Landtag von NÖ, VIII. Gesetzgebungsperiode



Yüklə 0,49 Mb.
səhifə1/17
tarix26.10.2017
ölçüsü0,49 Mb.
#13132
  1   2   3   4   5   6   7   8   9   ...   17

Landtag von NÖ, VIII. Gesetzgebungsperiode


III. Session
7. Sitzung am 20. Dezember 1966

INHALT:
1. Eröffnung durch Zweiten Präsident Sigmund (Seite 341).

2. Abwesenheitsanzeigen (Seite 341).

3. Verhandlung:


Spezialdebatte zur Gruppe 3, Kulturwesen. Berichterstatter: Abg. Anzenberger (Seite 341); Redner: Abg. Graf (Seite 342), Abg. Diettrich (Seite 343), Abg. Stangl (Seite 345), Abg. Rohrböck (Seite 346), Abg. Grünzweig (Seite 348), Abg. Stangler (Seite 352), Landesrat Kuntner (Seite 352); Abstimmung (Seite 354).
Spezialdebatte zur Gruppe 4, Fürsorgewesen und Jugendhilfe. Berichterstatter: Abg. Anzenberger (Seite 354); Redner: Abg. Jirovetz (Seite 354), Abg. Cipin (Seite 357), Präs. Reiter (Seite 358), Abg. Birner (Seite 360), Abg. Schlegl (Seite 360), Abg. Dipl.-Ing. Robl (Seite 361), Abg. Ludwig (Seite 365), Landesrat Rösch (Seite 366), Abg. Cipin (Seite 371), Landesrat Rösch (Seite 372), Abg. Cipin (Seite 372); Abstimmung (Seite 372).
Spezialdebatte zur Gruppe 5, Gesundheitswesen und körperliche Ertüchtigung. Berichterstatter: Abg. Anzenberger (Seite 373); Redner: Abg. Czidlik (Seite 373), Präs. Reiter (Seite 376), Abg. Graf (Seite 379), Abg. Reischer (Seite 382), Abg. Dr. Brezovsky (Seite 383), Abg. Weissenböck (Seite 385), Abg. Laferl (Seite 386), Landesrat Rösch (Seite 387); Abstimmung (Seite 391).
Spezialdebatte zur Gruppe 6, Bau-, Wohnungs- und Siedlungswesen. Berichterstatter: Abg. Anzenberger (Seite 391); Redner: Abg. Marsch (Seite 392), Abg. Rabl (Seite 394), Abg. Körner (Seite 396), Abg. Rigl (Seite 399), Abg. Kaiser (Seite 400), Abg. Hubinger (Seite 403), Abg. Gerhartl (Seite 406), Abg. Brunner (Seite 409), Abg. Helm (Seite 410), Abg. Fichtinger (Seite 411), Abg. Birner (Seite 412), Abg. Kienberger (Seite 413), Abg. Jirovetz (Seite 415), Abg. Rohrböck (Seite 416), Abg. Stangler (Seite 418), Abg. Rabl (Seite 419), Landesrat Bierbaum (Seite 419), Landeshauptmann Maurer (Seite 420); Abstimmung (Seite 424).

ZWEITER PRÄSDENT SIGMUND (um 9.33 Uhr): Ich eröffne die Sitzung. Das Protokoll der letzten Sitzung ist geschäftsordnungsmäßig aufgelegen; es ist unbeanstandet geblieben, demnach als genehmigt zu betrachten. Von der heutigen Sitzung haben sich entschuldigt die Herren Abgeordneten Rohata, Niklas und Wiesmayr.

Ich setze die Beratungen über den Voranschlag für das Jahr 1967 mit Gruppe 3 fort. Ich ersuche den Herrn Berichtersatterer Abg. Anzenberger, zu Gruppe 3, Kulturwesen, ordentlicher und außerordentlicher Voranschlag, zu berichten.
Berichterstatter Abg. ANZENBERGER: Hohes Haus! Ich berichte zur Gruppe 3.

Die ordentlichen Ausgaben der Gruppe 3, Kulturwesen, beinhalten die Aufwendungen für Wissenschaftspflege, Kunstpflege, Volksbildung, Heimatpflege, Archive und sonstige in diesen Rahmen fallende Gebarungen.

Sie betragen S 40,984.000.

