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Kapitel VII Christine Nöstlinger



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Kapitel VII

Christine Nöstlinger



1. Leben

Christine Nöstlinger ist wohl die bekannteste, profilierteste und produktivste Kinder- und Jugendbuchautorin Österreichs. Sie wurde am 13. Oktober 1936 in Wien geboren, ihr Vater war Uhrmacher, ihre Mutter Kindergärtnerin. Sie wuchs im Arbeitermilieu der Wiener Vorstadt Hernals auf, besuchte die Höhere Schule und machte Matura. Zuerst wollte sie Malerin werden, studierte dann aber Gebrauchsgraphik an der Wiener Akademie für Angewandte Kunst. Nach einigen Jahren in diesem Beruf heiratete sie und bekam ein Kind. Ihre erste Tochter heißt Barbara.



Nachdem die erste Ehe mit einer Scheidung geendet hatte, heiratete Ch. Nöstlinger nochmals, diesmal den Journalisten Ernst Nöstlinger, mit dem sie die zweite Tochter Christine bekam. Christine hat bisher einige Bücher ihrer Mutter illustriert, z. B. Pelinka und Satlasch (1976) oder Rosa Riedl Schutzgespenst (1998).
Ihre Schreibkarriere begann Christine Nöstlinger Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts mit kleineren Beiträgen für Rundfunk, Tageszeitungen und Zeitschriften. Darüber, wie sie zum Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern gekommen ist, existieren zwei Versionen. Christine Nöstlinger fand nämlich, dass in den Kinderbüchern ihrer Töchter der Alltag der Kinder nicht so dargestellt werde, wie er wirklich sei. Sie begann zu schreiben, um selbst bessere Kinderbücher zu machen. Nach einer anderen Version hat sie, da es ihr zu Hause mit ihren beiden Kindern zu langweilig war, begonnen, ein Kinderbuch zu malen, zu dem sie auch den Text verfasste. Dieses Buch hieß Die feuerrote Friederike (1970). Der Text gefiel den Verlegern und Kritikern besser als die Bilder und deswegen hat sich Ch. Nöstlinger für das Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern entschieden. Inzwischen hat die Anzahl ihrer Bilder- und Jugendbücher die Hundert überschritten. Zu ihrem Werk gehört aber auch Literatur für Erwachsene, weit über zwanzig Fernsehspiele, Rundfunksendungen und Zeitungsartikel. Die Autorin erzählt über sich selbst:
Ich sage mir: Über 50 Bücher, über 20 Fernsehspiele, unzählige Hörfunksendungen und kubikmeterweise Zeitungsartikel, das ist einfach zuviel für 16, 17 Jahre Autorenleben. Wie eine Ein-Mann-Buchstabenfabrik komme ich mir dann vor…“
Die Schriftstellerin sagt, sie könne nur über Dinge schreiben, die sie kenne, die sie selbst erfahren oder erlebt habe:
Indianer, Filmstars und Söhne von Atomphysikern mit Nobelpreis fallen also weg. Wie es dem Eskimo am Morgen geht, wenn er aus dem Iglu tritt, ist mir genauso unklar. Dafür kenne ich mich aus: bei durchsichtigen Männern aus blauem Rauch, fliegenden Katzen und Großmüttern, Erdäpfeln mit Hirn und Herz und dergleichen mehr.“
Wie viel Autobiographie ist in ihrem Werk?
Autobiographische Erlebnisse bilden nach Meinung der Autorin beinahe ein Drittel ihrer literarischen Inspiration. Die eigenen Erlebnisse und die damit verbundenen Erlebnisse bearbeitete sie für Kinder in drei autobiographischen Büchern: Maikäfer flieg!, Zwei Wochen im Mai und Der geheime Großvater. In diesen Werken schildert sie ihre eigenen Erlebnisse aus der Kriegszeit, während des Kriegsendes und zu Anfang der Friedenszeit.
Die Beziehung zu ihrer eigenen Mutter war kompliziert, schwierig, voll von Missverständnissen. Im Roman Zwei Wochen im Mai schreibt sie über ihre Mutter:
Es war sinnlos. Sie war unfähig, etwas anderes zu denken als das, was sie sich vor Jahrzehnten zurechtgelegt hatte. Sie war ein Kind gewesen, das gern Klavier gespielt hätte, ein Kind, das gern Lehrerin geworden wäre. Man hatte sie nicht Klavierspielen und nicht Lehrerin werden lassen. Sie wollte eine gute Mutter sein, sie ließ mich Klavier spielen.“ [Ch. Nöstlinger, Zwei Wochen im Mai, 1988, S. 17]
Ch. Nöstlinger wuchs im Wien des aufkeimenden Austrofaschismus auf, das öffentliche Leben prägte das Verbot der links orientierten politischen Parteien.

Der Vater Christines wurde wegen sozialdemokratischer Betätigung verhaftet und war zwischen 1934 und 1938 mit Unterbrechungen in Haft. Zum Zeitpunkt ihrer Geburt war der gelernte Uhrmacher arbeitslos, erst kurz bevor er 1940 in die Deutsche Armee eingezogen wurde, erhielt er eine Anstellung.


Nach der Annexion Österreichs durch Hitlerdeutschland 1938 änderte sich das Leben der Familie einschneidend durch den Beginn des Krieges. Der Vater wird eingezogen und die Mutter weigert sich, die befohlene Nazifizierung der Kindergärten durchzuführen, d. h. Einführung des Hitlergrußes, das Singen deutsch-nationaler Lieder und die Einführung militärischer Disziplin. So erzählt die Tochter, dass das Ignorieren einiger Befehle und das häufige Krankmelden zu einem Disziplinarverfahren führten, das sich bis zum Ende des Krieges hinzog und danach eine Frühpensionierung zur Folge hatte.
Als für Christine 1942 die Pflichtschulzeit begann, befand sich der Vater schon als deutscher Soldat an der Front und sowohl der Krieg als auch der Nationalsozialismus waren Alltag geworden. Für die aus sozialistischem Elternhaus stammende Christine bedeutete das, wie für viele andere auch, in zwei Welten zu leben und zu denken.
Ab 1940 hat der Großvater die Vaterrolle für Christine übernommen. An den Alltag während des Krieges erinnert sich die nun 50jährige Enkelin in ihrem Buch Der geheime Großvater von 1986. Es ist eine Liebeserklärung an den Mann, der ihr phantasievolle und tröstliche Geschichten erzählte, die sie damals als reale Vorkommnisse rezipierte. Es sind Geschichten von nächtlichen Ausflügen zur Rettung von verfolgten Kindern in ein geheimes Tal, vom Geheimsender Geblergasse, der über die kleinen und großen Probleme in der Straße berichtet. [Vgl.: Fuchs 2001, S. 39–40]
Der Geheimsender GEBLERGASSE flüsterte dem Großvater auch in die Ohren, dass ich meine Hausübung noch nicht gemacht hatte und dass ich meine Nachtmahlknackwurst an die Katze verfüttert hatte, die immer bei uns im Hof auf dem Hackstock saß. Dass ich die kleine Porzellanpuppe meiner Schwester zerbrochen und die Porzellanscherben in den Mistkübel geworfen hatte, wusste der Geheimsender auch. Er ließ mir ausrichten, ich solle schleunigst den Mistkübel ausleeren. Sonst würde das meine Schwester tun und dabei die Scherben entdecken, und dann könnte ich nicht länger behaupten, dass meine Schwester die Puppe im Hof vergessen habe und dass ein fremdes Kind gekommen sei und die Puppe gestohlen habe.“ [Ch. Nöstlinger, Der geheime Großvater, 1997, S. 20]



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