Landtag von NÖ, VIII. Gesetzgebungsperiode



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Der Probleme gibt es viele, und ich darf noch einmal sagen, daß ich nicht der Meinung bin, daß wir uns hier mit Details beschäftigen sollen. Ich glaube, meine kurzen Ausführungen sollten Anlaß geben, diese Probleme im Laufe des kommenden Jahres handfest anzupacken und mit ihnen fertig zu werden.

Gestatten Sie mir - mein Vorredner verehrt Goethe, ich bin seit meiner Jugendzeit ein Verehrer Schillers; vielleicht macht das mein Temperament -, daß ich von Schillers Abhandlung „Die Schaubühne", die er als eine moralische Anstalt sieht, nur den Schluß zur Kenntnis bringe. Ich glaube, der Schluß dieser Abhandlung sagt doch alles, was den Menschen durch die Bühne, durch das Theaterwesen gegeben wird. „Die Schaubühne ist die Stiftung, wo sich Vergnügen mit Unterricht, Ruhe mit Anstrengung, Kurzweil mit Bildung gatten, wo keine Kraft der Seele zum Nachteil der anderen gespannt, kein Vergnügen auf Unkosten des anderen genossen wird. Jeder einzelne genießt die Entzückungen aller, die verstärkt und verschönert aus hundert Augen auf ihn zurückfallen. Und seine Brust gibt jetzt nur einer Empfindung Raum. Es ist diese: Ein Mensch zu sein."

Lassen Sie mich mit diesen poetischen Worten auf die Problematik des Theaterwesens aufmerksam machen und abschließend der Hoffnung der sozialistischen Fraktion Ausdruck geben, daß auch dieses Interessengebiet mit seinen offenen Fragen einer baldigen Losung zugeführt werden kann und daß zur Verbreiterung des Zurkenntnisnehmens, des Erlebens der Theatererfordernisse, der Theatergegebenheiten auch die Budgetansatzmittel in der nächsten Zeit eine Erhöhung erfahren. (Beifall am ganzen Hause.)
ZWEITER PRÄSIDENT SIGMUND: Zum Wort gelangt Herr Abg. R o h r b ö c k.
Abg. ROHRBÖCK: Herr Präsident! Hohes Haus! Harmonie und Takt sind Begriffe, ohne die es keine gute Musik geben kann. Harmonie und Takt sind aber auch Werte, die im menschlichen Zusammenleben unerläßlich sind. Dem richtigen Einsatz kommt nicht nur in der Musik eine besondere Bedeutung zu, er spielt auch im menschlichen Leben, vor allem im Gemeinschaftsleben, eine bedeutende Rolle. .Es ist allseits bekannt, daß die Musik nicht nur den Menschen adelt, sondern daß sie auch wesentlich zu seiner Charakterbildung beiträgt. Die Freude an der Musik führt die Menschen zusammen. Beim Musizieren verschwinden alle politischen Gegensätze. Die Musiker haben nur das Bestreben, gute Musik zur Freude, zur Erbauung, zur Begeisterung ihrer Mitmenschen und selbstverständlich auch zu ihrer eigenen Freude zu machen. Die Musik fördert auch die Kameradschaft.

Ich möchte mir erlauben, ein Ereignis aus meiner Heimat zu schildern, das aufzeigt, daß Musiker auch gute Kameraden sind. Es warr im vergangenen Jahr, als plötzlich und unerwartet ein Bauer infolge einels Herzleidens gestorben ist. Der im 15. Lebensjahr stehende Sohn dieses kauern winkte in einer Jugendkapelle mit. Durch den jähen und unerwarteten Tod ihres Mannes war die Frau derart schockiert, daß sie fast keine Arbeiten verrichten konnte. Es galt aber, viele Arbeiten zu erledigen, zumal der Winter vor der Türe stand und die Hackfruchternte eingebracht werden mußte. Spontan und unaufgefordert kamen nun die jungen Musikerkollegen und halfen mit, und so konnten die Arbeiten noch vor Einbruch des Winters erledigt werden. Die Musikerkollegen haben nicht nur eine gute Tat gesetzt, sie haben nicht nur gezeigt, daß ihnen die Kameradschaft etwas bedeutet, sondern sie haben dieser schwergeprüften Frau auch wieder Mut und Hoffnung gegeben.

