Geistesgaben (Gnadengaben) -> Charisma
Geistesleitung
Die Notwendigkeit der G. ergibt sich daraus, daß nicht alle Lebensfragen durch klares göttliches Gebot abgedeckt sind. Im AT findet sich neben der Bitte um Führung (Ps 5,9; 25,4h/ 86,ii; 139,24) die Gewißheit, daß Gott den einzelnen und das Volk leitet (Ps 23,3; 32,8; 25,9; 2Sam22,33; Jes48,17). Gott gab seinen Willen durch sein Wort (Ps 119,105), durch Los (Spr 16,33; 18,18; iSam 10, 2off.), Urim und Thummim (Ex 28,30) oder Seher (iSam 9,9) kund. Das Beachten anderer Zeichen war verboten (Dtn
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13). Jesus stand unter besonderer göttlicher Leitung(Joh 5,1 gi.} 8,26.28.38.40). Die Apostel wußten sich vom Heiligen —> Geist geführt (Apg 8,26; 9,10; 13,2; 16,6), was verantwortliches Überlegen und Entscheiden nicht ausschloß (Apg 6,11; 8,14; 15,36; 2Kor 1,15ff.). Die Gläubigen sollen sich in der Erkenntnis des Willens Gottes üben, damit sie in allen Lagen das Gott Wohlgefällige tun können (Röm 12,2; Eph 5,10; Kol 1,10). In der —> Reformation wird der Pflichterfüllung im Beruf so viel Wert beigemessen, daß eine bes. G. aus dem Blick gerät. Mit persönlicher -> Wiedergeburt, persönlichem Gottesverhältnis, persönlicher Verantwortung vor Gott wird im —» Pietismus die Frage nach der persönlichen Führung akut (Spener, Zinzen- dorf). Gelegentlich kam es zu Mißbräuchen (Loseziehen, blindes Bibelaufschlagen, fromme Lotterie). Die moderne Missionsbewegung ist ohne das Bewußtsein um persönliche G. nicht denkbar. Zur persönlichen Jüngerschaft gehört die G.; sie macht menschliche Verantwortung, Informationspflicht und Entschlußfassung nicht überflüssig. Trivialfragen des Lebens und Berufsalltags soll der Christ nach praktischen Erwägungen im Rahmen des in der Schrift ge- offenbarten Gotteswillen entscheiden. Der Heilige Geist leitet im allgemeinen nicht intuitiv oder rein inspirativ durch augenblickliche Eingebung. G. vollzieht sich in einem Geflecht von Vorgängen, die miteinander erst die rechte göttliche Leitung ergeben. Voraussetzungen sind Wiedergeburt und Bereitschaft zum Gehorsam. Wesentliche Faktoren sind die klaren Aussagen der Bibel als Maß aller Führung, Stille und —» Gebet (Bitte um Weisung, Prüfung der Motive und Hören auf Gott), das Einholen erforderlicher Information, der Rat der Brüder, von biblischen Wertmaßstäben geprägte Weisheit und gesunder Menschenverstand. Zu warnen ist vor Zeichen - sie lassen sich leicht fehldeuten nach dem Wunsch des eigenen Herzensund vor Gefühlen. Ein vor Gott als recht erkannter Weg ist im Gehorsam zu beschreiten; es bleibt ein Gehen im —> Glauben.
Lit.: O. Barclay, Wie erkenne ich Gottes Führung?,
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- D. L. Carlson, Leben nach Gottes Willen,
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- O. Riecker, Leben unter Gottes Führung,
r97S Egelkraut
Geistestaufe
Die klassische Pfingsttheologie lehrt: die G. ist eine zweite christliche Grunderfahrung. Ihr Kennzeichen ist die —» Zungenrede.
I. Geistempfang im NT
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Vermutlich bezeichnet »mit heiligem Geist taufen« (Mk 1,8; Apg 1,5) vom Zusammenhang her nicht den persönlichen Geistempfang, sondern die grundlegende Geistausgießung. Für den persönlichen Geistempfang gibt es keinen festen Begriff, sondern eine Reihe unterschiedlicher Ausdrücke (Apg 1,8; 2,18; 2,38; 10,44; 15,8). Bezeichnen sie eine zweite Grunderfahrung?
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Die christliche Grunderfahrung bildet eine Einheit aus —» Bekehrung, Taufe und Geistempfang (Apg 2,38). Die als Belege für eine Zweistufigkeit verwandten Berichte (Apg8,4-25; iO; 19,1 -7) geben Sondersituationen wieder und können nicht zum Modell für die Praxis gemacht werden.
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Ebenfalls ist eine Koppelung von Geistempfang und Zungenrede nicht haltbar. Die Apg berichtet ohne Schema mit und ohne Nennung von sichtbaren Zeichen (Apg 2,41; 8,18; 19,6; 10,44-46). Nach Paulus gehört auch die Zungenrede zu den Gaben, die nicht jeder Christ hat. Die Zungenrede als ein u.U. vorübergehendes Erkennungszeichen für den Geistempfang kennt das NT nicht.
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Herausforderung an die Gemeinde Die Unerläßlichkeit einer G. ist also biblisch nicht haltbar und führte in der Praxis oft zu Verkrampfung und Einseitigkeit. Damit ist aber das Thema zweite Erfahrung in einem allgemeineren Sinne nicht erledigt. Es ist älter als die —» Pfingstbewegung, wurde von namhaften Führern der —» Er- weckungs- und —> Heiligungsbewegung vertreten und bezeichnet die Erfahrung vieler Christen. Das hängt damit zusammen, daß in der »dritten Generation« auch biblisch orientierter Gemeinden das geistliche Niveau in der Regel gesunken ist und die Ersterfahrung nicht die biblisch verheißene Fülle und Kraft des Geistes einschließt. So unrichtig die Forderung einer zweiten Erfahrung in dogmatischer Hinsicht ist, so hilfreich kann sie ohne Koppelung an ein Erlebnisschema als Folgerung aus der geistlichen Situation von Gemeinden und einzelnen sein. Weiter: So wenig es möglich ist, die
Zungenrede als Zeichen der Geisterfahrung zur Bedingung zu machen, so wenig sollte andererseits diese oder eine andere Kennzeichnung des Geistempfangs als Kraft ausgeschlossen werden.
