Bauwerks bezeichnet. Das Ende dieser Gesamtnutzungsdauer kann dabei sowohl die technische als auch die moralische Brauchbarkeit bzw. Verwertbarkeit bezeichnen. Das kann gleichbedeutend sein mit Zerstörung oder auch mit Recycling. Gerade in Bezug auf die ökologische Nachhaltigkeit der Bauproduktion wird seit einiger Zeit intensiv an einer Wiederverwendbarkeit von Bauwerken nach ihrem Rückbau gear­beitet. Dies hat Auswirkungen auch auf die bei der Errichtung eines Bauwerks verwendete Technik und die zum Einsatz kommenden Materialien. Beides hat wiederum Folgen für die erforderliche Qualifikation der Beschäftigten.

29Die Behauptung von Bosch und Zühlke-Robinet (2000, 13), Baugewerbe sei genau wie Bauwirt­schaft "nicht abschließend definiert", ist daher im Sinne der statistischen Erfassung und Abgren­zung nicht korrekt.

30Die neuen Bereiche "vorbereitende Baustellenarbeiten" und "Hoch- und Tiefbau" entsprechen weit­gehend dem früheren Bauhauptgewerbe. Zwar ist es so auch mit der neuen Systematik möglich, zwischen Bauhaupt- und Ausbaugewerbe zu unterscheiden (Syben 1999b, 17), jedoch schätzt die IG BAU (Wirtschaftsdaten ... z.B. 1999, 8) eine um 7 vH niedriger ausgewiesene Beschäftigtenzahl im neu zu konstruierenden Bauhauptgewerbe (also den beiden neuen Abteilungen, in die es aufge­gangen ist), die allein durch die statistische Umstellung verursacht wird. Wesentlich ist die Einord­nung des Stuckateurgewerbes, der Gipserei und der Verputzerei in das "sonstige Baugewerbe", das ansonsten in der neuen Systematik im Großen und Ganzen dem früheren Ausbaugewerbe ent­spricht (siehe auch: Statistisches Bundesamt 1995 und Kockel 1995).

31In einer Studie zu Baukosten und Bauhandwerk im internationalen Vergleich unterscheiden Gluch u.a. (2001, 31f) in Anlehnung an Schleyer (1997) zwischen dem fachorientierten Konzept in Deutschland, Österreich und Luxemburg, dem sektor- bzw. größenorientierten Konzept in Frank­reich und Italien (ähnlich in den Niederlanden) und dem künstlerisch orientierten Konzept in Groß­britannien und Irland (eingeschränkt auch in Spanien und Portugal).

32 Es erfolgt also nicht die in Deutschland ansonsten auch gebräuchliche Orientierung an der forma­len Unterscheidung nach der Eintragung in die Handwerksrolle; siehe z.B. Bosch und Zühlke-Robi­net (2000, 71), wo lapidar gesagt wird: "Was unter Handwerk zu verstehen ist, wird durch ein Ge­setz, die 'Handwerksordnung', festgelegt. Betriebe – unabhängig von ihrer Größe und ihrer Tätig­keit – gehören zum Handwerk, wenn sie in die Handwerksrolle eingetragen sind." Siehe dazu auch die vorangehende Fußnote.

33In den meisten der vorliegenden Untersuchungen, die sich auf den Bausektor in welcher sprachli­chen Fassung auch immer beziehen, werden Aussagen – sofern sie sich auf verfügbares Datenma­terial beziehen – in Wirklichkeit nur zum Bauhauptgewerbe gemacht (z.B. die Arbeiten von Bosch und Zühlke-Robinet; wo Syben mit Zahlen operiert, bezieht er sich ebenfalls auf das Bauhauptge­werbe, gelegentlich sogar – zur Herausstellung besonderer Spezifika – auf den Hoch- oder gar den Rohbau als Teil des Bauhauptgewerbes; ebenso: Janssen, Richter 1983). Das liegt an der skizzier­ten besseren statistischen Verfügbarkeit der Zahlen in diesem Bereich im Gegensatz zum Ausbau­gewerbe. Das ist problematisch insofern als es erhebliche und auch strukturelle Unterschiede zwi­schen diesen beiden Teilbereichen des Baugewerbes gibt. Wo möglich wird dies im weiteren Ver­lauf dieser Arbeit thematisiert.

