8 Die Verwendung der Familiennamen im heutigen
sorbischen Sprachgebiet
8.1 Namenvarianten
Grundsätzlich sind bei den FamN zwei phonematisch-graphematische Varianten
zu unterscheiden:
1. FamN in sorb. Lautung in der mündlichen sorb. Kommunikation und in
sorb. Schreibung im sorbischsprachigen Schrifttum, in sorb. Zeitungen und
Zeitschriften, Lehr- und Wörterbüchern, im sorb. geführten offiziellen und
privaten Schriftverkehr, im Ausweis der „Domowina“, d. h. der gesellschaftlichen
Organisation der Sorben.
2. Dieselben FamN in dt. Lautgestalt in der dt. geführten mündlichen Kommunikation
und in einer dem dt. graphischen System entsprechenden
Schreibung im dt. Schrifttum, in Telephon- und Adreßbüchern, im Personalausweis,
in Kirchenbüchern bzw. Akten des Standesamtes usw.
Die unterschiedlichen Schreibungen führen zu solchen Namenvarianten bei ein
und derselben Person wie JenÉ – Jentsch, Krawc – Krautz, ŠÏrak, ŠÏrakowa,
ŠÏrakec – Scherack oder Schirack, Šo³ta, Šo³cina, Šo³cic – Scholze. Manchmal,
besonders bei Vertretern der sorb. Intelligenz, werden beide Formen kombiniert:
Scholze-Šo³ta, Schuster-Šewc. In Abhängigkeit von der Kommunikationssituation
kann ein und dieselbe Person Kowar oder Schmidt, Wicaz oder Lehmann heißen.
Hierbei kommt es zu Namenübersetzungen. Die dt. Namenformen gelten gewöhnlich
als die offiziellen FamN und stehen im Personalausweis bzw. im Reise-
27 Wenzel 1987, S. 105–118.
Walter Wenzel
184
pass. Das dt. Namenrecht läßt nur eine der beiden Varianten zu, so Krautz oder
Krawc. Hierbei spielt auch das Problem der im dt. graphischen System nicht vorhandenen
diakritischen Zeichen eine Rolle, wo z. B. É, c, š, ô, Ï usw. fehlen.
8.2 Benennung von Familienangehörigen
Im sorb. Sprachgebrauch erfolgt im Unterschied zum Dt. eine spezielle Kennzeichnung
von Frauen, Söhnen und Töchtern sowie der gesamten Familie mit
Hilfe von Suffixen.28 Für das Oso. gilt:
1. Der Name der Frau wird vom FamN des Ehemannes mit Hilfe der Movierungssuffixe
-owa und -ina, umgangssprachlich auch -ka, abgeleitet, so
Hana Nowakowa, Hilža Šo³cina (von Šo³ta), Janka Budarka. Die Verwendung
der einzelnen Formantien richtet sich jeweils nach dem Auslaut.
2. Die FamN der Söhne werden in der Umgangssprache mit den patronymischen
Suffixen -ec (aus *-owic oder *-ewic, je nach dem ursprünglichen
Auslaut) oder -ic gebildet: Janakec PÏtr, Wjeselic MÏrcin (mit nachgestelltem
VorN), also ‘Janaks Peter’ usw., offiziell dagegen heißen die Betreffenden
PÏtr Janak, MÏrcin Wjesela.
3. Bei Töchtern werden auch in der Standardsprache die Suffixe -ec und -ic
verwendet: Marja Domaškec ‘Domaschkes Maria’, Lenka Šo³cic ‘Scholzens
Lenchen’.
4. Die gesamte Familie benennt man mit dem Patronymikon im Nominativ
oder Genitiv Plural, wobei die Nominativformen auf -ecy und -icy in der
Standardsprache gelten, die Genitivformen auf -ec und -ic in den Mundarten:
Janakec(y) ‘die Janaks’, Wjeselic(y) ‘die Weselas’.
Im Nso. enden die Namen der Ehefrauen auf -owa oder -ina (mit der graphischen
Variante -yna), wobei man besonders bei nichtsorb. Namen statt -owa öfters -ka
gebraucht: Hana Nowakowa, Huglarjowa, Šo³sina (von Šo³ta), Nowcyna (von
Nowka), Müllerka. Adjektivische Namen enden auf -a: Jan Gjardy – Hana
Gjarda. Die Namen der Mädchen haben die patronymischen Suffixe -ojc (mit
28 Muka 1928, S. 4–5; Kami Nska-Rzetelska 1963, S. 209–220; Rzetelska-Feleszko
1998, S. 118–124; Starosta 1992, S. 224–225.
Familiennamen aus dem Sorbischen im Deutschen
185
der Variante -ejc nach weichen Konsonanten) und -ic (mit der Variante -yc nach
harten Konsonanten): Hanka Starikojc, Kowalejc, Šo³sic, Lažcyc (von Lažki). Die
gesamte Familie wird mit den Suffixen -owe, -ine/-yne oder den erstarrten Genitivformen
-ojc/-ejc, -ic /-yc gekennzeichnet: Nowakowe, Šo³sine, Nowcyne (von
Nowka); Starikojc, Kowalejc, Staroscic (von Starosta), Nowcyc (von Nowka)
‘die Nowaks, die Scholzens usw.’ Bei adjektivischen FamN wie z.B. Nowy tritt
der Gen. Plural ein: Hana Nowych. In den historischen Quellen spiegeln sich diese
Verhältnisse nur in einigen Niederlausitzer Kirchenbüchern wider, wo Patronymika
und genitivische Namen auch Knechte und Mägde sowie sog. „Hausgenossen“
mit einbeziehen können, wodurch eine soziale Bindung an den
Hofbesitzer zum Ausdruck kommt: 1615 Catharina Drogonytz, 1616 Mathieg
Bubnaroitz Knecht, 1622 Gertrut Mlünikoitz Hausgenossin, 1616 Georg Glodnich,
1614 Elisabeth Lewich, die letzten beiden Beispiele mit den adjektivischen
FamN G³odny und LÏwy im Genitiv Plural. Zur Movierung dienten außer -owa,
-ina und -ka auch -owka sowie -inka: 1631 Anna Pschibogowka, 1613 Ilse Gomolincka.