Hohes Haus! Es ist sehr begrüßenswert, daß sich das Land Niederösterreich der Musikförderung besonders angenommen hat. Im Voranschlag für das Jahr 1967 ist unter der Ansatzpost 326-61 ein Betrag von 4,5 Mill. S vorgesehen. Im laufenden Jahr wurden für die Blasmusikkapellen 8ubventionen im Gesamtbetrag von 2,2 Mill. S ausgegeben, vor allem für die Anschaffung von Instrumenten und Trachten und für Iden Bau von Musikerheimen. Kollege Graf hat gesagt, daß wir 283 Blasmusikkapellen haben. Ich konnte in Erfahrung bringen, daß es bereits 285 mit ca. 6600 Musikern sind. Diese Kapellen können sehr große Erfolge aufweisen. Sie sind im Bund der nö. Blasmusikkapellen vereinigt. Ihr Obmann Leeb, der zugleich Bundesobmann der Blasmusiker von ganz Österreich ist, ist auch Fachreferent im Weltbeirat für Jugendmusik. Dieser Weltbeirat für Jugendmusik hat seinen Sitz in Paris. Männer wie Landeskapellmeister Prof. König oder Fachlehrer Kornherr, der Jugenderzieher, tun nicht nur ihre Pflicht im Dienste der Musik, ich möchte fast sagen, sie arbeiten bis zur Selbstaufopferung. Erfreulich ist, Herr Kollege Graf hat bereits darauf hingewiesen, daß nunmehr 179 Kapellen Normalstimmung und bereits 105 Kapellen stilechte Trachten haben. Besondere Bedeutung kommt auch dem Bau von Musikerheimen zu. 19 Kapellen besitzen bereits ein derartiges Heim, 4 Musikerheime sind im Stadium des Rohbaues. Ein Hauptprogrammpunkt für die nächste Zukunft, so konnte ich in Erfahrung bringen, soll sich mit der Verbesserung der Qualität 'der Blasmusikkapellen beschäftigen. Zu diesem Zweck soll vor allem mit Schulungen der Kapellmeister begonnen werden.

Die Musikschulen wurden von Herrn Abg. Graf ausführlich behandelt. Vielleicht darf ich noch erwähnen, daß nun auch in Neusiedl/Zaya eine Filialschule der Musikschule Zistersdorf errichtet wurde.

Hohes Haus! Die Gesangsvereine in Niederösterreich sollen nicht vergessen werden. Das Land hat im laufenden Jahr die Gesangsvereine mit 500.000 S subventioniert. In Niederösterreich singen zur Zeit 250 Vereine mit 7000 Sängern und Sängerinnen. Außerdem haben die Vereine 5200 unterstützende Mitglieder gemeldet, so daß sich eine Gesamtzahl von 12.000 Personen ergibt, die sich zum Laienchorsingen bekennen.

Diese 250 Vereine werden von 213 Chorleitern geführt, die folgenden Berufen angehören: Volks- und Hauptschullehrer 130, Beamte und Angestellte 41, Gewerbetreibende 16, Landwirte 4, Priester 4, Frauen 2 und andere Berufe 16. Es ist sehr erfreulich, daß sich so viele Lehrer als Dirigenten zur Verfügung stellen. (Beifall im Hause.) Auf Grund eingehender Untersuchungen wird das aber nur noch ca. 10 Jahre anhalten, wenn nicht die Ausbildung der Lehrerstudenten in Gesang und Musik besser durchgeführt wird. 5 Prozent der Lehrer für den Unterricht in Gesang und Musik an Iden höheren Schulen sind viel zuwenig. Es besteht daher in wenigen Jahren die Gefahr, daß bei unseren Chören auf dem Lande die Chorleiter fehlen werden. Der Sängerbund hält daher - mit Unterstutzung der NÖ. Landesregierung - seit 5 Jahren Chorleiterkurse ab, die ausgezeichnet besucht sind. Im Jahre 1966 haben zum erstenmal auch 4 Kandidaten des letzten Jahrganges der Lehrerbildungsanstalten aus Wiener Neustadt, Krems und St. Pölten mit großem Erfolg daran teilgenommen.