Lit.: S. Großmann, Haushalter der Gnade Gottes, Liebschner
Geistliche Lieder -» Liedgut Geistliches Leben
Das Geistliche Leben ruht auf zwei Grundpfeilern. Der eine ist die Einsamkeit des einzelnen vor Gott, der andere die —» Gemeinschaft der Christen untereinander.
1. Die Stille und die Einsamkeit vor Gott Stille ist ein Begriff für —»Meditation und ist in den seltensten Fällen ein Erlebnis oder Widerfahrnis. Sie ist eine Übung mit den Ubungsschranken aller Übungen. Stille setzt sich nicht alleine durch. Sie ist ein Dienst, der in Treue und Gehorsam getan werden will. Von sich aus ist der —» Mensch nicht auf Stille angelegt. Er muß die Stille wollen und üben. Hilfe zu dieser Ein-Übung ist das bewußte Durchschreiten von drei Bereichen. I
Die Gedanken, die den Menschen zerstreuen, werden auf die Mitte der Stille, den Text aus der Bibel, gelenkt.
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DIE BEGEGNUNG GOTTES IN SEINEM WORT.
a) das erste vernehmen. Eine Hilfe zum konzentrierten Lesen eines Bibelabschnitts ist das Lesen mit bewegten Lippen, ohne daß dabei ein Wort laut gesprochen wird, b) das bewusste hören. Hier geht es um die Haltung Samuels, der sein schweigendes Zuhören einleitet mit der Erklärung »Ich bin hörbereit« (iSam 3,10). Der Mensch öffnet sich dem Reden Gottes, setzt sich dem Wirken Gottes aus. Gott ist der Handelnde. Der Mensch läßt sich ganz auf Gottes Reden ein. c) der beginn der Antwort. Der Mensch spricht den Text nach. Er formuliert ihn, indem er ihn neu niederschreibt. Er durchschreitet ihn, bis er sich in den einzelnen Aussagen wiederfindet. In den Texten begegnet ihm seine Not und das Handeln Got
tes. Der Text ist an ihn gerichtet. Der handelnde Gott kommt auf ihn zu.
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DAS BLEIBEN IN GOTTES GEGENWART.
a) die Anbetung. Das Lob der Allmacht und Güte Gottes bricht da auf, wo der Mensch zu staunen beginnt. Gott staunt nicht. Staunen kann nur, wer noch nicht das Ganze sieht. Der Mensch erkennt in der Begegnung mit Gott ein Stück des Handelns Gottes, das auch ihn, den heutigen Beter, umfaßt. Er beginnt zu staunen, b) das Bekenntnis. Angesichts der Heiligkeit Gottes ermißt und fühlt der Mensch seinen ganzen Zustand, in dem er sich befindet. Er erkennt, wo er in —> Sünde, in Eigentumsbestreitung gegen Gott lebt. Er sieht dies, gibt es zu, gibt Gott recht und stimmt damit ein in den Lobpreis Gottes. Im Hebräischen heißt das Wort »bekennen« — »jadah« - zugleich preisen, c) das gebet der Hingabe. In jeder Gottesbegegnung hat der Mensch die Möglichkeit, Gott auszuweichen oder sich neu Gott zu übergeben. Im Gebet der Hingabe adressiert und konzentriert der Mensch alles bisher Bedachte, indem er es Gott hinhält. Er übergibt Gott sein Wollen und Denken und ist bereit, von Gott beauftragt und gesandt zu werden.
II. Die Gemeinschaft der Christen untereinander
Es gibt zwei Formen der Gemeinschaft, eine Gemeinschaft, die von Menschen geprägt und geschlossen wurde, eine Direktliebe von Mensch zu Mensch. Diese Gemeinschaft steht und fällt mit der Fähigkeit des Menschen zu lieben, zu opfern, für den anderen dazusein. Christliche —» Gemeinschaft ist nicht von Menschen gemacht oder geschlossen. Sie ist eine durch Jesus Christus gesetzte Wirklichkeit. In der christlichen Gemeinschaft dient nicht ein Mensch dem anderen, sondern Jesus Christus gebraucht den Menschen, damit er in folgenden Bereichen dem anderen den Dienst Jesu vermittelt.
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die beichte. Sünde will mit dem Menschen allein sein. Sie entzieht ihn der Gemeinschaft. Je einsamer ein Mensch wird, desto zerstörender wird auch die Macht der Sünde. In der -» Beichte geschieht nach —» Bonhoef- fers Worten der Durchbruch zur Gemeinschaft.
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der Gottesdienst. Im Gottesdienst ergeht Gottes Wort an den Menschen. Gottes Segen wird auf den Menschen gelegt. Gott dient dem Menschen. Die Menschen erleben sich in ihren Antworten an Gott, in ihren Bitten, in ihrem Lobpreis als Gemeinschaft. Sie gehen aufeinander zu, sprechen sich Gottes Segen zu und werden befähigt, miteinander durch die Woche zu gehen.