29
9 Forschungsstand
Untersucht sind die sorb. Zu- und Familiennamen aus fast allen einschlägigen gedruckten
und ungedruckten Quellen des 14. bis 18. Jh. in den „Studien zu sorbischen
Personennamen“.30 Da darin die Kirchenbücher, eine der wichtigsten
Quellengattungen der Familiennamenforschung, nicht ausgewertet werden
konnten, wurde das inzwischen für die Niederlausitz nachgeholt.31 Gegenstand
dieser Untersuchungen waren nicht nur Herkunft, Bildung und Bedeutung der
ZuN, sondern auch ihre räumliche Verbreitung, die auf 118 Karten in einem Personennamenatlas
ihren Niederschlag fand.32 Darüber hinaus entstand eine Anzahl
weiterer Karten speziell für die Niederlausitz,33 die alle zusammen wichtige
Erkenntnisse zur Siedlungsgeschichte erbrachten. Die heute in der Lausitz ver-
29 Wenzel 1999b, S. 78–84; Wenzel 2004, S. 12–15.
30 Wenzel 1987; Wenzel 1991; Wenzel 1992.
31 Wenzel 2004.
32 Wenzel 1994a.
33 Wenzel 2004, S. 508–519, Karten 1–16.
Walter Wenzel
186
breiteten sorb., poln. und tschech. FamN sind in einer populärwissenschaftlichen
Arbeit mit ca. 5500 Namen dargestellt.34 Auszuwerten wären noch die Oberlausitzer
Kirchenbücher. Ins Auge zu fassen bleibt des Weiteren eine neue, umfassende
Gesamtdarstellung aller heute in der Lausitz gebrauchten slaw. FamN.
Literatur
KamiNska-Rzetelska, E. 1963: Patronimiczne formy ludowych nazwisk na Dolnych £uóycach.
In: Studie k serbskej dialektologiji. Bautzen, S. 209–220.
Kronsteiner, O. 1975: Die alpenslawischen Personennamen. Wien.
Muka, E. 1928: S³ownik dolnoserbskeje rÏcy a jeje narÏcow. Teil III. Prag.
Rzetelska-Feleszko, E. 1991: Kontakty jÍzykowe ³uóycko-niemieckie (na podstawie
wspó³czesnego nazewnictwa). In: LÏtopis A 38, S. 1–16.
Rzetelska-Feleszko, E. 1998: Serbske mjenja a pomjenowanja. In: Najnowsze dzieje jÍzyków
s³owianskich: Serbšcina. Red. H. Faska. Opole, S. 118–124.
Schlimpert, G. 1978: Slawische Personennamen in mittelalterlichen Quellen zur deutschen Geschichte.
Berlin.
Schmitt, R. 1995: Entwicklung der Namen in älteren indogermanischen Sprachen. In: E. Eichler,
u. a. (Hg.), Namenforschung. Ein internationales Handbuch zur Onomastik. Band 1. Berlin,
New York, S. 616–636.
SSA 4 = Sorbischer Sprachatlas. Bd. 4. Terminologie des ländlichen Gewerbes. Bearbeitet von H.
Faßke, H. Jentsch, S. Michalk. Bautzen 1972.
Starosta, M. 1992: Niedersorbisch schnell und intensiv 2. Bautzen.
Wenzel, W. 1987: Studien zu sorbischen Personennamen. Teil I. Systematische Darstellung.
Bautzen.
Wenzel, W. 1991: Studien zu sorbischen Personennamen. Teil II/1. Historisch-etymologisches
Wörterbuch A–L. Bautzen.
Wenzel, W. 1992: Studien zu sorbischen Personennamen. Teil II/2. Historisch-etymologisches
Wörterbuch M–B . Rückläufiges Wörterbuch. Suffixverzeichnis. Bautzen.
Wenzel, W. 1994a: Studien zu sorbischen Personennamen. Teil III. Namenatlas und Beiträge zur
Siedlungsgeschichte. Bautzen.
Wenzel, W. 1994b: Personennamengeographie und Personennamenstratigraphie. Dargestellt an
sorbischem Material. Mit 2 Karten. In: Onomastica Slavogermanica XXI, S. 133–140.
Wenzel, W. 1994/95: Deutsche Lehnwörter im Sorbischen im Lichte der Personennamengeographie.
Mit vier Karten. In: Beiträge zur Namenforschung. Neue Folge. 29/30, S. 45–61.
Wenzel, W. 1996a: Die Realisierung der Motivationskategorie „Herkunft“ bei der Familiennamengebung
im Polnischen, Tschechischen und Sorbischen. In: LÏtopis 43, H. 1, S. 97–101.
Wenzel, W. 1996b: Die sorbischen Familiennamen auf -ski in vergleichend-westslawischer Sicht.
34 Wenzel 1999a.
In: Antroponimia s³owianska. Pod red. E. Wolnicz-Paw³owskiej i J. Dumy. Warszawa,
S. 339–346.
Wenzel, W. 1998: Der sorbische Personennamenatlas und der gesamtslawische anthroponymische
Atlas. In: LÏtopis 45, H. 1, S. 76–84.
