Die Kongregation der Schwestern



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1. Im Krimkriege.


Die skandinavische Schriftstellerin Helene Nyblom schrieb im Jahre 1903: "Als die englische Miß Nightingale im Krimkrieg mit ihrem vielen Gelde und ihrem guten Herzen zur Armee reiste, um den Verwundeten zu helfen, gewann sie die Sympathie der ganzen Welt. Teils war ihre Aufopferung so schön, und teils war es so etwas Ungewöhnliches, daß so etwas von einer protestantischen Dame ausgeführt wurde. Zu gleicher Zeit, da Miß Nightingale in der Krim war, schickte Frankreich eine Schar Vinzenzschwestern nach der andern hinüber. Davon stand nichts in den Zeitungen. Es war ja jahrhundertelang etwas Gewöhnliches, daß diese Schwestern sich opferten. Sie hatten auch kein eigenes Vermögen, keinen Namen. Sie sind jede für sich eine Nummer in der Barmherzigkeitsarmee." 169)

Diese etwas bitteren Worte sind nicht ganz ohne Berechtigung, wenn man an die überschwenglichen Lobeserhebungen denkt, mit der damals und bis in die neueste Zeit hinein die zweifellos hochverdiente und tapfere Engländerin, die Begründerin des englischen Krankenpflegewesens, überschüttet wurde, während man vergebens nach einer bescheidenen Anerkennung der Dienste der katholischen Krankenschwestern in der Literatur über den Krimkrieg sucht. Der im Jahre 1854 zwischen Rußland und der von England und Frankreich unterstützen Türkei ausgebrochene sog. Krimkrieg ist für die Geschichte der Kriegskrankenpflege deshalb von besonderem Interesse, weil hier schon vor der Genfer Konvention von den Franzosen zum erstenmal der Versuch gemacht wurde, weibliche Hilfskräfte in ausgedehnterem Maße als bisher 170) in den Ambulanzen des Kriegsschauplatzes zu verwenden. Während die Engländer anfangs für ihre Truppen nicht die geringste hygienische Vorsorge getroffen hatten 171), gewann die französische Heeresverwaltung eine Anzahl Ordensschwestern für die Feldlazarette. Bis Ende November befanden sich in der Krim im französischen Lager 62 Pflegerinnen aus religiösen Genossenschaften 172).

Die französische Regierung hatte von der jungen Niederbronner Genossenschaft zehn Schwestern für den so weit entfernten Kriegsschauplatz begehrt. So viel konnte das von allen Seiten in Anspruch genommene Mutterhaus zwar nicht abgeben, immerhin schickte Mutter Alphons fünf mutige, zu jedem Opfer bereite Schwestern mit der französischen Expedition. Unter ihnen befand sich die spätere Darmstädter Oberin Schwester Bonaventura, die nachher ihren Mitschwestern oft von den ausgestandenen Leiden und Entbehrungen erzählte. Eine Organisation des Sanitätsdienstes im neuzeitlichen Sinne war natürlich nicht vorhanden; wegen der zu rasch erfolgten Kriegsausrüstung fehlte es am Nötigsten. Die Belagerung von Sebastopol während einer heftigen Kälteperiode vermehrte die Zahl der Kranken. Dazu wütete die Cholera in schrecklicher Weise unter den Truppen. Teilnehmerin war auch die im Jahre 1885 als Oberin zu Speyer verstorbene treffliche Schwester Lucia. Von ihr meldet der unbekannte Verfasser ihres schönen Lebensbildes 173): "Mit andern Schwestern ihrer Kongregation folgte sie der französischen Armee vor Sebastopol zur Pfleger der verwundeten Soldaten. Nur selten und höchst ungern konnten ihr über das dort Erlebte einige Worte entlockt werden. Die Szenen traten zu grauenhaft vor ihre Seele. Sie selbst half verwundete und verstümmelte Soldaten mitten aus dem Kugelregen in die Lazarette tragen. Unter den dort Verwundeten und von ihr Gepflegten befand sich auch ihr eigener Bruder."

2. Im italienisch-österreichischen Kriege von 1859.

In diesem für Österreich so unglücklich verlaufenen Kriege war es die Filiale zu Wien, welche auf Verlangen des Kriegsministeriums eine Anzahl Schwestern mit dem österreichischen Heere nach der Lombardei sandte 174). Unter ihnen befand sich nachweislich Schwester Maria Bona, die auch im Kriege von 1870/71 in bayrischen Feldlazaretten tätig war und im Jahre 1880 (30. März) im Militärlazarett zu Straßburg verstarb und unter militärischen Ehren bestattet wurde. Desgleichen gingen von Niederbronn aus mit der französischen Armee mehrere Pflegerinnen, unter denen sich wiederum die erprobte und mutige Schwester Bonaventura befand.



3. Der deutsch-dänische Feldzug von 1864.

Bei Ausbruch der schleswig-holsteinischen Kriegswirren forderte der Kardinal Rauscher, der die Wiener Niederlassung der Niederbronner Schwestern von Anfang so sehr begünstigte und der Kongregation in der Wiener Erzdiözese eine schnelle Verbreitung wünschte, die Oberin des Wiener Hauses, Schwester Theophil, auf, dem Kaiser direkt eine Anzahl von Schwestern zur Verwundetenpflege anzubieten 175). Der Kardinal stellte es als gewiß hin, daß man am kaiserlichen Hof wenigstens 20 Schwestern begehren würde; tatsächlich verlangte ein kaiserlicher Adjutant diese Zahl. Da aber die Wiener Filiale so viele Schwestern allein nicht stellen konnte, mußte das Mutterhaus Schwestern aus andern deutschen Häusern aussuchen, die der mühseligen Aufgabe der Etappenlazarettpflege gewachsen waren. Das nahm einige Zeit in Anspruch. Am 15. Februar hatte die Wiener Oberin Schwester Theophil die Hilfe ihrer Kongregation angeboten. Da sich aber bereits zahlreiche andere religiöse Genossenschaften gemeldet hatten 176), nahm das Kriegsministerium das Anerbieten zwar dankbar an, behielt sich aber vor, "erst im Falle weiterer Notwendigkeit von dem Angebot tatsächlichen Gebrauch zu machen und zählt für diesen Fall auf die opfervolle Bereitwilligkeit" der Kongregation. Mittlerweile waren von Karlsruhe die Schwestern Afra und Gunthilde, von Heidelberg Schwester Godberta, von Darmstadt Schwester Eustachia und Adolpha in Wien eingetroffen. Wenn diese und andere Schwestern des Wiener Hauses auch nicht mehr dem Heere nach Schleswig folgen konnten, so fanden sie doch in den Schlössern der Fürsten Auersperg und Kinsky, die man zu Lazaretten eingerichtet hatte, auf Monate hinaus reichliche Beschäftigung. Der Feldzug war so schnell beendigt, daß das Kriegsministerium weitere Pflegerinnen im Felde nicht mehr zu begehren brauchte. Es waren übrigens, wie Schwester Theophil am 5. März nach Niederbronn berichtete, vom böhmischen, österreichischen und ungarischen Hochadel soviele Lazarette eingerichtet worden, daß man sich förmlich um die Verwundeten riß.

Zwei Jahre später, als der deutsche Bruderkrieg entbrannte, sollten die Schwestern reichlichere Gelegenheit zur Betätigung ihres Pflegedienstes erhalten.

4. Der Krieg von 1866.

Nur die Nachrichten über die Tätigkeit von Schwestern hessischer und bayrischer Häuser in diesem Kriege liegen vor, da das Wiener Haus sich kurz vor Ausbruch des Krieges vom Mutterhause getrennt hatte.

Am 2. Juli 1866 stellte das Ordinariat der Erzdiözese München-Freising im Auftrag der Stadtkommandantschaft von München an die Generaloberin zu Niederbronn die Anfrage, ob und unter welchen Bedingungen sie geneigt wäre, für die Feld­- und Landspitäler Pflegepersonal zu stellen. Umgehend (6. Juli) erklärte sich Schwester Alphons bereit, für die Lazarette Münchens 14 Schwestern, die sofort abreisten, zur Verfügung zu stellen. "Sollte aber diese Zahl nicht hinreichen, so bitte ich um baldigen Bericht, dann werde ich all mein Möglichstes tun und diese Zahl vergrößern. Gemäß unsern Statuten haben wir für die Ausübung all dieser Werke der Barmherzigkeit keine andern Bedingungen zu stellen als die Vergütung der Reisekosten der Schwestern und den Unterhalt einer stärkenden Nahrung in solcher Anstrengung."

