2 Spanier, Lateinamerikaner und Philippiner in Deutschland
Eine frühe Schicht spanischer, meist aber portugiesischer Familiennamen geht
auf die sephardische Einwanderung nach Norddeutschland um 1600 zurück. Ein
Teil der 1492 aus Spanien vertriebenen Juden hatte Zuflucht in Portugal gefun-
Rosa Kohlheim
384
4 Vgl. Schäfer 1982, S. 203, Anm. 1; Knight 2000, S. 17.
5 Auch bei Moscherosch 1951, S. 198 werden keine spanischen Vorfahren genannt.
6 Huffschmid 1920, S. 184.
7 Ebenda, S. 185.
8 Ebenda.
9 Ebenda, S. 187.
10 Ebenda, S. 188.
11 Ebenda, S. 189.
den. Doch bald danach wurden die portugiesischen Juden entweder zum Exil
oder zur Konversion gezwungen. Die in Portugal verbliebenen „Neuchristen“
wurden oft von der Inquisition verdächtigt und verfolgt. Viele von ihnen wanderten
nach Antwerpen, Amsterdam und London aus. Im 17. Jahrhundert ließen sich
einige sephardische Familien in Hamburg, in den damals selbstständigen Städten
Altona und Wandsbek, in Emden sowie in der 1616 von König Christian IV. von
Dänemark gegründeten Hafenstadt Glückstadt an der unteren Elbe nieder. Die
norddeutschen Sephardim waren nicht nur im Fernhandel und in Finanzgeschäften
tätig, sie traten auch als Ärzte, Gelehrte und Schriftsteller hervor. Bekannte
Nachfahren sind Heinrich Heine und Rosa Luxemburg.12 L. Menk verzeichnet
in seinem Werk „A Dictionary of German-Jewish Surnames“ zahlreiche sephardische
Familiennamen.13 Eine sichere Trennung von ursprünglich spanischen
und portugiesischen Familiennamen ist nicht immer möglich. So ist nach
L. Menk der Familienname Henriques/Henriquez14 1591 in Porto (Portugal)
und 1610 in Toledo (Spanien)15 nachgewiesen. Die Amsterdamer Henriques
(1618) stammten aus Toledo, die in Glückstadt 1646–1800 ansässige Familie dieses
Namens kam aus Portugal. Ob die 1633 in Emden, 1652–1709 in Hamburg
nachweisbaren Henriques spanischer oder portugiesischer Herkunft waren, wird
nicht angegeben. Später wurde der Familienname Henriques/Henriquez als Hinrichsen
eingedeutscht bzw. als Henricus latinisiert. Ursprünglich spanisch sind
beispielsweise die Familiennamen de Cordova (Córdoba), 1678–1728 in Hamburg
bezeugt,16 und de Tovar (zu dem Ortsnamen Tobar/Castilla-León), 1656 in
Glückstadt sowie 1653–1736 in Hamburg belegt.17 Katalanischer Herkunft ist der
1661–1671 in Hamburg dokumentierte Familienname Sasportas.18
Spanische Familiennamen in Deutschland
385
12 Vgl. Kruse/Engelmann 1992; AM.
13 Vgl. die von Menk 2005, S. 12 zusammengestellte Liste der in Hamburg/Altona/Wandsbek
bezeugten sephardischen Familiennamen.
14 Menk 2005, S. 359.
15 Henrique ist eine ältere Schreibweise des heutigen spanischen Vornamens Enrique. Neben Enríquez
kommt in Spanien auch die Schreibvariante Henríquez als Familienname vor. Siehe
Faure/Ribes/García 2001, S. 318.
16 Menk 2005, S. 226.
17 Menk 2005, S. 732. Dem Ortsnamen liegt span. toba ‘Tuffstein’ zugrunde (Faure/Ribes/
García 2001, S. 725).
