Hanns Lilje
-» Evangelist für gebildete und kritische Zeitgenossen. Als Herausgeber der »Jungen Kirche« und der »Furche« prägte er seit 1933 von Berlin aus wesentlich das Gesicht der Bekennenden Kirche (-» Kirchenkampf). Nach dem Hitler-Attentat wurde er im August 1944 inhaftiert und entkam nur knapp der Hinrichtung. Seinem Haftbericht gab er den Titel »Im finstern Tal«. 1947 zum Landesbischof in Hannover berufen, entfaltet L. eine auf vielen Ebenen wirksame Tätigkeit. Das Programm der Ev. Akademien trug seine Handschrift. Mit einer seelsorgerlich geprägten und auf tapfere Entscheidung drängenden Predigtweise erreichte er Nahe und Ferne, zumal er sich auch auf dem Parkett der Politiker, Journalisten und Künstler zu bewegen verstand. Auf den Kirchentagen (seit 1949) saßen Tausende zu seinen Füßen, wenn er die Bibel auslegte. - Schon früh wuchs L. in weltweite Aufgaben hinein: 1932 Vizepräsident des Christlichen Stu- denten-Weltbundes (-^ Studentenarbeit), 1952-57 Präsident des Lutherischen Weltbundes, 1968 einer der Präsidenten des ökumenischen Rates der Kirchen. - Die von L. 1947 begründete Wochenzeitung »Sonntagsblatt« spiegelte nur am Anfang seine eigene Überzeugung.
Lit.: Memorabilia, Schwerpunkte eines Lebens, 1973 (Verzeichnis wichtiger Schriften)
Rothenberg
Literaturarbeit
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Das Christentum - eine -Religion des Buches-, -Bibel- bedeutet zu deutsch -Buch-, Die —> Bibel ist »das Buch« schlechthin. Gott hat neben der Fleischwerdung seines Sohnes und neben der mündlichen Predigt das Mittel des Buches gewählt, um zum Menschen zu reden.
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Die Wirkungen des Buches in der Kirchengeschichte
Fast alle christlichen Erneuerungensbewegungen wurden durch Bücher ausgelöst oder haben sich bei ihrer Durchsetzung und Ausbreitung des Buches bedient.
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die -» Reformation. Luther benutzte die Broschüre, die kurze Schrift, in der jeweils eine dringende Frage des Augenblicks abgehandelt werden konnte. Dazu kam der durchschlagende Erfolg der Erstausgabe der NT-Ubersetzung 1522. Auch die Reformierten bedienten sich des gedruckten Wortes. John Knox leitete die Reformation seiner schottischen Heimat durch sechs in Genf veröffentlichte Broschüren ein.
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die Anfänge des -> Pietismus sind mit dem Erscheinen der »Pia desideria« von Ph. J. Spener verbunden. Allein 1717 wurden 80000 Expl. an Kleinschriften produziert.
v der Methodismus. Von John Wesley sagt man, er habe jede Woche ein Manuskript für den Drucker fertig gemacht. Zur Weiterbildung seiner Prediger schuf er die »Christliche Bücherei«, eine Standardsammlung von 50 Büchern. Der Verkauf christlicher Schriften gehörte zu den wesentlichen Aufgaben methodistischer Prediger.
4. die äussere Mission. Die Herrnhuter —» Brüdergemeine und andere Missionsgesellschaften setzten von Anfang an evangelisti- sches Schrifttum ein.
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Wege christlicher Literaturarbeit heute
1. DER EINZELNE VERTEILER A) das buchdepot. Die einfachste Form der L. besteht darin, daß der einzelne Christ in seinem Bekanntenkreis christliche Bücher verschenkt oder - noch besser - verkauft. Vier Regeln können helfen, den Verkauf eines Buches zu fördern: 1. Ich muß das Buch selbst gelesen haben. - 2. Ich muß mich mit dem Buch sehen lassen. - 3. Ich muß über das Buch sprechen. -4. Ich muß Exemplare zum Verkauf bereit haben.