Diese Schwestern wirkten unermüdlich in den Lazaretten, die man in ihrem Haus zu München, dem sog. Vinzentinum, sowie in Holzbaracken und in den Nachbarhäusern untergebracht hatte. Die Königinmutter, welche die Kranken besuchte, sprach den Schwestern in warmen Worten ihre vollste Anerkennung aus.

Die hier gepflegten Verwundeten kamen alle aus den blutigen Gefechten bei Kissingen (10. Juli) und Aschaffenburg (14. Juli). Am Tag nach dieser Schlacht begehrte Graf Görz, Angehöriger des Johanniterordens, telegraphisch bei der Oberin des Darmstädter Hauses, Schwester Bonaventura, einige Schwestern. Sofort leistete die ebenso energische als umsichtige Oberin dem Rufe Folge und machte sich mit den Schwestern Marceana, Franka, Eulalia, Cypriana auf die Reise. Als sie in Dieburg anlangten, war die weitere Bahnverbindung gesperrt. Die freiwillige Sanitätskolonne von Dieburg requirierte sofort einen Wagen, mit dem die Schwestern dem Schlachtfelde zueilten. In Stockstadt aber wurden sie von einem preußischen Offizier als "Kriegsgefangene" erklärt, falls sie nicht umkehrten. Mit dem Hinweis auf das Telegramm des Grafen Görz weigerte Schwester Bonaventura sich entschieden, umzukehren. Sofort umgaben den Wagen 6 Mann mit geladenem Gewehr und eskortierten die Schwestern nach Aschaffenburg, wo sie im Lauf des Nachmittags ankamen und drei Stunden auf dem Stiftsplatz unter militärischer Bewachung warteten, bis Graf Görz sie aus der mißlichen Lage befreite. Die Schwestern wurden dann in das Militärlazarett und in die Forstakademie geführt, wo die ersten Verwundetentransporte ankamen. Sofort ging es an die traurige Arbeit; bis am nächsten Morgen waren 300 Mann mit Hilfe der Sanitätskolonne von Schmutz gereinigt und verbunden. 150 Mann, die leichtere Verwundungen hatten, wurden in die Kaserne übergeführt, während 150 Schwerverwundete bis Mitte September in der Pflege der Schwestern im Militärlazarett blieben. Nachträglich war auch noch die junge Schwester Leonie in Aschaffenburg angelangt. Ein Teil der Verwundeten des hiesigen Lazaretts kam nach Darmstadt in das ebenfalls von Niederbronner Schwestern geleitete Barackenlazarett, der andere Teil wurde nach Fürstenau gebracht, wo die Schwestern Gorgonia und Cypriana bis Ende September weiter pflegten.

Im eigenen Hause in Darmstadt hatten die Schwestern ebenfalls ein Lazarett eingerichtet, in dem an 60 Verwundete, meistens österreichische Italiener, liebevolle Aufnahme fanden. Auch in der städtischen Turnhalle und im großherzoglichen Palais pflegten die Töchter von Niederbronn. Viele wurden auch an andere Orte gerufen, so nach Lohr, Rothenfels, Neubrunn, Babenhausen, Fehlheim, wo nicht bloß Verwundete, sondern auch an ansteckenden Krankheiten daniederliegende Soldaten, meist cholerakranke, der Pflege bedurften. Zwei Schwestern waren im Schlosse zu Erbach tätig.

Durch unermüdliche, rastlose Aufopferung zeichnete sich Schwester Bonaventura aus. Die äußere Anerkennung von höchster Seite ließ nicht lange auf sich warten. Am 10. Februar wurde ihr durch den österreichischen Gesandten in Darmstadt, Graf Honosz, das goldene Verdienstkreuz mit der Krone mit beifolgendem Schreiben überreicht:

"Hochw. Frau Oberin! Die aufopfernde Fürsorge, welche die verwundeten k. k. Soldaten in dem Kloster, dessen Oberin Sie sind, gefunden, hat Seiner K. K. Apostolischen Majestät volle Würdigung erhalten. Der Gedanke, daß den österreichischen Kriegern in ihren schweren Leiden die sorgsamstem Pflegerinnen zur Seite standen, die mit echt christlicher Liebe unablässig bemüht waren zu lindern und zu trösten, hat Sein väterliches Herz mit aufrichtiger Dankbarkeit für Sie und die übrigen Angehörigen des Klosters erfüllt. Indem ich daher beauftragt wurde, Ihnen als ein Zeichen Allerhöchster Anerkennung das goldene Verdienstkreuz mit der Krone zu überreichen, habe ich gleichzeitig die Bitte an Sie zu richten, den Schwestern Gorgonia, Cypriana, Amalia, Lindana und Tyba den wärmsten Dank Sr. Majestät des Kaisers ausdrücken zu wollen."



5. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 – 1871.

  1. Im Felde.

Von Anbeginn dieses folgenschweren Krieges an hat die Niederbronner Genossenschaft auf seiten beider Kriegführenden all ihre Kraft eingesetzt zur Linderung des großen Elends, in Feldspitälern hinter der Schlachtfront sowohl als in den im ganzen Land zerstreuten Lazaretten.

Betrachten wir zunächst ihre Beteiligung an der Verwundetenpflege in unmittelbarer Nähe der Schlachtfelder.

Gleich nach der Schlacht bei Weißenburg pflegten mehrere Niederbronner Schwestern in einer zu Sulz unterm Wald - dem Hauptquartier des preußischen Kronprinzen - errichteten Feldbaracke. Die in Weißenburg selbst stationierten Schwestern halfen die Verwundeten auf dem Schlachtfelde sammeln und verbinden.

Was die Genossenschaft nach der Schlacht bei Wörth an den Verwundeten tat, haben wir in der Geschichte des Mutterhauses eingehend gewürdigt.

Am 29. Juli 1870 folgten auf Wunsch des bayrischen Kriegsministeriums acht Schwestern dem bayrischen Hauptfeldspital V 177) als Krankenpflegerinnen. Zuerst trat dieses Spital in der badischen Stadt Bretten vom 31. Juli bis zum 28. August in Tätigkeit; die hier verpflegten Verwundeten waren meist kriegsgefangene Turkos aus der Schlacht bei Wörth. Am 28. August rückte das Feldspital der Armee ins feindliche Land nach und machte zunächst in Niederbronn Halt, wo es sich im Kurhaus einrichtete. Die von München aus mitgekommenen Schwestern waren Schwester Tibba, Ludovica, Dalmatie, Gervasia, Castelle, Joel und Claudiana. Ihnen war die bereits in den vorausgegangenen Feldzügen erprobte Schwester Bonaventura als Oberin vorgesetzt worden. Von Niederbronn aus kehrten die Schwestern Joel und Claudiana nach München zurück, sie wurden durch die Schwestern Eugène und Amarine ersetzt.

Am 23. September brach das Etappenlazarett von Niederbronn auf, um langsam dem Heere zu folgen. Am 3. Oktober 178) kam es zu Coulommiers unweit Paris an, vor dem sich das deutsche Belagerungsheer zusammengezogen hatte. "Kaum war das Spital aufgeschlagen", so erzählt Schwester Gervasia, "so kam Befehl, schnell abzubrechen, da das Spital abgefangen werden könne. Wir reisten auf Wägen weiter, kamen in einen Wald und fanden den Weg nicht mehr heraus; da wurde ein Förster mit Gewalt aus seinem Haus geholt und mußte uns den Weg zeigen, bis wir den Wald verlassen hatten." Am 8. Oktober kamen sie in Corbeil a. d. Seine an. Eine Reihe von ihren Bewohnern verlassener Schlösser wurde nun zu Lazaretten eingerichtet, in die sich die Schwestern verteilten. Aus dem Mutterhaus wurden noch andere Schwestern nachgeschickt, da die vorhandenen Kräfte nicht ausreichten. So finden wir in weit auseinanderliegenden Etappenlazaretten die Töchter von Niederbronn an der Arbeit, der sie sich unter großen Entbehrungen und Strapazen unterziehen. Mit den Truppen teilen sie die trostlosen Tage der Belagerungsarmee vor der französischen Hauptstadt. Mehr als eine wurde krank. Schwester Amarine starb als Opfer ihres Berufes den Heldentod. Sie war, als sie das Mutterhaus verließ, kaum von einer schweren Blatternkrankheit genesen. Da warf sie, am Sylvestertag 1870, ein böser Typhus im Etappenlazarett zu Soisy (nördlich Paris) aufs Krankenlager, das sie nicht mehr verlassen sollte. Der Stabsarzt hoffte, sie retten zu können. Noch am 12. Januar schrieb Schwester Bonaventura von Soisy aus der ehrw. Mutter, daß man vorläufig noch beruhigt sein könne, und daß sie in guter Pflege sei. "Sie macht mir", schreibt Schwester Bonaventura, "den Eindruck einer reinen Seele, die der liebe Gott zu sich nehmen will. Sogar der Arzt sagte, das ist eine unschuldige Seele. Sie selbst ist ruhig und gottergeben." Sie hatte die heiligen Sterbesakramente mit solcher Andacht empfangen, daß der Stabsarzt zu Tränen gerührt war. Sie durfte die Heimat nicht wiedersehen. Am 19. Januar ist sie still verschieden. Unter militärischen Ehren fand sie ihre letzte Ruhe auf der Soldatengrabstätte zu Soisy, inmitten der tapfern Krieger, denen sie die letzten Lebensstunden versüßt hatte.

