Trnavská univerzita V Trnave Fakulta zdravotníctva a sociálnej práce Sprachkompetenz in der Wissenschaft Language Competence in the Science



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. ISSN 1539-3704.
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EMPFINDUNG DES NULLJAHRGANGS ALS EINER MÖGLICHKEIT DER BESSEREN EINGLIEDERUNG DER ROMA IN DIE GESELLSCHAFT SEITENS DER ROMA-FAMILIE
BEÁTA DANIŠOVÁ, LUKÁŠ PAVELEK, JANA LEVICKÁ

Slowakische Republik, Trnavaer Universität in Trnava,

Fakultät für Gesundheitswissenschaften und soziale Arbeit

E-Mail: danisovabeata@gmail.com


Abstrakt

Der Vortrag geht von theoretischen Kenntnissen und den aus den Ergebnissen der im Jahr 2015 als Diplomarbeit realisierten Studie, aus. Die theoretischen Kenntnisse stützen sich insbesondere auf die Roma-Familie und deren Spezifika sowie auf ihre Bedeutung im Leben der Roma. Überdies widmet sich der Vortrag ebenfalls der Bedeutung des Nulljahrgangs im Kontext der Eingliederung der Roma in die Gesellschaft. Dieser Vortrag bezweckt also sowohl die theoretischen Kenntnisse, als auch die bereits vorhandenen Ergebnisse der realisierten Studie. Das wichtigste Ziel des Vortrags ist es, auf die Empfindung des Nulljahrgangs als einer Alternative der besseren Eingliederung der Roma-Kinder in die Mehrheitsgesellschaft seitens der Roma-Familie hinzuweisen.


Schlüsselwörter:

Roma-Familie. Nulljahrgang. Soziale Arbeit. Integration.


Das Leben und die Spezifika der ethnischen Gruppe der Roma sind in unserer Gesellschaft zu einem sehr diskutierten Thema geworden, und zwar vornehmlich nach den revolutionären Ereignissen der Wende von 1989. Betreffend den Themenbereich der Roma-Ethnie ist vielleicht das Thema der Roma-Familie als das häufigste anzusehen. Der Roma-Familie wird dauernd unermessliche Bedeutung zugesprochen, und zwar nicht nur von Seiten der Fachleute, sondern auch der Roma selber.

In unserer Arbeit haben wir uns gleichzeitig dem Thema der Roma-Familie gewidmet, und zwar konkret ihrer Empfindung des Nulljahrgangs als einer Möglichkeit der besseren Eingliederung der Roma in die Gesellschaft.

Neben dem Thema der Roma-Familie haben wir uns auch mit dem Themenbereich der Erziehung von Roma-Kindern befasst. Dieser Bereich ist von Seiten vieler Autoren als ein Bereich, der zur Eingliederung dieser ethnischen Gruppe in die Mehrheitsgesellschaft eventuell verhelfen dürfte, betrachtet. Bei der Auseinandersetzung mit dem Erziehungsniveau der ethnischen Gruppe der Roma sowie bei ihrer darauf folgenden Eingliederung in die Gesellschaft halten wir es für äußerst bedeutend, die Aufmerksamkeit rückwärtig auf die Roma-Familie zu lenken.

Die Bedeutung der Stellung der Roma-Familie in diesem Bereich ergibt sich einerseits aus der Geschichte dieser ethnischen Gruppe, aus ihrem traditionellen Lebensstil sowie aus ihrer Kultur und Sitten. Für die Angehörigen der ethnischen Gruppe der Roma hat die Familie von alters her eine besondere Stellung eingenommen. Die Bedeutung der Familie sowie die Ehrung davon wird von den Roma oft in dem traditionellen Roma-Sprichwort zum Ausdruck gebracht, das lautet: „šun le dades, bochaľabutermarosar tu“ – Gehorche deinen Eltern, denn sie haben bereits mehr Brot als du gegessen.

Lehoczská (2006, s. 60) spricht über die Roma-Familie wie folgt:„die Familie ist die soziale Grundeinheit der Roma-Kultur. Sie stellt den Grundbestandteil der kulturellen Identität der Roma dar. Aus dem angeführten Grund ist es wichtig, die Struktur von Familienverhältnissen und Bindungen der Roma kennenzulernen. Sie stellt einen der stabilsten ethno-/kulturologischen Werte dar und als kulturologische Konstantebleibt der präferierte Wert der Roma-Kultur."

In der Gegenwart ist die Roma-Familie beträchtlichinnerlich differenziert, abhängig von der Zugehörigkeit zu ihrer Gruppierung, Umwelt sowie dem wechselnden Wertsystem und Lebensstil. Bis zum heutigen Tag ist sie von der Nicht-Roma-Familie innerlich unterschiedlich. Die Unterschiede umfassen insbesondere Strukturen, demographische Charakteristik sowie traditionelle Haltungen gegenüberder Stellung einzelner Familienmitglieder. Vanková (In: Poláková, 2005)

Der größte und bedeutendste Wert für Roma ist die Großfamilie/Sippe, in die er zugehörig ist. Eine solche Großfamilie wird von mehreren Grundfamilien gebildet. „Familija“ ist eine Großfamilie, in die drei bis vier Generationen gehören – diese werden in fünf bis zehn Hausstände, die von einer Autoritätsperson geführt werden, aufgeteilt. Eine solche Autorität stellt das älteste Mitglied dar. Sollte es sich um einen Mann handeln, wird er in dem Roma-Dialekt als „phuro“ – „der Alte“ bezeichnet. Sollte es sich um eine Frau als das älteste Familienmitglied handeln, wird sie in dem Roma-Dialekt als „phuri“ – „die Alte“ bezeichnet.

Vaňová (2014) Als das Familienoberhaupt und Prestigeträger wird jeweils der Vater angesehen. Obwohl er die Familie nach außen repräsentiert, wird die Bewegungskraft von der Mutter – Frau, die über Finanzangelegenheiten Entscheidungen trifft, die administrativen Angelegenheiten bei Behörden erledigt, dargestellt. Sie wählt ebenfalls die Partner für ihre Kinder aus. Die Frau ist jeweils für Haushaltsführung sowie für die Sicherstellung von genügender Ernährung ihrer Kinderzuständig. Ebenso wichtig ist aber auch die Kenntnis, dass eben die Mutter diejenige ist, die über die Bildung ihrer Kinder Entscheidungen trifft. Unsere Aufmerksamkeit haben wir jedoch neben dem Thema der Roma-Familie auch auf den Nulljahrgang selbst gelenkt. Der Nulljahrgang als solcher wird als ein eindeutig positives Mittel empfindet. Dem ist so, da dieser Jahrgang den Kindern, die nicht genügend vorbereitet für den Anfang der allgemeinen Schulpflicht sind, ein Jahr zusätzlich gewährt, um sich die Grundfertigkeiten anzueignen. Im Allgemeinen wird der Nulljahrgang auch als eine Vorbeugungsmaßnahme gegen unbegründete Umlegungen von Kindern in die Spezialschulen, aber oft auch als ein Mittel der Sozialisation insbesondere bei Roma-Kinder empfunden.

