Gemeinschaft
Christen sind von Gott »berufen zur G. mit seinem Sohn Jesus Christus« (iKor 1,9). Diese Christusgemeinschaft prägt ihr Leben (vgl. Röm 6,6.8; 8,17; Kol 2,12; 2Tim 2,11 f; 1 Pt 4,13). Sie wird auch verwirklicht und erlebt im —> Abendmahl (iKor 10,16-21). Ihre volle Verwirklichung findet diese G. im —> Reiche Gottes. So wie die Glieder der Gemeinde am Tisch des Herrn vereinigt sind, so werden sie in Ewigkeit beieinander sein (Offb 19,9).
Die G. mit dem Vater und dem Sohn begründet auch die G. der Gläubigen untereinander (1 Joh 1,3-7): —» Sünde zerstört G. Deshalb muß Sünde bekannt werden. Das kann in der —> Beichte geschehen. Beichte ist »der Durchbruch zur Gemeinschaft« (D. —» Bon- hoeffer). Die G. (griech. koinönia) ist nach dem NT nicht nur ein Anteilhaber?, sondern auch ein Anteilgeben (z.B. durch finanzielle Unterstützung, Röm 15,26; 2Kor 8,4; 9,13). Die ntl. G. ist die Einheit von Christusgemeinschaft im Glauben und Bruderschaft in der Liebe (vgl. Apg 2,42; 4,32-37): Der Heilige —» Geist verwandelt eigen-nützige Menschen in gemein-nützige, ich-bezogene in gemeinschafts-fähige Menschen. Dabei läßt der Geist Gottes sie als einzelne leben und bewahrt sie doch vor dem Individualismus, er fügt sie zu einer G. zusammen und läßt sie doch nicht im Kollektiv versinken.
Lit.: Theol. Begriffslexikon zum NT, Bd. I, 1967, S.
Breymaier
Gemeinschaftsbewegung
I Wesen der G.
Mit G. wird der pietistische Neuaufbruch in den ev. Landeskirchen Deutschlands im
letzten Drittel des 19. Jh.s bezeichnet, in dem eine neue Verantwortung für die Verkündigung des Evangeliums vornehmlich für die vom pfarramtlich geordneten Dienst der Kirche nicht erreichten Menschen erwachte und eine neue Form der Sammlung und Betreuung sowie des gemeinsamen Lebens derer, die zum Glauben gekommen sind, sich ausprägte. Der größte Teil der nach Prägung und Geschichte sehr unterschiedlichen innerkirchlichen G. schloß sich im »Deutschen Verband für Gemeinschaftspflege und Evangelisation« zusammen, nach dem Ausgangsort der Gnadauer Konferenzen kurz —> Gnadauer Verband genannt. Das kirchliche Leben im deutschen Protestantismus wurde von dieser Bewegung nachhaltig geprägt. Kennzeichnende Merkmale der G. sind: a) der Ruf zur —» Bekehrung als der einmaligen Umkehr des Menschen aus dem Unglauben zum Glaubensgehorsam aufgrund des Heilsangebotes im Evangelium, welche die tägliche Bußhaltung nicht ausschließt, aber von ihr unterschieden wird; b) die Lehre von der —> Wiedergeburt als das Werk des Heiligen —> Geistes (nicht als besonderer Akt von der Bekehrung zu Gott abgehoben), durch das der Mensch in den Stand der Gotteskindschaft versetzt wird; c) die durch die Gotteskindschaft begründete Bruderschaft der Glaubenden, die sich in gemeinsamer Schriftbetrachtung, im Gebet und im Dienst des Zeugnisses und der Liebe betätigt; d) die Bedeutung des persönlichen und gemeinsamen —» Gebets; e) die Forderung des Bruchs mit der Vergangenheit und der Nachfolge im Gehorsam des Glaubens, der —» Heiligung, die im reformatorischen Sinn in schriftgemäßer Beziehung zur -» Rechtfertigung verstanden wird; f) die Beteiligung der Laien an der Wortverkündigung und die Aktivierung aller Glieder zum Einsatz in der Reichsgottesarbeit; g) Anerkennung der ganzen Heiligen Schrift und der reformatorischen Bekenntnisse ohne starre konfessionelle Abgrenzung. I 1) die Heilige Schrift als Formalprinzip des Glaubens und Lebens (sola scriptura); 2) das Materialprinzip der Reformation: Rechtfertigung des Sünders aus Gnaden durch den Glauben [sola gratia, sola fiele); 3) die Betonung der —> Heilsgewißheit; 4) das —» Priestertum aller Gläubigen; 5) die 3. Weise des Gottesdienstes nach Luthers »Deutsche Messe und Ordnung des Gottesdienstes«: »Diejenigen, so mit Ernst Christen sein wollen und das Evangelium mit Hand und Mund bekennen, müßten mit dem Namen sich einzeichnen und irgendwo in einem Haus allein sich versammeln zum Gebet, zu lesen, zu taufen, das Sakrament zu empfangen und andere christliche Werke zu üben . . .«. b) Mit der Bezeichnung der G. als »Neupietismus« wird ausgedrückt, daß die G. nicht nur im —»■ Pietismus wurzelt, sondern diesen in ihrer zeitgeschichtlichen Situation fortsetzt. In einigen Teilen Deutschlands haben Gemeinschaften aus der Zeit des Pietismus den Rationalismus überdauert und münde ten in die moderne G., besonders die —> »alt- pietistischen Gemeinschaften« in Württemberg. c) Als weitere Wurzel der G. ist die —> Erweckungsbewegung in der ersten Hälfte des 19. Jh.s zu nennen. Auch aus dieser führten direkte Linien in die moderne G. hinein, d) Neben diesen deutschen Wurzeln der G. sind die Anregungen zu erwähnen, die sie aus dem englisch-amerikanischen Raum empfangen hat: v. a. die im amerikanischen —» Methodismus wurzelnde, u.a. durch —» Finney und -» Moody bestimmte —► Heiligungsbewegung (Konferenzen in Oxford 1874 und Brighton 1875; Vortragsreise von
R. P. Smith in Deutschland; —> Keswick- Konferenzen ab r 87 5). Diese Einflüsse haben neben der Stärkung des Einheitsbewußtseins, mancher erneuernden Belebung und den Anstößen zur Massenevangelisation auch die perfektionistischen Abirrungen in der G. in den Jahren 1904-1909 im Gefolge gehabt. Von nachdrücklichem Einfluß auf die entstehende G. waren auch die Evangelisationen des Deutschamerikaners F. von —» Schlümbach in Deutschland (1882). e). Als Erbe der Reformation, des Pietismus und der Erweckungsbewegung hat die G. deren Anliegen in ihrer Zeitsituation aufgenommen. Diese war bestimmt durch die —> liberale Theologie, den Kulturprotestantismus und die Entkirchlichung der Masse der Industriearbeiter. Wegen unzureichender Erkenntnis der sozialpolitischen Ursachen für die Entkirchlichung der Massen kam es trotz praktischer Berührungspunkte und Gemeinsamkeit in der geistlich-theologischen Ausrichtung nicht zur Zusammenarbeit der
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mit den christlich-sozialen Bemühungen (A. —» Stoecker.)
i. ENTSTEHUNG UND GESTALTWERDUNG. Im letzten Drittel des 19. Jh.s erstarkte das Gemeinschaftswesen in Deutschland und breitete sich rasch aus. a) Im Westen wirkten vor allem die —» Ev. Gesellschaft und Gemeinschaften Tersteegenschen Ursprungs, der reformiert geprägte —» Reisepredigt, Verein für im Siegerland (T. Siebei, J. G. Siebei) sowie der Ev. Brüderverein und die Neukir- chener Mission, die auf Allianzebene arbeiteten. In Württemberg waren vor allem die Altpietisten in ihrer stillen, offenen Gemeinschaftsarbeit rührig. Die —> Hahn'schen und Pregizerianer (—» Pregizer) lehnten, wie in Ostpreußen die aus dem litauischen Altpietismus stammenden Kuka- tianer (Ostpreußischer —» Gebetsverein), die neue Bewegung ab. In Berlin hat die Evangelisationstätigkeit von Schlümbachs die G. angefacht. Es entstanden die Michaelsgemeinschaft unter Graf E. v. —> Pückler und der —* CVJM unter E. v. —> Rothkirch. Im Osten fand sie ein starkes Echo durch Th. —> Jellinghaus, durch die von —» Chrischona (C.