Großer Beliebtheit erfreuen sich auch die Wertungssingen des Sängerbundes, die heuer in den Städten Horn, Laa/Thaya, Melk, Neunkirchen, Schwechat und St. Pölten durchgeführt wurden. In diesen Festorten haben 4770 Sänger aktiv mitgewirkt. Das Wertungssingen hat nachweisbar zu einem wesentlichen Leistungsanstieg der Vereine geführt. Abg. Graf hat schon darauf hingewiesen, da8 'die Wertungsrichter festgestellt haben, daß in Niederösterreich fast 20 Chöre rundfunkreif singen. Die 7000 Sänger in Niederösterreich glauben daher, daß es hoch an der Zeit wäre, daß im Rundfunk nicht von früh bis spät fremdartige Songs, sondern auch einmal unsere niederösterreichischen Volkslieder von unseren Chören gesungen werden. (Beifall im ganzen Hause.) Es ist zu hoffen, daß sich im Jahre 1967 der Rundfunk dieser niederösterreichischen Chöre, aber auch der niederösterreichischen Blasmusiker mehr bedient und ihr Programm in das Rundfunkprogramm einbaut.

Die Arbeit leistungswilliger Chorgemeinschaften in Stadt und Land ist keine vereinsmeierische Liedertafel mit feuchtfröhlichem Singsang oder fidelem Zeitvertreib, sondern eine opferbereite, verantwortungsbewußte Kulturarbeit. Diese Kulturarbeit verdient eine nachhaltige Förderung durch das Land und durch die Gemeinden. Werte, die singenden Menschen aus der Mitwirkung in einem Leistungschor erwachsen, sind die musikalische Bildung, die musikalische Schulung und die Erziehung zur Persönlichkeit und zur Gemeinschaft. Zur Musikbildung kann gesagt werden, daß das, Wals begnadete Menschen dachten und empfanden, was sie bewegte und erfüllte, den Niederschlag in den Werken der Tonkunst fand: Hiezu kommt noch die Bekanntschaft mit den unsterblichen Melodien des Volksliedes und mit dem Leben der Tonschöpfer. So trägt jede Chorstunde ihren Wert in sich. Sie ist nicht nur konzertvorbereitende Arbeit, sondern vermittelt Anregungen zum Musikhören gegenüber einem gedankenlosen Alleshören im Radio und Fernsehen. Diese musikalische Bildung dient - ich habe es schon zu Beginn meiner Ausführung gesagt - zur Charakterbildung und Veredelung des Menschen.

Hohes Haus! Mögen wir uns immer der Tatsache bewußt sein, daß Gesang und Musik die Menschen und Völker verbinden. Mögen wir vor allem diese Tatsache dadurch bekräftigen, daß wir allen jenen, die sich um Gesang und Musik bemühen, herzlichst .danken und ihr Bemühen kräftigst fördern. Mögen wir aber auch nie vergessen, daß Harmonie, Takt und richtiger Einsatz nicht nur in der Musik, sondern auch im Zusammenleben der Menschen eine entscheidende Rolle spielen. (Beifall im ganzen Hause.)
ZWEITER PRÄSIDENT SIGMUND: Zum Wort gelangt Herr Abg. G r ü n z w e i g.
Abg. CRÜNZWEIG: Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Es ist sehr erfreulich, daß die Kulturdebatte auf einem so hohen sachlichen Niveau steht, zumal gerade zu diesem Zeitpunkt die Galerie mit jungen Menschen gefüllt war. Ich freue mich besonders, daß der Herr Abg. Diettrich mein Spezialgebiet so fundiert und sachlich behandelt hat, obgleich ich dem Kollegen Rohrböck schon empfehlen möchte, daß er, falls er Klagen über das Rundfunkprogramm hat, doch lieber den kürzeren Draht, der ihm zur Verfügung steht, wählen müßte, als auf dem Umweg über das Hohe Haus.

