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Kapitel II Tradition der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur



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Kapitel II

Tradition der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur.

Von den Anfängen bis zum Zweiten Weltkrieg



1. Von der Zeit der Aufklärung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts

Die österreichische Kinder- und Jugendliteratur ist seit mehr als zweihundert Jahren fest mit der deutschen Kinder- und Jugendliteratur verbunden, es zeigen sich trotzdem Unterschiede, die auf der eigenständigen Geschichte Österreichs als habsburgischem Großreich beruhen. Heutzutage selbständige Länder wie Italien, Ungarn, Spanien und insbesondere Tschechien haben Österreich kulturell beeinflusst, ihr Volksdichtungsgut hat sich hier fest eingeprägt.


Die Zeit der Aufklärung wurde in Österreich ähnlich wie in anderen Ländern zum Ausgangspunkt der für die Kinder intentional postulierten Literatur. Die Bearbeitung des Abenteuerromans Robinson Crusoe von Daniel Defoe mit dem Titel Robinson der Jüngere von Joachim Heinrich Campe (1746–1818) verfolgte einerseits Jean Jacques Rousseaus (1712–1778) Vorstellungen einer Erziehungskonzeption, andererseits widersprach sie ihnen jedoch. J. H. Campe verknüpft in seiner Bearbeitung die Ausbildung des Individuums mit der Erziehung zur Gesellschaft. Dieser Gesichtspunkt ist auch der Grund der Änderung, die Campes Bearbeitung vom Original unterscheidet. Robinson der Jüngere hat eine Rahmenhandlung, die den in den Kinderzeitschriften veröffentlichten Geschichten ähnelt. Ein väterlicher Erzieher erzählt einer Gruppe von Kindern die in Episoden aufgeteilte Geschichte Robinsons. Dadurch entstehen Gespräche über die Abenteuer Robinsons und darüber, welche Konsequenzen Kinder daraus ziehen können. Die Kinder lernen auch Robinsons Fertigkeiten: Sie flechten Körbe, basteln einen Sonnenschirm, üben eine mäßige Lebensweise, indem sie fasten oder für eine Nacht auf den Schlaf verzichten. Die Isolierung Robinsons wird in einer Gemeinschaft aufgehoben. [Vgl.: WILD, 1990, S. 64–65]

Robinson der Jüngere wurde im Jahr 1784 als Neuauflage zum ersten Mal in Wien gedruckt. Zwischen 1791 und 1826 erschienen in Österreich mehrere Robinson-Nachahmungen, darunter auch eine tschechische Fassung. Auf das tschechische Gebiet wurde das Thema Robinsons im Jahre 1797 in der pädagogischen Bearbeitung von J. H. Campe eingeführt und erneut dann 1808 tschechisch von V. M. Kramerius mit dem Titel Mladší Robinson, knížka zvláštní šlechetné mládeži české ku poučení a vyražení aufgelegt. [Vgl.: Vodička 1960, S. 91]


1.1. Leopold Chimani

Der produktivste Kinderschriften-Autor Österreichs im 19. Jahrhundert war Leopold Chimani (1774–1844), zunächst Lehrer, später Verwaltungsbeamter und Bücherzensor, der häufig als österreichischer Christoph von Schmid‘ bezeichnet wurde. Er konzentrierte sich in seinem Schaffen, in dem fast alle Gattungen, von der moralischen über die abenteuerliche Erzählung und das Mädchenbuch bis zur belehrenden Jugendschrift, enthalten sind, überwiegend auf die Erziehung der Jugend. So z. B. das Bändchen mit dem Titel Merkwürdigkeiten aus dem Vaterland. Ein Lesebuch für Österreichs Jugend (Wien 1937). Es enthält historische Erzählungen, die geeignet waren, ein kaisertreues Nationalempfinden der Jugend zu fördern. [Vgl.: Doderer, 1984, S. 594]

Ausgangspunkt Chimanis Geschichten ist immer ein weltlicher Vorgang, ein konkretes Ereignis. Er berichtet von Naturkatastrophen und merkwürdigen Vorfällen im Alltagsleben, von Tieren und ungehorsamen Kindern, von sensationellen Unglücksfällen und von Kriegsereignissen. Jeder berichtete Vorfall dient der moralischen Belehrung. Jeder Mensch hat sich seiner Meinung nach dem Adel und dem Klerus, dem Vertreter Gottes, bedingungslos zu unterwerfen. Die Jugendliteratur soll dementsprechend drei Funktionen erfüllen – Belehrung, sittliche Bildung und Unterhaltung.

