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Abb. xx Biolog. Evolution Kulturelle Evolution
Die Definition kultureller Spezies über intrinsische Reproduktionsisolation ist daher nicht möglich. Es kann nur von 'kulturellen Quasi-Spezies', nicht von echten 'Spezies' gesprochen werden, weil nur extrinsische Separation vorliegt. Aber auch der versuch der Definition höhere kultureller Taxa über gemeinsame Vorfahren ist schwierig. Denn in der KE kann eine 'Quasi-Spezies' bzw. ein Knoten/Ast 2 und 3 in 6 sehen, wenn man 3 durch den von 6 herrührenden Ast wesentlich bestimmt ansieht, oder im Knoten 8, wenn man 3 als durch den vom Knoten 7 herrührenden Ast wesentlich bestimmt ansieht. Es wäre zwar möglich, dass man immer den nächsten gemeinsame Vorfahren in Bezug auf irgendeine 'partielle' Abstammungslinie wählt, dann aber wird es, wie schon Dennett bemerkt (496), schwierig, Homologie und Analogie auseinander zuhalten. Denn angenommen 1 und 2 haben ein wesentliches Merkmal gemeinsam, dass aber nicht schon bei 9 auftritt, sondern sich bei 5 gebildet hat und durch Vermengung von 5 nicht nur auf 1 sondern auch auf 2 weitergegeben worden ist. Würde man hier von einer Homologie sprechen? In Bezug auf diese eine Eigenschaft wohl ja aber es kann sein, dass sich ansonsten 2 von 1 sehr unterscheidet und stattdessen alle sonstigen Eigenschaften von 8 erbte. Oder sollte man von einer Analogie durch partielles 'Einschmelzen einer anderen Stammlinie sprechen. Dennett erwähnt noch einen schwerwiegenderen Punkt: es ist beim sozialen Lernen eines Individuums I in einer sozialen Umwelt U oft schwer auseinander zuhalten, ob kulturelle Reproduktion vorliegt, oder aber ob eine Adaption des Individuums an die gegebene soziale Umwelt durch individuelles Lernen vorliegt. Im letzteren Fall würde man das Auftreten des Merkmals bei I in U wohl als Analogie ansehen  weil durch Adaption an eine gleichartige soziale Umwelt entstanden  im ersteren Fall als Homologie. Auf die Rolle individuellen Lernens kommen wir noch zurück. Überdies sind die höheren Taxa in der KE cladistisch nicht klar bestimmt, was folgendes Beispiel zeigt.
1 2 3

4 die Linien 42 und 31

kreuzen sich nicht (3D)

5

6



Hier ist der NGV (nächste gemeinsame Vorfahre) von (1,2) = 4, der NGV von (1,2,3) = 5, aber der NGV von (4,3) = 6, d.h. die NGV-Relation ist nicht mehr abgeschlossen im Sinn: NGV(MN) = NGV(NGV(M)N): der NGV von a,b,c muss nicht ein Vorfahre des NGV von a,b sein. Es gilt auch nicht mehr NGV(1,NGV(2,3)) = NGV(NGV(1,2),3)), d.h. die Relation ist nicht mehr assoziativ  kann nicht mehr auf Mengen von Knoten angewandt werden, nur mehr auf Paare  und das macht die Cladistik zumindest ohne Modifikation unbrauchbar.

Als Nebenbemerkung sei erwähnt, dass es auch in der BE gelegentlich Verschmelzung von Stammlinien, und zwar fast ausschließlich bei Pflanzen, nämlich wenn es zu Hybriden von Blütenpflanzen kommt. Hier können dann ähnliche klassifikatorische Probleme eintreten  aber für die BE ist das ein Marginalfall.