( Gallová, Kriglerová, 2006)

Die von uns realisierte Forschung war qualitativ und auf dem ethnographischen Design begründet. Die Forschung ist aus drei Teilen bestanden, und zwar – aus dem Vorbereitungs- sowie Realisierungsteil und natürlich dem Auswertungsteil.

Das Ziel unserer Forschung war es, die Empfindung des Nulljahrgangs als einer Alternative der Eingliederung ihrer Kinder in die Mehrheitsgesellschaft seitens der Roma-Familie durch Methoden der qualitativen Forschung nahe zu bringen. Unser Ziel war es also, nicht nur die Bedeutung und Wesenheit des Nulljahrgangs zu klären, sondern auch unsere Aufmerksamkeit darauf, was für Roma von größter Bedeutung ist, also auf die Familie, zu lenken. Den Bestandteil unseres Zieles hat also die intensive Zusammenarbeit mit der Roma-Familie, Widerspiegelung ihrer Bemerkungen und Ansichten, sondern auch bisheriger Erlebnisse, dargestellt.



Während des Zeitraums der Realisierung der Forschung haben wir die Methode der halbstrukturierten Tiefbesprechung, die um die während unserer Wirkung im Terrain erhaltenen Terrainanmerkungen ergänzt wurde, angewendet. Die Probegruppe ist aus den Teilnehmerinnen, deren Kinder im aktuellen Schuljahr 2014/2015 den Nulljahrgang besuchen, bestanden. Das war das Hauptmerkmal, das die Teilnehmerinnen verbunden hat. Überdies halten wir für wichtig zu erwähnen, dass als Teilnehmerinnen Frauen – Mütter - Romni eingesetzt wurden, unter Ausnahme einer, die zwar keine Angehörige der ethnischen Gruppe der Roma ist, lebt jedoch seit mehr als zwanzig Jahren in der Roma-Gemeinschaft, ihr Ehemann ist Rom und sie hat ihr ganzes Leben an das der Roma angepasst. Sie lebt und erzieht ihre Kinder gemäß der Traditionen der Roma. Die Anzahl der ausgewählten Teilnehmerinnen hat fünf betragen.

Im Laufe der Realisierung der Forschung wurde bestätigt, dass der Roma-Familie in der geforschten Gemeinschaft eine unvertretbare Stelle gebührt und dass sie einen gewaltigen Einfluss auf Empfindung des Nulljahrgangs ausübt. Die Teilnehmerinnen waren sich bei der positiven Haltung gegenüber der Schule sowie den von ihren Kindern besuchten Nulljahrgang meistens einig. Diese positive Haltung ist vor allem auf die lockere Zutrittsweise, der wir von Seiten des Nulljahrgangs sowie der befragten Teilnehmerinnen begegnet haben, zurückzuführen. Der Raum für möglichen Dialog, aber auch für Zusammenarbeit wurde durch die Haltung der Pädagogen, die sich im Nulljahrgang bemüht haben, die Wesenheit der Roma-Familie sowie deren Spezifika zu berücksichtigen, geschaffen. Unter Bezugnahme auf die ermittelten Tatsachen neigen wir der Meinung von Dubayová (In: Selická, Vanková, 2009), gemäß der wir kein genügendes Ansprechen seitens der Roma finden und erwarten können, falls die Bildung nicht auf die Lebensweise der Roma anknüpft, zu. Im Kontext mit den Ergebnissen, zu denen wir gekommen sind, darf man jedoch feststellen, dass die Schule, vornehmlich der Nulljahrgang, auf die Lebensweise der Roma angeknüpft hat und vielleicht eben das den Grund für das zumeist positive Ansprechen davon darstellt. Die von uns befragten Teilnehmerinnen haben in ihren Aussagen als der Zusammenarbeit mit den pädagogischen Mitarbeitern im Nulljahrgang offen geschienen und diese Offenheit wurde von ihnen oft als das Ergebnis der richtigen Zutrittsweise seitens der pädagogischen Mitarbeiter angesehen. Auf Grund der Analyse von Daten sind wir zu den Ermittlungen gekommen, dass die pädagogischen Mitarbeiter sich vor allem um gegenseitige Zusammenarbeit, Kommunikation bemüht haben, und zwar mit Akzent auf die Akzeptierung der Lebensweise der Roma. Diese Zutrittsweise hat bei den Teilnehmerinnen positives Ansprechen hervorgerufen. Neben der positiven Haltung haben wir ja auch die Erhöhung der Empfindung des Wertes der Bildung reflektiert. Wir vermuten, dass eine Änderung im Empfinden dieses Wertes künftig zur besseren Zusammenarbeit zwischen der Roma-Familie und der Schule führen kann, ebenso wie eine wichtige Motivierung für Roma-Kinder im Bildungsprozess. Positive Ansichten der Roma-Familie dem Nulljahrgang gegenüber, die sg. Erhöhung des Wertes der Bildung, halten wir für Anfangszeichen der Eingliederung. Daraus ergibt sich freilich, dass der Nulljahrgang zu einer besseren Eingliederung der künftigen Generation der Roma in die Gesellschaft tatsächlich führen kann. Auch der Autor Cina (2010) spricht in seinem Werk über die unbestrittene Rolle der Roma-Familie im Bildungsprozess. Er weist darauf hin, dass obwohl die Erziehung in den Roma-Familien nicht auf die Entwicklung der Individualität von Roma-Kindern hinzielt, ist es notwendig zu verstehen und respektieren, dass viele Roma-Kinder nicht dazu geführt werden, eigene individuelle Ambitionen zu haben. Das individuelle Verantwortungsbewusstsein ist jedoch zum Überleben in der heutigen Weltabsolut notwendig und es ist sehr wichtig, die Kinder dazu in einer empfindlichen Weise zu führen. Die Zusammenarbeit zwischen dem Lehrer und den Eltern auf der Partnerebene stellt die Voraussetzung dessen dar, dass die Lehrer die Spezifika der Erziehung in der Roma-Familie verstehen können und die Roma-Kinder in einer sensiblen Weise dazu führen werden, um sich neben Anderem jene Kenntnisse und Fertigkeiten, die ihnen ihre soziale Eingliederung ermöglichen werden, anzueignen.Zu weiteren Ermittlungen, zu denen wir gekommen sind, zählt neben Anderem das Erlangen von neuen Fertigkeiten in Folge des Einflusses des Nulljahrgangs. Die Kinder haben angefangen, sich allmählich an die neue Umgebung, neue Regeln, neue Tageseinteilung anzupassen. Diese Anfänge waren zuerst nicht so einfach, aber angesichts des Einflusses des Nulljahrgangs sowie der Akzeptierung der Beeinflussung des Kindes durch dessen Kernfamilie haben die Kinder angefangen, sich allmählich neue Fertigkeiten anzueignen. Die befragten Mütter haben sich zu diesen neuerlangten Fertigkeiten sehr positiv geäußert. Den Verdienst haben sie insbesondere den pädagogischen Mitarbeitern sowie der Weise der Arbeit mit Kindern im Nulljahrgangzugeschrieben. Wir sind also mit der Behauptung von Rosinský (In: Klein, Rusnáková, Šilonová, 2012) einverstanden. Er stellt fest, dass der Schüler in dem Nulljahrgang die Gewohnheit an den Schultagesplan sowie an die Pflichten erlangt. Außerdem erlangt oder entwickelt der Schüler die Verantwortung gegenüber sich selbst, seine Benachteiligungen vermindern sich. Mit dieser Behauptung sind wir einverstanden,da auch unsere Teilnehmerinnen auf die Änderungen, zu denen bei ihren Kindern nach ihren Eintritt in den Nulljahrganggekommen war, hingewiesen haben. Diese Änderungen haben also vornehmlich die Kenntnisse und Fertigkeiten, aber auch die neubegonnenen Freundschaften mit den außer ihrer Gemeinschaft lebenden Kindern umfasst.