Ich möchte nur einiges ergänzen, was Herr Kollege Diettrich in bezug auf die Volksbildung gesagt hat, und möchte vieles von dem unterstreichen, obgleich manches heute in Frage zu stellen ist. Unsere Gesellschaft, sRede am 8.6.2005o behaupten Fachleute, befinde sich auf dem Weg von der Industriegesellschaft zur Bildungsgesellschaft; in diesem Stadium käme der Volksbildung im weiteren und der Erwachsenenbildung im speziellen Sinn eine besondere Bedeutung zu. Sie haben das auch sehr anschaulich mit Zahlen in Bezug auf die Notwendigkeit der Heranbildung von Intelligenz untermauert. Wir kommen aber immer mehr und mehr zu der Auffassung, daß es damit nicht getan ist, sondern daß die Bildung ein immerwährender, nie aufhörender Prozeß ist, der auch durch eine noch so hohe akademische Graduierung nicht abzuschließen ist. Worum es, glaube ich, heute geht, ist die Frage der Einordnung der Erwachsenenbildung in das gesamte Bildungssystem. Ihre zunehmende Bedeutung ist unbestritten. Ich glaube aber, sie hat noch nicht den richtigen Platz in der gesamten Bildungswelt, der wir uns gegenüber sehen, gefunden. Es steht dieser Einordnung eine Reihe von Schwierigkeiten gegenüber, von denen ich nur einige skizzieren möchte.

Der Herr Bundesminister für Unterricht hat im Vorjahr anläßlich der Tagung ,,80 Jahre Volksbildung in Niederösterreich" in Krems sehr bemerkenswert eine offizielle Ansicht der obersten Erziehungsbehörde unseres Staates statuiert, indem er gesagt hat, die Schulbildung geht vor der Volksbildung, vor der Erwachsenbildung. In Anbetracht der Tatsache, daß für alles nicht genug Geld da ist, müssen wir eine Rangordnung einführen und stellen also die Bildung der Jugend voran. Es wohnen hier, meine Damen und Herren, zwei Seelen in meiner Brust, und ich muß sagen, daß ich mich freue, daß die Schule, die Jugendbildung Iden Vorrang hat. Ich kann aber nicht ganz verstehen, daß man die Erwachsenenbildung hintanstellt, denn ich meine, beide sind gleichrangig.

Die Ursachen dieser Hintanstellung in einigen Bemerkungen: Es gibt derzeit noch immer keine gesetzliche Fundierung. Es fehlt uns ein umfassendes Gesetz aber die Volksbildung. Es scheitert, ich habe das wiederholt angedeutet, in erster Linie an den Kompetenzen. Auch die Forderung nach einem Volksbildungsfinanzierungsgesetz konnte bislang noch nicht durchgesetzt werden. Volksbildung ist eine Förderungsangelegenheit und damit den Zufälligkeiten der jeweiligen Budgetsituation preisgegeben. Das ist ein wesentlicher Grund, daß wir heute mit der Volksbildung nicht schon viel weiter sind.

Ein anderer Grund ist der: Um die Volksbildung kümmern sich alle, der Bund, die Länder, die Gemeinden, Kirchen, Konfessionen und Interessenvertretungen, sämtliche Kammern, die Gewerkschaften und eine Unzahl von Vereinen. Dadurch werden die Dinge kaum überschaubar, es kommt einerseits zu vielen Überschneidungen, Konkurrenzierungen, das hat auch Kollege Diettrich schon aufgezeigt, andererseits aber da und dort auch zu Lücken. Oft sind historische Entwicklungen für die Situation im einzelnen Raum maßgeblich, vor allem aber auch zufällige politische Gegebenheiten, die für das Funktionieren dieser örtlichen Einrichtungen entscheidend sind. Es ist daher vieles, wenn nicht alles auf diesem Gebiet mehr zufällig und viel zuwenig planmäßig.

Soll die Erwachsenenbildung in Österreich ihren gesicherten Standort finden, wird es Aufgabe sein, auch einen Bildungsplan zu schaffen. Solange das nicht einigermaßen der Fall ist, wird die Volksbildung einen nur umstrittenen Platz im Bildungssystem einnehmen. Es ist Ihnen bekannt, daß ich in der Volkshochschulbildung Niederösterreichs tätig bin, die im Jahre 1967 ihren zehnjährigen Bestand feiert; aus diesem Grunde wird in St. Pölten eine sehr repräsentative Feier veranstaltet werden. Die Volkshochschulbewegung stammt bekanntlich aus dem Zusammenschluß von zwei fraktionell gebundenen Verbänden. Gestatten Sie mir auch zu diesem Problem einige Feststellungen: Der Zusammenschluß dieser beiden Verbände war notwendig, war und hat sich auch in seinen Auswirkungen als sehr positiv erwiesen. Die Zahl der Mitglieder ist in dieser Zeit von 38 auf 59 gestiegen. Zu einer besseren Betreuung und Beratung der einzelnen Volkshochschulen hat auch der Umstand beigetragen, daß hier eine zentrale Stelle vorhanden ist. Das hat sich aber auch in der Finanzierung ausgewirkt, wenn man die Beträge, die für die Volksbildung auch im Landesbudget vorgesehen sind, betrachtet.