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DIE KLEINEN GRUPPEN UND ZELLEN. Schon in der Praxis der Pharisäer gab es Zellen, Gruppen, Konventikel. Alles, was nicht in der großen Gemeinschaft gefeiert werden konnte, wurde in einzelne Häuser verlegt. So versammelten sich die Christen von ihren Anfängen an in kleinen Konventikeln zum Bibellesen, zum Beten, zur Seelsorge und zu gemeinsam geplanten, gezielten Einsätzen.
Geistliches Leben und Frömmigkeit stehen auf den beiden Pfeilern Einsamkeit vor Gott und Gemeinschaft. Beide haben gleichgroßes Gewicht und bedingen einander. D. Bonhoeffer drückt das so aus: »Wer nicht allein sein kann, der hüte sich vor der Gemeinschaft. Wer nicht in Gemeinschaft steht, der hüte sich vor dem Alleinsein«.
Lit.: D. Bonhoeffer, Gemeinsames Leben, 197314 - R. Guardini, Vorschule des Betens, 19647 - H. Bräumer, Stille, 19761
Bräumer
Gemeinde
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ist ein viel gebrauchter Begriff, dem eine gewisse Unschärfe anhaftet. Als G. bezeichnen wir sowohl einen kommunalen Verband wie eine christliche Gemeinschaft. Ebenso schwierig ist es, innerhalb der christlichen Sprachregelung die Begriffe G. und Kirche sauber zu trennen. In der Neuzeit hat sich die Unterscheidung durchgesetzt, daß man mit G. eine kleinere, überschaubare Form der Gemeinschaft, auch die G. am Ort bezeichnet, während Kirche die größere Gemeinschaft, die Zusammenfassung vieler
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n ist.
I. Neues Testament und Alte Kirche
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Im AT bezeichnet das hebräische »kahal« (griech. ekklesia) das Aufgebot der Männer zum Gottesdienst, zum Kriegszug oder zur Sitzung des Gerichts, zu Handlungen, die in Israel als heilig galten. Der hebr. Begriff »eda« (griech. Synagoge) markiert die abgegrenzte Kult- und Rechtsgemeinde. Das NT verwendet für G: meist das Wort »ekklesia«, das ursprünglich die politische Versammlung bedeutet, die durch eine übergeordnete Instanz einberufen wird. Die ekklesia ist im NT die durch Gottes Wort berufene und ihm Gehorsam leistende Schar von Menschen. Sie ist Gottes Aufgebot in dieser Welt und daher weder Interessenvertretung noch Zweckverband, keine menschliche Gründung, sondern Schöpfung Gottes, die durch seinen Ruf entsteht und von seinem —»Geist lebt. Deshalb erschließt sich das, was G. im Sinne des NT ist, in seinem Wesen letztlich nicht soziologischer Betrachtung oder statistischer Erfassung.
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Der Grund, auf dem die G. steht, ist Gottes Versöhnungstat in —> Jesus Christus. Die
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Jesu Christi trägt so lange ihren Namen zu recht, als sie auf diesem Grunde bleibt. Weil Gottes Tat am Karfreitag und an Ostern aber nicht in den Begrenzungen dieser Welt aufgeht, reicht auch die G. des Gekreuzigten und Auferstandenen ihrem Wesen nach über diese Welt hinaus. Da sie nicht das Werk von Menschen ist, kann sie nicht wie Menschenwerk vergehen (Mt 16,18). Die entscheidende Funktion in der G. kommt ihrem Herrn zu, dem Haupt des Leibes (iKor 12; Eph 1,22), dem Hirten seiner Herde (Joh 10,11.16), dem Meister der Jünger (Mt 23,8), dem Eckstein des Hauses (iPetr 2,4L). Ohne Jesus Christus, ihren Herrn, verfehlt die G. ihre Bestimmung. Er ist ihr Zusammenhalt (Kol 2,19), auf ihn hin geschieht das Wachstum der G. (Eph 4,15).
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Zur G. gehört, wei sich von Jesus Christus hat rufen und retten lassen, wer durch ihn neu geboren wurde (—» Wiedergeburt) und durch —» Glauben und —» Taufe Glied des Leibes, Rebe am Weinstock, lebendiger Stein im Hause Gottes wurde. Diese Glieder der G. dienen einander mit den Gaben, die jedes bekommen hat (iPetr 4,10). Sie dienen mit ihren -> Charismen (Gnadengaben) gleichzeitig der Welt. Denn die G. ist »Licht der Welt« und »Salz der Erde«, eine »Stadt auf dem Berg«, die nicht zu übersehen ist (Mt 5,13 -16). In der Sammlung unter dem Wort und der Sendung mit dem Wort vollzieht sich der Lebensrhythmus der G.
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Aus den Gaben, die der G. gegeben sind, wachsen Dienste und —» Ämter. Neben die Apostel traten schon in den späten Schriften des NT Älteste, Bischöfe und —> Diakone. Je länger die G. bestand, desto profilierter traten die Ämter und ihre Träger hervor. Aus der Betonung des Amtes folgte die immer deutlichere Unterscheidung von Klerus und Laien, bis hin zur Ausbildung des allein herrschenden Episkopats. Die G. wurde dann in der mittelalterlichen Kirche aus der Gemeinschaft der Gabenträger zum Objekt priesterlicher Amtstätigkeit.