Chimanis Bücher wurden bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts als sog. ,Prämienbücher‘ in den Schulen an die Schüler verschenkt, sie gaben beliebte Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke ab und Chimani wurde schließlich als allgemeiner Förderer der Tugend von Österreichs Jugend anerkannt. Franz Joseph I., der österreichische Kaiser, verlieh Chimani die „Große goldene Verdienstmedaille“. [Vgl.: Wild, 1990, S. 146]

Mit über 100 Kinder- und Jugendbüchern gehört L. Chimani zu den produktivsten Jugendschriftstellern seiner Zeit. Für die Entwicklung der Kinder- und Jugendliteratur in Österreich ist auch „…seine enge Beziehung zum französischen Erziehungsschrifttum, die Bemühung um die Mädchenerziehung und die an Kant geschulte Thematisierung von Moralität wichtig. [E. Seibert 1997, S. 15]


1.2. Jakob Glatz

Die Tradition der Mädchenliteratur eröffnet Jakob Glatz (1776–1831), der Wiener Lehrer und Konsistorialrat. Glatz wuchs in einem protestantischen Elternhaus in Poprad in der Zips (damals Ungarn, heute Slowakei) auf und 1795 schloss seine schulische Ausbildung auf dem Lyceum in Pressburg (Bratislava) ab. Später studierte er in Jena und auf Ferienreisen traf er mit bedeutenden deutschen Philosophen und Schriftstellern – Goethe, Schiller, Wieland, Herder – zusammen. In seinem Schaffen bemühte sich Jakob Glatz besonders um die sittliche und religiöse Erziehung der bürgerlichen Töchter, wie z. B. zwei ausgewählte Titel erwähnen: Alwina, oder das Glück eines tugendhaften und frommen Herzens und Wandels (1806) oder Minona, ein unterhaltendes Lesebuch für junge Mädchen zur Bildung ihrer Sitten (1807). [Vgl.: Doderer 1984, S. 594]

In seinem Werk beschwört er sich wegen der wenig geeigneten Lektüre für Kinder, die besonders Phantasie und selbständiges Denken wenig anregt. Seiner Ansicht nach werden den Kindern viele Titel angeboten, deren Qualität mangelhaft sei. Seine Bücher widmete er allen Altersgruppen der Kinder bis zu Ratgebern für Eltern und Erzieher. Er moralisierte und belehrte in seinem Werk häufig. Am wichtigsten war für ihn das gezielte Lesen. Kinder sollen sich Wissen und Inhalte erarbeiten und sich dabei bewusst auf Schwierigkeiten einlassen. Tugenden sind für J. Glatz Glaube, Tüchtigkeit und Fleiß, die den Menschen veredeln. [Vgl.: S. Strobach-Brillinger 1996, S. 1–3]
Die österreichische Kinder- und Jugendliteratur ist von ihren Anfängen an von einer sich in ihrer Form verändernden Geistlichkeit geprägt und bis ins 20. Jh. entwickelt sie sich zu einem Forum, in dem verschiedene klerikale Einflüsse untereinander kämpfen. Die erste Phase des österreichischen Jugendschrifttums haben also vorwiegend Geistliche oder geistlich gebildete Schriftsteller geprägt. Zu nennen ist vor allem Franz de Paula Rosalino (1736–1793), Magister der Theologie und Philosophie, der wahrscheinlich die erste Jugendzeitschrift in Wien herausgab – das Wochenblatt für die österreichische Jugend (Wien 1777/78).


1.3. Biedermeier und der sog. Telemach-Stoff

In der Zeit des Biedermeiers war für die Kinder- und Jugendliteratur schlichte Frömmigkeit typisch. Traditionelle literarische Stoffe wurden mit erzieherischer Absicht für Kinder überarbeitet, wie z. B. der sog. Telemach-Stoff (Telemachos war der Sohn des Odysseus). Der antike, ursprünglich in Frankreich von Fenelon de la Mothé (1651–1715) bearbeitete literarische Stoff verbreitete sich in Deutschland und sogar Goethe beurteilte ihn positiv. Die Wiener Literatin Caroline Pichler gab um 1830 die Schriften mit diesem Thema heraus und ebenfalls der schon erwähnte Leopold Chimani veröffentlichte 1813 ein Französisch-deutsches Wörterbuch zu Fenelons Telemaque. Später entstand aus dem ursprünglichen mythologischen Motiv das allgemeine Vater-Sohn-Motiv, wie es z. B. Franz Rittler am Schicksal eines durch Fleiß zur Anständigkeit sich durchkämpfenden Waisenknaben darstellte. Der Telemach-Stoff bietet in Österreich gegenüber dem Thema des Robinsons ein anderes pädagogisches Modell. „Während die Figur des Robinson in ihren jugendliterarischen Bearbeitungen einen zunehmend ödipalen Charakter annimmt, indem die Abkehr von der Heimat in den familiären Rahmen projiziert und zu einer Abkehr vom Vater umgedeutet wird, verkörpert Telemach die Suche nach dem Vater, also ein konträres genealogisches Prinzip.“ [Vgl. E. Seibert: 2005, S. 101]




1.4. Periphere Genese der Kinderbuchschriftsteller

Im damaligen Österreich – einem Vielvölkerstaat – wirkten einige Autoren, deren Name und Schaffen aus dem Grund ihrer Beziehungen zu Böhmen oder Mähren zu nennen sind. Mit Rücksicht darauf, dass die Herkunft der als Klassiker in Frage kommenden Autoren generell in die ehemaligen Kronländer führt, spricht Ernst Seibert von einer ‚peripheren Genese‘ der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur.