Wenzel, W. 1999a: Lausitzer Familiennamen slawischen Ursprungs. Bautzen.
Wenzel, W. 1999b: Zum Ausdruck der Familienzugehörigkeit in der niedersorbischen Anthroponymie
(nach Kirchenbüchern des 17. Jahrhunderts). In: LÏtopis 46, Wosebity zešiwk (Sonderheft),
S. 78–84.
Wenzel, W. 2001: Wechselbeziehungen zwischen Niederlausitzer Orts- und Personennamen. In:
Onoma 36, S. 165–180.
Wenzel, W. 2002a: Niedersorbische Familiennamen aus Berufsbezeichnungen in sprachgeographischer
Sicht (Mit vier Karten). In: Zeitschrift für Slawistik 47, 162–171.
Wenzel, W. 2002b: Altertümliche niedersorbische Familiennamen in vergleichend-westslavischer
Sicht. In: Onomastica Slavogermanica XXII, S. 7–13.
Wenzel, W. 2003: Unterschiede zwischen dem Nieder- und Obersorbischen im Bereich der Personennamen.
In: D. Scholze (Hg.), Im Wettstreit der Werte. Sorbische Sprache, Kultur und
Identität auf dem Weg ins 21. Jahrhundert. Bautzen, S. 181–187.
Wenzel, W. 2004: Niedersorbische Personennamen aus Kirchenbüchern des 16. bis 18. Jahrhunderts.
Mit 16 mehrfarbigen Karten. Bautzen.
Wenzel, W. 2005a: Areale niedersorbischer Familiennamen nach der Wohnstätte (Mit zwei Abbildungen
und drei Karten). In: A. Lauhus, B. Zelinsky (Hg.) In memoriam Reinhold Olesch.
Köln, Weimar, Wien, S. 29–39.
Wenzel, W. 2005b: Personennamen aus dem Amt Cottbus vom Jahre 1543 und ihre Bedeutung
für die niedersorbische historische Phonologie und Lexikologie. In: LÏtopis 52, H. 2, S. 52–64.
Wenzel, W. 2006: Niederlausitzer Ortsnamenbuch. Mit einem Exkurs zur Siedlungsgeschichte
und 8 mehrfarbigen Karten. Bautzen.
Wenzel, W. 2008: Oberlausitzer Ortsnamenbuch. Mit einem Exkurs zur Siedlungsgeschichte und
12 mehrfarbigen Karten. Bautzen [im Druck].
Familiennamen aus dem Sorbischen im Deutschen
187
189
BARBARA CZOPEK-KOPCIUCH
Polnische Familiennamen im Deutschen
Dargestellt am Beispiel der polnischen Familiennamen
im Ruhrgebiet
Eine gute Quelle zur Untersuchung der Semantik polnischer Familiennamen und
des Prozesses ihrer endgültigen Stabilisierung sowie von Erscheinungen onomastischer
Interferenz sind diejenigen Familiennamen, die außerhalb der Grenzen
Polens existieren. Derartige Familiennamen können zugleich eine Grundlage für
die Erforschung von Namen als Element der Kultur sowie der persönlichen als
auch der nationalen Identität bilden.
Vor einigen Jahren wurden die Familiennamen der Polen, die im Ruhrgebiet
– dem größten zusammenhängenden Wohngebiet der Polen in Deutschland – leben,
zum Gegenstand der Forschung, als dessen Ergebnis ein zweibändiges Wörterbuch
vorbereitet wurde: das „Lexikon der Familiennamen polnischer Herkunft
im Ruhrgebiet“. Der erste Band ist im Marz 2007 erschienen. Die wichtigsten Ergebnisse
der Untersuchung wurden in dem Buch „Nazwiska Polaków w Zag³êbiu
Ruhry [Die Familiennamen der Polen im Ruhrgebiet]“ (CZOPEK-KOPCIUCH 2004)
veröffentlicht. Das erarbeitete Korpus der Familiennamen kann Grundlage weiterer
Forschungen sein (CZOPEK-KOPCIUCH 2005, 2006), wobei der vorliegende
Artikel versucht, Assimilationsprozesse zu beleuchten und der geographischen
Verbreitung einiger dieser Familiennamen in Deutschland nachzugehen.
Polen kamen zu unterschiedlichen Zeiten und aus verschiedenen Gründen
nach Deutschland. Auf der Suche nach Arbeit begannen sie in der zweiten Hälfte
des 19. Jh. sich im Ruhrgebiet anzusiedeln. Zuerst sind sie aus Ermsland-Masuren
und Großpolen, später aus Oberschlesien emigriert, um vor allem im Bergbau
Beschäftigung zu finden. Die ethnischen Polen waren preußische Staatsbürger.
Zu diesen ersten Emigranten kamen im Laufe des 2. Weltkriegs Zwangsarbeiter
aus verschiedenen Regionen Polens. Die neuesten Wellen der Immigranten kamen
nach dem 2. Weltkrieg ins Ruhrgebiet. Ein Teil dieser Zuwanderer (meistens
aus Oberschlesien) hielt sich für Deutsche und verließ Polen hauptsächlich aus
diesem Grunde. Die Ursachen für die Emigration anderer Gruppen waren ökonomischer
Natur. Viele Jahre lang haben diese Menschen, unter der einheimi-
190
Barbara Czopek-Kopciuch
schen Gesellschaft lebend, das Gefühl polnischer Nationalität bewahrt, polnische
Gewerkschaften und katholische Organisationen gegründet. Die Nachkommen
der ersten Wellen der Emigranten wurden assimiliert, so dass viele heute nicht
mehr polnisch sprechen, obwohl das Bewusstsein polnischer Abstammung weiterbesteht.