2.3.8 Zusammenfassung der Unterschiede zwischen BE und KE (in Punkt 2.3 greifen wir vor):

1. Ad Memidentität und Reproduktion:

1.1 Memidentität kaum klar charakterisierbar. Lokalisiert im Gehirn/im Geist. Die den Memen zugehörigen Phäne außerhalb.

1.2 Als Konsequenz von 1.1  Memreproduktion kann Generationen überspringen.

1.3 Keine Replikation, nur Reproduktion, Informationsübertragung.

1.4 Kontextabhängig, Bereichsspezifität der Art von Memtransmission.

1.5 Im Zusammenhang mit multiparentaler Struktur: blending inheritance möglich.



2. Ad Variation

2.1 Hohe Variationsrate

2.2 Gerichtete Variation und echte Intentionalität

2.3 Im Zusammenhang mit 2.2  gezielte 'Makromutation'.

2.4 Im Zusammenhang mit individueller Evolution (Kap. xx)  verallgemeinerter Lamarckismus

3. Ad Selektion:

3.1 Autoselektion

3.2 Im Zusammenhang mit 3.1  Umweltinduktion

3.3 Im Zusammenhang mit 3.1  mehr Möglichkeiten der häufigkeitsabhängigen Fitness als in der BE.

3.3 Im Zusammenhang mit hoher Variationsrate, 2.1, 2.2 und 3.1-3  größere Schnelligkeit der KE, größere Gefahr des Wegfalls des Constraints der Umgebungsstabilität, der 'kulturellen Explosionen' sowie sonstiger irregulärer und chaotischen Entwicklungen.

3.4 Keine intrinsischen, nur extrinsische Separationen; daher nur 'Quasi-Species'.

3.5 Im Zusammenhang mit 1.3 + 3.2: keine evolutionären Verzweigungsbäume, nur Verzweigungsgraphen (Wiedervereinigungen von Linien).
2.4 Individuelle Evolution und Lernen
2.4.1 Psychologie individuellen Lernens

Wie auch Hull (302) ausführt, gibt es neben der BE und der KE noch die Ebene des individuellen Lernens, kurz: IE, welche ebenfalls als Evolution beschreibbar ist. Die drei Ebenen besitzen verschiedene Zeitfenster  mehrere 1000 Jahre (BE), mehrere 100 Jahre (KE), ein Lebensalter (IE). In der Lernpsychologie wird gewöhnlich (mindestens) zwischen folgenden Arten des individuellen Lernens unterschieden:

i) Prägung: hier wird ein angeborenes Programm lediglich auf einen gewissen Umweltstimulus hin fixiert (z.B. die Prägung von Gänsekücken auf ihre 'Mutter' als jenes Wesen, dass sie zuerst im Nest erblicken und das ihnen Futter gibt. Es handelt sich hier noch nicht um Lernen im eigentlichen Sinn, und es ist keiner kumulativen Evolution fähig, sondern ein einmaliger Akt, in dem ein gewisses angeborenes Verhaltensprogramm mit einem konditionierten Stimulus assoziiert wird.

ii) Klassische Konditionierung: Hier wird ein angeborenes Verhalten, das auf einen angeborenen (unkonditionierten) Stimulus U hin ausgelöst wird, durch 'induktives Lernen' auf einen konditionierten Stimulus S hin übertragen, evtl. auch iteriert auf S', usw. Der Vorgang entspricht der Zielsimulation von Blackmore, sowie der induktiven Assoziation entsprechend der Hebb-Regel (s. Kap. xx). Auch hier wird das Verhalten selbst nicht modifiziert, und insofern findet ebenfalls keine kumulative Evolution von Verhaltensweisen statt, es findet jedoch sehr wohl begrenzt-kumulative Evolution von Assoziationswissen bzw. nomologischem Wissen statt (begrenzt durch die endliche Lebensdauer eines Individuums). Insbesondere in Kombination mit operanter Konditionierung (s. unten) ist klassische Konditionierung enorm effektiv, in Form des Zweck-Mittel-Lernens.