Ihnen stehen Einnahmen von S 177.000

gegenüber. Das Nettoerfordernis bei dieser

Gruppe beträgt daher S 40,807.000.

Die Ausgaben dieser Gruppe umfassen 1,6 Prozent des Gesamtaufwandes und weisen gegenüber dem Vorjahr keine Veränderung auf.

In dieser Gruppe zeigt sich bei den Ausgaben eine Erhöhung um rund 4,8 Mill. S, während die Einnahmen nur geringfügig steigen. Dise Erhöhung der Ausgaben betrifft in der Hauptsache den Sachaufwand, und zwar mit rund 4,5 Mill. S, während der Personalaufwand eine Steigerung um rund 0,3 Mill. S erfährt.

Neu in den Voranschlag aufgenommen wurde der Unterabschnitt 3117, Wachaumuseum Teisenhoferhof in Weißenkirchen in der Wachau, mit zwei Kreditansätzen von zusammen S 60.000, Voranschlagsansatz 3119 bis 3163, Museale Gestaltung des Schlosses Rosenau, mit einem Kreditbetrag von S 150.000, Voranschlagsansatz 3510-10, Haydnmuseum in Rohrau, Persönliche Sachaufwendungen mit einem Betrag von S 2000, der Unterabschnitt 3512, Hugo Wolf-Haus –in Perchtoldsdorf, mit zwei Kreditansätzen von zusammen S 60.000, Voranschlagsansatz 359 bis 69, Kulturberichte von Niederösterreich, mit einem Betrag von S 25.000, Voranschlagsansatz 359-70, Naturwissenschaftliche Landesausstellung in Bad Deutsch-Altenburg, mit einem Betrag von S 250.000 und Voranschlagsansatz 359-71, Deutscher Museumstag 1967, mit einem Betrag von S 100.000.

Größere Erhöhungen des Kredites zeigen die Voranschlagsansätze 323-61, Förderung des Theaterwesens, und 323-62, Zuschuß an das Nö. Tonkünstlerorchester, um je 0,5 Mill. S sowie Voranschlagsansatz 329-62, Kostenzuschüsse für Sommerspiele in Niederösterreich, um 0,9 Mill. S und schließlich die Aufwendungen aus dem Fernsehschilling um 2 Mill. S.

Weggefallen sind die Voranschlagsansätze Reparatur der Heizung und Instandsetzung des Haydnmuseums in Rohrau und Landes-Kunstausstellung 1966 in Wr. Neustadt.

Die außerordentlichen Ausgaben der Gruppe 3 sind mit 1 Mill. S veranschlagt.

Ich ersuche den Herrn Präsidenten, die Verhandlungen darüber einzuleiten.
ZWEITER PRÄSIDENT SIGMUND: Zum Worte gelangt Herr Abg. G r a f.
Abg. GRAF: Hohes Haus, sehr geehrte Damen und Herren! Gestatten Sie mir einige Gedanken zur Musikförderung, die im Jahre 1966 wieder auf breitester Basis erfolgen konnte. Eine besondere Förderung verzeichnen auch die Musikschulen; ihre Zahl konnte in diesem Jahre vermehrt werden.

Es gab Neugründungen in Haag, Klosterneuburg, Retz, Kirchschlag und in Ybbs an der Donau, in Wimpassing wurde eine Filiale der Musikschule in Neunkirchen errichtet.

Zur Zeit besitzen wir in Niederösterreich 4 Musikschulen, in denen rund 10.000 Schülern Unterricht erteilt wind. In diesem Jahr wurde auch wieder auf die musikpädagogische Schulung der Lehrkräfte, die an diesen Schulen unterrichten, Wert gelegt. Es gab Wochenendseminare und ein Sommerseminar. Bei beiden hielten erstrangige Musikpädagogen Vorträge und instruierten die Lehrer über die neuesten Erkenntnisse des Musikunterrichtes. Es wurden des weiteren wieder Lehrbefähigungsprüfungen nach dem Privatschulgesetz 1962 abgenommen. 33 Bewerber meldeten sich; alte haben die Prüfung erfolgreich bestanden. Sicherlich waren diese Prüfungen durch Seminare sehr gut vorbereitet worden.