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Die G. besteht aus Menschen einer bestimmten Zeit. Sie ist vielfältigen kulturellen und soziologischen Einflüssen ausgesetzt. Darum haben sich schon in der Zeit des NT verschiedene Gestaltungsformen von G. herausgebildet, etwa die Jerusalemer
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, die von —» Judenchristen bestimmt war, oder die ganz anders strukturierten paulini- schen G.n in der hellenistischen Welt des Mittelmeerraumes. Jede dieser G.n hat ihre besondere Prägung. So verschieden sie auch im einzelnen sind, so sind die Grundzüge doch überall dieselben: Die G. versteht sich als Zeugnis- und Dienstgemeinschaft, die durch ihr Wort und ihr Leben Kunde gibt von der neuen Gottesherrschaft (—» Reich Gottes), die in Jesus Christus angebrochen ist. Sie bewährt ihr Wort durch Taten der Liebe und im Leiden um Christi willen. I
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: Neben dem gereinigten Meßgottesdienst und dem deutschen Gottesdienst, die für jeden offen stehen und die »eine öffentliche Reizung zum Glauben« sein, also missionarischen Charakter tragen sollen, wollte er eine »dritte Form« einführen: »Diejenigen, so mit Ernst Christen wollen sein und das Evangelium mit Hand und Munde bekennen, müßten mit Namen sich einzeichnen und etwa in einem Hause allein sich versammeln zum Gebet, zu lesen, zu taufen, das Sakrament zu empfangen und andere christliche Werke zu üben«. Luther deutet hier die Anfänge eines G.aufbaus an, wie er dem NT entspricht. Aber dieser Anstoß ist ins Leere gegangen. Luther hatte nicht die Leute dazu. Es blieb beim landesherrlichen Kirchenregiment. Immerhin hat Luther der
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(im Gegensatz zur römischen Kirche seiner Zeit) das Recht zur Beurteilung der Lehre übertragen (1523) und in der von ihm gutgeheißenen Leisniger Kastenordnung (1523) erste Ansätze zur Verfassung einer diakoni- schen G. sichtbar werden lassen. Me- lanchthon hat im Gefolge Luthers in der Confessio Augustana Art. VII (1530) die reine Verkündigung des Wortes Gottes und die stiftungsgemäße Verwaltung der -» Sakramente als Kennzeichen der christlichen Kirche herausgestellt.
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Mit Beginn der pietistischen Bewegung sind die Gedanken Luthers neu lebendig geworden. In seinen »Pia desideria« (1675) hat Philipp Jacob Spener Vorschläge zur Verwirklichung lebendiger G. unterbreitet, die im NT ihren Grund haben und bei Luther vorgeformt sind. Er schlägt neben der gottesdienstlichen Versammlung der G. zu ihrer Verlebendigung kleine Kreise in den Häusern vor, in denen (nach dem Vorbild von iKor 14) die —> Charismen der einzelnen
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glieder sich entfalten können und das Priestertum aller Gläubigen sich verwirklicht. Die brüderliche Unterredung über das Wort Gottes, der Austausch von Glaubensund Lebensfragen und die seelsorgerliche Hilfe und Beratung sollen in diesen »collegia pietatis« ihren Platz haben. Damit nimmt Spener den Doppelschritt der G.bildung und -Sammlung auf, der sich schon im NT findet: Neben den größeren Zusammenkünften im Tempel (Apg 3,1) versammelt sich die G. in kleinen Gruppen in einzelnen Häusern (Apg 2,46; 5,42; 20,20) und breitet sich so »hausweise« aus. So hat der Pietismus in Speners
Bahnen versucht, die Kirche vom neutesta- mentlichen G.begriff her zu erneuern und zu prägen. Ein besonders markantes Beispiel dafür ist die —> Brüdergemeine des Grafen Zinzendorf, in der sich der Gedanke des allgemeinen Priestertums, die aktive Beteiligung der Laien am G.leben und der selbstlose Dienst aller für alle überzeugend verwirklichte. Die »collegia pietatis« haben mit der Ausbreitung des Pietismus, später der —» Erweckungs- und —» Gemeinschafts- bewegung und nicht zuletzt durch verwandte Strömungen (Jünglingsvereine, —» CVJM) weite Verbreitung gefunden und starken Einfluß auf das G.leben in der Volkskirche gewonnen.
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Gemeindeaufbau in der Volkskirche
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Der im 19. Jh. aufgekommene Begriff der —» Volkskirche (1822/23) durch Fr. —»Schleiermacher geprägt, von J. H. —» Wiehern aufgenommen und weiterentwickelt, kennzeichnet die Kirchenform der Gegenwart, das zumindest in Westeuropa verbreitete Landeskirchentum. Man gehört dieser Kirche durch die (im Regelfall als Säugling empfangene) Taufe als -» Mitglied an. Diese Praxis bedingt, daß die Mitglieder der Kirche ein vielfältig gefächertes corpus mixtum (gemischte Körperschaft) bilden, das organisatorisch im allgemeinen parochial gegliedert ist. Die Landeskirchen sind in Verfassung, Lehre und Ritus bekenntnisbestimmt, sie fordern aber von ihren Mitgliedern nicht ausdrücklich ein persönliches Bekenntnis ihres Glaubens. Die —» Mitgliedschaft in der Volkskirche erschöpft sich darum weithin in der Inanspruchnahme der kirchlichen Amtshandlungen an den Schwellensituationen des Lebens (Geburt, Mannbarkeit, Eheschließung, Tod). Zahllose Mitglieder gehören zwar formal zu ihrer Kirche und lassen sich finanziell durch die Kirchensteuer von ihr in Pflicht nehmen, haben aber kaum eine innere Beziehung zu ihr. Das Leben der
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ist oft einseitig auf den Pfarrer (—» Pastor) ausgerichtet und von ihm abhängig. Er ist mit seinen Mitarbeitern für alles »zuständig«. Zunehmend sind aber Versuche im Gange, die Verantwortung für die G. auf breitere Basis zu stellen und die Glieder der
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für mancherlei Dienste zu aktivieren. So ist die Volkskirche ein Missionsgebiet besonderer Art, eine Chance für Verkündigung und G.aufbau.
