Kapitel X Jutta Treiber
1. Autorenporträt
Jutta Treiber, geboren am 10. 01. 1949, lebt in Oberpullendorf (Burgenland) und in Wien. Sie studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Wien. Sie unterrichtete von 1972 bis 1988 am Gymnasium von Oberpullendorf, wo sie auch ein Kino betreibt. Sie hat zwei erwachsene Kinder. Seit 1979 publiziert sie Kinderbücher. Für ihr Schaffen erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen und Preise, darunter den Kinderbuchpreis und den Jugendbuchpreis der Stadt Wien sowie den Österreichischen Jugendbuchpreis.
Anlässlich der Verleihung des Österreichischen Jugendbuchpreises (1996) hielt Jutta Treiber eine Dankrede, in der sie wichtige Gedanken über die zeitgenössische Rolle der Kinder- und Jugendliteratur wie folgt äußerte:
„Ich bin sehr glücklich, daß das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst den österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis vergibt, denn das bedeutet, daß diese Literatur ernst genommen und für wichtig erachtet wird. Wir Kinder- und Jugendbuchautoren haben ja immer wieder gegen eine ein wenig abschätzige Haltung des ‚Ach, Sie schreiben nur Kinderbücher!‘ anzukämpfen. Im Untertext hört man dann immer heraus: ‚Wann schreiben Sie denn endlich richtige Literatur? Wann schreiben Sie etwas für Erwachsene?‘ Mir kommt das so vor, als würde man einen Kinderarzt fragen: ‚Sagen Sie, wann behandeln Sie eigentlich richtige Menschen?‘
Kinderliteratur ist ein ganz wichtiger Bereich der Gesamtliteratur, nämlich jene Literatur, mit der ein Mensch das allererste Mal in Berührung kommt, jene Literatur, von der ich überzeugt bin, daß sie einen Menschen am entscheidendsten beeinflußt und prägt, weil er für diese Einflüsse noch völlig offen ist.“ [J. Treiber 1996, S. 7]
2. Schaffen
Die Beziehung der Autorin zum Burgenland, speziell zum Oberpullendorf widerspiegelt sich in der Kindergeschichte Popcorn zum Frühstück.
Das Motto des Buches klingt:
„Die Geschichte hat sich zu einer Zeit zugetragen, als die Leute immer weniger Geld fürs Kino und immer mehr Geld fürs Essen ausgaben und daher viele Kinos von Supermärkten aufgefressen wurden.“ [J. Treiber]
Die Protagonisten des Buches sind sechs Mitglieder der Familie Kirnbauer aus Pulnbach, die ein dortiges Kino betreiben. Die eigentliche Besitzerin des Kinos ist die sechzigjährige Oma, Frau Strobl, deren Tochter Hanna nach ihrem Tod die Führung übernimmt. Der Bezirk hat mit dem Problem zu kämpfen, dass immer mehr Kinos geschlossen werden. Dieses Schicksal soll auch das Pulnbacher Kino treffen, an dessen Stelle ein Supermarkt entstehen wird. Obwohl bereits ein Architekt mit der Zeichnung der künftigen Pläne des Supermarkts beauftragt wurde, verkauft Hanna das Kino nicht und lässt das Gebäude renovieren.
Hannas letzte Worte sind: „Ich glaube, mit dem Kino ist es genauso wie mit einem Zirkus: Wenn es dich einmal gepackt hat, läßt es dich nicht mehr los!“ [J. Treiber, Jutta. Popcorn zum Frühstück, 1988, S. 148]
Franz Lettner, der mit Jutta Treiber ein Gespräch machte, schreibt über die Beziehung der Autorin zum Burgenland und über das Buch Popcorn zum Frühstück:
Die Bücher Jutta Treibers sind alle in Oberpullendorf angesiedelt, ob die Schauplätze jetzt St. Martin heißen, Mitterberg oder Pulnbach. Die Texte atmen den Geist einer österreichischen Provinzstadt. Keine urbanen Menschen und keine Bauern. […] Jutta Treiber bleibt immer in ihrem Milieu.