Gemäß den FachleutenKlein, Rusnáková, Šilonová (2012) ist der Nulljahrgang das meist geeignete gegenwärtig bestehende Kompensationsmittel – Bildungsprogramm für Roma- Kinder, die für eine Schulbildung nicht bereit sind und aus mehreren Gründen keine Möglichkeit haben, den Kindergarten zu besuchen. In der Gegenwart gibt es für diese Kinder keine andere optimale Alternative. Angesichts der Aussagen, die von den befragten Teilnehmerinnen in Gesprächen zum Ausdruck gebracht wurden, sind wir mit der oben angeführten Meinung einverstanden. Der Nulljahrgang stellt für das Kind auch aus der Sichtpunkt der Roma-Familie eine äußerst zuträgliche Alternative, die ihm anschließend den Weg zur weiteren Bildung öffnet, dar. Die Autoren führen des Weiteren an, dass zu den Vorteilen des Nulljahrgangs insbesondere die Anpassung des Kindes an die Schulumgebung, Abbau der Sprachbarriere der Roma-Kinder, Erlangen der für die weitere Ausbildung erforderlichen Fertigkeiten zählen. Dadurch beiträgt der Nulljahrgang zur Erhöhung von Chancen des Kindes auf erfolgreiche Erfüllung der Schulpflicht. Diese Behauptungen haben sich auch durch unsere Forschung bewiesen. Neben dem Abbau der Sprachbarriere von Roma-Kindern führen die befragten Mütter sehr ähnliche Vorteile des Nulljahrgangs. Wir haben Treffen mit den Teilnehmerinnen realisiert und bei Gesprächen sowie der durchläufigen Bearbeitung von Terrainanmerkungen hatten wir die Möglichkeit zu beobachten, wie sich die Lage bei ihren Kindern entwickelt. Während der Realisierung der Forschung haben wir meistens von Seiten der Eltern verschiedenen Barrieren und Hindernissen begegnet, es kam jedoch ihrerseits zur Bestrebungen, diese im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu lösen. Die pädagogischen Mitarbeiter sind in solchen Lagengegenüberder Familie vielmals als offen und auf Grund gemeinsamer Vereinbarungen mitarbeitswillig geschienen. Solche Zutrittsweise haben die Teilnehmer oft zu einer positiveren Wahrnehmung des Nulljahrgangs geführt. Darüber hinaus haben wir oft gegenüber der Wirkung des Nulljahrgangs einer positiven Rückbindung von Kindern und Eltern begegnet. Während des Prozesses von Erlangen der Daten haben wir auch einer negativen Ansicht, die jedoch durch den Gesundheitszustand des Kindes bedingt war, begegnet. Diese negative Meinung der Teilnehmerin halten wir ebenfalls für einen Beitrag zu unserer Arbeit. Auf Grund deren konnten wir auch gewisse Mängel des Projekts des Nulljahrgangs sehen und auf diese anschließend hinweisen.

In dem Nulljahrgang kann man adäquate Weisen von Arbeit mit Kindern aus der sozial ausgeschlossenen Umgebung finden, was jedoch nicht vorhanden ist, ist das Bestehen einer genügend bearbeiteten Zutrittsweise gegenüber Kindern mit einer gewissen Art Behinderung. Bei anderen Lagen hat der Nulljahrgang jedoch nach der Empfindung der Roma-Familie als, wie wir schon erwähnt haben, sehr positiv geschienen und es ist einleuchtend, dass diese Alternative von den Roma-Familien für Vorteil für ihre Kinder gehalten wird. Oft haben wir den auf die Zukunft ihrer Kinder orientierten Meinungen der Eltern begegnet. Die Zukunft ihrer Kinder haben die Eltern als mit dem Bildungsprozess verbunden angesehen.

Aus diesen Ermittlungen schließen wir also darauf, dass es nicht nur bei den befragten zur Erhöhung des Wertes der Bildung innerhalb der Werttabelle der ethnischen Gruppe der Roma gekommen ist. Die Roma haben jedoch angefangen, den Beitrag der Bildung für ihre Kinder wahrzunehmen. Wir vermuten, dass die Bildung von Roma-Kindern, die also zumeist in dem Nulljahrgang anfängt, dürfte tatsächlich den Weg zur allmählichen Eingliederung der Roma in die Gesellschaft bedeuten.


Literatur:
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LEHOCZKÁ, L. – HABURAJOVÁ. L. 2006. Komunitné sociálne služby v kontexte kultúrnej identity obyvateľov rómskych osád. Nitra : Univerzita Konštantína Filozofa v Nitre, fakulta sociálnych vied a zdravotníctva, 2006. 127 s. ISBN 80-8050-961-1.
LEHOCZKÁ, L. 2006. Kultúrna identita Rómov. Nitra : Univerzita Konštantína Filozofa v Nitre, fakulta sociálnych vied a zdravotníctva, 2006. 113 s. ISBN 80-8050-945-X.
POLÁKOVÁ, E. 2005. Postavenie a rola rómskej témy v spoločnosti. Vega (výskumná správa). Trnava: Fakulta masmediálnej komunikácie UCM, 2005. 204s.
SELICKÁ, D – VANKOVÁ, K. 2009. Rómska rodina z aspektu rodinnej sociálnej politiky. Nitra: Univerzita Konštantína Filozofa v Nitre, Fakulta sociálnych vied a zdravotníctva, 2009. 182 s. ISBN 978-80-8094-485-8.