Es waren schwere Tage für die Schwestern im Feldlager vor Paris. Mit beweglichen Worten schrieb Schwester Bonaventura nach dem Mutterhaus 179):

"Ich bitte dringend, uns zwei Schwestern zu schicken, damit wir nicht alle erliegen. Die Beschießung von Paris geht Tag und Nacht fort und so heftig, daß unsere Betten von der Erschütterung sich von der Wand entfernen. Grimmig ist die Kälte. Ach, der Kranken sind so viele, ich komme vom Sterbenden zum andern zum Verbinden; jener wird eben mit den heiligen Sterbesakramenten versehen, und so geht es fort und fort.... O beten, beten Sie für uns; noch haben wir Mut, aber wird die Kraft reichen? Es ist die große Barmherzigkeit Gottes, daß wir uns so opfern können, lauter Gnade. Wird auch für uns die Erlösung schlagen? Ja, wir hoffen und vertrauen auf Gottes mächtigen Beistand; ich bin nicht undankbar gegen den lieben Gott. Nie, nie hätte ich geglaubt, daß ich nach so vielen Leiden, noch bei solchen Strapazen, Mut und Kraft hätte. Beten Sie für uns alle, daß alles zur größeren Ehre Gottes und zum Heile der Seelen gereichen möge; ob wir leben oder sterben, wenn wir nur in der Gnade Gottes und unseres heiligen Berufes sind." Sie teilt mit, daß die Schwestern auf einzelne Schlösser zur Pflege verteilt sind und bittet am 12. Januar dringend um warme Unterkleider und Strümpfe für die Schwestern wegen der großen Kälte; die Schwestern hätten alles an die Soldaten verteilt. Sie verlangt auch für das Lazarett von Ferrières weitere Schwestern und meldet wiederum: "Schrecklich schießt es vor Paris; gestern war, wie ich hörte, wieder ein Ausfall. Die armen Leute sind hier in einer wahren Verzweiflung; gestern hörte ich, wie sie vor Verzweiflung Gott lästerten. Eine Frau sagte: Gott war, aber er ist nicht mehr! Mir schauderte; auch uns bangt sehr. Gestern war ein höherer Offizier hier, der sagte, er hoffe, daß wir in 4-6 Wochen heimkämen. Gott gebe es!"

So kam es auch. Am 9. März erhielt Schwester Bonaventura mit ihren sechs zuletzt dem bayrischen Hauptfeldspital Nr. V zu Soisy und Etiolles zugeteilten Schwestern die Erlaubnis zur Heimfahrt. In dem von Hauptmann Keber ausgestellten Fahrtausweis ist hervorgehoben, daß die Schwestern während des ganzen Feldzuges ihre Pflicht mit der größten, uneigennützlichsten Aufopferung und treuester Hingebung erfüllt haben. Den Schwestern, welche im 12., zum II. bayrischen Armeekorps gehörenden Aufnahmefeldspital zu Ferrières-le-Buisson (südlich von Paris) tätig waren - es waren die Schwestern Neomisia, Ursule, Michäa und Veridiana -, spendet der Hauptmann Bernhold in einem Bericht (9. März 1871) an die Generaloberin folgendes Lob:

"Das diesseitige Aufnahmefeldspital hätte ohne die aufopfernde, liebevolle, hingebende, engelgleiche Pflege der verehrten Schwestern nicht die trefflichen Resultate leisten können, welche es wirklich geleistet hat. Infolge dieser wahrhaft musterhaften, edlen Hingabe für die Kranken, infolge der trotz vieler ansteckenden Krankheiten unerschrockenen, aufmerksamen Pflege bei Tag wie bei Nacht sah sich das unterzeichnete Kommando verpflichtet, sämtliche Schwestern wegen hervorragender, ausgezeichneter Leistungen durch das königliche bayrische II. Armeekorpskommando zum Militärverdienstkreuze in Vorschlag zu bringen."

  

Als der großherzoglich hessische Oberrechnungsrat Backé im September 1870 mit einem Sanitätszug des Roten Kreuzes nach den Schlachtfeldern von Gravelotte fuhr, nahm er einige unserer Schwestern mit: Schwester Ludan aus Seligenstadt, Schwester Amelie, Vitalina und Siegbert aus Darmstadt. Sie suchten die Verwunde­ten, die hinter die Front getragen wurden, auf den Verbandplätzen auf. Bei Vionville gerieten sie fast in das feindliche Feuer. Sie übten unerschrocken ihr Liebeswerk aus bei den Gefechten von St. Privat, Mars-la-Tour, Pont-à-Mousson. Sie blieben sodann längere Zeit in den dortigen Feldlazaretten zurück.



Nach der Schlacht bei Orleans (2.-4. Dezember) waren von der bayrischen Heeresleitung sofort einige weitere Schwestern von München nach Orleans bestellt worden, um die zahlreichen verwundeten Krieger auf der Fahrt zur Heimat zu begleiten. Sie fuhren mit einem Lazarettzug nach der von bayrischen Truppen besetzten Stadt, suchten die in Privathäusern notdürftig untergebrachten Soldaten auf und halfen ihre Überführung zum Bahnhof überwachen. Sie begleiteten den Zug auf der Fahrt nach Sachsen, wo die Verletzten in der Nähe der Stadt Dresden in Krankenhäusern untergebracht wurden. Dann kehrten die Schwestern, unter denen sich Schwester Lucienne und Bona befanden, nach München in die dortigen Lazarette zurück.

Auch bei den Kämpfen vor Belfort zeichneten sich unsere Schwestern durch Mut und Unerschrockenheit aus. In Altkirch pflegten Schwester Attala und Eleonore in der neuen Fruchthalle, während die aus dem nahen Hirsingen herbeigeholte Schwester Lazarus in der alten Fruchthalle 75 Verwundete betreute. Aber die tapfern Pflegerinnen begnügten sich nicht mit der Pflege unter dem sichern Dache. Hören wir, was Schwester Lazarus später gerne darüber erzählte; ihre einfachen Worte sind beredt genug:

"Die Deutschen wollten die Höhen gegen Belfort zu stürmen. Aber der Feind hat sie, wenn sie fast oben waren, stets heruntergeschossen. Viele stürzten auch ins Wasser, das unten am Berg vorbeifloß. Da kamen die Schwestern und zogen sie heraus und ließen sie durch die Sanitäter auf einem Karren, auf den man 6-7 Mann legen konnte, nach Altkirch in die Fruchthalle führen. Hier behielt man sie so lange, bis man sie weitertransportieren konnte. Sobald ein Gefecht anfing, gin­gen die Schwestern in Begleitung der Sanitäter hinaus und suchten die Verwundeten auch auf dem offenen Felde. Bei manchem gingen sie vorbei und glaubten, er sei tot. Die riefen dann: Schwester, Schwester, nehmen Sie mich auch mit. Dann luden sie sie auf, manche von ihnen sind bald gestorben. Unter ihnen waren auch mehrere Offiziere, die schon länger ihre österlichen Pflichten nicht mehr erfüllt hatten. Die haben mit großer Andacht die heiligen Sakramente empfangen und sind gut gestorben."

Unerschrocken und heldenmütig versahen die Schwestern der Niederlassung zu Belfort selbst ihr mühseliges, hartes Amt während der bösen Tage der Belagerung durch die deutschen Zernierungstruppen. Vier von ihnen, die Schwestern Huna, Achille, Benigne, André, erhielten für ihren Opfermut von der französischen Gesellschaft für Verwundete ein Bronzekreuz mit schriftlicher Belobigung. Schwester André war, als sie Suppe unter die Armen verteilte, von einer platzenden Granate verwundet worden. Eine andere Schwester fiel bei der Pflege typhuskranker Soldaten der Seuche zum Opfer.

