5.2Der Pfarrer
von Jens Keil
Es ist konzeptionell gewollt, dass ich zu den einzelnen Arbeitsbereichen in den jeweiligen Kapiteln Stellung nehme. Dadurch soll deutlich werden, dass ich mich eher als Teil der Gemeinde ansehe als ihr Gegenüber.11
5.2.1Vita
Zur Person
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Jens Keil
geboren 1966 in Stuttgart
verheiratet mit Barbara Stuhlinger-Keil (Soz.päd.)
2 Kinder, geboren 2001 und 2003
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Ausbildung
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1986 Abitur am Johannes-Kepler-Gymnasium, Leonberg
1986–88 Zivildienst auf der gerontopsychiatrischen Pflegestation der Samariterstiftung Leonberg
1988–95: Studium der Theologie
1988/ 89 Sprachenkolleg Stuttgart
1989–91 Universität Tübingen
1991/ 92 University of Edinburgh
1992/ 93 Universität Marburg
1993–95 Universität Tübingen
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Beruflicher
Werdegang
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1995–97 Redaktionsmitarbeiter im Amt für Information und Öffentlichkeitsarbeit der Landeskirche. Erwerb einer journalistischen Grundausbildung an der Christlichen Presseakademie.
1997–99 Vikariat in Neckarrems, Kirchenbezirk Ludwigsburg
1999–2002 Pfarrer zur Dienstaushilfe beim Dekan des Kirchenbezirks Sulz
seit 2002 Pfarrer der Lukasgemeinde Gerlingen-Gehenbühl
| 5.2.2Zum Selbstverständnis des Pfarrers
Der Beruf des Pfarrers ist kein Job. Der Beruf des Pfarrers ist eine Profession. Amt und Person, Leben und Beruf, können nicht von einander getrennt werden, auch wenn sie sich nicht gegenseitig decken. Pfarrersein ist also ein Habitus, eine Lebenshaltung. Um so mehr ist die professionelle Distanz gefordert, sowohl um das eigene Tun kritisch zu beleuchten als auch, um durch Auszeiten das innere Gleichgewicht wieder herzustellen.
Gelungene Gemeinschaft der Menschen mit Gott und untereinander ist für mich Grundlage und Ziel einer offenen und lebendigen Kirchengemeinde. Meine Aufgabe als Pfarrer sehe ich darin, mitzuarbeiten, dass Menschen mit Gott und untereinander in Verbindung treten und bleiben. Ich verstehe mich dabei als Moderator (nicht als Vermittler), der mit dazu beiträgt, dass Kommunikation und Gemeinschaft zwischen den Menschen untereinander und zwischen Gott und den Menschen gelingt.
Dabei sehe ich mich in erster Linie als hauptamtliches Gemeindeglied, das im Auftrag der Kirchengemeinde für die Kirchengemeinde die Geschäfte führt, die Gruppen und Mitarbeiter begleitet und fördert sowie die Aufgaben erledigt, die gewünscht und von Ehrenamtlichen nicht getan werden können. Meine Aufgabe ist es, vorhandene Ressourcen und finden und zu fördern. Dementsprechend gehört den Multiplikatoren in der Gemeinde meine besondere Aufmerksamkeit. Wenn die Ehrenamtlichen zufrieden sind und sich gefördert fühlen, erreichen wir mehr Menschen, als wenn der Pfarrer selbst meint, alle erreichen zu müssen.
Als Experte sehe ich mich in erster Linie für Theologie und Gottesdienst sowie für Seelsorge in Krisensituationen. Das sind meine Schwerpunkte. Das habe ich gelernt. Dazu kommt die Jugendarbeit, die aufgrund ihrer strukturellen Diskontinuität (ständiger Wechsel der Mitarbeiter bzw. der Lebenswelten durch Schule, Ausbildung etc.) immer besonderer Aufmerksamkeit und Förderung bedarf. In allen anderen Bereichen bin ich ersetzbar.
Dementsprechend sehe ich es als meine Aufgabe an, die Gemeinde auf ihrem Weg des Glaubens mit meinem theologischen Sachverstand und meinem Wissen zu begleiten. Ein besonderer Ort dafür ist der Gottesdienst. Nach meinem Verständnis hat er der Dienst Gottes an den Menschen zu sein (Mt 20,28). Zuspruch und Anspruch, Annahme und Anstoß sind die Leitfäden für die Predigt.
5.2.3Die Arbeit des Pfarrers 5.2.3.1Dienstauftragsbeschreibung
(vgl. 8.2)
5.2.3.2Arbeitszeiterfassung
Zur Überprüfung meiner Arbeit führe ich in regelmäßigen Abständen eine detaillierte Arbeitszeiterfassung durch. Sie bietet eine Möglichkeit, durch ihre relative Neutralität eine kritische Distanz zur eigenen Arbeit zu schaffen. Was im subjektiven Erleben möglicherweise viel Raum einnimmt, lässt sich manchmal durch harte Zahlen nicht bestätigen. Außerdem lässt sich objektiv überprüfen, was die Arbeitsschwerpunkte sind und ob die Schwerpunktverteilung so gewünscht ist.