Im Frühjahr 1966 wurde in Niederösterreich auch ein Wettbewerb für die Instrumente Geige und Gitarre durchgeführt. Zum Abschluß konnten sich die Preisträger öffentlich dem Publikum stellen; es gab in St. Pölten ein Konzert, dabei wurden den Preisträgern auch die Preise des Kulturreferates übergeben. Für die Förderung der Musikschulen wurden im Jahre 1966 Subventionen im Gesamtbetrag von 2 Millionen Schilling verwendet. Es ist zweifellos auch für das Jahr 1967 vorgesehen, den Ausbau der Musikschulen fortzusetzen, weil ja aus diesen Musikschulen der Nachwuchs für die Blasmusikkapellen sowie für Gesangs- und Musikvereine hervorgeht, der immer notwendig ist.

Hier noch ein Wort zu den hauptamtlich tätigen Lehrkräften an den Musikschulen. In den meisten Bundesländern sind diese Lehrer vertraglich verpflichtet. Der Vertrag sichert ihnen ihre Existenz.

In Niederösterreich ist es noch nicht soweit. Vertragsabschließende Partner wären die Gemeinden, die in der Regel nur dann solche Lehrkräfte unter Vertrag nehmen können, wenn ihnen ein Zuschuß des Landes Niederösterreich sicher ist. Aus diesem Grunde wird es notwendig sein, an eine Erhöhung dieser Mittel zu denken.

Das Niederösterreichische Tonkünstlerorchester hat im Jahre 1966 zweifellos seine künstlerische Position weiterhin gefestigt. Es wurden in Niederösterreich 100 Konzerte veranstaltet, wodurch ermöglicht wurde, daß in größeren Orten Niederösterreichs beste Musik zu hören war. In der Regel waren es die im großen Musikvereinssaal in Wien durchgeführten Konzerte des Bruckner-Zyklus, deren Programm in Iden niederösterreichischen Orten wiedergegeben wurde. Das Tonkünstlerorchester war auch in Spanien und hatte dort bei einem Gastspiel in Barcelona ausgezeichneten Erfolg. Weibern wären die Gastkonzerte in den Bundesländern, wie in Linz, Eisenstadt, Leoben und Oberschützen, zu erwähnen. Alle diese Konzerte verliefen äußerst erfolgreich. Es gab noch eine Reihte von Tätigkeiten in Wien:

12 Nachmittagskonzerte, 5 Konzerte im Bruckner-Zyklus, 10 Arkadenhofkonzerte, Konzerte während der Wiener Festwochen, Konzerte im Österreichischen Rundfunk und die Teilnahme an Operettenaufführungen im Theater an der Wien. Zusammenfassend kann man also sagen, daß das Niederösterreichische Tonkünstlerorchester eine ausgezeichnete Tätigkeit entfaltet hat und die Dotierung des Orchesters für das Jahr 1966 in der Höhe von 7 Millionen Schilling gut angelegt war. Im Interesse einer gesicherten weiteren künstlerischen Entwicklung dieses Klangkörpers, der ja als drittbestes Orchester in Österreich anerkannt ist, wäre es notwendig, eine höhere Dotierung vorzunehmen. Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß das Eichendorff -Quintett des N2ederösterreichischen Tonkünstlerorchesters im Jahre 1966 eine große Tournee durch Kanada absolvierte und dort in 35 Konzerbaufführungen tätig war. Der Erfolg war so groß, daß dieses Quintett bereits Verpflichtungen für weitere Konzerte in Brüssel, Venedig und Rom hat. Abschließend wären vielleicht noch die in Niederösterreich sehr beliebten Schloßserenaden, wie zum Beispiel im Schloß Greillenstein, in Karnabrunn, Wiener Neustadt und Dürnstein, zu erwähnen.

Auch die Gesangsvereine, die nach wie vor vom Land Niederösterreich subventioniert werden, können wieder auf eine erfolgreiche Tätigkeit hinweisen. Im besonderen sei das 6. Städtesingen des Sängerbundes für Wien und Niederösterreich erwähnt, während dem eine beachtliche Anzahl von Gesangsvereinen zu einem Wertungssingen antrat, wobei abschließend festzustellen war, daß die künstlerische Qualität der Mehrzahl der teilnehmenden Gesangsvereine einen weiteren Aufschwung genommen hat. Eine Reihe von Gesangsvereinen konnte sogar als rundfunkreif deklariert werden. Die Gesangsvereine erhielten heuer insgesamt einen Betrag von 450.000 Schilling. Auch hier wäre es notwendig, an eine Erhöhung zu denken, weil die Vereine vor allem Geldmittel zum Ankauf von zeitgemäßem Notenmaterial dringend brauchen.

