Bericht für die Hauptvisitation


Partnerschaft mit der Kirchengemeinde Kirschkau/ Lössau in Thü­ringen



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3.4Partnerschaft mit der Kirchengemeinde Kirschkau/ Lössau in Thü­ringen


von Ingrid Röhling

Die Lukasgemeinde unterhält bereits seit 1982 eine Partnerschaft zur Kirchengemeinde Kirschkau/ Lössau in Thüringen. Der Kontakt kam über den damaligen Bezirksbeauf­tragten für Ost-West-Beziehungen zustande. Die Partnerschaft wurde nach ersten Kon­takten zwischen den Pfarrern und einigen privaten Besuchen intensiviert, als der KGR 1985 zum ersten Mal nach Thüringen reiste. Seit dieser Zeit besteht ein reger Kontakt, der zu zahlreichen persönlichen Freundschaften geführt hat.

Die Partnerschaft wurde vor allem durch Mitglieder des KGR und einzelne Gemein­deglieder getragen. Nach dem Mauerfall konnten die Freunde aus Kirschkau/ Lössau erstmals die Lukasge­meinde besuchen. Seit dieser Zeit findet i.d.R. einmal jährlich ein Be­such statt, abwech­selnd in Gerlingen und in Kirschkau/ Lössau.

Schon zur schönen Gewohnheit wurde der Stand mit Thüringer Rostbratwürsten frisch und direkt aus Kirschkau/ Lössau sowie Honigerzeugnissen an unserem Sommerfest. Hier wird die Partnerschaft auch für Gemeindemitglieder, die kei­nen persönlichen Kontakt nach Kirschkau/ Lössau pflegen, erlebbar.

Ein vorläufiger Höhepunkt der Beziehungen war der Besuch einer 10-köpfigen Gruppe und des Posaunenchors der Lukasgemeinde in diesem Sommer in Kirschkau. Anlass war das dortige 250-jährige Kirchenjubiläum. Wir wurden mit einer warmen und selbstver­ständlichen Herzlichkeit empfangen. Der Zusammenhalt in der dortigen Kirchenge­meinde ist beeindruckend, ebenso das Engagement der Gemeinde für die Renovierung der denkmalgeschützten Kirche.

Der Austausch mit Christen aus den neuen Bundesländern ist auch 14 Jahre nach dem Fall der Mauer noch spannend und bereichernd. Da inzwischen Gemeindeglieder aus der Lukasgemeinde und aus Kirschkau/ Lössau, die die Partnerschaft viele Jahre hindurch mitgetragen haben, nicht mehr reisen können oder seit den letzten Wahlen als Kirchen­gemeinderäte ausgeschieden sind, steht auf beiden Seiten ein Generationswechsel an. Es wird zunehmend deutlich, dass die Partnerschaft, so sie über die gewachsenen Freund­schaften hinaus Bestand haben soll, nur gelingt, wenn weitere Gemeindeglieder am Austausch Interesse zeigen.


4Diakonie


Diakonie erschöpft sich nicht in der helfenden Tat am körperlich notleidenden Men­schen. Diakonie beinhaltet sowohl die seelsorgerliche Begleitung von Menschen als auch den kirchlichen Dienst in kultureller und erwachsenbildnerischer Hinsicht. Deshalb sollen Seelsorge, Diakonie und Erwachsenenbildung unter einem Kapitel zusammenge­fasst sein.

4.1Seelsorge

4.1.1Die seelsorgerliche Arbeit des Pfarrers


von Jens Keil

Seelsorge lässt sich nicht auf die Begleitung von Menschen mit Problemen beschränken. Auch das klar definierte „Setting“ eines Vieraugengesprächs mit dem Psychotherapeuten in einem geschlossenen Raum trifft auf kirchliche Seelsorge nicht zu. Seelsorge ist für mich grundsätzlich zunächst einmal im Rahmen des Glaubens der interessierte, respekt­volle und wertschätzende Kontakt mit meinem Gegenüber, der offen ist für tiefere Ge­spräche. Das geschieht auf der Straße, zwischen Tür und Angel, auf der Kanzel und im Gottesdienst, an der Wursttheke und am Telefon.