Die jüngste Arbeitszeiterfassung habe ich im Frühjahr 2003 durchgeführt und in Form eines schriftlichen Berichts dem KGR vorgelegt. Er war die Grundlage für konzeptionelle Entscheidungen sowie für die Erstellung der Dienstauftragsbeschreibung. Für den Kirchengemeinderat war sie sehr hilfreich, weil auf diese Weise die Arbeit des Pfarrers transparent gemacht wurde.
Auszug aus dem schriftlichen Bericht für den KGR:
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Gesamtarbeitszeit
Arbeitszeitverteilung von Pfarrer Jens Keil im Frühjahr 2003
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Als Arbeitsbelastung ergaben sich durchschnittlich 66,6 Wochenstunden. Die normale Woche ist bei etwa 63 Wochenstunden anzusetzen. Den Schnitt heben die Jugendmitarbeiterfreizeit sowie die Konfirmandenfreizeit, die ohne Vorbereitung schon mit über 30 Arbeitsstunden angesetzt sind.
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Management (21%)
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Die Sparte Management nimmt 21 Prozent der gesamten Arbeitszeit ein. Im Bereich Management sind im Wesentlichen erfasst: Personalgespräche (18%), Gebäudeunterhaltung (14%: Orgel- und Glockenwartungsvertrag, der Bauausschuss, Renovierung der Heizung u.v.m.), Gremienarbeit (28%: KGR, Verwaltungsausschuss, Dienstbesprechungen auf Distrikts- und Kirchenbezirksebene, Gesamtkirchengemeinderat, Gemeinsamer Ausschuss u.v.m.), Öffentlichkeitsarbeit (25%: Korrespondenz, Telefondienst, Repräsentationsaufgaben u.v.m.).
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Ein großer Teil dieser Arbeiten ist sicherlich auch auf die Einarbeitungszeit zurückzuführen. Darunter fallen viele Kennenlerngespräche sowie zusätzliche Absprachen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der hohe Anteil an Öffentlichkeitsarbeit ist auf den Aufbau der Homepage zurückzuführen und wurde mittlerweile reduziert, genauso wie die Gebäudeunterhaltung (durch Einstellung von Günter Voland (vgl.5.5.2.1).
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Gottesdienste (17%)
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Bei dieser Sparte handelt es sich im Wesentlichen um den Sonntagsgottesdienst (85%). Darüber hinaus wurden die Vorbereitung und die Abhaltung von drei Trauerfeiern, zwei Breitwiesenhausgottesdiensten und einem Taizé-Gottesdienst erfasst.
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Gemeindearbeit (35%)
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Als Gemeindearbeit klassifiziert habe ich die unmittelbare Arbeit an und mit Menschen, Gruppen und Kreisen in der Lukasgemeinde selbst.
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Der Anteil der Jugendarbeit in dieser Zeit war nicht repräsentativ, da mit der Jugendmitarbeiterfreizeit, der Konfirmandenfreizeit und der Jungscharfreizeit überproportional viel Jugendarbeit im Frühjahr geleistet wird.
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Seelsorge (2%)
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Der Anteil von zwei Prozent an seelsorgerlicher Tätigkeit lässt Fragen aufkommen. Als Seelsorge definiert habe ich das klassische „Setting“ eines Vieraugengesprächs in vier Wänden (nicht also das Gespräch auf der Straße). Inhalt der Gespräche waren Lebensprobleme.
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Das ist eine sehr eng geführte Definition von Seelsorge. Seelsorgerliche Elemente finden sich dagegen in allen anderen Bereichen. Seelsorge ist in der Regel auch mehr als geistliche Lebensberatung. Diese lässt sich statistisch jedoch nur sehr schwer erfassen (vgl. 4.1.1).
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In der erfassten Zeit wurden acht Geburtstagsbesuche gemacht, drei Trauergespräche geführt und zwei seelsorgerliche Besuche empfangen. Nicht unter Seelsorge habe ich die drei Taufgespräche erfasst, sowie die vier Konfirmandenelternbesuche und die zwei Kircheneintrittsbesuche, da sie von ihrem Inhalt nicht der enggeführten Definition von Seelsorge entsprechen. Sie wurden unter Gemeindearbeit eingetragen.
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Der geringe Anteil der Seelsorge an der Gesamtarbeitszeit hat sicherlich auch mit der Einarbeitungszeit zu tun. Inzwischen wurde an dieser Stelle eine Änderung eingeführt. Ich mache in der Regel keine Geburtstagsbesuche mehr, sondern nur seelsorgerlich notwendige Besuche (vgl. 4.1.2).
