1 Familiennamen aus germanischen Sprachen Ulf Timmermann Friesische Familiennamen



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Nr. GB

(1998)


USA

(1990)


Australien

(2007)


Kanada

(2006)


1 Smith Smith Smith Li

2 Jones Johnson Jones Smith

3 Williams Williams Williams Lam

4 Taylor Jones Brown Martin

5 Brown Brown Wilson Brown

6 Davies Davis Taylor Roy

7 Evans Miller Johnson Tremblay

8 Thomas Wilson White Lee

9 Wilson Moore Martin Gagnon

10 Johnson Taylor Anderson Wilson

11 Roberts Anderson Thompson Clark

12 Robinson Thomas Nguyen Johnson

13 Thompson Jackson Thomas White

14 Wright White Walker Williams

15 Walker Harris Harris Côté

16 White Martin Lee Taylor

17 Edwards Thompson Ryan Campbell

18 Hughes Garcia Robinson Anderson

19 Green Martinez Kelly Chan

20 Hall Robinson King Jones

21 Lewis Clark

Englische Familiennamen in Deutschland

89

Nr. GB

(1998)


USA

(1990)


22 Harris Rodriguez

23 Clarke Lewis

24 Patel Lee

25 Jackson Walker

26 Wood Hall

27 Turner Allen

28 Martin Young

29 Cooper Hernandez

30 Hill King

31 Morris Wright

32 Ward Lopez

33 Moore Hill

34 Clark Scott

35 Baker Green

36 Harrison Adams

37 King Baker

38 Morgan Gonzalez

39 Lee Nelson

40 Allen Carter

41 James Mitchell

42 Phillips Perez

43 Scott Roberts

44 Watson Turner

45 Davis Phillips

46 Parker Campbell

47 Bennett Parker

48 Price Evans

49 Griffiths Edwards

Tabelle 2: Die häufigsten Namen in England, den USA, Australien und Kanada (Fortsetzung)

Renata Szczepaniak

90

In der kanadischen Rangliste ist das Nebeneinander von englischen und nichtenglischen



Namen am deutlichsten ausgeprägt. Dem führenden Li folgt schon auf

Platz 3, noch vor den französischen Namen, Lam, dessen TrägerInnen ursprünglich

v. a. aus China, Vietnam oder Indien stammen. Erst auf Platz 6 kommt Roy,

der französischer (aber auch schottischer) Herkunft ist. Insgesamt enthalten die

20 häufigsten kanadischen Familiennamen nur vier Namen französischer Provenienz

(zu französisch-kanadischen Familiennamen s. PICARD 2003).

3.2 Quellen der englischen Familiennamen

Die englischen Familiennamen speisen sich ähnlich wie die deutschen aus vier

Motivgruppen (hier nach BARKER u. a. 2007, S. 11–16; MA TTHEWS 1967):

a) Verwandtschaftsnamen (surnames of relationship)

Zu den Verwandtschaftsnamen gehören v. a. Patronymika, aber auch Metronymika

und Bezeichnungen nach weiteren Familienangehörigen. Die daraus

entstandenen Familiennamen decken sich entweder mit Rufnamen (z. B.

John) oder sie enthalten ein onymisches Suffix. Die beiden häufigsten sind

-son (z. B. Johnson; aus mittelenglisch sone ‘Sohn’) und -s (z. B. Jones, Williams

oder Davies; aus der mittelenglischen starken Genitivendung).

b) Berufsnamen (occupational surnames)

Hierher gehören direkte und indirekte Berufsnamen, z. B.:

Subkategorie Beispiel Ursprüngliche Bedeutung

Patronymikum Johnson/Jones Sohn von John

Metronymikum Margetson Sohn von Margaret

Subkategorie Beispiel Ursprüngliche Bedeutung

Berufsbezeichnung Smith Schmied

Dienstbezeichnung Reeve Vogt

sozialer Status Knight Ritter

Charakteristika des Berufs Falconer mit Falken arbeitend

Englische Familiennamen in Deutschland

91

c) Wohnstätten- und Herkunftsnamen (local surnames)



Zu dieser Gruppe gehören Herkunfts-, Wohn- und Arbeitsstättennamen, z. B.:

d) Übernamen (nicknames)

Übernamen beziehen sich direkt oder indirekt auf physische oder psychische

Eigenschaften der TrägerInnen. Darunter befinden sich auch Metaphern wie



Fox oder Shorthose:

Smith als häufigster Familienname gehört zwar zur Gruppe der Berufsnamen

(Gruppe b), doch überwiegen unter den 50 häufigsten Namen mit 48 % die

Verwandtschaftsnamen. Ähnlich wie in anderen germanischen Sprachen (z. B.

den nordgermanischen Sprachen) bildeten sich auch in England (patr-)onymische

Suffixe -son (Johnson) und -s (Jones; s. VOITL 1985). Das onymische

Suffix -kin, ursprünglich Diminutiv, das häufig in Kombination mit -s oder

-son auftritt (z. B. Hopkins oder Hopkinson), kommt in den Ranglisten in Tabelle

2 gar nicht vor. Ebenso enthält keiner der häufigsten Familiennamen die

schwache Genitivendung -(e)n wie in Thommen oder Dawn (s. KUNZE 2004,

S. 73).


Direkte Bezeichnungen

Subkategorie Beispiel Ursprüngliche Bedeutung

psychische Eigenschaften Careless leichtsinnig

physische Eigenschaften Little Person kleinen Wuchses

Indirekte Bezeichnungen

Subkategorie Beispiel Ursprüngliche Bedeutung

Tierbezeichnungen Fox schlaue Person

Objekte Shorthose Person, die kurze Stiefel

trägt


Zeitnamen Pasque in der Osterzeit geboren

Subkategorie Beispiel Ursprüngliche Bedeutung

Herkunftsname Cornwall aus Cornwall kommend

Wohnstättenname Gate in der Nähe vom Tor

wohnend


Arbeitsstättenname Hall in einem Herrenhaus

arbeitend

Renata Szczepaniak

92

Abbildung 1 zeigt die prozentualen Verhältnisse der Benennungsmotive für die



50 häufigsten britischen Familiennamen. Namen mit mehreren potenziellen Motiven

wurden entsprechend mehrfach berücksichtigt, wie z. B. Ward (Platz 32 in

GB, s. Tabelle 2), für den zwei Motivgruppen gelten:

1) Wohnstättenname: ‘wohnt in der Nähe des Sumpfes’ oder

2) Berufsname: ‘Wächter, Wärter’ (s. SMITH 1973).