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Es ist eine der wesentlichen Aufgaben in der Gegenwart, durch Verkündigung und -» Seelsorge im Raum der Volksküche geistlichen G.aufbau zu verwirklichen. Das kann geschehen durch neue Hinwendung zu den Grundlinien, die das NT zeigt. Die gottesdienstliche -> Predigt muß einen missionarischen Akzent gewinnen. Darüber hinaus sind alle sich bietenden Gelegenheiten für besondere, evangelistisch ausgerichtete Verkündigung zu nutzen. In der —» Seelsorge gilt es, dem einzelnen Menschen nachzugehen, ihn in seiner Lebenssituation ernstzunehmen und mit dem Evangelium in Verbindung zu bringen. Das kann aber nicht allein durch die Amtsträger der Kirche geschehen. Hier geht es um die Mitverantwortung der G., um den missionarischen und seelsorgerlichen Dienst von Laien an Laien, um die Verwirklichung des Priestertums aller Gläubigen. Hier ist auch der Raum, wo die Charismen der G.glieder sich hilfreich entfalten können. Die große und unübersichtliche volkskirchliche G. sollte in kleine Gruppen (—» Hauskreis) gegliedert werden, in denen der einzelne Vertrauen fassen kann und sich angenommen weiß. In solchen Hausgemeinden kann die Anonymität der Volkskirche durchbrochen werden. Von ihnen können missionarische und diakoni- sche Impulse und Einflüsse auf die ganze G. ausgehen. Sie haben zusammen mit den traditionell bestehenden Kreisen, Gruppen und Gemeinschaften ihren Bezugspunkt im -> Gottesdienst, wo der ganzen G. Gottes Wort in Zuspruch und Anspruch verkündigt wird. So geschieht der Aufbau lebendiger G. im Rahmen der Volkskirche in zwei Schwerpunkten: durch bruderschaftliche Sammlung und seelsorgerliche Zurüstung derer, die mit Ernst Christen sind, und mit diesen zusammen in missionarischer Breitenarbeit innerhalb des corpus mixtum der volkskirchlichen G.
-> Frauenarbeit, -* Jugendarbeit, Kinderarbeit, Randsiedler, -> Studentenarbeit
Lit.: A. Kuen, Gemeinde nach Gottes Bauplan, 197 s - E Schnepel, Charismatische Gemeinde, 1977 - R. Riesner, Formen gemeinsamen Lebens im Neuen Testament und heute, 1977 - ders., Apostolischer Gemeindebau, 1978 - E. Schweizer, Gemeinde und Gemeindeordnung im Neuen Testament, 1962* - Theo Sorg, Wie wird die Kirche
neu?' 1977 Sorg
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Gemindeaufbau in der Freikirche Der Kirchentypus der -» Freikirche sucht der christlichen Grunderfahrung, daß der
Glaube nicht jedermanns Ding ist, dadurch Rechnung zu tragen, daß er das Gegenüber von Gemeinde und —»■ Welt ins Auge faßt und die Diasporasituation der Christen und der christlichen Gemeinde in der heutigen pluralistischen Gesellschaft thematisiert. Christ-Sein gibt es nicht ohne wissentliche und willentliche Zustimmung zum Glauben an Jesus Christus (—> Bekehrung, —» Wiedergeburt) und Einstimmung in den Sendungsauftrag der Gemeinde in die Welt. Das ist der Wahrheitskern im Begriff der Freiwilligkeitskirche.
Freikirche meint aber auch Freiheit der Kirche von Staat und Gesellschaft. Deshalb haben sich die Freikirchen von allem Anfang an für die Trennung von —> Kirche und Staat und für die —» Religionsfreiheit eingesetzt. Weder eine Staatsreligion noch gesellschaftlich fixierte volkskirchliche Religiosität sind evangeliumsgemäße Weisen christlichen Glaubens und christlicher Frömmigkeit. Trennung von Kirche und Staat ist aber keineswegs mit einer Privatisierung des christlichen Glaubens und einer Isolierung der christlichen Gemeinde von der Welt und von der pluralistischen Gesellschaft von heute gleichzusetzen. Der Missionsbefehl des auferstandenen Christus sendet die Christen ja gerade in diese unsere Welt und Gesellschaft zu den Menschen, unter denen sie selbst in der Zerstreuung leben.
Diesem Sendungsauftrag der christlichen Gemeinde in die Welt wollen alle freikirchlichen Gemeindestrukturen dienen. Die Aufnahmepraxis macht den persönlichen Glauben eines Menschen an Christus zum Kriterium seiner Gemeindezugehörigkeit und ordnet ihm oft die —> Taufe zu. Dem entspricht die Praxis von —» Seelsorge und —> Gemeindezucht, die - wie auch alle Gemeindeordnung - der Unterstellung der Gemeindeglieder und der ganzen Gemeinde unter die gnädige Herrschaft Christi dient. —> Nachfolge Christi und Gemeinschaft werden in den Freikirchen nach Apg 2,42 deutlich akzentuiert. Ihr dienen Gemeindeversammlungen und —» Hauskreise, Gebetsstunden und Bibelabende. Unabdingbar für den freikirchlichen Gemeindeaufbau ist die —> Evangelisation und —» Mission, deren Dimensionen vom allsonntäglichen Gemeindegottesdienst über das persönliche Christuszeugnis von Mensch zu Mensch und offene Gruppenarbeiten bis zum missionarischen Einsatz der Gesamtgemeinde reichen. Schließlich bejahen die Freikirchen den Gesamtkatechumenat der christlichen Gemeinde: Christen sind auf allen Stufen ihres Lebens von Christus und voneinander Lernende, eben Jüngerinnen und Jünger. Deshalb sind in jeder freikirchlichen Gemeinde —» Sonntagsschule, Jungschar, Kinderarbeit und Jugendgruppe ebenso zu finden wie Gemeindeseminare aller Art.
