Evangelisches Gemeindelexikon


Gasthausmission Berufsmission



Yüklə 7,17 Mb.
səhifə25/76
tarix01.11.2017
ölçüsü7,17 Mb.
#25882
1   ...   21   22   23   24   25   26   27   28   ...   76

Gasthausmission Berufsmission

Gauger, Joseph, *2.4.1866 Winnenden, 11.2.1939 Elberfeld. Mit dreizehn Jahren wurde der Pfarrerssohn Vollwaise. Er war das elfte Kind aus der dritten Ehe seines Va­ters. Der württembergische —» Pietismus lie­ferte den Wurzelboden für eine gediegene theologische Bildung, die Kopf und Herz er­faßte. Der Heiligen Schrift als Wort Gottes wußte er sich stets verpachtet. Bekannt geworden ist er durch die Zeitschriften, die er seit seiner Berufung 1898 in die Verlagsar­beit der -> Ev. Gesellschaft für Deutschland nach Wuppertal übernommen oder heraus­gebracht hat. Unter ihnen fand das Wochen­blatt »Licht und Leben« (nach dem 2. Welt­krieg von W. -> Busch als Monatsblatt wei­tergeführt) neben »Licht und Kraft für den Tag«, den Gotthardbriefen, Jugend- und

Kinderblättern die weiteste Verbreitung. Die spitze Feder Gaugers wurde allenthal­ben geschätzt und gefürchtet. Der »Ev. Psal­ter« bewährte sich neben den Reichsliedern (-» Liedgut) als Gesangbuch der —> Gemein­schaft sbewegung. In der Hitlerzeit kam es zum Verbot aller seiner Blätter.

Lit.: S. u. J. Gauger, Joseph Gauger, sein Leben und sein Werk, 1950 Affeld

Gebet, Gebetserhörung



  1. Das G. als Gespräch mit —> Gott gehört zu den wichtigsten Lebensäußerungen der Gemeinde Christi als des Volkes Gottes. Es findet sich zwar in fast allen Religionen. Aber selbst da, wo es zur frommen Leistung oder zum Klappern von Gebetsmühlen ent­artet ist, erinnert es doch noch daran, daß der Mensch, der vom Schöpferwort Gottes lebt, auf das Gespräch mit ihm elementar ange­wiesen ist. »Wir bringen unsere Jahre zu wie ein Geschwätz (Ps 90,9), wenn wir sie nicht zubringen als ein Gespräch mit Gott« (M. —> Kähler). Im Ernst des Betens können Nicht­christen wie Juden oder Moslems vielfach die Christen beschämen, denen doch in Je­sus Christus erst der volle Zugang zu Gott und das Existenzrecht der Kinder im Hause des Vaters erschlossen ist. Als Mittler zwi­schen Gott und Mensch hat er durch Kreuz und —> Auferstehung weggenommen, was uns von Gott trennt. So läßt er uns teilneh­men an seiner hohenpriesterlichen Zwie­sprache mit dem Vater (Joh 17). Damit brau­chen auch wir von Gott nicht mehr nur als vom blinden Schicksal, dem grausamen Zu­fall oder der unpersönlichen Vorsehung zu sprechen, sondern dürfen ihn anrufen: »Va­ter unser« (Mt 6,9ff.; Lk n,2ff.|. Gewiß kön­nen schwere Lebenserfahrungen diesen Va­ternamen verdunkeln. Aber seitdem der ge­kreuzigte Christus zweimal gerufen hat: »Vater« (Lk 23,34.46), darf sich ein Christ auch in Abgründen des Lebens an das »Abba Vater!« (Röm 8,15; Gal 4,6) klammern. Aus­drücklich sagt Jesus dem G. in seinem Na­men den Beistand (Joh 14-16) und die Ver­tretung des Heiligen —> Geistes zu, auch »wenn wir nicht wissen, was wir beten sol­len« (Röm 8,26).

  2. Im Grunde strömt alles Beten der Chri­stenheit aus der Erlaubnis und Vollmacht des »Abba Vater«. G. als Bitte und Dank, als Bußruf, Lob Gottes und Fürbitte, das ein­same wie das gemeinsame, das freie wie das gebundene G. entfaltet sich daraus. Damit wird nicht mehr das eigene Sorgen, sondern das G. zur Quelle und zum Maßstab unseres Lebens und Handelns (Phil 4,6). Eheleute finden die Ordnung ihres gemeinsamen Le­bens darin, »daß eure Gebete nicht verhin­dert werden« (1 Petrus 3,7). Im G. hält die Christenheit die Welt bei Gott und Gott bei der Welt fest (1 Tim 2,1 ff.). Auf ihre Fürbitte hört Gott seit Abrahams Fürsprache für So­dom und Gomorra (Gen i8,22ff.) und seit Daniels G. für sein Volk (Dan 9). Auch der einfachste Christ gehört damit zum Volk der »Könige und Priester vor Gott« (Offb

  1. o). Vor allem mit den ersten Bitten des Vaterunsers zieht Jesus seine ganze Chri­stenheit in sein eigenes Heilswirken hinein. Im G. und dem daraus folgenden Zeugnis sollen seine Jünger als seine Mitarbeiter da­bei sein bei dem, was er selber tut.

