3 Historische und aktuelle Probleme
der Namensgebung in Bulgarien
Aufgrund der bulgarischen Geschichte, zu der auch die fast fünfhundertjährige
osmanische Fremdherrschaft gehört, spielte bei den Bulgaren die Bewahrung
und Festigung des Bulgarentums schon immer eine dominierende Rolle. Dazu
gehört(e) auch der Schutz der Personennamen.
Die Familiennamen sind auch nach der Wende von 1989 wieder zu einem
brisanten Thema geworden, wobei es m. E. weniger um onomastische oder etymologische
Erklärungen geht, als viel mehr um die Nutzung von Namen zum
Erreichen politischer Ziele wie z. B. Minderheitenschutz oder Realisierung von
Autonomieambitionen.
Somit ist die Bestimmung dessen, was man unter bulgarischen Namen, vor
allem bulgarischen Familiennamen zu verstehen hat, sicherlich keine einfache
Angelegenheit. Ein bulgarischer Name kann sicherlich nicht am heutigen Territorium
der Republik Bulgarien festgemacht werden, sondern man muss sich eher
an linguistischen Merkmalen orientieren. Gerade in Bulgarien ist auch die Zuordnung
von Name und Namensträger, und damit das Verhältnis von Nationalität und
Staatsangehörigkeit nicht unproblematisch, da angesichts der geschichtlichen Ereignisse
die genealogischen Zusammenhänge nicht immer gleich ersichtlich sein
dürften. Ansonsten hätte es auch die gerade für Bulgarien typischen Aktionen zur
Umbenennung bestimmter Bevölkerungsteile nicht geben müssen (s. u.). Auch
ŠOPOV u. a. heben hervor, dass viele „Turzismen“ im heutigen Bulgarischen eher
als Iranismen und Bulgarismen im Türkischen zu betrachten seien.
der Vorname geändert, indem dieser an den des Mannes angepasst wurde. Aus Ïåòêî wurde
Ïåòêà, aus Ãî÷î wurde Ãî÷êà usw. Eine solche Anpassung war auch durch den Zweitnamen
möglich, cf . Ãåíà Ñòîÿíèöà, Èâàíà Ïåòðîâèöà … (STAREVA 2006, S. 12).
273
Bulgarische Familiennamen in Deutschland
Als Orientierungshilfe zur Ermittlung (echter) bulgarischer Namen kann
vielleicht das Namenbuch von ZAIMOV dienen, in dem ja typische bulgarische
Vornamen enthalten sind und die fremden Familiennamen typisch bulgarischen
gegenübergestellt werden.14 Somit gehören m. E. bei der Ermittlung von bulgarischen
Namen in Deutschland neben den „klassischen“ Familiennamen auch die
fremden Familienamen auf -îâ(à) (ãþäæóê ‘kraftlos’ > Ãþäæóêîâ, bulg. Ñëà-
áîâ, Ñëàáåâ, Ñëàáàêîâ), -åâ(à) (ãþçåë ‘ansehnlich’ > Ãþçåëåâ, bulg. Êðàñåâ,
Êðàñèìèðîâ, Õóáåíîâ), -ñêè (ãîëåìåÿ ñå ‘angeben’ > Ãîëåìäæèéñêè, bulg.
Ãîëÿìîâ, Ãîëåìîâ, Ãúðäåâ), -ñêà (Ãåðàíëèéñêà ‘Einwohner von Geran’, bulg.
Ãåðàíñêè) und vielleicht auch noch -èí(à) dazu, aber wohl nicht Namen wie
Âàëåíòèíà Ñèðîïîëó.15
Die Namensgebung ist somit immer auch ein ethnografisches Problem, d. h.
bei Völkerwanderungen und entsprechender Assimilation werden zugleich auch
die Traditionen bei der Vergabe von Namen an Neugeborene miteinander konfrontiert.