[…] Jutta Treiber lebt in Oberpullendorf direkt neben dem Kino. Es ist nach wie vor „ihr“ Kino, auch wenn mittlerweile der Sohn der Betreiber ist. Es ist ein schönes altes Kino, das der Großvater gebaut und betrieben hat, das einmal umgebaut wurde und später schön und behutsam renoviert. ‚Popcorn zum Frühstück‘ war das erste Kinderbuch von Jutta Treiber. 1988 ist es erschienen, in jenem Jahr, in dem sie aufgehört hat, zu unterrichten und angefangen hat, hauptberuflich zu schreiben. Die Familie Kirnbauer aus diesem ersten Buch ist irgendwie auch die Familie von Jutta Treiber. [F. Lettner 1996, S. 33]
Die Familie ist ein wichtiges Thema in Jutta Treibers Büchern. Familie ist bei ihr meist eine Mittelstandsfamilie, die Eltern sind in den meisten Texten Lehrer, z. B. in der Erzählung Solange die Zikaden schlafen. Die Familien sind in den meisten Fällen intakt, Mutter-Vater-Kind-Kind. Heile Familienwelt mit kleinen Konflikten, die lösbar sind, mit Menschen, die nett sind zueinander und für einander sorgen. [Vgl. Ebd., S. 33]
Zu solchen Büchern gehören z. B. Titel wie Das Dazwischenkind (1992) oder Oli und der Purzelbaum (1993). Im Rahmen einer üblichen Familiengeschichte greift die Autorin solche Motive auf, wie ist z. B. Eifersucht eines älteren Geschwisters, bei dem die ganze Aufmerksamkeit der Eltern dem jüngeren Kind gewidmet wird. Aber auch die Eltern müssen sich mit der neuen Situation abfinden. Der folgende Abschnitt ist aus dem Buch Oli und der Purzelbaum:
In dem Moment, als Purzelbaum in die Badewanne gesteckt wird, hört sie zu schreien auf. Die Stille ist unfaßbar.
„Das Baden gefällt ihr!“ sagt Mama.
Oli kann sich nicht vorstellen, daß so einem Purzelbaum überhaupt etwas gefallen kann. Doch kaum aus dem Wasser, in ein rosaweißes Hasenbadetuch gehüllt, schreit Purzelbaum schon wieder.
„Sie hat Hunger,“ stellt die Mama fest.
Oli schreit auch. So laut er kann.
„Bist du verrückt?“ sagt Mama.
„Nein, ich habe Hunger!“
Da klatscht eine fünffingerdicke Ohrfeige auf Olis Wange. Oli hört schlagartig zu schreien auf. Ohrfeigen, das hat es noch nie gegeben! [J. Treiber Oli und der Purzelbaum 1993, S. 98–99]
Jutta Treiber befasst sich sehr ernsthaft auch mit Themen, wie Identifikation der Kinder, Wege zur Selbst- und Welterkenntnis, Liebe und Sexualität. Solche Themen werden in den Büchern Herz- und Beinbruch (2000) und Der blaue See ist heute grün (1995) aufgegriffen.
In der Erzählung Der blaue See ist heute grün entwickelt sich das Geschehen kaum so, wie man sich erste Liebe und erste sexuelle Begegnung möglicherweise vorstellt, dafür bleibt das Ereignis nicht ohne Folgen, das junge Mädchen wird schwanger und muss einen mühevollen Weg der Selbstfindung gehen.
Dem Roman Herz- und Beinbruch können folgende Attribute zugefügt werden: Feriengeschichte, Mädchenbuch, erste Liebe, Überwindung des Liebeskummers, Weg zur Selbsterkenntnis.
Petra, die Protagonistin der Geschichte, fällt gerade am ersten Ferientag runter vom Baum und bricht sich den Knöchel. Zwei Wochen Krankenhaus samt Liegegips – und das bei strahlend schönem Wetter! Wahrlich kein Grund zur Freude. Doch Petra hofft, dass ihr Freund Harry sie oft besuchen kommen wird. Schließlich ist sie verliebt in ihn…
Harry kommt jedoch nur einmal und bleibt sehr kurz an ihrem Bett. In den nächsten Tagen schwanken Petras Gefühle zwischen Hoffnung, Verzweiflung und Enttäuschung. Die aufgezwungene Bewegungslosigkeit führt dazu, dass sie sich intensiv mit ihren Gedanken und Gefühlen auseinander setzt. Es wird eine spannende Reise in ihr Inneres. Erinnerungen tauchen auf – auch an den kleinen behinderten Bruder Miki, um den sie sich manchmal Sorgen macht. Doch worum ihre Gedanken kreisen, ist die Frage: Was ist Liebe? Was erwartet sie von der Zukunft? Und was von Harry?