Karl Postl (1793–1864), später bekannt unter dem amerikanischen Pseudonym Charles Sealsfield, wurde in Poppitz in Mähren geboren und floh 1823 als Priester aus dem Prager Kreuzherrenkloster. Er wurde zu einem der meistgesuchten Staatsfeinde. In seinem Buch Austria is as it is (1828) weist er auf die Tschechen als auf eine Nation hin, die in Europa am meisten unterdrückt ist. [Vgl.: E. Seibert 2005, S. 106–109]
Karl Christian André wurde nach Brünn berufen, Joseph May war gebürtiger Böhme und hatte in Prag Jus und Philosophie studiert, bevor er auf Vorschlag des Kaisers in Wien das Taubstummeninstitut begründete. In seinem Werk setzte er sich für die Ideen des Philantropismus ein.


1.4.1. Adalbert Stifter

Adalbert Stifter, der mit seinem Schaffen völlig zur Epoche des Realismus und des Biedermeier gehört, wurde 1805 in Oberplan (Horní Planá) in Böhmen geboren. Er starb 1868 in Linz durch Selbstmord als Konsequenz ständiger materieller Bedrängnis und lang andauernder Krankheit. Sein Werk ist fast ausschließlich der „Erwachsenenliteratur“ zuzuordnen, es wurde jedoch allmählich als Jugendlektüre akzeptiert. Leopold Köster (1872–1957, Pädagoge, Jugendliteraturtheoretiker, Mitarbeiter von Prüfungsausschüssen für Jugendschriften) hat in einer 1912 erschienenen Aufstellung des Dürerbunds unter anderem Stifters Erzählung Bergkristall unter den Lektürevorschlägen für Kinder ab dem 14. Lebensjahr empfohlen. (Weiter wurden solche Werke der deutschsprachigen Literatur ausgewählt, wie z. B. Storms Schimmelreiter, Mörikes Mozart auf der Reise nach Prag, Kleists Michael Kohlhaas oder Kellers Fähnlein der sieben Aufrechten.)

Adalbert Stifter wollte mit dieser anspruchsvollen Erzählung, die ein Teil der Sammlung Bunte Steine. Ein Festgeschenk (1853) war, sein erzieherisches Konzept verwirklichen.

Die Erzählungen mit den Titeln Granit, Kalkstein, Turmalin, Bergkristall, Katzensilber und Bergmilch sind weniger Geschichten für Kinder – wie ursprünglich geplant – als Erzählungen, in denen Kinder im Mittelpunkt stehen und in denen Landschaft und Menschen einen wunderbaren Einklang bilden. [Vgl.: Kluge, 1974, S. 399]




1.4.2. Marie von Ebner-Eschenbach

Im oben genannten Dürerbund von Leopold Köster wurde weiter für Leser ab 12 Jahren das Werk von Marie von Ebner-Eschenbach (geb. 1830 in Zdislavice, Mähren – gestorben 1916 in Wien) empfohlen. Ebner-Eschenbach, geborene Gräfin Dubská, die in Südmähren auf dem Schloss Lysice, in Louka und in Zdislavice wirkte, widmete sich in ihrem Werk thematisch sowohl dem Wiener Adel und Bürgertum als auch den mährischen Bauern, wie z. B. in der Erzählung Das Gemeindekind (1887).

Ihre Kinderschriften und ihre klugen und prägnanten Aphorismen beweisen, dass sie sich als die erste in der österreichischen Kinderliteratur in ihrer Sicht dem Kind gewidmet hat. Im tschechischen Milieu wird sie wahrscheinlich deswegen oft als „österreichische Božena Němcová“ genannt.

Einige ihrer Aphorismen als Beispiel beweisen, wie Ebner-Eschenbach die Weisheit den Kindern kurz und bündig vermitteln konnte:


Im Unglück finden wir meistens die Ruhe wieder, die uns durch die Furcht vor dem Unglück geraubt wurde.
Der Schmerz ist der große Lehrer der Menschen. Unter seinem Hauche entfalten sich die Seelen.
Wir sind leicht bereit, uns zu tadeln, unter der Bedingung – daß niemand einstimmt.
Und ich habe mich so gefreut! sagst du vorwurfsvoll, wenn dir eine Hoffnung zerstört wurde. Du hast dich gefreut – ist das nichts?