ZWISCHEN DEUTSCHUNGARISCHER TRADITION UND DEUTSCHNATIONALEM FÜHLEN UNTER DEN KARPATENDEUTSCHEN (1918 – 1938)
JENS KUŠNÍR
Slovakische Republik, Universität des Hl. Cyril und Method in Trnava

E-Mail: jens.kusnir@gmail.com

Abstrakt

Die Niederlage der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg, deren Mitglied auch Österreich-Ungarn war, bedeutete in Europa die Entstehung sogenannter Nachfolgestaaten. Die Tschechoslowakei gehörte auch zu den neuen Staaten auf dem alten Kontinent. Sie beherbergte in sich mehr als 3 Millionen Deutsche, die der neuen Republik häufig negativ gesinnt waren. Zahlenmäßig bildeten die Sudetendeutschen eine unterdrückende Mehrheit unter der deutschen Minderheit. Ihr deutschnationales Fühlen war weit ausgeprägt und ihr Siedlungsgebiet war homogen. In der Slowakei war die Situation der Karpatendeutschen ganz anders. Das Siedlungsgebiet war zerstreut, ihre Zahl war gering und durch den Einfluss der Magyarisierung waren sie der deutschungarischen Tradition ausgerichtet. Nach der politischen Einflussnahme der Sudetendeutschen Partei und der Gründung der Karpatendeutschen Partei in der Slowakei entstand ein politischer Kampf zwischen der deutschungarischen Tradition und dem deutschnationalem Fühlen. Hinsichtlich der politischen Geschehnisse in Deutschland und dem Einfluss des Nationalsozialismus unter den Deutschen der Tschechoslowakei musste die veraltete Struktur der deutschungarischen Tradition der neuen Ideologie weichen.


Schlüsselwörter:

Karpatendeutsche. Karpatendeutsche Partei. Zipser Deutsche Partei.


Sudetendeutsche. Tschechoslowakei. Nationalsozialismus.

Der Zusammenbruch der Donaumonarchie Österreich-Ungarn und die darauffolgende Entstehung der Tschechoslowakei bedeuteten für die verstreuten deutschen Sprachinseln in Oberungarn, da dieser Teil an die ČSR angegliedert wurde, eine radikale Wende in ihrer politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Situation. Die jahrhundertlange Zugehörigkeit zum Königreich Ungarn hinterließ unter den Deutschen Oberungarns ein starkes Gefühl der Identifizierung mit dem Reich der Stephanskrone. Obwohl auch das Deutschtum in Oberungarn nach dem österreich-ungarischen Ausgleich im 19. Jhd. einer starken Magyarisierung ausgesetzt wurde, war das Ansehen der Deutschen unter der magyarischen Majorität auf einem viel höheren sozialen Status als das Ansehen der anderen nichtmagyarischen Völker des Königreichs Ungarn. Es handelte sich dabei hauptsächlich um slawische Völker Ungarns, die unter den Magyaren als kulturell minderwertig angesehen wurden. Diesersozial-politische Fehler der Unterdrückung und Diskriminierung, den die Magyaren nach dem Ausgleich mit Österreich gemacht haben, führte unter den slawischen Völkern Ungarns zum Streben nach Autonomie und Trennung von Ungarn.„Wenn die deutsche Minderheit in der Slowakei 1918 die Auflösung Österreich-Ungarns und die Gründung des tschechoslowakischen Staates entschieden ablehnte, so war dies eine nur natürliche Konsequenz der Entwicklung vor 1918. Dies galt in erster Linie für die Zipser Deutschen. Die magyarische Vorherrschaft in Oberungarn wirkte sich für sie keineswegs sozial diskriminierend aus, sondern öffnete ihnen im Gegensatz zu den Slowaken günstige Wege zum sozialen und beruflichen Aufstieg.“ (Kokorák, 2013, S. 46)Eine gute Möglichkeit der Trennung von Ungarn zeigte sich für die Slowaken nach dem Ersten Weltkrieg, aus dem Österreich-Ungarn als Verlierer hervorging. Seit 1918 waren die Siegermächte festentschlossen, die Doppelmonarchie zu zerschlagen. Die unterdrückten Völker Österreich-Ungarns und ihr Streben nach der Trennung von der veralteten staatlichen Struktur boten den Siegermächten gute politische Argumente zur Zerschlagung der k.u.k. Monarchie. Es entstanden sogenannte „Nachfolgestaaten“, unter denen auch die Tschechoslowakei war.

Nach 1918 war die Slowakei mit den deutschen Sprachinseln Zips, Hauerland und Preßburg und Umgebung, das ehemalige Oberungarn, ein Teil des neuen staatlichen Gebildes ČSR geworden. Für die Deutschen in der Slowakei brachte dieser Staat erstmals Ungewissheit, welche Stellung sie innerhalb der neuen Republik haben würden. Obwohl die ČSR nach den Pariser Friedensverträgen vertraglich dazu gebunden war, den in der ČSR lebenden Minderheiten ihr Recht auf Wahrung ihrer Identität zugewährleisten, war die Unsicherheit sehr groß, ob überhaupt dieser Staat überleben könne. Denn bei der Tschechoslowakei handelte es sich um einen Staat, der nach seiner Entstehung das schwere Erbe der k.u.k. Monarchie angetreten hatte und selbst zum Vielvölkerstaat wurde.„Das gesamte Tschechoslowakische Volk war erstmals in einem Staate vereint, der mit einem Areal von 140 000 Km² und 13,6 Millionen Einwohnern die Erwartungen der Optimisten weit übertraf. Von Asch im Westen bis nach Jasina an der rumänischen Grenze betrug die Ost-West-Achse mehr als 950 Km Luftlinie, wobei im Osten die Breite auf unter 70 Km absank. […] In dieser geopolitisch zweifelhaften Konstruktion, in der eigentlich nur die „historischen Länder“ eine gewachsene Einheit bildeten, standen nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1930 9,75 Millionen Tschechen und Slowaken (66,25%), 3,32 Millionen (22,5%) Deutsche, 720 000 (4,9%) Ungarn, und 100 000 (0,7%) Polen gegenüber, wobei die Deutschen in Böhmen sogar 33% der Bevölkerung ausmachten.“ (Hoensch, 1966, S. 36 – 37)