Bei den Bulgaren waren dies die Gepflogenheiten der Protobulgaren
und der bulgarischen Slawen, die auf die Bräuche ihrer Vorsiedler, Nachbarn und
Besatzer (Thraker, Römer, Byzantiner, Griechen, Osmanen u. a.) stießen.
In der Gegenwart drücken nach DASKALOVA immer mehr bulgarische Bürger
den Wunsch aus, ihren Vatersnamen nach dem in Westeuropa und in den USA
üblichen Modell bilden zu können, d. h. ohne die Suffixe -îâ(à) und -åâ(à). Beim
Familiennamen gäbe es auch schon eine Missachtung des Sexus, d. h. es wird
ein „gemeinsames Sexus“ favorisiert, sodass statt Ìàðèÿ Èâàíîâà Ïåòðîâà
dann Ìàðèÿ Èâàí Ïåòðîâà oder sogar Ìàðèÿ Èâàí Ïåòðîâ erscheinen würde.
Soziolinguisten sehen in solchen Bestrebungen eine schnellere Anpassung an
die kommunikativen Bedürfnisse in Europa und im gesamten Globalisierungsprozess,
vgl. Stichworte wie Bilinguismus, Mischehen, Fremdsprachenerwerb
u. a.16
14 Dies bestätigen auch meine sporadischen Umfragen unter Bulgaren, wenn sie aufgefordert werden,
typische bulgarische Familiennamen zu nennen, und sie dann z. B. anführen: Ïîïîâ(à),
Äèìèòðîâ(à), Ãåîðãèåâ(à), Ìëàäåíîâ(à) usw.
15 Dies ist der Name einer der in Libyen inhaftierten bulgarischen Krankenschwestern, die nach
8-jähriger Haft in Lybien am 24. 07. 2007 nach Bulgarien zurückkehren konnte. Nach unserer
Auffassung würde sie keinen bulgarischen Namen tragen, aber trotzdem eine Bulgarin sein.
16 DASKALOVA weist in diesem Zusammenhang auf ähnlich gelagerte Probleme bei der Movierung
hin, vgl. ïðîôåñîð – ?ïðîôåñîðêà, äîöåíò – ?äîöåíòêà u. a., bei denen die Endung -êà
eher mit pejorativen Nuancen verbunden wird und deshalb für die Motion (noch) nicht in Frage
kommt.
Uwe Büttner
274
4 Zur Wiedergabe bulgarischer Familiennamen in Deutschland
Aufgrund der unterschiedlichen Alphabete (Kyrillisch vs. Lateinisch) besteht ein
erstes Problem bei der Wiedergabe der bulgarischen Namen in den offiziellen
Dokumenten, in Publikationen und anderswo in deren Schreibung (vgl. z. B. Äè-
ìèòðîâ > Dimitrow vs. Dimitrov vs. Dimitroff ).
4.1 Zur Schreibung bulgarischer Familiennamen in Deutschland
Das bulgarische Projekt „Verständliches Bulgarien“
(„Ðàçáèðàåìà Áúëãàðèÿ“)17
Bei diesem Projekt handelt es sich um ein vom „Ministerium für Staatsverwaltung
und Verwaltungsreformen“ finanziertes Programm zur dringend notwendigen
Vereinheitlichung bei der Transliterierung bulgarischer Eigennamen im In- und
Ausland. Realisiert wurde dieses Projekt von einem Team von Mitarbeitern des
„Instituts für bulgarische Sprache“ an der „Bulgarischen Akademie der Wissenschaften“
und der „Arbeitsgruppe zur Standardisierung der Eigennamen“. Das
neue System ist insofern verbindlich, als die Regeln (und auch die unumgänglichen
Ausnahmen) bei der Transliteration von Namen geographischer Objekte
und Namen von Objekten in den Siedlungsgebieten einzuhalten sind. Bei den
Vor-, Vaters- und Familiennamen handelt es sich dagegen eher um wünschenswerte
Empfehlungen, d. h. jedem Bulgaren sei es selbst überlassen zu entscheiden,
wie sein Name in lateinischer Schrift aussehen soll. Im Zuge der Projektrealisierung
wurde eine Datenbank für Eigennamen geschaffen (z. Z. über 30 000
Einträge), wie auch eine webbasierte Anwendung18, um kyrillische Namen im
Lateinischen und umgekehrt korrekt wiedergeben zu können. Wie soll dies aber
möglich sein, wenn z. B. dt. y für bulg. é, þ, ü und ÿ stehen soll (s. Fn. 20).