B) die Bezirkskolportage. Der nächste Schritt ist der systematische Besuch aller Familien des eigenen Wohnbezirks. Das ist ein wichtiges christliches Zeugnis: Die Menschen sehen, daß der christliche Glaube in ihrem eigenen Wohnviertel lebt. Von außen herangetragene Aktionen bleiben in der Regel dem örtlichen Leben fremd. Auch die Austräger christlicher Blätter und Zeitschriften könnten alle drei Monate ein ausgesuchtes Buch an bieten. Eine Besprechung dieser Bücher in den verteilten Zeitschriften kann eine solche Aktion wirksam unterstützen.
2. LITERATURARBEIT INNERHALB DER GEMEINDE
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der büchertisch dient in erster Linie der Verbreitung christlicher Literatur innerhalb der Gemeinde und sollte bei allen gemeindlichen Veranstaltungen präsent sein. Ein kleiner Arbeitskreis sollte jeweils die Verantwortung für L. übernehmen.
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Literatur läßt sich hervorragend im missionarischen Einsatz verwenden. Man kann drehbare Bücherständer in Geschäften, Vorräumen von Krankenhäusern und Bahnhöfen unterbringen. In den Fußgängerzonen der Innenstädte und auf Märkten kann man mit Hilfe von Bücherständen christliche Literatur anbieten. Auch Bücherstuben mit angeschlossenen Cafeterias (oder Teestuben) sind eine gute Möglichkeit.
LITERATUR ARBEIT DES GEMEINDEVERBANDES Auf Jahrmärkten, Volksfesten und Ausstellungen kann ein Bücherwagen Schrifttum anbieten. I
Fernsehen, nicht zur Verfügung stehen. Es ist deshalb heute noch ein ideales Mittel zur Ergänzung mündlicher christlicher Verkündigung gegenüber einem mächtigen Zeitgeist.
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Zeitschriften
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die Zeitschrift erreicht ihren Leserkreis regelmäßig und schnell. Sie kann sich gezielt und kurzfristig auf seine Bedürfnisse ein stellen und durch Anregungen und Kritik das Leben der Gemeinde wesentlich beeinflussen.
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ihre Funktion besteht vor allem in kurzfristiger Informationsvermittlung; sie fördert Meinungsbildung und Gemeinschaftsbewußtsein und bietet dem Leser auf seine jeweilige Situation bezogene Glaubens- und Lebenshilfe.
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Die inhaltlichen Schwerpunkte variieren je nach Aufgabenstellung: a) Kirchen- bzw. Gemeindeblätter verbinden Erbauung mit Informationen aus dem eigenen Raum und der Kommentierung von Umweltereignissen aus eigener Sicht. Ihre Aufgabe ist also im wesentlichen Information, Orientierungshilfe und Förderung des christlichen Selbstverständnisses. — b) Evangelistische Zeitschriften sprechen darüber hinaus gemeindeferne Leser an. Sie enthalten neben informierenden, orientierenden und unterhaltenden Beiträgen einen mehr oder weniger starken Anteil an Artikeln, die zum Glauben und zur Entscheidung für Jesus Christus aufrufen. Manche der evangelisti- schen Zeitschriften sind als Massenverteilblätter gestaltet (so etwa »Das Wichtigste« im Bildzeitungsstil). - c) Kinder- und Jugendzeitschriften für die verschiedenen Altersgruppen werden zur Unterstützung christlicher —> Kinder- und Jugendarbeit herausgegeben und z.T. im Rahmen von —> Sonntagsschulen oder Gemeindejugendstunden an die Teilnehmer verteilt. - d) Darüber hinaus gibt es eine Fülle von Fachzeitschriften, Missions-Zeitschriften, theologische Zeitschriften, Diakoniezeitschriften sowie werksinterne Mitteilungsblätter einzelner christlicher Institutionen.
—» Tabelle am Ende des Lexikons.
