1 Familiennamen aus germanischen Sprachen Ulf Timmermann Friesische Familiennamen



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Literatur

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Klaus Kreiser

516

8

Familiennamen aus Sprachen außerhalb Europas

GABRIELE RODRÍGUEZ



Neue Familienamen in Deutschland

seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Ausländer und Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Einwanderungswellen in 1

der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Türkische Familiennamen 2

Arabische und persische Familiennamen 3

Indische Familiennamen 4

Chinesische Familiennamen 5

Koreanische Familiennamen 6

Vietnamesische Familiennamen 7

Japanische Familiennamen 8

Afrikanische Familiennamen 9

Ausblick 10



1 Ausländer und Menschen mit Migrationshintergrund in

Deutschland

Neben deutschen gehören heute in Deutschland auch binationale, multiethnische

und ausländische Familien mit ihren Namen zum allgemeinen Erscheinungsbild.

In den Städten wird dies am deutlichsten, da man hier weitaus häufiger

Menschen nicht-deutscher Abstammung findet als in ländlichen Gebieten. In den

Medien werden wir tagtäglich mit nicht-deutschen Namen konfrontiert. Nicht

mehr ungewöhnlich sind mittlerweile deutsche Prominente mit Migrationshintergrund,

d. h. Menschen aus bi- oder multinationalen und ausländischen Familien

bzw. Aussiedlerfamilien, die in Deutschland aufgewachsen sind. Genannt seinen

hier z. B. die bekannten Sportler David Odonkor, Kevin Kurányi, die Schauspieler/

innen, Schriftsteller/innen und Künstler/innen Minh-Khai Phan-Thi, Sibel

Kekilli, Fatih Akýn, Anne Benza-Madingou, Jasmin Tabatabai, Hilmi Sözer, Joy

Maureen Denalane, Susan Sideropoulus, Branco Vukoviæ, Manuel Armando Cortez,

Senna Guemmour, Bahar Kýzýl, Cherno Jobatey, Ranga Yogeshwar, Aiman

Abdallah und Mo(nika) Yaa akoma Asumang.

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In Deutschland leben insgesamt 7,3 Millionen Ausländer, die sich wie folgt

aufteilen lassen (statistische Angaben für das Jahr 2001 vom Bundesamt für Statistik

und dem Verband binationaler Familien und Partnerschaften iaf e.V.):

¼ ursprüngliche Gastarbeiter aus Italien, Spanien, Portugal, Griechen- •

land,

¼ Menschen aus Ost- und Südosteuropa (Polen, Bürgerkriegsfl üchtlinge •



aus dem ehemaligen Jugoslawien),

27 % türkische Staatsangehörige, •

seit den achtziger Jahren auch zahlreiche Flüchtlinge, Studenten und •

Arbeitskräfte aus Afrika und Asien und

5 Millionen deutschstämmige Aussiedler (vor allem aus der ehemaligen •

Sowjetunion).

Mittlerweile (2008) geht man in Deutschland von 15,6 Millionen Menschen mit

einem Migrationshintergrund aus (Statistisches Bundesamt Deutschland).



Einwanderungswellen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Zuwanderung und Flucht nach Deutschland hat es schon immer gegeben. Erwähnt

seinen hier u. a. die Aufnahme im 17. Jahrhundert von 44.000 Hugenotten

aus Frankreich vor allem in Brandenburg, Preußen, Hessen, in der Pfalz,

Württemberg und Hamburg, die wegen ihres Glaubens verfolgt wurden, und von

3.000 Waldenser-Glaubensflüchtlingen aus Frankreich in Württemberg; die Anwerbung

im 19. Jahrhundert der so genannten Ruhrpolen, d. h. Bergarbeiter aus

Oberschlesien, polnische Landarbeiter aus Ost- und Westpreußen und Posen, die

in das Ruhrgebiet und in das östliche Deutschland kamen, oder auch die schon

vor 1900 bis zu 200.000 italienischen Arbeitsmigranten vor allem aus Norditalien

in Südwestdeutschland.