Allerdings folgt klassische Konditionierung bzw. induktives Assoziationslernen nicht genau den darwinschen Modulen, sondern es findet in gewisser Weise ebenfalls das statt, was wir 'Umweltinduktion' nannten. Denn es werden ja nicht zufällig gewisse Assoziationshypothesen ausprobiert, gewisse Voraussagen gemacht, und jene, die auf die Wirklichkeit zutreffen, werden dann belohnt (so hat Popper jedes Lernen beschrieben). Sondern es werden gezielt jene Assoziationen, die mehrmals erfahren werden, verstärkt und beibehalten. Induktives Lernen ist also etwas anderes als das Poppersche trial-und-error-Lernen, welches eher für Zweck-Mittel-Lernen und Modelllernen zutrifft. Es gibt eine wissenschaftstheoretische Debatte, die dies widerspiegelt  induktives Lernen ist ein methodisches Verfahren der Hypothesengenerierung, im Gegensatz zu Poppers Diktum, dass es keine 'Logik der Entdeckungen' geben könnte (Schurz 2006, xx). Uns interessiert hier die evolutionäre Perspektive  wie haben wieder eine Art 'Umweltinduktion' vor uns; und Lockes Modell des Geistes bzw. Lernens als tabula rasa, in der sich die Sinnesreize einprägen, hat hier seine größte Berechtigung  nicht zuletzt sagten wir ja, klassische Konditionierung ist eine Verallgemeinerungen des Prägungslernens. Im Kap. xx über die neuronale Grundlage des klassischen Konditionierungslernen werden wir dennoch eine Selektion am Werke sehen., welche allerdings nichts daran ändert, dass eine Art Umweltinduktion stattfindet.

iii) operante Konditionierung: hier wird ein Verhalten durch Versuch und Irrtum spontan erprobt und durch positives oder negatives Feedback der Umgebung verstärkt. Z.B. lernt ein Affe durch Trial und Error, eine Tür zu öffnen oder eine Banane mit einem Stock zu erreichen. Dies stellt die basale Ebene individueller Lernevolution vor. Die Variationen des Verhaltens können zufällig erfolgen oder aber gerichtet. Die positive Selektion ist abhängig vom jeweiligen Grad der Zielerreichung, z.B. Erreichen der Banane oder nicht.

Es liegen genau die drei darwinschen Module vor. Allerdings muss die Reproduktion noch genauer besprochen werden. Sie besteht hier einfach im Gedächtnis, in der Speicherungsretention der bisher erprobten und erfolgreichsten Verhaltensvarianten  in Kombination mit Neuanwendung auf gewisse konditionierte Stimuli. Genauer gesagt findet die Reproduktion jedesmal statt, wenn das soweit erlernte Verhalten nach einer gewissen Pause aufgrund des Gedächtnisses neu reproduziert wird. Man könnte hier jedoch argumentieren, dass dabei nur die Phänotypen reproduziert werden, während die neuronalen Strukturen selbst, also die Gedächtnismeme, nur beibehalten werden  somit haben wir statt Reproduktion die einfache Campbellsche Retention, welche im Grunde eine Vorstufe der Evolution bezeichnet. Dies stimmt insofern, also die Evolution des Gehirns bzw. individuellen Geistes in der Tat nur begrenzter Kumulation fähig ist und erst durch die KE unbegrenzt kumulativ wird. Allerdings lässt jedes Gedächtnis mit der Zeit nach, es gibt eine – wie man sagt – Relaxation des Gedächtnisses mit der Zeit, und ein gewisses Training ist nötig, um das Gedächtnis aufrechtzuerhalten (s. AssocLearningBand). Insofern hat die Rede von Reproduktion eine gewisse Berechtigung. Davon abgesehen gibt es eine Besonderheit in der Gehirnevolution: hier ist die Produktion von der Retention, wie sich in Kap. xx sehen werden, separiert: es werden in jungen Jahren, und nach Verletzungen, zunächst ungeheuer viele neuronalen Verbindungen produziert, von denen die meisten zunächst blockiert bzw. inaktiv sind.