34Bis zur Fusion mit der Gewerkschaft Gartenbau, Landwirtschaft und Forsten (GGLF) zum 1. Januar 1996 hieß die IG BAU Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden (IG BSE).

35Schon 1987 konnte Gerd Syben deshalb sagen: "Das Baugewerbe mit seinen großen Beschäfti­gungsverlusten gilt seit Jahren als eine der Krisenbranchen der westdeutschen Wirtschaft schlecht­hin" (Syben 1987, 672). Rußig u.a. (1996, 1) bezeichnen fast zehn Jahre später die Phase von Mit­te der siebziger bis Ende der achtziger Jahre als "Strukturanpassungskrise" und folgen damit Gold­berg (1991, 28f), der schon fünf Jahre vorher von einer "Strukturkrise" gesprochen hatte. Weitere zwei Jahre später unterstreicht Syben (1998, 15) seine Aussage aus den achtziger Jahren: "Lage und Perspektive der deutschen Bauwirtschaft kann man gegenwärtig wohl kaum anders als drama­tisch nennen."

36Siehe zu den folgenden Aussagen ausführlich und mit umfangreichem Datenmaterial belegt: Bosch, Zühlke-Robinet (2000); Hauptverband ... (a und b); Hochstadt u.a. (1999, 119ff); Statis­tisches Bundesamt (verschiedene Reihen); Zentralverband ... (a und b).

37Schneider u.a. (1982, 30ff) unterscheiden sowohl nach direkter und indirekter Verflechtung als auch auf der Ebene der direkten Verflechtung nach Output- und Inputverflechtung. Outputverflech­tung steht für den Absatz des Baugewerbes an andere Wirtschaftszweige, Inputverflechtung für die Lieferungen anderer Wirtschaftszweige an das Baugewerbe. Mitte der siebziger Jahre waren die Sektoren Steine und Erden (also z.B. Herstellung von Zement, Kalk, Gips und Gewinnung von Bau­material), Stahl- und Leichtmetallbau, übrige marktbestimmte Dienstleistungen sowie Holzbe- und -verarbeitung mit einem Anteil von fast 60 vH die wichtigsten Zuliefererbranchen. Für den Zeitraum von 1970 bis 1975 können Schneider u.a. (ebd., 34) keine wesentliche Verschiebung der nomina­len Vorleistungsstruktur des Baugewerbes feststellen und im insgesamt erfassten Zeitraum hat sich der Vorleistungsanteil (in vH des Produktionswertes) zwar stärker erhöht als im Waren produzie­renden und im verarbeitenden Gewerbe, liegt aber insgesamt noch deutlich unter dem dort er­reichten Niveau (1960: WPG = 58,5 vH, VG = 61,4 vH, Baugewerbe = 45,3 vH; 1979: 60,4; 62,0 und 49,4 vH). Allerdings verbirgt sich hinter dem Globaldatum eine sehr unterschiedliche Entwick­lung im Bauhaupt- bzw. Ausbaugewerbe. Im Bauhauptgewerbe erhöhte sich der Vorleistungsanteil von stark unterdurchschnittlichen 42,2 vH stark auf 49,0 vH, im Ausbaugewerbe dagegen ging die­ser Wert von einem höheren, wenngleich noch immer unterdurchschnittlichen Niveau (52,4 vH) auf 50,3 vH zurück (ebd., 33).

38Aktuell ist davon nur der Straßenbau ausgenommen, der sich übrigens wieder zu einer Schönwet­terbranche zu verändern scheint – jedenfalls deuten die Zahlen das an, aus denen eine zunehmen­de Konzentration der entsprechenden Tätigkeiten auf die Monate außerhalb der Schlechtwetterpe­riode abzulesen ist.