Entsprechend kamen auch schon vor dem 20. Jahrhundert französische, polnische

und italienische Familiennamen nach Deutschland, die bis heute häufig

noch in ihren ursprünglichen Formen erhalten sind (im Unterschied z. B. zu den

alten slawischen Familiennamen, die häufig eingedeutscht wurden).

Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, mit Entstehung zweier deutscher

Staaten und Inkrafttreten von Grundgesetz bzw. Verfassung wurden die Voraussetzungen

für die Zuwanderung zahlreicher Gastarbeiter und Spätaussiedler bzw.

für die Aufnahme von Flüchtlingen nach dem Asylrecht (Artikel 16 des Grundge-

Gabriele Rodríguez

522

setzes der Bundesrepublik Deutschland) geschaffen.



In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts wuchs der Bedarf an Arbeitskräften

in der ehemaligen BRD, der durch ausländische Gastarbeiter abgedeckt werden

sollte. So wurden Anwerbevereinbarungen mit Italien (1955), Spanien und

Griechenland (1960), mit der Türkei (1961), Marokko (1963), Portugal (1964),

Tunesien (1965) und Jugoslawien (1968) abgeschlossen.

Es kamen zuerst vor allem alleinstehende Männer (später auch Frauen) aus

Italien, Spanien und Griechenland nach Deutschland mit Schwerpunkten in Nordrhein-

Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen, und mit Ihnen solche

Familiennamen wie z. B. Rossi, Rossa, Ferrari, Canetti, Garibaldi, Russo,

Esposito, Romano, Marino, Rizzo, Greco, Bruno, Zarella, Capristo, Forestieri;

Rodríguez, Fernández, González, Gómez, Pérez, López, Martínez, Sánchez, Álvarez;

Papadopoulos und Sideropoulos.

Ende der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts folgten dann vor allem Arbeitskräfte

aus der Türkei und aus Jugoslawien. Diese Gruppe wuchs in den Folgejahren

zunehmend. 1973 betrug der Anteil der türkischen Staatsangehörigen innerhalb

der Ausländer in Deutschland schon etwa 23 % und der Anteil der Menschen

aus Jugoslawien 17,7 %. Typische Familiennamen für diese Bevölkerungsgruppen

waren z. B. Öztürk, Özdemir, Demir, Demirci, Aydýn, ªahin, Yýldýrým, Arslan,

Yýlmaz, Yýldýz, Sözer, Üner, Akýn, Bozkurt, Türkoðlu, Fýndýkoðlu, Kýrzýoðlu,

Dinçoðlu bzw. Vukoviæ, Jovanoviæ, Pavloviæ, Filipoviæ.

In Folge der so genannten Ölkrise und schlechten Wirtschaftslage verfügte die

Bundesregierung 1973 einen Anwerbestopp. Der deutsche Arbeitsmarkt war mit

2,6 Millionen Gastarbeitern mittlerweile gesättigt. Ursprünglich sollten die angeworbenen

Arbeitskräfte nach einer bestimmten Zeit wieder in ihr Land zurückkehren.

Allerdings blieb eine wachsende Zahl von ausländischen Arbeitnehmern

in Deutschland, und immer mehr Familienangehörige zogen bis etwa 1985 nach.

Durch die Änderung der Allgemeinen Verwaltungsvorschriften zum Ausländergesetz

(1978) verfestigte sich der Aufenthaltsstatus ausländischer Arbeitnehmer.

In der ehemaligen DDR wurden Ende der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts

zur Lösung des Arbeitskräfte-Mangels ebenso Anwerbeabkommen u. a. mit

Ungarn, Polen, Algerien, Kuba, Mosambik, Angola und Vietnam abgeschlossen.

Bis 1988 kamen etwa 60.000 Vertragsarbeiter in die DDR, von denen viele auch

nach der Wende noch in Deutschland verblieben sind.

Mitte der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts stiegen die Zahlen der Asylbewerber

stark. 1979 startete ein Programm für ausländische Flüchtlinge. In

Neue Familiennamen in Deutschland seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts

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den achtziger und neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts prägten neue Zuwanderungsgruppen

die Immigration nach Deutschland. Zum Einen kamen immer

mehr Flüchtlinge aus Krieg- und Krisengebieten, Asylsuchende, aber ebenso Studenten

und Arbeitskräfte aus Europa, Afrika, Lateinamerika und Asien, und zum

Anderen stieg mit der Öffnung Osteuropas und den verbesserten Ausreisemöglichkeiten

die Zahl der deutschstämmigen Spätaussiedler sprunghaft an.