Zwar bildete die deutsche Minderheit in der ČSR 22,5% der Gesamtbevölkerung, die Zahl der Deutschen in der Slowakei war jedoch gering. Denn aus den 3,32 Millionen Deutschen bildeten die Karpatendeutschen nur eine Zahl von rund 150 000. „Nach der Volkszählung aus dem Jahr 1921 hatte die ČSR 13 374 364 Einwohner. Davon 9 815 999 (73,4%) in Böhmen und Mähren, 2 958 557 (22,1%) in der Slowakei und 599 808 (4,5%) in der Karpatho-Ukraine. […] Was die Nationalitätsgliederung in der Slowakei betrifft, sah sie folgender Weise aus: Die Slowaken bildeten 65,6% der Einwohner, Ungarn 21,5%, Deutsche 4,7%, Ruthenen und Ukrainer 2,9%, Juden 2,4% Roma 0,3%.“ (Letz, 2010, S. 268) Auch durch diese Zahlen gerieten sie in den Hintergrund der Minderheitenpolitik, da die Karpatendeutschen nur 4,7% der Bevölkerung in der Slowakei ausmachten und die Sudetendeutschenmit 33% in Böhmen und Mähren als die wesentlichen Träger der deutschen Minderheit in der Tschechoslowakei angesehen wurden. Dies war auch keine gute Voraussetzung für die Wahrung der deutschen Identität in der Slowakei, da man ständig im Schatten der Sudetendeutschen hinterherlief. Auch die Stellung Berlins gegenüber den „nicht so bekannten“ Deutschen in der Slowakei verwies auf nicht sehr großes Interesse, da die sudetendeutschen Länder direkt an das Deutsche Reich angrenzten und mit ihm historisch, kulturell und wirtschaftlich enger verknüpft waren. „Vor 1918 besaßen die Deutschen in Oberungarn in der Perzeption der reichsdeutschen Stellen keinen Sonderstatus. Dies war insbesondere in der Tatsache begründet, dass sie in einem Staatengebilde mit anderen deutschen Volksgruppen lebten, die obendrein angesichts ihres zahlenmäßigen Gewichts im Mittelpunkt des Reichsdeutschen Interesses standen. Dementsprechend gering waren in Berlin die Kenntnisse der karpatendeutschen Situation beim Zusammenbruch der Donaumonarchie. Durch die Entstehung der ČSR vergrößerte sich die politische Relevanz der Karpatendeutschen nicht wesentlich. Vielmehr kann man in dieser Hinsicht von einer Verschlechterung sprechen, denn vom ersten Tag der neuen Republik an maßen die Berliner Regierungsstellen sowie die reichsdeutschen Volkstumsorganisationen den drei Millionen Sudetendeutschen in ihrer Funktion des Grenzlanddeutschtums eine weitaus wichtigere Bedeutung bei als den Sprachinseldeutschen der Slowakei.“ (Kokorák, 2013, S. 80 - 81)



Im weiteren Vergleich der Sudeten- und Karpatendeutschen ist zu erwähnen, dass zwischen diesen beiden Minderheiten im Laufe der Jahrhunderte ein unterschiedliches deutschnationales Fühlen entstand. Die Sudetendeutschen als Teil der „historischen Länder“, also ein Teil Cisleithaniens, wurden innerhalb ihrer Kultur, Sprache und Identität keinesfalls benachteiligt, da sie mit den Österreichern die Majoritätsschicht bildeten. Dementsprechend war das deutschnationale Fühlen unter ihnen stark ausgeprägt. Hinzu kamen noch die geographische Nähe zu Deutschland und ein homogenes Gebiet, auf dem sie lebten. Das hatte zur Folge, dass die Sudetendeutschen nach dem verlorenen Krieg mit aller Macht versuchten ein Teil des vom Staatskanzler Renner ausgerufenen Deutsch-Österreichs zu werden, wobei sie sich auf das Selbstbestimmungsrecht der Pariser Friedensverträge beriefen. Die neuentstandene Republik hatte sich die Vereinigung aller deutschsprachigen Gebiete Cisleithaniens und die Vereinigung mit dem Deutschen Reichals Hauptziele gesetzt. „Zunächst wurde das Staatsgebiet Österreichs in Anlehnung an die deutschsprachigen Gebiete Österreichs Deutschösterreich genannt. Am 12. November 1918 rief der sozialdemokratische Staatskanzler Karl Renner in Wien die Republik Deutschösterreich aus. […] Das politische Selbstverständnis der Republik Deutschösterreich war ohne Zweifel großdeutsch ausgelegt. Im Frühjahr 1919 begannen die Verhandlungen zwischen dem Deutschen Reich und Deutschösterreich mit dem Ziel, die beiden deutschen Staaten zu vereinigen.“(http://www.mein-oesterreich.info/geschichte/deutschoesterreich.htm) Dieses Vorhaben ist jedoch nach den Pariser Friedensverträgen gescheitert, da die Siegermächte die Zerschlagung der Doppelmonarchie fest im Visier hatten.

Bei den Karpatendeutschen war das deutschnationale Fühlen im Vergleich zu den Sudetendeutschen nicht so sehr ausgeprägt. Diesen Faktor haben mehrere Gründe beeinflusst. Zum Ersten waren die Deutschen Oberungarns im 19. und Anfang des 20. Jhd. einer starken Magyarisierung ausgesetzt. Zum Zweiten war ihr Siedlungsgebiet nicht homogen. Sie waren in drei größere Sprachinseln verstreut. Die Herkunftsländer der Deutschen waren unterschiedlich, dementsprechend war ihre Sprache verschieden, und zuletzt war ihre Zahl innerhalb Ungarns gering. In Königreich Ungarn lebten auch andere deutsche Volksgruppen, die eine höhere Zahl an Einwohnern bildeten, wie z.B. die Siebenbürger Sachsen. Ein Grund war auch die unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung und Stärke dieser drei deutschen Sprachinseln. Diese Aspekte hinderten die Deutschen Oberungarns, sich als eine geschlossene deutsche Einheit zu präsentieren, und verhalf der Magyarisierung, unter ihnen Fuß zu fassen.„Die zentralen Probleme waren in dieser Hinsicht fehlendes Nationalbewusstsein, ungarisches Erbe (Sprache, Mentalität, Lebensweise), die Heterogenität der drei Sprachinseln sowie die wirtschaftliche Schwäche des Karpatendeutschtums.“(Kokorák, 2013, S. 83) Im Prinzip vereinte beide deutsche Volksgruppendie Abneigung, ein Teil der ČSR zu werden, die Treue zum alten Vaterland Österreich-Ungarn, jedoch die Sudetendeutschen fühlten als Deutsche, die Karpatendeutschen, unter denen das deutschnationale Fühlen nicht so sehr ausgeprägt war, überwiegend als Ungarn.