Die Emigranten aus den jüngeren Wellen der Ansiedler schützen ihre
ethnische Herkunft viel stärker, indem sie sich um die Bewahrung der polnischen
Sprache und Kultur kümmern. Viele dieser erst in jüngerer Zeit nach Deutschland
Ausgewanderten bemühen sich bewußt um die Aufrechterhaltung des Familiennamens
in der unveränderten Form, und zwar sowohl in graphischer als auch
phonetischer Hinsicht.
Die Mehrheit der Familiennamen polnischer Herkunft wurde auf verschiedene
Art und Weise an das System der deutschen Sprache angepasst. Die Formen
der Familiennamen zeugen davon, dass diese von den deutschen Beamten sehr
häufig mittels des deutschen Alphabets nach dem Gehör niedergeschrieben wurden.
Die Unterschiede zwischen dem phonetischen System der polnischen und
der deutschen Sprache haben zur verschiedenartigen Interferenzen geführt, zum
Beispiel: Ersatz der weichen Konsonanten œ, Ÿ, æ durch entsprechende Zischlaute,
Vermischung frikativer mit nicht-frikativen sowie stimmhafter und stimmloser
Konsonanten.
Aus meinen Gesprächen mit den zu der neuesten Emigrationswelle gehörenden
Personen geht hervor, dass die amtlich eingeführten Änderungen den Verzicht
auf die diakritischen Zeichen betrafen. Diejenigen polnischen Buchstaben,
die im deutschen Alphabet nicht vorhanden sind, wurden durch Schriftzeichen
ersetzt, die den polnischen am ähnlichsten sind (poln. ³ durch l, poln. œ durch s,
æ durch c, Ÿ durch z, ¿ durch z, ñ durch n, die poln. nasalen Vokale ê und ¹ als e
und a beziehungsweise em, en, am) oder entsprechend der deutschen Graphie
bzw. Orthographie niedergeschrieben, z. B.: sz als sch, cz als tsch, c als tz. Dieser
Gruppe der auf schriftlicher Grundlage übernommenen Familiennamen entsprechen
Formen wie Banaœkiewicz – Banaskiewicz; Galiñski – Galinski; KoŸlarek
– Kozlarek; M³ynarczyk – Mlynarczyk; Nicgórski – Nicgorski; PóŸny – Pozny;
ŒledŸ – Sledz; ¯abczyk – Zabczyk usw.
Schwierigere polnische Lautverbindungen, insbesondere von Konsonanten,
wurden auf verschiedene Art und Weise vereinfacht oder durch den Einsatz von
Vokalen „aufgespalten“. Hierbei handelt es sich um einen für die phonetische
Interferenz typischen Mechanismus, der seine Entsprechung in der schriftlichen
Namenform erhielt und als phonetisch-graphische Anpassung bezeichnet wer-
Polnische Familiennamen im Deutschen
191
den kann, z. B.: Bartnik – Bartnyk, Bartnick, Bartnig, Bortnik; Chmiel – Chmel,
Chniel, Chmil, Chmill; Chowaniec – Chowanietz, Chowanitz, Chawanietz, Howanietz,
Howanitz; D¹bek – Dambeck, Dabek, Dabeck, Dembek, Dembeck, Dombek,
Dombeck, Dombke; Dobies³aw – Dobeslaw, Dobslaw, Dobslaf, Dobslaff,
Dubslaff; Dzwonek – Dzwonek, Dzwonnek, Swonke; Gajda – Gaida, Gaide,
Gayda, Gayde, Geyda; GwóŸdŸ – Gwosdz, Gwozdz, Gwuzdz, Gwodz; Ko³aczek
– Kolaczek, Kolacek, Kolatzek; Nowak – Nowak, Nowack, Nowag, Noak; Paluchiewicz
– Paluchewicz; Papie¿ – Papesch; Piesek – Pesek; Popiel – Popel;
Poœwiat – Poschwat; Radziej – Radzey; Urbañczyk – Urbanczyk, Urbanczik, Urbainczyk.
Polnische Familiennamen konnten graphisch auch derartig angepasst werden,
dass ihre Schreibweise an deutsche Apellativa angepasst wurde, die man mit
den polnischen Namen assoziieren konnte. Diese Art der Adaptation könnte als
graphisch-assoziative Anpassung bezeichnet werden, z. B. Kawczak – Kaffsack,
Kowal – Kowohl.
Zahlreich sind ebenfalls Familiennamen, die keinen Veränderungen unterlegen
sind. Es kann drei Gründe dafür geben:
(1) Die auf schriftlicher Grundlage übernommenen Familiennamen enthielten
keine polnischen Buchstaben. Dazu zählen die Familiennamen der zuletzt in
Deutschland angekommenen Personen und deren aus den Personalauweisen
abgeschriebene Familiennamen.
(2) Die Niederschrift des Familiennamens nach dem Gehör bereitete keine
Schwierigkeiten, da dieser keine für die deutsche Sprache untypischen Lautverbindungen
enthielt.
(3) Die Namenträger kümmerten sich darum, dass der Familienname unverändert
blieb, z. B. Adamczak, Babczyk, Cebula, Danielczyk, Ekonomiuk, Fabisiak,
Groza, Hanowicz, Idkowiak, Janasi; Kasprzak, Laboga, Machalica,
Niedworek, Opara, Pietrek, Regulski, Szynkarek, Tomala, Umiersk; Wachnik,
Zwolicki.