Diese Zuwanderungswellen und der Familiennachzug sorgten dafür, dass die

Zahl der Ausländer in Deutschland bis 1996 auf 7,3 Millionen anstieg. Das sind

etwa 9 % der Gesamtbevölkerung. Bis heute blieb diese Zahl stabil. Man geht

mittlerweile davon aus, dass jede fünfte Person in Deutschland einen Migrationshintergrund

hat. Die zahlenmäßig größte Ausländergruppe in Deutschland ist die

türkische mit ca. 2 Millionen Menschen.



2 Türkische Familiennamen

Über türkische Familiennamen in Deutschland gibt es noch wenig Literatur (vgl.

auch den Beitrag von Klaus Kreiser). Einen Überblick über die gebräuchlichsten

türkischen Namen, ihre Bildungsweise und Bedeutung hat Annemarie Schimmel

mit ihrem Buch Herr „Demirci“ heißt einfach „Schmidt“. Türkische Namen

und ihre Bedeutung geliefert, das 1992 im Önel-Verlag erschienen ist. Sie

wollte mit diesem Buch, wie sie selbst sagt, „ein besseres Verständnis zwischen

Deutschen und Türken ... schaffen“ (SCHIMMEL 1992, S. 3). Rosa und Volker

Kohlheim haben in die Neuausgabe des Duden-Familiennamenbuches auch mindestens

80 türkische Familiennamen aufgenommen und erklärt, die mittlerweile

unter den 10.000 häufigsten Familiennamen in Deutschland zu finden sind. In der

Einleitung dieses Nachschlagewerkes wird ein kurzer Überblick dieser jungen

Gruppe der fremdsprachigen Familienamen in Deutschland gegeben (KOHLHEIM

2005). Einen ausführlichen Überblick über die Vor- und Familiennamen in der

Türkei und entsprechende Literaturhinweise findet man auch bei Dursun Zengýn

(ZENGIN 2007). Und schon 1985 hat Otto Jastrow beim Erlanger Familiennamen-

Kolloquium am Beispiel von Namen von in Franken ansässigen türkischen Familien

zu Familiennamen in der Türkischen Repulik. Bildungsweise und Bedeutung

referiert (JASTROW 1985).

Im Unterschied zu Deutschland gibt es in der türkischen Republik Familiennamen

erst seit 1934. In diesem Jahr wurde das Gesetz zur Annahme von Fami-

Gabriele Rodríguez

524


liennamen (Soyadý Kanunu) erlassen. Jeder Türke wurde verpflichtet, sich innerhalb

von zwei Jahren einen Nachnamen entsprechend dem europäischen Modell

zuzulegen. Maßgeblich beteiligt an der Einführung dieses Gesetzes war Mustafa

Kemal Paºa Atatürk, der auch einer der Ersten mit einem Nachnamen war. Ihm

wurde per Gesetz vom 24.11.1934 der einmalige Ehrenname Atatürk ‘Vater der

Türken’ verliehen.

Die türkischen Familiennamen sind wegen ihres noch geringen Alters in der

Regel leicht verständlich und durchsichtig. Der grösste Teil der türkischen Familiennamen

basiert auf dem allgemeinen türkischen Wortschatz. Es gibt aber auch

arabische und persische Wurzeln, die vor allem durch Übernahme des Islam in

die türkische Sprache gelangten.