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Schule (14%)
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Der Anteil der Schule fällt mit durchschnittlich 9,24 Wochenstunden geringer aus, als veranschlagt wird (das Kultusministerium berechnet die Schulstunde mal Faktor 1,7, um die Vorbereitungszeit einzuberechnen. Das wären dann für mich pro Woche bei derzeit 7 Wochenstunden 11,9 Wochenstunden). Das liegt daran, dass ich drei der vier Klassenstufen schon in Sulz unterrichtet habe. Nur die achte Klassenstufe war neu. Derzeit wäre ich mit acht Wochenstunden veranschlagt, jedoch hat man mir dankenswerterweise die achte Klassenstufe überlassen, die nur einstündig ist, so dass ich nur 7 Wochenstunden unterrichte.
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Dieser Anteil ist gesunken, da ich aufgrund meines Amtes als Bezirksjugendpfarrer nur noch 6 Schulstunden unterrichte.
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Übergemeindliches (11%)
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Mit dem hohen übergemeindlichen Anteil war in Gerlingen natürlich zu rechnen. Die enge Zusammenarbeit auf ökumenischer, kommunaler und Gerlinger Ebene findet ihren Niederschlag auch im Arbeitsaufwand. In diesen Bereich gehören auch alle Verpflichtungen auf Bezirksebene.
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Dazuzurechnen ist inzwischen mein Amt als Bezirksjugendpfarrer.
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Trotz der genannten Verschiebungen dürfte die durchgeführte Arbeitszeiterfassung über das Jahr gesehen einigermaßen repräsentativ sein. Management und Schule werden zugunsten der Gemeindearbeit und Seelsorge Arbeitsanteile abgegeben haben.
Eine Arbeitszeiterfassung 2004 ist in Arbeit.
5.2.4Die persönliche Sicht des Pfarrers auf das Amt
von Jens Keil
Ich fühle mich in der Lukasgemeinde außerordentlich wohl. Ihre Schwerpunkte – Gemeinschaft, Jugendarbeit, Gottesdienst – sind auch meine Schwerpunkte und entsprechen (wie ich finde) meinen Stärken. Die Jugendarbeit ist die konsequente Fortführung meiner Tätigkeit als Jugendpfarrer in Sulz. Dem Gottesdienst galt schon immer mein besonderer Augenmerk. Gemeinschaft ist das, was ich suche und will. Ich habe mich bewusst gegen eine Arbeit im Pressebereich entscheiden, weil die vielfältige Gemeinschaft einer Kirchengemeinde das ist, was mich reizt. In welchem Beruf hat man schon mit Menschen zwischen 0 und 103 Jahren zu tun, und das nicht nur oberflächlich, sondern tiefgehend, bis an die Wurzeln des Lebens und des Glaubens. Ein kleines Team mit einem engen Aufgabenfeld ist mir persönlich zu wenig.
Mit diesen Wünschen, Schwerpunkten und Stärken bin ich in der Lukasgemeinde bestens aufgehoben und kann die Gewichtungen meines Vorgängers gerne weiterführen. Der Verwaltungsaufwand hält sich im Vergleich zu größeren Gemeinden in Grenzen. Die Arbeit mit und an den Menschen steht im Vordergrund. Verglichen mit Kolleginnen und Kollegen in anderen Gemeinden habe ich mehr Zeit für die Menschen. Dazu kommt natürlich die überschaubare Größe der Gemeinde sowie das Fehlen eines Evangelischen Kindergartens oder gar einer Diakonie- bzw. Sozialstation. Eine Pfarramtssekretärin, die gleichzeitig auch eine der Ehrenamtlichen ist, die sich am meisten in der Gemeinde engagiert, tut ihr Übriges.
Im Gehenbühl ist der Pfarrer noch das, was er sein sollte: Nicht Manager, nicht Verwaltungsexperte, nicht Personalreferent, nicht Architekt oder Bauingenieur, sondern Pfarrer, der Zeit für die Menschen hat, um mit ihnen ein Stück Lebensweg zu gehen – relativ gesehen zumindest. Aus meiner Arbeit als Springer im Kirchenbezirk Sulz weiß ich, wie arbeitsaufwendig der Verwaltungsteil in einer großen Kirchengemeinde sein kann, zumal wenn ein Pfarrhaus oder eine Kirche renoviert wird oder gar eine neue Orgel finanziert werden muss. Ich bin der Pfarrer vom Gehenbühl. Ich kann das Haus nicht verlassen, ohne mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Oft muss ich auch für kleine Strecken das Auto nehmen, um pünktlich zum Termin zu erscheinen. Ich habe noch Zeit für die Kinderkirche und die Jungschar.
So soll es sein und so will ich es auch.
Allerdings sind die Gehenbühler das natürlich auch so gewöhnt.
Eine schöne und besondere Herausforderung ist für mich die Gewinnung einer neuen Generation für die Lukasgemeinde (vgl. 6), die in der gleichen Lebensphase ist, in der ich mich befinde.