Die Probleme der Volksbildungsarbeit in Niederösterreich - das geht aus meinen Ausführungen schon hervor - müssen immer wieder neu durchdacht wenden. Es fehlt auch in Niederösterreich an einer gewissen Koordinierung. Die konfessionellen Bildungswerke, las Bildungs- und Heimatwerk, das in seiner sehr positiven Arbeit hier schon erwähnt wurde - aber auch die Arbeiterkammer und die Gewerkschaften arbeiten in dieser Beziehung, ich möchte fast sagen auf eigene Faust, es kommt zu keiner sinnvollen Zusammenarbeit und Koordination. Meiner Meinung nach müssen Konzentrationen auf lokaler Ebene, Absprachen usw. erfolgen, damit es hier zu wesentlich besseren gemeinsamen Effekten kommt.

Ein weiteres Merkmal auf diesem Gebiete scheint mir der Zug zu einer Kommunalisierung; auch auf anderen Gebieten ist das festzustellen, bei anderen Bildungseinrichtungen. Viele dieser Institutionen wurden zuerst auf Vereinsbasis gegründet. Ich erinnere an die Heimatmuseen; viele verdanken ihre Entstehung der Gründung eines Vereines, und erst später stellte sich dieser Verein in Iden Schutz der kommunalen Kultureinrichtungen. Das ist bei den Volksbüchereien festzustellen, auch bei den Musikschulen. Derselbe Zug zur Kommunalisierung findet sich auch bei den Volkshochschulen, wenn man bedenkt, daß von den 59 Volkshochschulen in Niederösterreich heute nur mehr 16 auf Vereinsbasis geführt werden und 43 auf kommunaler Basis. 43 sind also Einrichtungen von Gemeinden. Ich möchte hier eine Feststellung treffen: Die Übernahme dieser vielfältigen Aufgabe auf kulturellem Gebiete, die die Gemeinden früher nicht zu tragen hatten, stellt meiner Meinung nach dem kulturellen Willen und der Leistung der Gemeinden ein gutes Zeugnis aus, das meinem Dafürhalten nach viel zuwenig anerkannt wird. Die Tätigkeit der Volkshochschulverbände war trotz der von mir angemerkten Schwierigkeit im abgelaufenen Jahr sehr weit verzweigt und fruchtbar; dasselbe gilt auch für das Bildungs- und Heimatwerk.

Wenn ich nur eine einzige Aktivität besonders hervorhebe, so ist das eine Pionierleistung, die derzeit in Wiener Neustadt unternommen wird, und zwar die Schaffung eines Externistenkurses für die Ablegung der Reifeprüfung. Eine solche Bestrebung gibt es auch mit bestem Erfolg in Salzburg. Wenn wir hier in Niederösterreich gute Erfahrungen machen und im Zusammenwirken mit der Schulbehörde diese Arbeit betreuen, könnte wirklich ein neuer Weg gefunden werden, die Bildungsmöglichkeiten in ihrer Vielfalt auch dem Kreise der Erwachsenen besser als bisher zu erschließen. Ich darf daher auch den Hunderten von ehrenamtlichen, vielfach unbedankten Mitarbeitern in der Volksbildung bei dieser Gelegenheit den Dank des Hohen Hauses zum Ausdruck bringen.