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—> Rappard) entsandten Brüder und durch den —> »Reichsbrüderbund« (1878 von J. —» Seitz und M. Blaich gegründet). In Pommern gewann J. —> Paul besondere Bedeutung für die Bewegung, in Westpreußen die Pastoren
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—» Blazejewski und Th. —» Krawielitzki. In Schlesien setzte sich Major v. d. Oelsnitz für die G. ein, ferner P. J. —> Lepsius und Prediger E. Edel. In Schleswig-Holstein arbeitete der Verein für Innere Mission unter tatkräftiger Leitung J. v. —» Oertzens in guter Verbindung zur Kirche. In Hamburg wurde die Arbeit v. Oertzens im CVJM zum Mittelpunkt sowie die Gemeinschaft unter J. —> Röschmann. Erst später gewann die Bewegung auch Raum in Westfalen (W. —» Michaelis, E. —» Lohmann, Budde, Dammann), Hannover (Graf M. v. -> Korff, P. Oehlkers, Gräfin Waldersee, L. Thimme) und in Mitteldeutschland, wo Sachsen (anfangs unter —> Dietrichs Einfluß) zu einem Musterland der
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wurde und in Thüringen die —> Blanken- burger Allianz-Konferenz für die G. besondere Bedeutung erhielt. — Gleichzeitig entfaltete sich die Arbeit der —> Evangelisation.
Ihr Pionier in Deutschland war E. —> Schrenk. 1884 entstand in Bonn der Deutsche -» Evangelisationsverein (Th. Christlieb, J. v. Oertzen, E. Schrenk), der 1886 die Evangelistenschule —> Johanneum in Bonn gründete (ab 1893 in Barmen). Als freie Evangelisten arbeiteten u.a. E. Schrenk,
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H. Rappard und die Pastoren Dammann, J. Paul, E. Lohmann, S. -> Keller, W. Michaelis und E. —» Modersohn. Anfang dieses Jh.s gründete J. -> Vetter die Deutsche -> Zeltmission, die allerdings auf Allianzbasis arbeitete. - Bis in die frühen Jahre reicht der Beginn der Gemeinschaftsdiakonie zurück. Schon bald wurden Schwestern- und Brüderhäuser gegründet zur Ausbildung der Mitarbeiter in Gemeinschaftspflege, Evangelisation und —» Diakonie (vgl. Tabellen zu -» Gnadauer Verband), b) Das ausgeprägte Gemeinschaftsbewußtsein drängte auf Verbindung und Zusammenschluß. Schon früh bildeten sich provinziale Brüderräte, die zu Glaubenskonferenzen einluden. Die Gesamtbewegung fand ihren Sammelpunkt in der »Gnadauer Pfingstkonferenz«, die zum ersten Mal 1888 nach Gnadau bei Magdeburg einberufen wurde und von 142 Teilnehmern (68 Theologen und 74 Laien) besucht war. Aus ihr ging 1890 unter J. v. Oertzen das »Deutsche Komitee für ev. Gemeinschaftspflege« hervor. 1894 wurde unter Einbeziehung der Evangelisation in die Zielsetzung das »Deutsche Komitee für ev. Gemeinschaftspflege und Evangelisation« gegründet. Oktober 1897 fand dieser Zusammenschluß seine endgültige Form im »Deutschen Verband für ev. Gemeinschaftspflege und Evangelisation«. Die Satzung dieses Verbandes erkannte den angeschlossenen Verbänden Selbständigkeit und Eigenverantwortung zu. Der Verzicht auf ein verfassungsmäßiges Führungsrecht der Verbandsleitung ermöglichte es, daß die G. trotz ihrer geschichtlich, kirchlich und in der Lehrbildung unterschiedlichen Zusammensetzung auch in kritischer Zeit nicht auseinanderbrach. Die Verhandlungsführung geschieht nicht in systematisch-theologischer Durchdringung der Fragen, sondern in brüderlich-geistlicher Besprechung, in der Zeit für das —» Gebet bleibt und Minderheiten nicht majorisiert werden sollen. Vorsitzende des Verbandes waren: bis 1904 E. v. Pückler, 1906-1911 und 1919-1953 D. W. Michaelis, 1911-1919 D. Th. —> Haarbeck, 1953-1971 H. Haarbeck, ab 1971 K. Heimbucher, Nürnberg, c) Die im Gnadauer Verband zusammengeschlossene G. hat seit ihrer Gründung ihren Standort in der Kirche eingenommen bei Wahrung voller Selbständigkeit. Durch Einflüsse der interdenomina- tionellen —> Heiligungsbewegung, durch darbystisches Gedankengut (-» Darby, —» Versammlung) durch die auf Allianzebene arbeitenden Werke und vor allem durch die von Wales ausgehende Erweckungsbewegung (R. A. —»Torrey, E. Roberts) kam mancherlei Unsicherheit in die grundsätzlich innerkirchliche Stellung der Gnadauer G. Im Ganzen blieb die G. ihrer Haltung treu trotz praktischer Konflikte und theologischer sowie konfessioneller Gegensätze. Selten war die Abkehr einer Gemeinschaft von diesem Grundsatz; die bedeutendste war die Trennung der Gemeinschaft am Holstenwall, Hamburg, unter -» Heitmüller (1934), die sich den -» Freien ev. Gemeinden anschloß.
v Krisen der G. a) 1907 kam die -* Pfingstbe- wegung über Norwegen nach Deutschland und führte die G. in eine schwere Krise. Die radikalen Konsequenzen der —» Heiligungsbewegung (-» Perfektionisinus, -» Geistestaufe), die Erweckung von Wales und das vorangegangene Abdrängen der Herausforderung zu stärkerer theologischer Verantwortung (—> Lepsius, Eisenacher Bund) bahnten den Weg zur Aufnahme und raschen Ausbreitung der Pfingstbewegung besonders im Osten und in der jüngeren G. Dagegen stellten sich vor allem die altpietistischen Gruppen. Die Auseinandersetzung mit der Pfingstbewegung und ihre Abwehr erfolgte zögernd, weil man sich nur schwer von den Brüdern trennen konnte und noch eine »Gesundung« der Bewegung erhoffte. Eine starke neutrale Gruppe verhinderte die schnelle Abgrenzung. Erst im Juli 1909 wurde in einer durch Michaelis, v. —> Vie- bahn, Seitz, Wittekindt und —> Stockmayer einberufenen Sitzung verantwortlicher Gnadauer und maßgeblicher Brüder der —> Allianz mit der sog. -» »Berliner Erklärung« (I) (56 Unterschriften) die Ablehnung der Pfingstbewegung ausgesprochen. In Gnadau wurde 1910 die Trennung von der Pfingstbewegung beschlossen. Die »Neutralen« trennten sich nach weiteren Vermittlungsversuchen im Januar 1911 von der Pfingstbewegung. Dieser Schnitt brachte empfindliche Verluste, andererseits wirkte er sich klärend in der Gnadauer G. aus. - Seit der Trennung, zunehmend nach dem 2. Weltkrieg, wurde der Gnadauer Verband seitens der Pfingstbewegung zur Revision seiner Stellungnahme aufgefordert, ohne daß seine Haltung dadurch erweicht wurde. Eine Annäherung zwischen Gnadau und der gemäßigten »Mülheimer Richtung« scheiterte daran, daß Gnadau an der konsequenten Verwerfung der Weltpfingstbewegung festhielt, während der Mülheimer Verband es ablehnte, sich von dieser zu trennen. Seit der Aufnahme von Pfingstkirchen in den Oekumenischen Rat (-> ökumenische Bewegung) und durch den wachsenden Einfluß der Pfingstler im —> evangelikalen Raum gerät der Gnadauer-Verband in seiner Stellungnahme zur Pfingstbewegung mehr und mehr in eine Minderheit und unter wachsenden Druck. Er schreibt jedoch seinen in der Geschichte gewonnenen Erkenntnissen über die Pfingstbewegung bleibende Bedeutung für die Gegenwart zu. b) Eine weitere Krise kam über die G. durch die kirchenpolitischen Maßnahmen des Nationalsozialismus. Die Aufforderung zum Anschluß der G. an die Glaubensbewegung Deutscher Christen (—» Kirchenkampf) wurde bereits im Juni 1933 abgewiesen. Im Dezember 1933 konnte Michaelis den Gnadauer Vorstand nach grundsätzlich-theologischer Auseinandersetzung mit der Glaubensbewegung zur eindeutigen Stellungnahme gegen diese bewegen. Infolge des Vorstandsbeschlusses vom Nov. 1934, nach dem eine andere Haltung »mit der Mitgliedschaft im Gnadauer-Verband nicht vereinbar ist«, trennten sich ein großer und ein kleiner Gemeinschaftsverband von Gnadau. Viele Gemeinschaften bes. im Rheinland und die ostpreußischen Verbände arbeiteten eng mit der Bekennenden Kirche zusammen. Gnadau schloß sich im Nov. 1934 der »Arbeitsgemeinschaft der missionarischen und diakonischen Werke und Verbände in der DEK« an, die unter Fr. v. Bodel- schwingh d.J. in der Bekenntnisfront stand.