17 Vgl. http: // transliteration.mdaar.government.bg /about-project.php (21. 07. 2009).
18 Über ein Eingabefeld kann man sich den gewünschten Namen in Kyrillisch resp. Lateinisch
anzeigen lassen. Hier das Ergebnis eines Tests bei Familiennamen: Êîâà÷åâ > Kovachev,
Äèìèòðîâ > Dimitrov, Êðúñòåâ > Krastev, ßíêîâ > Yankov, Õóáîâ > Hubov, Éîâêîâ > Yovkov,
Þðäåêîâ > Yurdekov, Ùåðåâ > Shterev, Øàõàíîâ > Shahanov, Çàðåâ > Zarev, Æåáåëîâ
> Zhebelov, Áîòüîâ > Botyov; Büttner > Áüòòíåð (sic!), Schmidt > Ñ÷ìèäò, Schmitt >
keine Angabe.
275
Bulgarische Familiennamen in Deutschland
Obwohl das o. g. Projekt in der bulgarischen Öffentlichkeit breit diskutiert
worden sein soll, scheint es die Probleme nur zum Teil zu lösen und wird so wohl
kaum dazu beitragen, das Chaos bei der Wiedergabe von bulgarischen Familien-
und anderen Namen in der deutschen Medienlandschaft zu beseitigen.
Die Öffentlichkeit und die Übersetzerpraxis in Deutschland ist gegenwärtig
mit vier unterschiedlichen Vorschriften konfrontiert:
a) Transkription
b) wissenschaftliche Transliteration
c) ISO-Norm und
d) die von bulgarischer Seite aus vorgeschlagene Transliteration (zum Vergleich
s. Tabelle):
Bulgarischer
Buchstabe /
Bulgarischer
Familienname
Transkription wissenschaftliche
Transliteration
ISO-Norm bulgarische
Transliteration
(„Verständliches
Bulgarien“)
à A
Àëáåíîâ
à A
Albenow
a A
Albenov
a A
Albenov
a A
Albenov
á Á
Áàòàêîâ
b B
Batakow
b B
Batakov
b B
Batakov
b B
Batakov
â Â
Âåëåâ
w W
Welew
v V
Velev
v V
Velev
v V
Velev
ã Ã
Ãàíåâ
g G
Ganew
g G
Ganev
g G
Ganev
g G
Ganev
ä Ä
Äîáðåâ
d D
Dobrew
d D
Dobrev
d D
Dobrev
d D
Dobrev
e E
Åëåíîâ
å Å
Elenow
å Å
Elenov
å Å
Elenov
å Å
Elenov
æ Æ
Æåëåâ
sh / sch Sh / Sch
Shelew / Schelew
ž Ž
Želev
ž Ž
Želev
zh Zh
Zhelev
ç Ç
Çåëåíîâ
s S
Selenow
z Z
Zelenov
z Z
Zelenov
z Z
Zelenov
è È
Èëèåâ
i I
Iliew
i I
Iliev
i I
Iliev
i I
Iliev
é É
Éîâêîâ
i/ j I / J
Iovkow / Jovkow
j J
Jovkov
j J
Jovkov
y Y
Yovkov
ê Ê
Êðóìîâ
k K
Krumow
k K
Krumov
k K
Krumov
k K
Krumov
ë Ë
Ëàâðîâ
l L
Lawrow
l L
Lavrov
l L
Lavrov
l L
Lavrov
Uwe Büttner
276
Bulgarischer
Buchstabe /
Bulgarischer
Familienname
Transkription wissenschaftliche