Eine Schwierigkeit liegt in der Nachfolge von Herrn Boy begründet. Mit meiner Frau in der Erziehungszeit und zwei Kleinkindern kann und will ich nicht im gleichen Maße die Arbeitszeit leisten, die er geleistet hat. So bestehe ich auf einen freien Montag, was in manchen Bereichen der Gemeinde sowie auch in der Kollegenschaft zu Irritationen geführt hat und führt. So wurde zum Beispiel der Seniorenkreis von Montag erst auf Donnerstag, dann auf Mittwoch gelegt. Der Gesamtkirchengemeinderat und der Gemeinsame Ausschuss werden nicht mehr auf den Montag gelegt. Auch wurde anhand der Arbeitszeiterfassung deutlich, dass ich im Durchschnitt nicht über 60 Stunden arbeiten kann und will. Der Kirchengemeinderat war gezwungen, Abstriche zu machen (Einstellung von Günter Voland, Kunstausstellung nur alle zwei Jahre).
Im Kirchengemeinderat sowie bei der Kerngemeinde habe ich für diesen Wunsch viel Verständnis und Unterstützung erfahren. Das gilt auch für die Zeit der Geburt meines zweiten Sohnes. Immer wieder wurde ich heimgeschickt mit dem Wunsch, ich solle mich um Frau und Kinder kümmern.
Allerdings ist die Abgrenzungsarbeit auch für mich selbst sehr schwierig. Ich habe mehr Ideen, als ich abarbeiten kann und will. Es gäbe so viel zu tun. Man könnte so viel versuchen. Man könnte so vieles so viel besser machen, wenn nur mehr Zeit zur Verfügung stünde. Von Seiten der Kirchenleitung hört man auch immer, was noch zu tun ist – niemals, wo weniger getan werden darf.
Gerade in der Qualität meiner Arbeit habe ich gegenüber dem Unständigen Dienst schmerzhafte Abstriche machen müssen und ich hege nicht die Hoffnung, dass sich das mit zunehmender Routine ändern wird. Eher werden mehr Aufgaben dazu kommen.
Ich weiß nicht, ob diese Entwicklung, die ich auch bei Kolleginnen und Kollegen beobachte, klug ist. In der Bemühung, der Inhomogenität der Gesellschaft gerecht zu werden, sind wir gezwungen, zielgruppengerecht unsere Angebote aufzusplittern. Eigentlich müssten wir jeden Sonntag drei Gottesdienste feiern und jeden Monat drei Frauengruppen anbieten. Das geht auf Kosten der Qualität, die aber im Medienzeitalter immer stärker gefordert wird, und auf Kosten der seelsorgerlichen Offenheit. Ein überarbeiteter, müder und ausgebrannter Pfarrer kann kein wertschätzendes Gegenüber mehr sein, geschweige denn, dass er u.U. nicht mal mehr Zeit für ein Gespräch findet.
Das gebetsmühlenartige Credo von Seiten der Kirchenleitung, die Ehrenamtlichen stärker in die Verantwortung zu lassen, impliziert den stillen Vorwurf, dass wir Pfarrer immer alles an uns reißen und wir nicht delegieren können. Das mag zum Teil stimmen. Auf der anderen Seite sieht man gerade in der Lukasgemeinde, dass heutzutage berufstätige Menschen weniger Zeit für ehrenamtliches Engagement zur Verfügung stellen können und wollen und wenn, dann nur in einem klar definierten und begrenzten Zeitraum. Die jederzeit verfügbaren Rentner von früher, die 40 Stunden für die Kirchengemeinde ackern und nebenher noch den Pfarrgarten bestellen, gibt es nicht mehr, zumindest nicht bei uns. „Gesundschrumpfen“ ist auch ein apodiktisches Argument, das im Detail und vor Ort leichter gesagt ist als getan.
Und dieses Problem wird sich mit den Pfarrstellenkürzungen und den zurückgehenden Pfarrbewerberinnen und bewerbern vergrößern.
Eine große Hilfe ist mir die monatliche Einzelsupervision bei einer nichtkirchlichen Supervisorin. Zur Geburt meines Sohnes habe ich diesen hilfreichen Termin ausgesetzt, bin jedoch fest entschlossen, wieder anzufangen. Die kirchliche Distanz meiner Supervisorin hat sich als sehr hilfreich erwiesen, da ihr Blick von außen Gold wert ist.
Ich halte es für skandalös, dass nach meinem Wissen, die Landeskirche eine solche Supervision nicht finanziell unterstützt. Das Monopol der innerkirchlichen ‚Klinische Seelsorge-Ausbildung’ ist in dieser Beziehung nicht hilfreich.
Meine langfristige Aufgabe im Gehenbühl sehe ich eher in der Fortführung und Konsolidierung der Gemeindearbeit als in Umstrukturierungen und Neuanfängen. Die Lukasgemeinde ist auf einem sehr guten Weg. Die Grundausrichtung stimmt. Die Schwerpunkte passen zu den Menschen und zu mir.
Nun gilt es dafür zu sorgen, dass es so bleibt. (Zu den Perspektiven vgl. 6).
5.2.5Das Amt des Bezirksjugendpfarrers
Mein Amt als Bezirksjugendpfarrer habe ich im April 2003 angetreten. Darüber habe ich mich sehr gefreut, da es neben dem Amt für Konfirmandenarbeit mein ausgesprochenes Wunschamt auf Bezirksebene war.