Beinamen, vor allem Vatersnamen mit dem türkischen Element -oðlu in der

Bedeutung ‘Sohn des …’ oder bei bekannten und gebildeten Familien mit dem

persischen Wort -zade in der Bedeutung ‘geboren (im patronymischen Sinne)’

gab es auch schon vor 1934. Allerdings wurden diese Beinamen, so wie Verwandtschaftsbezeichnungen,

dem eigentlichen Namen vorangestellt und waren

personenabhängig. Bei der Bildung von Familiennamen konnten diese Namen

mit und ohne Endungen übernommen werden. Heute sind Familiennamen auf



-oðlu in Deutschland vor allem in den Alten Bundesländen verbreitet (s. Karte 1)

und werden in der Regel als typisch türkische Namen verstanden. Diese wurden

mit türkischen bzw. moslemischen Rufnamen (A(r)slanoðlu ‘Sohn des A(r)slan’,

Kayaoðlu ‘Sohn des Kaya’, Canoðlu ‘Sohn des Can’, Ahmetoðlu ‘Sohn des Ahmet’,

Mehmetoðlu ‘Sohn des Mehmet’), mit Berufsbezeichnungen (Naccaroðlu

‘Sohn eines Schreiners’, Kasapoðlu ‘Sohn eines Fleischers’, Müderrisoðlu ‘Sohn

eines Gemüsehändlers’), mit Namen nach der sozialen Stellung (Aðaoðlu ‘Sohn

eines Herrn’, Beyoðlu ‘Sohn eines Herrn, Prinzen’), mit Verwandtschaftsbezeichnungen

(Dayýoðlu ‘Sohn des Vetters’), mit Stammesnamen (Türkoðlu ‘Sohn

eines Türken’, Arapoðlu ‘Sohn eines Arabers’, Tataroðlu ‘Sohn eines Tataren’)

oder Eigenschaftsnamen (Eroðlu ‘Sohn eines (echten) Mannes’, Dinçoðlu ‘Sohn

eines kräftigen Mannes’, Karaoðlu ‘Sohn eines Schwarzen’, Köroðlu ‘Sohn eines

Blinden’, Parmaksýzoðlu ‘Sohn eines (Mannes) ohne Finger’) verbunden. Alle

genannten Familiennamen sind auch ohne die patronymische Endung -oðlu belegt.

Die meisten türkischen Familiennamen gehen auf Wörter zurück, die die

Verbundenheit zur türkischen Heimat und deren Geschichte, Charaktereigenschaften

und zur Natur ausdrücken. So ist das Element Türk ‘Türke’ in zahl-

525


Neue Familiennamen in Deutschland seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts

reichen türkischen Familiennamen enthalten: z. B. Türk, Türkmen ‘Türke, Turkmene’,



Öztürk ‘echter, reiner Türke’, Ertürk ‘echter türkischer Mann’, Türker

‘Türke-Mann’, Bentürk ‘Ich Türke’, Kocatürk ‘großer, alter Türke’, Aktürk

‘weißer, heller, reiner Türke’, Karatürk ‘schwarzer Türke’, ªentürk ‘fröhlicher

Türke’, Baºtürk ‘Kopf-Türke’, Cantürk ‘türkische Seele, Türke mit Seele’, Koyutürk

‘Erz-Türke’, Türkoðlu ‘Sohn eines Türken’, Türkyýlmaz ‘unerschrockener,

furchtloser, unbeugsamer Türke’ u. a. (s. Karte 2).

Weitere häufige Namenelemente sind u. a. auch Ýl- ‘Land’ (Ýlbay ‘Land-Herr’,

Ýlcan ‘Land-Seele’, Ýlhan ‘Landfürst’, Ýlter ‘Land-, Heimatschützer’), Yurd-

‘Heimat, Vaterland’ (Yurdacan ‘Heimatseele’, Yurdaer ‘ein Mann für die Heimat’,



Yurdagül ‘Rose für die Heimat’, Yurdakan ‘Heimatblut’, Yurdakul ‘Diener

der Heimat’, Yurdanur ‘Heimatlicht’, Yurdayýn ‘lichte Heimat’), er ‘Mann,

männlich’ (Ertürk ‘echter türkischer Mann’, Ersin ‘Du bist ein Mann’, Erdoðan

‘männlicher Falke’, Ersoy ‘Familie von echten Männern’, Erkan ‘Mann-Blut’,

Karte 1: Verbreitung türkischer Familiennamen

mit der Endung -oðlu (Quelle:

Deutscher Familiennamen-Atlas).