  1. Auch im heutigen -* Pluralismus der Meinungen gilt es, das Verständnis des G.s als eines Gesprächs mit Gott festzuhalten. Die neuen Bemühungen um Spiritualität können manche gute Anregung vermitteln, z.B. mit dem Hinweis auf Stille und Schwei­gen - wenn es nur um das Hören auf Gott und sein Wort geht. »Wie sollen die Men­schen in Europa überhaupt die Stimme des Geistes Gottes hören, wenn sie niemals still sein können?« hat schon der indische Evan­gelist S. —» Singh gefragt. G. als Gespräch mit mir selbst, in welcher Form auch immer, wäre schreckliche Selbsttäuschung. Auch die unter dem Stichwort Meditation angebo­tenen Hilfen zur Sammlung, Entspannung, Vertiefung wollen daran geprüft werden, inwieweit sie nicht nur der Versenkung in das eigene Innere, aus dem nach Jesu Wort zuletzt »arge Gedanken kommen« (Mt 15,19), sondern dem gesammelten Hören auf das von Gott ausgehende Wort dienen. Auf die Frage, ob man sich denn Gott überhaupt als persönliches Du vorstellen dürfe, ist zu antworten, daß der ewige Gott sich gewiß durch unsere menschlichen Begriffe nicht fassen läßt. Aber gleichzeitig ist die Fleischwerdung Gottes in -» Jesus Christus so zu verstehen, daß Gott sich in seinem Sohne von uns anrufen lassen will. Aus­drücklich mahnt Jesus deshalb zu anhalten­dem G. (Lk 18,1-8). Die sicher bleibende Unvollkommenheit unseres G.s läßt auch den Betenden warten auf den Augenblick, wo wir »ihn sehen werden, wie er ist« (1 Joh

    1. und »ewig, ewiglich mit Jesus sprechen« dürfen (Grabinschrift für S. -» Kierkegaard).

  2. Zu den schwersten Problemen gehört die Frage nach der Erhörung des G.s. Sie wird grundlegend beantwortet, aber zugleich ver­schärft durch die Gewißheit, mit der Jesus dem G. in seinem Namen Erhörung zugesagt hat (Mt 7,7 ff-; Lk 1 i,9ff.; Joh 14,12ff.). Viele Christen bezeugen zu allen Zeiten die tiefe Wahrheit dieser Zusage. Gott wäre nicht Va­ter, wenn er die Bitten seiner Kinder nicht hörte und ihre Tränen nicht sähe (Ps 145,18.19). Schon die Erlaubnis zu solchem

  1. ist ein Stück G.serhörung: bin ich doch nun nicht mehr einfach dunklen Mächten ausgeliefert, sondern in den Händen Gottes, der, auch wenn er züchtigt und straft oder das Gesetz der Sünde und des Todes noch nicht aufhebt, dennoch in Christus der Vater bleibt. Aber wir verschweigen nicht, daß auch der Glaubende in schwere Anfechtun­gen gestürzt werden kann. Eltern bitten um das Leben ihres kranken Kindes-vergebens. Auch die großen Zeugen Jesu wie Paulus sind von diesen Anfechtungen nicht ver­schont (zKor 12,7ff.). Dabei müssen wir auch damit rechnen, daß wir mit unseren eigenen Wünschen der Erhörung des G.s im Wege stehen können, vgl. Jes 59,1.2. Es kann sogar ein G. geben, das Gott versucht, vgl. Mt

  1. 7. Die grundlegende Hilfe in diesen Fra­gen erwächst daraus, daß auch der Kampf des eigenen Willens und Wünschens mit dem heiligen Willen Gottes von Jesus selber in Gethsemane durchgekämpft ist: »Mein Va­ter, nicht was ich will, sondern was du willst« (Mk 14,32-42). Gibt Gott nicht, was wir wollen, so gibt er das Bessere, das er will. Das G. erlaubt uns, alle unsere Anliegen vor Gott zu bringen, aber es bleibt das Gespräch des gerechtfertigten Sünders, der von der über alle Vernunft hinausgreifenden Gnade Gottes lebt. Hinter ihm sollen wir die grö­ßere Fürbitte Jesu wissen (Lk 22,31 ff.), der uns besser kennt als wir selbst.