4.dieg. nach 1945. Der Zusammenbruch 1945 brachte der G. große Verluste im Osten. Andererseits bewirkte die Umschichtung der Bevölkerung durch Flucht und Evakuierung vielerorts Neubelebung und Gemeinschaftsneugründungen. Nach der Bedrük- kung im 3. Reich blühte die G. neu auf. - Die
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sieht sich in jüngster Zeit umgeben von einer wachsenden Zahl geistesverwandter neuer Erweckungsträger, die jedoch wenig oder gar keine Verbindung zur G. suchen. Der Deutschen Ev. Allianz gehören Verantwortungsträger der Gnadauer G. als Mitglieder an. Die G. arbeitet in deren evangeli- stischen Aktionen aktiv mit. Doch muß sie diesen gegenüber zunehmend ihr Selbstverständnis als imierkirchliche G. behaupten. Ihr Verhältnis zur Kirche wird erschwert durch die Entwicklung in Theologie und Verkündigung innerhalb der ev. Kirchen, durch den Weg der Oekumene und den Strukturwandel in der Mission. Infolge der hierdurch bedingten Auseinandersetzungen erwachsen der G. im Blick auf ihre innerkirchliche Stellung auch intern Probleme. Wegen ihrer intensiven betreuenden Arbeit in Verkündigung und -»Seelsorge (Gemeinschaftspflege) und ihres opferbereiten Einsatzes in missionarischen Aktivitäten (Evangelisation) bleibt die innerkirchliche
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ein wesentlicher Faktor in den ev. Landeskirchen.
Lit.: P. Fleisch, Die moderne G. in Deutschland, I,3 1912, II/13 1914 - A. Roth, 50 Jahre Gnadauer Gemeinschafts-Konferenz, 1938 - W. Michaelis, Erkenntnisse und Erfahrungen aus sojährigem Dienst am Evangelium, 1949 - P. Fleisch, Die Pfingstbewegung in Deutschland, 1957 - H. v. Sauberzweig, Er der Meister - wir die Brüder, Geschichte der Gnadauer G. 1959 (Lit.) - H. Haarbeck/A. Pagel, Eine offene Tür, 1963 - H. Haarbeck, Laß dir an meiner Gnade genügen, 1965 - E. Beyreuther, Kirche in Bewegung, Geschichte der Evangelisation und Volksmission, 1968 - E. G. Rüppel, DieG. im Dritten Reich, 1969 (Lit.)-J. Oh- lemacher, Die G. in Deutschland, Quellen zu ihrer Geschichte 1887-1914, 1977 -D. Lange, Eine Bewegung bricht sich Bahn, r979 Paschko
Gemeinschaftswerk der Ev. Publizistik
Gegründet 1973 von —» EKD, VELKD, —» EKU, 15 Landeskirchen, 5 kirchlichen Werken und Verbänden (»Väter«: Rudolf Wee- ber, Robert Geisendörfer, Eberhard Stammler) zur Wahrnehmung und Förderung publizistischer Aufgaben im Bereich der EKD Arbeitszentrum in Frankfurt (90 Mitarbeiter, Etat 1978: 9 Millionen DM, Direktor: Dr. Norbert Schneider) mit 7 Fachbereichen:
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—> Ev. Pressedienst/epd (Nachrichtenagentur, Informations- und Artikeldienste, Dokumentation), 2. Ausbildung und Personalplanung (Christliche Presse-Akademie),
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Hörfunk und Fernsehen (Kontakt zu Sendeanstalten), 4. Film, Bild, Ton (AV-Medien- arbeit), 5. Zeitschriften (kirchliche Presse),
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Buch (Verlags- und Büchereiwesen), 7. Werbung und Public Relations. Organe: Mitgliederversammlung, Vorstand (15 Mitglieder, Vorsitz: D. Hans Thimme), epd- Kuratorium, sechs Hauptausschüsse.