Lit.: G. Westin, Der Weg der freien christlichen Gemeinden durch die Jahrhunderte, 1956 - F. H. Littell, Von der Freiheit der Kirche, 1957 - H. B. Motel (Hg.), Glieder an einem Leib. Die Freikirchen in Selbstdarstellungen, 1975
Schütz
Gemeinde der Christen »Ecclesia«
Die Gemeinde der Christen »Ecclesia« wuchs aus der evangelistischen Tätigkeit des aus Schwaben stammenden, in Solingen ansässigen Rasierklingenfabrikanten Hermann Zaiss (3.9.1889 - 14.11.1958) hervor. Zaiss, der ursprünglich keine eigenen Gemeinden gründen wollte, sprach durch seine einfache Verkündigung und oft derb-zupak- kende Art viele an. Im Mittelpunkt stand das »ganze, totale Evangelium« unter Betonung der -» Charismen, besonders der Glaubensheilung; denn Christus hat den ganzen Menschen nach Geist, Seele und Leib erlöst. Nach dem plötzlichen Tod von Zaiss wurde das Werk als e.V. von einem Brüderrat weitergeführt. Die evangelistisch ausgerichtete Anfangsentwicklung mündete jetzt in eine Phase des Gemeindeaufbaus. Die —» Taufe wird an Gläubigen vollzogen, am —» Abendmahl kann teilnehmen, wer die biblische Grundlage der Ecclesia bejaht. - Die örtlich selbständigen Gemeinden werden von Ältesten geleitet. Die Gemeinden sind in Bezirke mit Bezirksältesten als Vorsteher zusammengeschlossen. Diese bilden den Gesamtvorstand, der aus seiner Mitte den »arbeitenden Vorstand« ak Exekutive wählt. - Die ca. 150 Gemeinden in Deutschland sind um nüchterne biblische Ausrichtung bemüht und suchen gegenwärtig verstärkte Kontakte zu anderen Gläubigen.
Lit.: Fröhliche Nachrichten (Zeitschr.)
Geldbach
Gemeindebeitrag
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ist die bei den meisten —> Freikirchen übliche Bezeichnung für den regelmäßigen (meist monatlichen) Mitgliedsbeitrag zur
Gemeindekasse. Er wird freiwillig gezahlt. Auf Kirchensteuer und jede Art von Veranlagungen wird grundsätzlich verzichtet. Eine feste Norm besteht nicht, jedoch ist vielfach das Geben des —> Zehnten üblich. Der Gemeindebeitrag wird vor allem für die finanziellen Bedürfnisse der Ortsgemeinde und die übergemeindlichen Missionsaufgaben und Werke der jeweiligen Freikirche verwendet. Einige Freikirchen besolden ihre Pastoren aus der Gemeindekasse, andere aus einer von Gemeindeeinnahmen beschickten Zentralkasse. Außer dem Gemeindebeitrag gibt es besondere zweckbestimmte Geldsammlungen.
Lit.: W. Grün, Christ und Geld, 1963
Grün
Gemeindebibelschule (GBS)
Seit April 1977 haben der Bund ev.-freik. Gemeinden (-* Baptisten) und der Bund -* Freier ev. Gemeinden die GBS an vielen Orten eingeführt. Im Rahmen einer Ortsgemeinde treffen sich kleine Gruppen, zumeist altersmäßig gegliedert, vor dem Gottesdienst oder an einem Wochenabend zum Gespräch über vorgegebene Bibeltexte. Ziele sind vertiefte Bibelkenntnis, Erfahrung christlicher —► Gemeinschaft, Prägung des Lebensstils durch die Bibel und Stärkung des Zeugnisses. Die GBS will bewußt der Säkularisierung entgegentreten. Grundlage bilden die »Arbeitshefte für die GBS« mit je 13 Lektionen, Fragen und Aufgaben für ein Vierteljahr. Sie legen zwar den Sonntag- schul-Lehrplan der theologisch konservativen und missionarisch starken Baptisten der Südstaaten der USA zugrunde, erarbeiten die Lektionen aber weitgehend neu. Das Material ist betont christozentrisch und kann in typischen GBS-Gruppen und auch in —» Hauskreisen verwendet werden.
Lit.: G. Wieske, Betrifft: GBS, 1977 - Vierteljahreshefte
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Wieske
Gemeindeordnung
Welche Ordnung für die christliche —» Gemeinde dem neutestamentlichen Verständnis entspricht, wird in der ev. Christenheit und besonders in pietistischen und —> evan- gelikalen Kreisen verschieden beantwortet. Einig sind alle in der Überzeugung, daß die institutioneilen Kirchen nicht das verkörpern, was im NT —> Gemeinde ist, Schöpfung des Heiligen —» Geistes als —» Gemeinschaft mit Gott und untereinander. Da Luther aus dieser Erkenntnis in seine Bibelübersetzung nicht das Wort »Kirche« aufgenommen hat, sondern »Gemeinde«, wird dieser Begriff bewußt bevorzugt. Einigkeit besteht auch darüber, daß zur Gemeinde nur Personen gehören, die persönlich an Jesus Christus gläubig sind.