  1. Hilfe und Hilfen zum Gebet, die von Men­schen gegeben werden, kommen aus der großen Gemeinschaft der Betenden in ihren verschiedenen Formen. Jesus selber nimmt in schwersten Augenblicken das Wort der Psalmen zu Hilfe (Mt 27,45; Lk 23,46). Inden Liedern und Chorälen der Christenheit (—» Liedgut), die wir singen und beten, sind wir getragen von der Glaubens- und Leidens­kraft der Generationen vor uns. Aus der Teilnahme am Gebet und —» Gottesdienst der Gemeinde, aus ökumenischen Erfahrun­gen, aus dem Gebetsleben der -> Bruder- und Schwesternschaften und aus der Gemein­schaft, in der zwei oder drei versammelt sind in seinem Namen, wächst uns eine Hilfe zu, der Jesus seine Nähe besonders zugesagt hat (Mt 18,19.20). —» Andacht, —» Meditation, —» geistliches Leben I

Lit. u.a.: M. Luther, Eine einfältige Weise zu beten, 1 53 5- WA 38,3 58ff. - H. Thielicke, Das Gebet, das die Welt umspannt, 1945 - O. Hallesby, Vom Be­ten, 1954 - Fr. Pawelzik, Ich singe dein Lied durch den Tag, 1965. Dazu die reiche Gebetsliteratur aus alter und neuer Zeit.

Dietzfelbinger

Gebetsgemeinschaft

Das gemeinsame —» Gebet ist in der Urchri- stenheit sowohl im Gottesdienst (iKor 1 i,4ff. 14,13-16) geübt worden, wie auch im kleineren Kreis (Apg 2,46f. 4,23-31). Dem gemeinsamen Gebet gilt die Verheißung Jesu: »Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel« (Mt 18,19). Nach den Berichten der Apg gehen große Kraftwirkungen vom gemeinsamen Gebet aus (Apg 4,23-31. 12,12).

Das gemeinsame Gebet darf dem Einzelge­bet nicht alternativ gegenüber gestellt wer­den, bei dem Jesus den Beter in die Abge­schiedenheit der Kammer weist (Mt 6,6). Einsames und gemeinsames Gebet ergänzen sich und beleben sich gegenseitig. Wer nur das einsame Gebet anerkennt und sich vom gemeinsamen Gebet fernhält, steht in Ge­fahr, das Gebet selbstsüchtig zu mißbrau­chen. Wer nur das gemeinsame Beten pflegt, könnte damit dem persönlichen Anruf Got­tes ausweichen.


  1. Gemeinsam beten wir im —> Gottesdienst. Der Prediger, der das Gebet spricht, ist nur der Vorbeter, aber nicht der Alleinbeter. Die versammelte Gemeinde soll und will das Gebet im Herzen mitsprechen. Echte G. ist auch das gemeinsame Sprechen des »Unser Vater« im Gottesdienst.

  2. Die kleinen Gebetskreise sind der Le­bensnerv einer -> Gemeinde oder eines christlichen Werkes. Sie entsprechen der ur- christlichen Praxis: »Hin und her in den Häusern« (Apg 2,46). Der Gebetskreis bedarf


Lit.: Friedensbote
der Zucht des Heiligen Geistes. Kurze Gebete bewahren vor Ermüdung. Unterbre­chungen durch kurze Schriftlesungen oder geistlichen Gesang beleben die G. Formel­hafte Gebete und »fromme Sermone» haben lähmende Wirkung und sind tötendes Gift.

  1. »Zwei oder drei» kann auch Ehe und Fa­milie bedeuten. Das Gebet ist für Eheleute eine Quelle großer Kraft. Die Ehegemein­schaft wird dadurch fester. In Verbindung mit der Hausandacht geht vom gemeinsa­men Gebet in der Familie ein großer Segen aus.

Gebetsinhalte für das gemeinsame Be- sind vor allem Anbetung, Lobpreis, ksagung und Fürbitte.

Lu.. H. Dietzfelbinger, Das Gespräch, 1977 - A. Kupferschmid, Unser Reden mit Gott, 1967 - A. Murray, Das Geheimnis des gemeinsamen Betens, 1958 - H. Thielicke, Das Amt des Beters, 1961

Aeschlimann

Gebetsvereine (masurische bzw. ostpreu­ßische)

Die im östlichen Ostpreußen im 19. Jh. un­ter Masuren und Litauen gegründeten G. knüpften an Gruppenbildungen an, Gro- madki (Häuflein) genannt. Sie erfuhren ihre Zusammenfassung unter dem später in Til­sit wohnenden Ch. —> Kukat. In den in der ev. Landeskirche verbleibenden Vereinen paarten sich strenge Prinzipien der —» Heili­gung, Momente lutherischer Orthodoxie im Rückgriff auf älteres Andachtsgut (Seuse, Tauler, Johann Arndt) mit Vorbehalten ge­gen die das bäuerliche Frömmigkeitsleben in masurischer und litauischer Sprache hem­menden Kirchen- und Staatsorgane. Bin­nenwanderung führte zur Gründung zahl­reicher Vereine im Ruhrgebiet Seit 1911 gibt es den Ev. G. und den Ev. luth.