Ehrende Auszeichnungen wurden auch den Schwestern Begga und Joachim für treues Aushalten im Militärlazarett zu Straßburg zuteil. Als während der schrecklichen Belagerung dieser Festung die Blattern ausbrachen, berief die Militärverwaltung einige Schwestern der Straßburger Filiale zur Pflege der Verwundeten und Blatternkranken. Die ersten Schwestern waren Schwester Adolphe, Adria, Michel, Felicie und Marine. Später vermehrte sich ihre Zahl, und sie erwarben sich durch ihre rastlose Aufopferung auch die Anerkennung der deutschen Verwaltung, so daß nach dem Kriege die Krankenpflege in diesem großen Hospitale der Niederbronner Genossenschaft anvertraut blieb bis zum Ende des Weltkrieges.

b) In andern Reservelazaretten im Elsaß

und im Innern Frankreichs.

In Mühlhausen, der weitbekannten oberelsässischen Industriestadt, bildete sich bei Kriegsausbruch sogleich ein Komitee von Ärzten und vornehmen Damen beider Konfessionen, um die Verwundetenpflege zu organisieren. In dieses Komitee wurde auch Schwester Damien, damals Oberin der in der Burggasse gelegenen Mühlhauser Niederlassung der Kongregation, aufgenommen. Man stand einer völlig neuen Aufgabe gegenüber, die viel Kopfzerbrechen verursachte. Um so froher waren die Mitglieder über die praktischen Angaben, welche Schwester Medula aus ihren während des deutsch-österreichischen Krieges in der Verwundetenpflege gewonnenen Erfahrungen machen konnte. Nach ihren Vorschlägen wurden drei Lazarette eingerichtet und mit lauter neuen Betten versehen. Eines befand sich in einem Vereinsgebäude der Gay-Lussac-Straße, das zweite war in einem Schulhaus in der Köchlinstraße, das dritte in der Stationsstraße in der alten Gendarmerie untergebracht. Als Ende September die ersten Verwundeten kamen, wurden die Schwestern aus der Burggasse in diese drei Lazarette geschickt. Von den 25 Schwestern dieses Hauses blieben nur vier daheim, um die 80 Waisenkinder zu ernähren und zu überwachen. Die rührige Oberin überwachte die Pflege in den Kriegsspitälern, stand den Schwestern mit Rat und Tat bei, tröstete und ermutigte die Schwerverletzten, erschien überall, wo Leid und Kummer besonders groß waren. Wenn aus dem Belforter Operationsgebiet Züge voll Verwundeter und Gefangener ankamen, war sie mit einigen Schwestern und hilfsbereiten Damen stets am Bahnhof zu finden, verteilte Speisen und Erfrischungen, half gelockerte Verbände in Ordnung bringen, sprach den durch Kampf und Entbehrungen heruntergekommenen Gefangenen, die nach Deutschland überführt wurden, gütige und lindernde Worte zu. Der Krieg stürzte die Mühlhauser Filiale, die ohnehin stets mit Not und Sorge zu kämpfen hatte, in bittere Armut. Doch machte die aufopferungsvolle Tätigkeit, welche die Schwestern in dieser schweren Zeit an den Tag legten, sie unter der Stadtbevölkerung, namentlich unter den Andersgläubigen, sehr populär. Ein bekannter Arzt, der von den "Rosenkranzbeterinnen" vorher nichts wissen wollte, ist nachträglich ihr bester Freund geworden.

In der zweiten Kriegshälfte, als die Kämpfe in den burgundischen Gebieten und um Belfort sich abspielten, wurde Schwester Damien von der deutschen Heeresverwaltung um einige Schwestern gebeten für die Kriegslazarette, die in dem weiter südlich gelegenen Marktflecken Dammerkirch eingerichtet werden mußten. Sie begleitete selbst dorthin die Schwestern Phocas, Jules, Fortuna und Acheul 180). Schwester Phocas kann uns darüber anschaulich berichten:

"Als wir gegen Dammerkirch kamen, waren alle Wege durch Militär und Pferde gesperrt. Schwester Damien war aber flink und schlüpfte durch die Pferde, und wir machten es nach. So gelangten wir in die Aufnahmebureaus, wo man uns den verschiedenen Lazaretten zuwies. Tag und Nacht gab es Arbeit. Bei den Schulschwestern waren Betten für uns aufgestellt, wo wir ein wenig ausruhen konnten, wenn die Müdigkeit uns übermannte; aber wir kamen fast nie zum Schlaf. Unser Tisch war militärisch; da gab es Suppe mit Rindfleisch und ein kräftiges Stück Kommißbrot. Es kam auch vor, daß wir Ungeziefer die schwere Menge in die Kleider bekamen. Das Elend, das wir hier sahen und mitmachten, kann man gar nicht beschreiben. Die Verwundeten brachte man auf Leiterwägen herbei; oft waren Tote darunter. Das war ein Gedränge beim Abladen! Zweimal täglich kam der Sanitätszug, mit dem die an inneren Erkrankungen Leidenden und Leichtverwundeten weitertransportiert wurden, damit die Schwerverwundeten Raum hatten. So ging es lange Zeit fort. Einmal geschah es, daß ein verwundeter Franzose auch weitertransportiert werden sollte. Ich sagte dem Arzt, daß man ihn unmöglich fortlassen könne; doch bestand er auf seinem Vorhaben. Da zog ich den Franzosen an, aber er blieb tot in meinen Armen. Einmal hat mich in einem Lazarett, wo auch Typhuskranke waren, nachts der Schlaf bezwungen. Ich war auf einem Koffer, der in einer Ecke stand, eingenickt. Auf einmal hörte ich schreiende Hilferufe. Drei Typhuskranke mit hochgradigem Fieber krochen draußen im Hausflur herum und wollten fort. Meine Kräfte reichten nicht aus, sie wieder ins Bett zu bringen. Ich mußte den Wachtposten von draußen zu Hilfe rufen. Ein andermal versuchte ein Typhuskranker, der ständig nach seiner Familie verlangte, zum Fenster hinauszusteigen. Unglücklicherweise fiel ihm ein Gewehr, das ein Posten stehen gelassen hatte, in die Hand, und als ich ihn am Hinaussteigen verhindern wollte, ging er mit der Waffe auf mich los. So konnte er ins Freie gelangen. Draußen war große Kälte und hoher Schnee. Das Frieren machte ihn ruhiger, und wir konnten ihn wieder hereinbringen. Er ist auch wieder gesund geworden. - Als beim Kriegsschluß die Lazarette geleert wurden, begleitete uns der Herr Stabsarzt heim nach Mühlhausen und sagte zu Schwester Damien: "Hier, Frau Mutter, übergebe ich Ihnen wieder Ihre Kinder, so wie Sie mir dieselben anvertraut haben." Dann überreichte er ihr ein Zeugnis mit dem Ehrenkreuz für jede einzelne. Schwester Damien aber lehnte dieses mit bescheidenen Worten ab, indem sie auf das Kreuz hinwies, das wir auf der Brust tragen, wir hätten genug an diesem zu tragen, vielleicht könnte er andere damit glücklicher machen."

Soweit die gute Schwester Phocas, die stets gerne an jene Dammerkircher Tage zurückdachte.

Der unermüdlichen Oberin in der Burggasse ist für ihre und ihrer braven Schwestern Aufopferung noch eine besondere Anerkennung gezollt worden; sie erhielt am 31. Dezember 1871 ein Schreiben der Kaiserin Augusta, worin diese für die Pflichterfüllung der Schwestern dankt, sie habe "den Verwundeten und Kranken der deutschen wie der französischen Heere in vollster Selbstverleugnung unermüdliche Pflege und christlichen Trost gewährt."

Von kleineren elsässischen Lazaretten, in denen unsere Schwestern pflegten, kommen in Betracht solche zu Bitschweiler (bei Thann), wo Schwester Egberta für treue Pflege eine Auszeichnung erhielt; zu Markolsheim, wo die Schwestern Hilda und Plautilla tätig waren. Hier war der große Saal des Gemeindehauses zu einem Notspital umgewandelt worden. Hierher kamen meist deutsche Verwundete aus den Kämpfen mit den Franktireurs des Weilertales und von den Festungen Schlettstadt und Breisach. Deutsche Verwundete aus dem Belagerungskampfe von Straßburg wurden auch viele gepflegt in dem von unsern Schwestern geleiteten Krankenhause zu Brumath (bei Straßburg). Verwundete aus den Vogesenkämpfen waren ferner untergebracht in dem Waisenhause zu Gérardmer. Die hier stationierten drei Schwestern waren unermüdlich in der Pflege der vielen an Typhus und Blattern erkrankten Soldaten.

Große Verdienste um das französische Heer erwarben sich die Niederbronner Schwestern, abgesehen von dem bereits erwähnten Belfort, auch in der Festung Epinal, wo sie mit gleicher Hingabe sich den französischen und gefangenen deutschen Verwundeten widmeten, und in der Schweiz bei den Soldaten Bourbakis.

c) In Kriegsspitälern auf deutschem Boden.

