Psychologische Modelle
Die Auswahl der Teilbereiche wird vom „verborgenen Menschenbild“ bestimmt:
1. Das physiologische Modell: „sucht speziell nach den Zusammenhängen zwischen dem Verhalten und den Strukturen und Prozessen im zentralen Nervensystem“.
Methode: z.B. elektrische Stimulierung der Hirnareale und Beobachtung der Reaktionen.
Erhard Oeser, Gehirn, Bewußtsein, Erkenntnis, Darmstadt 1988.
2. Das behavioristische Modell: interessiert sich ausschließlich für „das sichtbare Verhalten und dessen Beziehung zu Reizgegebenheiten in der Umwelt des Individuums“.
Methode: z.B. Suche nach Auslösern und Verstärkungen (wiederholte Erfahrung) in der Biographie.
John B. Watson, B. F. (Burrhus Frederic) Skinner
3. Das psychodynamische Modell (Tiefenpsychologie): „Menschliches Handeln entspringt ererbten, biologisch festgelegten Trieben und den Versuchen, Konflikte zwischen den persönlichen Bedürfnissen des Individuums und der Forderung der Gesellschaft nach sozial angepaßtem Verhalten zu lösen.“
Methode: z.B. Erhebung von Frustrationen in der Biographie.
Sigmund Freud und die verschiedenen psychoanalytischen Schulen sowie C.G. Jungs Tiefenpsychologie
.
4. Das kognitionspsychologische Modell: geht davon aus, dass das Individuum seine eigene Interpretation der Welt durch geistige Prozesse konstruiert. Gegenstand der Erforschung sind die Weisen der Informationsverarbeitung, durch die eine Person „z.B. die Umwelt aktiv nach jenen Informationen absucht, die sie für eine bestimmte Entscheidung braucht“.
Methode: z.B. Erhebung und Protokollierung von Vorstellungen, Gedanken und Gefühlen in bestimmten Situationen.
Howard Gardner, Dem Denken auf der Spur: Der Weg der Kognitionswissenschaft, Stuttgart 1989.
5. Das humanistische Modell: nimmt an, dass Menschen weder von Triebkräften noch von Umweltdeterminanten bestimmt, sondern selbst-aktive Wesen sind, „von Natur aus gut und fähig, ihren eigenen Weg zu wählen: Selbstverwirklichung als natürliche Selbstentfaltung.
Methode: z.B. Suche nach den die Selbstentfaltung einschränkenden Bedingungen.
Carl. R. Rogers, Abraham Maslow
Zitate aus: Philip G. Zimbardo, Psychologie, Berlin-Heidelberg-New York 61995, 8-15.
Gordon W. Allport: Das I-E-Konzept
Extrinsisch motivierte Religiosität:
-
utilitaristisch: Interesse an Sozialprestige, Geselligkeit, gesellschaftlichen Beziehungen, Sicherheit,
-
selbstbezügliches (shield for selfcenteredness), zweckbestimmtes, instrumentelles Verhältnis
zur Religion (consensual religion),
“The extrinsically motivated individual uses his religion.”
Intrinsisch motivierte Religiosität:
-
Religion als Leitmotiv des Lebens, um alles mit dem Glauben in Einklang zu bringen,
-
um ihrer selbst willen gelebte Überzeugung (committed religion),
-
setzt sich mit den religiösen Lehren auseinander,
-
vorurteilskritisch.
“The intrisically motivated lives his religion.”
Allport, Gordon W. / Ross Michael J. (1967), Personal Religious Orientation and Prejudice, in: Journal of Personality and Social Psychology, 5, 432-443.
ergänzt durch (Vierfelder-Typologie/Ralph W. Hood, 1970):
Allgemein proreligiöse Orientierung
„undifferenciated proreligious“: bejahen intrinsische und extrinsische Items
Allgemein antireligiöse Orientierung
„undifferenciated antireligious“: lehnen intrinsische und extrinsische Items ab.
E-Items Nach Allport:
-
eine moralische Lebensführung ist wichtiger als das, was ich glaube
-
religiöse Motive dürfen meinen Alltag nicht beeinflussen
-
der Glaube gibt mir Trost in Schmerz und Unglück und
-
führt zu einem glücklichen und friedlichen Leben
Empirische Wissenschaft
(Erfahrungswissenschaft, Tatsachenwissenschaft):
Prämissen
-
Erfahrung als einzige Quelle des Wissens
-
Subjekt-Objekt-Trennung
-
thematische Reduktion: eingeschränkt auf Teilbereiche
-
methodische Abstraktion: eingeschränkt auf beobachtbar, messbar etc.