39Karl Robl, Bundesgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, rechnet für 2002 mit einem weiteren Rückgang der Investitionen um zwei bis drei Prozent, was lediglich eine Verlangsamung des Rückgangs bedeuten würde (2001 schrumpfte das Bauvolumen um 6 vH). Ebenso rechnet er mit einem weiteren gleichfalls nur gebremsten Stellenabbau, der 2001 schon 110.000 betrug, womit erstmals die Millionengrenze (2001 betrug die registrierte Gesamtbeschäfti­gung im Baugewerbe 940.000) unterschritten wurde. Vor allem der Rückgang im Wohnungsbau sei für diese Entwicklung verantwortlich (NRZ, 9.1.2002). In einer weiteren Meldung wird der Stellen­abbau für das Jahr 2002 auf bis zu 60.000 prognostiziert (NRZ, 11.1.2002).

40Allein im Jahr 2001 ging die Zahl der genehmigten Wohnungen um 16,5 vH gegenüber dem Vor­jahreswert zurück. Besonders stark sanken dabei die Neubauvorhaben für ein Ein- und Zweifami­lienhäuser, wo der Rückgang 17,2 vH bzw. 19 vH betrug (NRZ, 20.03.2002).

41Siehe dazu die zahlreichen Veröffentlichungen zu den besonderen Produktionsbedingungen des Baugewerbes. Insbesondere fällt darunter die unter dem Schlagwort vom Bereitstellungsgewerbe gefasste besondere Abhängigkeit von vorgelagerten Entscheidungen, die von den Baubetrieben weitgehend vorgefunden werden und nicht beeinflusst werden können (jüngst: Bosch, Zühlke-Ro­binet 2000; Syben 1999b).

42Wie oben bereits dargestellt, wird nach der neuen statistischen Systematik WZ 93 (NACE Rev. 1) nicht mehr zwischen Bauhaupt- und Ausbaugewerbe unterschieden. Beide werden im Kapitel 45 ("Baugewerbe") zusammengefasst (Hochstadt u.a. 1999, 120; Hauptverband ... a 1996, XV f). Zu den statistischen Schwierigkeiten siehe den einleitenden Abschnitt zu diesem Kapitel.

43Dieser hohe und vor allem um beinahe ein Viertel gestiegene Anteil der sonstigen Produzenten­gruppen ist ein wichtiger Hinweis auf den zunehmenden Grad der intersektoralen Verflechtung. Die Bauwirtschaft hängt in diesem Sinne stärker von anderen Wirtschaftszweigen ab, und dies gilt auch umgekehrt. Der steigende Vorleistungsanteil ist nicht zuletzt Ergebnis dieser Entwicklung.

44Auch im Westen Deutschlands liegt ein im internationalen Vergleich noch immer hohes Niveau von Bautätigkeit bezogen auf die Einwohnerzahl vor. Selbst der zuletzt schwächelnde Wohnungsbau bewegt sich auf historisch höchstem Niveau. Es ist also – zynisch formuliert – noch erheblicher Spielraum nach unten vorhanden, zumal entsprechende Subventionen (z.B. Eigenheimzulage) ins Gerede gekommen sind.

45Diese Gliederung ist ohne Zweifel viel zu grob, um damit die gegebene wirtschaftliche Struktur ei­ner modernen kapitalistischen Gesellschaft auch nur annähernd zu beschreiben, zudem auch irre­führend, weil über die Trennung der Sphären deren Eigenständigkeit und jeweilige Unabhängigkeit suggeriert wird, wo doch z.B. viele Bereiche des so genannten tertiären Sektors unmittelbar vom sekundären Sektor abhängen bzw. schon in sich sehr heterogen sind (Voß, Dombrowski 1998). Die Unterscheidung soll jedoch für den hier betriebenen Zweck der ersten Kategorisierung und der kontroversen Einordnung des Baugewerbes genügen.