Auch bei den US-amerikanischen Familiennamen führen die Verwandtschaftsnamen.

Wenngleich die US-amerikanische Rangliste von englischen Namen dominiert

ist, treten schon unter den 20 häufigsten Namen die ersten spanischen

(lateinamerikanischen) auf.

Eine deutliche Verschiebung der Proportionen zugunsten der Wohnstätten-

und Herkunftsnamen verzeichnet dagegen SMITH (42003, S. 9), der die 7 000 häufigsten

US-amerikanische Familiennamen untersucht hat. Seine Zählung ergibt

Folgendes:

Abbildung 1: Quellen der 50 häufigsten britischen

Familiennamen (in Prozent)

Abbildung 2: Quellen der US-amerikanischen

Familiennamen (in Prozent)

Namengruppe Prozent

Wohnstätten- und Herkunftsnamen 43,13 %

Verwandtschaftsnamen 32,23 %

Berufsnamen 15,16 %

Übernamen 9,48 %

Englische Familiennamen in Deutschland

93

3.3 Rangliste der englischen Familiennamen in Deutschland



Ausgehend von den Ranglisten aus den Herkunftsländern (v. a. GB und USA)

lässt sich auch ein Ranking der englischen Familiennamen in Deutschland aufstellen.

Die Ergebnisse dokumentiert Tabelle 3. Auch in Deutschland führt der

Name Smith. Da die TrägerInnen englischer Namen vorwiegend aus GB und

den USA kommen (s. Kapitel 1), steht diese Rangliste unter ihrem quantitativen

Einfluss. So entsprechen die ersten sieben Plätze den Spitzennamen in GB und

den USA. Nur Taylor fällt von Platz 4 in GB auf Platz 6 in Deutschland. Dies

dürfte damit zu tun haben, dass seine Häufigkeit in den USA etwas geringer

ist (Platz 10). Insgesamt stellt also die deutsche Rangliste eine Art Ausgleich

zwischen der britischen und der amerikanischen Liste dar. Ist ein Name deutlich

häufiger in den USA als in GB (wie z. B. Moore: Platz 9 in den USA, Platz 33

in GB), verliert er oft ein paar Plätze in der deutschen Rangliste (hier Platz 12).

Auf Patel, den häufigsten Namen indischer Herkunft, kommen in Deutschland

99 Telefonanschlüsse.

Kartiert man die englischen Familiennamen, die in Deutschland Platz 2 bis

10 besetzen, ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei Smith (s. Karte 1). Diese zeigt

noch einmal, dass die Verteilung der englischen Familiennamen in Deutschland

maßgeblich von der Existenz von Militärbasen und Luftwaffenstützpunkten abhängt.

Interessant ist die Verteilung der beiden graphischen Varianten Davies (GB)

und Davis (USA). In der deutschen Rangliste teilen sie sich Platz 6. Die Kombinationskarte

Nr. 5 zeigt nochmals, wie stark die Verbreitung der britischen und

US-amerikanischen Familiennamen in Deutschland von den entsprechenden

Militärbasen abhängt. So überwiegt die britische Variante Davies in der Region

um Herford (Nordrhein-Westfalen), die US-amerikanische Schreibweise Davis

dagegen in Süddeutschland.

Renata Szczepaniak

94

Nr. Name Trägerzahl Motivationsgruppe

1 Smith 1 328 BerufsN

2 Johnson 907 VerwandtschaftsN

3 Jones 855 VerwandtschaftsN

4 Williams 760 VerwandtschaftsN

5 Brown 717 ÜberN

6 Davies / Davis 225 / 399 (624) VerwandtschaftsN

7 Taylor 532 BerufsN

8 Wilson 476 VerwandtschaftsN

9 Turner 429 BerufsN

10 Thompson 388 VerwandtschaftsN

11 Roberts 335 VerwandtschaftsN

12 Moore 334 WohnstättenN / ÜberN

13 Jackson 327 VerwandtschaftsN

14 Harris 322 VerwandtschaftsN

15 White 314 ÜberN / WohnstättenN

16 Clark 313 BerufsN

17 Robinson 310 VerwandtschaftsN

18 Wright 309 BerufsN

19 Evans 280 (walisischer FN)

20 Scott 272 HerkunftsN

21 Lewis 266 VerwandtschaftsN

22 Allen 245 HerkunftsN

23 Baker 234 BerufsN

24 Young 239 ÜberN

25 Wood 239 HerkunftsN / ÜberN

26 Edwards 200 VerwandtschaftsN

27 Cooper 192 BerufsN

28 Ward 189 BerufsN / WohnstättenN

29 Hughes 181 VerwandtschaftsN

Patel 99 (indischer FN)

Tabelle 3: Die häufigsten englischen Familiennamen in Deutschland

Englische Familiennamen in Deutschland

95

Karte 5: Verteilung der Familiennamen Davies



(UK, schwarz) und Davis (USA, grau)

(Kartentyp: Kreise, relativ pro dreistellige

PLZ; Flächen, relativ pro zweistellige PLZ)

Karte 4: Verteilung der häufigsten englischen

Familiennamen in Deutschland – Rang 2

bis 10


(Kartentyp: Flächen, absolut pro

zweistellige PLZ)

Renata Szczepaniak

96

4 Englische Familiennamen: Entstehung und Verbreitung

In England beginnt die Entstehung fester Familiennamen im 12. Jh., wobei hierfür

die kulturellen, ökonomischen und politischen Neuerungen der normannischen

Eroberer den entscheidenden Anstoß gegeben haben (s. BARKER u. a. 2007, INSLEY

2007). Schon um 1350 trug jeder Bewohner in Süd- und Mittelengland einen

erblichen Namen. Von dort aus breitete sich der zweigliedrige Personenname

nach Nordengland (14. Jh.) und Schottland (15. Jh.) aus. In Irland dagegen kommen

erbliche Familiennamen bereits Mitte des 10. Jhs. auf (BARKER u. a. 2007,

S. 4 –11; VOITL 1985). In GB kann der Familienname heute ohne großen Aufwand

geändert werden. Genauere Informationen sind der Homepage des Citizens

Advice Bureau zu entnehmen.