Schilling
Gemeinschaftswerke -> Gnadauer Ver band (Tabelle)
Gericht
Das Gericht Gottes ist Ausdruck der Gerechtigkeit des souveränen biblischen Gottes, der sein Ebenbild unentrinnbar auf seine Verantwortung ihm gegenüber behaftet. Es überwiegt der Gedanke des Strafgerichtes. Die empörerische Menschheit erfährt in ihrer Auslieferung an die Verderbensmächte die Heiligkeit Gottes als seinen Zorn (Röm i,i8ff.). Das Gericht ergeht zunächst über Gottes auserwähltes Volk Israel, dann über alle Völker wie schließlich über jeden einzelnen Menschen. Im AT geschieht Gottes
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in Heil und Strafe zunächst in der Zeit im Erziehungs- und Geschichtshandeln Gottes an Israel. Zugleich wird aber seit Arnos der Tag Jahwes als Vollstreckung des Völkergerichtes angekündigt und in der endgeschichtlichen Schau Daniels ins Überweltliche ausgeweitet. So bringt der heilige Gott seine Herrschaft über die ganze abtrünnige und schließlich neu geschaffene Welt zur Vollendung. Im NT empfangen die biblischen Gerichtsaussagen eine christologi- sche Verankerung. Im Kommen Jesu ist der Tag des Gerichtes genaht. Schon die innere Herzenseinstellung entscheidet über ewiges Leben und ewige Verdammnis (Mt 5,17 -47). Doch der eigentliche Sinn seiner Sendung ist der, am Kreuz selber das Strafgericht anstelle der Sünder auf sich zu nehmen (Röm 8,3) und den an ihn Glaubenden zu ermöglichen, dem kommenden Gericht zu entfliehen (Joh 3,17)- So entscheidet über Freispruch zum ewigen Leben bzw. das Verdammungsurteil schon die Antwort auf das Evangelium (Mk
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. - Das NT verkündigt Christus selber als den von Gott eingesetzten kommenden Weltenrichter (Joh 5,22; Apg 10,42). Bei seiner —> Wiederkunft werden alle Menschen vor seinem Throne versammelt werden und nach ihren Werken gerichtet werden (Mt 2 5,34ff). Auch die Christen werden-obwohl gerechtfertigt allein durch den Glauben - Lohn und Strafe abgestuft nach ihren Taten empfangen (Röm i4,iof.). Zwar gibt es für
Karl Gerok Geschichte
die in Christus Lebenden keine Verdammnis fRöm 8; i), weil er für sie zugleich der Anwalt im Gericht ist (Röm 8,34). Aber durch Abfall und vorsätzliche Sünde können auch Berufene ewig verloren gehen (Hebr 10,26-31). —» Universalismus Lit.: P. Althaus, Die letzten Dinge, 19649
Beyerhaus
Gerlach, Gebrüder von
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Leopold, *17.9.1790 Berlin, tio.1.1861 Sanssouci, preußischer Politiker und General.
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ernst Ludwig, *7.3.1795 Berlin, 118.2.1877 ebda., preußischer Politiker;
3.otto, *12.4.1801 Berlin, 124.10.1849 ebda, ev. Theologe.