Aufgrund der Einarbeitungszeit in der Lukasgemeinde sowie meiner familiären Situation war mit dem Bezirksjugendreferenten Elmar Bruker sowie der Dekanin vereinbart, meine Tätigkeit zunächst vor allem auf die Begleitung der Hauptamtlichen im Jugendwerk sowie der Ehrenamtlichen des Bezirksarbeitskreises (BAK) zu beschränken. Für das Amt habe ich zwei Schulstunden erlassen bekommen.
Die Arbeit macht mir außerordentlich Spaß. Die Zusammenarbeit mit den Hauptamtlichen im ejd ist ausgesprochen freundschaftlich und problemlos, genauso wie mein Verhältnis zu den BAK-Mitgliedern. Auf die monatliche BAK-Sitzung freue ich mich immer. Mit den Hauptamtlichen finden Gespräche statt. Mit Elmar telefoniere ich regelmäßig. An der Bezirksdelegiertenversammlung nahm ich teil.
Absolutes „Highlight“ meiner Arbeit war mit Sicherheit das Konfi-Camp, vor allem weil ich auch die Gelegenheit hatte, über 40 Jugendmitarbeiterinnen und mitarbeiter im Bezirk kennen zu lernen. Allerdings wurde ich mit Gottesdienst und Bibelarbeit ein wenig in das kalte Wasser geworfen. Zufrieden war ich mit dem Ablauf der Bibelarbeit. Weniger zufriedenstellend war der Gottesdienst. Aber es muss ja noch Raum für Verbesserungen geben.
Außerordentlich interessant finde ich die strukturelle und konzeptionelle Arbeit im ejd, die immer sehr durchdacht und konzentriert verläuft. Den Versuch einer stärkeren Zentralisierung der Bezirksjugendarbeit und der stärkeren Bindung der älteren Jugendmitarbeiterinnen und mitarbeiter an das ejd unterstütze ich sehr.
Ich hoffe, dass ich diese Bezirksarbeit noch ausbauen kann und diese auch für die Lukasgemeinde mehr austrägt.
5.2.6Die Lehrtätigkeit an der Realschule 5.2.6.1Grundsätzliches
Es war mein ausdrücklicher Wunsch, in der Haupt- oder Realschule eingesetzt zu werden. Auch in Sulz habe ich mit viel Freude an diesen Schularten unterrichtet. Die Schulgottesdienste habe ich gerne und mit großem Erfolg gehalten. Zusammen mit dem Landesreferenten für Schülerarbeit, ‚Beatbetrieb’ und dem ejd Sulz haben wir für alle drei Schularten am Ort einen Projekttag veranstaltet. Schule war immer ein besonderer Schwerpunkt meiner Arbeit, den ich mit großer Freude angegangen bin.
Es gehört zu den wenigen frustrierenden Erfahrungen für mich als Gemeindepfarrer, dass ich nicht annähernd die Zeit für meine Präsenz an der Schule habe, wie ich das von Sulz her gewohnt bin und wie ich es mir eigentlich wünsche. Das hat Konsequenzen sowohl für die Qualität des Unterrichts als auch für meine Präsenz an der Schule über den normalen Unterricht hinaus sowie im Lehrerkollegium. Ich husche zum Unterricht und husche wieder hinaus. Im ersten Jahr war ich bei keiner Gesamtlehrerkonferenz. Eine Fachkonferenz fand nicht statt. An ein Engagement über den regulären Unterricht hinaus wie zum Beispiel die Teilnahme am Pädagogischen Tag, am Wandertag, am Lehreressen oder gar die federführende Organisation von Projekttagen wie in Sulz ist überhaupt nicht zu denken. An den Schulgottesdiensten kann ich nicht teilnehmen, da ich zur gleichen Zeit die Schulgottesdienste der Breitwiesenschule zu halten habe. Nur beim Sommerabschlussessen des Lehrerkollegiums war ich zwei Stunden dabei und hatte (natürlich) das Gefühl, dass ich im Kollegium nicht integriert bin. Zum entsprechenden Weihnachtsessen am 16. Dezember 2003 hat es selbstverständlich wieder nicht gereicht.
Ausdrücklich ist festzustellen, dass die Distanz zum Lehrerkollegium nichts mit dem Rektor oder den Lehrerinnen und Lehrern zu tun hat. Man begegnet mir freundlich und es kommt immer wieder zu Gesprächen. Die Distanz zu Kirche und Glauben bewegt sich im üblichen Rahmen dieser Generation und Bildungsschicht sowie der Berufsgruppe. Ich habe Pädagoginnen und Pädagogen immer als kirchlich distanziert erlebt. Nur vereinzelt kommt es zu Gesprächen über Theologie, die Kirche oder den Glauben.