Eine kleine und „intime“ Gemeinde wie die Lukasgemeinde bringt es mit sich, dass der zufällige Kontakt „unterwegs“ ein wesentlicher Teil meiner seelsorgerlichen Tätigkeit ist. Ich habe sogar das Gefühl, dass die Menschen „im Vorbeigehen“ und „geschwind am Telefon“ offener sind, weil sie das Gefühl haben, das Gespräch jederzeit abbrechen zu können. Das ist angenehmer, als wenn man sich erst beim Pfarrer einen Termin geben lassen muss, um dann hochoffiziell im Pfarrbüro auspacken zu müssen. Vielleicht hat das aber auch damit zu tun, dass ich als „neuer Pfarrer“, als der ich immer noch begrüßt werde, auf diese Weise gefahrlos ausgetestet werden kann.

Für mich bedeutet diese Form der Seelsorge eine besondere Herausforderung, da ich schnell umschalten muss und oft ohne schützenden Raum en passant mit existenziellen und lebensbedrohlichen Problemen konfrontiert werde. War man gerade noch beim Ein­kaufszettel oder in Gedanken beim nächsten Termin heißt es nun, sich schnell auf das Gegenüber einzustellen. Bei einem Hausbesuch oder einem Termin im Pfarrbüro kann man sich im besonderen „Setting“ besser auf die Situation einstellen.

Im Pfarrbüro wegen Lebensproblemen aufgesucht werde ich nicht allzu oft. Es gab im Jahr 2003 sechs Einzelgespräche zu akuten Lebensproblemen. Sehr wenige Menschen kommen regelmäßig. Ich bevorzuge in diesem Fall einen Turnus von 1,5 Stunden in zwei Wochen in akuten Situationen. Gegebenenfalls lege ich Wert auf den Hinweis, dass ich keine therapeutische Ausbildung habe und deshalb kein Ersatz bin für einen Psy­chotherapeuten. Problemfelder sind Arbeitslosigkeit, oft Depression in der zweiten Le­benshälfte, Eheprobleme.

Bei meinen Hausbesuchen habe ich gegenüber meinem Vorgänger mit dem Kirchenge­meinderat eine konzeptionelle Änderung eingeführt. Der Pfarrer macht in der Lukasge­meinde nicht schematisch Besuche zu den runden Geburtstagen. Die Befürchtung war, dass dann die Zeit nicht mehr für die seelsorgerlich als unbedingt notwendig einzustu­fenden Besuche reicht. Vielmehr besuche ich Menschen, von denen ich weiß, dass sie schwer krank, einsam oder von schweren Lebensproblemen betroffen sind. Diese Men­schen besuche ich auch länger und öfter. Dazu gehört auch, dass ich bei einem Trauerfall mindestens einen Nachbesuch mache.

Diese Entscheidung konnte aber nur getroffen werden, weil wir einen Besuchsdienst ha­ben, der ab dem 70. Geburtstag alle (!!!) Jubilare besucht. Er ist für mich auch eine wichtige Quelle, die mir anzeigt, wo ich mal einen Besuch machen soll. Allerdings höre ich immer wieder von Gemeindemitgliedern, dass sie meinen Besuch vermisst haben.

Eine Ausnahme mache ich bei ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über 70 sowie denen, die es einmal gewesen sind. Sie werden nach Möglichkeit von mir zum Geburtstag besucht. Allerdings komme ich nicht zum Geburtstag selbst, sondern in den Wochen danach. Dann ist mehr Zeit für ein Gespräch unter vier Augen als am Tag selbst, an dem hoffentlich Freunde und Familien zu Gast sind.

In der Regel mache ich pro Woche zwei Besuche. Zusammen mit den Konfirmandenel­ternbesuchen, den Tauf - und Trauerbesuchen und Nachbesuchen komme ich auf etwa 75 Hausbesuche im Jahr. Allerdings habe ich das Gefühl, dass ich im vergangenen Jahr nicht überall gewesen bin, wo ich hätte sein wollen. Ich hoffe aber, dass mit zunehmen­der Routine mehr Zeit für Hausbesuche bleibt.

4.1.2Der Besuchsdienst


von Inge Bach und Karin Scholl

Der Besuchsdienst wurde 1987 durch den damaligen Pfarrer Thomas Utz ins Leben ge­rufen. Bis zu diesem Zeitpunkt besuchten zwei Frauen aus der Gemeinde (Frau Wiesner, die heute noch dabei ist, und Frau Börstler, die vor der Gründung des Besuchsdienstes verstarb) und der Pfarrer die Geburtstagskinder ab 70 Jahren. Nach einer Anfrage durch Pfarrer Utz im Frauenseminar wurde ein Besuchsdienstseminar im Lukasgemeindehaus durch Pfarrerin Haug von der Matthäusgemeinde durchgeführt.