Die Gebrüder waren von der Berliner —> Erweckungsbewegung beeinflußt (E.L.G. von seinem Schwager A. v. —» Thadden, O. G. von -^Tholuck), kamen dann aber, bes. L. G. und E. L. G., zu einem hierarchisch-orthodoxen Kirchenbegriff und zu einer gegen die Revolution von 1848 gerichteten und für die Hl. Allianz eingestellten politisch-konservativen Haltung. Während O. G. neue Wege in der sozialen Seelsorge durch Hausbesuche in einem Berliner Arbeiterviertel beschritt und einen ev. Jünglingsverein gründete, gehörten L. G. und E. L. G. als enge Berater —» Friedrich Wilhelm IV. zur sog. Camarilla, vertraten die ständische Ordnung und den »christlichen Staat« F. J. Stahls. E. L. G. war Mitbegründer der Konservativen Partei und der Kreuzzeitung. Mehr noch als L. G. war er von unerbittlicher Konsequenzmacherei beseelt. Kurz nach dem Tod des Königs starb L.
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; in der Zeit —> Bismarcks verfügte E. L. G. besonders nach seinem Anschluß an die Zentrumspartei über keinen polit. Einfluß mehr.
Lit.: H.-J. Schoeps, Das Andere Preußen, 19744
Geldbach
Gerok, Karl, *30.1.1815 Vaihingen/Enz, 114.1.1890 Stuttgart. 1844 Pfarrer in Böblingen, 1849 in Stuttgart, 1868 Prälat und Oberhofprediger. Bibelnaher Theologe, Prediger und Schriftsteller. Vom Geist der Romantik beeinflußt, von der Frömmigkeit der —> Erweckung geprägt, schuf G. Lieder und fromme Lyrik. Auch als Hymnologe trat er hervor.
Werke: Palmblätter, 1856 - Blumen und Sterne, 1868 - Deutsche Ostern, 1871
Rothenberg
1. begriff. G. bedeutet ursprünglich ein Einzelereignis (aus althochdeutsch giskith = Geschehen), mit der Zeit erfährt der Begriff aber eine Ausweitung im Sinne der Summe alles in der Vergangenheit Geschehenen bzw. alles Geschehens überhaupt, die Zukunft eingeschlossen. G. wird aber auch für den Bericht von Geschehenem gebraucht. Umgekehrt bedeutet das aus der griechischen Sprache entlehnte Wort Historie ursprünglich »Erkundung« ganz allgemein, die Naturbeobachtung eingeschlossen, wurde dann auf die Erforschung und zusammenhängende Darstellung vergangener Ereignisse eingeschränkt und konnte schließlich auch mit diesen gleichgesetzt werden, so daß die Begriffe G. und Historie weithin austauschbar wurden (wie ja auch z.B. die engl, und franz. Sprache nur das eine letztere Wort kennen). Dabei bezeichnet allerdings Historie stärker die mit wissenschaftlichen Mitteln erreichte Kenntnis der Vergangenheit bzw. diese selbst, sofern sie wissenschaftlichem Zugriff erreichbar ist, während G. mehr die ganze Fülle des oft undurchschaubaren Geschehens meint bzw. den nicht in jeder Hinsicht nachprüfbaren Bericht von ihm. Diese Unterscheidung rechtfertigt allerdings nicht eine prinzipielle Trennung, etwa entsprechend der idealistischen Trennung von Natur und Geist, wobei dann Geschichte auf das zwischenmenschliche Ge
schehen beschränkt wäre oder gar (wie im philosophischen und theologischen Existentialismus) auf seinen jeweiligen Vollzug. G. ist vielmehr der Ereignisaspekt der Gesamtwirklichkeit.
So gehört es zwar zur Geschichtserfahrung speziell des Menschen, daß er sich zu verantwortlichem und insofern freiem Handeln herausgefordert weiß. Aber seine Geschichtlichkeit geht nicht in diesem Aspekt auf. Vielmehr gehört zu ihr seine Verwurzelung in Gegebenheiten wie -» Familie, Volk und durch vergangene Ereignisse unaufhebbar bedingte Situation wesentlich dazu. Das heißt aber nicht, daß der Mensch in fatalistischem Sinne von der Vergangenheit abhängig wäre. Die geschichtlich bedingte Situation fordert ihn zu eigenem Handeln auf. Dies kann aber verantwortlich nur mit der
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geschehen, nicht ohne sie und das Wissen um sie.