Die Verbreitung der englischen Namen (sowie der englischen Sprache insgesamt)

in der Welt beginnt im 16. Jh. mit der britischen Kolonisierung von Afrika.

In dieser Zeit werden englische Forts an den Küsten von Guinea, Gambia, Sierra

Leone und an der Goldküste gegründet. Anfang des 17. Jhs. folgt die Kolonisierung

Nordamerikas. Die Zahl der Auswanderer, die aus politischen, religiösen

oder wirtschaftlichen Gründen von GB nach Nordamerika übersiedelten, erreichte

schon im 17. Jh. eine Viertelmillion (VIERECK / VIERECK / RAMISCH 2002,

S. 151). Im selben Jahrhundert kommen auch große Teile der Karibik (Barbados,

Honduras, Bahamas, Jamaika) und Indiens (Madras, Bombay und Kalkutta)

unter englische Kontrolle. Die hieraus resultierende Ausbreitung der englischen

Familiennamen hat auf Jamaika sogar zu ihrem quantitativen Übergewicht im

Verhältnis zu portugiesischen und französischen Familiennamen geführt (s. die

Website Jamaican Family Search).

Die große Auswanderungswelle nach Nordamerika dauerte bis Ende des 19.

Jhs. (VIERECK / VIERECK / RAMISCH 2002, S. 157). Bis heute bildet die englischstämmige

Bevölkerung neben einer starken deutschstämmigen die Mehrheit der

US-Amerikaner (VIERECK/VIERECK/RAMISCH 2002, S. 160). Diese Tatsache

spiegeln auch die Familiennamen wider. Doch ist nicht auszuschließen, dass sich

unter den zahlreichen englischen Familiennamen auch ursprünglich deutsche befinden,

die amerikanisiert wurden (z. B. Schmitt zu Smith). Dies könnte der Grund

für die auffällig hohe Frequenz des Namens Miller in den USA sein (Platz 7 in

Tabelle 2). Die Integration des in Deutschland häufigsten Namens beschränkt

sich lediglich auf die graphische (und phonetische) Veränderung von ü [Y] zu i

[I] (BACH3 1978, Bd. I,2, S. 262; HOOK 1982, S. 330 –335; HANKS 2003).

Englische Familiennamen in Deutschland

97

5 Angloamerikanische Mittelnamen

Im angloamerikanischen Raum werden sog. Mittelnamen (middle names) immer

gebräuchlicher. Der bekannteste Träger dürfte George W. [d_blju:] Bush sein,

wobei W. für Walker steht. ASHLEY (1996) berichtet, dass der Mittelname (also

der Name zwischen dem Vor- und dem Familiennamen) häufiger bei Männern

als bei Frauen vergeben wird und überwiegend in der Oberschicht vorkommt.

Als Mittelname wird meist der Vor- oder Mittelname des Vaters oder der Mädchenname

der Mutter gewählt. In den USA übernehmen nicht selten verheiratete

Frauen den Familiennamen ihres Ehemannes, während sie ihren Mädchennamen

zum Mittelnamen machen, der dann zur Initiale gekürzt wird. Generell ist das

sog. middle initial (mit oder ohne Punkt wie bei George W. Bush bzw. Harry S.

Truman) in den USA mittlerweile so sehr als Bestandteil des Personennamens

gebräuchlich, dass es dafür eine Rubrik in öffentlichen Dokumenten gibt. Fehlt

die Mittelnamensinitiale, wird in der entsprechenden Rubrik NMI (No Middle

Initial) eingetragen. In Deutschland werden Mittelnamen dem Vornamen zugeschlagen.

6 Überblicksartikel, Nachschlagewerke

und Kartierungsprogramme

Zur Entstehung englischer Familiennamen empfiehlt sich folgende Literatur: auf

Deutsch VOITL (1966, 1985, 1990) und INSLEY (2007), auf Englisch MATTHEWS

(21967) und BARKER u. a. (2007). VOITL (1963, 1964, 1976) und BRENDLER

(2006) berichten über die Erforschung der Familiennamen in GB und den USA.

Von VOITL (1976) stammt auch ein elektronisches Archiv der frühneuenglischen

und gegenwartssprachlichen britischen Namen. Die Geschichte der Familiennamen

in den USA, ihre Herkunft und Amerikanisierung beschreiben u. a. HOOK

(1982) und SMITH (1950, 1962, 1967, 42005). Zur Verfügung stehen auch Nachschlagewerke:

SMITH (21973), ALLEN (1990) und CASSELMAN (2000). Über

neueste Forschungen informieren Presseorgane der onomastischen Gesellschaften:

in GB Nomina. Journal of the Society for Name Studies in Britain and Ireland,

in den USA Names. Journal of the American Name Society.

Die neuen Medien bieten eine Reihe von Kartierungsprogrammen, die zum

Teil, da auf historische Daten zugreifend, sogar den Verbreitungswandel doku-

Renata Szczepaniak

98

mentieren. Einen solchen surname profiler für GB findet man auf der Website



National Trust Names, die die Ergebnisse des Projekts des University College

London präsentiert. Kartierungs- und genealogische Programme sind auch auf

CD erhältlich (s. Website von Archersoftware). Historische Frequenzlisten der

Familiennamen in GB lassen sich der Website The Orange Hedgehog Surname

Profiler des University College London entnehmen. Online zugänglich ist ebenfalls

die Hamrick Software, die Vorkommen und Wandel der Familiennamen in

den USA dokumentiert.

Zu den englischen (britischen, US-amerikanischen usw.) Familiennamen in

Deutschland gibt es so gut wie keine Literatur.

Literatur

ALLEN, K. 1990: Family Names in Australia & New Zealand. Kenthurst.

ASHLEY, L. R. N. 1996: Middle Names. In: EICHLER u. a., S. 1218–1221.