Anschließend wurde der Besuchsdienst aktiv. Die Gruppe besteht z.Zt. aus neun Frauen (acht aus der Gründerzeit) im Alter von 58 bis 75 Jahren. Frau Wiesner, die, wie oben erwähnt, bereits vor Gründung des Besuchsdienstes viele Jahre die Gemeindeglieder am Geburtstag besuchte, ist damals diesem neuen Besuchsdienst beigetreten und seither immer noch dabei. Sie ist Ungarndeutsche und kennt viele ihrer Landsleute, die in Ger­lingen – und vor allem im Gehenbühl – nach dem Krieg ansässig wurden. Der Ge­burtstagsbesuch bei ihren Landsleuten bietet sich besonders an. Besuchsdienst, d.h. jedes Gemeindeglied ab 70 Jahren wird regelmäßig zum Geburtstag von einer dieser Damen besucht. Natürlich ergeben sich daraus auch zusätzliche Besuche z.B. bei Krankheit oder einem Trauerfall. Im Laufe der Zeit entwickelte sich teilweise auch ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis, da die Geburtstagskinder in der Regel immer von den selben Da­men besucht werden. Über 250 Geburtstagsbesuche stehen jährlich in der Lukasge­meinde an.

Unter Pfarrer Boy fand Mitte der Neunziger Jahre ein Wochenendseminar mit dem Be­suchsdienst in Rothenburg o.d. Tauber statt, auf welchem durch verschiedene Vorträge und Gespräche mit Referenten die Gruppe in sich und in ihrer Aufgabe bestärkt wurde.

Der Besuchsdienst trifft sich drei bis viermal im Jahr, um die Glückwünsche der Kir­chengemeinde (Brief vom Pfarrer mit Geburtstagsbüchlein o.ä. und eine Karte mit der Jahreslosung) abzuholen. Wie oben bereits erwähnt, hat jede der Besuchsdienstdamen so „ihre Geburtstagskinder“ – ist eine der Damen verhindert, wird der Besuch nachgeholt. Bei diesem Treffen mit dem Pfarrer tauscht man sich über die Besuche aus, bespricht, wer krank oder einsam ist und wer vom Pfarrer unbedingt besucht werden sollte. Auch dies ist eine wichtige Aufgabe. Der Pfarrer ist darauf angewiesen, vom Besuchsdienst oder auch anderen Gemeindegliedern zu erfahren, wo ein Besuch angebracht oder drin­gend nötig ist. Auch die Besuchsdienstdamen besuchen manche Gemeindeglieder zu­sätzlich, wenn sie das Gefühl haben, es ist erforderlich.

Der vorherige Pfarrer, Herr Boy, besuchte die Gemeindeglieder zum „runden“ Ge­burtstag selbst. Der neue Pfarrer, Herr Keil, setzt andere Schwerpunkte. Er macht inten­sive und mehrere Besuche bei Krankheit, Trauerfall und bei Menschen, wo auf einen seelsorgerlichen Besuch gewartet wird.

Es ist für die Besuchsdienstfrauen ein gutes Gefühl, wenn sie spüren oder es ihnen ge­sagt wird, wie viel Freude ein Besuch bereitet. Ganz unterschiedliche Menschen werden besucht: Menschen, die einen hereinbitten und unendlich viel Zeit haben um zu reden (das muss man berücksichtigen); Menschen, die keine Zeit haben und einen an der Tür abfertigen (auch das weiß man beim nächsten Besuch); Menschen, die ihr ganzes Leben erzählen oder die unendlich traurig sind; Menschen, die die Stube voll mit Gästen haben und bei denen es lustig zugeht; Menschen, die auf Gott und die Welt schimpfen; Men­schen, an die niemand denkt, für die man der einzige Besuch ist an ihrem Geburtstag. Auf alle muss man sich einstellen, allen will man ein wenig Freude bereiten oder dalas­sen.

Ein Wunsch für die Zukunft wäre, dass der Besuchsdienst vielleicht mit „jüngeren“ Da­men verstärkt wird und diese gute Sache weiterlebt.



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