Dass nach meiner Einschätzung die Religion im Fachverbund weniger präsent ist, hat natürlich etwas damit zu tun, dass bis zum letzten Schuljahr keine Unterrichtskraft zu 100 Prozent an der Schule unterrichtete. Alle Religionslehrerinnen und lehrer unterrichten eingeschränkt oder sind noch an anderen Schulen tätig. Das hat sich im Jahr 2003 mit Gudrun Ulrich – Gott sei Dank – geändert. Sie unterrichtet neben Religion auch Musik.
Ein Anlass zur stärkeren Einbindung in den allgemeinen Schulalltag ist die Bildungsreform. Es ist mir ein persönliches Anliegen, dass der Religionsunterricht nicht noch mehr an Bedeutung im Schulalltag verliert. So habe ich an einer sehr fruchtbaren und konstruktiven ökumenischen Fachkonferenz sowie an einer Gesamtlehrerkonferenz (vier Stunden am 16. Dezember!) teilgenommen. Diese Arbeit will ich intensiv fortsetzen.
Möglicherweise verhilft mir die Bildungsreform zu einer stärkeren Einbindung in das Lehrerkollegium. Die Fachkonferenz hat beschlossen, dem sozialen Engagement eine Religionsstunde zu Verfügung zu stellen. Nach Lage der Dinge in der GLK soll diese nicht punktuell zusammen mit einer weiteren Stunde in einem Sozialprojekt aufgehen, sondern breit über alle Klassenstufen verteilt werden.
Dies hätte zur Folge, dass ich punktuell in allen Klassen mit anderen Lehrerinnen und Lehrern zusammenarbeiten könnte. Meine Teilnahme am Sucht- und Drogenprogramm der siebten Klasse wurde mit der verantwortlichen Lehrerin schon angesprochen. Weitere Möglichkeiten wären in der 10. Klasse die Zusammenarbeit mit der Biologie (Glauben & Wissen) und dem Fach Geschichte (Antisemitismus – Judentum).
Woher ich die Zeit nehmen soll, ist mir jedoch noch unklar.
Um mehr Kontakt bei den Schülerinnen und Schülern zu bekommen, bedarf es unter diesen Umständen auch mehr Geduld. Ich bin dieses Jahr bei der 7. Klasse, die ich neu übernommen habe, dazu übergegangen, ausdrücklich die Klasse mit den Lukasleuten zu fordern, um auf diese Weise eine stärkere Anbindung der Schul- an die Gemeindearbeit zu schaffen. Das ist sehr gut gelungen. In der 7. Klasse sind fünf Jugendliche, die ich aus der Jungscharfreizeit und der Jungschar kenne und die ab Mai 2004 auch meine Konfirmandinnen und Konfirmanden sein werden. Den Rest wird die Zeit schaffen.
Eine Teilnahme an Schülerveranstaltungen über den Unterricht hinaus wird auch in Zukunft nicht möglich sein.
5.2.6.2Mein Schulunterricht
Die sechs Stunden Religionsunterricht bereiten mir trotzdem noch Freude, zumal ich mit der 7. , 9. und 10. Klassenstufe die gleichen Klassenstufen habe, die ich auch in Sulz unterrichtet habe, so dass ich Material in der Schublade habe.
Im Vergleich zu Sulz ist die Realschule Gerlingen gelobtes Land. Die Schülerinnen und Schüler kommen in der Regel aus gut bürgerlichen Verhältnissen. Ausländer gibt es wenige. Eine besondere Drogen- oder Gewaltproblematik fiel mir nicht auf. Von Disziplinproblemen höre ich nur vereinzelt – ich selbst erlebe keine. Die Schülerinnen und Schüler sind in der Regel freundlich und wohlerzogen. Was ich von den Kolleginnen und Kollegen höre sind – im Vergleich zu Sulz – Luxusprobleme. Das Kollegium ist engagiert.
Angesichts des Zeitmangels halte ich einen klassischen Unterricht. Die vorherrschende Form dürfte die Textarbeit sein sowie das gelenkte Unterrichtsgespräch. Auch arbeite ich gerne mit Filmen (z.B. zu 9.6.2: „Dead Man Walking“ sowie „Eiszeit“ von Bernd Umbreit; 9.3: „Meine letzten Worte an Euch“, auch von Bernd Umbreit). Als letzte Unterrichtseinheit in der Klasse 9 analysieren wir ausführlich Matrix 1. Damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Anhand von diesem Film sind die Schülerinnen und Schüler leicht sowohl zur Bibellektüre als auch zu philosophischen Gedankengängen (Kant, Kierkegaard) zu motivieren. Als Vorbereitung für die eher theologischen Themen in Klasse 10 erscheint mir wichtig, dass jede Wahrheit nur in einer vordefinierten Matrix ihren Wahrheitsgehalt hat. Verändert man jedoch die Matrix und das System, sieht es anders aus.