  1. Im letzteren ausgedehnte Jugend- und Chorarbeit sowie missionarisch-diakoni- sche Tätigkeit durch das angegliederte Ge­meinschaftswerk (Altenheim, Bibelfreizeit und Erholungsheim) und den Verlag.

Kahle/Kolodzeizik

Gebhardt, Ernst, ‘12.7.1832 Ludwigsburg, 19.6.1899 ebenda; mcthodistischer Erwek- kungsprediger, Dichter, Komponist. An sei­nem Geburtsort aufgewachsen, gingG. 1852 als Kolonist nach Chile. In die Heimat zu­rückgekehrt, kam er zum lebendigen Glau­ben an Christus. Die —> Methodisten stellten

ihn 1860 als Reiseprediger und —> Evangeli­sten an; später wurde er Superintendent (Bremen, Zwickau, Zürich). Durch eine große Zahl einfacher und einprägsamer Lie­der, die er auch vertonte und in den Ver­sammlungen vortrug, wirkte G. weit über den Methodismus hinaus. Durch seine Übersetzungen und Liedersammlungen wurden die englisch-amerikanischen Er- weckungs- und Heiligungslieder im deutschsprachigen Raum nachhaltig be­kannt. Von seinen Liedern oder Übersetzun­gen sind noch u.a. verbreitet »Es ist ein Born«, »Kommt, stimmet alle jubelnd ein«, »Welch ein Freund ist unser Jesus«, »Solang mein Jesus lebt«. Mitbegründer des Christli­chen —> Sängerbundes, wurde G. ein Pionier auch der —» Blankenburger Allianz, später der —» Blaukreuzarbeit in Deutschland und in der Schweiz.

G.s Liedsammlungen u.a.: Frohe Botschaft in Lie­dern, 187s, i92i8s, Textausg. noch 1972 - Evange­liumslieder, 1880, i92o57-Jubiläumssänger, 1878, 192142, Faksimile 1978

Lit.: Th. Funk, E.G., der Evangeliums-Sänger, 1969 Rothenberg

Gebietsmission


  1. ist die gemeinsame missionarische Ak­tion von Gemeinden innerhalb eines größe­ren Gebietes (so die freikirchliche Rhein- Ruhr-G. 1968). In der gleichzeitigen missio­narischen Erfassung eines größeren Gebietes ist sie der —> Großevangelisation vergleich­bar. Von dieser unterscheidet die G. sich aber durch den Verzicht auf eine zentrale Großveranstaltung. Bei der G. sind die Ge­meinden selbst mit vielen evangelistisch begabten Gemeindepredigern bzw. -pfarrern und Mitarbeitern aus anderen Berufen im Einsatz. Besonderheiten dieser Form der —» Evangelisation: Nähe zum Alltagsleben der Gemeinde,- Neubekehrte finden leichter in die Gemeinde hinein; Stärkung des missio­narischen Verantwortungsbewußtseins der Gemeinde; im Unterschied zur einzelnen Gemeindeevangelisation können gemein­same überregionale Vorbereitung, Konzen­tration der finanziellen Mittel und zielge­richteter Einsatz der Werbung zu größerer Wirkung führen.

Zeiger

Gebote, Zehn



Der Dekalog (deka logoi = die zehn Worte, Ex 34,28; Dtn 10,4 LXX) steht Ex 20,2-17;

Die Zehn Gebote

nach luth. und reformierter Zählung

ref.

kath./luth.

Ich bin der Herr . . .

1

1

kein Bildnis machen

2




Gottes Namen nicht mißbrauchen

3

2

den Feiertag heiligen

4

3

die Eltern ehren

5

4

nicht töten

6

5

nicht ehebrechen

7

6

nicht stehlen

8

7

kein falsches Zeugnis reden

9

8

nicht begehren des Nächsten Haus

10

9

nicht begehren des Nächsten Weib




10




Dtn 5,6-18(21). Als das einzige von Gott unmittelbar geoffenbarte Gesetz sind die G. Grundstatut des Bundes (Ex 34,28; Dtn

  1. . Er wird auf zwei steinernen Tafeln in der Bundeslade bewahrt (Dtn 10,5; iKön 8,9) und dem Volke Gottes immer neu einge­prägt. Seine Gebote gehen ein in Israels Strafgesetz (Ex 21,12-17; 23,12f.; Lev 20), in die Katechese (Lev 19; 26,1 -2) und die pro­phetische Anklage (Hos 4,2; Jer 7,6.9; Hes 22,6ff.; Ps 50,18-20).