46Begreift man die Landwirtschaft als einen naturnahen oder sogar als einen unmittelbar die Natur anwendenden und mithin ursprünglichen Sektor, so gibt es doch einige Parallelen zwischen ihr und der Bauwirtschaft schon in der Produktionsweise bzw. den stofflichen Produktionsbedingungen. Die Bereiche Steine und Erden (also Steinbrüche, Kieselgewinnung und sonstige Baustoffe), die statis­tisch zwar nicht dem Bausektor zugeschlagen werden, aber wenigstens als eng mit ihm verbunde­ne Zulieferbranchen gesehen werden müssen, beuten ebenfalls unmittelbar die Natur aus; und auch die Baubranche selbst muss als naturnaher Sektor gesehen werden (Pahl, Syben 1995) – mit den entsprechenden Konsequenzen.

47Mit dieser Trennung soll nicht der z.B. von Bechtle (1980) kritisierten Ableitungstradition das Wort geredet werden. Es geht also nicht darum, die in der 'Realanalyse' ermittelten konkreten Befunde der 'wirklichen Bewegung' des gesellschaftlichen Produktionsprozesses unterzuordnen, wie Bechtle (ebd., 1) reichlich sarkastisch polemisiert. Es muss jedoch das Verhältnis, das sehr wohl zwischen Allgemeinem und Konkretem besteht, in jedem Fall erst ermittelt werden; denn: "Die Dynamik der Produktivkraftentwicklung ist in dem Widerspruchsverhältnis von Kapital und Arbeit begründet und äußert sich in den Widersprüchen zwischen 'Arbeitsbedingungen' (objektive Ebene) und dem 'Ar­beitsvermögen' (subjektive Ebene) im 'Arbeitshandeln'" (Richter 1990, 3f; siehe auch: Ders. 1992).

48Das Konzept der Normalität wird an anderer Stelle eingehend untersucht. Dahinter verbirgt sich nämlich ein für die hier zu führende Debatte zentral wichtiger ideologischer Komplex.

49In einer noch früheren auf derselben Studie basierenden Veröffentlichung dieser beiden in Zusam­menarbeit mit weiteren Autoren wurden bereits ganz ähnliche Kategorisierungen vorgenommen (siehe z.B. Angermeier 1981, 71ff). Die nur wenige Absätze bzw. Seiten kurze Darstellung darf als Hinweis darauf verstanden werden, dass die Autoren die Bedeutung der Spezifika des Bausektors nicht sehr hoch bewerten. Dies mag auch daran liegen, dass von ihnen im- und explizit ein allge­meines Rationalisierungsmuster bzw. eine allgemeinen Grundsätzen folgende Rationalisierungsge­schichte formuliert wird. Etwaige Besonderheiten des Bausektors können so bestenfalls als Aus­druck eines historischen Standes, keinesfalls aber als differentes Rationalisierungsmuster verstan­den werden. Damit befinden sie sich in bester Gesellschaft, denn wie oben kurz vermerkt, vertra­ten Kern und Schumann schon früher die gleiche Ansicht. Überhaupt muss diese Position als ty­pisch für die industriesoziologische Forschung dieser Zeit gesehen werden. Im Fall der Bauarbeit wird sie zudem noch gespeist durch tatsächliche "Taylorisierungsversuche", die in der Zeit der Un­tersuchung von Janssen und Richter datieren (Pahl u.a. 1995, 3).

50In durchaus kritischer Distanzierung von eigenen früheren Annahmen kommt Wolfgang Richter (1990, XVI) ein knappes Jahrzehnt später bei Betrachtung der Zahlenreihen zu dem Schluss, "daß etwa vermutete Konzentrationsprozesse, analog zu anderen Branchen, so nicht stattgefunden und jedenfalls nicht zu Buche geschlagen haben".

51Zur Debatte der Rolle der Kleinbetriebe in der Baubranche siehe weiter unten in diesem Kapitel.

52Diese Arbeit orientiert sich sehr stark an der statistischen Erfassung der Branche und der Interpre­tation der damit zu gewinnenden Daten. Ähnliche Ansätze verfolgen auch Schneider u.a. (1982) und Rußig u.a. (1996).