Nun noch einige Worte zu den niederösterreichischen Blasmusikkapellen. Auch in diesem Jahr konnten ihre Leistungen verbessert werden. Wir alle kennen doch den Wert der Blasmusikkapellen, ihr Wirken in der kleinsten Ortschaft genauso wie in den größeren Städten Niederösterreichs; und wir alle freuen uns immer wieder, wenn zu festlichen Anlässen eine gut spielende Blasmusikkapelle auftritt. Wir haben in Niederösterreich 283 Musikkapellen, in denen insgesamt 6500 Musiker tätig sind. Es ist sehr erfreulich, daß in diesen Musikvereinen sehr viele Jugendliche mitwirken. Nach einer Statistik sind davon insgesamt 1350 junge Männer unter 20 Jahren. Dementsprechend wurde auch auf die Ausbildung dieser sogenannten Jungbläser besonderer Wert gelegt. Es wurden Jungbläserseminare abgehalten. Weiters wunden auch Kurse zur Heranbildung von Kapellmeistern, Stabführern und Wertungsrichtern durchgeführt. Insbesondere sind es zwei Wünsche, besser gesagt sogar drei, für die entsprechende Dotierungen erforderlich sind, und zwar der Wunsch der Musiker nach stilechten Trachten, die Anschaffung neuer Musikinstrumente mit Normalstimmung, und der dritte und gleichzeitig wichtigste Wunsch ist die Errichtung von Musikerheimen. Wir wissen, unter welch schlechten und ungünstigen Umständen oft die Musiker ihre Proben durchführen müssen. Zumeist sind es verrauchte Wirtshausstuben. Um wieviel schöner wäre es, wenn die Musiker in sauberen, netten Räumen lernen bzw. proben könnten. Daher miüßte die Subventionierung von Musikheimen als besonders vordringlich betrachtet werden.



Sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe im Vorjahr einige Erlebnisse von Gastkonzerten des Gänserndorfer Musikvereines erzählt, der zweifellos einen überaus guten Ruf genießt und eine große Anzahl von Mitgliedern aufweist. Genau gesagt bist er mehr eine Bezirkskapelle als eine Ortskapelle. Der Verein kann schon auf die Teilnahme an internationalen Veranstaltungen hinweisen. Ich konnte bereits voriges Jahr mitteilen, daß der Musikverein Gänserndorf an einem Wettspiel teilgenommen hat, daß er Gastkonzerte in Jugoslawien gab und daß er bereits zweimal in Landsberg in Bayern gastierte. Der Verein war außerdem im Vorjahr drei Tage in der Slowakei in einem Vorort von Preßburg, namens Weinri, zu Gast. Obwohl Weinri zu Preßburg gehört, ist es doch fünf bis sechs Kilometer von der Stadtmitte entfernt. Ich war einen Tag in Weinri zu Besuch und konnte erneut bestätigt finden, was Musik ausmacht, wie viel Menschenherzen durch die Musik zueinander finden. Der Verein von Weinri feierte sein hundertjähriges Bestandsfest. Ich muß wirklich sagen, daß das ein richtiges Volksfest war in diesem Ortsteil von Preßburg, der ca. 5000 Einwohner zählt. Es waren dort sicher 10.000 Besucher, und die Konzerte waren überall massenhaft besucht. Man fand dort wirklich eine sehr herzliche Aufnahme. Der Verein war wie gesagt 3 Tage zu Gast, und alle Musiker bestätigen die herzliche Aufnahme in diesem slowakischen Ort. Der Besuch dieses Feistes in Weinri im Juli 1966 zeigte mir wirklich, daß das Menschen- und Völkerverbindende der Musik und des Gesanges nicht leeres Gerede, sondern eine wirkliche Herzensangelegenheit ist. Abseits von Politik, abseits von Ost und West fanden dort Menschen in Verständnis und Freundschaft zueinander. Es waren Tage aufrichtiger Freude, es waren Tage herzlichster Aufnahme, und manche Freundschaft wurde dort geschlossen. So mögen unsere Musiker weiterhin Mittler österreichischer Kultur im Ausland sein und damit einen wirklichen Beitrag für Frieden und Verständigung in der Welt leisten. (Beifall bei der SPÖ.)
ZWEITER PRÄSIDENT SIGMUND: Zum Wort gelangt Herr Abg. D i e t t r i c h.
Abg. DIETTRICH: Herr Präsident! Hoher Landtag! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe mir vorgenommen, heute einige Probleme der Volksbildung zu behandeln. Die moderne Gesellschaft ist so kompliziert und ist so störungsanfällig geworden, daß sich alle Mitglieder dieser Gemeinschaft Gedanken machen müssen, diese Kompliziertheit zu verstehen und zu bewältigen. Von der Bildung der Erwachsenen wird es abhängen, ob die materiellen und personellen Voraussetzungen geschaffen werden, alle Probleme der Gegenwart und der Zukunft einer Lösung näherzubringen. Die Bildung der Erwachsenen ist ein Aufgabengebiet der Volksbildung. Männer und Frauen bemühen sich landauf und landab in den niederösterreichischen Volkshochschulen, erwachsene Menschen mit allen Wissensgebieten vertraut zu mischen. Ich glaube, es gebührt allen Kurs- und Schulungsleitern der besondere Dank des Hohen Hauses, denn wir alle wissen, wie dornenvoll und steinig der Weg eines Volksbildners ist und wie wenig sich Erfolgserlebnisse einstellen und auch wie gering bedauerlicherweise die Honorare und Entschädigungen für viele Stunden mühevoller Arbeit sind.