iv) Lernen durch Einsicht, Konstruktion innerer Modelle: bei dieser höheren Lernart werden innere mentale Modelle konstruiert, sei es vom Objektbereich, oder von der Sequenz des geforderten Verhaltens; man denke an einen Schimpansen, der mehrere Kisten gezielt aufeinander türmt, um mit dem Stock an eine Banane zu kommen; oder an die geographischen 'mental maps' von vielen Säugetieren, usw. Auch hier findet trial- und error lernen statt, denn die inneren Modelle sind fehlerhaft und werden durch positive oder negative Verstärkung seitens der Umgebung hin selektiert. Letztlich lässt sich damit auch höhere Ideen- und Wissensevolution im Sinne der evolutionären Erkenntnistheorie bzw. des Popperschen hypothetisch-deduktivistischen Modells erfassen. Auch dieses Lernen erfüllt also die drei darwinschen Module, wobei die Variationen unserer Hypothesen bzw. innerer Modelle natürlich gerichtet sind, und nicht blind-zufällig.
2.4.2 Neuronale Entwicklung als Evolution. Calvin (1987) prägte den Begriff neural darwinism (Cziko 24). Die Neuronenentwicklung scheint nämlich gemäß einem Prozess des Wachstums von neuronalen Verbindungen und anschließender Elimination zu verlaufen. Die Details sind allerdings weitgehend unbekannt. Untersuchungen beim Huhn ließen darauf schließen, dass das Kücken mehr Neuronen besitzt als das erwachsene Huhn; Neuronen werden beim Lernen also eliminiert (Hamburger 1975; Cziko 20). Andererseits entstehen bei neugeborenen Katzen, denen ein Auge zugeklebt wurde, im einsprechenden Sehlappen des Gehirns, das dem zugeklebten Age zugeordnet ist, weniger Neuronen (Hubel, Wiesel 1981, Cziko ebd.). Nach einer Gehirnverletzung werden an entsprechender Stelle zunächst wieder XVX Dentriten an der verletzten Stelle überproduziert (Czik0 24); dann gezielt eliminiert. Es scheint also zuerst ein Wachstumsprozess und dann ein Eliminationsprozess abzulaufen. D.h. auf der Makroebene, wenn man sehr viele neuronale Verbindungen betrachtet, werden diese zunächst in Massen produziert, sind aber inaktiv, dann werden abhängig von der individuellen Lerngeschichte gewisse neuronale Verbindungen aktiviert (soweit dies nicht schon angeborenermaßen der Fall ist), und schließlich werden jede neuronalen Verbindungen, die nicht aktiviert wurden, wieder eliminiert. Dies ist ein Variations-Selektions-Retentions-prozess; Selektion ist der Grad der Aktivierung in der Zeit, wobei allerdings die Produktion von Variationen von ihrer Selektion sozusagen entkoppelt ist, da zunächst alle Varianten im produziert werden, aber inaktiv sind, und dann nach und nach aktiviert oder eliminiert werden.

Für eine einzelne neuronale Verbindung ist dagegen ein Lernprozess bekannt, der der 'Umweltinduktion' gemäß klassischer Konditionierung folgt. Nervenzellen zeigen induktives Lernen gemäß der Hebb-Regel (Brown 1991; Rojas 20, Hebb 1949). Die einzelne Zelle hat die in Abb. xx dargestellte Struktur; sie besteht aus dem Neuron, den Dentriten, welche aktivierende und hemmende Erregungen zum Neuron von anderen Neuronen her übermitteln, welche im Neuron zu einer Gesamtaktivierung aufsummiert werden, und dem Axon, welches den Impuls zu anderen Dendriten übermittelt. Die Leitungen über die Nervenbahnen werden dabei über kleine Kanäle in den jeweiligen Membranen der Nervenleitungen bewerkstelligt, welche Na- und K-Ionen durchlassen und dadurch elektrische Erregungen propagieren. Die nervösen Impulse gehen einerseits von sensorischen Neuronen aus, und andererseits von inneren aktiven Neuronen.