Im Kriegslazarett zu Saarlouis pflegte Schwester Matthias deutsche und französische Verwundete mit rührender Opferliebe. "Ich befinde mich wohl und gesund", schrieb sie am 28. Februar 1871 nach Niederbronn, "viele Arbeit habe ich, nichts schreckt mich zurück, je mehr und schwerer, desto besser; ich denke, der liebe Gott wird meine geringe Arbeit segnen. Die Franzosen waren froh in ihren schweren Leiden und Krankheiten, daß sie jemand fanden, der sich ihrer liebevoll annahm und mit ihnen reden konnte. Ich danke dem lieben Gott von ganzem Herzen, weil ich so manchen Kranken Trost und Hilfe leisten kann." Der Lazarettinspektor Mayer bestätigte 181), "daß sie mit dem größten Fleiße und der größten Opferwilligkeit dem beschwerlichen Dienste der Krankenpflege sich gewidmet habe. Sie hat Unbeschreibliches geleistet; ich habe öfter gebeten, sie solle wenigstens nachts ruhen, sie aber opferte Tag und Nacht sich derart, daß es ein Wunder ist, wie sie es aushalten kann."

In Darmstadt errichtete das englische Rote Kreuz auf dem Hofe des Niederbronner Schwesternhauses eine Lazarettbaracke, in welcher 180 Verwundete Aufnahme fanden. Zwölf Schwestern besorgten sie unermüdlich. Die übrigen waren außerdem in zwei andern Darmstädter Lazaretten tätig, ebenso in Babenhausen und Lohr. Das Darmstädter Haus wurde auch durch die vom Kaiser Wilhelm gestiftete Kriegsdenkmünze ausgezeichnet 182).

In Worms wurde unsern Schwestern ebenfalls ein Lazarett überwiesen, wo sie von August 1870 bis zum 2. Juni 1871 ununterbrochen tätig waren. Der Zweigverein Worms des großherzoglich hessischen Hilfsvereins für die Krankenpflege und Unterstützung der Soldaten im Felde drückte der Kongregationsleitung in beredten Worten seinen Dank dafür aus (6. Juni 1871):

"Die Schwestern sind während zehn Monaten in dem Barackenlazarette der Station I unseres Vereins bei der Pflege der Verwundeten ununterbrochen tätig gewesen und haben während dieser langen Dauer unter vielen Mühseligkeiten eine so bewunderns-werte Hingebung an ihren edlen Beruf kundgegeben, so viel Segen und so unendliche Wohltat gespendet, daß wir es als eine Pflicht unserer Dankbarkeit erkennen müssen, Ihnen, ehrw. Frau Generaloberin, hiervon Kenntnis zu geben." Er dankt besonders deshalb, "weil es unserm Vereine nur durch die Hilfe der Schwes­tern möglich war, die Werke der Wohltätigkeit in so ausgezeichneter Weise zu üben, wie es in unserer Station geschehen und überall im weiten deutschen Vaterlande und nicht minder von den bei uns mit gleicher Liebe und Sorgfalt verpflegten Angehörigen der feindlichen Armee in rührendster Weise anerkannt ist."

In Bensheim wurde das Schwesternhaus als Lazarett eingerichtet. Die Insassen und sonstigen Kranken wurden im Gymnasium untergebracht. Am 2. August kamen die ersten Verwundeten an, bis Jahresschluß waren es deren 169, bis 1. April, wo das Lazarett aufgehoben wurde, kamen noch 114 dazu. Die Bensheimer Schwestern erhielten ebenfalls die kaiserliche Kriegsdenkmünze zuerteilt.

Auch im Großherzogtum Baden waren die Niederbronner Schwestern eifrig am Liebeswerke in den Lazaretten. In ihrem Vinzentiushaus in Karlsruhe verpflegten sie 164 Verwundete 183). In den zu Heidelberg errichteten Kriegsspitälern waren acht Schwestern tätig. In Mannheim pflegten etwa 10 Schwestern im gräflich Oberndorfschen Hause, das als Offizierslazarett eingerichtet worden war unter der Bedingung, daß die in Mannheim stationierten Niederbronner Schwestern die Krankenpflege übernähmen. Alle daran Beteiligten erhielten die großherzogliche Erinnerungsmedaille "zum Gedächtnis an die Opferwilligkeit und Hingebung durch Pflege der Verwundeten". In einem andern Mannheimer Kriegsspital wirkten unsere Schwestern, von denen einige aus Karlsruhe herüberkamen, ebenfalls. Desgleichen in Rastatt. Als hier die schwarzen Blattern ausbrachen und die davon befallenen Soldaten im Gefängnis untergebracht waren, stand ihnen Schwester Christine viele Wochen lang Tag und Nacht unermüdlich bei. Das Essen reichte man ihr zu einem Fenster herein. In Pforzheim pflegten in dem für Verwundete von Sedan errichteten Lazarett fünf Niederbronner Schwestern.

Im linksrheinischen Bayern pflegte Schwester Cyrille gleich zu Beginn des Krieges zu Speyer in einem schnell errichteten Zeltspital viele Schwerverwundete; ihr wurde eine Auszeichnung zuteil. Mehrere Schwestern wirkten in dem Kriegsspital auf der Villa Ludwigshöhe. Die Oberin des Speyerer Hauses, Schwester Lucia, erhielt mit einem ehrenvollen Begleitschreiben der Kaiserin Augusta das Verdienstkreuz für deutsche Frauen und Jungfrauen und später (am 14. Juli 1871) das bayrische Verdienstkreuz. Aus dem Hause in Rülzheim pflegten zwei Schwestern in einem Schlosse zu Königsbach.

In München waren ca. 15 Schwestern in der Lazarettpflege beschäftigt. Im Lehel, beim heutigen Vinzentinum, war eine Baracke aufgeschlagen worden. Nur Schwerverwundete fanden Aufnahme. Auch zwei französische Offiziere waren dabei, von denen einer am Typhus starb; der andere, aus Epinal, wurde von Schwester Januaria im Mai 1871 nach der Heimat geleitet. Graf Arco-Zinneberg nahm sich der beiden Gefangenen aufs liebevollste an. Schwester Januaria weilte während zweier Monate mit einer andern Schwester auch auf einem in der Nähe von Nürnberg gelegenen Schlosse des Fürsten von Schwarzenberg, der zahlreiche verwundete Krieger aufgenommen hatte.

Auch der Fürst von Löwenstein hatte zu Wertheim auf seinem Schlosse ein kleines Lazarett eingerichtet, in dem unsere Schwestern Edessa und Amalia die Kranken besorgten. Auch im Krankenhause zu Tittmoning wurden 14 Soldaten verpflegt.



6. Im bulgarisch-serbischen Krieg von 1885 – 1886.

Als im Herbst 1885 der bulgarisch-serbische Krieg ausbrach, erbat die Prinzessin Luise von Battenberg, die Mutter des Fürsten Alexander von Bulgarien, durch die Vermittlung der Darmstädter Oberin Sidonia im Mutterhause Oberbronn eine Anzahl Schwestern zur Verwundetenpflege in der bulgarischen Hauptstadt Sofia, wo das Sanitätswesen sehr im argen lag. In Darmstadt, der Heimatstadt des bulgarischen Fürsten, hatte sich ein "Hilfskomitee für Verwundete und Kranke der bulgarischen Armee" gebildet unter dem Protektorat der Prinzessin Luise. Es hatte 4000 Mark gesammelt, um das Nötigste für Verwundetenfürsorge anzuschaffen, da in dem Balkanstaate es an allem fehlte.