Viele glauben daher, daß die wahre Gemeinde aus Gliedern gebildet wird, die sich verstreut in allen Kirchen finden und miteinander den Leib Christi bilden. Gemeinde sei keine sichtbare Körperschaft. Deshalb habe die Ordnung der Kirche keine wesentliche Bedeutung. Sie kann unterschiedlich gestaltet werden, muß nur gewährleisten, daß das Wort Gottes rein verkündigt wird. So spielt auch für die Gemeinschaft in der Ev. Allianz die Frage der Gemeindeordnung keine Rolle.
Andere dagegen sind der Überzeugung, daß die in der —> Reformation gesuchte Rückkehr zur neutestamentlichen Gemeinde nicht nur den Glauben des einzelnen betrifft, sondern auch die Ordnung der Gemeinde. So sah es Calvin, vor ihm aber schon die Täufer in der Auseinandersetzung mit Zwingli und später die reformatorischen Gruppen, die in England die Staatskirche auch nach deren Loslösung vom Papst ablehnten. Zunächst in England und Nordamerika entstanden aus dieser Bewegung -» Freikirchen, die Gemeinden nur aus Menschen bilden, die persönlich zu Jesus Christus bekehrt sind. In der Mitte des 19. Jh.s brach diese Erkenntnis im Zusammenhang mit der —» Erweckungsbewegung auch in Deutschland neu auf, so daß sich neben der —» Gemeinschaftsbewegung innerhalb der Landeskirchen Freikirchen bildeten.
In dem Anliegen, die Gemeinde des NT darzustellen, wurden aber sehr verschiedenartige Strukturen entwickelt. Schon das stellt in Frage, ob es die Gemeindeordnung des NT tatsächlich gibt. Heute setzt sich im Bibelstudium die Erkenntnis durch, daß unterschiedliche Verhältnisse in den verschiedenen Gemeinden die Apostel offenbar dazu geführt haben, auch verschiedenartige Ordnungen zu entwickeln. Letztlich entspricht auch keine unserer Ordnungen ganz einer der im NT vorfindlichen.
Dennoch gibt das NT auch für die Gemeindeordnung verbindliche Weisung; denn Wesen und Auftrag der Gemeinde Jesu müssen auch ihre Strukturen bestimmen. Da die Gemeinde ais das messianische Gottesvolk im Auftrag Jesu das Kommen des —> Reiches Gottes ankündigt und Menschen unter seine Herrschaft ruft, bleibt für sie der neutesta- mentliche Weg gültig, daß die Gemeinde aus Menschen gebildet wird, die mit ihrem Leben Jesus Christus bekennen. Das Ziel der auf dieser Basis sehr verschiedenartig aufgebauten Ordnungen ist, die Gemeinschaft so zu gestalten, daß jedes Glied die ihm vom Heiligen Geist verliehenen Gaben einbrin- gen kami und daß die Gaben und Dienste zu einem organischen Zusammenwirken geführt werden. Um das zu erreichen, wurden schon im 17. Jh. demokratische Strukturen entwickelt, die insbesondere in einzelnen Freikirchen (so bei den —> Baptisten) zur Entfaltung gekommen sind. Das Anliegen jeder Ordnung ist jedoch vor allem, daß die Gemeinschaft selbst zur Verkündigung des Evangeliums wird und zu einem Zeichen, daß das Reich Gottes angebrochen ist.
—> Amt
Lit.: E. Schweizer, Gemeinde und Gemeindeordnung im Neuen Testament, 19622
Thaut
Gemeindetag unter dem Wort
Am 11.9.1972 entschlossen sich leitende Mitglieder der —» Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«, dazu der Präses des —> Gnadauer Verbandes und der Bun- deswart des -» CVJM-Westbundes auf Vorschlag von Pfarrer Paul Deitenbeck am Himmelfahrtstag 1973 einen »Gemeindetag unter dem Wort« zu halten. In ihrem von weiteren Mitgliedern der Bekenntnisbewegung, des Gnadauer Verbandes, der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis sowie der Ludwig -» Hofacker-Vereinigung mitunterzeichneten Aufruf heißt es: »Das Verlangen der Gemeinde Jesu Christi nach erwecklichen Glaubenstreffen ist groß im Lande angesichts der wachsenden geistlichen Verwirrung in unserer Zeit. . . Solche Tage der Gemeinschaft gab es in der Kampfzeit der Bekennenden Kirche. Sie waren als geistliche Kraftquelle auch noch spürbar bei einer Reihe von —> Kirchentagen nach dem Zweiten Weltkrieg. Wenn Gott es schenkt, soll dieser Gemeindetag unter dem Wort diese Segenslinie weiterführen.« Beim ersten G. am 31.5.1973 versammelten sich rund 2 5 000 Besucher unter der Losung »Welch ein Herr! Welch ein Auftrag!« zu Gottesdienst und Kundgebung in der Westfalenhalle Dortmund. - Der zweite G. am 29. 5- :975 unter der Losung »Wer Jesus hat, hat das Leben« wurde mit rund 36000 Menschen im Neckarstadion Stuttgart zu einer evangelischen Großveranstaltung. — Die Ausweitung des 3. G.es in Dortmund mit der Losung »Jesus der wiederkommende Herr« auf mehrere Tage vom 17. bis 19. 5. 1977 ermöglichte weitere Entfaltung: vorhergehende Schriftenevangelisation im Raum Dortmund (in 330000 Wohnungen), Straßenmissionen, Abendevangelisationen, —> Bibelarbeiten und Arbeitsgruppen an den beiden Wochentagen sowie Gottesdienst, Kindertag und Kundgebung am Himmelfahrtstag im Westfalenstadion (am Schlußtag etwa 25 000 Besucher). Der dritte G. war mit der ersten »Evangelikalen Bücher-Bör- se« in Deutschland verbunden (über 40 Verlage). Der G. wird von einem Trägerkreis verantwortet und nur aus Spenden seiner Freunde finanziert.