18 Menk 2005, S. 649. Die von Menk in Erwägung gezogene Etymologie „‘seis portas’ [Spanish]
‘six gates’“ ist abzulehnen, da seis spanisch und portas katalanisch ist. Vielmehr handelt es sich
Eine stärkere Präsenz von Spaniern in Deutschland ist erst in der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts feststellbar. Durch das Wirtschaftswunder in der
Bundesrepublik war ein großer Bedarf an Arbeitskräften entstanden. Nachdem
1955 ein Anwerbeabkommen mit Italien geschlossen worden war, folgte am
29. März 1960 ein solches mit Spanien. Die meisten Gastarbeiter stammten aus
den ländlichen Regionen Spaniens (z. B. Andalusien, Galicien), in denen hohe
Arbeitslosigkeit und niedrige Löhne herrschten. Sie strebten vor allem nach einem
ausreichenden Einkommen für die ganze Familie und einer guten Ausbildung
für ihre Kinder.19 Hingegen war die Migration der wenigen Katalanen und
Basken während des Franco-Regimes fast immer politisch motiviert. Auch handelte
es sich bei ihnen im allgemeinen um Akademiker.20 Die Zahl der Spanier in
der früheren Bundesrepublik betrug 2 150 i. J. 1959, stieg 1960 auf 16 450,21 erreichte
ihren Höhepunkt 1973 mit 287 000 (ZW) und nahm nach dem in diesem
Jahr erfolgten Anwerbestop deutlich ab. 1997 gab es ca. 132 000 Spanier in
Deutschland (AM), 2006 waren es nur noch 108 000 (ZW). Nach K. J. Bade
hatte der Anwerbestop von 1973 einerseits zu einem Rückgang der Ausländerbeschäftigung
geführt, andererseits aber auch „die Tendenz zu Daueraufenthalt und
Familiennachzug“ verstärkt.22
Insgesamt stellen die Lateinamerikaner eine relativ kleine Minderheit in der
heutigen Bundesrepublik dar, auch wenn deren Zahl seit den 1970er Jahren gestiegen
ist. Die häufigen Revolten und Staatsstreiche in Lateinamerika zwangen
immer wieder Menschen dazu, ihr Land zu verlassen. Exilländer waren vor allem
die Nachbarstaaten, die USA, Spanien und Frankreich, nur selten Deutschland
(AM). Nach dem Militärputsch gegen die sozialistische Regierung von Salvador
Allende am 23. September 1973 wurden ungefähr 4 000 chilenische Flüchtlinge
von der damaligen Bundesrepublik,23 500 von der früheren DDR aufgenommen
(AM). 1988 erlaubte Pinochet den Exilierten die Rückkehr nach Chile. Darauf-
Rosa Kohlheim
386
um einen in Katalonien und Mallorca gut belegten Wohnstättennamen zu katalanisch Sas Portas/
Sas Portes ‘die Tore’ mit dem von lat. ipsu abzuleitenden bestimmten weiblichen Artikel Sing. sa,
Pl. sas.
19 Romano-García 1995, S. 471; AM.
20 Romano-García 1995, S. 470.
21 Ebenda.
22 Bade 1992, S. 396.
23 Issel 1995, S. 109.
hin kehrten etwas mehr als tausend Chilenen in ihre Heimat zurück,24 andere
blieben auf Dauer in Deutschland. Bis 1989 hielten sich zwischen 8 000 und
10 000 Kubaner aufgrund von Arbeits- und Studienabkommen mit der kubanischen
Regierung in der DDR auf (AM).