Obwohl damals das Mutterhaus nicht an überflüssigem Personal litt, gingen Superior Simonis und die ehrw. Mutter sofort auf den Wunsch der hohen Dame ein. Sie bestimmten für die mühselige Mission die Schwestern Fulrade aus Straßburg, Ado aus Mühlhausen, Antholiana aus Weißenburg, Innocentia aus Mannheim und Allyre aus Darmstadt. Die Prinzessin, zu Tränen gerührt über die prompte Willfährigkeit, sorgte in jeder Weise dafür, daß den mutigen Schwestern ihre Aufgabe erleichtert würde. Sie hatte für jede einen zweckmäßigen Pelzmantel für die lange Reise bereitliegen. Am 22. November 1885, einem Sonntag, traten die Schwestern mit zwei Diakonissen in Darmstadt die Reise an. Ein Oberförster des Fürsten, der die Reise nach Sofia schon öfters gemacht hatte, war nebst einem andern Herrn ihnen als Reisebegleiter beigegeben worden. Am Donnerstag abend kamen sie, nach einem kleinen Aufenthalt in Bukarest, in Rustschuk an. Hier übernachteten sie, um am Freitag die Reise nach Sofia zu Wagen anzutreten. Lassen wir Schwester Fulrade diese Fahrt schildern:

"Wir fuhren vierspännig, je zwei Schwestern in einem Wagen. Die Reise war lang und beschwerlich, es sind 328 Kilometer von Rustschuk nach Sofia. Oft fuhren wir den ganzen Tag über öde, unbewohnte Gegenden. Wenn wir abends spät in einer Herberge anlangten, mußten wir uns selbst das Abendessen herrichten, denn Frauen haben wir nirgends welche angetroffen, ausgenommen hier in Sofia. Doch war das Wetter, Gott sei Dank, sehr günstig; wir hatten weder Regen noch Schnee, noch große Kälte, der Weg war gut bis an den großen Balkan, wo die Pferde bis an die Knie im Schlamm versanken. Wir mußten aussteigen und zu Fuß gehen. Das Wetter war prächtig, auf der Höhe des Gebirges schien die Sonne so heiß wie im Elsaß während des Monats Mai. Endlich sind wir Dienstag, den 1. Dezember, ungefähr 9 Uhr abends in Sofia angelangt, wohl sehr ermüdet, aber doch gesund. Wir übernachteten im Hotel "Bulgaria", wo wir über Mittwoch noch ausruhten. Donnerstag in der Frühe haben wir unsere Mission angetreten."

Diese stellte keine geringen Anforderungen an unsere guten Schwestern. Damals befanden sich in Sofia mehr als 2000 Verwundete. Um das Elend zu lindern, waren englische und russische Schwestern erschienen, Diakonissen aus Berlin, ferner Nonnen aus drei Wiener Kongregationen, darunter 12 aus der im Jahre 1866 von Niederbronn getrennten Genossenschaft. Man wies unsern Schwestern das zu einem Lazarett umgewandelte Gymnasiumsgebäude an, in welchem sie 110 Verwundete antrafen. Vier rumänische Ärzte leiteten die Anstalt, wovon einer deutsch, die andern drei alle französisch sprachen. So war es den Schwestern leicht, sich mit ihnen über alle die Pflege betreffenden Maßnahmen zu verständigen.

Zuerst hatten aber die Schwestern eine heillose Arbeit zu bewältigen, die sie mehrere Tage in Anspruch nahm: den ungeheuren Schmutz zu beseitigen, den sie überall antrafen, Ordnung und Sauberkeit in die Zimmer zu bringen, vor allem aber die Verwundeten selbst vom Unrat und den Mengen wimmelnden Ungeziefers zu säubern. Verwundert schauten die bulgarischen Krieger, welche die Notwendigkeit dieses Reinemachens schwer einsahen, diesem Tun und Treiben ihrer freundlichen Pflegerinnen zu, erkannten aber dankbaren Blickes die Wohltat sauberer Betten und gebadeter Körper an. Die Schwestern bedauerten nur, sich mit diesen Männern nicht unterhalten zu können. Die selbstlose Aufopferung, das Interesse, das man ihnen hier entgegenbrachte, die rührende Pflege setzten diese einfachen, gutmütigen Menschen, die vom Schicksal nie verwöhnt waren, in Erstaunen und erweckte in ihnen eine grenzenlose Dankbarkeit. Die Leichtverwundeten wetteiferten miteinander, den Schwestern mit kleinen Dienstleistungen die Arbeit zu erleichtern. Mit einer Art religiöser Ehrfurcht verehrten sie diese Frauen, die aus dem fernen Westen kamen, um ihnen Samariterdienste zu leisten. Die Briefe der Schwestern können nicht genug das anständige, respektvolle Betragen dieser einfachen Naturkinder loben und anerkennen.

Freilich, Arbeit und Entbehrung gab es in Hülle und Fülle. Als Wohnung diente ihnen ein einziges Gemach in einem Privathause. Es war Eß-, Schlaf- und Wohnzimmer und Küche zu gleicher Zeit. Zwei Schwestern verbrachten die Nächte immer in den Krankensälen. Ein großer Trost war es für sie, daß ab und zu ein Kapuzinerpater, der mit einem Ordensgenossen in Sofia ein kleines Klösterchen bewohnte, in ihrer Wohnung das heilige Meßopfer darbrachte und ihnen die heiligen Sakramente spendete. Am Weihnachtsabend konnten sie der Weihnachtsmette beiwohnen, welche der Erzbischof von Philippopel zelebrierte, und aus dessen Hand die heilige Kommunion empfangen. Der hohe Herr unterhielt sich mit ihnen eingehend und gab seiner Anerkennung, daß sie aus so weiter Ferne dem Ruf der Nächstenliebe gefolgt waren, bewegten Ausdruck.

Viele Mühe kostete es den Schwestern, sich an die bulgarische Kost zu gewöhnen. Sie erhielten das Mittagessen aus dem Gasthaus; fast immer bestand es aus Büffel- und Pferdefleisch, ab und zu mit etwas Reis; Gemüse war keines aufzutreiben. Das Frühstück und Abendbrot bereiteten sie sich selbst in ihrer Wohnung, die den Ansprüchen eines zivilisierten Europäers auch nicht in allem genügen mochte. Aber die Schwestern setzten sich gerne über alle die großen und kleinen Unannehmlichkeiten hinweg im Hinblick auf das große Werk, dem sie dienten. Sie waren mit allem zufrieden. Mit köstlichem Humor schrieb Schwester Ado (12. Januar 1886):

"Der Direktor vom Hause sowie die ganze Umgebung sind sehr gut für uns Schwestern; wir haben über nichts zu klagen, weder über Nahrung noch sonst etwas. Sogar in der Nacht wird uns noch vorgepfiffen von den Mäusen, sie springen oft im Zimmer auf und ab, so daß wir uns der Prügel bedienen müssen, um Ruhe zu bekommen. Unsere Buben singen und pfeifen den ganzen Tag und sind sehr gut und artig gegen die Schwestern." Und Schwester Innocentia kennzeichnet am besten die gute Stimmung, die alle beseelte: "Wie oft, liebe ehrw. Mutter, sagen wir unter uns, wenn Sie nur eine Viertelstunde bei uns weilten, Sie hätten gewiß Freude an uns Kindsköpfen. Wir sind so glücklich und zufrieden, wenn uns auch die Arbeit über den Kopf hinauswachsen will. Es ist sonderbar, der liebe Gott trägt uns nicht nur auf den Händen, er nimmt uns auch noch auf die Arme; wir verdienen es gewiß nicht, daß es uns so gut geht, es ist das fromme Gebet vom lieben Mutterhause und der ganzen Kongregation. Vielmal Vergelt's Gott! Erwidern können wir das Gebet nicht, aber wir bemühen uns, dankbar zu sein in unsern Werken, daß durch das, was wir unsern armen Tröpfen tun, der Segen über das liebe Mutterhaus herabkommen möge."

In besonderer Weise nahm sich ihrer der protestantische Pfarrer Koch an, der vom Fürsten beauftragt war, danach zu sehen, daß es den Schwestern gut ergehe.

Am 23. Januar verließen sie nach vielen Wochen unermüdlicher Arbeit, betrauert von ihren Pflegebefohlenen, die Bulgarenhauptstadt. Alle übrigen Schwestern und Pflegerinnen waren schon abgereist. Kurz vor der Abfahrt mußten sie bei dem Archimandriten (dem griechischen Hauptpfarrer) zu Tisch erscheinen. Ein deutscher Arzt machte den Dolmetscher. Der Geistliche ließ ihnen immer und immer wieder den tiefgefühlten Dank aussprechen für alles, was sie den armen Söhnen seines Volkes getan hatten. Als sie im Spitale Abschied nahmen, weinten die rauhen Krieger und küßten ihnen wiederholt die Hände.

Die Rückreise nahmen sie über Serbien; wohlbehalten kamen sie im Mutterhaus an, herzlich begrüßt von den Obern und Mitschwestern. Als Ausdruck der Dankbarkeit für die "den Kranken und Verwundeten in Sofia mit großer Umsicht, Sorgfalt und Aufopferung geleisteten Hilfe" übermittelte das Darmstädter Hilfskomitee der Hauskasse des Mutterhauses 500 Mark. Vom Fürsten Alexander aber erhielten die Schwestern alle zur Auszeichnung das bulgarische rote Verdienstkreuz. Er ahnte damals wohl noch nicht, daß er selbst in kurzer Zeit die Dienste der Darmstädter Schwestern nötig haben würde.