Bäumer
Gemeindezucht
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wird von Jesus angeordnet (Mt 16,19; 18,12ff; Joh 20,23) und von den Aposteln in den Gemeinden eingeführt (Röm 16,17; iKor 5; 2Kor 6,14-17; 2Thess 3,6.i4ff.; iTim 1,20; 5,20; Tit 3,10; 2joh 10). Einwände wie: die G. vollziehe sich allein unter der Verkündigung, verstoße gegen das Verbot des Richtens und Jesu Vorbild der Gemeinschaft mit den Sündern, unterscheide unbiblisch zwischen großen und kleinen Sünden und stehe gegen Mt 13,30, treffen den Kern der Sache nicht. Grundlegend für die G. ist die Heiligkeit Gottes (iPetr 1,15) und seiner —> Gemeinde (2Kor 6,16f.), des Leibes Christi (1 Kor 6,19; Eph 1,24). In der G. geht es um die Ehre Gottes durch die Erhaltung der Heiligkeit der Gemeinde (Eph 5,27), die Abwehr unguten Einflusses durch offenbare Sünde (iKor 5,6) und die Rückgewinnung des abirrenden Bruders (Mt 18,12 —15; 2Kor 5,5; 2Thess 3,16). Sie ist unaufgebbarer Dienst brüderlicher Liebe; es ist Lieblosigkeit, wenn man Gcmeindeglieder ohne Warnung sündigen und ihres Heils verlustig gehen läßt. Deshalb gehört zum Auftrag des Gemeindeleiters sowohl die Verkündigung als auch die Zurechtweisung (2Tim 2,24; 4,2; Tit 1,9). Die G. muß getragen sein von
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der —» Liebe (Mt 18,12-15), vom —» Gebet (Mt 18,19b), vom Glauben (Lk 17,1-6) und vom Gehorsam gegen Christi Gebot. Sie erwächst aus dem Wort (2Tim 3,16; Tit 1,9) und setzt eine lebendige Gemeinde voraus. Abendmahlsausschluß (im NT schwer nachzuweisen-vielleicht iKor 5,1 ib) sowie Ausschluß aus der Gemeinde und Abbruch der Verbindung (Mt 18,17b; iKor 5,2.11a; 2The^s 3,6.14) sind letzte Stufen, der die allgemeine oder persönliche Ermahnung (Röm 12,8; Apg ii,23; 20,31; iThess 2,11f; 4,1;
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12; iTim 4,13) und Zurechtweisung (Mt 18,15; Eph 5,11.13; iTim 5,20; 2Tim 4,2; Tit 1,13; 2., 15) vorausgeht. Öffentliches Ärgernis wird öffentlich gerügt (1 Tim 5,20 - Calvin), privates Fehlverhalten ist erst persönlich, dann im Bruderkreis zu korrigieren (Mt 18,15-17). Unter G. im engeren Sinn fallen öffentliches Ärgernis (iKor 5; 2Thess 3,6ff.), Irrlehre (Röm 16,17h; 2Tim 1,20; Tit 3,10; 2joh 10) und Unversöhnlichkeit (Mt 18,23ff); im weiteren Sinn geht es um alles, was den Glauben des einzelnen und die Ehre Gottes in der Gemeinde gefährdet. Bei aller Festigkeit ist G. mit Milde und Demut zu handhaben (Gal 16,1; Mt 7,1 ff.), damit der Abirrende nicht verzweifelt (zKor 2,5ff.) und der Helfende nicht dem Hochmut verfällt.
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oder Exkommunikation ist kein Ausschluß vom Heil, sondern will davor warnen, daß es ohne Umkehr dazu kommt.
Im —» Mittelalter wurde aus der G. ein Kirchenstrafsystem mit komplizierter Bußpraxis. Bei Calvin zählt sie zu den konstitutiven Elementen der Gemeinde und ist dem Presbyterium übergeben. Luther anerkennt ihre Notwendigkeit (Sermon vom Bann), ordnet sie aber nicht, wegen des Widerstandes des Adels und des Fehlens einer gläubigen Gemeinde (Deutsche Messe). Im luth. und ref. Bereich wurde G. weitgehend auf Abendmahlszucht reduziert. Im 19. Jh. kommt es zu neuen Anläufen (-> Schleiermacher, —» Löhe - Versagen von —» Taufe, —> Konfirmation, Trauung oder Bestattung), die sich in der Praxis nicht durchsetzen. Gleiches gilt für die Bemühungen der —> VELKD. Dagegen gehört in jungen Missionsfeldgemeinden die
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zum festen Bestand. In der heutigen Lage ist zu beachten, daß die G. ein weithin unerforschtes Gebiet ist. In der unüberschaubaren volkskirchlichen Situation, ohne verbindliche Mitgliedschaft, persönliche -» Seelsorge und Gemeinschaft, der Auflö
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sung des —> Bekenntnisses und der Lehiauto- rität (-» Lehrzucht) ist G. kaum durchführbar. Das trägt mit zur Gleichgültigkeit und Unverbindlichkeit in Glaubensdingen bei. In den —> Freikirchen wird G. geübt, doch muß man sich auch da an der jeweiligen geistlichen Situation der Gemeinde orientieren. G. kann mehr erfassen, was die Gemeinde als Willen des Herrn erkannt und sich im Gewissen angeeignet hat; andernfalls endet sie in geistlosem Legalismus oder in der Frustration.
Lit.: R. Bohren, Das Problem der Kirchenzucht im Neuen Testament, 1952 - D. M. Kelly, Warum wachsen konservative Gemeinden-, 1978
Egelkraut
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