Karte 2: Verbreitung türkischer Familiennamen

mit dem Namenelement türk

(Quelle: Deutscher Familiennamen-

Atlas)

Gabriele Rodríguez



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Özer ‘wirklicher, echter Mann’, Öner ‘Mann an der Spitze, Führer’, Tümer ‘ganz

und gar Mann’, Güner ‘Tag-Mann’, Gençer ‘junger Mann’), ün ‘Ehre’ (Ünver

‘gib Ehre’, Ünsev ‘liebe die Ehre’, Ünlü ‘ehrenvoll’), gür ‘kräftig, stark’ (Gür

‘stark, kräftig’, Gürcan ‘mit kräftiger Seele’, Gürkan ‘kräftigen Blutes’), ulu,



uluð ‘hoch, edel, erhaben’ (Ulu ‘edel’, Ulucan ‘von hoher Seele’, Ulubey/Ulubay

‘edler Herr’, Ulubaº ‘edler Kopf’), öz ‘Mark, selbst, echt, rein’ (Öz ‘echt rein’,



Öztürk ‘echter Türke’, Özkan ‘echtes, reines Blut’, Özcan ‘reine Seele’, Özer

‘echter Mann’, Özalp/Özalptekin ‘echter Held’, Öza(r)slan ‘echter Löwe’, Özhan

‘echter Prinz, Herrscher’, Özkök ‘echte Wurzel’, Özkurt ‘echter Wolf’, Özay

‘reiner Mond’, Özdemir ‘echtes Eisen’), gün ‘Sonne, Tag’, ay ‘Mond’ und yýldýz

‘Stern’ (Gün ‘Sonne, Tag’, Günsev ‘liebe die Sonne’, Güner ‘Sonnen-Mann’,

Günalp ‘Sonnen-Held’, Günay ‘Sonne und Mond’, Aygün ‘Mond und Sonne’,

Yýldýz ‘Stern’, Yýldýzer ‘Sternen-Mann’).

Unter den türkischen Familiennamen gibt es neben den patronymischen Formen

mit den Endungen -oðlu ‘Sohn’, -soy ‘Familie, Sippe’ und -zade und den

Eigenschaftsnamen ebenso Namen, die auf Berufsbezeichnungen und Ortsnamen

zurückgehen.

Zahlreiche Familiennamen aus Berufsnamen wurden mit der Endung -ci (die

Endung -ci folgt der Vokalharmonie: -cý, -cü) gebildet, z. B. Demirci ‘Schmied’

(demir ‘Eisen’), Yazýcý ‘Schreiber’ (yazý ‘Schrift’), Ayrancý ‘Hersteller oder Verkäufer

von Joghurt (Ayran)’, Avcý ‘Jäger’ und Balcý ‘Honigverkäufer’. Andere

Familiennamen lassen sich auf ursprünglich persische und arabische Berufsbezeichnungen

zurückführen: so u. a. Terzi ‘Schneider’, Nalbant ‘Hufschmied’,

Kasap ‘Fleischer’ und Edip ‘gebildeter Literat’.

Die Herkunft aus einem Ort zeigt die Endung -li (die Endung -li folgt der Vokalharmonie:



-lý, -lü, -lu) an (ªehirli ‘aus einer großen Stadt’, Köylü ‘aus einem

Dorf’, Ýzmirli ‘aus Ýzmir’ oder Istanbullu ‘aus Istanbul’). Die Familiennamen



Karadeniz ‘Schwarzes Meer’, Akdeniz ‘Mittelmeer’, Deniz ‘Meer’, Mersin, Altan,

Taºkent, Balkan u. ä. können nicht nur die Herkunft, sondern auch die Sehnsucht

nach diesen Orten, Gebieten bzw. Städten anzeigen. Auch die zahlreichen

ethnischen Gruppen erscheinen in Familiennamen (neben Türk, Türkmen auch

Uygur, Tatar, Moðol, Bayat, Arap, Kýpçak, Sümer u. a.).