-
erkenntnisleitende Frage nach den empirischen Bedingungen und Gründen des Empirischen
-
Kausallogik: Ursache-Wirkung-Zusammenhang; Empirisches wird durch anderes Empirisches erklärt
-
Korrelation: Empirisches wird mit anderem Empirischen in Zusammenhang gebracht
Methoden
-
gezielte, planmäßige Beobachtung innerhalb eines Teilbereichs
-
Protokollierung des Beobachteten: deskriptiv (beschreibend)
-
Auswertung: klassifizieren, quantifizieren (Statistik), um Gesetzmäßigkeiten bzw. signifikante Zusammenhänge zu erheben
-
Experiment zum Zwecke des Beweises der Gesetzmäßigkeiten bzw. des Zusammenhangs unter künstlichen Bedingungen (Labor, Versuchspersonen).
Ziel
Prognostik: Vorhersage von Zusammenhängen, z.B. Verhalten unter bestimmten Bedingungen
Zweck
Verfügbarkeit: Techniken, Training
Leistungen des empirischen Verfahrens:
-
Kenntnis der Vielfalt konkreter Erfahrungswelten
-
Anschluss rein begrifflichen Denkens an die phänomenale Welt
-
schlägt ‘Schneisen’ in die Masse der Phänomene, damit: Reduktion von Komplexität;
-
macht Prognosen möglich: z.B. Sicherung (Zivilisation) oder Einschätzbarkeit (des Verhaltens).
-
Anstoß zur Toleranz gegenüber den Erfahrungen anderer
Grenzen des empirischen Verfahrens:
-
Keine Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit von Erfahrung; die Erfahrung ist jedoch bedingt durch subjektive Voraussetzungen der Beobachtung:
-
spezifische Aufmerksamkeit;
-
Interesse, geschichtlich und gesellschaftlich bedingt durch: Biographie, Persönlichkeitsstruktur, Schulzugehörigkeit, ‘Zeitgeist’;
-
wertende Voreinstellung: Kritik oder Apologetik;
-
Die Frage nach der Bedingung der Möglichkeit von Erfahrung setzt ein ‚Ich’ voraus, das nicht aus der Erfahrung gewonnen wird:
-
Identität des Selbst-Bewusstseins;
-
Begriffsbildung aus der Eigentätigkeit der Vernunft (z.B. Abstraktion, Kausalität);
-
Gestaltung des Erfahrungsmaterials zum Gegenstand (Subjekt-Objekt-Differenz, nicht Trennung): Konstrukte;
-
Praxis: handeln (aus selbst-bewusster Motivation) versus sich verhalten (aufgrund eines äußeren Wirkungszusammenhangs).
Probleme in der Einschätzung des empirischen Verfahrens:
-
Verkennen des methodischen Reduktionismus: der Teilaspekt wird zum ‚Ganzen’, wenn man z.B. das ‚Wesen’ des Menschen von einem einzigen Modell her bestimmt;
-
Identifikation von Modell und Wirklichkeit als sei das Modell deren vollständige und erschöpfende Darstellung;
-
unlösbarer Streit der Modelle um ihren Geltungsanspruch, da keine Kriterien der Entscheidung vorhanden; Lösung durch „dogmatischen Machtspruch“ (Dietrich Benner);
-
Exaktheit auf Kosten größerer Zusammenhänge (z.B. Naturwissenschaft – Ökologieproblem)
-
Ausblenden der Identität des Selbst-Bewusstseins: Entfremdung des Menschen von sich selbst;
-
Praxis auf Anwendung von erhobenen Gesetzmäßigkeiten bzw. Korrelationen reduziert;
-
Ausblenden der subjektiven Anteile beim Beobachten, d.h. des eigenen Standpunkts: die wertende Voreinstellung fließt in das Verfahren ein;
-
Verwechslung von Tatsache und Wahrscheinlichkeitsurteil;
-
Identifikation von Wissenschaftlichkeit mit dem empirischen Verfahren;
-
nicht-empirische Verfahren fallen unter das Verdikt der ‚Weltanschauung’ oder ‚Ideologie’: seien ‚bloß spekulativ’.
Dostları ilə paylaş: |