Hinsichtlich des deutschnationalen Fühlens und des Einflusses der Magyarisierung unter den Karpatendeutschen muss man unterscheiden. Auf die drei deutschen Sprachinseln in der Slowakei Zips, Hauerland und Preßburg und Umgebung hatte die Magyarisierung einen unterschiedlichen Einfluss hinterlassen. Als die stärkste promagyarische deutsche Sprachinsel kann man die Zips behaupten, wo man am vehementesten gegen die Angliederung der Zips an die ČSR protestierte. Die Abneigung der Zipser Deutschen gegenüber der Tschechoslowakei mündete sogar in die Bestrebung der Ausrufung der unabhängigen „Zipser Republik“. In Anbetracht der politischen Lage nach dem Ersten Weltkrieg, war jedoch diese Bestrebung nur eine Illusion. Die Entstehung der ČSR, der auch die Zips ein fester Bestandteil werden sollte, war von den Siegermächten eine beschlossene Sache. Von der geographischen Seite betrachtet, war diese Idee auch nicht durchführbar, da die Zipser Republik die neue Republik aufteilen würde und den Rest der Ostslowakei mit der Karpatho-Ukraine, die auch ein Teil der ČSR geworden war, isolieren. Der Kontakt der zwei gerade erwähnten Regionen mit der restlichen Tschechoslowakei, wäre dann nur ein schmaler Streifen im Komitat Abaujwar-Neuburg, zwischen den Gemeinden Tornau und Metzenseifen. „Der Oberungarische Volksrat der Deutschungarn vernimmt mit Entrüstung, dass die Unterstellung des Zipser Komitates oder eines Teiles desselben unter das slowakische Imperium in Frage kommen konnte. Falls die ungarische Regierung die Zips nicht schützen könne, werde man am 6. Dezember 1918 in Zipser Neudorf eine unabhängige Zipser Republik proklamieren.“(Kokorák, 2013, S. 52)Preßburg mit seiner deutschen Umgebung verwies auch auf starke promagyarische Tendenzen, jedoch die Nähe zu Österreich, also an ein geschlossenes deutsches Sprachgebiet hatte unter den Deutschen dieser Sprachinsel deutschnationalen Einfluss hinterlassen, der sich nach dem Münchner Abkommen 1938 radikal zeigen sollte.„Trotz identischer Bedrohungsstimmung unterschied sich die Preßburger Situation von den Zipser Verhältnissen. Das deutsche Bürgertum war zwar auch zum überwiegenden Teil magyarisiert, aber dank der Kontakte zu Wien und der Tatsache, dass die Stadt an ein zusammenhängendes deutsches Siedlungsgebiet grenzte, war ihre ungarische Orientierung weniger ausgeprägt als im Falle der Zipser Deutschen. Dementsprechend finden sich in Preßburg bei genauerem Hinsehen bereits 1918/19 alle wesentlichen Argumente, die das deutschnationale Politikkonzept der Zwischenkriegszeit konstituierten.“(Kokorák, 2013, S. 48) Das Hauerland wurde von diesen drei deutschen Sprachinseln am wenigsten von der Magyarisierung betroffen, dementsprechend kann man behaupten, dass im Hauerland das deutschnationale Fühlen am weitesten verbreitet war. Die Gründe dafür liegen, wenn man das mit der Zips und Preßburg vergleicht, in der wirtschaftlichen Schwäche und in der Zerstreuung der einzelnen deutschen Gemeinden innerhalb dieser Sprachinsel, die nicht als ein Komitat innerhalb des Königreichs Ungarn fungierten. „Das Fehlen politischer, wirtschaftlicher und kultureller Eliten führte dazu, dass die Magyarisierung, die überall in Ungarn vorwiegend die Oberschichten erfasste, im Hauerland weit weniger Fortschritte als in Preßburg oder der Zips machte. Die nicht vorhandene magyarisierte Führungsschicht sowie eine geringe Politisierung der Hauerländer waren die Konsequenz. Statt an der positiven staatstragenden Integration zu partizipieren, wie dies die zipserdeutsche Oberschicht oder ein Großteil des Preßburger Bürgertums vermochten, bildete somit die deutsche Bevölkerung im Hauerland ein Milieu ohne tatsächliche Berührungspunkte mit der nationalen politischen Kultur in Ungarn.“(Kokorák, 2013, S. 39)Nach der ernüchternden Erkenntnis, dass man sich mit der Tatsache,dass die Deutschen Oberungarns ein fester Bestandteil der ČSR geworden waren, zurechtfinden musste, versuchten nun die Karpatendeutschen aus dieser Situation das Bestmögliche zu machen. Die promagyarischen Tendenzen blieben jedoch die ganze Zwischenkriegszeit hauptsächlich unter den Zipser Deutschen und der Preßburger Oberschicht erhalten.