Man kann gewisse Entsprechungen im Prozess der Übernahme von polnischen
Lauten in die deutsche Sprache feststellen. Die phonetischen Systeme beider
Sprachen zeigen Unterschiede auf (im Einzelnen dargestellt von SMOCZYÑSKI,
1965, S. 22–31). Die Unterschiede in diesem Bereich ergeben sich sowohl aus
dem Lautinventar als auch aus der andersartigen Artikulationsbasis und abweichenden
Akzentregeln. Einer der wichtigsten Unterschiede ist das Bestehen der
192
Barbara Czopek-Kopciuch
Vokallänge im Deutschen. Die polnischen Vokale werden im Deutschen relativ
regulär übernommen, man kann in der Regel eine Hauptentsprechung feststellen.
Die polnischen Nasalvokale bereiten jedoch erhebliche Schwierigkeiten.
Das polnische nasale o [¹] wird als a übernommen, manchmal als o; -on-/-un-;
-an-; -am-/-um- (vor labialem Konsonanten), z. B.: Brz¹ka³a; B³¹dek; Chrz¹szcz;
Prz¹dek; G¹decki; B¹bel – Brzakala; Blodek; Chrzonszcz; Przundek; Gandetzki;
Bombel / Bumbel / Bumbul. Polnisches ê erscheint im Deutschen als e; -en-/
-in-; -an-; -em-/-ym- (vor labialem Konsonanten), z. B.: Bêsia; Mêdrek; Ciêcia³a;
Bêdomir; Otrêba; Rêbacz – Besia; Mendrek; Cinciala; Bandomir; Otremba;
Rembatz / Rymbatz.
Während die nasalen Vokale als besonderes Merkmal des polnischen Vokalsystems
gelten, sind es im deutschen Vokalsystem die Diphthonge, also die
Verbindungen zweier Vokale innerhalb einer Silbe. Entsprechende Zwielaute
wurden mechanisch in den polnischen Familiennamen eingesetzt. Wo im polnischen
Familiennamen die Verbindung a + j auftritt, wird sie manchmal mittels
des deutschen Diphthongs ei wiedergeben, z. B.: Bi³gorajski – Bigoreiski neben
Bigorajski; Bajda – Beida neben Bajda; Frajnik – Freinik; Gajkowski – Geikowski
neben Gaykowski; Hajduczek – Heiduczek, Heidutzek; Kuzaj – Kuzei neben
Kuzaj, Kuzay; Majstrowicz – Meistrowitz neben Maistrowitz; Miko³ajczak – Mikoleiczak
neben Mikolajczak; Najdek – Neidek neben Najdek; Raj – Rei neben
Ray; Rajkowski – Reikowski neben Rajkowski; Ratajczak – Rateischak neben
Ratajczak; Sobieraj – Sobierei neben Sobieray; Œwitaj – Schwittei neben Switaj,
Schwittay; Zajdowicz – Zeidowitz neben Zajdowicz, Zajdowitz. In der Mehrzahl
der Fälle bleibt die Gruppe aj, geschrieben ai oder ay, erhalten.
Infolge andersartiger Akzentuierung im Deutschen zeigt das untersuchte Material
sowohl im Auslaut (selten) als auch im Inlaut Spuren von Vokalreduktion. In
der Sprache der im Ruhrgebiet lebenden Polen sind derartige Reduktionserscheinungen
als Verengung der Vokale in unbetonter Silbe, als partielle Reduktion der
Vokale mit oder ohne Verengung (Artikulation wie das sog. Murmel-e Schwa)
bzw. als volle Reduktion (Schwund des Vokals; vgl. MICHALEWSKA 1991, S. 63;
BRZEZINOWA 1989, S. 89–90; SMOCZYÑSKI 1965, S. 29) zu beobachten. In den
Familiennamen können Vokalverengungen mundartliche Merkmale der Sprache
der Namenträger widerspiegeln, weshalb sie nicht zur Erklärung der die Eigennamen
betreffenden Substitutionsprozesse dienen können. Einzelbeispiele vermögen
jedoch den Schwund des unbetonten Vokals im Deutschen zu bezeugen:
Polnische Familiennamen im Deutschen
193
a: Bakalarz – Baklarz; Klopacz – Klopsch;
e: Kondela – Kondla; Kaczewicz – Katschwitz; Majerowicz – Mayrowicz; Malcherowicz
– Malchrowitz; Patela – Patla; Perlewicz – Perlwitz;
i: Kamizela – Kamzela; Kamienik – Kamnik; Niegiba³a – Niegballa;
y: Kobyliñski – Koblinski; Rakoczy – Rakotz;
o: Komorowski – Komrowski; Prze³o¿ony – Przelozny; Radoszyñski – Radschinski;
u: Poduszka – Podszka.
Eine umgekehrte Erscheinung ist der Einsatz eines Vokals, um eine Konsonantengruppe
zu spalten (BREZA 1981, S. 113). In dieser Funktion tritt vor allem
der Buchstabe e auf:
e: Biednik – Bedenik; Bobrzyk – Boberzik; Chmielewski – Chemielewski; Gbur
– Gebuhr; Jêdrzok – Jenderzok; Grzbietek – Krzebietke; Matkiewicz – Matekiewicz;
Pêdrak – Penderak; Pieprzyk – Pieperzyk;
i: Ci¿mowski – Cizimowski; Kwaœniowski – Quasinowski; Liczkowski – Liczikowski;
o: Brunkowski – Brunokowski; Marianowicz – Marojanowitz.
Polnische Konsonanten werden von den Deutschen auf verschiedene Art und
Weise übernommen. Überwiegend handelt es sich um Adaptation an die deutsche
(Ortho-)Graphie. In manchen dieser Erscheinungen kann man jedoch bestimmte
phonetische Prozesse sehen, die auf die Kollision zweier Systeme zurückzuführen
sind: Schwankungen zwischen stimmhaftem und stimmlosem, frikativem und
nicht-frikativem, starkem und schwachem Konsonanten sowie verschiedenartige
Formen der Assimilation. In manchen Fällen ist es schwer zu beurteilen, ob wir
es mit Schwankungen, die durch Unterschiede in den Systemen bedingt sind,
oder mit einer Widerspiegelung der polnischen Mundart zu tun haben.