BACH, A. 1978: Deutsche Namenkunde. Band I. Die deutschen Personennamen. Heidelberg.

BARKER, S. u. a. 2007: An Atlas of English Surnames. Frankfurt / Main. (= Bamberger Beiträge zur

Englischen Sprachwissenschaft 52).

BERTRAM, U.; F. W. HORLACHER (Hg.). 1990: Erlanger Anglistik und Amerikanistik in Vergangenheit

und Gegenwart. Festschrift zum hundertjährigen Bestehen eines Instituts 1890 –1990.

Erlangen.

BRENDLER, S.; A. BRENDLER (Hg.). 2007: Europäische Personennamensysteme. Ein Handbuch

von Abasisch bis Zentralladinisch. Anlässlich der 65. Geburtstage von Rosa Kohlheim und

Volker Kohlheim. Hamburg (= Lehr- und Handbücher zur Onomastik 2).

BRENDLER, S. 2006: 400 Jahre englische Zunamenforschung. Der Anfang mit William Camdens

Remaines of a Greater Worke (1605). In: Zunamen. Zeitschrift für Namenforschung 1,

S. 11–20.

CASSELMAN, B. 2000: What’s in a Canadian Name? Origins and Meanings of Canadian Names.

Toronto.


EICHLER, E. u. a. (Hg.). 1996: Namenforschung. Ein internationales Handbuch zur Onomastik.

2. Teilband. Berlin, New York (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft

11.2).

GOUROU, P. 1965: Les paysans de delta tonkinois. 2 Bände. Paris.



HANKS, P. W. 2003: Americanization of European Family Names in the seventeenth and

eighteenth Centuries. In: Onoma 38, S. 119 –154.

HANKS, P.; F. HODGES. 1991: A Dictionary of Surnames. Oxford.

HOOK, J. N. 1982: Family Names. The Origin, Meanings, Mutations and History of More than

2,800 American Names. New York, London.

INSLEY, J. 2007: Das englische Personennamensystem. In: BRENDLER/BRENDLER, S. 159 –169.

KUNZE, K. 2004: dtv-Atlas Namenkunde. Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet. 5.

Auflage. München.

MACLYSAGHT, E. 1964: A Guide to Irish Surnames. Baltimore, Maryland.

Englische Familiennamen in Deutschland

99

MATTHEWS, C. M. 1967: English Surnames. New York.



PICARD, M. 2003: The Origin and Development of French-Canadian Family Names. In: Onoma

38, S. 155–180.

SCHÜTZEICHEL, R.; A. WENDENHORST (Hg.). 1985: Erlanger Familiennamen-Colloquium. Neustadt

/Aisch (= Schriften des Zentralinstituts für fränkische Landeskunde und allgemeine Regionalforschung

an der Universität Erlangen-Nürnberg 26).

SMITH, E. C. 1950: The Story of Our Names. New York.

SMITH, E. C. 1962: Common American Surnames and Their Relation to Eminence. In: Names.

Journal of the American Name Society 10.1, S. 38– 44.

SMITH, E. C. 1967: Treasury of Name Lore. New York.

SMITH, E. C. 1973: New Dictionary of American Family Names. New York.

SMITH, E. C. 2005: American Surnames. Baltimore.

VIERECK, W.; K. VIERECK; H. RAMISCH. 2002: dtv-Atlas Englische Sprache. München.

VOITL, H. 1966: Die englischen Familiennamen in sprachwissenschaftlicher Sicht. In: Archiv für

das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 202,3, S. 161–177.

VOITL, H. (Hg.). 1976: The Study of the Personal Names of the British Isles. Proceedings of a

Working Conference at Erlangen 21–24 September 1975.

VOITL, H. 1976: A Computer Archive of Present-Day British and Early Modern English Family

Names. In: VOITL, S. 87–100.

VOITL, H. 1985: Die Entstehung der englischen Familiennamen aus Taufnamen (Patronymika). In:

SCHÜTZEICHEL/WENDENHORST, S. 19 –39.

VOITL, H. 1990: Englische Familiennamen als fossile englische Wörter. In: BERTRAM/HORLACHER,

S. 115–137.



Internetadressen

Statistiken

Statistisches Bundesamt Deutschland www.destatis.de

Statistische Ämter des Bundes und der Länder www.statistik-portal.de

Eurostat epp.eurostat.ec.europa.eu

The Office for National Statistics www.statistics.gov.uk

U. S. Census Bureau www.census.gov

Australian Government Agency www.ipaustralia.gov.au

General Register Office for Scotland www.gro-scotland.gov.uk



Familiennamenkarten

GB

National Trust Names www.nationaltrustnames.org.uk

Archer Software www.archersoftware.co.uk

The Orange Hedgehog Surname Profiler www.britishsurnames.co.uk

Technoleg Taliesin www.taliesin-arlein.net / names

USA

Hamrick Software www.hamrick.com/names

Renata Szczepaniak

100


Weitere

Deutsche Botschaft in Washington www.germany.info

British Army www.army.mod.uk

Citizens Advice Bureau www.adviceguide.org.uk

Jamaican Family Search www.jamaicanfamilysearch.com

Technoleg Taliesin www.technoleg-taliesin.com

infoUSA www.infousa.com

2

Familiennamen aus baltischen Sprachen

GRASILDA BLAŽIENE



Familiennamen aus dem Altpreußischen

im Deutschen

Wie wir vom Priesterbruder des Deutschen Ordens Peter von Dusburg, der im

Jahre 1326 seine „Chronica terrae Prusiae“ dem Hochmeister Werner von Orselen

zur Kritik vorlegte, erfahren, haben die auf elf altpreußische Landschaften

verteilten alten Preußen weite Gebiete zwischen unterer Weichsel und unterer

Memel im 12./13. Jh. bewohnt.