53In einer weiteren etwa zur selben Zeit durchgeführten Studie, in der die Bauwirtschaft in Frank­reich, Großbritannien und Spanien untersucht wird, kommen Eisbach und Goldberg (1992, 5) zu einem identischen Ergebnis: "Die Baumärkte sind trotz einiger spektakulärer international abgewi­ckelter Projekte bis jetzt national geschlossene Märkte geblieben. Bauten sind keine international handelbare Ware. Daher tragen die Strukturen und Konzepte der Bauwirtschaft in hohem Maße den Stempel der jeweiligen nationalen und wirtschaftlichen Bedingungen und Traditionen und un­terscheiden sich erheblich voneinander. Die natürlichen Bedingungen der Bauproduktion kenn­zeichnen die bauwirtschaftliche Realität der Länder offensichtlich in geringerem Umfang als die all­gemeinen sozioökonomischen Merkmale." In der weiteren Auseinandersetzung in der hier vorlie­genden Arbeit wird gerade die diese Feststellung unterstreichende dort ermittelte Divergenz zwi­schen Frankreich und Deutschland mit einer weiteren Studie jüngeren Datums zumindest partiell infrage gestellt (siehe dazu die Ausführungen direkt im Anschluss).

54In der eben zitierten Arbeit von Eisbach und Goldberg wird in Bezug auf den weiträumigen Trans­port der Produktionsfaktoren, worunter in erster Linie Arbeitskräfte gefasst sind, noch vermutet, dass "mit einer Internationalisierung der Bauwirtschaft wohl nicht gerechnet werden (muß)" (ebd., 6). Gleichwohl wird ein beschleunigter Prozess der internationalen Unternehmensverflechtung ge­rade in der Bauwirtschaft konstatiert, ohne dass damit aber die nationalen Baukonzepte berührt würden (ebd., 6f).

55Nach einer Aufstellung der IG BAU standen die Unternehmen Holzmann (Umsatz 1998: 4.953 Mio. Euro), Bilfinger + Berger (4.756 Mio. Euro), Walter Holding (4.602 Mio. Euro), Heidelberger Ze­ment (3.912 Mio. Euro) und Hochtief (3.139 Mio. Euro) an der Spitze der deutschen Bauunterneh­men, die aber in der europäischen Hitliste erst ab Platz 13 zu finden sind. Dort dominieren die gro­ßen französischen Konzerne Bouygues (14.788 Mio. Euro), Lafarge (9.802 Mio. Euro), SGE (8.012 Mio. Euro) und GTM (7.376 Mio. Euro), gefolgt von Skanska (S), Wolseley (GB), Holderbank (CH), RMC Group (GB), BICC (GB) und CRH (IRL). Weltweit wiederum sind auf den ersten zehn Plätzen ausschließlich japanische und französische Unternehmen zu finden, mit Bouygues am oberen und GTM am unteren Ende (IG BAU, Wirtschaftsdaten ... 2000, 55). Allerdings verweist gerade "der Fall Holzmann" auf die kurze Halbwertszeit solcher rankings.

56Unter den Überschriften "Die Branche setzt die Akzente ..." (303) und "... der nationale Rahmen bestimmt die Nuancen" (307) betonen Voswinkel u.a. (1996) in Bezug auf ihre Ergebnisse "ein be­merkenswertes Maß an Gemeinsamkeiten bei der Regulierung der Arbeitsverhältnisse in zwei so unterschiedlichen Branchen wie dem Bau- und dem Gastgewerbe und in zwei Ländern, bei denen von recht uneinheitlichen Grundmustern der Arbeitsbeziehungen ausgegangen werden muß" (303). An anderer Stelle heben Lücking und Voswinkel (1996, 63) im selben Forschungszusammenhang hervor: "Struktur und Entwicklungsprozesse beider Branchen weisen zwischen Deutschland und Frankreich mehr Ähnlichkeiten als Differenzen auf".