Ein erheblicher Personalmangel an westdeutschen Krankenhäusern Ende der
1960er/Anfang der 1970er Jahre war der Anlass für die Anwerbung von Krankenschwestern
und -pflegern, Medizinisch-Technischen Assistentinnen, Hebammen,
vereinzelt auch von Ärzten und Ärztinnen aus den Philippinen.25 Deren
Zahl wird auf etwa 7 000 geschätzt.26 Viele von ihnen besaßen nach fünf Jahren
eine unbefristete Arbeitserlaubnis und hatten nun auch das Recht, ihre Familie
nach Deutschland zu holen. Inwieweit die philippinischen Pflegekräfte von diesem
Recht Gebrauch machten, „läßt sich kaum mehr nachvollziehen“.27 Anfang
der 1970er Jahre wurden auch philippinische Seeleute angeworben, da es vor allem
im Bereich der Küstenschifffahrt an entsprechendem Personal fehlte.28 Eine
dritte Phase der philippinischen Einwanderung setzte dann in den frühen 1980er
Jahren durch Heirats- und illegale Arbeitsvermittlung ein.29
3 Zur Quellenlage
Eine zuverlässige Quelle zur Erfassung der spanischen Familiennamen im gegenwärtigen
Deutschland (etwa die Daten einer Volkszählung) steht derzeit nicht
zur Verfügung. Als Behelf bleibt nur die Heranziehung von Telefonverzeichnissen.
Es ist jedoch angebracht, auf einige Nachteile dieser Quelle einzugehen. Aus
den Telefonverzeichnissen kann man nicht ersehen, ob die verzeichneten Personen
Ausländer oder deutsche Staatsbürger spanischer, lateinamerikanischer bzw.
philippinischer Herkunft sind und inwieweit nach der Einbürgerung eine Familiennamenanpassung
an das Deutsche erfolgt ist.
Spanische Familiennamen in Deutschland
387
24 Ebenda, S. 118.
25 Roth 1995, S. 373.
26 Ebenda, S. 377.
27 Ebenda, S. 374.
28 Ebenda.
29 Ebenda, S. 375.
Es erweist sich als ein besonderes Problem, dass mehrere in Deutschland vorkommende
spanische Familiennamen homograph mit Familiennamen anderer
sprachlicher Herkunft sind. Auf der Grundlage der Einträge in den Telefonverzeichnissen
lässt sich daher nicht genau ermitteln, wie hoch bei einem bestimmten
Namen der Anteil spanischer Namensträger ist. Selbstverständlich lassen sich
Einträge, die keinen bzw. keinen ausgeschriebenen Vornamen enthalten, nicht
auswerten. Doch sind bei weitem nicht alle Einträge, die aus Familienname +
Vorname(n) bestehen, aussagekräftig, da viele Vornamen international geläufig
und/oder homograph in verschiedenen Sprachen sind. Dies betrifft insbesondere
solche Vornamen, die im Spanischen und Italienischen (z. B. Antonio) bzw. im
Spanischen und Portugiesischen (z. B. Jorge) gleich geschrieben werden. Nur
spezifische Vornamen (etwa span. Juan, franz. Jean, it. Giovanni, port. João, dt.
Hans) liefern Anhaltspunkte für die sprachliche Zuordnung der entsprechenden
Familiennamen. Der im Telefonbuch 705mal verzeichnete Familienname Rey30
ist aufgrund der eingetragenen Vornamen vorwiegend deutscher Herkunft. Es
handelt sich hierbei um einen Übernamen zu mhd. reie, reige ‘eine Art Tanz, Reigen,
bes. der Frühlings- und Sommertanz’ oder um einen Herkunftsnamen zu
dem gleich lautenden Ortsnamen in Mecklenburg-Vorpommern. Spezifische Vornamenformen
weisen aber darauf hin, dass ein kleiner Teil der Namensträger
spanischer bzw. französischer Herkunft ist. In diesem Fall leitet sich der Familienname
Rey von einem Übernamen zu span./okzit. rey ‘König’ ab.31 Problematisch
ist auch die Quantifizierung des spanischen Anteils bei dem gar nicht so seltenen
Familiennamen Grande32, der im Deutschen (Herkunftsname zu dem
gleich lautenden Ortsnamen in Holstein oder Übername zu mnd. grande < lat.
grandis ‘groß’), im Spanischen und im Italienischen (Übername zu span./ital.
grande ‘groß’) entstanden sein kann. Eine genaue Abgrenzung des spanischen
und italienischen Anteils scheitert hier daran, dass viele geläufige Vornamen in
beiden Sprachen homograph sind. Dies trifft auch für den spanischen/italienischen
Familiennamen Gallo (ital./span. gallo ‘Hahn’, ital. auch aus lat. Gallus
‘Gallier’) zu. Für die Einträge von Gallo mit spezifisch deutschen Vornamen ist
Rosa Kohlheim
388
30 CD-ROM „D-Info ‘97“.
31 Vgl. Morlet 1997, S. 489. Nach Faure/Ribes/García 2001, S. 806 nimmt Rey die
92. Stelle in der Häufigkeitsrangfolge der spanischen Familiennamen ein. Die Statistik basiert
auf Daten aus spanischen Telefonverzeichnissen.