Jesus nimmt die Gebote auf in den Zuspit­zungen der Bergpredigt (Mt 5,17ff.) und ge­braucht sie als Maßstab menschlicher Un­heiligkeit (Mt 15,19, vgl. 15,4) oder Recht­schaffenheit (Mt 19,18). Sie werden in ihrem positiven Sinn zum Doppelgebot der Liebe zusammengefaßt (Mt 22,36-40; Röm 13,8-10; Jak 2,8.11); negativ bewirken sie Erkenntnis der Sünde (iTim 1,8 — ro und iKor 6,9h; Gal 5,19-21; Eph 4,25; Kol

  1. 9; Eph 5,3 —5)-

Die z. G. gehören zum Grundbestand der Ka­techese der —> Alten Kirche. Sie gewinnen im Spätmittelalter wieder an Bedeutung (Beichtspiegel). Für die reformatorische Ethik sind sie zentral. Luther begreift sie als deutlichste Fassung der göttlichen Schöp­fungsnormen und legt sie als Gebot und Ver­bot häufig aus (Von den guten Werken, 1520, Großer und Kleiner Katechismus!). Calvin und Melanchthon lehren ihre systematische Anwendung gemäß dem dreifachen Brauch des —> Gesetzes. Seither gelten die z. G.e in der ev. Theologie als die Gestalt des neuen

Lebens. Gewiß bleiben sie der Rahmen des­selben; sie müssen jedoch in bezug auf die jeweilige Situation durch die Weisung des —» Geistes und das Handeln der —» Liebe ausge­füllt werden (Röm 8,4; 13,8).

Lit.: J. J. Stamm, Der Dekalog im Lichte der neue­ren Forschung, 19622 - H. van Oyen, Ethik des Al­ten Testaments, 1967, 102 —r.32

Bockmühl


Gefängnisseelsorge

Der von der Gesellschaft verstoßene Strafge­fangene steht nicht außerhalb der allen Menschen geltenden Liebe Gottes zur gefal­lenen Schöpfung. In dieser Gewißheit ver­kündigten die -> Quäker im 18 Jh. in Penn- sylvanien ihren Strafgefangenen das Heil in Christus. E. —» Fry verband mit dem verkün­digten Wort eine weitgehende Fürsorge für die Gefangenen und erreichte eine wesentli­che Verbesserung des Gefängniswesens im England des 19. Jh.s. T. —» Fliedner brachte ihre Anregungen nach Deutschland. J. H. —» Wiehern konnte sie dank der Aufgeschlos­senheit des preußischen Königs -» Friedrich Wilhelm IV. in einer tiefgreifenden Gefäng­nisreform in die Tat umsetzen, wobei die Seelsorge in den Mittelpunkt der Arbeit an dem Gefangenen gerückt wurde. Nach 1945 führten die einzelnen deutschen Bundeslän­der eine eigene weltliche Gefangenenbe­treuung durch, die unter dem Stichwort »Resozialisierung«- den Gefangenen für die Wiedereingliederung in die menschliche Gesellschaft tauglich zu machen versucht.


Daneben tragen die Länder weiterhin ge­meinsam mit den Kirchen die Verantwor­tung für die G., in der zur Zeit 90 hauptamt­liche und 250 nebenamtliche ev. Pfarrer tä­tig sind. Ihre rechtliche Grundlage hat die G. in dem Gesetz über den Vollzug der Frei­heitsstrafe vom 16.3.1976, in dem das Recht des Gefangenen auf religiöse Betreuung durch einen Seelsorger seiner Glaubensge­meinschaft ausdrücklich festgelegt ist.

Die Möglichkeit der Mitarbeit freier Kräfte ist heute größer als früher: nicht nur durch Mitwirkung im Anstaltsgottesdienst (Chor und Einzelzeugnis), sondern auch durch Ge­fangenenbesuche und durch Mitwirkung in Gesprächskreisen als »ehrenamtlicher Mit­arbeiter«.

Ziel aller G. ist nicht nur das Gläubigwerden des einzelnen Gefangenen, sondern seine Eingliederung in eine Gruppe der Gemeinde fesu innerhalb und außerhalb der Anstalt. Hier wird die Kraft empfangen, die der labile Gefangene braucht. Maßnahmen der Für­sorge (Beschaffung von Arbeit und Woh­nung) allein bewahren nicht vor Rückfall.

Lit.: R. Pfisterer, Zwischen Kasernenhof und Schlaraffenland, Erwägungen zum Strafvollzug, 1973 - H. Ochsenbein/Vallotton, Gotterleben hin­ter Gefängnismauern, 19762 - H. Brandenburg, Christus auch im Zuchthaus, 19742



Veiler

Geist, Heiliger



Der H.G. ist Gott selbst, wie er in uns Chri­sten wohnt und unter uns wirkt. Damit trifft das Thema hinein in den von Christen und Nichtchristen empfundenen Realitätsver­lust des Evangeliums in der westlichen Welt. Zugleich ist der H.G. in diesem Be­reich ein brisantes Thema, weil gerade die Frage, wie Gottes Wirken sich äußert, theo­logisch und praktisch gegensätzlich beant­wortet wird.