Eine Analyse der Repräsentation polnischer Phoneme durch deutsche Grapheme
zeigt, dass die Zischlaute die meisten Entsprechungen haben: Am häufigsten
wird das die polnischen Konsonanten /æ/, /è/, /dŸ/, /ø/, /s/, /œ/, /š/, /Ÿ/, /ž/
wiedergebende Graphem eingesetzt. Oft begegnet auch Verdoppelung von
Konsonanten, Verwechslung von stimmhaften und stimmlosen sowie harten und
weichen Konsonanten (vgl. dazu CZOPEK-KOPCIUCH 2004, 2005).
Die polnischen Familienamen unterlagen auch der morphologischen Anpassung
an die deutsche Sprache. Substitutionen dieses Typs bestehen in der Veränderung
der Form polnischer Familiennamen nach dem Muster deutscher anthroponymischer
Modelle. Sie kommen viel seltener vor als graphisch-phonetische
194
Barbara Czopek-Kopciuch
Anpassungen und treten auf, wenn das polnische morphologische Element dem
deutschen Element ähnelt. Die Grundlagen solcher Veränderung sind immer phonetischer
Natur, sie weisen aber auf bestimmte Regelmäßigkeiten hin. Vgl. z. B.
den häufig auftretenden Ersatz des polnischen Suffixes -ek durch dt. -ke: Andraczek
– Andratschke; Bartek – Bartke; Domek – Domke; Dzwonek – Swonke;
Gnojek – Gnoyke; Hendryczek – Hendrischke; Januszek – Januschke; Kaczorek
– Katzorke; Marcinek – Martschinke; Otr¹bek – Otrombke; Pi¹tek – Piontke;
Pacho³ek – Pacholke; Ratajek – Rathaike.
Familiennamen mit anderen -k-Suffixen werden ebenfalls an dt. -ke angeglichen:
poln. -ka – dt. -ke, z. B.: Bogatka – Bogattke; Dubka – Duppke; Go³ka
– Golke; Kawka – Kaffke; £apka – Lapke; Matuszka – Matuschke; Nastka –
Nastke; Ostojka – Ostoyke; Pichotka – Pichottke; poln. -ko – dt. -ke, z. B.: Bojko
– Boike, Boyke; Demko – Demke; Gniewko – Gniffke; Jeziorko – Jezorke;
Korytko – Korittke; poln. -ik – dt. -ke, z. B.: Banik – Banike; Borawik – Borauke;
Janik – Janicke; Kubik – Kubicke.
Gleicherweise ersetzt wurde das Endelement bzw. Suffix -ak, z. B.: Flak –
Flake; Kopelak – Kopelke; Kruczak – Krutzke; Lempak lub £empak – Limpke.
Ähnliches betrifft die Endung -i oder -y in den adjektivischen Familiennamen
des Typs Malutki, die als -e angepasst wurde (z. B.: Bliski – Blischke; Letki –
Lettke; Malutki – Malotke) sowie die Familiennamen mit der Endung -cki, -ski:
poln. -cki – dt. -tzke, z. B. Andrycki – Andritzke; Czarnecki – Czarnetzke; Golecki
– Goletzke; Jêdrycki – Jendricke; Kozicki – Kozicke; Lewicki – Lewitzke;
Malicki – Malitzke; Pichocki – Pichotzke; Rosicki – Rositzke; poln. -ski – dt.
-ske, z. B.:Brzeski – Breske; Felski – Felske; Górski – Gorske; Jaraczewski –
Jaraschewske; Kowalski – Kowalske; Lewandowski – Lewandowske; Majewski
– Majewske; Poleñski – Polenske; Rakowski – Rakowske.
Diese Substitution kann dadurch erklärt werden, dass es in der deutschen
Sprache keine Wörter gibt, die auf -i oder -y enden. Der am nächsten stehende
Laut ist ein geschwächtes -e (BREZA 1981, S. 111).
Eine weitere morphologische Art der Eindeutschung polnischer Familiennamen
ist der Zusatz von -e im Auslaut (BREZA 1981, S. 110–111), z. B.: Bogusz
– Bagusche; Grab – Grabe; Kot – Kotte; Licz – Litsche; Musz – Musche; Obertak
– Obertacke; Pach – Pache; Rój – Roye sowie der Ersatz von auslautendem
-a durch -e, z. B.: Babka – Babke; Ciupka – Ciupke; Duda – Dudde; Gajda –
Gayde; Janota – Janotte; Kaczka – Katschke; Lipa – Lippe; Mucha – Muche;
Nitka – Nitke; Pluta – Plutte; Œmiga³a – Schmigalle.
Polnische Familiennamen im Deutschen
195
Polnische Familiennamen mit der Endung -icz, -owicz, -ewicz passen sich sehr
häufig an die deutsche Form -itz, -witz an, z. B.: Adamkiewicz – Adamkewitz;
B³ochowicz – Blochwitz; Chlebowicz – Chlebowitz; Drêgiewicz – Drengwitz;
Fr¹czkiewicz – Franzkewitz; Godziewicz – Godewitz; G¹siorowicz – Gonschorowitz;
Hanuszkiewicz – Hanuschkiewitz; Kowalewicz – Kowalewitz; £ukaszewicz
– Lukaschewitz; Maækiewicz – Matschkewitz; Nowakiewicz – Nowakewitz;
Oko³owicz – Okolowitz; Paniewicz – Pannewitz, Pannwitz; Rakowicz – Rakowitz,
Rackowitsch, Rackwitz.