Transliteration
ISO-Norm bulgarische
Transliteration
(„Verständliches
Bulgarien“)
ì Ì
Ìàíåâ
m M
Manew
m M
Manev
m M
Manev
m M
Manev
í Í
Íåíîâ
n N
Nenow
n N
Nenov
n N
Nenov
n N
Nenov
î Î
Îâ÷àðîâ
o O
Owtscharow
o O
Ovèarov
o O
Ovèarov
o O
Ovcharov
ï Ï
Ïåíåâ
p P
Penew
p P
Penev
p P
Penev
p P
Penev
ð Ð
Ðóñåâ
r R
Rusew
r R
Rusev
r R
Rusev
r R
Rusev
ñ Ñ
Ñòàíåâ
s S
Stanew
s S
Stanev
s S
Stanev
s S
Stanev
ò Ò
Òðàéêîâ
t T
Traikow / Trajkow
t T
Trajkov
t T
Trajkov
t T
Traykov
ó Ó
Óøåâ
u U
Uschew
u U
Ušev
u U
Ušev
u U
Ushev
ô Ô
Ôèëåâ
f F
Filew
f F
Filev
f F
Filev
f F
Filev
õ Õ
Õðàáðîâ
ch CH
Chrabrow
h H / ch CH
Hrabrov /
Chrabrov
h H
Hrabrov
h H
Hrabrov
ö Ö
Öîíåâ
z Z
Zonew
c C
Conev
c C
Conev
ts Ts
Tsonev
÷ ×
×àíåâ
tsch Tsch
Tschanew
è È
Èanev
è È
Èanev
ch Ch
Chanev
ø Ø
Øèïêîâ
sch Sch
Schipkow
š Š
Šipkov
š Š
Šipkov
sh Sh
Shipkov
277
Bulgarische Familiennamen in Deutschland
Bulgarischer
Buchstabe /
Bulgarischer
Familienname
Transkription wissenschaftliche
Transliteration
ISO-Norm bulgarische
Transliteration
(„Verständliches
Bulgarien“)
ù Ù
Ùúðêåëîâ
scht Scht
Schtyrkelow
s S / št Št
Sãrkelov /
Štãrkelov
s S
S½rkelov
sht Sht
Shtarkelov
ú Ú
Êðúñòåâ
y Y
Krystew
ã Ã
Krãstev
½
Kr½stev
a A
Krastev
ü
Êüîñåâ
j
Kjosew
j / ´
Kjosev / K ´osev
´K
´osev
y Y
Kyosev
þ Þ
Þðêîâ
ju Ju
Jurkow
û/ ju Û / Ju
Ûrkov / Jurkov
û Û
Ûrkov
yu Yu
Yurkov
ÿ ß
ßâîðîâ
ja
Jaworow
â Â / ja Ja
Âvorov / Javorov
â Â
Âvorov
ya Ya
Yavorov
Tab. 2: Transkription bulgarischer Familiennamen nach verschiedenen Transkriptionssystemen
Buchstabenverbindungen
bulgarische
Buchstaben-
verbindung
Transliteration wissenschaftliche
Transliteration
ISO-Norm bulgarische
Transliteration
(„Verständliches
Bulgarien“)
äæ dsh / dsch dž dž dzh
äç ds dz dz dz
üî jo jo /'o ´o yo
éî io / jo jo jo yo
èÿ
(Wortende)
ija ija / iâ Iâ ia
èÿ
(nicht am
Wortende)
ija ija / iâ Iâ iya
ñõ sch [s-ch] sh sch [s-ch] sh sh
Tab. 3: Buchstabenverbindungen im Bulgarischen und deren Transskription
Uwe Büttner
278
Neben diesen Wiedergabemöglichkeiten ist auch der Usus zu berücksichtigen,
wenn sich die Schreibung eines Namens entsprechend eingebürgert hat (z. B. bei
ausländischen Schriftstellern).