  1. Das biblische Zeugnis vom H. G.

Das Thema beginnt nicht als schwieriger Lehrpunkt, sondern als ein Grundereignis am Anfang der Gemeindegeschichte und als klare individuelle Erfahrung, deren Vorhan­den- oder Nichtvorhandensein feststellbar ist (Apg 19,8; Gal 3,2). Darin erfüllt sich die im AT(}es44,3; Hes36,27; 37,H; 39,29; Joel

  1. f; Hagg2,5) und durch Johannes den Täu­fer (Mt 3,11) verheißene endzeitliche Geist­ausgießung durch den Messias, die Jesus in Apg 1,5 bestätigt. Wie äußert sich dieGeist- erfahrung und was ist ihre Bedeutung?

  1. DER H.G. ALS KRAFT UND GESTALTER DER -* MIS­SION

Diese Bedeutung stellt besonders die Apg heraus (1,8). Das signalisiert das Sprach- wunder für die Völker; dem dienen die die Missionsverkündigung begleitenden bzw. sie vorbereitenden -» Wunder; dem dient die Geisterfüllung zur mutigen Verteidigung des Evangeliums bis hin zur Gerichts- und Leidenssituation. Der G. ist schließlich selbst Gestalter der Mission durch seine po­sitiven bzw. wehrenden Führungen (8,29.3 9; 13,14; 16,6-7). Mit diesem Thema verbun­den erscheint der H.G. als die Kraft, die das von der Umwelt bestaunte und zugleich är­gerliche Wunder der —» Gemeinde schafft (2,47; 17,6). Hervorstechendes Merkmal ist das einzigartige Zusammenstehen, das sich im häufigen gottesdienstlichen Zusam­menkommen und im Teilen der materiellen Güter äußert. Diese neue Gemeinschaft ist Träger der Mission, ob nun durch ihre star­ken Repräsentanten oder durch die Fülle un­bekannter Zeugen.

  1. DER H.G. ALS DIE WESENSBESTIMMUNG DES NEUEN BUNDES UND DES NEUEN MENSCHEN Dem tötenden Buchstaben des alten Bundes steht der Geist als das Kennzeichen des neuen Bundes und des Dienstes gegenüber, der den Geist gibt (2. Kor. 3,6.8). Das bedeu­tet auf den Menschen angewandt: dem für die Wirklichkeit Gottes blinden natürlichen Menschen steht der geistbegabte Mensch gegenüber, der Gottes Wirklichkeit und Wirken kennt (1 Kor. 2). Er ist aufgrund der Tat Christi aus der Dimension von Sünde und Tod in den Bereich des Geistes gelangt, in dem Leben und Freiheit herrschen (Röm 6-8). Meist aufgrund akuter Herausforde­rungen durch die Gemeindesituation entfal­tet Paulus die Äußerungen dieser neuen Wirklichkeit:

  1. Der G. schenkt die Freiheit vom Zwang zum —» Bösen. Das ist das zentrale Thema von Röm 6-8 und Gal 5. Es gibt auch nach Christus die Macht des »Fleisches«. Deswe­gen hat christliche Lebensgestaltung Kampfcharakter (Röm 8,i2f.). Das aber ist der entscheidende Unterschied zur vor­christlichen Existenzweise: an die Stelle des aussichtslosen Kampfes (Röm 7) tritt der Kampf durch den Geist und unter der Füh­rung des Geistes (Röm 8,13 -15). Wir erfah­ren, daß der neue Mensch nach dem Bilde Christi in den Merkmalen der Frucht des

  1. es möglich wird.

  1. Der G. schenkt die Freiheit von Tod und Vergänglichkeit. Noch sterben wir und seuf­zen mit der Schöpfung unter der Vergäng­lichkeit. Aber schon jetzt haben wir den Le­bensgeist Christi real in uns (Rom 8, i of.), der schon jetzt eine Existenzweise der Hoffnung wirkt und uns fähig macht, gegenüber den Mächten der Zerstörung nicht zu kapitulie­ren (Röm 8,31 ff.).

  2. Die eine Gemeinde und die Vielfalt der Gaben (-» Charismen). In den Aufzählungen in Röm 12 und 1 Kor 12 -14 wird der Reich­tum urchristlicher G.erfahrung sichtbar. Die Gaben sind kein geistlicher Luxus, son­dern notwendige Dienstausrüstung zum wirksamen Wort, zu abgewogener Leitung, zum heüenden Eingreifen und zur Gott ge­bührenden Anbetung. Zugleich schafft der

  1. aus der Fülle unterschiedlich begabter Glieder das Wunder des einen Leibes.