32 577 Einträge, CD-ROM „D-Info ‘97“.
von einem Familiennamen slawischen (sorbischen33, polnischen34, tschechischen35)
Ursprungs, dem der Heiligenname Gallus zugrunde liegt, auszugehen.
Konkurrenzen gibt es ferner zwischen spanischen und portugiesischen Familiennamen.
Als Beispiele lassen sich die aus Rufnamen hervorgegangenen Familiennamen
Santos (nach dem Allerheiligenfest) und Ramos (nach dem Palmsonntag)
anführen. Homographie findet sich auch häufig bei galicischen und portugiesischen
Familiennamen. Dies trifft beispielsweise für Familiennamen wie Pereira
(‘Birnbaum’) und Ferreira (‘Schmiede’) zu. Auch wenn es sich hier bei den meisten
im Telefonbuch verzeichneten Namensträgern um Portugiesen handelt, so
betrifft eine kleine, nicht genau bestimmbare Anzahl von Einträgen spanische
Migranten aus Galicien. Schließlich ist bei dem im Telefonverzeichnis 238mal
vorkommenden Familiennamen Castro36 (< lat. castrum), der zu den spezifisch
galicischen Familiennamen gehört37, auch mit portugiesichen und gelegentlich
sogar mit italienischen38 Namensträgern zu rechnen.
Unkorrekte Schreibungen (vor allem solche ohne diakritische Zeichen) sowie
die gelegentlich anzutreffende falsche Wiedergabe der im spanischen Personennamensystem
dreigliedrigen Namensequenz39 (z. B. Martin, Maria Lopez statt
López Martín, María; Garcia, Jesus Bernardez statt Bernárdez García, Jesús;
Dominguez, Enrique Fernandez statt Fernández Domínguez, Enrique) erschweren
statistische Untersuchungen. So führt z. B. die fast durchgehende Weglassung
der Akzente dazu, dass die spanischen Familiennamen Marín (< Marinus), Martín
und Díez (Variante von Díaz < Didacus, -i) in den Telefonverzeichnissen
Spanische Familiennamen in Deutschland
389
33 Wenzel 1999, S. 84.
34 Rymut 1999, S. 213.
35 Moldanová 2004, S. 54.
36 Geogen.
37 Kremer 1996, S. 1268.
38 De Felice 1978, S. 98.
39 Charakteristisch für das spanische Familiennamensystem ist, dass der Gesamtname einer Person
aus einem (oder mehreren) Vornamen und zwei Familiennamen besteht: Ana María Pérez
López. Bei dem ersten Familiennamen handelt es sich um den ersten Familiennamen des Vaters,
bei dem zweiten um den ersten Familiennamen der Mutter. Die Sitte, zwei Familiennamen
zu führen, setzte im 16. Jh. ein. 1870 wurde die Führung von zwei Familiennamen gesetzlich
vorgeschrieben. Damit sollten Verwechslungen von Personen, deren Vornamen und erster Familienname
identisch waren, vermieden werden. Siehe Kremer 1992, S. 460; Faure/Ribes/
García 2001, S. XLIII.
unter Marin40, Martin bzw. Diez eingeordnet werden. Einträge mit spezifisch
spanischen Vornamen (z.B. José, Juan) belegen zwar das Vorkommen der Familiennamen
Marín, Martín und Díez in Deutschland, die genaue Anzahl der spanischen
Namensträger lässt sich jedoch nicht ermitteln.41 Dies ist auch der Fall bei
dem spanischen Familiennamen Durán, der unter Duran aufgeführt wird. Die
meisten Träger des Familiennamens Duran sind türkischer Herkunft (Partizipialbildung
zu türk. durmak ‘bleiben’: ‘einer, der bleibt’), doch ist der Name auch
homograph mit französisch Duran, der ebenso wie span. Durán aus dem mittelalterlichen
Rufnamen Durandus hervorgegangen ist, und dem deutschen Integrat
Duran (< poln. Duran42, tschech. Duran43).