Die häufigsten türkischen Familiennamen in der türkischen Republik

(ÝSTATISTIK 2006) und ebenso in Deutschland (KOHLHEIM 2005) sind Namen wie

Yýlmaz ‘er beugt sich nicht, unbeugsam, unerschrocken’, Öztürk ‘echter, reiner

Türke’, Aydýn ‘leuchtend hell’, ªahin ‘Falke, Königsfalke’, Özdemir ‘echtes Ei-

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Neue Familiennamen in Deutschland seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts



sen’, Yýldýrým ‘Blitz’, Demir ‘Eisen’, Özkan ‘echtes, wahres Blut’, Yýldýz ‘Stern’,

Çelik ‘Stahl’, Kaya ‘Felsen’, Doðan ‘Falke’, Özcan ‘echte Seele, wahres Leben’

und Özer ‘echter Mann’, die das Nationalbewusstsein der Türken und Eigenschaften,

insbesondere männliche Tugenden, widerspiegeln.

Türkische Familiennamen gehören heute zu den häufigsten ausländischen

Namen in Deutschland mit Konzentrationen vor allem in den westdeutschen

Großstädten und in Berlin. Dies hängt mit der Zuwanderung der türkischen

Gastarbeiter und ihrer Familien in den sechziger bis achtziger Jahren des 20.

Jahrhunderts zusammen (siehe oben). Schwierigkeiten bei der Registrierung

der türkischen Namen bereiteten damals und noch heute zahlreiche türkische

Schriftzeichen und die entsprechende Aussprache dieser. So gibt es im Türkischen

neben den meist kurz gesprochenen Vokalen a, e, i, o, u, ö, ü auch das ý

(ohne Punkt), das anders als das i, dumpf klingt (gesprochen wie e in ‘Bulle’).

Im Deutschen wird das türkische ý meist als i (mit Punkt) wiedergegeben, was

jedoch nicht der türkischen Aussprache entspricht. Es gibt aber Fälle, bei denen

das türkische ý zu e eingedeutscht wurde. So erscheinen z. B. die türkischen Familiennamen

Yýlmaz, Yýldýrým, Yýldýz und Aydýn ebenso (wenn auch vereinzelt)

in den Schreibweisen Yelmaz, Yelderem, Yelderim, Yeldirim, Yeldiz und Ayden

(klickTel 1998).

Bei den Konsonanten bereiten vor allem c (gesprochen dsch), ç (gesprochen



tsch), ð (nach dumpfen Vokalen kaum hörbar, nach hellen Vokalen gesprochen

wie j) und º (gesprochen sch) Probleme. Eindeutschungen nach der türkischen

Aussprache für c, ç, ð, º konnten in türkischen Familienamen nicht nachgewiesen

werden. Dagegen erscheinen im Schriftverkehr für diese Grapheme c, g und



s, die dann von Deutschen als k, g und s gesprochen werden. Das kaum hörbare

ð konnte auch ausfallen (wie z. B. beim Familiennamen Yaðmur, der vereinzelt

auch in der Schreibform Yamur erscheint). Für die türkischen Bürger selbst,

insbesondere für die dann schon in Deutschland geborene, zweite und dritte

Generation der Zuwanderer, sind Anpassungserscheinungen zu beobachten. Im

Umgang mit deutschen Mitbürgern wird der türkische Familienname häufig von

Türken nach ‘deutschen Regeln’ ausgesprochen (zahlreiche Erfahrungen konnten

dazu in der Personennamen-Beratungsstelle der Universität Leipzig gesammelt

werden). Dies gilt besonders für die Aussprache des türkischen c als k: so

wird z. B. Coºkun (türkisch gesprochen Dschoschkun) als Koschkun oder auch

Koskun bzw. Ercan (türkisch Erdschan) als Erkan gesprochen (vgl. den auch

türkischen Familiennamen Erkan).

Gabriele Rodríguez

528


In den meisten Fällen ist man jedoch bestrebt, den Familiennamen in seiner

türkischen Schriftform und Aussprache zu erhalten. Dies zeigen auch zahlreiche

Anträge zur Änderung von Falschschreibungen türkischer Namen (Personennamen-

Beratungsstelle der Universität Leipzig). Unproblematisch sind türkische

Familiennamen, die in ihrer Schreibform mit deutschen Familiennamen zusammenfallen,

wie z. B. Türk, Kurt, Keser oder Bayer.



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