[Vgl.: www. 382 deutsche Aphorismen-Marie von Ebner-Eschenbach, S. 1–5]


In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts schrieb Marie von Ebner-Eschenbach die Novelle Krambambuli, die in den Zyklus Dorf und Schlossgeschichten eingereiht wurde. Diese Geschichte gehört zu den Klassikern der österreichischen Literatur. (Sie wurde bereits viermal verfilmt, zum letzten Mal 1997.)

Krambambuli erzählt die dramatische Geschichte eines Försters, der einem sozial Geächteten dessen einzigen Besitz abkauft – den Hund Krambambuli. Der Wilderer Pachler gibt den Hund nur her, weil er von dessen Treue überzeugt ist. Doch sein neuer Herr macht sich Krambambuli gefügig und eines Tages stellt der Förster mit Hilfe des Hundes den Wilderer. Als der Wilderer erschossen wird, bleibt der Hund seinem richtigen Herrn treu, lehnt ab, sich von ihm zu entfernen und wählt das tragische Leben eines Streuners:
Der Revierjäger verschmerzte ihn nie. Die Augenblicke waren seine besten, in denen er vergaß, daß er ihn verloren hatte. In freundlichen Gedanken versunken, intonierte er dann sein berühmtes: „Was macht denn mein Krambam…“ Aber mitten in dem Worte hielt er bestürzt inne, schüttelte das Haupt und sprach mit einem tiefen Seufzer: „Schad‘ um den Hund.“ [Vgl.: Mayer, 1986, S. 102]
Im Roman Das Gemeindekind setzt M. Ebner-Eschenbach die von A. Stifter begonnene Kindheitsthematik fort. Sie thematisiert soziale Ungerechtigkeit gegenüber den Kindern.

In ihrem Werk überschritt Marie von Ebner-Eschenbach Postulate und Ziele des Biedermeier und deren Uneindeutigkeit und zeigte neue Wege im Begreifen der kindlichen Welt. [Vgl.: Seibert, 1997, S. 14–22]




1.5. Peter Rosegger

Peter Roseggers (1843–1918) Werk gehört nicht nur zur Erwachsenenliteratur, sondern auch zur Sparte der Kinder- und Jugendliteratur in Österreich. Der Autor konnte die dörfliche Umwelt echt wiedergeben, die Welt, in die er als der Älteste von sieben Geschwistern einer armen Bergbauernfamilie in der Steiermark geboren wurde. Seine ersten Gedichte schrieb er in steirischer Mundart. Zu Roseggers besten Werken gehören die Erzählungen über seine Kindheit auf dem Lande. 1871 begann seine Zusammenarbeit mit dem Verleger Gustav Heckenast. Es entstand zuerst eine Auswahl für die Jugend aus den bereits veröffentlichten Büchern. Nach den eigenen Worten Roseggers bestand sie aus den ‚Sittenbildern‘, den ‚Geschichten‘, den ‚Gestalten‘ und aus dem ‚Wanderleben‘.

Illustratorisch wurde das Buch reichlich mit Holzschnitten ausgestattet. Das literarische Bemühen des Autors auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur blieb jedoch nicht ohne Kritik seiner Kollegen-Literaten. Ludwig Anzengruber reihte Peter Rosegger in die Riege der Kinderschriftsteller, die für den literarischen Ruhm nicht in Frage kommen“ ein. [Vgl.: Wagner, 1997, S. 45]
Peter Rosegger veröffentlichte seine Erzählungen, Aufsätze, Gedichte und Skizzen seit 1876 zuerst in seiner Monatsschrift Der Heimgarten. Zu den bekanntesten Titeln gehören Waldheimat (1877) und Aus dem Walde. Ausgewählte Geschichten für die reifere Jugend von P. K. Rosegger (1892). Ende der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts begann Roseggers Zusammenarbeit mit dem Hamburger Jugendschriftenausschuss und es entstanden neue Titel, wie z. B. Als ich noch der Waldbauernbub war, die eigentlich nur Auswahl aus den früheren Werken waren. Roseggers Erzählungen wurden in verschiedene europäische Sprachen übersetzt, im gesamten deutschen Sprachgebiet gehören sie noch gelegentlich zur Lektüre für junge Leser. [Vgl.: Doderer, 1984, S. 211]

2. Die Kinder- und Jugendliteratur in der Ersten Republik

Die Heranbildung der Jugend hat in Österreich ihre Wurzeln bereits in den Bemühungen der Kaiserin Maria Theresia, die sie für einen wichtigen Bestandteil ihrer Politik hielt. Sie sprach von der Erziehung ‚beiderlei Geschlechts‘ als ‚der wichtigsten Grundlage der wahren Glückseligkeit der Nationen‘.