  1. Der anbruchhafte Charakter des G.Wir­kens (Röm 8,23f.) mahnt zur Nüchternheit gegenüber falschen perfektionistischen Er­wartungen in den vorgenannten Bereichen, darf aber nicht mit der bekannten Tendenz ausgelegt werden, dies Wirken letztlich für unwirklich zu erklären.

  1. DER GEIST ALS SACHWALTER DES WERKES JESU Johannes klärt abschließend das Verhältnis der Sendung des G. zur Sendung Jesu und zum Wirken Gottes überhaupt: a) Nur wer aus dem G. geboren ist, gehört zu Gott und betet ihn in rechter Weise an (Kap 3/4). Er erst vermittelt die verheißene Lebensfülle (Kap 7,3ff.), überführt die Welt (16,8) und macht die Jünger zu Zeugen Jesu (20,2if.)

  1. Gerade in seinem die Sendung Jesu ablö­senden Wirken ist der Geist aber kein neuer Offenbarer, sondern der Sachwalter und Zeuge Jesu, der nichts von sich selbst redet (16,13). c) Was die Sendung des G. bedeutet, kommt unübertroffen darin zum Ausdruck, daß mit seinem Kommen Jesus selbst, ja so­gar Jesus und der Vater Wohnung bei uns machen (14,16-18.23). Hier wird die ge­heimnisvolle Weise des »trinitarischen« Seins Gottes - ohne spekulative Grenzüber­schreitung - als Sein und Widerfahrnis klar bezeugt. I

der Kirchen nicht durchgesetzt. Das G.-wir­ken wurde oft mit der gottesdienstlichen Feier (Ostkirchen), mit Kirche und -* Amt (kath. Kirche), mit dem Wort (luth. Kirche) oder einfach mit dem menschlichen Geist identifiziert. Die biblische Linie hat aller­dings nie ganz gefehlt. Alle Erweckungen innerhalb und außerhalb der Kirchen sind Durchbrüche urchristl. G.-erfahrung, wobei Äußerungsweise und Schwerpunkte der

  1. -erfahrung unterschiedlich waren:

  1. In den letzten 150 Jahren wird der G. am durchgängigsten begriffen als der erwek- kende G., der von Sünde überführt, Christuserkenntnis wirkt und —> Wiederge­burt und -» Heilsgewißheit gibt. Sein weiter­führendes Wirken wird am ehesten als —» Heiligung und Führung erwartet.

  2. In der Jahrhundertmitte betont —> Blum­hardt gegenüber dem inneren Wirken das kraftvolle, erneuernde Wirken des G. Er er­wartet eine endzeitliche Geistausgießung und mit ihm die Kräfte zur Heiligung und Befreiung zerstörten Menschseins.

  3. Die angelsächsische -» Heiligungsbewe­gung, besonders R. A. Torrey mit seinen weltweit gehaltenen Vorträgen über die Per­sönlichkeit des H.G., die Möglichkeit der völligen Heiligung und als Zuspitzung die Verkündigung der Geistestaufe führte zu einer allgemeinen Erwartung.

  4. Zu einer Zuspitzung und zugleich zu ei­nem Abbruch kam diese Linie mit dem Ent­stehen der das dynamische G.wirken beto­nenden —> Pfingstbewegung und das Nein zu ihr durch weite Teile des landes- und frei­kirchlichen Pietismus (-»Berliner Erklärung IJ.Die Wertung dieses Einschnittes ist bis heute uneinheitlich. Für die einen ist er der unvermeidbare Abbruch eines Irrweges, für die anderen die vermeidbare Katastrophe, wenn - wie man sagt - die Weisheit des 1. Kor-briefes sich durchgesetzt hätte.

  5. Neue Offenheit gegenüber dem Wirken des Geistes zeigte der —► Internationale Kongreß für Weltevangelisation insbeson­dere in den Berichten über das, »was Gott, was Jesus, was der H. G. heute tut«. Die theologischen Äußerungen zeigten Ansätze zu einer positiv entfalteten Pneumatologie, die mit allen Bereichen des G.wirkens ernst macht.

  1. Dringende Ansatzpunkte der gegen­wärtigen Situation

Evangelikale Beiträge zum Thema in unse­rem Bereich müßten den oben genannten Realitätsverlust des Evangeliums im Auge haben, sie müßten praktisch und mutma­chend sein.

  1. Ein Beitrag könnte die durch frühere Ge­setzlichkeit und heutige Orientierungslo­sigkeit brennende Frage nach der Lebensge­staltung betreffen, wie nämlich »neuer Mensch« und »neue Gemeinschaft«, Ge­rechtigkeit, Freiheit und Identitätsfindung in aller angefochtenen Zeichenhaftigkeit durch Sein und Leben im G. reale Möglich­keiten werden. Siehe hierzu die Arbeiten von K. Bockmühl zur Ethik.