Dendriten Neuron Axon

Abb. xx Nervenzelle


Die Kanäle der neuronalen Zellmembran, über welche eine elektrische Aktivierung erfolgt, werden gemäß diesen Befunden zunächst von einem Mg-Ion blockiert. Bei starker Erregung springt das Mg-Ion heraus und der Kanal ist frei für kleinere Na- und Ka-Ionen, welche die Aktivierung übermitteln  auf diese Weise wird durch häufige Erregung wird Reizschwelle der jeweiligen neuronalen Verbindung, Dendrit oder Axon, dauerhaft gesenkt und sie wird leitend. Damit ist erstens simples induktiv-assoziatives Lernen erklärbar – gemäß der klassischen Konditionierung. Dabei ist ein sensorisches Neuron bzw. ein solches Neuronenfeld, welche etwa für einen typischen Nahrungsgeruch kodiert, über Axiome und Dendriten mit etwa einem anderen sensorischen Neuronenfeld verbunden, welches für den Klang einer Glocke kodiert, aber zunächst blockiert. Im Pawlowschen Konditionierungsexperiment, wo der Hund beim präsentieren der Nahrung jedesmal die Glocke hört, wird auf diese Weise die Leitung freigeschaltet, und es kommt zu einer dauerhaften Assoziation  dem Hund läuft der Speichel schon dann, wenn er den Glockenton hört.

Aber auch komplexes Figurenerkennen ist auf diese Weise erklärbar. Angenommen, verschiedene Neuronen des höheren Sehzentrums sind jeweils, zunächst zufällig durch 'Neuronenwucherung', mit irgendwelchen Retinazellen verbunden, aber blockiert. Gewisse Kombinationen von Retinazellen, die immer gleichzeitig feuern wenn eine typische Figur erkannt wird, übertragen ihre Erregung auf bestimmte Neurone, die dadurch freigeschaltet werden und somit auf diese bestimmten Figuren hin konditioniert sind. In Modellen des selbstständigen (unüberwachten) Lernens mit Hilfe neuronaler Netze, die im Computer simuliert werden (Rojas 97ff), wird auf diese Figurenerkennen in ähnlicher Weise in Form von Perzeptronen simuliert  dabei wird angenommen, dass jedes Erkennungsneuron mit jedem sensorischen bzw. Inputneuron zwar pro forma verbunden ist, aber mit zunächst willkürlichen gewählten Gewichten  wobei Gewicht 1 vollständige Hemmung und Gewicht +1 vollständige Aktivierung entspricht. Das Neuron, das jeweils von einer Figur bzw. entspr3echenden Erregungsinputvektor 'zufällig' am stärksten aktiviert wird, wird dadurch 'belohnt', dass es seine Gewichte so verändert, dass es in Zukunft ebendiese Figur noch besser erkennt, d.h. die Gewichte werden in Richtung der Aktivierung verändert (eingehende Dendriten, die nichts übertragen haben, werden blockiert; die etwas übertragen haben, werden entweder auf +1, wenn aktivierend, oder auf –1, wenn deaktivierend, total freigeschaltet).

Über die neuronale Grundlage des operanten Konditionierung ist wenig bekannt (xx??). Man könnte diese sich so vorstellen, dass im Gehirnzustand, wo ein gewisses Neuronenfeld Z, welches einen gewissen Zielstand anzeigt (z.B. zur Banane zu gelangen) feuert, und daraufhin zufällig gewisse verhaltensmotorische Programme aktiviert werden; falls auf eines dieser Programme Pkhin eine Belohnung erfolgt, werden die Verbindungen zwischen Z und Pk intensiv durchgeschaltet und damit aktiviert. Zusammengefasst wird durch diese Modelle des neuronalen Lernens nur das im Detail erklärt, was wir in den Ebene des individuellen Lernens schon besprochen haben.
2.5 Interaktionen zwischen der BE, der KE und der IE.

2.5.1 Interaktionen zwischen der KE und der IE.

2.5.1.1 Die Entstehung sozialen Lernens: Soziales Lernen besteht darin, dass von anderen Personen gelernt wird, was wie gesagt eine massenhafte Abkürzung der individuellen Lerngeschichte bedeutet. bei sozialem Lernen ist, als neue Komponente, immer Imitation involviert, aber in einem weiten Sinne, bei welchem verschiedene Arten des individuellen Lernens mitinvolviert sein können, insbesondere klassische und operante Konditionierung sowie Einsicht in Form des zwischenmenschlichen Verstehens. Dennoch ist Imitation zweifellos eine fünfte teilweise eigenständige Lernart. Soziales Lernen ist primär über drei Mechanismen entstanden:

1. Visuelle Imitation: Die Fähigkeit hierzu ist unter anderem in den so genannten Spiegelneuronen des Gehirns verankert (BlackmoreBecker72), welche nicht nur beim Menschen sondern auch bei z.B. Schimpansen vorhanden sind  dieselben Neuronen, die feuern, wenn eine bestimmte Tätigkeit ausgeübt wird, feuern, wenn diese Tätigkeit bei einem anderen Individuum beobachtet wird. Man vermutet, dass die Evolution von Spiegelneuronen mit der Entwicklung der 'theory-of-mind'-Fähigkeit, welche Kinder verlässlich entwickeln (Wellman 1990; in Buss 159).



2. Sprache: Sprache beruht selbst auf einer Art Imitation, der Nachahmung von artikulierten Lauten durch neugeborene, bei denen Menschen aber auch einige Tiere erstaunliche genetisch verankerte Fähigkeiten besitzen. Durch Sprache wird die visuelle Imitationsfähigkeit enorm verstärkt.

3. Kopiere den Besten Meta-Induktion: Eine weitere Effektivitätssteigerung sozialen Lernens setzt durch das ein, was in Schurz (xx) Metainduktion genannt wird  es werden jene Personen imitiert, deren bisheriger Erfolg am höchsten war. So imitieren Kinder häufiger Vorbilder mit hohem Status als mit niedrigem (Bandura 1977; in Buss 159). Meta-induktive Strategien werden auch in der Evolution der Kooperation studiert, in Form des Nachahmens besonders erfolgreicher Strategien (Kirchkamp 2000, 243; s. auch Crawford/Krebs 71, die observer-tit-for-tat-Strategie). In Schurz (xx) wird Metainduktion verwendet, um eine allgemeine erkenntnistheoretische Rechtfertigung der Induktion zu liefern  der Common Sense wendet nicht nur objektbezogene Induktion an, um die Zukunft vorauszusagen, sondern er wendet Metainduktion an, um die besten Vorhersagestrategien zu ermitteln, und bedient sich dann dieser Strategien. Auch die gesamte Memtheorie beruht insofern auf einem Mechanismus der Metainduktion, als dass die erfolgreichsten Individuen kopiert werden.

2.5.1.2 Interaktion zwischen sozialem Lernen und individuellem Lernen: Wie bei der Memtransmission besprochen, tritt soziales Lernen zumeist in Kombination mit individuellem trial-und-error Lernen auf. Davon abgesehen findet eine Interaktion beider Evolutionsebenen statt, wenn ein Individuum durch individuelles Lernen eine neue Fähigkeit, z.B. die Fähigkeit des Körbeflechtens, erlernt, und dann viele andere Individuen das von diesem durch Nachahmung erlernen.