1918 haben die Sozialdemokraten von den bestehenden politischen Lagern die stärkste Position gewonnen und sie haben die Jugend literaturpädagogisch unterstützt. Es gab die sozialdemokratische Elternorganisation Kinderfreunde, die im Geiste Heinrich Wolgasts (1860-1920; deutscher Volkschullehrer, Literaturpädagoge und Schulreformer) für gute Jugendliteratur gekämpft hat. Bis zu ihrem Verbot im Jahre 1934 kämpfte die Organisation gegen Schundliteratur und gegen Verherrlichung des Krieges in der Literatur. Später entwickelten sich aus der sozialdemokratischen Basis die Verlage Jungbrunnen und Jugend und Volk und es wurden Lesehallen und Bibliotheken eingerichtet. Die Tätigkeit der Organisation Kinderfreunde wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wieder eröffnet.
Der Stadtschulrat für Wien hatte die Kinder- und Jugendliteratur als Lesestoff für die Schulen unter Kontrolle. 1924 veröffentlichte er den Wegweiser durch die Jugendlektüre und die Möglichkeiten unterrichtlicher Verwertung. Der Einfluss der deutschen Jugendschriftenbewegung zeigte sich in der Herausgabe von billigen Sammlungen. Zur Lektüre der damaligen Kinder und Jugend gehörte Diverses: Es waren z. B. Bauernkalender, vereinfachte Werke der Klassiker, Bücher aus der Schulbibliothek, Robinsonaden, Kampf- und Hetzlieder, Ansichtskarten, politische Flugschriften und Gstanzl (lustiges, volkstümliches, meist vierzeiliges Lied mit oft anzüglichem Text, auch als Spottlied bezeichnet). Es wurden Werke bedeutender Dichter der Jugend zugänglich gemacht, wie z. B. die Werke von M. von Ebner-Eschenbach oder von P. Rosegger.


2.1. Franz Karl Ginzkey

1904 veröffentlichte Franz Karl Ginzkey (1871–1963), der aus Böhmen stammende österreichische Offizier, Archivar und Schriftsteller ein humorvolles Bilderbuch Hatschi Bratschis Luftballon. Es erscheint als ein typisches Strafbesserungsbuch für Kinder, dessen Inhalt viele Kinder auswendig kannten.

Der kleine Fritz, der den Ermahnungen seiner Mutter nicht gehorcht und vergnügt weiter spielt, wird vom furchtbaren Hatschi Bratschi gefangen genommen und in einem Luftballon entführt. Der Leser wird Zeuge einer abenteuerlichen Ballonreise, bei der Fritz auch die anderen, von Hatschi Bratschi entführten Kinder rettet. Das Buch trägt die Spuren der sog. schwarzen Pädagogik, ähnlich wie H. Hoffmanns Struwwelpeter. 1928 versuchte F. K. Ginzkey mit dem Werk Florians wundersame Reise über die Tapete an sein vorheriges Werk anzuschließen.


2.2. Karl Heinrich Waggerl

Karl Heinrich Waggerl (1897–1973), der sich diversen Berufen widmete, bevor er Schriftsteller wurde, schuf heimatgebundene Bauern- und Dorfromane. In seinem Roman Das Jahr des Herrn (1933) richten sich die Menschen danach, welche Rolle ihnen der Gott zugeteilt hat. Im Mittelpunkt des Romans steht der kleine David, unehelicher Sohn einer Magd. Die Kulisse der Handlung bildet ein Dorf, dessen Bewohner sozial abgestuft sind. Am Ende der fest verankerten Gemeindehierarchie stehen die Bewohner eines Armenhauses. Abseits der sozialen Unterschiede herrscht jedoch über dem Dorf eine höhere Wirklichkeit, repräsentiert durch den Gott, der alle seine Bewohner verbindet – so ist es z. B. in den langen Adventsnächten, als die Weihnachten kommen.

Ähnlich wie P. Rosegger hatte auch K. H. Waggerl in Österreich eine große Lesergemeinde unter den Jugendlichen, die vor allem seine Kalendergeschichten und seine aus früheren Romanen stammenden Legenden bevorzugten. [Vgl.: Böhm, 1997, S. 88]


2.3. A. Th. Sonnleitner

Ein ebenfalls erfolgreicher Kinder- und Jugenbuchautor der Ersten Republik, A. Th. Sonnleitner (1869–1939), wurde als Alois Tluchor im böhmischen Daschitz bei Pardubitz (Dačice u Pardubic) in einer armen Bauernfamilie geboren. Er studierte in Wien Philologie und Pädagogik und war als Fachlehrer und später als Direktor der Bürgerschule in Wien tätig. An der Universität in Wien promovierte er zum Dr. phil. Er erlebte zahlreiche Ehrungen und wurde in Wien in einem Ehrengrab beigesetzt. [Vgl.: Doderer, 1984, S. 411]