Im 13. Jh. erfolgt die Eroberung des Landes durch den Deutschen Orden, der

Deutsche aus dem nieder- und mitteldeutschen Raum ins Land gerufen hat und

die sich meistens auf von Altpreußen unbesiedeltem Gebiet niederließen. So

kommen die altpreußische Sprache und das System der Eigennamen (EN) mit

der deutschen Sprache und dem System der EN des Deutschen in Kontakt. Sowohl

die Sprache der Unterworfenen als auch das Namensystem werden immer

intensiver mit deutschen Sprachelementen durchdrungen. Die einheimischen Bewohner

des Landes besaßen keine Schrift, weshalb die Überlieferung der EN und

der Geschichte erst mit der Ankunft des Deutschen Ordens einsetzte (siehe

Maschke 1968, S. 1). Die altpreußischen EN wurden von den deutschen Schreibern

so niedergeschrieben, wie sie die fremden Namen vernommen haben. Natürlich

passten die Schreiber dabei fremde Laute ihrer Muttersprache an. Bei der

Deutung der altpreußischen EN kann man sich nicht auf die gegenwärtige Aussprache

des betreffenden EN – sei es ein Personenname (PN) oder ein Ortsname

(ON) – stützen, da diese EN einer starken Germanisierung, Polonisierung und

Lituanisierung unterlagen.

Die EN gehören zu den ältesten sprachlichen Überresten des Altpreußischen,

sie erscheinen in den historischen Quellen viel früher als die ältesten Sprachdenkmäler,

z. B. ist der apreuß. PN Iboto 1255 belegt: nec non et de consilio

et consensu fratrum nostrum discretorum Ibotoni (Ibutthoni) Sambite … (SUB

12–13) und der apreuß. PN Ponato 1258: Ponato suisque fratribus ac liberis eorundem



in Sambia contulerunt … (SUB 34).

105


Die altpreußischen PN haben G. A. MÜLVERSTEDT, A. BEZZENBERGER,

W. PIERSON, G.H.F. NESSELMANN, E.LEWY und andere registriert und untersucht.

Diese Untersuchungen gaben Anregung zu der wertvollsten Studie auf

dem Gebiet der altpreußischen Anthroponymie: „Die altpreußischen Personennamen“

von R.TRAUTMANN (1925). Letzterer schöpfte sein Material aus den im

Königsberger Staatsarchiv vorhandenen handschriftlichen Dokumenten, in erster

Linie des Deutschen Ritterordens. Diese Studie ist bis heute die wichtigste und

noch nicht überholte Publikation auf dem Gebiet der altpreußischen Personennamenforschung,

weil andere Forscher wie A. BEZZENBERGER und E. LEWY

das handschriftliche Material kaum benutzten. Bald stellte sich heraus, dass

R. TRAUTMANN nicht alle handschriftlichen Quellen für seine Sammlung ausgewertet

hat. 1939 präsentierte I.MATUSEVIÈIUTE 56 neu entdeckte altpreußische

PN aus den Jahren 1415 und 1448 in ihrem Beitrag „Kiek naujos medžiagos

prusu vardynui“ („Neues Material zum altpreußischen Namengut“). Viele von

diesen PN sind aus einem ON entstanden, z. B. 1448 Gemiethen, Hannus (MATUSEVIÈIUTE

1939, S. 12), vgl. den apreuß. ON Gemiten (GERULLIS 1922,

S. 40; PRZYBYTEK 1993, S. 327). Die anderen PN kann man aus dem Baltischen

bzw. Altpreußischen erklären, z. B. 1448 Gel.nde, Peter (MATUSEVIÈIUTE 1939,

S. 12) = apreuß. *Ge-ind-zu *gel- vgl. die apreuß. PN Gelida, Gelow, Gelune

(TRAUTMANN 1925, S. 31), die lit. PN Gelgauda, Gélgotas (LPVŽ I647–648), wo

*gel- zu lit. gélti ‘stechen, weh-tun’, gela ‘heftiger Schmerz’ gestellt wird. Zu *gelsiehe

noch TOPOROV (1979, S. 198). Interessant ist der von I. MATUSEVIÈIUTE

(1939, S. 11) angeführte PN 1448 E.nrecke, Hannus und Nickes Einrennche 1448

= apreuß. *ain-rank- zu apreuß. ains *ainas, vgl. lit. víenas, lett. viêns ‘ein’, und

apreuß. rancko ‘Hand’. Bie Bedeutung wäre ‘einarmig’. Man könnte diesen PN

wohl als Spitznamen definieren, der über die betreffende Person Auskunft gibt

(BUTKUS 1995, S. 21).

R.TRAUTMANN (1925, S. 193) betont im Vorwort zu seiner Studie, dass seine

Namensammlung drei Jahrhunderte umfasst, „vorzugsweise die aus dem 13. bis

15. Jahrhundert überlieferten Namen“. Des Weiteren wird unterstrichen, dass die

altpreußischen PN in der zweiten Hälfte des 15. Jh. eine auffällige Seltenheit darstellen,

weil der deutsche Einfluss auf das altpreußische Namensystem durch die

Christianisierung sehr groß war und die Altpreußen bei der Taufe einen mittelalterlich

deutschen Namen erhielten, z. B. 1373 Ambrosius Sohn des Tustyn aus



Wargen (SUB 339), 1385 Mynante resp. Mynauthe und seinen Söhnen Hanke,

Andreas und Martin (SUB 366), 1342 … Elisabeth, Naglaude’s Witwe … (SUB

Grasilda Blažiene

106

239), 1343 Michaeli, Mathie et Jacobo fratribus filiis quondam Thome Wissegaudinen



(SUB 245–246), 1344 … zwischen den Brüdern Senkete und Norune

und deren Neffen Friederich und Hertwich (SUB 249–251), 1344 … den beiden

Brüderpaaren Nastome unt Kunz …(SUB 255), um 1400 Hans Arwyden son hat

XII hoken … (OF 111 101). Immer häufiger erscheint Anfang des 15. Jh. ein

Taufname vor dem altpreußischen Namen, z. B. um 1400 Niclos Loylike hat XII



hoken III hoken prusch recht (OF 111 102 r), um 1400 Niclos Swayprotyne siß hat

IIII hoken und VI hufen prusch recht (OF 111 99r). Entgegen der Behauptung von

R.TRAUTMANN verschwinden die altpreußischen PN nicht aus den handschriftlichen

Quellen des 16. Jh. Im berühmten 36 bändigen Ostpreußischen Folianten

911a des Historischen Staatsarchivs Königsberg ist das Türkensteuerregister von

1540 überliefert, in dem die Taufnamen zwar überwiegen, die altpreußischen PN

aber noch relativ häufig sind, z. B. Urban Massutte, Korioth (Band 30, Heft1,10 r),



Narwil, Abgautis (Band 30, Heft 1, 16, 16 r). In diesen Folianten kommen bei

R.TRAUTMANN nicht verzeichnete altpreußische PN vor, wie z. B. Merttenn



Drungeyke im Samland (Ostpr. Fol. 911 a14VI 1), mit dem Suff. *-ein- abgeleitet,

zur Wurzel *drung-, vgl. die lit. PN Drung.s, Drungvilas (LPVŽ II 531), lit.



druñgas, drungùs ‘lauwarm’ (FRAENKEL 1962, S. 107).