Nun zu einem zweiten Problem. Innig mit der Frage der Volksbildung verbunden scheint mir die Ausstellungstätigkeit des Landes Niederösterreich z u sein. Die großen Landesausstellungen gehören mit den grundlegenden Pionierleistungen auf kulturellem Gebiete, aber auch zu den großen Veranstaltungen der Volksbildung im Lande. Zweifach ist meiner Meinung nach ihre Bedeutung. Die erste halbe ich schon angedeutet. Hunderttausende von Menschen werden auf diese Art mit den Kunstwerken vertraut gemacht. Wir sind uns darüber im klaren, daß dies nicht gründlich, nicht tiefschürfend erfolgen kann, es werden nicht alle Besucher von Landesausstellungen mit einem Ausstellungsbesuch wahre Kunstkenner, aber sie erhalten erste Kontakte; und ich glaube, daß dadurch elementares Kunstverständnis geweckt wird. Diese Anregungen werden in Iden Menschen fortwirken und ihre Frucht in der Zukunft tragen. Das zweite ist die Funktion des Denkmalschutzes. Viele Baudenkmäler werden erst aus diesem Anlaß einer gründlichen Renovierung unterzogen. Oft verdankt eine Reihe von Bauwerken diesen Ausstellungen erst den weiteren Bestand. Ich möchte nur an die Klöster Gutenstein, am Mariahilfberg oder in Altenburg erinnern, das ebenfalls in seinen Räumlichkeiten weitgehend renoviert wunde, besonders aber war es im heurigen Jahr die Kirche St. Peter an der Sperr und seinerzeit die Minoritenkirche in Stein. Ich glaube, dieser Effekt für den Denkmalschutz kann nicht hoch genug eingeschätzt werden; aber auch 'dem Fremdenverkehr kann daraus eine wesentliche Bedeutung beigemessen werden.

Gestatten Sie mir nun ein paar Sätze über die Wiener Neustädter Ausstellung. Die Ausstellung ,,Friedrich III., Kaiserresidenz Wiener Neustadt", die vom 28. Mai bis 30. Oktober gezeigt wunde, hat etwa 105.000 Besucher nach Wiener Neustadt gelockt. Sie hat bezüglich der Besucherzahl nicht ganz den ursprünglichen Vorstellungen entsprochen und reicht damit nicht an den Massenbesuch etwa der Barockausstellung heran. Sie hat aber neben Iden schon genannten Vorteilen auch einen ungeheuren Gewinn - ich glaube, in diesem Fall den größten - auf wissenschaftlichem Gebiete gebracht. Das Ergebnis in wissenschaftlicher Sicht, etwa eine Revision des Geschichtsbildes dieser Zeit, aber auch über die Person Friedrich III. ist in seiner Art ein einmaliges Ergebnis einer niederösterreichischen Landesausstellung. Ich glaube, durch die Landesausstellungen wird auf spektakuläre Art Kunst- und Kulturpolitik in Niederösterreich gemacht, und trotzdem finde ich sie erfreulich und halte sie in dem Kranz der übrigen Ausstellungen, die veranstaltet werden, für notwendig. Wenn wir auch nicht jedes Jahr einen Höhepunkt erzielen können - das liegt in der Natur der Sache -, so gibt es doch sehr viele Schätze in unserem Lande zu heben und zur Freude und Erbauung unserer Mitbürger sowie zur Ehre Niederösterreichs zu zeigen.

Wir wollen aber Über diesen in der Öffentlichkeit sehr sichtbaren kulturellen Fragen und Anliegen nicht den kulturellen Alltag vergessen. Ich glaube, daß es in der Geschichte der Menschheit nur ab und zu, sozusagen in den Sternstunden, Hochleistungen gibt. Aber auch das, was wir täglich vor uns haben, die Bewältigung des Alltags, der nicht immer durch Hochleistungen gekrönt ist, darf nicht vernachlässigt wenden.

Ich möchte abschließend zum Kapitel Kulturfrage nur ein kleines, aber mir menschlich wesentlich erscheinendes Problem behandeln. Das ist die Verpflichtung des Landes gegenüber den Künstlern. Ich meine jetzt nicht die Künstler, die noch im Vollbesitz ihrer Schaffenskraft sind - über diese wäre in einem anderen Zusammenhang zu sprechen -, sondern jene, deren Leistungsfähigkeit nachgelassen hat, die heute alt sind und oft in sehr beengten Verhältnissen leben müssen. Ich bin im Besitze einer Information, wonach derzeit vier niederösterreichische Künstler vom Land selbst durch äußerst bescheidene Beträge unterstützt werden. Es soll zwar geplant sein, diese Unterstützungen etwas großzügiger zu handhaben und dafür einen eigenen Voranschlagsansatz zu schaffen. Leider war es aber noch nicht möglich, dem Herrn Finanzreferenten hierzu die Zustimmung abzuringen. Ich darf bitten, diesen Fragen Verständnis entgegenzubringen, denn ich glaube, daß das Land diesen Menschen gegenüber eine Ehrenpflicht zu erfüllen hat, die einzulösen es bisher versäumt hat. Ich wollte mit meinen Ausführungen nicht provozieren, aber doch zum Ausdruck bringen, daß man auch die Arbeit auf dem Kultursektor ab und zu einer Überprüfung unterziehen und sich fragen muß, ob alte Maßstäbe noch gelten, ob eingefahrene Gesetze weiter zu befahren und ob die bisherigen Rangordnungen nicht in Frage gestellt sind. In diesem Zusammenhang möchte ich an die interessante Debatte in den Niederösterreichischen Kulturberichten erinnern, die sich in erster Linie mit der Frage der Landeskunde beschäftigt.