4 Häufige spanische Familiennamen in Deutschland
Aus den oben angeführten Beispielen geht deutlich hervor, dass Häufigkeitsangaben
auf der Grundlage von Telefonbucheinträgen nicht immer möglich sind.
Die in Tabelle 1 zusammengestellten 25 Namen können nur einen Eindruck von
der Häufigkeit spanischer Familiennamen in Deutschland und deren Frequenz in
Spanien vermitteln.
Tabelle 1: Häufige spanische Familiennamen in Deutschland und deren Frequenz in Spanien
Rosa Kohlheim
390
Rang Name (Anschlüsse)* Namengruppe nach dem Benennungsmotiv Rang in Spanien†
1 García (887) Rufname 1
2 Rodríguez (847) Rufname (Rodrigo + -ez) 6
3 Fernández (749) Rufname (Fernando [Ferdinand] + -ez) 2
4 Martínez (720) Rufname (Martín + -ez) 5
5 López (711) Rufname (Lope + -ez) 4
6 Sánchez (548) Rufname (Sancho + -ez) 7
40 Der Familienname Marin kann deutscher, französischer und italienischer Herkunft sein. Vgl.
Kohlheim/Kohlheim 2005, S. 445; De Felice 1978, S. 162.
41 Nach der von Faure/Ribes/García 2001, S. 805f. auf der Grundlage von Telefonbüchern
erstellten Häufigkeitsranfolge der spanischen Familiennamen findet sich Marín an 36., Martín
an 9. und Díez an 44. Stelle.
42 Siehe Rymut 1999, S. 158; Rymut/Hoffmann 2006, S. 149.
43 Siehe Moldanová 2004, S. 46.
der Häufigkeit spanischer Familiennamen in Deutschland und deren Frequenz in
Spanien vermitteln.
Tabelle 1: Häufige spanische Familiennamen in Deutschland und deren Frequenz in Spanien
* Nach Geogen.
† Nach Faure/Ribes/García 2001, S. 805 f.
Sowohl in Spanien als auch in Deutschland44 ist García, dem ein im frühen Mittelalter
sehr verbreiteter Personenname zugrunde liegt,45 der häufigste Familienname.
Sehr stark vertreten sind in Deutschland die für das spanische Familiennamensystem
charakteristischen patronymischen Bildungen auf -(e)z (Rodríguez
Rang Name (Anschlüsse) Namengruppe nach dem Benennungsmotiv Rang in Spanien
7 González Rufname (Gonzalo + -ez) 3
8 Pérez (486) Rufname (Pero [Peter] + -ez) 8
9 Gómez (388) Rufname (Gome/-o + -ez) 10
10 Álvarez (320) Rufname (Álvaro + -ez) 15
11 Hernández (292) Rufname (Hernando [Ferdinand] + -ez) 13
12 Díaz (261) Rufname (Didacus, -i) 12
13 Ruiz (215) Rufname (Ruy < Rodrigo + -[e]z) 11
14 Jiménez (203) Rufname (Jimeno + -ez) 14
15 Romero (191) Übername (‘Pilger’), z.T. Herkunftsname 19
16 Gutiérrez (155) Rufname (Gutierre + -ez) 18
17 Muñoz (150) Rufname (Muño + -z) 16
18 Domínguez (146) Rufname (Domingo + -ez) 23
19 Vázquez (140) Rufname (Vasco + -ez) 24
20 Delgado (137) Übername (‘hager, schlank’) 32
21 Navarro (137) Herkunftsname (‘aus Navarra, Navarrese’) 20
22 Alonso (133) Rufname [Alfons] 17
23 Serrano (131) Wohnstättenname (‘Bergbewohner, Gebirgler’) 25
24 Blanco (120) Übername (‘weiß’) 27
25 Ramírez (117) Rufname (Ramiro + -ez) 35
Spanische Familiennamen in Deutschland
391
44 Vereinzelt kann es sich in Deutschland um einen portugiesischen Familiennamen handeln (vgl.
CD-ROM DeTe Medien), doch dürfte dies die Statistik kaum beeinflussen.