In den handschriftlichen Quellen des 16. Jh. sind noch mehr altpreußische PN

mit vorangestelltem Taufnamen verzeichnet, z. B. 1543–1544 Lorenß Carioth

hat 1 erbe ßins (Ostpr. Fol. 3428 32). Die umfangreichsten Denkmäler des Altpreußischen,

die Übersetzungen der drei Katechismen auf Befehl des Herzogs

Albrecht für den Gebrauch der Pfarrer, sind im 16. Jh. erschienen: die ersten zwei

1545, der dritte Katechismus, das Enrichidion, die Übersetzung des kleinen Katechismus

von Martin Luther 1561 (siehe TRAUTMANN 1910; MAŽIULIS 1966).

Im 16. Jh. wurde noch Altpreußisch gesprochen. Die Prozesse der Germanisierung

der Sprache waren selbstverständlich vorangeschritten, so wie die Prozesse der

Germanisierung des anthroponymischen Systems, jedoch waren altpreußische

PN auch im 16. Jh. keine auffällige Seltenheit, wie R.TRAUTMANN (1910, S.

193) annimmt.

Man darf in diesem Zusammenhang auch die Arbeit von N.KOPERNIK „Locationes

mansorum desertorum“, herausgegeben im Jahre 1970, nicht außer Acht

lassen. Der berühmte polnische Astronom war 1516–1519 und 1521 im Ermland

tätig und unternahm ausgedehnte Reisen durch das Land. Auf diesen Reisen entstanden

seine Bemerkungen, in denen auch altpreußische PN verzeichnet sind.

Die onomastischen Angaben erweckten die Aufmerksamkeit der Namenforscher.

Familiennamen aus dem Altpreußischen im Deutschen

107


So erwähnt der polnische Namenforscher S. ROSPOND den Altpreußen Glande

und die PN Poppe, Tewes, Tule, Kaalau und unterstreicht, dass es nicht leicht ist

zu unterscheiden, ob diese PN deutsch oder altpreußisch sind. S. ROSPOND

(1973, S. 191, 184) betont, dass die altpreußischen PN im Gegensatz zu den altpreußischen

ON entweder unter dem Einfluss der polnischen oder der deutschen

Anthroponymie rasch außer Gebrauch kamen. Ausführlich hat das von N. KOPERNIKUS

angeführte Material A.NEPOKUPNYJ (1976, S. 115–119) besprochen

und, gestützt auch auf andere polnische Quellen, eine Liste altpreußischer PN zusammengestellt.

Diese Liste umfasst drei Gruppen von PN. Die erste Gruppe enthält

eine schon bei R.TRAUTMANN (1925, S. 124) bezeugte Komponente, z. B.



Smaido 1572 der Fischer Jakub Smaido, vgl. Jonycke und Clawcko Smoyde, vgl.

den apreuß. PN 1331 in loco Smaydigarbs, in monte Smaidegarbs (SUB 193).

Insgesamt umfasst diese Gruppe 11 Namen (NEPOKUPNYJ 1976, S. 116–117).

Problematisch ist in dieser Gruppe der Name 1518 Tewes, den NEPOKUPNYJ

(1976, S. 117) als altpreußisch betrachtet und zu altpreußisch thewis ‘Vetter’

stellt, vgl. die apreuß. PN Tewiko, Thewico, Tewike (TRAUTMANN 1925, S. 105).

Vgl. aber den dt. PN Tewes < Matthäus (KOHLHEIM/KOHLHEIM 2005, S. 663).

M.E. sollte man bei der Besprechung dieses Namens die Herleitung vom Taufnamen



Matthäus nicht außer Acht lassen. Die zweite Gruppe, die NEPOKUPNYJ

(1976, S. 118–119) anführt, enthält die PN, die in den berühmten Sammlungen

altpreußischer ON (siehe GERULLIS 1922) und PN (siehe TRAUTMANN 1925)

nicht vorkommen. Zeitlich überschreiten diese PN auch den von R.TRAUTMANN

und G.GERULLIS angegebenen chronologischen Rahmen. Bei R.TRAUTMANN

war das Mitte des 15. Jh., bei G.GERULLIS das Jahr 1525, mit dem er seine Namensammlung

abgeschlossen hatte, weil sich seiner Meinung nach die modernen

Namenformen der altpreußischen ON stabilisiert haben. A.NEPOKUPNYJ und andere

Forscher haben erwiesen, dass die Namengeschichte (Orts- und Personennamengeschichte)

nicht mit der Mitte des 15. Jh. und mit dem Jahr 1525 aufhört

(BLAŽIENE 2001, S. 49–50). Diese Gruppe umfasst 10 PN, die von großer Bedeutung

für die altpreußische Anthroponymie sind:

1581 Ilgis, Merten und Simon Ilgis, zu apreuß. ilga ‘lange’, *ilga- ‘lang’, lit. ìlgas,

lett. ilgs, vgl. die lit. PN Ìlgas, Il_gis, Ìlgius, die zu lit. ìlgas gestellt werden

(LPVŽ I 765).

Grasilda Blažiene

108

1572 Mindo, Jan und Stanislaw Mindo, apreuß. *Minda. Im Samland hat es den



ON 1303 Menden, (?) Minden, späteres Mandeln gegeben (BLAŽIENE 2000,

S. 89). Zu *Mind- vgl. die lit. ON Mindùciai, Mindu_nai (LAŽ 186) und den

lett. ON Minde (ENDZELINS 1961, 439). Anders NEPOKUPNYJ (1976, S. 118).