Vom bulgarischen Bildungs- und Wissenschaftsministerium wurde auch das
Projekt „Kyrillisch – Lateinisch (Linguistische Untersuchungen und Empfehlungen)“
finanziert, bei dem es um einen nationalen Standard für die Transliteration
der bulgarischen Eigennamen geht. Nach MURDAROV / KOSTADINOVA ist eine
verbindliche Norm erforderlich, die die Schreibung aller Eigennamen nach einheitlichem
Prinzip vorschreibt. Diese Norm sollte auch dem sozialen Effekt entgegensteuern,
nämlich je nach politischer Lage, wie in der Vergangenheit mehrfach
geschehen, das Transliterationssystem zu ändern, je nach dem, ob gerade der Status
des Französischen, des Deutschen oder des Englischen dominiert, und damit jeweils
unterschiedliche lateinische Alphabete die Basis bilden In dem Bewusstsein,
dass auch mit dieser Empfehlung noch nicht endgültig alle Probleme gelöst sein
werden, schlagen die Projektbeteiligten folgendes Transliterationssystem vor19:
SOMMERBAUER konstatiert, dass diese Translationsvorschriften der bulgarischen
Akademie bislang nicht einmal für die Behörden selbst wirkungsmächtig seien.
19 MURDAROV / KOSTADINOVA: http://www.balgarskiezik.org/names.htm (21. 07. 2009).
Kyrillisch Lateinisch
A a A a
Á á B b
 â V v
à ã G g
Ä ä D d
E e E e
Æ æ Zh zh
Ç ç Z z
È è I i
É é Y y
Kyrillisch Lateinisch
K k K k
Ë ë L l
M ì M m
Í í N n
O o O o
Ï ï P p
Ð ð R r
Ñ ñ S s
Ò ò T t
Ó ó U u
Kyrillisch Lateinisch
Ô ô F f
X x H h
Ö ö Ts / Tz ts / tz
× ÷ Ch ch
Ø ø Sh sh
Ù ù Sht sht
Ú ú A a
Ü ü Y y
Þ þ Yu yu
ß ÿ Ya ya
279
Bulgarische Familiennamen in Deutschland
5 Zur Frequenz und Verbreitung der bulgarischen Familiennamen20
Spezielle statistische Angaben zur Verbreitung der bulgarischen Familiennamen
in Bulgarien oder in Deutschland sind uns nicht bekannt. Im Internet (vgl. ŠOPOV
u. a.) stießen wir jedoch auf eine Computeranalyse des Sofioter Telefonbuches, bei
der 350000 Vorkommen von insgesamt 18100 verschiedenen Familiennamen vor
allem auf deren protobulgarische Herkunft untersucht wurden, indem Bestandteile
der Namen mit seltenen, archaischen und urbulgarischen Wörtern im heutigen
Bulgarischen, aber auch mit Wörtern im Hindi und Sanskrit verglichen werden.
Die Analyse liefert als Ergebnis, dass die Familiennamen mit der höchsten
Frequenz biblischen Ursprungs sind, gefolgt von den Namen slawischer Herkunft.
Auch aus protobulgarischer Zeit würden Namen stammen, die von Berufen,
Eigenschaften oder Beinamen der Familienoberhäupter abgeleitet wurden, als
man die Familiennamen einführte. Geringer sei die Zahl jener Familiennamen,
deren Wurzel der Vorname des Familienoberhaupts bildet.
Die Recherche mittels Telefonbuch (s.u.) zur Feststellung von „bulgarischen
Kolonien“ in Deutschland stößt auf folgende Probleme.
a) Nicht alle in Deutschland lebenden Bulgaren oder Bulgarinnen sind auch
im Telefonbuch erfasst.
b) Viele Bulgarinnen, die mit deutschen Männern (oder Männern anderer
Nationalitäten) verheiratet sind, sind am neuen Familiennamen nicht zu erkennen.