Projekte, Exkursionen und Unterrichtsbesuche, die ich in Sulz organisiert habe, fallen – erneut aus Zeitmangel – noch weg. Allerdings habe ich die Hoffnung, dass wenn ich mich besser in Gerlingen eingelebt und eingearbeitet habe, sich durch entstehende Kontakte kleine Exkursionen und Unterrichtsbesuche auch ohne größeren Zeitaufwand bewerkstelligen lassen (Besuch des Friedhofs, Besuch des Bestattungsinstituts, Moschee etc.). In diesem Schuljahr haben wir in der 10. Klasse schon zusammen mit anderen Religionsklassen und deren Lehrerinnen die Anne Frank Ausstellung in Ludwigsburg besucht. Der Zusammenschluss war hilfreich, da die zahlreichen Absprachen mit anderen Kolleginnen und Kollegen zur Freigabe der Stunden sich auf die Vollzeitkolleginnen und kollegen verteilt hat.
Besonderen Wert lege ich auf die Ausbildung einer kommunikativen Kompetenz der Schülerinnen und Schüler in ethischen und theologischen Fragestellungen. Dazu gehört zunächst einmal das Verstehen des Problems, die Aneignung von weiterem Wissen, die Ausbildung einer eigenen Meinung, das Formulieren von Argumenten, das Zuhören, das Verstehen und Hineindenken in die andere Position, die Modifikation der eigenen Argumente sowie gegebenenfalls der eigenen Meinung.
Bei vielen Themen und Unterrichtseinheiten wird das Klassenzimmer zu einem Debattier-Club, in dem die Schülerinnen und Schüler diskutieren und ich nach Möglichkeit nur moderiere. Unterbrochen wird die Debatte durch Blöcke, in denen es gilt, sich durch Textblätter oder Tafelschrieb weiteres Wissen anzueignen.
Daran orientiert sich auch die Notenermittlung. Die mündliche Note zählt mindestens 50 Prozent. Ich ermittle sie anhand von Strichlisten, die ich in den meisten Stunden führe. Die schriftliche Note ermittle ich vor allem in der 7. und 9. Klasse durch eine große Hausarbeit, die in der Regel in Form einer Erörterung zu schreiben ist. Für mich bedeutet das mehr Arbeit, die allerdings interessanter ist als die Korrektur von reinen Wissensabfragen. Auch in einer Erörterung gilt es, erworbenes Wissen anzuwenden. Nur in der 10. Klasse schreibe ich angesichts der Abschlussprüfung eine klassische Klassenarbeit, da dann die Notenermittlung für die Schülerinnen und Schüler gerechter und nachvollziehbarer vonstatten geht. Immer wieder biete ich zur Verbesserung der Note dem unteren Leistungsdrittel Referate und schriftliche Hausarbeiten an. Diese Möglichkeiten werden angenommen.
Obwohl ich mich insgesamt um Ausgewogenheit von schriftlicher und mündlicher Leistung bemühe, spiegelt die Unterrichtsausrichtung natürlich auch meine persönlichen Stärken und Vorlieben wider. Existenzielle und diskursive Themen (Glauben und Wissen, Theodizee-Frage, Gerechtigkeit, Sterbehilfe, pränatale Diagnostik) liegen mir mehr als Themen, die stärker historisch ausgerichtet sind oder in denen vor allem Wissen zu erwerben ist (Islam, Diakonie, Juden und Christen). Bei letzteren Themen gelingt mir der Rückbezug auf die Lebenswelt der Jugendlichen in Gerlingen nur wenig. Wie auch? Eine jüdische Geschichte gibt es in Gerlingen nicht, Türken sind in der Realschule als Schüler kaum vertreten.
Natürlich weiß ich, dass es stillere Kinder in meinem Unterricht schwerer haben, eine gute Note zu bekommen. Vor allem die stillen Mädchen tun sich mit mir schwer. Ich weiß das und versuche dieses Problem nicht aus den Augen zu verlieren. Die Möglichkeit der schriftlichen Hausarbeit erhält ihnen jedoch die Chance auf eine gute Note. Allerdings versuche ich sie besonders zur Mitarbeit im Unterricht zu motivieren. Kommunikative Kompetenz ist eine Grundkompetenz des menschlichen Zusammenlebens und des mündigen Bürgers, so wichtig wie Lesen und Schreiben.
Entsprechend dieser Ausrichtung liegt mir die 9. und die 10. Klassenstufe mehr als die 7., die sowohl von den Themen als auch von der Reife der Jugendlichen weniger kommunikativ angelegt ist.
Die Unterrichtseinheiten, die ich in der Regel in jeder Klassenstufe halte, sind:
Schwerpunkt der 10. Klasse ist die existenzielle Rückbindung von theologischen Fragestellungen. Vor allem 10.1W (Glauben und Naturwissenschaft) und 10.2W (Hiob) sind Unterrichtseinheiten, die mir immer wieder gelingen. Beide Themen lassen sich leicht in der Lebenswelt der Jugendlichen verorten, und – vor allem auf dem erkenntnistheoretischen Hintergrund von Matrix 1 – eignen sie sich auch ausgezeichnet zu einem theologischen Rundumschlag: Hermeneutische Herangehensweise an die Bibel und Schöpfungsgeschichte, Kreuzestheologie, Schöpfungstheologie, Gottesbild etc.