Die Bedeutung der Volksbildung ist unbestritten. Ehe Schätzung des voraussichtlichen Bedarfes an Fachkräften in Österreich ist derzeit im Gange. Bis zum Jahre 1980 müssen 60.000 bis 70.000 Akademiker graduiert werden, um Iden Bedarf m decken, der notwendig sein wird, eine Steigerung des Bruttonationalproduktes pro Kopf der Erwerbstätigen von 4 Prozent jährlich zu ermöglichen. Diese 4-Prozent-Steigerung muß erreicht werden, sollen nicht große wirtschaftliche und damit auch politische Schwierigkeiten auftreten und die angestrebte Entwicklung beeinträchtigen. Bis 1980 werden aber in der gegenwärtigen Ausbildungsform nur 40.000 bis 50.000 Menschen die akademischen Studien abschließen. In diesem Zusammenhang verweise ich auch auf die Wichtigkeit des sogenannten zweiten Bildungsweges.

Was ist nun dieser zweite Bildungsweg? Dieser Bildungsweg ist ein zur Hochschulreife führender Weg für Begabte. Es gibt Menschen mit abgeschlossener Volks- und Hauptschule, die nach Jahren der Berufstätigkeit bzw. neben der Ausübung eines Berufes die Möglichkeit in Anspruch nehmen, in verhältnismäßig kurzer Zeit Hochschulreife zu erreichen. Die Schulgesetze 1962 dürften auch weitere Formen des zweiten Bildungsweges entstehen Lassen. In Anbetracht dieses Fehlbestandes muß jedes Talent entdeckt und gefördert wenden. Die Erschließung aller Begabtenreserven unseres Landes ist somit ein Gebot der Stunde. Aus dieser Tatsache ergeben sich für die Volksbildung neue Wirkungsbereiche. Die Bildungswerke und Volkshochschulen müssen diesen zweiten Bildungsweg vorbereiten und bei jeder sich bietenden Gelegenheit auch propagieren. Meines Erachtens müssen bei uns ähnlich wie im Ausland neue Wege des zweiten Bildungsweges gefunden werden.

Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang die Bemühungen des Bayrischen Rundfunks im sogenannten Telekolleg. Alois Schart, der Initiator dieses Vorhabens des Fernsehens, sagt wörtlich: Das Telekolleg kann man als ein großes bildungspolitisches Angebot betrachten, das ohne großen Aufwand an Personal, an Sachen und Gebäuden jedem Menschen, der aufstiegswillig und aufstiegsfähig ist, auch erreichbar gemacht werden muß. Ein Beitrag zur Verdichtung des zweiten Bildungsweges und zur Erfassung aller Begabtenreserven wäre nun dieses Telekolleg. Die Vereinigten Staaten von Amerika, die Sowjetunion, auch Japan, China, Italien und andere Staaten haben bereits ähnliche Fernseheinrichtungen geschaffen.