45 Ein neuer Ansatz zur Etymologisierung dieses Namens geht von bask. gartze + Artikel a ‘der
Junge’ aus (Knörr 1998, S. 220).
‘Sohn des Rodrigo’). Die Herkunft dieses Suffixes, „das bis ins hohe Mittelalter
lebensfähig war“, ist noch nicht eindeutig geklärt.46 Auffällig ist, dass bei bestimmten
Namen – wohl aus euphonischen Gründen – keine (Alonso) oder kaum
Suffixbildungen auf -ez (z. B. García neben seltenerem Garcés) auftreten.47 Gegenüber
den 20 in Tabelle 1 aufgeführten Patronymika treten andere Motivationsgruppen
wie Herkunft/Wohnstätte (Navarro, Serrano) und Übernamen (Romero,
Delgado, Blanco) stark in den Hintergrund. Anders als in Deutschland
stehen Berufsnamen in Spanien nicht an der Spitze der Häufigkeitsrangfolge. Für
den spanischen Familiennamen Herrero (‘Schmied’; Rang 51 in Spanien)48 finden
sich nur 36 Einträge im Telefonbuch.49
Insgesamt ist aus Tabelle 1 zu ersehen, dass die Häufigkeitsrangfolge spanischer
Familiennamen in der Bundesrepublik weitgehend mit deren Frequenz in
Spanien übereinstimmt. Einige Abweichungen hängen einerseits damit zusammen,
dass die Häufigkeit mancher spanischer Familiennamen in Deutschland
(etwa die von Martín, Ramos u. a.) nicht ermittelt werden konnte, andererseits
aber auch mit dem häufigen Vorkommen bestimmter Familiennamen in den
spanischen Regionen, aus welchen viele spanische Gastarbeiter stammen. Als
Beispiele hierfür lassen sich der Familienname Vázquez (Rang 19 in Deutschland/
Rang 24 in Spanien), der in Galicien die 8. Position in der Häufigkeitsrangfolge
einnimmt,50 und der F amilienname Romero (Rang 15 in Deutschland/
Rang 19 in Spanien), der als charakteristisch für Andalusien angesehen wird,
anführen.51
Spanische Familiennamen kommen überwiegend in den alten Bundesländern
(besonders in Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-
Pfalz, Niedersachsen, Bayern, Berlin, Hamburg), wo in den 1950er/1960er Jahren
ein großer Bedarf an (ausländischen) Arbeitskräften bestand, vor.52
Rosa Kohlheim
392
46 Kremer 1996, S. 1268.
47 Ebenda.
48 Nach Faure/Ribes/García 2001, S. 806.
49 Geogen.
50 Kremer 1996, S. 1268.
51 Faure/Ribes/García 2001, S. 807. – 35 % der in den spanischen Telefonbüchern erfassten
Namensträger leben in Andalusien (ebenda).