Polnische Familiennamen mit den Suffixen -ik, -yk und -czyk passen sich
häufig an deutsch -ig, -zig an, z. B.: Danielczyk – Danielzig; Gawlik – Gawlig;
Gromczyk – Gromzig; Hermanik – Hermanig; Jakubczyk – Jakubzig; Kaczmarczyk
– Katzmartzig; Kraœnik – Krassnig; Kwasnik – Quaschnig; £azarzyk – Lasarzig;
Moj¿eszyk – Moyseszig; Nogajczyk – Nogaitzig; Opacik – Optaczig; Pawik
– Pawig; Pucyk – Putzig; Radzik – Radig, Radzig.
Am seltensten vertreten sind lexikalische Substitutionen, bei denen der ganze
Familienname bzw. eines seiner Teile an ein deutsches Apellativ angeglichen wurde.
Grundlage für diese Art der Anpassung war die phonetische oder graphische
Entsprechung bei gleichzeitiger Tilgung der Wortbildungsstruktur des Namens:
Bibusz (Biba + -usz) – Biebusch, Dyrbusz (Dyrba + -usz) – Dyrbusch ¨ dt.
Busch ‘krzak, zaroœla’; Cz¹ber (App. cz¹ber) – Ciombeck; Go³¹bek (go³¹bek
‘Taube’) – Golombeck ¨ dt. Beck ‘rzeka, potok’; Kawczak (Kawka + -ak ‘Dohle’)
– Kaffsack; Ratczak (Rat + -czak) – Rathsack ¨ dt. Sack ‘worek’; Goczewski
(Gocz + -ewski) – Gottschewski; Gocalski (Goca³ + -ski) – Gottschalski ¨ dt.
Gott ‘Bóg’; Fedorowicz (Fedor + -owicz) – Fedderwitz ¨ dt. Fedder ‘pióro’;
G¹sior (g¹sior ‘Gänserich’) – Gansohr ¨ dt. Ohr ‘ucho’; Jadek (Jad + -ek) –
Jadecke ¨ dt. Ecke ‘k¹t’; Kawa³ (kawa³) – Kawohl; Kowal (kowal) – Kowohl ¨
dt. wohl ‘dobrze’; Matros (Matra + -os oder App. matros ‘marynarz’) – Matrose
¨ dt. App. Matrose ‘marynarz’; Majstrowicz (Majster + -owicz) – Maistrowitz,
Meistrowitz ¨ dt. Meister ‘mistrz, majster’; Marcol (Marc + -ol) – Marzoll ¨
Zoll ‘c³o’; Nierad (nierad ‘niechêtny’) – Nierath ¨ Rat ‘rada’.
Trotz der verschiedenen Arten von Anpassungen bewahren diese Familiennamen
mancherlei Merkmale polnischer Mundarten, z. B. des Masurischen, -ok für
-ak, anlautendes ja- > je-, ra- > re- oder den Wechsel e > i und o > u. Viele dieser
Erscheinungen entstammen dem großpolnischen und dem schlesischen Dialekt.
Es finden sich aber auch Eigenheiten der kleinpolnischen und masowischen
Dialekte. Die Untersuchung der in Familiennamen bewahrten mundartlichen
196
Barbara Czopek-Kopciuch
Merkmale lässt Charakteristika aller wichtigen polnischen Dialekte erkennen
und gestattet es, den bisherigen Forschungsergebnisse zur polnischen Sprache im
Ruhrgebiet bedeutsame Erkenntnisse hinzuzufügen.
Die in den Familiennamen erhaltenen dialektalen Eigenschaften, die weiteren
Substitutionsprozessen unterlagen, und Fehlinterpretationen auf der Graphemebene
haben zur Entstehung zahlreicher Varianten desselben Namens beigetragen.
So hat z. B. der Familienname Adamczyk 11 Varianten: Adamczyk, Adamcyk,
Adamczik, Adamzig, Adamzik, Adanczyk, Jedamczyk, Jedamcik, Jedamczik, Jedamzik,
Jedamzyk, Jedanzik; der Familienname Krawczyk 22 Varianten: Krawczyk,
Krawczik, Krafczyk, Krafcick, Krafczig, Krafczik, Kraffczyk, Kraffzick,
Kraffzig, Kraffzik, Kraftczyk, Kraftzik, Krafzek, Krafzick, Krafzig, Krafzik, Krafzyk,
Kravczyk, Krawezyk, Krawzcyk, Krawzick, Krawzyk und der Familienname
Szewczyk gar 29 Varianten: Szewczyk, Schefczik, Schefczyk, Scheffczik, Scheffczyk,
Schefzick, Schefzig, Schefzik, Schewczik, Schewczyk, Schewschik, Schewzik,
Sefczik, Sefczyk, Seffzig, Sefozik, Sefzick, Sefzig, Sefzik, Sefzyk, Sevcik, Sewczik,
Sewczyk, Seweczyk, Sewzik, Swewczyk, Szefczyk, Szefxzyk, Szewzyk. Die Analyse
der Motivation oder Struktur der Familiennamen wird dadurch erheblich erschwert.
Hinsichtlich ihrer Struktur gibt es zwischen den polnischen Familiennamen im
Ruhrgebiet und den gegenwärtigen Familiennamen Polens keine Unterschiede.