Mühsamer – trotzdem noch akzeptabel – gestaltet sich das Thema Juden und Christen, das ich stark historisch als Geschichte des Antijudaismus und Antisemitismus verstehe. Auf diese Weise gelingt die Einbindung in eine Rassismusdebatte. Da es eine jüdische Geschichte in Gerlingen nicht gibt und das Judentum in der Lebenswelt der Jugendlichen keine Rolle spielt, schien mir das der für mich einzig gangbare Weg. Allerdings fordert der dafür notwendige, enorme Wissenserwerb von den Schülerinnen und Schülern viel.
10.5 (Liebe und Freundschaft) habe ich schon unterrichtet, lasse ich aber mittlerweile weg. Er lässt sich zwar ausgezeichnet in die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler einbinden, trägt aber m.E. theologisch und biblisch nur wenig aus.
Mein Schwerpunkt in der 9. Klasse ist die Christliche Sozialethik. 9.6.2 (Gerechtigkeit) bietet als Einstieg mit dem Film ‚Dead Man Walking’ einen reichen Stoff zur Diskussion (Todesstrafe, Vergebung, Anthropologie, Pädagogik von Janusz Korczak, Strafgesetzbuch, Menschenrechte, Kreuzestheologie). Weiteres Thema ist Ehrfurcht vor dem Leben anhand der Fragestellung der pränatalen Diagnostik und der aktiven Sterbehilfe. Letzteres ermöglicht mir den Einstieg in 9.3 (Auferstehung). Von da ist der Schritt zu Matrix gut möglich.
Bei allen ethischen Fragestellungen ist mir der Rückbezug auf die christliche Ethik sehr wichtig. Allerdings habe ich mehr und mehr das Gefühl, dass diese Einheiten an Qualität abfallen gegenüber den Stunden zuvor. Die Schülerinnen und Schüler bringen weder großes Interesse noch großes Vorwissen mit, um die Notwendigkeit der christlichen Grundlegung einer Ethik einzusehen.
Ein gelungener Einstieg für Klasse 7 ist immer wieder UE 7.5P (Träume), die ich stark auf die Drogenprophylaxe zuspitze. Das Motto „Durst auf Leben“ lässt sich auf diesem Hintergrund gut mit dem Glauben in Verbindung setzen. Spaß macht auch immer wieder Amos (7.2.1P), vor allem in Verbindung mit der Problematik von ‚Fair Trade’ im Zuge von 7.7.1W (Auf Kosten anderer leben?). Die Unterrichtseinheit Islam gelingt vor allem dann, wenn sich in der Klasse ein muslimischer Mitschüler findet. Ansonsten verkommt der Unterricht zum etwas trockenen Wissenserwerb.
Insgesamt will ich in meinem Religionsunterricht ein hohes Niveau von den Schülerinnen und Schülern abverlangen. Allerdings hoffe und glaube ich, dass ich durch meine Begeisterung und durch meine Fähigkeit zu motivieren, doch einen Großteil erreiche. Auf jeden Fall habe ich das Gefühl, dass die Mehrzahl der Jugendlichen gerne in meinen Religionsunterricht kommt. Sie haben das Gefühl, dass ich sie und mein Fach mit meiner Energie und meinem Enthusiasmus ernst nehme. Auch spüren sie, dass sie etwas gelernt haben, wenn sie den Unterrichtsraum verlassen.
Für Irritationen sorgt i.d.R. am Anfang meine von vielen als streng empfundene Notengebung. ‚Vierer’ gibt es immer, ‚Fünfer’ kommen vereinzelt vor. Die Regel ist die ‚Drei’. Oft gibt es die ‚Zwei’. ‚Einser’ gibt es selten. Ich höre immer wieder, dass meine Vorgängerinnen und Vorgänger an dieser Stelle lockerer gewesen seien („da hat man ein bisschen gelabert und die ‚Eins’ bekommen“). Aber wie soll ich Respekt vor dem Fach Religion verlangen, wenn sich das nicht auch wie in den anderen Fächern in der gerechten, aber strengen Notengebung widerspiegelt. In Religion wird vielleicht viel geredet. Religion ist aber kein Laberfach.
Bisher habe ich im Rahmen der Abschlussprüfung regelmäßig Schülerinnen und Schüler in der mündlichen Prüfung gehabt. Letztes Jahr war es eine Schülerin, deren Prüfung absolut erfreulich war.
Wie (wahrscheinlich) überall sind die christliche Prägung und der Stand der Vorkenntnisse in den Klassen sehr unterschiedlich. Im Gegensatz zu Sulz habe ich mehr Schülerinnen und Schüler in der Klasse, die keiner Konfession angehören. Unter ihnen finden sich u.a. Neuapostolen und eine Mormonin. Für den Unterricht ist das nicht abträglich – im Gegenteil: In der Regel wissen diese Kinder in der Bibel besser Bescheid. Probleme mit christlich-fundamentalisch geprägten Schülerinnen und Schülern gibt es keine.
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