Die multinationale Aufteilung der tschechoslowakischen Bevölkerung sollte sich hauptsächlich in den 30er Jahren als ein Problem erweisen. Hauptsächlich die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland unter Adolf Hitler bedeutete für die Tschechoslowakei eine früher oder später eintretende Konfrontation. Im Süden betrieb Ungarn, mit Horthy an der politischen Spitze, eine immer vehementere Revisionspolitik. Im Norden versuchte Polen mit Beck sein bestmöglichstes an Forderungen hinsichtlich der polnischen Minderheit zu erreichen. Die ČSR geriet also in den 30er Jahren zunehmend unter Druck seiner Nachbarn. Als der aggressivste zeigte sich Adolf Hitler, der die 3 Millionen Sudetendeutschen immer wieder als Opfer der Unterdrückung der tschechoslowakischen Minderheitenpolitik dargestellt hat. Die zunehmenden politischen Spannungen führten zur immer weiter fortschreitenden Separation der Tschechen und der Sudetendeutschen. Die sudetendeutschen Interessen vertrat Konrad Henlein mit seiner Sudetendeutschen Partei, die immer mehr dem Einfluss der NSDAP ausgesetzt war. Im Vergleich dazu war die Situation unter den Karpatendeutschen unterschiedlich. Die schon angesprochene promagyarische Haltung und schwaches deutschnationales Fühlen führten zum politischen Eingreifen der Sudetendeutschen unter den Karpatendeutschen. Für die deutsche Identitätsbewegung war es wichtig, dass die Deutschen in der Slowakei ihr promagyarisches Fühlen aufgeben und anfangen sollten, deutschnational zu fühlen. Zu den ersten Schritten gehörte die Gründung einer politischen Partei, die deutschnationales Gedankengut unter den Karpatendeutschen verbreiten und als Gegenpol zur promagyarischen Zipser Deutschen Parteifungieren sollte. „Die Auseinandersetzung in der Frage einer deutschnationalen oder deutschmagyarischen Parteiorganisation bestimmte auch die folgenden Jahre. Die Abwendung vom aktivistischen Kurs und die Zuspitzung der Auseinandersetzung um den tschechoslowakischen Staat schlug sich 1929 in der Bildung einer „Autonomistischen Wahlgemeinschaft“ aus CSLP, MNP und der Zipser Deutschen Partei nieder, die 9 Mandate gewann. […]Doch erstmals war den noch an der ungarischen Tradition orientierten Politik ein ernsthafter Gegner entstanden, die Karpatendeutsche Partei. Im Jahre 1927 wurde zunächst von dem Zipser Roland Steinacker und dem Sudetendeutschen Fabrikanten Manouschek und dem Ingenieur Franz Karmasin die Karpatendeutsche Volksgemeinschaft gegründet, die sich vor den Parlamentswahlen 1929 in Karpatendeutsche Parteiumbenannte.“ (Jahn, 1979, S. 212 – 213) Als Parteichef etabliertesich der Olmützer Sudetendeutsche Franz Karmasin, dessen Ausrichtung rein nationalsozialistisch gesinnt war. „Dreh- und Angelpunkt in der Volksgruppenführung war Staatssekretär Franz Karmasin. Dieser bis zur letzten Stunde unbelehrbare Nationalsozialist und kritiklose Bewunderer Hitlers trat seit dem Silleiner Abkommen immer stärker in den Vordergrund. Er verstand es die pro-deutschen Tendenzen in der SVP aufzugreifen und die Abhängigkeit der slowakischen Landesregierung vom Wohlwollen Hitlers zu einem Missbrauch seiner Stellung zu benutzen.“(Hoensch, 1965, S. 191) Für die KdP war es am hoffnungsvollsten,erstmals im Hauerland politisch Fuß zu fassen, da dort die promagyarischen Tendenzen unter den Deutschen am wenigsten verbreitet waren, denn in der Zips regierte die promagyarische ZDP und in Preßburg wiederum aus deutschen und ungarischen Bürgertum gebildete christsoziale CSLP. „Schon bei den Parlamentswahlen 1929 war die Loyalität der deutschen Wähler mehrheitlich von den Christsozialen auf die KdP übertragen worden. Während die CSLP 2501 Stimmen erzielte, bekam die neugegründete KdP – überwiegend aus bäuerlichem Reservoir schöpfend – auf Anhieb 4123 Stimmen. Dieser Seitens der KdP kaum erhoffte Wahlerfolg bildete den Ausgangspunkt ihrer intensiven Bemühungen um die Hauerländer. In erheblich stärkerem Maße, als sich dies von Preßburg oder der Zips sagen lässt, setzte die KdP in den folgenden Jahren das Hauerland ihrer politischen Agitation aus.“(Kokorák, 2013, S. 158)In den deutschen Gemeinden der Preßburger Sprachinsel konnte sich die KdP auch politisch durchsetzen und die CSLP verdrängen. „Betrachtet man die Ergebnisse der Parlamentswahlen 1929 und 1935 in der Preßburger Sprachinsel, so ist ein deutliches Anwachsen der KdP-Stimmen festzustellen: von 5162 (1929) auf 10 291 (1935). […] Die 15 vom Acker- und Weinbau lebenden Gemeinden blieben in den zwanziger Jahren christlich sozial dominiert, ehe sie bei den Parlamentswahlen der Jahre 1929 und dann vor allem 1935 von der KdP erobert wurden. Während die Stimmen der CSLP zwischen 1929 und 1935 von 1726 auf 1565 zurückgingen, konnte die KdP ihre Stimmenanzahl fast verdoppeln: von 2166 (1929) auf 4087 (1935). Nimmt man noch die bis zum Frühjahr 1936 erfolgte Auflösung des CSLP-Ortsgruppennetzes in diesen Gemeinden hinzu, so wird ein spürbarer Einflussverlust der CSLP im deutschen Milieu deutlich.“ (Kokorák, 2013, S. 153 - 154)In Preßburg selbst konnte die KdP zwar auch eine große Zahl an Wählern für sich gewinnen, die CLSP blieb jedoch führend.„Ganz anders lagen die Verhältnisse in Preßburg. […] Die KdP konnte sich nach ihrer Etablierung als deutschnationale Partei in den Jahren 1928/1929 auch als bedeutender Wahlfaktor behaupten. Bereits bei den Parlamentswahlen 1929 erhielt sie 2586 vornehmlich bürgerliche Stimmen,… 1935 feierte sie dann mit 4907 gewonnenen Wählerstimmen einen beachtlichen Erfolg. Die von den deutschen und ungarischen Bürgertum gewählte CSLP erreichte 9040 (1929) bzw. 11788 (1935) Stimmen. Aus diesen Daten spricht der starke Rückhalt, auf den sie in Preßburg bauen konnte. Über die ganze Zwischenkriegszeit hinweg profitierte sie von den verwurzelten deutschungarischen Traditionen, aus denen sie ein Gutteil, d.h. den deutschen Anteil ihrer Wählerbasis, zog.“(Kokorák, 2013, S. 154 – 155) Als schwerster politischer Kampf zeigte sich für die KdP die Zips. Die Zipser Deutsche Partei war in ihrer Heimatregion mit der deutschungarischen Tradition unter den Deutschen fest verankert. „Zum eigentlichen Test kam es bei den Parlamentswahlen 1935. Zwar konnte die ZDP den Kampf um den zipserdeutschen Wähler deutlich für sich entscheiden, doch musste sie zum ersten Mal bei einer Parlamentswahl nennenswerte Einbußen hinnehmen. Ihre Stimmen gingen zwischen 1929 und 1935 von 12 866 auf 11 173 zurück. […] Der KdP gelang es – wie dies landesweit der Fall war – sowohl einen Teil der deutschen proungarischen Wählerklientel zu übernehmen als auch neue Wähler zu mobilisieren. Im Vergleich zu den Parlamentswahlen 1929 konnte sie ihre Stimmenzahl mehr als verdoppeln: von 1540 (1929) auf 3774 (1935).“ (Kokorák, 2013, S. 173 - 174)Bis zum Jahr 1938 war es der KdP, dank einer strafen Organisierung, politischer Etablierung unter der karpatendeutschen Jugend und auch durch die Unterstützung der SdP, also indirekt auch Berlins, gelungen, als stärkste deutsche Partei in der Slowakei aufzutreten. Die CSLP und die ZDP galten mit ihrer deutschungarischen Tradition als veraltet und in Folge der neuen politischen Richtung in Europa für die neue heranwachsende karpatendeutsche Generation uninteressant. „Während die KdP im Verlauf der ersten Jahreshälfte 1938 immer mehr an Gewicht gewann, geriet die im proungarischen Lager repräsentierte deutschungarische Tradition im Frühling 1938 in eine definitive Sackgasse. In erster Linie galt dies für die deutsche Sektion der CSLP, die seit dem im Juni 1936 vollzogenen Zusammenschluss der CSLP und UNP zur Vereinigten Magyarischen Partei (VMP) immer mehr an Boden verlor. [..] Auch die ZDP befand sich im Prozess der Marginalisierung. […] Im Vergleich zu der „jungen“ an der nationalsozialistischen Neugestaltung Mitteleuropas partizipierenden KdP galt die ZDP zunehmend als „alte“ in die Vergangenheit gerichtete Partei, der eine tatsächliche Veränderung der Verhältnisse immer weniger zugetraut wurde.“ (Kokorák, 2013, S. 190 - 191) Diese politische Fehlrichtung hatte zur Stärkung der KdP geführt, die zur stärksten deutschen Partei aufstieg. Folgende Zahlen beschreiben die Dominanz der KdP in allen drei deutschen Sprachinseln: „Unter diesen Umständen erhielt die KdP in der Zips 66% aller deutschen Mandate. […] Die anderen Sprachgebiete beherrschte die KdP fast vollständig. So erzielte sie im Hauerland 82% aller deutschen Mandate, im Preßburger Sprachgebiet 93%. In Preßburg selbst konnte die KdP ihre Stimmenanzahl im Vergleich zu den Parlamentswahlen 1935 fast verdreifachen und wurde mit 13 283 Stimmen zur stärksten Partei in der Stadtvertretung.“ (Kokorák, 2013, S. 192)