Wenn überhaupt, dann eher am Vornamen (vgl. z. B. Rumjana Asberg, Zwetanka
Engler). Eine kurze Umfrage hat ergeben, dass die bulgarischen Frauen eine solche
Namensvariante favorisieren, sofern sie mit ihrem Partner in Deutschland leben.
Leben Sie dagegen mit einem Deutschen in Bulgarien, tendieren die meisten
zu einem Doppelnamen (z. B. Violeta Müller-Vlajkova). In der Bibliographie finden
sich aber auch z. B. die Namen Elka Parveva-Kern, Sonja Daieva-Schneider
und Vessela Christova-Radoeva.
c) Da in Deutschland die Angabe von Vatersnamen nicht üblich ist, kann
bei Namen von Bulgaren nicht immer eindeutig festgestellt werden, ob es sich
20 Eine Liste der bulgarischen männlichen resp. weiblichen Vornamen findet sich unter: http://
bg.wikipedia.org/wiki/Ñïèñúê_íà_áúëãàðñêè_ìúæêè_èìåíà; resp. http://bg.wikipedia.org/
wiki/Ñïèñúê_íà_áúëãàðñêè_æåíñêè_èìåíà (21. 07. 2009).
Uwe Büttner
280
um den Vatersnamen oder wirklich den Familiennamen der Person handelt.
d) Viele bulgarische Namen wurden „eingedeutscht“, meist auch mit vom
Original abweichender Betonung (z. B. Áàëúêîâ > Ballakov/Balakov)
e) Bei den weiblichen Namen sind Schwankungen zu beobachten, indem
nicht immer die Endung -a übernommen wird (z. B. ãîñïîæà Ñòåôàíîâà > Frau
Stefanow vs. Frau Stefanowa).
f) Es müssen auch Doppelnamen berücksichtigt werden.
g) Verwechslungen mit homonymen russischen (und z.T. auch anderen) Namen
müssen einkalkuliert werden.
In alphabetischer Reihenfolge der Familiennamen und unter Berücksichtigung
der Transliteration resp. Transkription sowie der Vornamenhäufigkeit lieferte die
Telefonbuchrecherche folgende Ergebnisse:21 (Kursiv gesetzte Namen sind weitere
willkürlich ausgewählte bulgarische Namen.)
Name Treffer Vorkommen
(Bundesländer,
nur Platz 1–3)
Aleksandrov
Aleksandrow
Aleksandroff
Aleksandrova
Aleksandrowa
15
2–93
NW, BW, BE
BY, NW, BB/SH
Angelov
Angelow
Angeloff
Angelova
Angelowa
72
31
571
BY, NW, HE
ST, MV, BE
BW, NW. RP/HE
Ankov, Ankow, Ankoff, Ankova
Ankowa
–
21 Die Recherche erfolgte über die Adresse http: // christoph.stoepel.net / geogen / v3 / (21. 07. 2009),
die uns von der Onomastikabteilung des Instituts für Slawistik an der Universität Leipzig zur
Verfügung gestellt wurde, und mit deren Hilfe in Deutschland und Österreich über Telefonbucheintragungen
„geographische Genealogie“ (ortsbezogene Ahnenforschung) betrieben werden
kann.