Der Autor nahm das literarische Pseudonym Sonnleitner nach einer der Landschaften seines berühmtesten Werkes Die Höhlenkinder an, einer Trilogie, die folgende Teile umfasst: Die Höhlenkinder im Heimlichen Grund (1918), Die Höhlenkinder im Pfahlhaus (1919) und Die Höhlenkinder im Steinhaus (1920). [Vgl.: Böhm, 1997, S. 92]

Die mitteleuropäische Robinsonade spielt zur Zeit des 17. Jahrhunderts. Eine arme Frau flieht mit zwei Waisenkindern in die Berge. Nachdem sie bei einer Naturkatastrophe ums Leben kommt, bleiben der Junge und das Mädchen auf sich angewiesen. Beim Retten der nackten Existenz müssen die Kinder alle notwendigen Sachen selbst herstellen, seien es Jagdwaffen, Bekleidung oder Gegenstände für die Wohnung. Die beiden Kinder unterscheiden sich stark durch ihre geschlechtsspezifischen Eigenschaften – Peter ist mutig und tapfer, er sorgt für den Lebensunterhalt und den Hausbau, Eva ist für die Behaglichkeit des Haushaltes zuständig. Als die beiden heranwachsen, verlieben sie sich ineinander und bekommen einen Sohn. Dem gelingt es am Ende, den Weg zu den Menschen zurückzufinden.

A. Th. Sonnleitner wollte nicht nur in diesem, sondern auch in anderen seiner Werke ethische und religiöse Wegweiser zu selbstverantwortlicher Schicksalsgestaltung geben. Er betrachtete alle seine Bücher als im Dienste der Lebenskunde stehend. Jeder Mensch soll sich seiner Vorstellung nach als Mitglied einer Menschheit verstehen, die zum Fortschritt gerichtet ist und über der der Gott steht. [Vgl.: Doderer, 1984, S. 412]

Johann Amos Comenius (1592–1670) war ein großes pädagogisches Vorbild für A. Th. Sonnleitner. „Dessen Orbis sensualium pictus (1658) ist das Modell, das Sonn­leitner durch das narrative Moment erweitert, mit dem er die auf seinem Schreibtisch tatsächlich aufgebaute Welt und damit gleichzeitig auch Abrisse der menschlichen Kulturgeschichte zur Sprache bringt. Im Vergleich mit dem kinderliterarischen Umfeld erweist sich Sonnleitners Werk als Forcierung einer Art Naturpädagogik, die damals in der Kinderliteratur verbreitet war.“ [Seibert, 1989, S. 22–25]




3. Proletarische Kinder- und Jugendliteratur in Österreich
(1895–1938)

Im Kontext der österreichischen Arbeiterbewegung entstand seit Anfang des 20. Jahrhunderts eine Literatur, die an die Kinder und Jugend der Arbeiter gerichtet war. Ihre Autoren spielen eine wichtige Rolle in der Entwicklung dieses Literaturzweigs.

Emma Adler (1858–1935), die Ehefrau des sozialistischen Politikers Victor Adler, veröffentliche 1895 das Buch der Jugend, eine der wichtigsten Anthologien der proletarischen Jugendliteratur dieser Zeit. [Vgl.: Dolle-Weinkauff, 1997, S. 98]

Die 1908 entstandene sozialdemokratische Erzieherorganisation Kinderfreunde gab in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts an die Kinder adressierte Periodika heraus, wie die Jugendpost, ab 1923 unter dem Titel Kinderland.


Wichtige Gattungen und Genres der in diesem Zeitraum sich herausbildenden sozialistischen Kinderliteratur sind bestimmte Formen der Prosa, eine sozialistische Variante des Märchens, sowie Lyrik, die neben den einfachen und erzählenden Gedichten auch das Lied als Kampfinstrument der Arbeiter einschließen.

Die proletarische Kinderliteratur Österreichs kann in zwei Gattungsbereiche aufgeteilt werden, erstens war es eine praktisch orientierte Sach- und Zweckliteratur, deren Teil jugendgerecht ausgewählte politische Abhandlungen, Handreichungen für Feste und Spiele, etc. waren, zweitens war es eine proletarische Belletristik. Thematisch konzentrierte sich die proletarische Belletristik auf die existenziellen Probleme der Arbeiter, den Bezugsrahmen bildet die Spaltung in arbeitende und besitzende Menschen, die Klassengesellschaft soll aufgehoben werden. [Vgl.: Eckhardt, 1990, S. 214]




3.1. Hermynia zur Mühlen

Als eine große Persönlichkeit dieser Strömung tritt die in Wien geborene und aus einer hochadeligen Familie stammende Hermynia zur Mühlen (1883–1951) hervor. Zur Mühlen, die eine hohe literarische Bildung hatte, interessierte sich schon in ihrer Jugend für soziale und politische Fragen. Z. B. hatte sie Kontakte mit den russischen politischen Emigranten oder sie arbeitete in einer Buchbinderei, um die Arbeitswelt kennen zu lernen. In Frankfurt am Main schloss sie sich der KPD an. Aus politischen Gründen lebte sie in den dreißiger Jahren kurz in Prag, bevor sie nach England übersiedelte.