1. Verallgemeinerter Lamarckismus: Oftmals wird die KE für eine Instanz des Lamarckismus gehalten, weil dabei erworbenes Wissen vererbt wird. Hull macht klar, dass Memevolution nicht lamarckistisch im engen Sinne ist, weil dabei kein erworbenes Wissen in die Gene eingeht (Aunger 12). Aber ist Memevolution vielleicht in einem verallgemeinerten, weiten bzw. abstrakten Sinn lamarckistisch? Nun haben Dawkins und Hull die Unterscheidung genetische versus phenotypische oder besser phänomenale Merkmale verallgemeinert auf die Unterscheidung Replikator versus Interaktor (Aunger 214). Ich möchte dies präzisieren: ein erworbenes Wissen ist für die Ebene der BE ein Merkmal, das eben nicht primär durch die Gene verursacht ist, sondern durch die Umwelt. Da man mit 'Phänotyp' zumeist genetisch verursachte Merkmale meint, und mit 'Interaktor' nicht ein Merkmal sondern eine Umweltbedingung, bevorzuge ich den Begriff nicht-reproduktives Merkmal. Abstrakter Lamarckismus bzw. Lamarckismus i.w.S. bedeutet also, dass ein nicht-reproduktives Merkmal, also eines, welches nicht durch die jeweiligen Repronen der jeweiligen Evolutionsebene verursacht wurde, sekundär die Repronen so verändert, dass sie es von nun an erzeugen. Ist die KE abstrakt-lamarckistisch? Hull meint nein, weil Meme Reproduktoren sind und keine Interaktoren (Aunger xx214). Berücksichtigt man aber die Ebene der IE, so ergibt sich etwas anderes: die Reproduktoren der IE sind nämlich für die Ebene der KE ebenfalls nichtreproduktive Merkmale. Die meisten individuellen Idiosynkrasieren von Personen fließen keinesfalls in die kulturelle Tradition ein. Manchmal aber, wenn einer Person eine so attraktive Erfindung gelingt, dass sie sozusagen in die Kulturgeschichte eingeht, dann wird tatsächlich aus einem Repron der IE, also einem nichtreproduktiven Merkmal der KE, ein Mem der KE  und dies ist genau ein abstrakt-lamarckistischer Prozess. Somit findet in der KE auch abstrakter Lamarckismus statt, und insgesamt sehen wir, dass alle drei Effekte, deren Zurückweisung typisch waren für die BE, nämlich gerichtet-intendierte Variation, Umweltinduktion, und Lamarckismus, in der KE auftreten. Natürlich ist hinzuzufügen, dass gerade die KE, etwa die Evolution der Technik lehrt, dass nur ganz selten eine neue kulturelle oder technische Linie primär einem einzelnen genialen Erfinder zuzuschreiben ist; denn zumeist findet über viele Tausende von Personen eine sukzessive Optimierung statt  selten aber immerhin tritt eben auch ein lamarckistischer Effekt auf.


2.5.2 Interaktion zwischen der IE und der BE

Induktives Konditionierungslernen tritt bereits bei einigen wirbellosen Tieren wie z.B. Würmern und jedenfalls bei Wirbeltieren auf. Es hat auch eine direkte neurophysiologische Grundlage in der Hebb-Regel (s. Kap. xx). Dies hat folgende einfache Erklärung: induktives Lernen ist wesentlich, damit sich verschiedene Varianten auf rasch auf jene ökologischen Nischen, in denen sie jeweils adaptiv bevorzugt sind, verteilen. Wenn etwa längerbeinige Antilopen in der Ebene und kurzbeinige im Gebirge bevorzugt sind, dann muss es immerhin noch ein Konditionierungslernen geben, welches dazu führt, dass sich die Individuen bevorzugt dort aufhalten, wo sie größere Überlebenschancen haben. Natürlich wird der Effekt dieses Lernens nach einer Weile durch genetische Präferenzen ersetzt, oder durch kulturelle Tradition, insofern die Kinder jene Reviere aufsuchen, in denen sie von ihren Eltern großgezogen wurden. Aber bei allen Spezies, die Konditionierungslernen beherrschen, ist in die Spezialisierung auf unterschiedliche Nischen auf individuelles Lernen involviert. Damit ist nicht gesagt, dass es nicht andere Prozesse der biologischen Speziation gibt, die ohne induktives Konditionierungslernen auskommen. Z.B. wenn eine Schmetterlingsart auf blaue und die andere auf rote Blumen geht, einfach, weil dieser Signalreiz ihnen angeboren ist.



Ich vermute aber, dass jede Nischenseparierung, die auf einem Vitalitätsvorteil einer Variante in einer Nische beruht, ohne dass es irgendeine andere angeborene stimulsgesteuerte Lenkung hin auf die Nische gibt, des Konditionierungslernens bedarf. Wenn dabei ein komplizierterer Weg gelernt werden muss, dann operantes Konditionieren; z.B. dass man sich an gewissen Weggabelungen nach links und nicht nach rechts bewegt. Es kann aber durch rein klassisches Konditionieren ein Pfad gelernt werden. In dem Fall ist angeboren, bei Sehen einer Nahrung sich darauf zuzubewegen. Das Sehen der Nahrung wird dann durch gewisse Stimuli ersetzt, die dorthin zeigen, wo man bislang häufig Nahrung gefunden hat.

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