281
Bulgarische Familiennamen in Deutschland
Atanasov
Atanasow
Atanasoff
Atanasova
Atanasowa
Atanassov
Atanassova
36
318–
17
11
NW, HE, BY/BW
NW, BY, –
BE, BY, NW
BY, HE, BB
Borisov
Borisow
Borisoff
Borisova
Borisowa
Borrisov
Borrisova
Borrisowa
24
21
1
18
4
19
10
1
NW, BY, NI
NW, BY, RP/NI
NW, HE/HH
BY, HH, NW
SL, BY, BE
Christov
Christoff
Christow
Christova
Christowa
Hristov
Hristoff
Hristova
Hristowa
30
42
45
14
66
1
27
–
BY, BE, HE
HH, BW, NI
BE, BW, HE
BY, BW, NW
BY, BE, NI
Cvetankov(a), Zvetankov(a), Zwetankow(a)
Zwetankoff
–
Danielov
Danielow(a), Danielova
1
Dantschew 4
Desislavov(a), Desislawow(a), Desislawoff –
Dimitrov
Dimitrow
Dimitroff
Dimitrova
Dimitrowa
127
48
31
61
6
BY, BW, NW
SN, NW, TH
BW, BY, BE
NW, BY, BE
BE, BY SN
Dobrewski 3
Ekaterinov(a), Ekaterinow(a), Ekaterinoff –
Elenkov
Elenkow
Elenkoff, Elenkova, Elenkowa
–2
Elenov, Elenow, Elenoff, Elenova, Elenowa –
Emiliev(a), Emiliew(a), Emilieff –
Galinov(a), Galinow, Galinoff
Galinowa
–1
Uwe Büttner
282
Gentschev
Gentschew
55
Georgiev
Georgiew
Georgieff
Geogieva
Georgiewa
103
66
32
58
8
NW, BY, BW
BE, ST, TH
BY, HE, ST
BY, NW, BE
ST, NW, BE
Iliev
Iliew
Ilieff
Ilieva
Iliewa
64
84
13
4
BY, NW, BE
ST, SN/NW/MV/
HE
BY/NW, HE/BE
Ivankov
Iwankow
Iwankoff, Ivankova, Iwankowa
26
ST/BB, NI
Ivanov
Iwanow
Iwanoff
Ivanova
Iwanowa
330
210
31
127
36
NW, BY, BW
NW, NI, BY
BY, HE HH/NI
NW, BY, BW
NW, SN, BW
Jordanov
Jordanow
Jordanoff
Jordanova
Jordanowa
Yordanov
Yordanova
28
10
21–
11
6
BW, BY, HH/BE
NW, TH, SN/ST
BY, BE, NW
BY, BW, –
Jordankov(a), Jordankow(a), Jordankoff
Yordankov(a)
–
Kirilov
Kirilow
Kiriloff
Kirilova
Kirilowa
7
10
–61
NW, BW/SN/NI
NI, BE, BW
NW, BY, –
Kras(s)imirov, Kras(s)imirow, Kras(s)imiroff
Kras(s)imirova, Kras(s)imirowa
–
Liljanov, Liljanow, Liljanoff, Liljanova
Liljanowa, Lilyanov(a)
–
Maev,
Maew(a), Maeff, Maeva
1–
Margaritov
Margaritow, Margaritova, Margaritowa
Margaritoff
1–4
Mariev, Mariew, Marireff, Marieva, Mariewa –
283
Bulgarische Familiennamen in Deutschland
Markov
Markow
78
88
BW, NW, BY
NW, NI, MV
Martinov
Martinow
Martonoff
Martinowa
Martinova
26
15
14
24
BW, NW, HE
BY, NW, BW
ST, BY, BW/NI
Minkov
Minkow
20
7
NW, HE, RP/NI
BE, BY, BW
Nadešdov(a), Nadeschdoff, Nadeschdow(a) –
Nikolaev
Nikolaew
Nikolaeff
Nikolaeva
Nikolaewa
49
6–
17
1
NW, BY, BW
SH/NI/RP/BY/
BW/HE
NW, BE, BY
Nikolov
Nikolow
Nikoloff
Nikolova
Nikolowa
118
31
6
42
5
BY, NW, HE
BY, SN, TH/BE
NW, BW, BE/NI
NW, BE, BW
Mladenov,