Als er im Jahre 1887 dem bulgarischen Thron entsagen mußte und nach Darmstadt zurückkehrte, wurde er von den schwarzen Blattern heimgesucht. Die Schwestern Martiniana und Prudentienne pflegten ihn wochenlang in der aufopferndsten Weise. Um den treuen Pflegerinnen sich in besonderer Weise erkenntlich zu zeigen, wollte sie der dankbare Fürst auf seine Kosten nach Rom reisen lassen. Er fragte dieserhalb bei Bischof Haffner von Mainz an, der ihm jedoch bedeutete, nur die Generaloberin könne hier eine Erlaubnis erteilen 184). Eine persönliche Anfrage des Fürsten im Mutterhause in dieser Angelegenheit 185) wurde aber unter Berufung auf die Satzungen abschlägig beschieden. Zur bleibenden Erinnerung stiftete dann Fürst Alexander ein Glasgemälde in der Kapelle des Darmstädter Hauses, bei deren Konsekration er anwesend war.

7. Im Weltkrieg von 1914 – 1918.

Nach dem Kriege von 1870/71 ist sowohl Deutschland als Frankreich die Organisation der Kriegskrankenpflege seitens der Militärbehörden und freiwilliger Vereine planmäßig ausgebaut worden. Diesen Bestrebungen stand unsere Kongregation nicht gleichgültig gegenüber. Die in Frankreich lebenden Mitglieder hatten seit 1912 ein festes Abkommen getroffen mit dem im Dienst des Roten Kreuzes stehenden, stets bereiten Kriegsspital von Anet (Eure et Loire). In Bayern schlossen sich einzelne Häuser der durch den Kgl. Bayrischen Hausritterorden vom hl. Georg geschaffenen Organisation zur Pflege verwundeter und kranker Krieger an. In Baden bestand der Anschluß an den Badischen Landesverein vom Roten Kreuz. Im Elsaß waren Vereinbarungen mit den Militärbehörden getroffen.

Der gewaltige Umfang des großen Völkerkrieges stellte die Genossenschaft allerdings vor viel schwerere, größere Aufgaben, als in Friedenszeit vorgesehen war. Es ist dem Chronisten deshalb auch nicht möglich, die opfervolle, mühselige Tätigkeit der Schwestern im einzelnen zu verfolgen; er muß sich mit allgemeinen Angaben begnügen und kann, da es ihm für die ganze Kriegsdauer an anfallenden, genauen Daten fehlt, auch den zahlenhungrigen Statistiker nicht befriedigen. Es genüge die Feststellung, daß unsere Schwestern glänzend abgeschnitten haben, daß sie Bewunderungswürdiges leisteten. Zahllose dankbare Anerkennungen von Verwundeten und Kranken, von Ärzten und Lazarettvorständen aus Deutschland und Frankreich bezeugen es hinlänglich.

Was Deutschland anbetrifft, so stellten sich sofort bei Kriegsausbruch 667 Schwestern in den Dienst der Kranken- und Verwundetenpflege.

18 Schwestern waren im Etappengebiet tätig: 12 im Kriegs-Seuchenlazarett des VII. Reserve-Armeekorps zu Lille, 2 in einem Etappenlazarett zu Grandpré im Argonnenwald, 4 zu Moureaux in Nordfankreich im 7. Feldlazarett des II. bayrischen Armeekorps.

Die Kongregation selbst stellte 19 Lazarette zu Verfügung: in Elsaß-Lothringen ihre Häuser Brumath, Colmar, Mühlhausen (3), Niederbronn, Oberbronn, Pfalzburg, Saaralben; in Baden Karlsruhe (2), Mannheim (Alphonsushaus); in Hessen Darmstadt, Gießen, Worms; in Bayern Edenkoben, Lichtenfels, Maikammer. Insgesamt pflegten unsere Schwestern in 135 Heimatlazaretten, die wir hier aufzählen. Die eingeklammerte Ziffer gibt die Anzahl der dort stationierten Pflegerinnen der Genossenschaft an.

1. Im rechtsrheinischen Bayern. Bamberg: Reservelazarett Luitpoltsäle (10), Ordenslazarett in der Kgl. Residenz (5), Garnisionslazarett (2), Vereinslazarett Luitpoltschule (3), Reservelazarett IV Lehrerseminar (3); Faulenbach: St. Ulrichsheim (7); Freising: Vereinslazarett (3); Füssen: Vereinslazarett Seilerwarenfabrik (2), Städtisches Spital (2), Distriktskrankenhaus (3); Ingolstadt: Reserve-Garnisonslazarett Brückenkopf (6); Kronach: Kathol. Arbeitervereinshaus (3), Distriktskrankenhaus (4); Lichtenfels: Vereinslazarett Schützenhaus (1), Schwesternhaus (2); München: Vereinslazarett Antonienstraße (17), Vereinslazarett Kurzstraße (10), Vereinslazarett Dr. Decker (8), Vereinslazarett Augenklinik von Herzog Karl Theodor(11); Nürnberg: Blindenheim (2), Justizpalast (8), Turnhalle (2), Kathol. Gesellenhospiz (2), Sebastiansspital (3), Kriegsgefangene (2); St. Ottilien: Reservelazarett (9); Wolfratshausen: Winterschule (2).

2. Rheinpfalz. Deidesheim: Spital (3), Nähschule Schwesternhaus (1); Edenkoben: Schwesternhaus (3); Hardthausen: Schulhaus (1); Herxheim: Armenhaus (2); Königsbach: Rotes-Kreuz-Lazarett (2); Maikammer: Schwesternhaus (3); Neustadt: Vereinslazarett V Neustadt(2), Vereinslazarett Mußbach (1); Rheingönheim: Mozartschule (2); Schifferstadt: Schwesternhaus (3), Mühlenlazarett (2); Speyer: Priesterseminar (11), Marienheim (6), Lehrerseminar (3), Vereinslazarett (2), Vinzentiushaus (6).

3. Elsaß-Lothringen. Ammerschweier: Reservelazarett (2); Barr: Städtisches Krankenhaus (3); Bischweiler: Spital und Jutespinnerei (3); Brumath: Schwesternhaus (2); Colmar: Krankenhaus Rösselmannstraße (8), Bischöfliches Konvikt (6), St. Josephsschule (8), Drei-Ähren (2); Gebweiler: Mittelschule und Haus Schlumberger (9); Hagenau: Kaufhaus, Vereinshaus (4); Hochfelden: Reservelazarett VII Spital (2); Hüningen: Vereinslazarett (2); Kneuttingen: Lazarett De Wendel (2); Mariental: Kloster Karmel (3), Priesterhaus (2); Markolsheim: Hilfslazarett (1); Niederbronn: Kloster-Waisenhaus (7), Klosterhof (2); Oberbronn: Reservelazarett Kloster (16); Oettingen: Spital (3), Gemeindelazarett (2); Mühlhausen: Krankenhaus Burggasse (22), Waisenhaus Dornach (3), Kathol. Vereinshaus Dornach (2), Arbeiterinnenheim Thenardstraße (3); Pfalzburg: Vereinslazarett Schwesternspital (5); Reichshofen: Reservelazarett (1); Saaralben: Schwesternkrankenhaus (2); Schlettstadt: Reservelazarett Gymnasium (4); Saarunion: Städtisches Krankenhaus (4); Straßburg: St. Odilienkrankenhaus (28), Garnisonslazarett I (35), Ledigenheim (4), Neuhof (4), Bahnhof (4); St. Ludwig: Vereinslazarett (5); Wanzenau: Reservelazarett (2); Wasselnheim: Städtisches Krankenhaus (4); Weißenburg: Reservelazarett (1); Zabern: Knabenschule (12), Garnisonslazarett (2), Höhere Töchterschule (5), Vereinshaus (2), Missionshaus (1). Dazu kommen noch 16 Lazarette in der Nähe des Operationsgebietes, in denen nur vorübergehend Verwundete gepflegt wurden, die direkt aus den Gefechten gebracht worden waren. Erwähnt sei nur das Bischöfliche Gymnasium Zillisheim, das im Anfang des Krieges bewegte Tage sah. Sonntag, den 9. August, brachte man die ersten Kranken und verwundeten Franzosen in das Haus. Nach zwei Tagen erschienen die deutschen Truppen, von denen viele Hunderte im Gymnasium Quartier und Verpflegung fanden; etwa 80 Mann mußten wegen Hitzschlag oder Marschunfähigkeit im Lazarett behandelt werden. Am 19. August kam es dann in der Nähe zu einem Gefecht mit den aus Belfort anrückenden Truppen. Mehr als 1200 schwerverwundete Krieger, meistens Franzosen, wurden in das Haus gebracht; die Schwestern des Hauses, die geistlichen Professoren, mehr als 20 französische Ärzte hatten Tag und Nacht vollauf zu tun, um das namenlose Elend zu lindern. Nach einigen Tagen wurden die transportfähigen Verwundeten weiterbefördert, und Ende August waren nur noch wenige Kranke vorhanden. Wenige Tage darauf räumten die französischen Truppen die Gegend.