Ihre schriftstellerische Tätigkeit begann nach 1917 mit den Übersetzungen aus der englischen, amerikanischen, französischen und russischen Literatur. In ihren eigenen Werken schöpfte sie aus ihrer ehemaligen adeligen Umgebung und befasste sich mit politischen Themen, wie z. B. mit dem Nationalsozialismus. Ihre Arbeiten wurden in der damaligen sozialdemokratischen Presse veröffentlicht. Die Autorin wurde später des Hochverrats bezichtigt und ihre Werke wurden beschlagnahmt.
Den größten Beitrag zur Kinder- und Jugendliteratur der Weimarer Republik leistete Zur Mühlen mit ihren proletarischen Märchen. In einfacher Weise erklärte sie in ihnen den Kindern komplizierte Bedingungen und Prozesse der Gesellschaft. Im Märchen Was Peterchens Freunde erzählen (1921) werden Gegenstände aus der nächsten Umwelt des Kindes belebt und erzählen von ihrer Herkunft, d. i. von der Arbeit, die zur ihrer Herstellung geleistet werden muss. In anderen Märchen widmete sich die Autorin dem Kapitalismus als Gesellschaftsordnung und transponierte ihn in eine fiktive Welt, wie z. B. im Märchen Ali, der Teppichweber (1924). Im Sinne der sozialistischen Literatur treten in ihren Märchen überwiegend Arbeitende auf, die Solidarität der Unterdrückten wird unterstrichen und es wird ihnen geraten, gegen ihre Ausbeuter auch mit Gewalt vorzugehen, wie z. B. im Märchen Die Affen und die Peitsche (1922).

Ähnlich wie in den Volksmärchen überwiegt in den proletarischen Märchen zwar einfache Sprache, häufiger jedoch sind beschreibende und erklärende Passagen im Sinne der politisch-didaktischen Intention der Autorin. Obwohl einige Märchen der H. Zur Mühlen gesellschaftliche und historische Prozesse vereinfachen, stellen sie dennoch einen wichtigen Beitrag zur sozialistischen Kinder- und Jugendliteratur dar. [Vgl.: Dolle, 1984, S. 861–862]


Hermynia zur Mühlen trug auch mit theoretischen Arbeiten zum Bereich der Kinder- und Jugendliteratur bei. Im Jahre 1919, kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, lehnte sie im Artikel Junge-Mädchen-Literatur die patriotische Mädchenliteratur des Volkes ab.

Am Ende der Ausführungen über Hermynia zur Mühlen noch ein Zitat aus dem oben genannten Beitrag:

Sie sehen von außen ganz harmlos drein, diese Jugendvergifter und schmutzigen Skribenten; wer ahnt Böses in einer Erzählung für das reifere Mädchenalter! Aber blättert einmal in diesen Büchern, betrachtet, wer zum Helden der deutschen Jungfrauenseele erhoben wird – der Mann in des Kaisers Rock, der Offizier, der berufsmäßige Mörder. […] Die Herrlichkeit des deutschen Wesens wird betont und wieder betont, der Nichtdeutsche ist im besten Falle eine lächerliche Figur […] Kein menschlicher Ton wird in diesen Büchern angeschlagen, der Horizont ist von einer erschreckenden Enge, läßt höchstens den Ausblick auf Sedan und andere Siege frei. Eine niederträchtige, kleinliche, spießbürgerliche Welt wird als einzig gute aller Welten dargestellt, die Pflichten der Frau existieren bloß der Familie gegenüber, ihre verderbliche, angeborene Engherzigkeit wird gefördert und gepriesen.“ [Vgl.: zur Mühlen, 1990, S. 263]

4. Österreichische Kinder- und Jugendliteratur nach 1933

Nach Hitlers Machtergreifung im Jahre 1933 diente die offizielle Kinder- und Jugendliteratur Österreichs den Idealen des Nationalsozialismus. Die Freizeitlektüre wurde vorwiegend aus Deutschland importiert, es überwog die pädagogische Intention. Zwischen 1933 und 1938 wurden jährlich nur etwa fünf Jugendschriften – d. h. billige Bücher oder Broschüren – produziert. Im Gegensatz zur allgemeinen politischen Haltung in Österreich (Anschluss an Deutschland) gab es im Jugendschrifttum lokalpatriotisch orientierte Erzählungen heimatkundlichen oder historischen Charakters – die Tradition aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wurde fortgesetzt. Neu aufgelegt wurden Volksmärchen und Volkssagen aus Österreich bzw. aus den einzelnen Bundesländern. Besondere Verdienste erwarben sich einige Wiener Schuldirektoren, deren Bearbeitungen auch nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgelegt wurden. Daneben erschien eine Reihe von Büchlein mit Kunstmärchen, die durch süßliche


Feen-, Blumen- und Tierszenarien gekennzeichnet waren.