Wenn sie ihre Gefühle und ihre Vernunft in Einklang bringt, wird sie tapfer und kann ihre Erwartungen und Hoffnungen besser formulieren:
„Ich fürchte mich davor, wenn ich ihn in der Stadt treffe. Womöglich mit einem anderen Mädchen. Das wird schrecklich sein. Ich hab mich zwar von ihm getrennt, aber eifersüchtig bin ich doch, ich kenne mich. Frau Wachter, kann man das eigentlich so machen? Einfach sagen, es ist aus, und dann glauben, dass es wirklich aus ist. Ich meine, geht das überhaupt?“ [J. Treiber Herz- und Beinbruch, 2000, S. 155–156]
Jutta Treiber ist von der Rolle und Bedeutung der Literatur in der Erziehung der Kinder fest überzeugt und äußert diesbezüglich klar ihre Ansichten:
„Literatur – vor allem eine Literatur, die keine Tabuthemen mehr kennt – gibt Kindern die Möglichkeit der Identifikation. Und das ist sehr wichtig für Kinder: zu wissen, daß sie mit ihren Problemen nicht allein sind. […] Kinder haben ein intuitives Wissen dafür, daß Glücklichsein nicht mit einer Anhäufung von materiellen Gütern zusammenhängt. […] Das Ziel jeder Erziehung sollte daher der selbstbewußte, ganzheitlich gebildete Mensch sein, der sein eigenes Ich und seine Bedürfnisse erkennen und befriedigen kann. […] Ganzheitliche Erziehung bedeutet auch, daß man die musischen, die kreativitätsfördernden Fächer in der Schule nicht vernachlässigt. […] Stummes Reden – so klingen Bücher, die nicht gelesen werden. So klingt Musik, die nicht gehört wird. So sehen Bilder aus, die nicht betrachtet werden. So schauen Theaterstücke aus, die nicht gesehen werden. In so einer Atmosphäre würden Kinder leben – ohne Kinderkultur.
Wer also Kinder ernst nimmt, wird auch die Literatur für Kinder ernst nehmen und wird sie nicht als zu klein geratene Literatur für noch nicht ganz richtige Menschen abtun.“ [J. Treiber 1996]
3. Rezeption des Werkes von Jutta Treiber ins Tschechische
Solange die Zikaden schlafen kontra Dokud cikády spí
In diesem Kapitel möchte ich den Roman Solange die Zikaden schlafen von Jutta Treiber mit der Übersetzung ins Tschechische Dokud cikády spí von Jiří Stach vergleichen. Es handelt sich um ein einziges Werk, das von dieser Autorin bisher ins Tschechische übersetzt wurde.
Inhaltliche und thematische Analyse
Die 15-jährige Anna muss mit verschiedenen Schicksalsschlägen fertig werden: Vor zwei Jahren ist ihre Mutter an Krebs gestorben, ihr Vater hat eine neue Lebensgefährtin gefunden und nun geht auch noch ihre ältere Schwester zum Studium in eine Stadt. Anna fühlt sich völlig allein und zieht sich in sich selbst zurück. Zuletzt gelingt es ihr aber, den Tod der Mutter zu bewältigen und auch die Freundin des Vaters zu akzeptieren.
Dieses Werk ist als psychologischer Familienroman für Kinder aufgebaut. In retrospektiven Szenen baut sich die Protagonistin Anna mosaikartig ein Bild ihrer Mutter auf, als diese mit der tödlichen, heimtückischen Krankheit kämpfte. In Annas Kopf wiederholt sich dabei mehrmals das Motiv des Vaters mit einer Filmkamera in den Händen – wie er sie in einem Augenblick des Schmerzes filmte, anstatt sie zu trösten.