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Organisatorische Zusammenschlüsse I. VEREINIGUNG EV. BUCHHÄNDLER (VEB). Der »Verein von Verlegern christlicher Literatur« (gegr. 1886 in Leipzig) und der »Verband
Ev. Buchhändler« (gegr. 1906 in Leipzig) vereinigten sich 1925 zur »Vereinigung Ev. Buchhändler«. Sie mußte während des Dritten Reiches ihre Arbeit einstellen und wurde 1947 neu gegründet. In jener Zeit wurde das volksmissionarische Kleinschrifttum als missionarischer Auftrag des ev. Buchhändlers bewußt gepflegt. Seit 1954 treffen sich die »Freunde des volksmissionarischen Schrifttums« in Verbindung mit der jährlichen Hauptversammlung der VEB zu »Tagen der Besinnung«. Die VEB gibt in regelmäßigen Abständen den Katalog »Das Ev. Schrifttum« heraus, ein umfassendes Verzeichnis des lieferbaren ev. Schrifttums.
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DER ARBEITSKREIS EVANGELIKALER BUCHHÄNDLER trifft sich ergänzend dazu einmal im Jahr, um über die besonderen Aufgabenstellungen des evangelikalen Buchhändlers und Verlegers zu beraten. Ein Kontaktausschuß nimmt anstehende Aufgaben wahr (Bereitstellung von Bücherkoffern für die Kolportage, Nachwuchsförderung etc.).
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abc-team. 1971 beschlossen die Verlage Aussaat, R. Brockhaus, Brunnen, Christliches Verlagshaus und Oncken unter der Bezeichnung »ABCteam« im Blick auf gemeinsame Werbe-, Produktions- und Vertriebsaufgaben zusammenzuarbeiten. Ihnen schlossen sich der Bundes- und Schriften- missions-Verlag an. Sie produzieren eine ABCteam-Paperbackreihe und seit 1977 eine ABCteam-Taschenbuchreihe.
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telos. Zur gleichen Zeit schlossen sich die Verlage Blaukreuz, Brendow, Ev. Schriftenverlag Schwengeler, Hänssler, Verlag der —> Ev. Gesellschaft, Verlag der Francke-Buch- handlung, Verlag der -» Liebenzeller Mission, Verlag der Schweizerischen Schallplattenmission, St. Johannis-Druckerei zur Telos-Verlegergemeinschaft zusammen. Auch sie wissen sich der erwecklichen Verkündigung verpflichtet und geben gemeinsam eine Paperback- und eine Taschenbuchreihe heraus.
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die evangelische buchhilfe, gegr. i960 (Sitz: Vellmar b. Kassel), bemüht sich in Zusammenarbeit mit den Kirchen und ihren Einrichtungen, mit christl. Verlagen, Buchhandlungen und Bibliotheken, Literatur »aus evangelischer Verantwortung zu fördern« (Satzung) und dem Leser »zum richtigen Buch zu helfen« (H. Giesen). Dienstleistungen: Zeitschrift »Christ und
Buch« (Auswertung neuer Bücher für die Gemeindearbeit); Handbücher über den Einsatz des Buches im christl. Dienst; Lesemappen für verschiedene Zielgruppen; »Informationen über den Glauben« in Briefform (H. Thielicke).
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Die Zukunft des christlichen Buches Eine Allensbach-Umfrage hat ergeben, daß sich jeder zweite Leser für Bücher mit christlichen Themen interessiert. Eine Umfrage der EKD stellte 1973 fest, daß 85% ihrer Mitglieder z.Zt. nicht daran denken, aus der Kirche auszutreten; aber nur 12% gaben an, ein engeres Verhältnis zum Leben der Kirche zu haben. Diese Kluft kann nur durch ein Mittel überwunden werden, das zu den Leuten hingeht, anstatt darauf zu warten, daß diese zur Kirche kommen. Auch ist in den letzten Jahren die Institution Kirche oft stärker Zielscheibe der Kritik als der christliche Glaube selbst. Hier bietet sich das christliche Buch als Gesprächspartner geradezu an.
-» Deutscher Verband Ev. Büchereien, GEP, -» Erbauungsschrifttum
Lit.: K. Bockmühl, Bücher-wozu?, 1976-G. Ruinier, Die beste Nachricht der Welt, 1977
Bockmühl/Rumler
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