52 Vgl. ZW sowie die Verbreitungskarten für García, Rodríguez, Fernández usw. bei Geogen.
5 Zur Integration spanischer Familiennamen ins Deutsche
Von offizieller Seite besteht kein Zwang zu einer Anpassung spanischer Familiennamen
an das Deutsche. Wenn ein Spanier die deutsche Staatsangehörigkeit
annimmt, werden seine beiden Familiennamen in der Originalschreibung in die
Einbürgerungsurkunde übernommen (etwa Pedro Fernández García, Juan Núñez
Alonso). Gegebenenfalls werden seine beiden Familiennamen auf die Kinder
übertragen. Nach der Einbürgerung besteht jedoch die Möglichkeit, eine Familiennamenänderung
(etwa die Eliminierung von im Deutschen nicht vorkommenden
diakritischen Zeichen, Schriftbildveränderungen zur Wahrung der spanischen
Aussprache u. a.) beim Standesamt zu beantragen. Genaue Daten darüber
stehen leider nicht zur Verfügung. Eine weitere amtliche Möglichkeit der Anpassung
betrifft die Aufgabe der in Spanien amtlich festgelegten Führung von zwei
Familiennamen. Seit dem 1. Juni 2007 (Art. 47 EG BGB) können eingebürgerte
Spanier einen der beiden Familiennamen als einzigen Familiennamen wählen,
d. h., Pedro Fernández García kann sich als Pedro Fernández oder als Pedro García
standesamtlich eintragen lassen.
Inwieweit es zu einer Integration spanischer Familiennamen im offiziellen
Bereich sowie im inoffiziellen schriftlichen und mündlichen Verkehr gekommen
ist, ließe sich nur durch eine breit angelegte Umfrage ermitteln. Die in den deutschen
Telefonbucheinträgen zutage tretenden Abweichungen von den spanischen
Graphien mancher Familiennamen weisen auf Anpassungstendenzen hin, die mit
der Zeit zu integrierten Formen führen könnten. Doch muss vorläufig die Frage
offen bleiben, ob die eingetragenen Graphien von den Namenträgern selbst intendiert
sind oder eher eine Vereinfachung des Schriftbildes durch die Anmeldestellen
widerspiegeln.53Wie bereits oben erwähnt sind spanische Familiennamen
weitgehend ohne Akzente in die Telefonverzeichnisse aufgenommen worden:
Neben 50 korrekten Einträgen für Pérez finden sich 974 Einträge ohne diakritisches
Zeichen (Perez) und 8 mit falscher Verwendung der diakritischen Zeichen
(viermal Pèrez, zweimal Perèz, je einmal Peréz und Pêrez).54 Nur äußerst selten
Spanische Familiennamen in Deutschland
393
53 In Fällen von zeitlich weit zurückliegender Migration lassen sich aus den Telefonbüchern Daten
für eine Untersuchung der Familiennamenintegration gewinnen, z. B. zur Anglisierung deutscher
Familiennamen in den USA (Eichhoff 2001) oder zur orthographischen Assimilation
von Familiennamen deutschsprachigen Ursprungs in Ungarn (Földes 2001).
54 Nach CD-ROM DeTe Medien.
verzeichnen die Telefonbücher das im Deutschen unbekannte spanische Graphem
ñ für den Laut [nj]: Gegenüber 301mal Munoz findet man nur fünfmal
Muñoz,55 gegenüber 138mal Nunez lediglich viermal Núñez und einmal Nuñez.56
Der Ersatz von ñ durch n lässt sich auch in der (inoffiziellen) schriftlichen und
mündlichen Kommunikation beobachten. So wird z. B. der Familienname Ludeña
im beruflichen Umgang Ludena geschrieben und dementsprechend ausgesprochen.
57 Die vier Telefonbucheinträge für Rodrigez58 statt Rodríguez könnten,
falls es sich nicht um Fehlschreibungen handelt, eine absichtliche Veränderung
des Schriftbilds darstellen, um die spanische Aussprache von -gue- als [ge] zu
gewährleisten. In der Regel wird das patronymische Suffix -ez von Deutschen als
[es]59 und nicht wie in Spanien als [e¾] ausgesprochen. Dies könnte mit der Zeit zu
einer Schreibweise -es statt -ez führen. Da die spanische Aussprache des Digraphs
ll als [lj] in Deutschland nicht allgemein bekannt ist, kommt es oft zu
einer Wiedergabe von ll als [l]. Wenn ein in Deutschland geborener Träger des
Familiennamens Mogollones selbst den eigenen Namen als [mogo'lones] ausspricht,
60 so deutet dies auf eine bewusste Anpassung im mündlichen Bereich hin.
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