1581 Parkitte, Florian Parkitte. Der PN liegt dem ON 1355 Parkiten (GERULLIS

1925, S. 115), später Parkitten, poln. Parkity (PRZYBYTEK 1993, S. 202) zugrunde.

G.GERULLIS war der PN Parkitte unbekannt. R. PRZYBYTEK geht

bei der Deutung des ON Parkiten nicht von diesem PN aus, sie lässt die Angaben

von A. NEPOKUPNYJ unberücksichtigt.

1517 Pippelk, Michel Pippelk. Der PN kann zu apreuß. pipelko ‘Vogel’, bei

S. GRUNAU (1517–1526) belegt, gestellt werden.

1572 Sigant, Jan Sigant, vielleicht apreuß. *Sig-gant- (?), *Zig-gant- (?), zu

*gant- vgl. den apreuß. PN Pigant, den lit. PN Pýgantas (TRAUTMANN 1925,

S. 76, 137, 148), die apreuß. ON Gantelauken, Ganten, mnd. gante ‘Gänserich’

(BLAŽIENE 2005, S. 59), zu *Sig- vgl. den apreuß. PN Syge (TRAUTMANN

1925. S. 91), den lit. PN Žìgas, zu lit. ž.gis ‘Reise, Marsch, (Kriegs-)

Zug, (heldenhafte) Tat’, žìgas ‘Käfer’ (LPVŽ II 1331). Wie die Streuung von

Familiennamen (FaN) in Deutschland zeigt, ist der Name einmal belegt

(http://christoph.stoepel.net/geogen. aspx [18 .09. 2007]).

1581 Sparwein, Hans Sparwein, 1489–1491 Andres Sparwyn, vgl. den lit. PN

Spar_velis zu lit. sparvà ‘Rohrdommel; Bremse, Stechfliege’ (LPVŽ II 781),

die lett. PN Hermann Sparwyn, Jacob Sparwin, Ilssete Sparwen (BLESE

1929, S. 253), vgl. lett. spãrvs ‘Bremse, Stechfliege’.

2. Hälfte des 17.–18. Jh. Stabenau, der Bäcker Jan Stabenau, vgl. apreuß. stabis

‘Stein’. Stabenau ist eine eingedeutschte Form, der Name ist im polnischen

anthroponymischen System belegt (NEPOKUPNYJ 1976, S. 119).

1570 Tylmin, zweistämmiger PN, zu *til- vgl. den apreuß. PN Tyle, aber auch die

dt. PN Thiel, Thiele, Thielen (BAHLOW 1967, S. 515), zu *min- vgl. die apreuß.

PN Mine, Gaylemynne, Cantemynne, Tolemynne (TRAUTMANN 1925, S. 146).

2. Hälfte des 17.–18. Jh. Wergell, der Bäcker Wergell, vgl. die apreuß. PN Wargele,



Wargell (TRAUTMANN 1925, 115), apreuß. wargs ‘böse’, die lit. PN Várgalis,

Vargelis (LPVŽ II 1163). Der Übergang e/a ist dem Altpreußischen bekannt.

1495 Worre, Johannes Worre, zu apreuß. *urs-, *ura- ‘alt’ < apreuß. *vara ‘alt’.

Ein Eintrag (http://christoph.stoepel.net/geogen.aspx [18.09.2007]).

A.NEPOKUPNYJ führt Beispiele für Polonisierung altpreußischer PN an:

Familiennamen aus dem Altpreußischen im Deutschen

109


1647 Gedyk, Grzegorz Gedyk, Stanislawoui Gedyke , (Dat.), vgl. die

apreuß. PN. Gedike, Gedyke, Gedeyko, *ged- wird zu lit. ged_e_ti, ‘trauern’, gedáuti

‘fragen, begehren, wünschen’ (LPVŽ II 639–640) gestellt. Auf der Internetseite

von Christoph Stöpel (http://christoph.stoepel.net/geogen.aspx

[18.9. 2007]) ist der Name viermal belegt.

1707 Milde, Daniel Milde, Daniela Mildy... (Gen.), vgl. den apreuß. PN Milde

(TRAUTMANN 1925, 59), lit. *Milda ‘Liebesgöttin’, alit. mildingai

‘freundlich (KUZAVINIS/SAVUKYNAS 1987, S. 271), vgl. den dt. PN Milde

(KOHLHEIM/KOHLHEIM 2005, S. 463), mhd. milte, milde ‘freundlich, liebreich,

gütig, geduldig, barmherzig, wohllätig, freigebig’, mnd. milde ‘freigebig,

freundlich, barmherzig, fromm’ (ebenda). In einigen Fällen kann der

Name auf den apreuß. PN zurückgehen. Der Name ist in Deutschland verbreitet,

1707 Einträge in 337 verschiedenen Landkreisen (http://christoph.stoepel.

net/geogen.aspx [18. 09. 2007]).

1707 Skundy, Fryderyk Skundy, 1711 od Frederika Skunde, vgl. den apreuß. PN

Scundete (TRAUTMANN 1925, S. 95). Man könnte vielleicht von apreuß.

*Skand- (?) ausgehen, vgl. den apreuß. PN Scandio = Scundio = Skondio

(TRAUTMANN 1925, S. 93), apreuß. auskandints ‘ersäuft’, auskandinsnan

‘Sintflut’, lit. skandìnti ‘ertränken’.

Die altpreußischen Adligen auf dem Territorium Polens verwendeten ihre PN bis

zum Ende des 16. Jh. (CHWALIBIÑSKA 1948, S. 27). A. NEPOKUPNYJ (1976

S. 122) führt 7 Namen an, wie z. B. 1494 Glabyk, Adam Glabyk/Glanbyk, *Glabist

bei R.TRAUTMANN (1925, S. 33–34) belegt: Glabot, Glabune, Glabute. In

diesem Fall kann man mit apreuß. *Glab-ik- rechnen, abgeleitet mit dem Diminutivsuffix

*-ik-. Bei Geogen wurden 11 Einträge für Glabik gefunden (http://

christoph. stoepel.net/geogen.aspx [18. 09. 2007]). Es ist durchaus möglich, dass

der altpreußische PN über das polnische Namensystem ins Deutsche entlehnt

wurde.