Wenn ich nun im besonderen auf die praktische Arbeit in unseren Bildungseinrichtungen zu sprechen komme, so muß ich sagen, daß sich in der letzten Zeit auch ein merkbarer Wandel in der Funktion der Aufgaben der Volksbildung angebahnt hat. Ich meine damit, daß man die Volksbildung als eine Ergänzung der Schulbildung irgendwie auf eine dauernde Bildung ausgedehnt hat. Es liegt auf der Hand, daß eine Verbesserung der Vortragsprogramme, auch der Kursprogramme, und eine umfassende Anhebung des Niveaus aller Veranstaltungen notwendig erscheint. Es gilt nun beispielsweise, die häufig propagierten Reiseberichte und Reisevorträge auf ein natürliches Maß zurückzuschrauben. Es wird notwendig sein, unsere Kursprogramme einer gewissen Straffung zu unterziehen, um eine Koordinierung der Veranstaltungen zu erreichen und ein gut ausgewogenes System einzurichten. Die Grenzen der Allgemeinbildung und Berufsausbildung sind irgendwie fließend geworden.

Das gleiche gilt natürlich auch für alle Zweige der Kunsterziehung. In diesem Zusammenhang wird es auch notwendig sein, die Lehrer und Kursleiter an unseren Bildungseinrichtungen in Wochenendlehrgängen und Fachversammlungen zusammenzufassen, um eine neue Ausrichtung zu erreichen. Man wird in Seminaren die Volksbildner mit der neuesten Erkenntnis der Pädagogik vertraut machen müssen und an praktischen Beispielen den Einsatz modernster Geräte schulen. Ich denke an die bereits allbekannten Sprachlabors, optische und akustische Vorführgeräte und dergleichen.

Zusammenfassend kann man erfreulich feststellen, daß man nun doch der Ausbildungsarbeit erhöhte Bedeutung beimißt. Die Eliten von morgen müssen großzügiger betreut werden, will man den Anschluß an den europäischen Standard nicht verpassen. Ich will allerdings nicht verhehlen, daß wir in der Pro-Kopf-Quote bei der Volksbildung äußerst bescheiden am Ende der Tabelle rangieren. Wenn es der niederösterreichischen Erwachsenenbildung mit der Aktivierung aller begabten Menschen dieses Landes wirklich ernst ist, und wenn die Formung der Persönlichkeit wirklich höchstes Ziel unserer Bemühung sein muß, dann muß Volksbildung mit aller Kraft weiterhin gefordert werden. Wir müssen lalle Möglichkeiten ausschöpfen, unseren Mitmenschen die Gegenwart begreifbar zu machen. Diese hektische Umwandlung, diese Umwälzung fundamentaler Begriffe bringt Schwierigkeiten für alle Altersstufen mit sich; dieses Begreifbarmachen ist auch eine Aufgabe der niederösterreichischen Volksbildung. Ich will meine Betrachtungen mit einem Wort Goethes schließen, wo im Faust Wagner die Bemerkung macht: ,,Zwar weiß ich viel, doch möcht' ich alles wissen." (Beifall bei der ÖVP.)

ZWEITER PRÄSIDENT SIGMUND: Zum Worte gebangt Herr Abg. S t a n g l .


Ag. STANG: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren des Hohen Hauses! Jede der gesetzgebenden Körperschaften bemüht sich, in den Mittelpunkt des gesamten Handelns den Menschen zu stellen, dem Menschen zu helfen in allen seinen wirtschaftlichen, sozialen und nicht zuletzt in seinen kulturellen Bedürfnissen. Die wirtschaftlichen und sozialen Fragen werden in anderen Kapiteln unseres Budgets behandelt.