Mladenow, Mladenoff,
Mladenova
Mladenowa
18
506–
BW, BY, NW
SN, BY, NW
Nedjalkowa 2
Penev
Penew
Peneff
Peneva
823
10
BW/BY, BE
NW, BE, BY
Penkov
Penkow
Penkoff
Penkova
Penkowa
12
9–51
NW, NI, SL
RP/NW/BW
Petjov(a), Petjow(a), Petjoff, Petyov(a) –
Petrov
Petrow
Petroff
Petrova
Petrowa
214
163
30
87
23
BW, NW, BY
NW, BW, NI
NW, BY, BW
NW, BW, BY
NW, BY, RP
Uwe Büttner
284
Popov
Popow
Popoff
Popowa
Popova
281
124
27
18
83
NW, BY, BW
BW, NW, BY
BY, NW, BW
NW, BY, BE/NI
NW, BW, BE/NI
Radev
Radew
13
6
HE, NW, BE/BB
BE, BB, NW/SN
Radkov, Radkow, Radkoff, Radkova, Radkowa –
Rajnov(a), Rajnow(a), Rajnoff –
Rosicov(a)/Rosicev(a), Rosizow(a)/Rosizew(a) –
Rusev
Russew
12
7
NW, RP, BE/BY
SN, ST, MV
Silviev(a), Silwiew(a), Silwieff –
Spasov
Spasow
Spassow
Spassoff
Spasova
17
4524
HE, BW, BY
Stefanov
Stefanow
Stefanoff
Stefanova
Stefanowa
Steffanov
45
22
2
17
32
BY, BW, HE
BE, BW, SN
BY, BE, NW
Stojankov(a), Stojankow(a), Stojankoff
Stoyankov(a)
–
Stojanov
Stojanow
Stojanoff
Stojanova
Stojanowa
Stoyanov
Stoyanova
68
22
18
18
1
47
20
BY, NW, BW
BE, SN, BB
BY, BW, NW
HE, BY, NW
NW, BY, BW
BE/BY/BW
Tanev
Tanew
10
2
NW, NI, HE/BE
Teodorov(a), Teodorow(a), Teodoroff –
Todorkov(a), Todorkow(a), Todorkoff –
Todorov
Todorow
Todoroff
Todorova
Todorowa
81
23
10
27
3
BY, NW, BW
ST, NI. BE/BY
BY, BW, HE
BY, NW, BE
285
Bulgarische Familiennamen in Deutschland
Trifonov
Trifonow
Trifonoff
Trifonowa
Trifonova
17
6514
BW, BY, SH
Tscholakov
Tscholakow
23
Valentinov
Valentinow
Valentinoff, Valentinowa
Valentinova
11–1
Vasilev
Vassilev
Vasilew
Vassilew
Vasileff
Vasileva
Vassileva
Vasilewa
Vassilewa
Wassilew
Wassilewa
58
28
––
30
19––
20
1
NW, BW, NI
NW, BE, BY
NW, NI, BY
BY, NW, HE
BE, BB, SN
Vasilkov
Vasilkow, Vas(s)ilkoff. Vasilkowa
Vasilkova
Vassilkov
Vassilkova
2–122Velev
Welew
91 BY, BE, HE
Violetov(a), Violetow(a), Violetoff –
Vladimirov
Vladimirow
Vladimiroff
Vladimirowa
Vladimirova
13
1––5
BY, BE/BW
Zornicov(a), Sornizow(a), Sornizoff –
Alle hier angeführten statistischen Angaben müssen als unterdurchschnittlich
betrachtet werden und lassen keine Verallgemeinerungen zu. Zu den häufigsten
bulgarischen Familiennamen in Deutschland, sofern es sich nicht um russische
handelt, scheinen Èâàíîâ, Ïîïîâ, Ïåòðîâ, Ãåîðãèåâ, Äèìèòðîâ und Íèêîëîâ
zu gehören. Als Bundesländer wurden am meisten Nordrhein-Westfalen, Bayern
und Baden-Württemberg genannt.
Uwe Büttner
286
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