Als ich acht Jahre alt war, stürzte ich mit meinem Kinderfahrrad auf dem Gartenweg, der mit grauen Steinplatten ausgelegt ist. Es war Sonntagvormittag und Mutzi – so nannten wir unsere Mutter – war in der Küche und kochte das Mittagessen. Meine große Schwester Flo saß auf der Gartenbank und las. […]. Mein Vater war in diesem ersten warmen Frühlingstag mit seiner Filmkamera auf Motivsuche. Und als ich stürzte – ein grünes Kinderfahrrad mit Stützen war es gewesen – und weinte, weil mein Knie so wehtat, eilte mein Vater herbei, die Kamera in der Hand, und filmte mich. Ich schrie noch lauter, ich hätte von ihm in die Arme genommen und getröstet werden wollen, aber das tat er nicht, er stellte meinen Schmerz bloß, er stillte ihn nicht, er bannte ihn in der Bewegung und machte ihn für viele Jahre sichtbar. Und jedes Mal, wenn er den Film vorführte, stieg eine kalte Wut in mir auf. Seither habe ich ihm nie mehr ganz vertraut. [J. Treiber. Solange die Zikaden schlafen, 1998, S. 7]
Genauso kalt und gefühllos empfand wahrscheinlich auch die schwer kranke Mutter den Vater, als er, nachdem sie nach einer Chemotherapie kahlköpfig nach Hause zurückgekehrt war – sie filmen und auf diese Weise einen ‚familiären‘ Augenblick ins Familienalbum schnappen wollte. Annas Mutter beschäftigte sich gewisse Zeit mit dem Illustrieren von Büchern, wobei eines ihrer beliebten Motive die Clownfigur war. Als sie krank wurde, hat sie sich als Clown mit einem Glatzkopf autoporträtiert. An die traurigen Augen dieses Clowns, also der Mutter, erinnert sich Anna stets:
Mutzis Clowngesicht fiel mir ein, das schmale Clowngesicht mit den angsterfüllten Augen. Das Clowngesicht ohne Haare. Das Clowngesicht nach der Chemotherapie. Nach dem seelischen Brand. Sie hatte es selbst gemalt. Aber als Papa sie fotografieren wollte, sie, den Clown ohne Haare, den Clown mit den angsterfüllten Augen, da warf sie ihm die Fernbedienung des Fernsehapparates an den Kopf. Reflexartig, denn hätte sie nur eine Sekunde überlegt, sie hätte es nicht getan. [Vgl.: Ebd., S. 138–139]
Kälte und Gefühllosigkeit des Vaters gegenüber der kranken Mutter wird in Dialogform ausgedrückt:
Mutzi hatte eine eitrige Nagelbettentzündung, sie musste sich den Finger aufschneiden lassen und trug einen Mullverband an der rechten Hand. Papa machte Tee, er machte ihr auch eine Tasse, immerhin, aber dann trug er nur seine Tasse zum Tisch. Es war eine Brüskierung. Mutzi hätte sich – sie hatte noch nicht resigniert – ein wenig Fürsorge erwartet. Sie sagte: „Du hättest meine Tasse auch mitbringen können.“ Und er darauf: „Du hast eh eine linke Hand.“ [Vgl.: Ebd., S. 24]
Motiv der ‚Prüfung durchs Feuer‘
Nach dem Tod der Mutter ähnelt die Seele Annas einer Brandstätte. Wenn Vaters Freundin Christine in die Wohnung einzieht, sieht Annas Situation noch auswegsloser, trostloser aus. Überall in der Wohnung gibt es Sachen, die an die Mutter erinnern, die aber Vergangenheit sind, und die Gegenwart soll nun durch die neue Stiefmutter geprägt sein, für die Anna und ihre Schwerster den Spitznamen Cindy – Bezeichnung für eine billige, kitschige Puppe – gefunden haben. Christine bevorzugt nämlich Bekleidung in rosa Farben.
Das Motiv des Feuers wird im Roman für die Prüfung der Tapferkeit, Engagiertheit und letztendlich Versöhnung Annas mit ihrer Stiefmutter verwendet. Als in Folge eines fehlerhaften Geschirrspülerkabels in der Wohnung ein Großbrand entsteht und fast die ganze Wohnung samt Mutters Zimmer vernichtet wird, ist es für Anna, als ob erst von diesem Augenblick an der Tod der Mutter mit Vernunft und nicht nur mit Gefühlen wahrgenommen werden kann. Die Krisensituation verbindet alle Familienmitglieder, und Anna begreift, dass der Vater sich zu Cindy genauso wie einst zur Mama verhalten wird.
Nach der ersten Fassungslosigkeit holte Papa seinen Fotoapparat und fotografierte das Chaos. Das war zu erwarten gewesen. Und es war auch zu erwarten, dass er sämtliche Durchgangsstadien bis zur kompletten Wiederherstellung ebenfalls auf Zelluloid bannen würde: Impressionen eines Brandes.