Autonomistische Strömungen in der Tschechoslowakei gab es jedoch nicht nur unter den nationalen Minderheiten. Die Slowakei fühlte sich die ganze Zwischenkriegszeit in dem von Prag aus geführtem Zentralismus benachteiligt. Gewiss konnte man die wirtschaftliche Stärke der „historischen Länder“ mit der Slowakei nicht vergleichen. Die Slowaken fühlten sich jedoch innerhalb des tschechoslowakischen Volkes mit den Tschechen in Folge des Pittsburgher Abkommens, gleichgestellt. Die von Prag aus geführte Politik jedoch war von Anfang an zentralistisch orientiert, also eine mögliche Autonomie der Slowakei oder eine Föderalisierung kam für Masaryk oder später für Beneš bis zum Münchner Abkommen, als die Zerstückelung der ČSR anfing, nicht in Frage. Die autonomistischen Tendenzen des slowakischen Volkes vertrat die stark katholisch geprägte Slowakische Volkspartei mit Andrej Hlinka an der Spitze. „Außer den Minderheiten opponierte auch die Slowakische Volkspartei gegen die „tschechoslowakische“ Republik, den Zentralismus und die „tschechoslowakische“ Sprache. Die als Interessensvertreterin des katholischen Klerus von Andrej Hlinka am 18. Dezember 1918 gegründete Partei vertrat ein autonomistisches Programm und berief sich dabei auf das von Masaryk am 30. Mai 1918 in Pittsburgh mit Vertretern der tschechischen und slowakischen Organisationen in Amerika geschlossene Abkommen, aus dem sie – wie aus Masaryks Vereinbarung mit den in Amerika lebenden Ruthenen – das Recht auf nationale Autonomie herauslas.“ (Hoensch, 1966, S. 46)



Die politische Entwicklung in Deutschland in der zweiten Hälfte der 30er Jahre, also die Festigung der nationalsozialistischen Führung und ihrer Politik, führte auch in der KdP, wie es auch der Fall in der SdP war, zur Radikalisierung im Sinne von nationalsozialistischer Ideologie. Die NSDAP und ihre Organisationsstruktur wurden zum Vorbild auch für die KdP und Franz Karmasin, der als überzeugter Nationalsozialist eifrig am Führerkult innerhalb seiner Partei, arbeitete. „Unter dem Vorsitz Henleins baute Franz Karmasin als Leiter des Landessekretariats die KdP nach den Grundsätzen und Ordnungsprinzipien der NSDAP in eine strikt von den Weisungen Berlins abhängige „Volkstumsorganisation“ um.“ (Hoensch, 1965, S. 173) Nach dem Vorbild der SA verfügte die KdP ab 1938 auch über eine paramilitärische Organisation, „Freiwilliger Schutzdienst“, die mit Drohungen und Gewaltakten die Feinde der Partei einschüchterte. „Mit dem seit Mai 1938 formierten „Freiwilligen Schutzdienst“ (FS) verfügte die SdP/KdP über eine Saalschlachttruppe, die der Propaganda mit dem Knüppel Nachdruck verlieh.“(Kokorák, 2013, S. 184)Die willige Treue der Volksdeutschen in ganz Europa, das politische System der NSDAP als Vorbild zu verstehen, Adolf Hitler als ihren Erlöser von der Unterdrückung anzusehen, waren für den Führer des Deutschen Reiches genau das Ziel, das er erreichen wollte. In Wahrheit waren die deutschen Minderheiten in Mittel- und Osteuropa zweitrangig. So war es auch der Fall bei den Sudetendeutschen. „Denn dem Führer war es – wie er mehrmals glaubwürdig in vertrautem Kreise versicherte – ja nicht um das Schicksal der Sudetendeutschen gegangen: die Entmachtung der ČSR stellte für ihn nur einen weiteren Schritt in der Realisierung seines weitgespannten Ost-Konzepts dar.“ (Hoensch, 1965, S. 212) Die Karpatendeutschen in der Slowakei bildeten in diesem Sinne keine Ausnahme. Sie waren nur ein Mittel zum Zweck der nationalsozialistischen Politik Adolf Hitlers. „Noch am 8. Dezember 1938 hatte bei einem so guten Beobachter wie dem englischen Gesandten in Prag, Sir Basil Newton, keine Klarheit bestanden, ob Hitler einen selbständigen slowakischen Staat befürworte; er hatte in seiner Berichterstattung darauf hingewiesen, dass dem Führer prinzipiell nicht an dem Schutz der karpatendeutschen Minderheit, sondern nur an einer Beherrschung der Slowakei als Sprungbrett für seine Politik im Donauraum gelegen sein musste.“ (Hoensch, 1965, S. 222) Die politischen Spannungen zwischen der ČSR und dem Deutschen Reich wegen der Sudetenkrise führten 1938 zum Münchner Abkommen, mit dem die systematische Zerschlagung der Tschechoslowakei begonnen hat. Unter der Führung der KdP führte dieser politische Schritt zur weiteren nationalsozialistischen Radikalisierung. Franz Karmasin gründete 1938 die Deutsche Partei, die als Nachfolgeorganisation der KdP auf die politische Szene trat und den Nationalsozialismus in jeglicher Hinsicht verkörperte. „Am 10. Oktober 1938 wurde die Deutsche Partei (DP) als Nachfolgeorganisation der KdP aus der Taufe gehoben. Ihre Identität gewann sie aus dem nationalsozialistischen Modell. Die DP verkörpert, so hieß es im §3 der Parteisatzung, in ihrem Wesen, ihrer Grundeinstellung und ihrem Wirken die deutsche nationalsozialistische Weltanschauung. Dem entsprach auch die äußerliche Übernahme der NS-Symbole wie z.B. des Hakenkreuzes und des NS-Grußes.“ (Kokorák, 2013, S. 199 - 200) Nach dem Münchner Abkommen, das für die Tschechen Gebietsverluste bedeutete, folgte 1938 der Wiener Schiedsspruch, mit dem Ungarn Gebiete der südlichen Slowakei annektierte. Die Zerschlagung der Tschechoslowakei war im vollen Gange und die DP arbeitete mit der NSDAP eifrig am letzten Schritt, der die definitive Auflösung der ČSR bedeuten sollte, und zwar an der Entstehung des Slowakischen Staates, des ersten Satellitenstaat Hitlers.

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