57Im englischen Originaltext ist nicht von Lohnarbeitsverhältnissen, sondern von wage relations die Rede (wie in der französischen Fassung: relations salariales). Erst in der deutschen Fassung taucht das Lohnarbeitsverhältnis auf, das dort aber nicht entwickelt, sondern nur kategorisiert wird. Es steht für die Totalität der das allgemeine Arbeitsverhältnis tragenden oder ausmachenden gesell­schaftlich bestimmten Bedingungen (siehe die verschiedenen Veröffentlichungen aus dieser For­schungsrichtung: Belkacem, Gerardin 1996; Clarke 1993 und 1998; Clarke, Harvey 1996; Clarke, Janssen 1998; Hochstadt 1997a und b und 1998; Hochstadt, Janssen 1998; Janssen 1995, 2000 und 2001).

58Bestätigend Hochstadt und Janssen (1998, 94) im selben Forschungszusammenhang: "Wesentli­ches Ergebnis unserer Untersuchung ist die aus transnationaler Sicht weitgehende Einheitlichkeit der Lohnarbeitsverhältnisse in Deutschland. Die ermittelten Lohnformen sind sich zumindest sehr ähnlich. Gerade hier gibt es darüber hinaus eine große Ähnlichkeit mit den französischen Verhält­nissen in bezug auf den Grad der jeweiligen Homogenität. Dagegen fällt Großbritannien mit seinen weitgehend ungeregelten, zumindest aber sehr disparaten Verhältnissen aus dem Rahmen."

59Doch scheinen sich die so beschriebene Wirkungsweise und die Funktion der Zirkulationssphäre mit den neuen Technologien zu modifizieren: Selbst in früher von Fließfertigung geprägten Branchen, die so ein hoch standardisiertes Produkt erstellten, das, wenn überhaupt, nur in sehr begrenztem Maße auf Kundenwünsche zugeschnitten war, sind flexible Fertigungsmethoden heute sehr verbrei­tet. Um das klassische Beispiel der Automobilbranche zu nehmen: Die Produktion des Modells Thin Lizzy bei Ford war derart stark standardisiert, dass jede Änderung am Produkt während des Pro­duktionsprozesses unmöglich war. Henry Ford soll einmal gesagt haben: "Sie können das Auto in jeder Farbe haben, Hauptsache, es ist schwarz." Heute ist es über den Einsatz der Mikroelektronik möglich, die Ausstattung eines Autos so weitgehend auf die Bedürfnisse des Kunden abzustimmen, dass innerhalb einer Produktionslinie ganz verschiedene Endprodukte entstehen. Der Trick dabei ist eine subtile Standardisierung bei gleichzeitigem Höchstmaß an Varianz in der Kombination der ver­schiedenen Teile (vgl. Kern, Schumann 1986, 40ff). Bei Gorz (1986, 128) heißt das: "Die Herstel­lung absolut identischer Produkte in großen Serien ist virtuell veraltet." Syben (1987, 769) stellt das in der Baubranche bereits realisierte Ziel der Losgröße 1 heraus, das in der stationären Ferti­gung noch das kaum erreichte Ideal sei.

60Tatsächlich herrscht in der Literatur weitgehende Übereinstimmung bezüglich der Charakterisie­rung der Bauproduktion als Prototypproduktion bzw. Einzelfertigung. Seit einiger Zeit gibt es aber Hinweise darauf, dass (nicht erstmalig) verstärkt versucht wird, dieses Charakteristikum, das die Betriebe schon lange "quält", in seiner Bedeutung zurückzudrängen. Insbesondere zählen dazu die Versuche, über standardisierte Vorfertigung und parallelisierte Fertigungsschritte bei insgesamt stärker vereinheitlichter Gesamtabwicklung Serieneffekte herzustellen (Syben 1999b).

61Es gibt jedoch Autoren (z.B. Syben), die auch heute noch eine besonders schwierige Marktlage ge­rade für die Mittelbetriebe konstatieren. Eine Sonderrolle des deutschen Baugewerbes sehen Eis­bach und Goldberg (1992, 8): Über die Polarisierung der Unternehmensstruktur mit kleinen spezia­lisierten Unternehmen auf der einen Seite und (an Marktmacht und Größe) wachsenden größeren Unternehmen gerieten die mittleren Anbieter
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