Ich frage mich: Hat er Cindy umarmt? Sie getröstet? Ihr Mut zugesprochen? Wenn ja, dann fand es nicht vor meinen Augen statt. [Vgl.: Ebd., S. 136]
Vergleich der deutschen und der tschechischen Fassung
a) Oft sind bei der Übersetzung Unterschiede in der Auswahl der Verben bzw. der Adjektive zu finden:
Nur nicht an die Erinnerungen tippen, denke ich manchmal und dann ist es schon zu spät. S. 7
Jen se nedotýkat vzpomínek, myslím si občas, a to už bývá příliš pozdě. S. 5
Nachdem ich beschlossen hatte, an der Stätte des Cindy-Unheils zu bleiben, weil es eigentlich keine brauchbare Alternative gab, kehrte ein wenig Ruhe ein. S. 100
Když jsem se rozhodla zůstat v blízkosti příšerné Cindy, protože jsem ani jinou přijatelnou alternativu neměla, nastalo období poměrného klidu. S. 87
Und Cindy war im Kaffehaus gewesen. Mit Sonja, der Busenfreundin… „Ich bin hundemüde,“ sagte Cindy, nachdem sie alles ratzeputz aufgegessen hatte. S. 130
A Cindy byla v kavárně. Se Soňou, svou nejlepší přítelkyní… „Jsem unavená jako kůň,“ řekla Cindy, když spolkla poslední sousto. S. 112
Nein, wir legten uns hin, in voller Montur und schliefen auf der Stelle ein…. Allein der Gedanke, mit Cindy in einem Zimmer schlafen zu müssen, hätte mir den blanken Schauder über den Rücken gejagt. S. 130–131
Ne, natáhly jsme se oblečené a okamžitě jsme usnuly… Už při pouhé myšlence, že s ní budu spát v jednom pokoji, bych byla měla husí kůži na zádech. S. 112
b) Expressive Namen bzw. Kosenamen der Familienangehörigen in der deutschen und der tschechischen Fassung:
Es war Sonntagvormittag und Mutzi – so nannten wir unsere Mutter – war in der Küche und kochte das Mittagessen. Meine große Schwester Flo saß auf der Gartenbank und las. S. 7
Byla neděle poledne a minka – tak jsme říkali matce – byla v kuchyni a vařila oběd. Moje velká sestra Flóra seděla na zahradní lavičce a četla. S. 5
c) Anders übersetzte Passagen:
Ich schrie noch lauter, ich hätte von ihm in die Arme genommen und getröstet werden wollen, aber das tat er nicht, er stellte meinen Schmerz bloß, er stillte ihn nicht, er bannte ihn in der Bewegung und machte ihn für viele Jahre sichtbar. S. 7
Křičela jsem ještě hlasitěji, chtěla jsem, aby mě vzal do náruče a utěšoval, ale otec to neudělal, stavěl mou bolest na pranýř, netišil ji, zachytil ji v pohybu a učinil ji na dlouhá léta viditelnou. S. 6
Er ist ein Verweigerer, hat Mutzi gesagt. Er hat keinen Zugang zu seinen Gefühlen. S. 24
Je mimo, říkala minka. Nemá přístup k vlastním citům. S. 22
Die ersten Betrunkenen zogen in schlängelnden Bahnen über den Gehsteig. S. 59
Po chodníku vrávorali první opilci. S. 50
Ich saß also da und hatte eine Mordswut im Bauch. S. 67
A tak jsem tam seděla a tiše zuřila. S. 57
Ich hatte mich heiß geredet. „…Darauf ist kein Schwein neugierig.“ S. 74
Dostala jsem se do ráže. „…Na to jí každý kašle! “ S. 63
Bald danach war er mit einer Frau aufgekreuzt, die bereit war die Langzeitmutter zu entlasten. S. 46
Brzy nato se strýček vynořil s ženou, která byla ochotna zbavit matku té přítěže. S. 39
d) In der tschechischen Fassung verwendet Jiří Stach absichtlich direkte Rede im jugendlichen Jargon, um den scheinbar inneren Abstand von der Realität auszudrücken. Dadurch wird eine gewisse Bagatellisierung der geschilderten Situation erreicht:
Manchmal tiefste Schwärze, warum muss ich so leiden, mein Leben war sinnlos, mein Tod wird sinnlos sein, ich ziehe mich in Schweigen zurück, in meine Glaskugel Einsamkeit und niemand kommt da durch. S. 155