2. geschichtsVerständnis. Die Frage nach dem Geschichtsverständnis versucht, über die Beschreibung des Begriffs G. und seiner Reichweite hinaus inhaltlich nach der Bedeutung von G. zu suchen. In der Antike wurde die G. unter dem Eindruck des sich ständig wiederholenden Lebens in Tagesund Jahreszeiten und im Kommen und Gehen der Generationen vornehmlich im Bilde des Kreislaufs gedacht. In der Frage nach ihrem Sinn wurde sie so zum Gleichnis für die zeitlose Wahrheit der Ideen (Plato). Heutiges Geschichtsdenken ist dagegen stärker von dem auf den griechischen Philosophen He- raklit (um 500 v. Chr.) zurückgeführten Bild vom stetig in einer Richtung fließenden Strom geprägt. Dieses Bild entspricht grundsätzlich auch der biblischen Auffassung von der Wirklichkeit. Die —> Bibel ist wesentlich Geschichtsbuch im Sinne der Wiedergabe miteinander zusammenhängender, fortlaufender Ereignisse.
Damit stellt sich neu die Frage nach der Bedeutung von G. über das jeweilige Ereignis hinaus. Wo diese Frage nicht grundsätzlich negativ beantwortet wird (weil alles im Fluß ist, kann es auch nichts Bleibendes, mithin auch nicht so etwas wie Sinn geben), gibt es vor allem zwei positive Antworten:
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Man sucht nach mehr oder weniger bleibenden Regeln im Fluß des Geschehens (Erfahrungsweisheit);
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Man deutet den Geschichtsprozeß anhand der Kategorien Verfall (so schon im Weltzeitaltermythos Hesiods, um 700 v. Chr.) oder Fortschritt (z.B. in Lessings »Erziehung des Menschengeschlechts« oder im —► Marxismus).
Im biblischen Geschichtsdenken sind alle diese Aspekte - in jeweils charakteristischer Variation - enthalten: die Erfahrungsweisheit dient der Konkretion biblischer —» Ethik; dem Verfallsschema entspricht die zunehmende Erkenntnis der Verfallenheit des Menschen an die -» Sünde und das Rechnen mit —» Gerichten Gottes; dem Fortschrittsschema der glaubende Rückblick auf vergangenes und der hoffende Ausblick auf künftiges Heilshandeln Gottes (—» Heilsgeschichte).
Dabei kennt das biblische Geschichtsdenken noch einen Aspekt von G., der sich sonst kaum findet: In den bisher beschriebenen Konzeptionen hat das einzelne Ereignis nur insofern über sich hinausweisende Bedeutung, als es eine allgemeine Wahrheit hergibt oder Element einer fortgehenden Wirkungsgeschichte ist (seine Bedeutung ist mit seiner unmittelbaren Nachwirkung identisch), nirgends aber hat es als vergangenes Ereignis bleibende Bedeutung. Dies ist erst da möglich, wo - wie Gott nach biblischem Zeugnis - den Ereignissen eine alle umfassende Instanz gegenübertritt: Hier wird die schuldhafte Tat zur bleibenden, vom Menschen durch nichts auszulöschenden Schuldlast. Auch die verborgene Tat der Barmherzigkeit behält ihr Gewicht (Mt 25,31 ff.). Vor allem aber wird von hier her deutlich, daß die von der Bibel bezeugten Heilstaten wie insbesondere Tod und -» Auferstehung Jesu ihre bleibende Bedeutung nicht allein in ihren unmittelbaren Nachwirkungen (z.B. in Jesu sich hier offenbarender Liebe) haben, sondern als Ereignisse, die vor Gott eine besondere, bleibende Gültigkeit haben, die sozusagen unauslöschliche Momente seiner eigenen, die gesamte G. umfassenden G. sind.
Lit.: O. Michel, Heilsercignis und Wortgeschchen, in Br. Handreichung Folge 29 (1963) S. 3-13 - H. Staudinger, Gott: Fehlanzeige? Überlegungen eines Historikers zu Grenzfragen seiner Wissenschaft, 1968 -G. Scholtz, Art. Geschichte, in Hist. Wörterbuch der Philosophie Bd 3, Sp. 344-398, 1974
Burkhardt
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