4. Im Großherzogtum Baden. Baden-Baden: Landesbad (8); Breisach: Festungshilfslazarett Ihringen (6) und Lilienhof (3); Ettlingen: Reservelazarett (12); Freiburg: Reservelazarett Werderschule (11), Karlsschule (12), Kunstfesthalle (14); Gernsbach: Vereinslazarett (2); Karlsruhe: Vereinslazarett Neues Vinzentiushaus (14), Altes Vinzentiushaus (10), Reservelazarett Lehrerseminar I (14), Privatlazarette St. Elisabethenhaus (3) und Herz-Jesu-Stift (5); Mannheim: Vereinslazarett St. Alphonsushaus (3), St. Josephshaus (7); Oberkirch: Vereinslazarett Spital (2), Altes Schulhaus (2); Schwetzingen: Schloß (12); Wertheim: Hotel Held (2); Wiesloch: Vereinslazarett (2); Waldkirch: Realschule (2).

5. Großherzogtum Hessen. Bensheim: Vereinslazarett Spital (11); Darmstadt: Schwesternhaus (15), Frauenklinik (3), Haus Hachenberg (1), Hochschule (1), Seuchenlazarett (1); Dieburg: Vereinslazarett (1); Friedberg: Blindenanstalt (3); Gießen: Schwesternkrankenhaus (4), Garnisonslazarett (5); Großsteinheim: Kreiskrankenhaus und Schloß (7); Heppenheim: Vereinslazarett (4); Oppenheim: Vereinslazerett Kasino (1); Seligenstadt: Kreiskrankenhaus (5), Reservelazarett Riesensaal (3); Viernheim: Vereinslazarett Spital (4); Worms: Hilfslazarett St. Martinsstift (6), Vereinslazarett Turnhalle (2).

6. Großherzogtum Luxemburg. Rümelingen: Krankenhaus (1), Vereinshaus (1), Grube Steinberg (1).

Im weiteren Verlauf des Krieges wurden viele dieser Lazarette aufgelöst. Die Zahl der ausgebildeten Laienpflegerinnen wurde immer größer, so daß nach und nach viele Schwestern wieder in ihren alten Beruf, wo sie nötiger waren denn je, zurückkehren konnten. Viele hatten sich auch aufgerieben im harten Dienst und bedurften der Ruhe. Am 1. Januar 1917 verteilten sich noch 416 Schwestern auf 90 Lazarette, 12 waren noch in der Etappe tätig. Ein ungefähres Bild von der geleisteten Arbeit geben folgende Gesamtziffern: Bis zum 1. Januar 1917 belief sich der Kriegsdienst der deutschen Schwestern auf 347541 Tagespflegen und 43493 Nachtwachen.

Auch in den Reihen der Schwestern forderte der harte Krieg seine Opfer. 22 starben infolge von Krankheiten, die sie sich während ihres Dienstes in den Lazaretten zugezogen hatten. Ihre Namen seien der Nachwelt aufbewahrt: Es starben

im Jahre 1915 die Schwestern: Arbogasta (gest. 29. September zu Hemsbach), Emasia (gest. 9. Oktober zu München);

im Jahre 1916: Friedberta (gest. 17. Januar zu Oberbronn), Floriane (gest. 13. Februar zu Oberbronn);

im Jahre 1917: Xaverine (gest. 5. Januar zu Straßburg), Therma (gest. 26. Januar zu München), Anacleta (gest. 17. Januar zu Füssen), Arsacia (gest. 9. Juni zu Straßburg), Cliceria (gest. 27. April zu Oberbronn);

im Jahre 1918: Delphina (gest. 4. Februar zu Straßburg), Gerasima (gest. 1. November zu Mannheim), Daniel (gest. 23. Oktober zu Straßburg), Itheria (gest. 23. November zu Oberbronn), Carola (gest. 18. Dezember zu Karlsruhe), Acacia (gest. 27.Oktober zu Straßburg);

im Jahre 1919: Catharina und Potamiana (beide gest. 1. Februar zu Darmstadt), Berbelia (gest. 3. März zu Fürstenfeldbruck), Fernanda (gest. 6. März zu Bamberg), Kiliana (gest. 29. August zu Bamberg);

im Jahre 1920: Notburgis (gest. 10. Januar zu Oberbronn).

Außerdem erkrankten 60 weitere Schwestern im Dienste, konnten sich aber größtenteils wieder erholen.

Mit der Kranken- und Verwundetenpflege ist die karitative Kriegsarbeit der Genossenschaft nicht erschöpft. Es wurden beträchtliche Mengen erwärmender Kleidungsgegenstände angefertigt und ins Feld geschickt, desgleichen Liebespakete und erbauliche Schriften. Obdachlose Flüchtlinge erhielten in den elsässischen Häusern Herberge und Zehrung. Durchziehenden Truppen wurden Erfrischungen gereicht. Zahllose Kriegerkinder fanden Aufnahme und Verpflegung in unsern Kinderbewahranstalten und Krippen. An einzelnen volkreichen Orten übernahmen die Schwestern die Säuglingspflege der Kriegsfürsorge und verabreichten armen Wöchnerinnen kräftige Nahrung.

  

In Frankreich zeigt sich dasselbe Bild opfervoller Tätigkeit. Über 200 Schwestern waren im Lazarettdienst tätig. Sie verteilten sich am Anfang des Krieges auf folgende Orte: Anet (eure et Loire), Bar-sur-Aube, Belfort (Militärlazarett, Seuchenlazarett, Retenans, Morvillars), Châtillon-sur-Seine, Celles-sur-Plaine, Dijon, St. Dizier (Haute Marne), St. Dié, St. Ay (Loiret), Fontenay-sous-Bois, Le Héron (Seine infer.), Le Mesnil-Fontenay (Seine et Oise), Laneuveville-les-Raon (Vosges), La Norville (Seine et Oise), Lunéville, Le Perreux (Seine), Nancy (Clinique Vautrin, Hôpital auxiliaire 3 und 14), Schloß Les Perrais, Paris (Rue Bizet und Hôpital des Quinze-Vingts), Romilly-sur-Seine, Rimogne (Ardennes), Roubaix (Ambulances Ségur, St. Louis, Haumont), Savigny-sur-Orge (Seine et Oise), Solesmes (Benediktinerabtei), Raon I’Etape (Etappenlazarett), Reims, Pont-à-Mousson, Châlons-sur-Marne, Langres; im besetzten Elsaß: Moosch, Malmerspach, Dammerkirch; in Belgien: Lüttich und Anderlecht.



An Kriegsopfern sind zu beklagen: Schwester Jgnace, am 4. Januar 1916 zu Moosch von einer Granate getötet und auf dem Militärfriedhof daselbst beigesetzt. Infolge Erkrankung im Lazarettdienst verschieden die Schwestern: im Jahre 1915: Octavie (gest. 7. März zu Paris); im Jahre 1916: Berchmans (gest. 5. Januar zu Darney, Bosges), Antonia (gest. 9. September zu Nancy); im Jahre 1918: Hermelanda (gest. 1. August zu Malmerspach), Isaie (gest. 4. Dezember zu Darney), M. Henriette (gest. 4. Juni zu Solesmes); im Jahre 1919: Bernadette (gest. 31. Januar zu Paris), Philippine (gest. 19. März zu Paris), Jucondina (gest. 21. Februar zu Belfort); im Jahre 1920: M. Joseph (gest. 5. April zu Oberbronn).

Auch in der Kriegsfürsorge der Heimat leisteten die französischen Schwestern Beträchtliches. Vor allem nahmen sich die in der Nähe der Kriegszone gelegenen Häuser der zahllosen Flüchtlinge an, die bei den großen Offensiven das Hinterland aufsuchen mußten. Durchziehende Soldaten wurden erquickt, Verwundeten die Verbände erneuert. Kleidungsstücke für Krieger wurden ausgebessert. Viel wurde für Kriegswaisen getan. In Belgien widmeten sich die Häuser von Anderlecht und Brüssel (Rue Clemenceau) über die Kriegsdauer hinaus diesem Liebeswerk.

So hat auch im großen Weltkrieg die Genossenschaft den schweren Anforderungen, welche die Not der leidenden Menschheit an sie stellte, in glänzender Weise genügt. Eine große Anzahl von Schwestern hüben und drüben sind mit Auszeichnungen bedacht worden.

Zweites Kapitel.



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