  2. In der Frage der theologischen Schriftaus­legung (-» Bibel IV,i,c) müßten evangelikale Theologen sich gegenüber dem herrschen­den historisch-anthropologischen Ansatz zu einem pneumatologischen Ansatz beken­nen. Viele von ihnen haben ihn faktisch, ver­treten ihn aber nicht wissenschaftlich. In der Verlängerung liegen Gedanken zur Erneue­rung der Theologie überhaupt.

  3. Neben solchen zentralen Einzelthemen ist vor allem die Arbeit an einem Gesamt­bild einer vom G. erfüllten Gemeinde für unsere verfestigte und verunsicherte kirch­liche Landschaft nötig. Es wäre zu zeigen, wie der Einbruch des »erwecklichen G.« (O. Riecker) von der Mission über das Gemein­schaftsgefüge bis hin zu Struktur- und Form­fragen alles in eine schöpferische Bewegung bringt.

  4. In der umstrittenen Charismenfrage wird versucht, die biblische Lehre zu erneuern, daß es sich um Ausrüstungen für die in Ge­meinde und Welt notwendigen Dienste handelt. Von dieser Sicht her richtet Paulus trotz schwerer Probleme in Korinth kein pauschales Warnschild auf. Er benennt als eigentlichen Problemherd unsere »fleischli­che« Art, vor der keine geistliche Wirklich­keit geschützt ist, ordnet die Gaben in ge­genseitiger Korrektur und Ergänzung einan­der zu und orientiert sie am Wort vom Kreuz und an der Liebe (1. Kor i; 13).

  5. Ein systematisch-theologischer Beitrag, der das Grundverständnis dessen klären hilft, was es heißen kann, daß Gott, der H. G. in uns wohnt und unter uns wirkt, bekommt in unserem Bereich Theologien als Ge­sprächspartner bzw. Gegner, die dies Sein und Wirken Gottes gerade nicht als wirkli­che Einwohnung und als erfahrbare Kraft und Erneuerung auffassen, sondern das Handeln Gottes heute auf das verkündigte und gehörte Wort beschränken oder es ein­fach mit christlicher Aktivität oder allge­meinen Wandlungsprozessen hineinsetzen. Sie nennen ein solches Geistverständnis je nach Ansatz schwärmerisch oder mytholo­gisch. Ziel eines solchen Versuches müßte es sein, dem biblischen G.-Verständnis so genau wie möglich zu folgen mit der Sprache systematischer Kategorien. Wir werden seit Jahrhunderten durch Theologien geprägt, die im Grunde nicht »trinitarisch« denken, sondern die Offenbarung Gottes verkürzen, in den klassischen Entwürfen auf das Han­deln Gottes in der Geschichte des Christus. Hinreichend biblisch dagegen ist erst eine Theologie, die es darstellt, daß Gott der H.G. auf der Basis dieser Heilsgeschichte heute in uns und durch uns Geschichte macht. Hilf­reiche Versuche in dieser Richtung liegen vor von E. —» Brunner, A. van Ruler, E. Boh­ren und H. Mühlen. Schließlich muß uns bei unserer theologischen Nacharbeit bewußt sein, daß wir Sprache und Kategorien für eine sachgemäße Lehre vom H.G. wohl nur im Kontext tieferer G.erfahrung gewinnen.

Lit.: R. Pache, Der Heilige Geist. Person und Werk, 19783 - A. Schiatter, Theologie der Apostel, 19773 - E. Brunner, Dogmatik III, 1960 - H. Berkhof, Theo­logie des Heiligen Geistes, 1968 - O. Rodenberg, Wort und Geist, 1969 - A. A. van Ruler, Credo, 1972, (Abschnitt »Ich glaube an den Heiligen Geist«) - O. Riecker, Herausforderung an die Ge­meinde, 1972 - ders., Bildung und Heiliger Geist, 1974 -R. Bohren, Daß Gott schön werde, 197 s (§ 2) - K. Bockmühl, Gott im Exil? 1975 - H. Mühlen, Die Erneuerung des christlichen Glaubens, 1976 - M. Griffiths, Die Kraft des Heiligen Geistes, in: Zukunftsperspektiven 77 (R. Padilla) - S. Groß­mann, Haushalter der Gnade Gottes, 1977

Liebschner



Yüklə 7,17 Mb.

Dostları ilə paylaş:
1   ...   21   22   23   24   25   26   27   28   ...   76




Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©muhaz.org 2024
rəhbərliyinə müraciət

gir | qeydiyyatdan keç
    Ana səhifə


yükləyin