Lassen Sie mich zur kulturellen Frage nur eine einzige Gruppe dieses Kulturlebens herausgreifen. Ich bin mir bewußt, daß die Schönheit des Lebens und viele innere Werte des Menschen durch das kulturelle Erlebnis gegeben werden. Den Kern dieses kulturellen Geschehens finde ich in dem mit vielen Möglichkeiten ausgestatteten Theaterwesen. Ich glaube, es müßte daher auch hier in unserem Haus, im Hohen Landtag, die Problematik des Theaterwesens etwas mehr in den Mittelpunkt des kulturellen Geschehens gerückt werden. Ich habe nicht die Absicht, auf die Einzelprobleme oder Detailprobleme jetzt einzugehen, da ich glaube, daß eine Budgetdebatte nicht der richtige Rahmen ist, um Details zu besprechen. Ich darf aber der Hoffnung Ausdruck geben, daß alle diese Probleme, die ja nicht allein niederösterreichische Probleme sind, als Probleme aller Staaten und Länder, die die Kultur als einen der Hauptwerte der Menschheit betrachten, angesehen werden. Ich weiß, daß diese Probleme von den Ensembles über die Auswahl oder Gestaltung der Aufführungsorte bzw. über die Finanzierung. weit hinausreichen, Wenn wir die Leistungen des Landes Niederösterreich im Jahre 1966 betrachten, dann stehen 2 Kernpunkte im Rahmen der Förderung und Finanzierung sichtbar an der Spitze. Das eine ist die Förderung des Stadttheaters in Baden, das zweite das Stadttheater in St. Pölten, das vor allem die Förderungsmittel im Rahmen des Umbaues des Aufführungsgebäudes verwendet. Darüber hinaus werden Mittel - im Jahr 1966 40.000 S - für die Förderung der Österreichischen Länderbühnen bzw. Theater der Schulen gegeben. Es ist erfreulich, daß es sogenannte wandernde Ensembles gibt, die über das ganze Jahr hindurch den Menschen das Theater, ich möchte fast sagen, in die Nähe ihrer Wohnstätten bringen. Es ist auch erfreulich, daß der Hohe Landtag dies zur Kenntnis nimmt und daß von dem zuständigen Referat in dieser Hinsicht Förderungsmittel gegeben werden. Ich finde, daß neben den bestehenden Beruhbühnen auch die Förderung der Laienspielgruppen etwas breiteren Raum einnehmen sollte. Ich bin sogar der Meinung, daß, wenn man Laienspielgruppen fördert, man doch auch auf das Programm und auf die Auswahl der Aufführungsstücke etwas Einfluß nehmen könnte. Glauben Sie mir, daß ich es wirklich verabscheue, wenn Laienspielgruppen aus ländlichen Gebieten die Löwinger-Bühne imitieren und die Bevölkerung des Landes als - verzeihen Sie - in geistiger Hinsicht unterentwickelt herstellen. Ich glaube, diese Belustigung ist doch etwas unter der Menschenwürde, auch der ländlichen Laienspielgruppen. Daher glaube ich, müßte man mit Förderungsmitteln - wir kennen das aus der Kinowirtschaft für besonders wertvolle Filme - doch Empfehlungen auch an die Gemeinden geben, [die ja die Möglichkeit haben, auch von der Lustbarkeitssteuer Abstand zu nehmen oder den Prozentsatz herabzusetzen, erzieherisch einwirken. Auch von der Landesebene aus soll die Förderung von Laienspielgruppen dort konzentriert werden, wo wirklich kulturell gutes Theater geboten wind.

Ich glaube, über den Wert des Laienspiels, in dem begeisterte Menschen, ich möchte sagen ihr Hobby ausüben, nicht weiter reden zu müssen, weil wir alle mit diesem Problem vertraut sind. Ich bin der Meinung, daß natürlich die zur Verfügung stehenden Mittel, im zuständigen Ansatz mit 4 Millionen Schilling eingesetzt, wieder so wie in den vergangenen Jahren auf einige Schwerpunkte beschränkt bleiben müssen. Durch die Pauschalvergabe von Förderungsmitteln ist natürlich auf die Qualität des Ensembles, ehrlich gesagt, wenig Einfluß zu nehmen. Ich habe einen Vergleich mit einem deutschen Bundesland gelesen; dort setzt man – ich weiß, daß das derzeit in Niederösterreich nicht möglich ist - für die ländlichen Bühnen getrennt ausgewiesene Voranschlagsansatze aus; und zwar reine Förderungsmittel für das Ensemble, um die künstlerische Arbeit und Leistung zu beeinflussen; die zweite Gruppe dieser Ansatze beschäftigt sich mit dem Ausbau der Räume der Theater, in denen diese Ensembles die Möglichkeit haben, der Bevölkerung ihr Können zu zeigen.


Yüklə 0,49 Mb.

Dostları ilə paylaş:
  1   2   3   4   5   6   7   8   9   ...   17




Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©muhaz.org 2024
rəhbərliyinə müraciət

gir | qeydiyyatdan keç
    Ana səhifə


yükləyin