Die wissenschaftliche Erforschung der FaN aus dem Altpreußischen im Deutschen

begann mit Max GOTTSCHALD, dessen Werk „Deutsche Namenkunde“

seit 1932 fünf Auflagen erlebte. M.GOTTSCHALD führt auch altpreußische Namen

an, die im Deutschen erhalten geblieben sind. Manche von diesen Namen

stammen aus ON, z. B. Berlack: pruß. ON (GOTTSCHALD 1982, S. 207). In der

„Einführung in die Familiennamenkunde“ von R.SCHÜTZEICHEL zur fünften,

verbesserten Auflage werden unter Fremdnamen aus östlicher Nachbarschaft nur

Grasilda Blažiene

110

die FaN aus dem Litauischen erwähnt, das, wie der Verfasser behauptet, „in Ostpreußen



in dauernder Berührung mit dem Deutschen stand“ (SCHÜTZEICHEL in:

GOTTSCHALD 1982, S. 63–64).

Das Namenbuch von M.GOTTSCHALD hat zu weiterenVeröffentlichungen geführt.

1987 wurden zwei kleine Studien veröffentlicht, von M.MECHOV „Deutsche

Familiennamen prussischer Herkunft“ (inzwischen 1991 und 1994 wieder

aufgelegt) und von H. G. PODEHL „4444 ostpreußische Namen preußisch erklärt“.

Letzterer hat 1988 „Prussische Namen im Pfennigsschuldbuch und aus

anderen Quellen“ veröffentlicht. Insgesamt führt der Autor 3269 prußische Namen

aus dem Pfennigschuldbuch, aus dem Altpreußischen Namenkodex von

W.PIERSON und aus anderen Quellen an, in denen auch litauische FaN vorkommen.

1991 veröffentlichte M.MECHOV einen „Familiennamennachtrag“. In der

Einleitung betont der Autor, dass er, obwohl „die Herleitung vieler lebende[r]

deutsche[r] Familiennamen aus dem Prußischen als offenbar überflüssige ‘Namenhäufung’

bespöttelt wurde“, noch etwa 200 FaN veröffentlicht, die zu den

deutschen FaN gehören, die auf altpreußisches Lehngut zurückgehen.

Im Familiennamenlexikon „Duden Familiennamen“ von R. und V.KOHLHEIM

werden FaN aus ursprünglich altpreußischen ON ohne Hinweis auf den altpreußischen

Ursprung der entsprechenden deutschen ON erklärt, vgl. Bludau:

Herkunftsname zu dem gleich lautenden ON in Ostpreußen (KOHLHEIM/KOHLHEIM

2005, S. 140). Der Name ist ziemlich verbreitet, es wurden 839 Einträge

gefunden (http://christoph.stoepel.net/geogen.aspx [18.09.2007]). Der Name

wurde auch im Telefonbuch für Göttingen und Umgebung 2005/2006 zweimal

gefunden (S. 86). In Altpreußen waren zwei Orte gleichen Namens, im Samland

im Kr. Fischhausen zum ersten Mal 1258 als Blodewe (SUB 25) belegt. Der ON

geht auf den Flussnamen Blodow zurück (BLAŽIENE 2000, S. 21). – Die andere

Ortschaft gleichen Namens lag im Kr. Braunsberg und wurde 1298 als Hermanno



dicto Bludow belegt (PRZYBYTEK 1993, S. 30). Zur Wurzel siehe noch

OHAINSKI/UDOLPH 1998, S. 49–51.

Was die Sammlungen von M.MECHOW und H. G.PODEHL anbelangt, so fehlt

in beiden eine ausführliche Einführung in die Bildung und Bedeutung altpreußischer

Namen, obwohl M.MECHOW seine Sammlung mit einer soliden Einführung

versehen hat. Die vorhandenen Erklärungen sind in vielen Fällen nicht

überzeugend, so wird der poln. FaN Budnik (SSNO 1, S. 273) zu „altpreußisch“

budnikas ‘der Wache hält’ (PODEHL 1987, S. 15) gestellt. Der dt. FaN Fiegel

(KOHLHEIM/KOHLHEIM 2005, S. 24) wird völlig unmotiviert zu dem nicht be-

Familiennamen aus dem Altpreußischen im Deutschen

111


legten „altpreußischen“ Appell. wigulings ‘abscheulich’, ferner zu apreuß. waigis

‘Dieb’ gestellt (PODEHL 1987, S. 19), der dt. FaN Thrun (KOHLHEIM/KOHLHEIM

2005, S. 667) wird bei PODEHL (1987, S. 73) zu einem „altpreußischen“

Namen. M.MECHOW (1994, S. 51) erklärt den polnischen FaN Budnick als ‘Wald- arbeiter

(nach den mitgeführten Buden)?’. Balz bei M.MECHOW (1994, S. 46) ist

schwer aus dem Altpreußischen zu erklären (siehe KOHLHEIM/KOHLHEIM

2005, S. 107). Beide Autoren haben ihre Namen aus unterschiedlichen Quellen

gesammelt, H. G. PODEHL in Telefonbüchern des Ruhrgebietes 1973/1987,

M.MECHOW aus gedruckten Quellen und für die neuere Zeit aus Heimat-,

Adreß- und Fernsprechbüchern, Familienanzeigen im „Ostpreußenblatt“ usw.

Das Fehlen urkundlicher Belege bei M.MECHOW sowie das Fehlen einer zuverlässigen

Erklärung der Bildung der Namen erschweren die Zuordnung der von

beiden Autoren angeführten Namen. Beide Sammlungen bedürfen einer eingehenden

Analyse.


M.E. kann zur Zeit als zuverlässigste Quelle zur Erläuterung von FaN aus

dem Altpreußischen im Deutschen M.GOTTSCHALDS „Deutsche Namenkunde“

gelten. Es ist sinnvoll, alle Namen anzuführen, die bei GOTTSCHALD als pruß.

bezeichnet sind, sie kurz zu kommentieren und, gestüzt auf http://christoph. stoepel.

net/geogen.aspx ( 18./19.10.2007), ihre Streuung anzugeben:


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