4.1. Österreichische Kinder- und Jugendliteratur im Exil

Aus Österreich ins Exil sind vor allem Autoren jüdischer Abstammung und links orientierte Schriftsteller gegangen. Die Kinder- und Jugendliteratur des Exils ist mit allen Gattungen vertreten. Es waren vor allem Textsorten wie Tiergeschichten, Mädchenbücher, Abenteuer- und historische Jugendromane, aber auch Kinderlyrik. Dem Kindertheater widmete sich im Londoner Exil Anna Maria Jokl (geb. 1911 in Wien), die dort mit der Gruppe Young Czechoslovakia Theaterstücke für Kinder inszenierte. Die Gruppe veröffentlichte auch die gleichnamige Schülerzeitschrift und konzentrierte sich auf Textsorten wie Sportberichte, Rätsel und Witzecken. Bevor Anna Maria Jokl 1939 nach London emigrierte, lebte sie seit 1933 im Exil in Prag. Hier entstand 1937 ihr Buch Die Perlmutterfarbe, eine Parabel auf Deutschland nach Hitlers Machtergreifung. [Vgl.: Seeber-Weyrer, 1997, S. 114]

Prag war außer New York eines der Zentren der im Exil schreibenden Autoren der Kinder- und Jugendliteratur. Die gebürtige Salzburgerin Alex Wedding (d. i. Grete Weiskopf, 1905–1966) redigierte hier in den Jahren 1933–1936 die „Arbeiter-Illustrierte Zeitung“, die mit den regelmäßigen Kinderseiten erschien. Alex Wedding wollte mit ihrem Werk der politischen Erziehung im Sinne der kommunistischen Partei dienen. Sie kämpfte gegen den Nationalsozialismus und sah in der Kinderliteratur ein Mittel der Agitation. Ihr Werk, von dem vor allem die Zigeunergeschichte Ede und Unku. Ein Roman für Jungen und Mädchen (1931) zu nennen ist, wurde in der ehemaligen DDR mehrmals aufgelegt. Die vierzehnte Auflage erschien 1970.

Im Prager Exil lebte in den dreißiger Jahren auch der Journalist und Kritiker Friedrich Rosenfeld (1902–1987), der, bevor er 1939 nach Großbritannien emigrierte, in der oben genannten „Arbeiter-Zeitung“ tätig war. Im Exil schrieb er vor allem Bücher für Kinder mit großem sozialem Engagement, darunter sog. Märchennovellen. [Vgl.: Dolle-Weinkauff, 1997, S. 99]


Das Werk einer der wichtigsten Exilautorinnen, Mira Lobe, wurde in dieser Arbeit an anderer Stelle analysiert. Sie wurde in Österreich jedoch nie als Exilautorin rezipiert und sie selbst hat später diese Tatsache nie unterstrichen.

Hermynia Zur Mühlen, deren Werk in diesem Kapitel behandelt wurde, schuf im Exil nicht nur ihre ‚proletarischen Märchen‘, sondern auch für Kinder Biographien der österreichischen Autoren des 19. Jahrhunderts, wie waren Grillparzer, Stifter und Ebner-Eschenbach. Das Werk mit dem Titel Kleine Geschichten von großen Dichtern erschien 1945 in London und ein Jahr später wurde es in Wien aufgelegt. [Vgl.: Seeber-Weyrer, 1997, S. 117]




5. Schlussbemerkungen

In meinen Ausführungen habe ich mich mit der Tradition der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur befasst. In einem umfangreichen Zeitabschnitt von der Aufklärung bis zum Zweiten Weltkrieg, der mehr als zwei Jahrhunderte dauerte, habe ich die Tendenzen der Kinder- und Jugendliteratur, des so genannten ‚Jugendschrifttums‘ beobachtet. Vieles von diesem Schrifttum ist heute verschollen oder schwer zugänglich. Außerhalb der literarischen Strömungen wollte ich vor allem große literarische Persönlichkeiten präsentieren, darunter besonders diejenigen, die obwohl sie ihr jugendliterarisches Werk deutsch verfasst haben, durch ihre Herkunft oder ihre Beziehungen mit den damaligen Ländern Böhmen, Mähren bzw. der Slowakei verbunden waren (K. Ch. André, J. May, A. Stifter, A. Th. Sonnleitner, M. von Ebner-Eschenbach und J. Glatz). Einige Autoren und Autorinnen haben wegen ihrer Abstammung bzw. ihres links orientierten Schaffens in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts Prag vorübergehend als ihren Exil-Wohnort gewählt (A. M. Jokl, A. Wedding, F. Rosenfeld). Ihr Werk kann heute im gemeinsamen mitteleuropäischen kinder- und jugendliterarischen Kontext erforscht werden.





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