Auch was die Produktivität der Wortbildungsmodelle betrifft, besteht Übereinstimmung
mit den populärsten Typen der Familiennamen in Polen. Es dominieren
die Ableitungen, wobei die zahlenmäßig stärksten Gruppen aus Namen bestehen,
die nur mittels einiger weniger Suffixe gebildet sind. Die große Mehrheit der
Gruppen besteht aus einer nur geringen Zahl von Namen mit einer Frequenz von
höchstens 2 %, was allerdings von einer gewissen Vielfalt der Typen zeugt.
Die am häufigsten vorkommenden Namen sind Derivate auf -ski (und dessen
Erweiterungen), -ek, -ak, -icz / -ycz (und dessen Erweiterungen) und -ka. Unter
den nicht abgeleiteten Familiennamen sind solche Formen in der Mehrheit, die
häufig Simplizia dialektalen Ursprungs entsprechen. Auch bei den (suffixalen
und paradigmatischen) Derivaten dominieren die appellativischen Basen einschließlich
appellativer Personennamen (vgl. auch SKOWRONEK 2001).
Mit 17 Varianten ist Nowak (1 761) der am häufigsten vorkommende polnische
Familienname im Ruhrgebiet. Auch in der von SKOWRENEK (2001,
S. 186) erarbeiteten Liste der 300 meistgebrauchten polnischen Familiennamen
nimmt er Rang 1 ein. Der zweite Familienname der Liste, Kamienski,
Polnische Familiennamen im Deutschen
197
kommt in den Telefonbüchern viel seltener vor: 809-mal. Mit einer Ausnahme
treten die 16 am häufigsten vorkommenden Familiennamen (Frequenz von
1 761 bis 407) in Polen unter den 100 populärsten Familiennamen auf: Der
Familienname Wencel 808 (Varianten: Wenzel 746, Wentzel 55, Wentzell 5)
nimmt im Ruhrgebiet den dritten Platz ein, wohingegen er in Polen nicht zu
den stark verbreiteten Familiennamen zählt: Wencel 2 640, Wenzel 619, Wentzel
17. Es ist bemerkenswert, dass die Familiennamen mit der größten Zahl
an Namenträgern nur eine kleine Gruppe bilden: Frequenz 1 761 bis 400: 17,
Frequenz 300 bis 200: 45; Frequenz 100: 172; Frequenz 90 bis 50: 416; Frequenz
50 bis 10: 3 696; Frequenz 9 bis 1: 19 028 Familiennamen. Die nur einmal
vorkommenden Familiennamen bilden mit 7 466 Namenträgern die größte
Gruppe, was erneut mit den Forschungsergebnissen zur Situation in Polen
übereinstimmt.
Innerhalb der Gesamtheit aller polnischen Familiennamen ist die große
Zahl zweigliedriger Spitznamen, oft negativen Charakters, bemerkenswert,
vgl. z. B.: Pierdziwó³ ‘Ochsenfurz’. Während in Polen die Träger solcher Familiennamen
meistens neue Namen angenommen haben, sind sie im Ruhrgebiet
erhalten geblieben, denn in der Fremdsprache wurde die Verbindung zwischen
dem Namen und dem seiner Motivation zugrunde liegenden Appellativ unterbrochen.
Für Menschen, die wenig oder gar nicht Polnisch sprechen, boten
solche Namen keine Möglichkeiten (mehr), an Appellative anzuknüpfen.
Auch Vornamen – sowohl altpolnische als auch christliche – können in der
Funktion von Familiennamen auftreten. Ebenso wie in Polen (hier mit Ausnahme
von Marek, der zu den 300 populärsten Familiennamen gehört) zählen sie im
Ruhrgebiet nicht zu den verbreiteten Familiennamen. Bemerkenswert ist jedoch
die Tatsache, dass manche in Deutschland vorkommenden Familiennamen, die
formell Vornamen gleichen, in Polen nicht mehr vorhanden oder seltener bezeugt
sind, z. B.: Czeslaw, Menzlaff (= Mêc³aw), Pretzlaw (= Przec³aw), Radomir,
Wladyslaw, Wentzeslaw (= Wiêces³aw), Zenon, Zdzislaw, vgl. auch 2 Magdalena,
2 Boleslaw gegenüber nur jeweils einem Beleg in Polen.
Eine kleine Gruppe von Familiennamen, die bis heute im Ruhrgebiet vorkommen,
ist in aktuellen Listen der Familiennamen polnischer Staatsbürger
nicht mehr vorhanden, z. B.: Babirat, Bia³om¹czek, Bosonóg, Czernoga, Chleborad,
Darmowzi¹³, Gniwoda, Golibrzuch, Kadzidroga, Krywnebeno, Ledaby³,
£uszczymak, Machleb, Paternoster, Pó³panek, Puspas, Pustoryt, Samodó³, Samolat,
Suchowiersz, Surybida, Trynoga, Wodopia.
198
Barbara Czopek-Kopciuch
Wie bereits erwähnt, begegnen Familiennamen polnischer Herkunft nicht nur
im Ruhrgebiet, sondern – mit unterschiedlicher geographischer Verbreitung und
Häufigkeit – verstreut in ganz Deutschland. Da es nicht möglich ist, hier auf
all diese Namen einzugehen, sollen nur die 10 häufigsten im Ruhrgebiet vorkommenden
Familiennamen polnischer Herkunft mit ihren Pendants in Polen
verglichen und die Verbreitungsgebiete dieser Namen in Deutschland behandelt
werden. Die Daten zur Frequenz und Geographie der Familiennamen in Polen
entstammen dem Buch von K. SKOWRONEK (2001) und der CD von K. RYMUT
(2001). Die Daten zu den Familiennamen polnischer Herkunft in Deutschland
sind RYMUT/HOFFMANN (2006) und der CD DT-Info & Route ’99 entnommen.
Die Ergebnisse sind in der Tabelle dargestellt.
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