Někdy neprostupná čerň, proč musím tak trpět, můj život neměl smysl, moje smrt nebude mít smysl, stahuju se do mlčení, do své skleněné koule osamění, kterou nikdo neprojde. S. 135
Sie fragte Flo, was sie nach der Matura machen wollte. Flo sagte: „Psychologie studieren.“ Christine lachte eine Tonleiter. S. 13
Zeptala se Flóry, co chce dělat po matuře. Flo řekla: „Študovat psychologii.“ Kristýna se zasmála přes celou stupnici. S. 11
„Keine rhetorischen Fragen!“ sagte Flo. „Du weißt ganz genau, was ich von ihr halte. Dasselbe wie du. Sie ist der Typ Frau, der sich schon toll vorkommt, wenn sie über die Witze des angehimmelten Mannes lacht!“ Dem war eigentlich nichts mehr hinzufügen. S. 16
„Jen žádný rétorický otázky!“ odpověděla Flo. „Víš moc dobře, so si o ní myslím. To samý co ty. Je to jedna z těch, co si připadaj báječný, když se smějou vtipům zbožňovanýho muže!“ K tomu už nebylo co dodávat. S. 14
„Du hättest meine Tasse auch mitbringen können.“ S. 24
„Můj šálek jsi moh přinést taky.“ S. 21
Das ist Onkel Ewald. Flo und ich lieben ihn sehr. S. 45
Takový je strýc Ewald. Flóra a já ho moc milujem. S. 38
e) Jutta Treiber verwendet in ihrer Ausdrucksweise oft Anglizismen, die der Gegenwartssprache der Adoleszenten im deutschen Sprachraum völlig entsprechen. In der tschechischen Übersetzung von Jiří Stach werden diese Ausdrücke durch tschechische Äquivalente ersetzt:
Christine ging mir auf die Nerven mit ihrem dummen Highschoolgirl-Getue, gegen das sich Flos Benehmen wohltuend erwachsen abhob… S. 14
Kristýna mi šla na nervy tím, že se chovala hloupě jako gymnazistka, proti čemuž se chování mé sestry zdálo blahodárně dospělé… S. 12
Im Grunde genommen waren die zwei Wochen Schonfrist völlig umsonst. Es war wie der Countdown für einen Fehlstart. S. 41
Když se to tak vezme, ten dvoutýdenní odklad nebyl vůbec k ničemu. Bylo to jako odpočítávání před nezdařeným startem. S. 34
Cindy in Pink schaute ein wenig dumm, aber das war uns egal. S. 43
Cindy v růžovém koukala jako husa do flašky, ale nám to bylo fuk. S. 36
„Mutter mit Burnout-Syndrom möchte ihren Sohn – nicht mehr ganz jung…– endlich loswerden…“ S. 46
„Stárnoucí matka by se ráda konečně zbavila svého syna – není už nejmladší…“ S. 39
Cindy, Resi, Papa und ich putzten die verdammten Holzdecken (Indoor-Holzarbeiten, ha, ha). S. 141
Cindy, Réza, táta a já jsme se tedy pustili do těch prokletých dřevěných stropů (dřevěné obložení interiéru, chacha!). S. 122
Ich werde Andi anrufen, dachte ich. Und ich werde mich auch wieder mehr um meine Klassengirls und -boys kümmern. Ich war lang genug im Out. S. 158
Zavolám Andimu, pomyslím si. A budu se zase víc zajímat o spolužačky a spolužáky. Byla jsem už dlouho stranou. S. 138
Cindy, o Cindy …Sie ist nicht das dumme Girlie, für das ich sie anfangs gehalten habe. S. 159
Cindy, ach Cindy …Není to hloupá holka, za jakou jsem ji zpočátku považovala. S. 139
Zusammenfassender Kommentar
Die Mehrheit der gefundenen Unterschiede der tschechischen Fassung gegenüber dem Originaltext betrifft die Absenz der Anglizismen im Jargon der Adoleszenten, die nicht so üblich sind wie im deutschen Sprachraum. Dadurch wirkt die Sprache der handelnden Personen natürlich und normal. Dagegen halte die im Absatz d) verwendete Sprache der tschechischen Fassung für unnötig lässig und stilistisch für nicht adäquat der deutschen Vorlage.
Dostları ilə paylaş: |