Meine Damen und Herren! Wir dienen den Menschen, und in diesem Dienen gibt es keine fertigen Antworten, sondern dieses Dienen ist auch ein ewiges Suchen, denn im kulturellen Leben und im Leben des Menschen gibt es keinen Stillstand. Es hat sich - und jetzt komme ich zu dem Teil meiner Ausführungen, der nicht unmittelbar, ich möchte fast sagen nicht im Zusammenhang mit der Gruppe 3 steht - eine Reihe von ÖVP-Rednern ebenfalls nicht im Zusammenhang mit den Problemen, mit denen sie sich in der Gruppe 0 oder in der Generaldebatte zu befassen hatten, sehr grundsätzlich und vielfach polemisch mit einigen Fragen oder Ausführungen von Rednern der sozialistischen Fraktion auseinandergesetzt. Gestatten Sie mir daher, daß ich dieses Recht, nachdem ich in kulturpolitischer Sicht einige Bemerkungen gemacht habe, auch für mich in Anspruch nehme. Ich tue das nicht mit Absicht von vornherein, aber der Verlauf der Debatte hat gezeigt, daß einige Dinge nicht unwidersprochen hingenommen werden können. Außerdem bin ich der Meinung, daß die sozialistische Fraktion unbedingt darauf antworten muß. Wie gesagt, gehören meine Ausführungen eigentlich nicht zu 'dieser angeregten Debatte, die über das Kapitel 3 abgeführt worden ist. Ich glaube, daß aber auch die Ausführungen einiger Herren von der ÖVP nicht zu Iden Problemen, die hätten behandelt werden sollen, Bezug hatten. Ich hätte mir in all diesen Fällen den Ruf ,,Zur Sache" erwartet - er wäre auch jetzt fällig -, aber ich glaube, daß es nur recht und billig ist, auch mir dieses Recht zuzugestehen, genauso wie den übrigen Herren, die sich mit dem Berufsschulwesen, der Einhebung der Grundsteuer (Abg. Dipl.-Ing. Robl: Damit haben wir uns gestern auseinandergesetzt!), der Evidenzhaltung der Staatsbürgerschaft oder mit anderen Sachgebietes befaßt haben.

Die Kollegen Stangler, Robl, Laferl, Reiter und Schneider haben sich mit uns sehr polemisch auseinandergesetzt. Ich möchte von den ersten beiden Wortmeldungen absehen und auch nicht auf jene des Herrn Kollegen Laferl eingehen, der sich traditionsgemäß im Hause als Spaßmacher vom Dienst betätigt hat. Herr Kollege Stangler, Sie können mir ja in diesem Fall das Gegenteil beweisen.

Es ist jedoch sehr interessant, die Ausführungen des Herrn Abg. Präsident Reiter und des Herrn Abg. Schneider miteinander zu diesem Thema zu vergleichen. Es gibt zwei Möglichkeiten, sich politisch mit dem Gegner, oder wenn Sie wollen mit dem Partner, auseinanderzusetzen. Diese beiden Ausdrücke zeigen ja schon, wie verschieden man es auffassen kann. Der eine bemüht sich, bei aller Grundsatzfestigkeit doch immer wieder die Hand hinüber zu reichen, das Gespräch fortzusetzen, die Verbindung nicht abreißen zu lassen, während der andere immer wieder versucht, den anderen ins Gesicht zu spucken. (Abg. Kosler: Demagogisch und polemisch! - Abg. Dipl.-Ing. Robl: Das können Sie sagen: Polemisch und demagogisch dem anderen ins Gesicht spucken. - Dritter Präsident Reiter: Wie Dr. Tschadek gestern mit seiner Abhandlung über die Demokratie!)


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